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Gestreckte Ladung. Das Bahnen von Gassen durch feindliche Drahtverhaue
ist mit großen Gefahren verbünden, wenn die .Drähte unter feindlichem. Maschinengewehrfeuer
zerschnitten. werden müssen. Man hat nun Versuche mit gestreckten Ladungen gemacht,
d. h. Sprengstoffe, die in kleineren oder größeren Abständen auf Latten gebunden
waren, wurden in die Draht-'Verliaue eingeschoben, um die Drahtverhaue dann zu sprengen:
Diese Sprengmittel sind jedoch den Witterungseinflüssen unterworfen, so daß- sie
beim Lagern durch Feuchtiglceit verderben und die Gebrauchsfälligkeit verlieren.
Insbesondere sind sie aber beim Vorbringen gegen den Feind bei ungünstiger Witterung
oder Bodennässe gefährdet. Außerdem liegt die Gefahr vor, daß die Pakete beim Durchschieben
durch das Verhau vorzeitig zerstört werden oder hängenbleiben und den Feind aufmerksam
machen. Außerdein ist die Sprengwirkung dieser -offenen Pakete nicht allzu groß.
Die Drähte werden bei: der Explosion lediglich zur Seite gebogen, ohne zu zerreißen,
so da:ß eine. gebrauchsfähige Gasse nicht entsteht.
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Ein Weg, um diese Übelstände zu vermeiden, besteht darin, mit Sprengstoff
gefüllte Röhren zu verwenden. Derartige Röhren sind in verschiedener Form bekanntgeworden,
so z. B. als biegsame, mit Sprengstoff gefüllte Rohre oder Schläuche. Diese Rohre
sind jedoch zum Einschrieben in die Hindernisse ungeeignet, da sie Längssteifigkeit
besitzen. Andererseits .sind auch Rohre bekanntgeworden, die als Sprengpatronen
für Unterwassersprengungen Verwendung finden sollen. Bei diesen Rohren wie auch
bei. den üblichen Forinen der Röhren, die zur. Verfügung stehen, müssen nun, um
größere Längen der gestreckten Ladung zu erreichen, die einzelnen Rohrabschnitte
durch Muffen oder 'Flansche miteinander verbunden werden. Die Rohr., lassen sich
aber dann nicht geräuschlos durch das Verhau einschieben, bleiben unter Umständen
an den -.Muffen hängen oder werden an ihrem vorderen Ende von Hindernissen fest=
gehalten.
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Diese Übelstände können nun gemäß einer Erfindung von Tobias Baeuerle
dadurch vermieden werden, daß die Sprengkörper mit gestreckter Ladung aus mit Sprengstoff
gefüllten Rohrelementen- glatt, ohne vorspringende Ränder, Flansche usw., zusammengesetzt
werden. Ferner wird das Ende des vordersten Elementes eiförmig gerundet.
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Ein Ausführungsbeispiel gemäß der Ei-fiindunb wird durch die Zeichnung:
veranschaulicht. Der @Pfei.l bedeutet die Richtung nach dem Feinde hin. Mit a sind
die einzelnen mit Sprengstoff b gefüllten Rohrelemente bezeichnet. In das hintere
Ende jedes Rohrelementes wird eine Hülse c eingeschoben, die ebenfalls mixt Sprengstoff
gefüllt ist und in der sich vorzugsweise ebenfalls am hinteren Ende eine Sprengkapsel
d befindet. Diese Sprengkapsel wird beispielsweise kurz vor- Austritt des Stoßtrupps
aus dem eigenen Graben eingesetzt, so daß die Anfertigung, der Translrort und die
Lagerung dieser Röhrenladungen bis zu diesem Zeitpunkt völlig gefahrlos ist. Der
Kopf c des vordersten Rohrelementes ist eiföriiiig gerundet. Es wird zunächst von
dem
Stoßtrupp das vorderste Rohrelenieiit gelegt und allmählich durch Aufschieben weiterer
Rohrelemente auf die Hülse c das Rohr verlängert und vorgeschoben. Dieses Aneinandersetzen
der Rolirelem.ente erfolgt ohne schwierige ldontierungsarbeiten und , Geräusch.
Die Arbeit kann ohne Anstrengung vom Stoßtrupp völlig im Liegen und bei Nacht ausgeführt
werden, ohne daß er dabei der feindlichen Gegenwirkung ein Ziel bietet.
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Das Aufeinanderschieben der Rohrelemente erfolgt in außerordentlich
kurzer Zeit. Die Sprengmassen sind beim Transport völlig gesichert, eine vorzeitige
Detonation, die die Bedienungsmanhschaft gefährdet, kann nicht erfolgen, weil der
Abreißzünder erst auf das letzte Rohrelement aufgebracht wird. Andererseits unterstützen
die auseinanderfliegenden Rohrteile die Sprengwirkung, so daß dile Pfähle und Drähte
vollständig zerstört ,,erden und eine breite, saubere Gasse gebildet wird.
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Ist der Sprengkörper finit gestr echter Ladung so weit verlängert,
als es der Tiefe der zu- bahnenden Gasse entspricht, so wird ein Zeit- oder Fernzünder
eingesetzt. Als solcher Zünder kann beispielsweise der normale Stiel einer. Stielhandgranate
verwendet werden. Andererseits können aber auch Zeit-oder Fernzündeinrichtungen
angebracht werden, wenn es sich beispielsweise darum bandelt, mehrere Gassen gleichzeitig
zu sprengen, indem mehrere parallel in gewisser Entfernung voneinander ausgelegte
ElementenreiIlen gleichzeitig detoniert werden.
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Um die' Sprengkörper möglichst einauffällig zu machen und vorzuschieben,
werden sie zweckmäßig mit einem glatten Anstrich versehen, beispielsweise emailliert
und in Geländefarbe gehalten. Die Länge der einzelnen Rohrelemente wird zweckmäßig
etwa in Mannslänge beniess.en, so daß jeder Mann des Stoßtrupps ein Element vorträgt.
Hierdurch sind sie leicht zu handhaben und können für dife verschiedenartigsten
Zwecke verwendet ,erden, beispielsweise einzeln, indem ein Abreißzünder aufgesteckt
wird zur Zerstörung feindlicher Grabenstücke, Unterstände, Blockhäuser oder zur
Aufräumung von Hinflern,isseri firn Graben, Barrikaden usw. Diese gestretkte L adung
kann sogar in uninittel-1>arer;Nähe des feindlichen Grabens bei Tage verwehdet werden,
da sie völlig unauffällig "bis zuin feindlichen Graben vorgeschoben und bedient
werden kann. Dies ist besonders deshalb wertvoll, weil das eigene Drahtverhau auf
andere 'Weise infolge der unmittelbaren Nähe des Feindes nicht zerstört werden kann,
ohne die Aufmerksamkeit des Feindes zu erregen, und andererseits das feindliche
Drahtverhau nicht ohne Gefährdung der eigenen Mannschaft mit Artillerie- oder Minenfeuer
1xlegt werden kann.