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Schloß, eingerichtet für Schließzylinder
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Der Gegenstand der Erfindung ist ein für Schließzylinder eingerichtetes
Schloß, dessen Eingriffsbereich des Schließbartes in den Schloßriegel (sogenannter
Riegelschluß) so gestaltet ist, daß unabhängig von den Maßen des Schließbartes eine
Verschiebung des Schloßriegels immer ohne Störungen möglich ist.
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Der Schloßriegel ist ein Getriebe-und muß nach den Regeln der Getriebelehre
konstruiert sein. Die den Schloßriegel in seine jeweilige Lage arretierende Zuhaltung
dient als Gesperre und unterliegt ebenfalls kinematischen Regeln. Bisher waren die
Konstruktionsregeln der Schloßriegel aller Schließsysteme so ausgelegt, daß die
Ausschlußlänge einer Riegel tour den Schlüsselhalmdurchmesser oder dessen Äquivalent
definierte und von diesem dann alle anderen Maße abgeleitet wurden, wobei eine Symmetrie
des Riegelschlusses entstand. Für ein einwandfreies Funktionieren war unter anderem
die Schließbartlänge maßgebend, bei insgesamt enger Tolerierung des gesamten Schließsystems.
(Siehe Hans HRON, Schloßkonstruktionen, Wien-Heidelberg 1952, Seiten 13 ff.) Die
Konsequenz ist, daß zu einer bestimmten Schloßriegelkonstruktion ein Schlüssel oder
ein Schließzylinder mit einer bestimmten Schließbartlänge gehört.
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Bei Schlössern, die unmittelbar durch Schlüssel betätigt werden, führt
das zu keinerlei Schwierigkeiten.
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Anders ist die Situation bei für Schließzylinder eingerichteten Schlössern.
Die Schließzylinder der verschiedenen Hersteller haben erhebliche Unterschiede in
den Maßen der Schließbärte, sowohl in der Länge, in der Breite, als auch im Radius
der Angriffsfläche, wobei geringere Breite und größere Radien wie eine Verkürzung
der Länge wirken.
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Zudem spielt hier der Verschleiß (Abrieb) eine wesentlich größere
Rolle als bei Schlössern mit unmittelbarer Schlüsselbetätigung. Da der Schloßhersteller
nicht voraussehen kann, welche Schließzylinder eingesetzt werden, muß er den Riegelschluß
für einen Schließzylinder mit mittleren Maßen auslegen.
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Bei Schließzylindern mit extremen Schließbartmaßen kam es dadurch
oft von Anfang an zu Schließstörungen.
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Bei zunehmendem Verschleiß der Schließbärte kann es zu ärgerlichen
Situationen kommen, beispielsweise, wenn ein Schließbart während des Schließens
aus dem Eingriff mit dem Riegelschluß gerät und der Schloßriegel auf halber Tour
verharrt.
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Ein Schließzylinder ist fest am Schloßgehause befestigt und kann nicht,
wie es bei einem Schlüssel durch das immerhin vorhandene Spiel zwischen Schlüsselhalm
und Schlüsselhalmloch in Schloßboden oder Schloßdecke möglich ist, in seinem Riegeleingriff
korrigiert werden.
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rufgabe der Erfindung ist es, die vorbeschriebenen Mängel durch fertigungstechnisch
einfache und ohne großen Mehraufwand erfordernde Maßnahmen abzustellen. Gelöst wird
die Aufgabenstellung im Prinzip dadurch, daß die Angriffsflächen des Riegelschlusses
dem Schließbart entgegengeführt werden, wobei der durch extrem lange Schließbärte
entstehende Überschluß (das ist die Bewegungslänge des Schloßriegels, die größer
als eine Tour ist) abgefangen werden muß.
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Dies kann einerseits erfolgen durch eine besondere Gestaltung des
Riegelschlusses und das Abfangen des Überschlusses im Riegelführungs-Langloch, andererseits
durch Trennen des Riegelschlusses vom Schloßriegel, wobei der Riegel schluß einem
separatan, auf dem Schloßriegel schwenkbar gelagerten Konstruktionsteil zugeordnet
wird, das bei einem Überschluß ausweichen kann.
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Auf beiliegenden Zeichnungen wird der Erfindungsgegenstand in einigen
Ausführungsbeispielen verdeutlicht.
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Es zeigen: Fig. 1 den Schloßriegelbereich eines Schlosses mit geändertem
Riegelschluß; Fig. 2 den vergrößert dargestellten Schloßriegel nach Fig. 1, mit
Kennzeichnung der Abweichungen gegenüber der bisherigen Konstruktionsweise, mit
einem extrem kurzen Schließbart; Fig. 3 wie Fig. 2, jedoch mit einem extrem langen
Schließbart; Fig. 4 den Schloßriegelbereich eines zweitourigen Schlosses mit separater
Schlußplatte; Fig. 5 den Schloßriegelbereich eines eintourigen Schlosses mit verlängertem
Riegelausschluß, Riegel eingeschlossen; Fig. 6 wie Fig. 5, jedoch Riegel ausgeschlossen.
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In einem Schloßkasten 1, bestehend aus dem Schloßboden 2, der Stulpe
3 und der - nicht dargestellten - Schloßdecke ist ein Schloßriegel 4 horizontal
verschieblich gelagert.
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Geführt wird der Schloßriegel 4 durch seinen, einen Durchbruch 5 in
der Stulpe 3 durchsetzenden Kopf 6 und ein Langloch 7 im Schaft 8, das einen im
Schloßboden 2 befestigten Rundbolzen 9 umfaßt. Als Gesperre dient eine Zuhaltung
10.
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Sie wird geführt durch die Rundbolzen 9 und 11 und greift mit den
Sperrnocken 12 in Rasten 13 an der Oberkante des Schaftes 8 ein, wodurch der Jchloßriegel
4 in seiner jeweiligen Lage arretiert wird. Die Feder 14 drückt die Zuhaltung 10
nach jedem Schließvorgang in die Arretierstellung. An der Unterkante des Schaftes
8 ist der Riegelschluß 15 eingeformt.
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In Fig. 2 sind die Abweichungen gegenüber einem klassischen Riegelschluß
(ausgezogene Linien) zu erkennen.
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Die Flanken des Riegelschlusses 15 werden vergrößert (Bereiche H Die
Bereiche H sind so bemaßt, daß sich am kinematischen Ablauf des Riegeltransportes
beim Gebrauch eines Schließzylinders mit extrem kurzem Schließbart 16 gegenüber
bisherigen Konstruktionen nichts ändert. Bei anderen Schließbärten 16 wird der Schloßriegel
4 zunächst um den Betrag der Längendifferenz D zwischen den Schließbärten 16 und
17 nach oben geschwenkt, bevor der Riegel transport erfolgt.
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Der Drehpunkt P der Schwenkung liegt bei der Berührungsstelle der
Unterkante des Kopfes 6 mit der unteren Kante des Durchbruches 5 in der Stulpe 3.
Das Langloch 7 im Schaft 8 ist so gestaltet, daß der Schloßriegel 4 nach jeder Schwenkung
in seine horizontale Lage zurückgeführt wird und zwar dadurch, daß Ober- und Unterkante
kurvenförmig ausgebildet sind.
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Die Kurven 7 und 7" in Verbindung mit der Weite des Langloches 7 entsprechen
genau der Abfolge des Riegeltransportes.
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In Fig. 2 ist die Situation mit einem extrem kurzen Schließ bart 17,
in Fig. 3 die Situation mit einem extrem langen Schließbart 16 dargestellt.
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Die Fig. 4 zeigt ein zweitourig schließendes Schloß.
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An der Unterkante des Schaftes 8 ist anstatt eines Riegelschlusses
eine Ausnehmung 18 eingeformt. Auf dem Schaft 8 liegt, um einen Rundbolzen 19 leicht
schwenkbar gelagert, die Schlußplatte 20, in deren Langloch 21 ein am Schloßboden
2 befestigter Rechteckdorn 22 - der auch gleichzeitig zur Riegelführung dient -
umfaßt.
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An der Unterkante der Schlußplatte 20 ist der Riegel schluß 23 angebracht.
Infolge der Schwenkbarkeit liegt der Riegelschluß 23 gegenüber einem am Schloßriegel
angebrachten Riegelschluß tiefer, d.h. naher dem angreifenden Schließbart und zwar
soviel, daß auch ein extrem kurzer Schließbart eingreifen kann. Bei längeren Schließbärten
schwenkt die Schlußplatte während des Schließvorganges nach oben, wodurch ein möglicher
Überschuß abgefangen wird. Das Langloch 21 ist in seiner Höhe auf das Schwenken
bei Gebrauch einer maximal langen Schließnase abgestimmt. Das Langloch 23 ist an
Ober-und Unterkante stufenförmig ausgebildet. Die Stufenschultern 24 verhindern
das Durchschleudern des Riegels 4 bei sehr schnellen Drehungen des Schließzylinderschlüssels,
indem sie kurz vor Beendigung einer Schlüsseldrehung gegen die der Stulpe zugekehrten
Fläche des Rechteckdornes 22 anliegen, bevor die Schlußplatte 20 in ihre untere
Lage zurückfällt.
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Eine der bekannten Lösungen für den eintourigen, aber doppelt langen
Ausschluß eines Schloßriegels besteht darin, den Schließbart länger im Eingriff
mit dem Riegel schluß zu halten, um die Transportzeit zu verlängern und damit den
Transportweg zu vergrößern. In Fig. 5 und 6 ist ein derartiges Schloß in Verbindung
mit dem Erfindungsgegenstand dargestellt, Auch hier ist der Riegel schluß 26 vom
Schaft 8 getrennt und einer auf dem Schaft 8 lagernden Schlußplatte 25 zugeordnet.
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Die Schlußplatte 25 schwenkt um den Rundbolzen 27.
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Der Schwenkbereich ist aber wesentlich größer als bei der Schlußplatte
20. An der der Stulpe 3 zugekehrten Seite hat die Schlußplatte 25 zwei hakenförmige
Ansätze 28 und 29, wobei der Ansatz 28 den Rundbolzen 9 bei eingeschlossenem Schloßriegel
4 umfaßt und ein Herunterschwenken der Schlußplatte 25 in den Bereich des Schließzylinderdurchbruches
31 verhindert und der Ansatz 29 bei ausgeschlossenem Schloßriegel 4 in Verbindung
mit dem Dorn 30 den Schwenkbereich nach unten begrenzt (Fig. 6).
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Bei Beginn des Schließvorganges wird der Verbund des Ansatzes 28 mit
dem Rundbolzen 9 aufgehoben. Die Schlußplatte 25 schwenkt, je weiter die Drehung
des Schließbartes fortschreitet, tiefer nach unten und bleibt solange im Eingriff
mit demselben, bis die Drehung vollendet ist.
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Ein Über schluß durch einen extrem langen Schließbart wird dadurch
abgefangen, daß derselbe Uber die Anfasung 33 des Riegelschlusses 26 gleitet und
die Schlußplatte 25 dabei leicht anhebt.
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Der Rücktransport des Schloßriegels 4 in den Schloßkasten 1 hinein
erfolgt über die Kante 34 der Ausnehmung 35 im Schaft 8.
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Bei allen Ausführungsformen ist das Gesperre, d.h. die Zuhaltung 10
in der Schließbartangriffskurve 36 so zu bemaßen, daß auch bei extrem kurzen Schließbärten
die vertikale Verschiebung ausreicht, um die Sperrnocken 12 aus dem Eingriff mit
den Rasten 13 zu bringen.
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Es ist offensichtlich, daß der Gegenstand der Erfindung auch bei gattungsmäßigen
Schlössern mit sogenannten Wechseln - Einrichtungen, die ein Zurückschieben der
Schloßfalle mittels Schlüsseldrehung gestatten - wirksam ist.
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Ebenso ist offensichtlich, daß Schloßriegel 4 und Schließplatten 20.25
aus Metall oder Kunststoffen gefertigt werden können.
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Durch den Gegenstand der Erfindung wird ein Schloß, eingerichtet für
Schließzylinder, vorgestellt, das bei geringem fertigungstechnischen Aufwand höhere
Funktionstüchtigkeit bietet und den Vorteil hat, daß für die unterschiedlichsten
Schließzylinderausführungen nur noch ein Schloßtyp gefertigt und auf Lager gehalten
werden muß.
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Bezugszeichenliste 1 Schloßkasten 2 Schloßboden 3 Stulpe 4 Schloßriegel
5 Durchbruch in der Stulpe für den Kopf des Schloßriegels 6 Kopf des Schloßriegels
7 Langloch im Schaft des Schloßriegels 7', 7" Kurven im Langloch 8 Schaft des Schloßriegels
9 Rundbolzen zur Führung des Schloßriegels und der Zuhaltung 10 Zuhaltung (Gesperre)
11 Rundbolzen zur Führung der Zuhaltung 12 Sperrnocken an der Zuhaltung 13 Rasten
an der Oberkante des Schaftes 14 Feder für die Zuhaltung 15 Riegelschluß am Schaft
16 langer Schließbart 17 extrem kurzer Schließbart 18 Ausnehmung (statt Riegelschluß)
19 Rundbolzen auf dem Schaft 20 Schlußplatte 21 Langloch in Schlußplatte 22 Rechteckdorn
für die Schloßriegel- und Zuhaltungsführung 23 Riegelschluß an Schlußplatte 20 24
Stuenschulten im Langloch 21 25 Schlußplatte 26 Riegelschluß in Schlußplatte 25
27 Rundbolzen auf Schaft für Schlußplatte 25 28 hakenförmiger Ansatz, korrespondierend
mit Rundbolzen 9 29 hakenförmiger Ansatz, korrespondierend mit Dorn 30 30 Dorn für
die Begrenzung der Schwenkbewegung der Schlußplatte 31 Schließzylinderdurchbruch
32 Anfasung des Riegelschlusses 26 33 Kante für den. Rücktransport des Schloßriegels
34 Ausnehmung im Schaft 8 35 Schließbart-Angriffskurve der Zuhaltung D Drehpunkt
der Schloßriegelschwenkung H Bereiche am Riegelschluß, hinzugefügt P Drehpunkt der
Riegelschwenkung