DE3235093C2 - - Google Patents
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Description
Zur Behandlung der Parkinson-Krankheit wird üblicherweise
L-DOPA, d. h. L-3,4-Dihydroxyphenylalanin, verabreicht. Es
wird angenommen, daß L-DOPA im Gehirn zu Dopamin umgesetzt
wird und dadurch der Dopaminmangel im Gehirn beseitigt wird.
In letzter Zeit wurde festgestellt, daß bei Verwendung von
L-DOPA zusammen mit einem Decarboxylase-Inhibitor, der auf
das periphere System wirkt, der Einfluß von L-DOPA auf das
Zentralnervensystem verstärkt und dadurch die therapeutische
Wirkung von L-DOPA erhöht wird.
Erfindungsgemäß wurde festgestellt, daß das DL- oder L-Isomen von
Threo-3,4-dihydroxyphenylserin (nachstehend kurz "threo-
DOPS") oder dessen Salze mit dem Decarboxylase-Inhibitor Carbidopa oder Benserazid in einem bestimmten Molverhältnis bei der
Behandlung der Parkinson-Krankheit besonders wirksam ist. Die Erfindung
betrifft somit den im Patentanspruch gekennzeichneten Gegenstand.
Bei "DOPS" handelt es sich um eine Hydroxyaminosäure der Formel
oder um ein Salz davon.
Es wurde festgestellt, daß die erfindungsgemäß verwendeten Mittel
gegenüber einigen Syndromen der Parkinson-Krankheit eine
mäßige Wirkung zeigen, beispielsweise bei Muskelverhärtungen
(Muskelstarre, d. h. unwillkürliche Versteifung von Muskeln)
und Tremor im Ruhezustand (Schüttelbewegungen der Extremitäten,
insbesondere der Arme mit 4 bis 6 Hz). Von besonderer
Bedeutung ist, daß die erfindungsgemäß verwendeten Mittel von
besonderer und häufig von dramatischer Wirkung bei Symptomen
des "freezing-Phänomens" sind. Das "freezing-Phänomen" bedeutet,
daß eine Person nicht gehen kann und häufig stürzt,
da die Füße "kauern" als ob sie gefroren wären und am Boden
hafteten. Hierzu gehören auch die Erscheinungen, daß auch
Hände und Lippen sich in Kauerstellung befinden, was zu
Schwierigkeiten beim Schreiben und Sprechen führt. Diese
Erscheinungen konnten mit herkömmlichen Antiparkinsonmitteln,
einschließlich L-DOPA, nicht beeinflußt werden.
Das "freezing-Phänomen" tritt mit fortschreitender Parkinson-
Krankheit auf und wird im allgemeinen bei alten Parkinson-
Patienten mit einer Krankengeschichte von mehr als 5 oder
10 Jahren festgestellt. Diese Patienten haben beträchtliche
Schwierigkeiten beim Gehen, insbesondere beim Losgehen, und
stürzen aufgrund dieses Phänomens mehrmals täglich. Dies erschwert
das tägliche Leben und führt zur Bettlägrigkeit der
Patienten.
Die erfindungsgemäß verwendeten Mittel eignen sich insbesondere zur
Behandlung des "freezing-Phänomens" bei der Parkinson-Krankheit,
das, wie bereits erwähnt, mit herkömmlichen Mitteln
nicht gebessert werden konnte.
Es wurde erfindungsgemäß festgestellt, daß bei den vorerwähnten
alten Parkinson-Patienten das Katecholamin-Stoffwechselsystem
im Hirn nicht nur eine Verringerung des Dopamingehalts,
sondern auch eine Verringerung des Norepinephringehalts
zeigt und daß ferner ein Enzym zur Biosynthese von
Norepinephrin aus Dopamin, d. h. die Dopamin-β-hydroxylase
(nachstehend kurz DBH), eine verringerte Aktivität zeigt.
Aufgrund des vorstehend erwähnten Befundes, daß die erfindungsgemäß
verwendeten Mittel beim "freezing-Phänomen" bei alten
Parkinson-Patienten wirksam ist, wird angenommen, daß dieses
Phänomen auf die Senkung des Norepinephringehalts im
Hirn und auf die Verringerung der DBH-Aktivität zurückzuführen
ist. Bisher wurde über einen Zusammenhang zwischen
dem "freezing-Phänomen" einerseits und der Verringerung des
Norepinephringehalts im Hirn und der Senkung der DBH-Aktivität
andererseits nicht berichtet. Es gab auch keine Vorstellungen
über eine Behandlung dieses Phänomens durch Kompensation
des Norepinephrinmangels.
Es wurde vor längerer Zeit nachgewiesen, daß DOPS, eine
chemisch synthetisierte Aminosäure, in vivo und in vitro durch
eine Decarboxylase für aromatische L-Aminosäuren unter Bildung
von Norepinephrin decarboxyliert werden kann.
Kürzlich wurden 4 Stereoisomere von DOPS abgetrennt und gereinigt
sowie deren enzymatische Decarboxylierung nachgewiesen;
vgl. Bartholini u. Mitarb., J. Pharmacol. Exp. Ther.,
Bd. 193 (1975), S. 523, und Tanaka u. Mitarb., Folia Pharmacol.
Japan, Bd. 72 (1976), S. 891 bis 898. Dabei wurde nachgewiesen,
daß die L-Isomeren (sowohl die Threo- als auch Erythroisomeren)
decarboxyliert werden können, während die D-Isomeren
(sowohl die Threo- als auch Erythroisomeren) nicht decarboxylierbar
sind. Ferner wurde nachgewiesen, daß es sich
bei aus L-threo-DOPS gebildetem Norepinephrin um natürliches
l-Norepinephrin handelt, während aus L-erythro-DOPS gebildetes
Norepinephrin nicht natürlich ist. Dies weist darauf
hin, daß L-threo-DOPS ein wirksamer Vorläufer von l-Norepinephrin
ist.
Demzufolge wird angenommen, daß die Wirkung von threo-DOPS
auf die Parkinson-Krankheit, insbesondere auf das "freezing-
Phänomen" auf die Kompensation des Norepinephringehalts im
Gehirn zurückzuführen ist, wobei das Norepinephrin aus L-threo-
DOPS gebildet wird.
Der Therapieerfolg der Parkinson-Krankheit durch Behandlung
mit DOPA als Dopamin-Vorläufer ist zweifellos auf die Eigenschaften
von L-DOPA zurückzuführen, d. h. auf die Fähigkeit,
die Blut-Hirn-Schranke zu durchdringen und in das zerebrale
Parenchym zu gelangen, wo die Decarboxylierung durch die
Decarboxylase für aromatische L-Aminosäuren unter Bildung
von Dopamin erfolgt, wodurch der Dopaminmangel bei der Parkinson-
Krankheit ausgeglichen wird. Ferner wird entsprechend
einer seit kurzer Zeit eingeführten Therapie durch kombinierte
Verabreichung von DOPA und einem Decarboxylase-Inhibitor
durch die Einwirkung des Decarboxylase-Inhibitors die Decarboxylierung
von DOPA in extrazerebralen Geweben gehemmt, und
DOPA kann in größeren Mengen in das Hirn gelangen, was zu
einer Erhöhung des Dopamingehalts im Hirn führt.
Unter Berücksichtigung des vorstehenden Mechanismus der DOPA-
Therapie als Therapie mit einem Dopamin-Vorläufer soll die
Behandlung des Zentralnervensystems mit threo-DOPS als Norepinephrin-
Vorläufer unter den gleichen Bedingungen wie im
Fall von DOPA erfolgen. Dies bedeutet, daß DOPS unter Durchdringen
der Blut-Hirn-Schranke in das zerebrale Parenchym
gelangen soll und dort ein günstiges Substrat für die Decarboxylase
für aromatische L-Aminosäuren werden soll. Da DOPS
im Gegensatz zu DOPA eine nicht-physiologische Aminosäure
ist, ist es nicht klar, ob DOPS die gleichen Eigenschaften
wie DOPA hat.
Bisher wurde angenommen, daß threo-DOPS die vorgenannten Bedingungen
nicht erfüllt und nicht zur Therapie des Zentralnervensystems
als Norepinephrin-Vorläufer verwendet werden
kann. Beispielsweise wurde berichtet, daß die Geschwindigkeit
der Decarboxylierung von DL-threo-DOPS ¹/₁₀ der Decarboxylierungsgeschwindigkeit
von DL-erythro-DOPS beträgt;
vgl. Porter u. Mitarb., Life Sci. Part I, Physiol. Pharmacol.,
Bd. 11 (1972), S. 787. Ferner wurde bei Versuchen an Ratten
festgestellt, daß die Anreicherung von Norepinephrin im
Hirn nach intraperitonealer Verabfolgung von L-threo-DOPS
vernachlässigbar gering ist, während sie nach Injektion von
L-threo-DOPS in die Gehirnkammer beträchtlich ist, was darauf
hinweist, daß L-threo-DOPS die Blut-Hirn-Schranke nur
schlecht durchdringt; vgl. Bartholini u. Mitarb., J. Pharmacol.
Exp. Ther., Bd. 193 (1975), S. 523. Schließlich wurde
bei Rattenversuchen festgestellt, daß eine Kombination eines
Decarboxylase-Inhibitors mit L-threo-DOPS zwar die DOPS-induzierte
Erhöhung des Norepinephringehalts im Herz beseitigt,
aber nicht den DOPS-induzierten Anstieg von Norepinephrin
im Hirn verstärkt; vgl. Bartholini u. Mitarb., Biochemical
Pharmacology, Bd. 20 (1971), S. 1243.
Negative Ergebnisse wurden auch in klinischen Untersuchungen
unter Verwendung von threo-DOPS erhalten. Es wurde berichtet,
daß eine intravenöse Injektion von 300 mg DL-threo-DOPS bei
einem Parkinson-Patienten unwirksam war; vgl. W. Birkmayer
und O. Hornykiewicz, Arch. Psychiatr. Nervenkr., Bd. 203
(1962), S. 560. Ferner erwies sich eine intravenöse Injektion
von 200 mg DL-threo-DOPS bei 6 Narkolepsiepatienten als unwirksam;
vgl. L. M. Gunne und H. F. Lidwall, Scandinav. J. Clin.
and Lab. Investigation, Bd. 18 (1966), S. 425.
Aufgrund der vorstehend wiedergegebenen Untersuchungsergebnisse
wurde allgemein angenommen, daß keine Möglichkeit besteht,
threo-DOPS als Norepinephrin-Vorläufer bei der Therapie der
Parkinson-Krankheit einzusetzen. Diese Auffassung wird auch
von B. H. Carroll bestätigt; vgl. Clinical Pharmacology and
Therapeutics, Bd. 12 (5), (1971), S. 743.
Wie vorstehend erwähnt, wurde der mögliche Einsatz von threo-
DOPS als das Zentralnervensystem beeinflussendes Mittel negativ
beurteilt, während kürzlich auf die Einsatzmöglichkeit
von threo-DOPS als Mittel zur Behandlung von peripherer orthostatischer
Hypotension in einer klinischen Untersuchung hingewiesen
wurde; vgl. T. Suzuki, A. Hayashi u. Mitarb. in US-PS
43 30 558.
Es ist festzuhalten, daß die Einsatzmöglichkeit von erythro-
DOPS als Antihypertensivum im Gegensatz zu threo-DOPS
unter Vorlage von biologischen Daten von H. Balthasar u. Mitarb.
beschrieben wurde; vgl. US-PS 39 20 728.
Dies deutet darauf hin, daß threo-DOPS und erythro-DOPS
einander entgegengesetzte pharmakologische Wirkungen aufweisen,
d. h. eine hypertensive bzw. eine hypotensive.
Vor diesem Hintergrund ist der erfindungsgemäße Befund überraschend,
daß durch Kombination von threo-DOPS und dem
Decarboxylase-Inhibitor Carbidopa oder Benserazid die Parkinson-Krankheit
und insbesondere das "freezing-Phänomen", das gelegentlich
bei alten Parkinson-Patienten auftritt, wirksam behandelt
werden kann.
Nachstehend wird die Erfindung anhand der Zeichnungen näher
erläutert.
Fig. 1 zeigt die Veränderung der Reaktion in Abhängigkeit von
der Zeit bei kombinierter Verabreichung von DL-threo-DOPS
und "Carbidopa" (Meßpunkte sind die geschwärzten Quadrate).
Auf der Abszisse ist die Zeit in Stunden nach der Verabreichung
und die Durchgangszeit in Millisekunden dargestellt. Die
geschwärzten Quadrate geben die Durchgangszeit nach Einnahme
von DL-threo-DOPS und die leeren Quadrate auf der rechten
Seite die Durchgangszeit 2 Stunden nach der Verabreichung
von L-Dopa, Benserazid-hypochlorid und Trihexyphenidylhydrochlorid
an.
Die Fig. 2, 3 und 4 zeigen jeweils Oberflächenelektromyogramme
nach Verabreichung von DL-threo-DOPS und "Carbidopa" im
Vergleich zu den entsprechenden Elektromyogrammen vor Verabreichung
der Arzneistoffe. Die Daten von Fig. 2 beziehen sich
auf den Tremor des rechten Oberarms in statischem Zustand.
Die Daten von Fig. 3 beziehen sich auf tonische Streckreflexe
des Streckmuskels des rechten Unterarms. Die Daten von
Fig. 4 zeigen eine Verbesserung der Geschicklichkeit bei
einem Versuch einer Beuge- und Streckbewegung des rechten
Handgelenks. In diesen Figuren stellt A ein Elektromyogramm
des Bizepsmuskels des rechten Oberarms, B ein Elektromyogramm
des Trizepsmuskels des rechten Oberarms, C ein Elektromyogramm
des Beugemuskels des Unterarms und D ein Elektromyogramm
des Streckmuskels des Unterarms dar. Alle diese Werte
beziehen sich auf die Zeit vor der Verabreichung der Arzneimittel.
a, b, c und d zeigen die entsprechenden Elektromyogramme
nach Verabreichung der Arzneimittel. E in Fig. 3
bedeutet die Periode der passiven Streckung.
Threo-DOPS, das DL-threo-DOPS und L-threo-DOPS umfaßt,
ist bekannt und kann nach bekannten Verfahren
hergestellt werden; vgl. beispielsweise
JA-OS 19 931/1979 und 29 551/1981. Threo-DOPS kann in
Form der freien Base oder in Form eines Salzes mit einer
Säure eingesetzt werden. Beispiele für geeignete Salze sind
Salze mit anorganischen Säuren, wie Salzsäure, Bromwasserstoffsäure
und Schwefelsäure, und organische Säuren, wie
Fumarsäure, Citronensäure, Weinsäure und Bernsteinsäure.
Als zusammen mit threo-DOPS einzusetzender Decarboxylase-
Inhibitor werden
"Carbidopa" (S-α-Hydrazino-
3,4-dihydroxy-α-methylbenzolpropansäure-monohydrat) und "Benserazid"
(DL-Serin-2-[2,3,4-trihydroxyphenyl-methyl]-hydrazid)
oder dessen Hydrochlorid verwendet.
Einer oder beide dieser
Decarboxylase-Inhibitoren können mit threo-DOPS kombiniert
werden.
Threo-DOPS und der Decarboxylase-Inhibitor werden dem Patienten
oral oder parenteral verabreicht und im allgemeinen in Form
einer pharmakologischen Zubereitung verwendet, die die Bestandteile
in wirksamen und nicht-toxischen Mengen sowie in
der pharmakologischen Praxis übliche Träger, die sich zur
oralen und parenteralen Anwendung eignen und mit den Wirkstoffen
nicht reagieren, enthalten. Beispiele für Darreichungsformen
sind Tabletten, Kapseln, Granulate, feine Granulate,
Pulver, Sirups, Suspensionen, Emulsionen, Suppositorien und
Injektionsflüssigkeiten. Diese Arzneipräparate werden nach
herkömmlichen Verfahren unter Verwendung herkömmlicher Trägerstoffe,
Verdünnungsmittel, Bindemittel, Stabilisatoren und
dergleichen hergestellt. Präparate für Injektionszwecke können
hergestellt werden, indem man die Wirkstoffe in gereinigtem,
für Injektionszwecke geeignetem Wasser löst, wobei das Wasser
gegebenenfalls andere Zusatzstoffe, wie isotone Mittel, z. B.
Glucose oder Kochsalz, puffernde Substanzen, Lösungsvermittler,
Mittel zur Einstellung des pH-Werts und Konservierungsmittel,
enthalten kann.
Die Dosierung von threo-DOPS kann je nach Verabfolgungsweg,
Alter und Gewicht des Patienten, Art und Schwere der zu behandelnden
Erkrankung und ähnlichen Faktoren variieren. Bei oraler
Verabreichung an erwachsene Patienten beträgt die zu verabreichende
Menge im allgemeinen 0,1 bis 4 g pro Tag, wobei die
Dosis als einmal zu verabreichende Einzeldosis oder unterteilt
in 2 oder mehrere Tagesdosen gegeben werden kann. Bei
intravenöser Verabreichung an Erwachsene beträgt die Menge
0,1 bis 1 g täglich, wobei ebenfalls eine einzige Tagesdosis
oder 2- oder mehrfach unterteilte Dosen gegeben werden können.
Das Verhältnis von Decarboxylase-Inhibitor zu threo-DOPS kann
innerhalb eines breiten Bereichs variieren, im allgemeinen
beträgt das Verhältnis aber 0,025 bis 0,5 Mol Decarboxylase-
Inhibitor pro 1 Mol threo-DOPS.
Threo-DOPS weist eine sehr geringe Toxizität auf. Bei Mäusen
beträgt der LD₅₀-Wert bei oraler Verabreichung mehr als 10 g/kg
und bei intraperitonealer Verabreichung etwa 10 g/kg. Daher
sind bei den in der Praxis vorkommenden Dosierungen keine schädlichen
Nebenwirkungen zu erwarten. Tatsächlich wurden bei klinischen
Untersuchungen keine ernsthaften Nebenwirkungen beobachtet.
Die erfindungsgemäß verwendeten Mittel können gegebenenfalls zusammen mit
anderen herkömmlichen Arzneistoffen mit Antiparkinsonwirkung
verwendet werden, wie L-DOPA, Trihexyphenidyl-hydrochlorid
(3-(1-Piperidyl)-1-cyclohexyl-1-phenyl-1-propanol-hydrochlorid),
Procyclidin-hydrochlorid (1-Cyclohexyl-1-phenyl-3-pyrrolidino-
1-propanol-hydrochlorid), Piperidin (α-5-Norbornen-2-yl-α-
phenyl-1-piperidino-propanol) und Amantadin-hydrochlorid.
Die Wirkung der erfindungsgemäß verwendeten Mittel wird durch
die nachstehend beschriebenen klinischen Untersuchungen erläutert.
Ein 68jähriger männlicher Patient litt seit 12 Jahren an
der Parkinson-Krankheit. Die hauptsächlichen klinischen
Symptome waren mäßiger Rigor der 4 Gliedmaßen und des
Rumpfes mit leichtem Tremor. Etwa 6 Jahre nach Krankheitsbeginn
wurde die Therapie mit L-DOPA aufgenommen, wodurch
eine beträchtliche Besserung von Steifheit und Tremor erreicht
wurde und der Patient ein fast normales Leben führen
und an seinen Arbeitsplatz als Geschäftsführer einer Aktiengesellschaft
zurückkehren konnte.
Der Patient wurde mehrere Jahre durch tägliche orale Verabreichung
von 400 mg L-DOPA, Benserazid-hydrochlorid (100 mg
freies Benserazid) und 6 mg Trihexyphenidyl-hydrochlorid
(Handelsbezeichnung Artane) behandelt, wodurch Steifheit und
Tremor gebessert wurden. Vor etwa 2 Jahren trat bei dem
Patienten das "freezing-Phänomen" beim Gehen auf, das sich
im Laufe der Zeit verstärkte. Im letzten Jahr stürzte der
Patient täglich zigmal und konnte nicht mehr selbst gehen.
Ferner traten Schwierigkeiten beim Schreiben auf. Beim Versuch,
das "freezing"-Gefühl durch eine erhöhte L-DOPA-Verabreichung
zu verbessern, verstärkte sich das Symptom.
Dieser Patient wurde sodann mit DL-threo-DOPS in der nachstehend
angegebenen Dosierung behandelt, wobei die Verabreichung
von L-DOPA, Decarboxylase-Inhibitor (Benserazidhydrochlorid)
und Trihexyphenidyl-hydrochlorid während der
gesamten Untersuchungsdauer auf der gleichen Dosierungshöhe
gehalten wurden.
DL-Threo-DOPS wurde dem Patienten oral in Form von Kapseln
(Gehalt an DL-DOPS 200 mg) gemäß folgendem Schema verabreicht:
1. und 2. Tag 6 Kapseln täglich
3. und 4. Tag 9 Kapseln täglich
5. und 6. Tag12 Kapseln täglich
Auf diese Weise erfolgte keine eigene Verabreichung von Decarboxylase-
Inhibitor, da dieser bereits zusammen mit L-DOPA
gegeben wurde.
Am 3. Tag nach Behandlungsbeginn mit DL-threo-DOPS zeigte der Patient eine
höhere Aktivität in bezug auf Verhalten und Ausdruck, konnte klarer
als zuvor sprechen und zeigte keine Schwierigkeiten mehr beim
Schreiben. Bereits am 3. Behandlungstag fiel ihm das Gehen
wesentlich leichter, während er vor der Behandlung praktisch
keinen einzigen Schritt machen konnte. Am 5. Behandlungstag
konnte der Patient glatt ohne Hilfe gehen und fast normale
Schritte mit großer Schrittlänge machen. Beim Gehen kam es
zu keinen Stürzen. Anschließend wurde die Behandlung mit
DL-threo-DOPS mit einer verringerten Dosis von 9 Kapseln
täglich fortgesetzt. Die Besserung des Syndroms hält an.
Bei dem Patienten handelte es sich um einen 73jährigen Mann,
der an der Parkinson-Krankheit litt. Das Hauptsyndrom bestand
in "reiner Akinese", die zuerst von Narabayashi u. Mitarb. beschrieben
wurde; vgl. Advances in Parkinsonism, Hrsg. W. Birkmayer
und O. Hornykiewicz, Roche, Basel, S. 335 bis 342 (1976).
Dieser Patient zeigte keine Muskelsteifheit und keinen Tremor.
Daher wurde er nicht mit L-DOPA oder Trihexyphenidyl-hydrochlorid
behandelt.
Dieser Patient zeigte hauptsächlich das "freezing-Symptom"
beim Gehen, konnte auf ebenem Gelände nicht ausschreiten und
stürzte gelegentlich. Die Schwierigkeiten beim Gehen traten
auf ebenem Boden und auf der Straße, insbesondere an engen
Stellen, Eingängen und Ausgängen auf, wo er nicht einmal einen
Schritt machen konnte. Andererseits konnte er sich beim
Treppensteigen ziemlich normal auf- und abwärts bewegen.
Dieses Syndrom wird als paradoxe Kinese bezeichnet.
Der Patient wurde mit DL-threo-DOPS und einem Decarboxylase-
Inhibitor (Carbidopa) in den bei der klinischen Untersuchung
1 angegebenen Dosen behandelt. Bei Steigerung der Dosierung
auf 9 Kapseln (1800 mg) DL-threo-DOPS und 90 mg Carbidopa trat
eine Verbesserung des Gehens auf, wobei das "freezing-Symptom"
verschwand. Einige Tage nach Erreichen der vorgenannten Arzneistoffdosierung
konnte der Patient praktisch normal gehen.
Bei den vorstehenden klinischen Untersuchungen zeigen die erfindungsgemäß
verwendeten Mittel eine beträchtliche Wirkung insbesondere
gegenüber dem "freezing-Phänomen" sowie eine milde
oder mäßige Wirkung auf andere Symptome der Parkinson-Krankheit,
wie Muskelsteifheit und Tremor.
Auf die gleiche Weise wurden andere Patienten mit threo-DOPS
und einem Decarboxylase-Inhibitor behandelt. Die Ergebnisse
sind in Tabelle I zusammen mit den Daten der vorgenannten
klinischen Untersuchungen 1 und 2 zusammengestellt.
Um zu einer quantitativen Analyse der Besserung der Syndrome
bei den vorstehenden klinischen Untersuchungen zu kommen,
wurde bei einigen Patienten in den genannten klinischen Untersuchungen
die Schnelligkeit der Reaktion auf die Behandlung
gemessen.
Meßmethode: Die Durchgangszeit wurde unter Verwendung von
2 Schaltern (Abstand 15 cm) gemäß Masao Kato und Kazuya Ando,
"Parkinson's Disease, Physiopathology and Therapy", S. 106,
Hrsg. Kanehara Shuppan, 31. März 1978, gemessen.
Ergebnisse: Die Werte für den Patienten der klinischen Untersuchung
6 sind in Fig. 1 wiedergegeben. Die Durchgangszeit
wurde vor der Verabreichung von 600 mg DL-threo-DOPS und 60 mg
Carbidopa bzw. 1, 3, 4, 6 und 8 Stunden nach der Verabreichung
gemessen. 4 Stunden nach der Verabreichung trat die maximale
Wirkung ein. Die Durchgangszeit verkürzte sich im Vergleich
zu dem Wert vor der Verabreichung der Arzneistoffe um etwa
170 Millisekunden. Diese Durchgangszeit war auch kürzer als
der entsprechende, 2 Stunden nach der Verabreichung von 100 mg
L-DOPA, 25 mg Benserazid und 2 mg Trihexyphenidyl-hydrochlorid
erhaltene Wert.
Beim Patienten der vorstehenden klinischen Untersuchung 6
wurde die Wirkung der Verabreichung von 600 mg DL-threo-DOPS
und 60 mg Carbidopa mittels des Oberflächenelektromyogramms
gemessen. Dabei wurde mit den entsprechenden Werten vor der
Verabreichung der Arzneistoffe verglichen.
- (1) Die erzielte Besserung des Tremors am rechten Oberarm im statischen Zustand geht aus Fig. 2 hervor. Es zeigt sich eine beträchtliche Abnahme oder Besserung des Tremors.
- (2) Die Besserung der Steifheit des Streckmuskels des rechten Unterarms und die quantitative Veränderung des tonischen Streckreflexes sind in Fig. 3 gezeigt. Der tonische Streckreflex war verringert, d. h. die Muskelsteifheit war beträchtlich herabgesetzt und gebessert.
- (3) Die Geschicklichkeit bei wiederholter Beuge- und Streckbewegung des rechten Handgelenks ist in Fig. 4 wiedergegeben. Es ergibt sich eine beträchtliche Besserung.
Claims (1)
- Verwendung des DL- oder L-Threo-3,4-dihydroxyphenylserin oder dessen Salzen mit den Decarboxylase-Inhibitoren "Carbidopa" oder "Benserazid" in einem Verhältnis von 0,025 bis 0,5 Mol Decarboxylase-Inhibitor pro 1 Mol Threo- 3,4-dihydroxyphenylserin bei der Bekämpfung der Parkinson- Krankheit.
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