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Verfahren zur verbesserten Ausnutzung von Kunststoffen
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bei der Konservierung biologischer Präparate Die Erfindung betrifft
Verfahren zur verzögerten oder unvollständigen Aushärtung von polymerisierbaren
Kunststofflösungen (z. B. Silikonkautschuk, Epoxidharze), die als Imprägnierbad
bei der Vakuumimprägnierung biologischer Präparate Verwendung finden, wobei diese
Präparate nach der Imprägnierung separat beschleunigt und vollständig ausgehärtet
werden. Die Kunststoffrestlösung kann nach jedem Imprägnierungsdurchgang jeweils
wiederverwendet werden, während die Präparate schnell vollständig ausgehärtet und
damit verwendbar sind. Ein möglicher Verlust der Präparate während der Imprägnierung
durch vorzeitige Polymerisation der Kunststoffimprägnierlösung ist bei diesem Verfahren
ausgeschlossen. Durch die Möglichkeit der Wiederverwendung der jeweiligen Kunststoffrestlösungen
wird eine wesentliche Kosteneinsparung bei der Routineimprägnierung biologischer
Präparate ermöglicht.
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Dieses Ziel wird prinzipiell dadurch erreicht, daß zur Aushärtung
der Kunststofflösung notwendige Substanzen wie Vernetzer oder Beschleuniger nicht
oder nur in minimaler Menge mit der Kunststoffimprägnierlösung in Kontakt kommen,
jedoch in ausreichender Menge dem kunststoffimprägnierten Präparat separat zugeführt
werden oder in ihm selbst bereits vorhanden sind.
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Erfindungsgemäß wird dies durch die Verwendung eines Härterbades oder
eines gasförmigen Härtermediums erreicht, mit dem die kunststoffimprägnierten Präparate
in Kontakt gebracht werden oder aber durch die Verwendung von biologischen Substanzen
der Präparate selbst (z. B. Amine).
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Die Erfindung bezieht sich auf eine neuartige, als Plastination bezeichnete
Konservierungsmethode für verwesliche biologische Präparate. Für diese Konservierungsmethode
wurde mir das DBPat. 27 10 147 (1980), sowie eine Reihe von Auslandspatenten (US-Pat.
4,205,059; 4,244,992; 4,278,701; Brit. Pat. 1,568,802; Öster. Pat. 360,272 u. a.)
erteilt. Weiterhin habe ich diese Methode in zwei Fachzeitschriften veröffentlicht:
"Impregnation of Soft Biological Specimens with Thermosetting Resins and Elastomers"
in THE ANATOMICAL RECORD, Vol. 194, No. 2, 247-255 (1979) und "Plastination mit
emulgierenden Kunststoffen" in DER PRÄPARATOR, 25, H. 2, 43-50 (1979). Das Wesentliche
dieser Erfindung liegt
darin, daß die Konservierung biologisch verweslicher
Präparate dann mit besonderer Güte gelingt, wenn ein mit einem Intermedium wie Aceton
durchtränktes biologisches Präparat in eine Kunststofflösung mit einem im Vergleich
zum Intermedium deutlich höheren Siedepunkt verbracht wird und die Kunststoffimprägnierung
des Präparates durch anschließendes Absaugen des Intermediums im Vakuum erreicht
wird. Nach der Kunststoffimprägnierung wird das Präparat der Kunstflösung entnommen
und nach Entfernung überschüssigen Kunststoffes von der Präparatoberfläche Polymeristationsbedingungen
zugeführt. Die kunststoffimprägnierten ausgehärteten Präparate sind ohne eine bedeckende
Kunststoffschicht.
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Die Art des verwendeten Kunststoffes entscheidet darüber, ob das Präparat
fest oder flexibel, transparent oder natürlich aussehend wird.
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Plastinierte Präparate sind damit Präparaten, die mit anderen Methoden,
wie Einbettung in Kunststoffblöcke oder Aufbewahrung in konservierenden Flüssigkeiten,
konserviert wurden, deutlich überlegen. In morphologisch orientierten Fächern wie
Anatomie, Pathologie, Gerichtsmedizin und Museen wird die Plastination bereits mit
Erfolg in Lehre und/oder Forschung angewandt.
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Der entscheidende Schritt bei der Plastination ist die Kunststoffimprägnierung
im Vakuum. Ein Vorgang, der in Abhängigkeit von Art und Größe der Präparate bis
zu 3 Wochen benötigt. Um die Präparate möglichst billig herstellen zu können, ist
es wichtig, nur so wenig Kunststofflösung wie möglich zu verbrauchen, d. h. die
Kunststofflösung im Imprägniergefäß muß eine sehr lange Verarbeitungszeit (Wochen,
Monate) haben, damit die nach einem Imprägnieransatz übrigbleibende Kunststoffrestlösung
jeweils wieder verwendet werden kann.
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Es sollte praktisch nur die Menge an Kunststofflösung verbraucht werden,
die während der Imprägnierung durch das "llerauskochen" des letzten Intermediums
in die Präparate hineingesaugt wird. Praktisch würde es genügen, wenn die Kunststoffimprägnierlösung
deutlich verzögert (z. B. erst nach Monaten) oder nur unvollständig (z. B. bis zur
Dickflüssigkeit) aushärten würde. Damit könnte grundsätzlich ein Verlust von Präparaten
durch vorzeitige Härtung der Kunststoff imprägnierlösung während der Imprägnierung
vermieden werden, wie es bisher, z. B. durch versehentliche Zugabe von zuviel Härtersubstanz
zum Ansatz, vorkommen kann. Andererseits sollte das mit Kunststofflösung imprägnierte
Präparat jedoch, nachdem überschüssiger Kunststoff von seiner Oberfläche entfernt
wurde, vollständig und sobald wie möglich aushärten. Deshalb ist es unzureichend,
die Verarbeitungszeit der Kunststoffimprägnierlösung lediglich durch geeigneten
Zusatz und/oder Variation geeigneter Mlirtc r, Re schleuui Rcr. I,(istln)slnittel
u.
a. au mehrerc Woellen/Monate zu verì.ingern, weil es dann auch merere Wochcn/Mon;lt.c
cla(lern wurde, bis der Kunststoff im lzertigpräparat ausgehärtet ist. Unterdosierung
von Härter, Beschleuniger, Vernetzersubstanzen u. ä. führt zudem häufig dazu, daß
die fertig imprägnierten Präparate nur unvollständig aushärten und klebrig bleiben.
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Die in der oben genannten Literatur beschriebene Möglichkeit der Kühlung
der Kunststoff imprägnierlösung während der Imprägnierung und Aushärtung der imprägnierten
Präparate bei normaler oder erhöhter Temperatur hat den Nachteil, daß dadurch die
Polymerisation des Kunststoffimprägnierbades zumeist nicht lange genug hinausgeschoben
werden kann. Tiefe Kühlung (- 20 tC und darunter) ist technisch aufwendig, außerdem
vermindert die mit einer Kühlung des Imprägnierbades verbundene Erhöhung der Viskosität
die Eindringgeschwindigkeit der Kunststofflösung in das Präparat.
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Es galt Verfahren zu finden, die einerseits den Gebrauch der zur Imprägnierung
verwendeten Kunststofflösung mehrmals, nämlich bis zum vollständigen Verbrauch ermöglichen,
andererseits aber auch eine vollständige Aushärtung der kunststoffimprägnierten
Präparate schon zu einer Zeit erlauben, zu dem das aus Kunststofflösung bestehende
Imprägnierbad noch flüssig ist und zur Imprägnierung weiterer Präparate verwendet
wird. Es mußten mithin Verfahren zur verzögerten und/oder unvollständigen Aushärtung
eines wiederholt verwendbaren Kunststoffimprägnierbades bei beschleunigter und vollständiger
Aushärtung von damit kunststoffimprägnierten biologischen Präparaten gefunden werden.
Diese Verfahren mußten auf die üblicherweise und vorteilhafterweise zur Kunststoffimprägnierung
verwendeten Kunststoffklassen, nämlich Silikonkautschuk und Epoxidharze, anwendbar
sein.
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Die Lösung dieser Aufgabe wurde dadurch erreicht, daß zur vollständigen
und/oder beschleunigten Aushärtung des kunststoffimprägnierten Präparates Substanzen
verwendet werden, die nicht oder nur in minimaler Menge mit der wieder zu verwendenden
Kunststoffimprägnierbadlösung in Kontakt kommen. Im Einzelnen wurden dafür die folgenden
3 Wege gefunden: (t) Verwendung eines "Härterbades" (2) Verwendung eines gasförmigen
Hrtermediums (3) Verwendung von biologischen Substanzen der Präparate selbst Im
Nachfolgenden soll jeder dieser erfundenen Wege separat beschrieben werden:
Zu
(1) Verwendung eines "Härterbades" Die Methode der Verwendung eines Härterbades
hat sich bei der Verwendung von Silikonkautschuk als Kunststoffimprägnierlösung
bewährt (Beispiel 1). Zunächst sollen die Versuche erläutert werden, die zur Erfindung
der Verwendung eines Härterbades führten. Nachdem mit einer Kühlung des Silikonimprägnierbades,
dem alle zur Härtung notwendigen Zusatzstoffe wie z. B. Beschleuniger und Vernetzer
beigegeben wurden, keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt wurden (ungenügende
Härtungsverzögerung, Viskositätserhöhung durch starke Kühlung, hoher technischer
Aufwand), wurde versucht, dem Kunststoffimprägnierbad nur e ne der beiden üblicherweise
zur Aushärtung von Silikonkautschuk notwendigen Substanzen (Beschleuniger oder Vernetzer)
zuzugeben. Das imprägnierte Präparat wurde nach Herausnahme aus dem Kunststoff imprägnierbad
und Säuberung von überschüssigem Kunststoff auf der Präparatoberfläche in ein Vernetzerbad
eingelegt, um eine Durchhärtung des Präparates zu ermöglichen.
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Es stellte sich jedoch heraus, daß dieses Verfahren zu unansehnlichen
Präparaten führte, weil der Vernetzer noch vor der Aushärtung Silikonkautschuk aus
den oberflächlichen Schichten der Präparate herauslöste. Diese Stellen schrumpften
später oder füllten sich mit Luft, was zu einem weißlich fleckigen Aussehen der
Präparate führte.
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Daraufhin wurde die Anwendung eines Härterbades ersonnen, d. h. es
wurde versucht, das Herauswaschen des Silikonkautschuks durch Vernetzerflüssigkeit
aus dem Präparat dadurch zu verhindern, daß der Vernetzer mit einem Trägermedium
homogen vermischt wurde, das wohl mit dem Vernetzer mischbar, mit dem zur Präparateimprägnierung
verwendeten Kunststoff jedoch nicht mischbar ist.
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Das kunststoffimprägnierte Präparat wird in ein solches "Härterbad"
eingelegt.
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Der Vernetzer dringt nun aus dem Härterbad, also aus der Vernetzer-Trägermedium-Mischung
in den im Präparat befindlichen Kunststoff ein und bringt diesen dort zur Aushärtung.
Das mit dem Kunststoff im Präparat nicht mischbare Trägermedium (z. B. Dioxan) umgibt
das Präparat wie einen Mantel und verhindert so weitgehend, daß Kunststoff vor Abschluß
des Härtungsvorganges, z. B. mechanisch, aus dem Präparat herausgelöst wird.
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Das solchermaßen gehärtete Präparat muß nach Herausnahme aus dem Härterbad,
das in diesem Fall aus einer Vernetzer-Trägermedium-Mischung besteht, von sich auf
der Präpartoberfläche befindlichem Härterbad befreit werden. Dies geschieht durch
Waschen des Präparates in einem nicht reaktiven Lösungsmittel, z. B. in Diethylether.
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Praktisch wird z. B. so vorgegangen, daß der Kunstst>ffimprägnieriösung
nur der zur Polymerisation notwendige Beschleuniger zugegeben wird, der zur
Aushärtung
jedoch nicht ausreicht. Mit dem dafür noch notwendigen Härter kommt nur das kunststoffimprägnierte
Präparat im Härterbad in Kontakt. Dadurch ist es möglich, die Kunststoffimprägnierlösung
über längere Zeit (Wochen, Monate) zur Imprägnierung zu verwenden. Die imprägnierten
Präparate können mit Hilfe des sich im Härterbad befindenden Härters (z. B. Vernetzer)
relativ schnell (Tage bis Wochen) ausgehärtet werden.
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Um zu vermeiden, daß es während der Härterbadbehandlung zum Herausquellen
von kleinen Kunsstofftropfen aus dem Präparat kommt hat es sich als Ergebnis praktischer
Versuche als vorteilhaft erwiesen, der Kunststofflösung vor Imprägnierbeginn, d.
h. vor Beginn des ersten Imprägnierdurchganges, einen Härter oder Beschleuniger
hinzuzufügen, der zur Zähflüssigkeit der Imprägnierlösung innerhalb von Wochen fürht.
Dieser Verdickungsprozess kann durch zusätzliche Kühlung verzögert werden. Nach
der Imprägnierung wird das Präparat so lange an Luft belassen, bis der Kunststoff
im Präparat und damit das Präparat selbst deutlich klebrig ist. Erst dann wird das
Präparat in das Härterbad eingelegt.
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Das Phänomen des Herausquellens von kleinen Kunststofftropfen aus
dem Präparat während der Härterbadbehandlung tritt erfahrungsgemäß insbesondere
bei Präparaten wie Körpersclieiben auf, die nicht, wie z. B. ein Herz, von einem
Häutchen, einer Kapsel, von Haut oder einer anderen Grenzmembran bedeckt sind.
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Zu (2)Verwendung eines gasförmigen Mediums Die Forderungen nach (a)
langer Verarbeitungszeit der Kunststoffimprägnierlösung, (b) schneller Aushärtung
der Kunststofflösung im Präparat erst nach der Imprägnierung, (c) Vermeiden eines
akzidentellen Herauswaschens der Kunststofflösung aus den Präparaten während der
Aushärtung und (d) keine oder nur minimal Nachbehandlung (z. B. Waschen in Ether)
brachten uns auf die Idee, die Aushärtung der Präparate durch ein gasförmiges Medium
vorzunehmen. Da die zur Aushärtung von Kunststoffen verwendbaren Substanzen die
unterschiedlichsten Dampf drucke aufweisen, mußte die Aushärtung dazu mit einer
Substanz bzw. einem Substanzgemisch (z. B. Härter oder Vernetzer) versucht werden
die bei Raumtemperatur oder leicht erhöhter Temperatur (maximal + 50 °C) verdunstet.
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Praktisch wird so vorgegangen, daß das Präparat nach der Imprägnierung
von sich auf seiner Oberfläche befindlichcm Kunststoff befreit wird (z. B. Überschuß
ablaufen lassen). Danach wird es in eine geschlossene Kammer (z. B.
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verschlossenes Faß) verbracht in dem sich das flüssige Härtungsmedium
befindet.
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Das Härtungsmedium darf in fliissiger Form nicht in direkten Kontakt
mit dem Präparat kommen. Dazu wird das Präparat beispielsweise auf ein Sieb gelegt.
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Das Härtermedium muß einen so hohen Dampfdruck haben, daß es bei Raumtemperatur
bzw.
zumindest bei leicht erhöhter Temperatur (maximal + 50 "C) verdunstet.
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So bildet das Härtermedium in dem geschlossenen Gefäß eine "Härteratmosphäre",
diese dringt als gasförmiges Medium in das Präparat ein und führt so innerhalb von
Tagen zur vollständigen Aushärtung. Dieser Vorgang sollte mehrfach kontrolliert
werden, damit während dieses Aushärtungsprozesses Kunststoff nicht durch Schwerkraft
aus dem Präparat herausläuft. Dazu wird das Präparat von Zeit zu Zeit abgewischt
und/oder umgewendet.
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Im Gegensatz zur Verwendung des "Härterbades" hat diese Methode der
Härtung durch ein gasförmiges Medium den Vorteil, daß nur geringe Mengen davon benötigt
werden. Die NacE1,ehandlung ist einfach, denn sie besteht nur darin abzuwarten,
bis Reste des gasförmigen Mediums aus dem Präparat heraus verdunstet sind.
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Herauswaschen von Kunststofflösung aus der Präparateoberfläche ist
bei der Verwendung eines gasförmigen Mediums nicht möglich. Die Verwendung von gasförmigem
Medium hat sich wie die Verwendung des Härterbades insbesondere bei der Verwendung
von Silikonkautschuk bewährt.
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zu (3) Verwendung von aktiven Gewebssubstanzen Werden plastinierte
Präparate in fester Konsistenz, z. B. in Form von Körperscheiben benötigt, so haben
sich Epoxidharzformulierungen als Kunststoff bewährt, wenn sie mit Anhydridhärtern
ausgehärtet werden. Durch Anhydridhärter lassen sich hohe Vergilbungsbeständigkeit
und lange Verarbeitungszeit miteinander kombinieren. Zur Aushärtung müssen in geringer
Menge (0,1 - 1 %) Beschleuniger wie z. B. tertiäre Amine zugegeben werden.
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Fischpräparate haben einen typischen Amingeruch. Der Fischgeruch brachte
uns auf den Gedanken, daß präparateeigene Substanzen, wie z. B. Amine, ausreichen
dürften, um geeignete Kunststoff-Härter-Kombinationen im Präparat auszuhärten.
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Deshalb imprägnierten wir biologische Präparate mit Epoxid-Anhydridformulierungen
ohne Beschleunigerzusatz. Anschließend wurden die Präparate wie bei üblichem Beschleunigerzusatz
unter Anwendung geringfügig erhöhter Temperatur (40 "C) über mehrere Tage ausgehärtet.
Die Aushärtung gelang problemlos. Während das Präparat ausgehärtet vorlag, wurden
weitere Präparate in der Kunststofflösung imprägniert. Der Kunststoffansatz konnte
ohne Schwierigkeiten bis zu fünf mal, d. h. bis zum völligen Verbrauch der Kunststofflösung
verwendet werden. Damit wurde bewiesen, daß die Aktivität von biologischen Substanzen
des Gewebes selbst es ermöglichen kann, auf sonst zur Aushärtung von Kunststoffen
notwendige Zusätze zu verzichten.
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Zur Vermeidung von Unklarheiten werden nachfolgend einige in d;( F;er
SClIriSt
bentitzten Ausdrücke näher erläutert.
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Kunststoff: Unter Kunststoffen werden in dieser Schrift Duromere und
Elastomere verstanden, bezogen auf die Kunststoffklassen insbesondere Silikonkautschuk
und Epoxidharze, die unpolymerisiert flüssig sind, in diesem Zustand wie beschrieben
im Vakuum in die Präparate verbracht werden, und innerhalb der Präparate dann aushärten.
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Kunststofflösung: Mit Kunststofflösung wird der flüssige, noch nicht
ausgehärtete Kunststoff benannt. Mit dieser Bezeichnung ist keine Aussage darüber
gemacht, ob sich in der Kunststofflösung bereits alle oder nur einige der zur Aushärtung
notwendigen Substanzen wie Härter, Beschleuniger, Vernetzer u. a. oder auch andere
Additive wie organische Lösungsmittel befinden.
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Kunststoffrestlösung: Damit während der Imprägnierung die Präparate
vollständig mit Kunststofflösung bedeckt sind, muß stets deutlich mehr Kunststoff
angesetzt werden, als es dem Volumen der Präparate entspricht. Werden die Präparate
nach der Imprägnierung aus der Kunststofflösung entnommen, so verbleibt im Imprägniergefäß
die Kunststoffrestlösung, die es wieder zu verwenden gilt Kunststoffimprägnierlösung:
Hierbei handelt es sich um Kunststofflösung, die sich im Imprägniergefäß befindet.
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Verarbeitungsadditive: Verarbeitungsadditive sind unter anderem Substanzen,
die für die Aushärtung von Kunststoffen notwendig sind. So zählen zu den Verarbeitungsadditiven
die generell in der Kunststoffchemie verwendeten Härter, Vernetzer, Beschleuniger,
Aktivatorcn. Bei diesen Begriffen handelt es sich um unscharfe Bezeichnungen, die
z. T. untereinander auswechselbar sind. D.
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h., diese Bezeichnungen enthalten keine Aussage über spezifische chemische
oder physikalische Eigenschaften dieser Substanzen.
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Mischbarkeit: Darunter wird die Verträglichkeit von zwei oder mehreren
Flüssigkeiten untereinander verstanden. Mischbarkeit ist auch dann gegeben, wenn
es nicht zur Bildung einer homogenen sondern trüben Flüssigkeit kommt. Mischbarkeit
ist nicht vorhanden, wenn es zur Sedimentation von Bestandteilen kommt.
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Aushärten: Die Kunststofflösung kann durch Zusatz geeigneter Härter,
Beschleuniger, Vernetzer etc. in einen festen (Epoxidharz) bzw. flexiblen (Silikonkautschuk)
Zustand polymerisieren. Das Wort Aushärten wurde in dieser Schrift mit Polymerisieren
gleichgesetzt. Wird von der Aushärtung eines Präparates gesprochen, so ist damit
die Polymerisation des Kunststoffes im Präparat gemeint, wobei berücksichtigt werden
muß, daß der Kunststoff mit verschiedenen Gewebebestandteilen chemische Verbindungen
eingehen kan.
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Härtermedium: Als Härtermedium wird eine Flüssigkeit bezeichnet, die
bei Raumtemperatur (ca. + 20 "C) oder leicht erhöhter Temperatur (bis + 50 "C)
verdunstet,
d. h. daß sie einen so hohen Dampfdruck besitzt, daß sie eine gasförmige Härteratmosphäre
zu bilden in der Lage ist. Das Härtermedium dringt als gasförmiges Medium in das
Präparat ein und führt zur beschleunigten und/oder vollständigen Aushärtung. Das
Härtermedium kann aus einer oder auch aus mehreren Substanzen bestehen.
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Bei der vorliegenden Erfindung handelt es sich um Verfahren zur verbesserten
Ausnutzung von KunstsLoffen bei der Konservierung biologischer Präparate und nicht
um eine Verbesserung von Kunststoffprodukten. Wenn in den Beispielen Bezug auf speziFische
kommerzielle Kunststoffprodukte genommen wird, so soll die Anwendbarkeit der Erfindung
damit in keiner Weise auf diese oder andere Kunststoffprodukte begrenzt werden.
Für die Anwendbarkeit sind vielmehr die in dieser Schrift geforderten physikalischen
Eigenschaften wichtig. Die folgenden Ausführungen sollen dies am Beispiel der Verwendung
des Härterbades und des Härtermediums erläutern.
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Zur Aushärtung eines Kunststoffes mögen alternativ eine oder zwei
Substanzen notwendig sein.
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Zu (1) Verwendung eines Härterbades: Ist nur eine Substanz notwendig,
so muß diese mit einem Trägermedium angewendet werden, damit sie als Komponente
des Härterbades erst nach der Kunststoffimprägnierung mit dem Präparat in Kontakt
gebracht werden kann. Sie muß deshalb wie bereits erläutert sowohl mit dem Trägermedium
als auch mit dem zur Präparateimprägnierung verwendeten Kunststoff mischbar sein.
Sind zwei Substanzen notwendig, so hängt es u. a. von der Mischungsmöglichkeit zwischen
diesen beiden Substanzen und von den Mischungsmöglichkeiten mit dem Trägermedium
des Härterbades ab, welche Substanz dem Kunststoffimprägnierbad und welche dem Trägermedium
zugegeben wird.
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Zu (2) Verwendung eines Härtermediums Ist nur eine Substanz zur Aushärtung
notwendig, so kann sie nur dann Verwendung finden, wenn sie als gasförmiges Härtermedium
angewendet werden kann. Denn wie schon erwähnt, erfordert die Aushärtung durch ein
gasförmiges Härtermedium eine Substanz bzw. Substanzen, die bei Raumtemperatur oder
leicht erhöhter Temperatur verdunsten, so eine "Härtungsatmosphäre" bilden und in
das kunststoffimprägnierte Präparat eindringen können. Sind zur Aushärtung des Kunststoffes
zwei miteinander nicht mischbare Substanzen notwendig wie z. B. Beschleuniger und
Vernetzer, so wird eine der beiden Substanzen der Kunststofflösung zur Imprägnierung
beigegeben, die andere wird erst nach der Imprägnierung als gasförmiges Härtermedium
an das Präparat herangeffillrt. Auch hier wieder die physikalischen 1istellsch.lften
(Mischbqlrkeit, I);nullfdruck) entscie idend
dafür, welches Verarbeitungsadditiv
wie eingesetzt wird.
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Die Verwendung eines Härterbades und die Verwendung eines gasförmigen
Härtermediums zur endgültigen Präparateaushärtung führt zu hervorragenden Ergebnissen
bei der Verwendung von Silikonkautschuk. Die Verwendung von biologischen Substanzen
der Präparate selbst führt zu sehr guten Ergebnissen bei der Verwendung von Epoxidharzen.
Es können jedoch auch Härterbad und gasförmiges Härtermedium zur Aushärtung von
mit Epoxidharzen imprägnierten Präparaten verwendet werden sowie biologische Substanzen
bei der Verwendung von Silikonkautschuk.
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Beispiele Für jedes der drei beschriebenen Verfahren zur verbesserten
Ausnutzung von Kunststoffen bei der Konservierung biologischer Präparate soll im
Folgenden ein Beispiel beschrieben werden. Für alle Beispiele wurde je eine 1,5
cm dicke menschliche Unterarmscheiben im gefrorenen Zustand durch Sägen gewonnen,
mit 5 %igem Formal in fixiert und mit einer aufsteigenden Ethanolreihe (50 %, 60
%, 70 %, 80 %, 90 %, 96 %) und einem dreimaligen Acetonbad entwässert. Die so vorbereiteten
Scheiben wurden in den jeweiligen Kunststoffansatz gegeben und über 6 Tage imprägniert.
Die Imprägnierung wurde abgebrochen, wenn bei einem Druck von 5 mm Hg keine Blasen
mehr zur Kunststoffoberfläche aufstiegen.
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Die in den Beispielen genannten Kunststoffe sind zu erhalten von Bakelite
Gesellschaft mbH, Außenbüro Waldmichelbach, Am Salzberg 13, D-6948 Waldmichelbach
2 oder auch vom Erfinder selbst.
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Beispiel 1 Ansatz: 300 ml Silikonkautschuk S 10 + 1 % Härter S 3.
Nach Herausnahme aus der Kwststoffimprägnierlösung wurde das Präparat für 3 Wochen
bei Raumtemperatur liegen gelassen. Nach 4 Wochen wurde es deutlich klebrig, dann
wurde es in das Härterbad für Silikonkautscl1uk S 10 eingelegt. Nach 48 Stunden
wurde es aus dem Härterbad für Silikonkautschuk S 10 entnommen und anschließend
mit Ether gründlich gewaschen. Die fertige Unterarmscheibe ist geringfügig flexibel,
weitgehend kerbfest und trocken.
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Beispiel 2 Ansatz: 300 ml Silikonkautschuk S 10 + 0, 1 % Härter S
3. Nach der Imprägnierung wurde das Priiparilt der Kunststoffl(5sung entnommen,
überflüssiger Kunststoff konnte über 2 Tage gründlich vom Präparat ablaufen. Dazu
wurde das Präparat auf Filterpapier gelegt und von Zeit zu Zeit umgedreht und versetzt.
Nach 2 Tagen wurde das Präparat auf ein Sieb in ein verschlossenes Kunststofffaß
verbracht. Unter dem Sieb im Kunststofffaß befand sich Härtermedium für Silikonkautschuk
S 10. In diesem Faß wurde das Präparat für eine Woche belassen.
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Zunächst mehrmals am Tag, später alle 2 - 3 Tage wurde das Präparat
auf durch Schwerkraft herauslaufenden Silikonkautschuk hin kontrolliert. War Silikonkautschuk
herausgelauEen, so wurde er abgewischt. Nach einer Woche war das Präparat voll durchgehärtet,
es war griffest. Ein leichter Eigengeruch verschwand nach 3 Wochen Liegezeit bei
Raumtemperatur.
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Beispiel 3 Ansatz: 100 Gewichtsteile Epoxid-Ccpolymer PEM 30 + 40
Gewichtsteile Anhydridhärter E 7. Nach der Imprägnierung wurde das Präparat in einen
Wärmeofen bei + 40 "C auf saugfähigen Untergrund gelegt und bis zur Härtung des
Kunststoffes (8 Tage) mehrfach umgewendet und versetzt. Nach dieser Zeit war das
Präparat fest, die Schnittflächen der Unterarmscheibe wurden mit Sandpapier glatt
geschliffen.
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Bei allen drei fertigen Beispielpräparaten waren auf den Schnittflächen
die verschiedenen Gewebe (Haut, Fettgewebe, Knochen, Sehnen, Museln) deutlich zu
unterscheiden. Zum Zeitpunkt der vollständigen Aushärtung aller drei Präparate waren
die drei zur Imprägnierung verwendeten Kunststofflösungen praktisch noch so flüssig
wie zum Zeitpunkt, zu dem sie angesetzt worden waren.