-
Verfahren zur Herstellung von kelchartigen Glasgegenständen
-
und Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Herstellung von kelchartigen Glasgegenständen, bei welchem ein
aus dem Speiser eines Glasschmelzofens abgegebener Glasposten auf einen Preßstempel
aufgelegt und zwischen diesem und einer Vorform zur Glaspastille gepreßt wird und
dann die Pastille nach dem Ablösen von der Vorform und Auflegen auf einen ringförmigen
Körper durch Schwerkrafteinfluß mindestens in ihrem mittleren Teil kelchförmig.absinkt
und darauf in einer Form zur endgültigen Formgebung ausgeformt wird sowie eine Vorrichtung
zur Durchführung dieses Verfahrens.
-
Verfahren zur Herstellung von Stielgläsern,die auf sogenannten Blasmaschinen
durchgeführt werden, haben sich bestens bewährt. Es entstehen hochwertige Gläser
mit Qualitäten, die denen mundgeblasener Gläser ebenbürtig oder überlegen sind.
-
Nachteilig ist bei dem bekannten Verfahren allerdings, daß nur -Gläser
hergestellt werden können, deren Kelche eine glt;Leäußere und innere Oberfläche
aufweisen. Etwaiges Dekor muB also aufwendig später durch'Schleifen iind/oder Atzen
aufgebracht werden. Dadurch werden die mit
Dekor versehenen Gläser
selbstverständlich erheblich verteuert.
-
Bei den bekannten Blasmaschinen ist weiterhin nachteilig, daß diese
nur für die Herstellung von Kelch-oder Bechergläsern in rotierenden Formen geeignet
sind und daß andere, kelchartige Glasgegenstände in Pressen hergestellt werden müssen.
Bei diesen Glasgegenständen handelt es sich z.B. um Aschenbecher, Tassen, Teller
und dergleichen. Nachteilig ist es also nicht möglich, das eingangs genannte Verfahren
an bekannten Blasmaschinen auch zur Herstellung von beliebigen, kelchartigen Glasgegenständen
zu verwenden.
-
Es ist demgegenüber Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung
von Stielgläsern und anderer kelchartiger Glasartikel sowie eine Vorrichtung zur
Durchführung dieses Verfahrens zu schaffen, bei welchen Glasartikel hergestellt
werden können, deren äußere Oberfläche gleichmäßig mit erhabenen Linien und/oder
Flächen versehen sein kann, so aa£ sie ein ästhetisch besonders ansprechendes Äußeres
besitzen Bei entsprechender Verteilung der erhabenen Stellen oder Linien kann dabei
sogar der Eindruck optischen Glases entstehen. Es soll dabei sogar möglich sein,
die erhabenen Linien nach Art eines Netzes oder spiralig anzuordnen, wobei weiterhin
das Verfahren zur Herstellung der Stielgläser und der anderen Glasartikel vollautomatisch
auf einer entsprechend arbeitenden Vorrichtung oder Maschine
durchgeführt
werden soll.
-
Es ist also kurz gesagt Aufgabe der Erfindung, Glasartikel mit ansprechendem
Dekor besonders günstig vollautomatisch herzustellen.
-
Die erfindungsgemäße Vorrichtung soll darüber hinaus relativ einfach
aufgebaut sein, störungsunanfällig arbeiten und ein Auswechseln der gewünschten
Dekore bzw.
-
Ausgestaltung der Oberflächen der Glasartikel soll einfach und schnell
möglich sein.
-
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei dem eingangs genannten Verfahren
derart gelöst, daß die Glaspastille durch den Preßstempel auf ihrer Unterseite eine
Strukturierung erhält, die während der Ausformung zur endgültigen Formgebung in
der Form gegebenenfalls verändert, aber nicht vollständig geglättet wird.
-
Vorteilhaft, um besonders hochwertige Gläser herstellen zu können,
wird Glas mit einem hohen Bleigehalt verarbeitet, wenn nicht wirtschaftlich Kalk-Natron-Glas
benutzt wird.
-
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird bei der eingangs genannten Vorrichtung
derart gelöst, daß die Oberfläche des Preßstempels in einer regelmäßigen Anordnung
Vertiefungen aufweist.
-
Eine alternative Lösung kann darin bestehen, daß die Oberfläche des
Preßstempels in einem regelmäßigen Muster auch Erhöhungen aufweist.
-
Um ein "optisches" Glas zu erzeugen, können die Vertiefungen vorteilhaft
derart angeordnet sein, daß sie vom Preßstempel-Mittelpunkt aus, auf den der Glasposten
aufgelegt wird, strahlenförmig angeordnet sind.
-
Die Mitte des Preßstempels weist dabei vorteilhaft ein glattes Feld
auf.
-
Um z.B. ein netzartiges Dekor auf die äußere Oberfläche des Kelches
aufzubringen, können die Vertiefungen vorteilhaft spindelförmig sein und ihre Spitze
kann in der Preßstempel-Mitte zusammenlaufen. Zur Unterstützung des durch die strahlenförmige
Anordnung der länglichen Vertiefungen gegebenen Effektes können weiterhin diese
Vertiefungen kugel-kalotten-förmige Teile aufweisen.
-
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
und der erfindungsgemäßen Vorrichtung gehen aus den vorstehend nicht gesondert genannten
Patentansprüchen hervor.
-
Für den Fachmann absolut überraschend ist es erfindungsgemäß erstmalig
möglich, sonst nur in sehr aufwendiger Handarbeit durch äußerst geschultes und sorgfältig
arbeitendes
Personal herzustellende Gläser vollautomatisch und
machinell zu erzeugen. Es kann also von einer idealen Lösung der anstehenden Probleme
gesprochen werden.
-
Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren anhand von Zeichnungen
näher erläutert. Es zeigen: Figur 1 schematisch die erfindungsgemäße Herstellung
einer Glaspastille, Figur 2 die Ausbildung des mit einem Oberflächendekor versehenen
Kelches eines Stielglases, Figur 3 die Aufsicht auf einen Preßstempel gemäß der
Erfindung, Figur 4 die Aufsicht eines weiteren Preßstempels gemäß der Erfindung,
wobei die Vertiefungen spindelförmig sind und eine Rosette bilden, Figur 5 eine
Flachpastille für die Ausbildung von kelchartigen Glasgegenständen, Figur 6 die
Aufsicht eines Preßstempels zur Erzeugung einer Flachpastille gemäß Fig. 5 und Figur
7 die Ausbildung eines Glasgegenstandes in einer nicht rotierenden Form unter Schwerkrafteinfluß.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren erzeugt gemäß den Figuren zum einen
Kelche von Stielgläsern, bei denen nicht etwa die Erhebungen innen sind, sondern
bei denen die Erhebungen außen vorliegen, ohne daß die Gläser in Handarbeit mit
Netz formen hergestellt werden müßten und zum anderen ähnlich ausgebildete Glasgegenstände.
-
Im einzelnen arbeitet das erfindungsgemäße Verfahren für die Herstellung
von Stielgläsern wie folgt: Der aus einem Speiser eines Glasschmelzofens austretende
Glasstrang wird mittels einer Schere 4 in einzelne Glasposten oder -tropfen geschnitten.
Über eine Leitrinne 5 rutschen die genau temperierten Glasposten dann auf einen
Preßstempel 1, welcher eine Anzahl von regelmäßigen Vertiefungen und/oder Erhöhungen
aufweist.
-
Auf den Preßstempel 1 mit den darauf liegenden Glasposten wird eine
Vorform 6 aufgesetzt, wobei zwischen dem Preßstempel 1 und der Vorform 6 jetzt eine
Glaspastille 7 mit einer genau vorgeschriebenen, empirisch ermittelten Form au9
gebildet wird. Die Vorform 6 saugt über Vakuumbohrungen die Glaspastille 7 an und
übergibt diese an einen Arbeitstisch 8 an welchem eine größere Anzahl von Bearbeitungsstationen
von handen sind, die sich in regelmäßigen Zeitabständen zu der Stelle des Übergangs
der Pastillen bewegen.
-
Die.Pastillen 7 werden mit ihren Rändern auf einen Arbeits
ring
9 aufgelegt und sinken unter Schwerkrafteinfluß ab, wobei sie eine kelchähnliche
Form annehmen und abkühlen.
-
Der rotierende Arbeitsring wird von oben von einem gleichfalls rotierenden
Blaskopf ausgefüllt und nach Schließen einer nicht rotierenden Blasform 10 wird
Luft in den Innenraum der kelchähnlichen Zwischenform eingeblasen und der Kelch
13 ausgebildet. Von unten wird auf einer rotierenden Halterung 11 der Stiel 12 mit
exakt der gleichen Drehzahl wie der Arbeitsring 9 gedreht und das Material des Kelches
13 legt sich durch den Innendruck an den Kopf des Stiels 12 an und verbindet sich
mit diesem, ohne daß eine erneute Anwärmung des Materials sowohl des Stiels als
auch des Kelches 13 erforderlich wäre.
-
Es ist für den Fachmann absolut überraschend, daß die durch die Vertiefungen
2 auf den Preßstempel 1 ausgebildete Strukturierung der Glasmasse während des Aufblasens
des Kelches in - wenn auch veränderter - Form erhalten bleibt, wenn doch die Glasmasse
noch so weit flüssig ist, daß die Verbindung zwischen dem Kopf des Stieles 12 und
dem Kelch noch ohne weiteres möglich ist.
-
Dabei muß berücksichtigt werden, daß die Form 10 nicht mitdreht und
also eine Relativbewegung zwischen dem
drehenden Kelch bzw. dessen
Zwischenform und der Blasform 10 auftritt.
-
Je nach Anordnung der Vertiefungen auf dem Preßstempel kann die Struktur
des Dekors ein erhabenes Netz sein, es können aber auch spiralig gedrehte Linien,
gerade Linien und dergleichen auftreten. Die für das gewünschte Dekor dabei notwendige
Verteilung, Tiefe und Art der Vertiefungen ist empirisch zu ermitteln. Verwendet
werden kann erfindungsgemäß Glas mit hohem Bleigehalt, welcher bei mehr als 20 %,
z. B. 24 % liegt oder aber auch übliches Glas, z.B. Kalk-Natron-Glas.
-
Gemäß Figur 3 können die zur Erzeugung des Dekors verwendeten Vertiefungen
auf dem Preßstempel 1 strahlenförmig um den Mittelbereich angeordnet sein, auf welchen
der Glasposten 3 aufgelegt wird. Die Strahlen lassen den Mittelbereich aus und verbreitern
sich nach außen.
-
Gemäß Figur 4 können die Vertiefungen aus spindelförmigen Linien bestehen,
welche sich in der Mitte des Preßstempels treffen, zwischen den spindelförmig angeordneten
Linien können aber auch die Vertiefungen in ganzer Breite -vorhanden sein. Wenn
die Vertiefungen die spindelförmige Linienform aufsweisen,-entsteht dann die in
Figur 2 mit 15 angedeutete Netzform des erhabenen Dekors.
-
Gemäß Figur 5 kann die zwischen dem Preßstempel 1 und der Vorform
6 gepreßte Pastille 3 auch eine sehr flache Form mit an ihrer Unterseite angeordneten
Erhöhungen und Vertiefungen aufweisen. Der Preßstempel 1 weist dabei z.B.
-
eine Form gemäß Figur 5 auf, die schon die gewünschte Oberflächenstruktur
oder -formgebung des zu erzeugenden kelchartigen Glasgegenstandes erkennen läßt.
Die Glaspastille 3 wird dann in der vorstehend beschriebenen Weise von der Vorform
6 angesaugt und zu einer Bearbeitungsstation überführt, in welcher sie oberhalb
einer nicht rotierenden Form 16 abgelegt wird. Das Glas der Pastille 3 weist dabei
noch eine so hohe Temperatur auf, daß es genügend plastisch ist, um sich allein
unter Schwerkrafteinfluß unter Beibehaltung einer gewissen Strukturierung an die
Oberfläche einer Form 16 anzulegen, auf deren Rand der Rand der Pastille abgelegt
wurde. Statt des Arbeitsringes 9 dient also als Unterstützung der Rand einer Form
16 und kelchartige Glasgegenstände wie z.B. Aschenbecher, Tassen, Teller und dergleichen
können so innerhalb der feststehenden Form 16 ohne eine zusätzliche Pressung ausgebildet
werden.
-
Dabei ist die Verwendung der vorstehend beschriebenen Blasmaschinen
möglich, wenn die Form 16 ihrerseits mit ihrem Außenrand auf die Arbeitsringe 9
der Blasmaschinen aufgelegt werden.
-
Beim Pressen der Glaspastillen 3 zwischen dem Preßstempel 1 und der
Vorform 6 wird ersichtlicherweise insbesondere der Umfang der Pastille stärker abgekühlt,
als der innere
Bereich. Gleiches gilt für den Überführungsvorgang
zu den endgültigen Bearbeitungsstationen und es wird so sichergestellt, daß zum
einen der Rand der herzustellenden Glasartikel bereits genügend steif ist, um auf
dem Formenrand aufzuliegen, andererseits aber die Temperatur im inneren Bereich
noch so hoch ist, daß sich die beschriebene Ausbildung unter Schwerkrafteinfluß
allein und unter Beibehaltung oder nur gewünschter Abänderung der von dem treßstempel
gegebenen Struktur einstellt.
-
Wie ausgeführt, können also Blasmaschinen verwendet werden, wie sie
sonst zur Herstellung von Kelch- oder Bechergläsern verwendet werden, ohne daß besondere
zusätzliche Preßwerkzeuge notwendig sind. Besonders vorteilhaft ist dabei, daß die
verwendeten Formen 16 aus relativ wirtschaftlich zu beschaffendem Material bestehen
können und daß der Verschleiß der verwendeten Formen gering ist, da eine Belastung
durch zusätzliche Preßstempel nicht mehr auftritt.
-
Es ist für den Fachmann weiterhin überraschend, daß die zu verwendenden
flachen Glaspastillen in herkömmlicher Weise durch Vakuum von Vorformen gehalten
werden können, um die Übergabe von oben zu den Bearbeitungsstationen zu ermöglichen
und daß die durch den Preßstempel 1 erzeugt Konturen der Pastillentbei der Ausformung
der kelchartigen Glasgegenstände in ausreichender Form erhalten bleiben, so daß
die verwendeten Formen 16 nur gering oder gar nicht
hinsichtlich
der Strukturen oder Oberflächenkonturen bearbeitet zu werden brauchen. Dadurch wird
nicht nur die Herstellung, sondern auch die periodisch erforderliche Reinigung erleichtert
und es wird der Verschleiß verringert. Wenn es wünschenswert ist, kann die Strukturierung
und Formgebung der Oberfläche aber noch durch eine entsprechende Ausbildung der
Formen verstärkt und verbessert werden. Generell kann aber gesagt werden - da der
Verschließ an den Preßstempeln 1 zur Herstellung der Pastillen sehr gering ist -
daß die durch geschultes Fachpersonal erforderliche Herstellung der Endformen entfallen
kann oder erleichtert wird. Es kann also, auch insbesondere durch die verbesserte
Strukturierung der Oberfläche von Stielgläsern, von einer idealen Lösung der anstehenden
Probleme gesprochen werden.