DE3226257A1 - Verfahren zur herstellung von sinterstahl hoher raumerfuellung durch einfachsintertechnik - Google Patents
Verfahren zur herstellung von sinterstahl hoher raumerfuellung durch einfachsintertechnikInfo
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Description
12.7.1982 Pf/Jä
Robert Bosch GmbH, 7000 Stuttgart 1
Verfahren zur Herstellung von Sinterstahl hoher Raumerfüllung durch Einfachsintertechnik
Stand der Technik
Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Herstellung von Sinterstahl nach der Gattung des Hauptanspruchs. Die
Festigkeits.eigenschaften von Sinter stählen werden, außer
durch die Zusammensetzung, im wesentlichen durch die Raumerfüllung
bestimmt. Daneben ist, wegen der ICerbwirkung der Poren, auch die Porenform wichtig. Wünschenswert sind
daher Sinterstähle mit einer Raumerfüllung ~ 9^ % und möglichst
abgerundeten Poren.- Der wirtschaftlichste Weg zur
Erreichung dieses Zieles ist die sogenannte Einfachsintertechnik, bei welcher nur ein einziges Mal gepre.3t und gesintert
wird. Bei der heute üblichen Einfachsin~ertechnik erfolgt die Versinterung der Pulverteilchen im wesentlichen
durch Festphasendiffusion, wobei si-e durch das Auftreten
flüssiger Phasen unterstützt werden kann. Man kommt dabei im Falle von Zwei- oder Dreistoffsystemen im allgemeinen
bis zu einer Raumerfüllung von etwa 92 %.
Durch die sogenannte Zweifachsintertechnik, bei der auf
eine erste Verfahrensfolge Pressen und Sintern eine zweite
solche folgt, kann man eine Raumerfüllung von knapp 9*+ %
erreichen. Diese Technik ist aber wesentlich aufwen liger
17919
als die Einfachsintertechnik. Die Sinterschmiedetechnik
schließlich gestattet zwar eine Verdichtung "bis zur Raumerfüllung
von 99 % und darüber, sie ist aber sehr aufwendig und in den meisten Fällen unwirtschaftlich.
Die Einfachsintertechnik mit einem Auftreten flüssiger
Phasen, das sogenannte Zweiphasendichtsintern, wird heute
bei der Herstellung von Bauteilen aus Schnellstahlpulvern angewendet. Bei diesen Schnellstählen erreicht man zwar
Sinterdichten von mindestens 97 %> jedoch weisen die Ausgangspulver
sehr komplizierte Zusammensetzungen auf, da sie aus mindestens fünf Legierungskomponenten bestehen. Die
Teilchen des Ausgangspulvers haben eine völlig homogene
Zusammensetzung, da die Legierung vor dem Pressen und Sintern hergestellt wird. Während des Sinterns befindet sich
innerhalb eines bestimmten Temperaturbereiches jedes Pulverteilchen gleichzeitig im festen und im flüssigen Aggregatzustand,
was zwar dazu führt, daß sich der Anteil der Poren auf « 3 % erniedrigen läßt, jedoch ist der Temperaturbereich,
in dem dieses Phänomen zum Zwecke des Verdichtens durch Sintern ausgenutzt werden kann, mit 2 bis
3 C sehr eng, was sehr hohe Anforderungen an die TemperaturI-constanz
während des Sinterprozesses stellt und mit
ein Grund dafür ist, daß der Sinterprozeß bei den Schnellstahlpulvern im Vakuum durchgeführt werden muß.
Vorteile der Erfindung
Das erfindungsgemäße Verfahren mit den kennzeichnenden
Merkmalen des Hauptanspruchs hat gegenüber den normalen Sinter stählen, die durch Mischen der Ele.mentpulver im
allgemeinen als Zwei- oder Dreistoffsystem, hergestellt
werden, den Vorteil, daß es mit ihm gelingt, einen Sinterstahl durch einfache Sintertechnik auf eine Raumer-
-V- 173^
• s·
füllung s 9^· % zu bringen. Dies erfolgt durch das
Zweiphasendichtsintern, wobei aber bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ein inhomogenes, mehrere Komponenten
enthaltendes Ausgangspulver benutzt wird, das, ohne Reaktionen der Komponenten untereinander, während dea ganzen
Sintervorgangs gleichzeitig nur in einem Aggregat zustand vorliegt. Der Zweiphasenzustand wird während des Sinterns
durch Reaktionen zweier oder mehrerer Ausgangskomponenten erreicht, wobei sich eine ursprünglich nicht vorhandene
neue Phase bildet, die dann gleichzeitig im festen und flüssigen Aggregatzustand vorliegt. Die Verteilung dieser
Komponenten im Preßkörper muß so sein, daß die Reaktionen während des Sinterns an möglichst vielen Stellen
im Preßkörper auftreten. Weiterhin muß der Zweiphasenzustand möglichst lange aufrechterhalten bleiben,
damit die Poren weitgehend nach außen wandern können. Die Zusammensetzung der Ausgangspulver muß so gewählt
werden, daß die Komponente, die gleichzeitig im festen und im flüssigen Aggregat zustand auftritt, in ausreichender
Menge vorhanden ist.
Gegenüber den obenerwähnten Schnellstahlpulvern ergibt sich der Vorteil, daß der Temperaturbereich während des
Sinterns nicht so kritisch ist, da hier ein Bereich von ca. 30 C zur Verfugung steht. Außerdem braucht der Sinterprozeß
nicht im Vakuum durchgeführt zu werden, hier wird vielmehr vorzugsweise unter Wasserstoff gesintert.
Außerdem liegt die Sintertemperatur bei den Schnellstahlpulvern mit mehr als 1250 C verhältnismäßig hoch.
Durch die in den Unteransprüchen aufgeführten Maßnahmen sind vorteilhafte Weiterbildungen und Verbesserungen des
im Hauptanspruch angegebenen Verfahrens möglich. Besonders vorteilhaft ist es, das Ausgangspulver auf die Weise
- if _
herzustellen, daß man die Pulverteilchen des Hauptbestandteils
Eisen mit einer oder mehreren Schichten der Legierungskomponenten überzieht, daß man dieses Pulver
dann preßt und anschließend sintert, wie es unten anhand von Beispielen noch genauer beschrieben wird. Dabei ist
es im allgemeinen notwendig, dafür Sorge zu tragen, daß die als Schicht aufgebrachten Legierungskomponenten während
des Sinterns nicht zu schnell in das Eisen hineindiffundieren.
Dies kann zum einen dadurch geschehen, daß man ein Eisenpulver mit einem geringen Kohlenstoffanteil verwendet
oder daß man als erste Schicht auf die Eisenpulverteilchen eine Graphitschicht als Diffusionsbremse aufbringt. Das
erfindungsgemäße Verfahren hat sich beispielsweise besonders
bewährt bei der Herstellung der technisch interessanten Fe-Si-P-Sinterlegierung, die grundsätzlich den Vorteil
hat, daß Silicium und Phosphor preiswerte, leicht verfügbare Elemente sind, die bei einer eventuellen Wiederaufbereitung
von Sinter stahlteilen sehr wenig Schwierigkeiten bereiten.
Beschreibung der Ausführungsbeispiele Beispiel 1:
Im System Eisen-Nickel tritt für Legierungen bis etwa ho % Ui oberhalb 1U50 C der Zweiphasenzustand auf. Um
eine Fe-Ni-Legierung mit etwa 5 % Ni und einer Raumerfüllung
von ^L 9^ % durch Elnfachsintertechnik herstellen zu
können, wurde sphärisches Eisenpulver durch Aufdampfen mit einer Nickelschicht versehen, wobei die Schichtdicke
des Nickels so gewählt wurde, daß ein Bruttogehalt von etwa 5 % Nickel erreicht wurde. Das so erhaltene Pulver
wurde mit einem Druck von etwa T Mp/cm zu einem Preßkörper
geformt, der dann zunächst bei 1000 C getempert
wurde, so daß sich in der Grenzzone zwischen Eisen und
nickel schon eine Legierung bildete. Danach wurde die Temperatur auf ca. 1^70 0C erhöht. Es stellte si^h jedoch
heraus, daß dieser Zweiphasenzustand nicht ausreichend lange erhalten blieb, da das nickel zu schnell in
das Eisen eindiffundierte und das Zweiphasengebiet daher
zu schnell wieder verlassen wurde. Die Poren hatten in diesem Falle zu wenig Zeit, um nach außen zu wandern.
Diese Schwierigkeit konnte jedoch dadurch überwunden werden, daß man ein Eisenpulver verwendete, das etwa
0,2 Gew.-% Kohlenstoff enthielt, wodurch die Nickel-Diffusion
in ausreichendem Maße verzögert wurde. Bei den so hergestellten Sinterteilen wurden Sinterdichten zwischen
T,k und 7>5 g/cm erzielt, was einer Verdichtung auf
ζ. 9k % entspricht und auf das gleichzeitige und ausreichend
lange Vorhandensein einer Fe-iii-Phase im festen und im flüssigen Zustand zurückzuführen ist.
Es wurde oben schon angedeutet, daß die Fe-Si-P-Legierung eine technisch interessante Legierung darstellt. Im
ternären System Fe-Si-P gibt es verschiedene Zweiphasengebiete, die man für die Herstellung hochdichter Sinterteiie
ausnutzen kann. Als Ausgangsstoffe wurden Eisen-, Ferrosilicium-,
Ferrophosphor- und Graphitpulver verwendet. Es hat sich nämlicn gezeigt, daß es auch in diesem Falle
notwendig ist, eine Diffusionsbremse zwischen dem Eisen
und den Legierungspulvern vorzusehen. Daher wurde das Eisenpulver zunächst mit Graphitpulver überzogen, indem
das Graphitpulver mit 5 cm auf 1000 g Eisenpulver einer
35 %igen wäßrigen Dextrinlösung als Bindemittel vermischt und auf die Eisenpulverteilchen aufgebracht wurde. -Dabei
lag der Brutto-Kohlenstoffgehalt zwischen 0,05 und 0,3
Gew.-%. Um eine bessere Haftung des Graphits am Eisen zu
17910
erreichen, wurde dieses Pulver einer einstündigen Wärmebehandlung bei 700 C unterzogen. Dann wurde in gleicher
Weise eine Mischung aus Ferrosilicium and Ferrophosphor
aufgebracht und wiederum eine Wärmebehandlung wie oben durchgeführt. Danach wurde das nunmehr in Form eines Panates
vorliegende Pulver in üblicher Weise gepreßt und eine Stunde bei 1150 - 1i80 °C in Wasserstoff gesintert. Alternativ
wurden Eisen-, Ferrosilicium- und Ferrophosphorpulver in der üblichen Weise sorgfältig gemischt, wobei
bei einem Teil der Proben noch 0,7 Gew.-/S eines synthetischen
Wachses als Preßhilfsmittel zugesetzt wurde. Diese
Pulvemischungen wurden dann wie oben weiterverarbeitet.
Bei der Prüfung der Eigenschaften der auf diese Weise hergestellten
Probekörper zeigten die aus Panatpulver und aus Mischpulver mit Wachszusatz hergestellten Proben weitgehend
die gleichen Ergebnisse, während bei den Mischpulvern ohne Wachszusatz, besonders bei hohen Preßdrücken
und Sintertemperaturen, große Streuungen der Eigenschaftswerte auftraten.
Bei Preßdrücken zwischen 6,5 und 8,5 Mp/cm wurden Sinterdichten zwischen 7,25 und 7»^0 g/cm erreicht. Dies entspricht
Werten für die Raumerfüllung von 9^ bis 96 %. In
diesem Dichtebereich sind die Festigkeitseigenschaften
sowie die Maßänderungen (Schwindungen) während des Sinterns nahezu unabhängig von der Dichte.
Bei den oben beschriebenen Versuchen wurden die Komponenten
in solchen Mengen eingesetzt, daß die Anteile der einzelnen Komponenten in den Legierungen in folgenden Bereichen
lagen:
P 0,8 bis 1,1*
Si 1,0 bis 2,0 Gew.-%
C 0,05 bis 0,3 Gev.-% (bei Panat)
Fe Rest
Eine bezüglich· ihrer Eigenschaften besonders günstige
Legierung hat die folgende Zusammensetzung:
P 1,0 Gew.-%
Si 1,75 Gew.-%
C 0,06 Gew.-% (bei Panat)
Fe Rest
Panat bzw. Mischpulver mit Wachs wurden mit 6,5 bis 3,5
Mp/cm gepreßt. Nach einer Sinterung bei 1150 C, eine
Stunde in Wasserstoff ergaben sich Sinterdichten zwischen 7,25 und 7,^0 g/cm3.
Die wichtigsten Eigenschaften dieser Legierung sind:
Bruchfestigkeit R = 570 bis 600 N/mm
0,2 ^-Dehngrenzen RpQ)2 (zyklisch) = RpQj2 (zügig)
= 500 bis 550 N/mm2
^ ρ J
Dauerschwingfestigkeit 6" " = 250 . N/mm bei k =
(Biegung) Q"" = 1UO bis 160 N/mm bei <f\, = 3,2
Die Vorteile dieser nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Sinterlegierung seien im folgenden nochmals
zusammengefaßt:-
- Billige und leicht verfügbare Legierungselemente
- Durch Einfachsintertechnik Raumerfüllung ^ 9h %
- Hohe Werte der mechanischen Eigenschaften bei niedriger
Sintertemperatur von etwa 1150 C
- Im Dichtebereich 7»25 bis T5U weitgehende Unabhängigkeit
der Festigkeit und der Maßänderung von der Dichte
- Dauerschwingfestigkeit im gekerbten Zustand entspricht,
derjenigen von gekerbten Walzstählen, die im Bereich von 1βθ bis 18O K/mm liegt
- Trotz des hohen Si- und P-Gehaltes, der laut Phasendiagramm
zu einer Abschnürrung des C\-Bereiches führt,
i*st c ie Legierung in technisch verwertbarem Maße härtbar .
Claims (8)
173
12.7.1982 Pf/Ja
Robert Bosch. GmbH, 7000 Stuttgart 1
Ansprüche
1 . Verfahren zur Herstellung von Sinterstahl hoher Raumerfüllung durch Einfachsintertechnik, wobei ein Pulver aus
einer Metallegierung gepreßt und bei einer Temperatur gesintert wird, bei der die Metallegierung während des Sinterns
gleichzeitig im flüssigen und im festen Aggregatzustand vorliegt, dadurch gekennzeichnet, daß als Ausgangspulver
anstelle einer homogenen Metallegierung ein aus mehreren Komponenten mit Eisen als Hauptbestandteil bestehendes
Pulvergemisch eingesetzt wird, das ohne Reaktion der Komponenten untereinander während des Sintervorganges
nur in einem Aggregatzustand vorliegt, deren zwei Aggregatzustände fest und flüssig jedoch während des Sintervorganges
durch Reaktion mindestens zweier Komponenten des Ausgangspulvers miteinander unter Bildung einer entsprechenden
Legierungsphase entstehen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
auf die Oberfläche der Eisenpulverteilchen mindestens eine Schicht aus einer oder mehreren Legierungskomponenten
aufgebracht wird, das auf diese. Weise hergestellte Pulver dann gepreßt und anschließend gesintert wird.
3· Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß auf die Oberfläche der Eisenpulverteilchen zunächst eine Schicht aufgebracht wird, die die Diffusion der Legierungskomponenten
in das Eisen verlangsamt.
h. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
zunächst eine Graphit schicht aufgebracht wird, bevor die Eisenpulverteilchen, mit mindestens einer Schicht der Legierungskomponenten
versehen werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Eisenpulver mit einer oder mehreren Legierungskomponenten
innig gemischt wird, daß das gemischte Pulver anschließend gepreßt und das Preßteil dann gesintert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß dem Pulver ein Wachs als Preßhilfsmittel zugesetzt wird.
7· Verfahren zur Herstellung einer Eisen-Silicium-Phosphor-Sinterlegierung
mit einer Raumerfüllung von mindestens 9^ %
nach einem der Ansprüche 2 bis U, dadurch gekennzeichnet, daß das Eisenpulver zunächst mit einer Graphitschicht überzogen
wird, indem das Graphitpulver mit einem Bindemittel und anschließend mit dem Eisenpulver gemischt wird, daß
auf die so hergestellten Pulverteilchen dann eine Schicht aus Ferrosilicium und Ferrophosphor aufgebracht wird, indem
die drei Pulverarten unter Zufügen eines Bindemittels miteinander gemischt werden,· und daß das gesamte Pulver
schließlich gepreßt und dann gesintert wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kcmponenten in einem solchen Verhältnis gemischt werden,
daß der "Kohlenstoffgehalt 0,05 - 0,3 Gew.-%, der Siliciumgehalt
1,0 - 2,0 Gew.-$, der Phosphorgehalt 0,8 - 1,U Gew.-%
beträgt, daß der Preßdruck bei 6,5 - 8,5 Mp/cm und die
Sintertemperatur bei 1150 - 113O C liegt und die Sinterung
in einer Wasser stoffatmosphäre vorgenommen wird.
9· Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet,
daß nach dem Aufbringen der Graphitschicht und nach dem Aufbringen der Schicht der Legierungskomponenten jeweils
eine einstündige Wärmebehandlung bei 700 C erfolgt.
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