DE3029495C1 - Selbstabbrennende Zusammensetzung zur Schuberzeugung an Luft mit einem Sprengstoff als Oxidationsmittel und Staustrahltriebwerke mit der selbstabbrennenden Zusammensetzung als Brennstoff - Google Patents
Selbstabbrennende Zusammensetzung zur Schuberzeugung an Luft mit einem Sprengstoff als Oxidationsmittel und Staustrahltriebwerke mit der selbstabbrennenden Zusammensetzung als BrennstoffInfo
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Description
Die Erfindung betrifft feste, selbstabbrennende
(autopyrolysierbare) Zusammensetzungen zur aeroben Schub
erzeugung, die bei der Autopyrolyse reduzierende Gase ent
wickeln und im wesentlichen aus einem Oxidationsmittel,
einem Bindemittel und mindestens einem Vernetzungsmittel
bestehen, sowie ihre Verwendung in Staustrahltriebwerken.
Staustrahltriebwerke weisen bekanntermaßen wie alle
an Luft betriebenen Raketenmotoren mindestens eine Brenn
kammer auf, die einerseits aus einer Brennstoffquelle mit
Brennstoff und andererseits durch die Luft mit Oxidations
mittel versorgt wird, die der umgebenden Atmosphäre durch
mindestens einen dynamischen Luftanschluß entnommen wird,
wobei die Verbrennungsprodukte durch mindestens eine der
Schuberzeugung dienende Düse hindurch abgeleitet werden.
Damit derartige Staustrahltriebwerke wirksam arbeiten
können, insbesondere hinsichtlich der Kompression der Ver
brennungsluft, muß der Flugkörper, auf dem das Staustrahl
triebwerk vorgesehen ist, mit einer relativ hohen Geschwin
digkeit bewegt sein; eine derartige Geschwindigkeit läßt
sich insbesondere dadurch erzielen, daß der Flugkörper mit
einer zur Beschleunigung dienenden Treibladung versehen
wird, die ggf. in der Brennkammer des Staustrahltriebwerks
integriert ist, oder aus einem Flugzeug oder von einer
Trägerrakete abgeworfen wird, die ihrerseits die erforder
liche Geschwindigkeit erreichen.
Es ist ferner bekannt, daß es zur Begünstigung des
Abbrands und der Abbrandausbeute in der Brennkammer von
Staustrahltriebwerken vorteilhaft ist, den Brennstoff in
der Brennkammer möglichst weitgehend zu verteilen; diese
Vorstellung führte zur Entwicklung einer ganzen Klasse
von Staustrahltriebwerken, bei denen ein flüssiger Brenn
stoff wie beispielsweise Kerosin verwendet wird, der dann
in zerstäubter Form in die Brennkammer des Staustrahl
triebwerks eingespritzt wird.
Staustrahltriebwerke dieser Gattung, die als Stau
strahltriebwerke mit flüssigem Brennstoff bezeichnet wer
den, sind hinsichtlich ihrer Eigenschaften unbestreitbar
vorteilhaft, führen jedoch aufgrund der Verwendung einer
flüssigen, brennbaren Phase zu bestimmten Anwendungsschwie
rigkeiten wegen der Verluste, die hierbei auftreten können.
Die flüssige Phase muß ferner unter Druck eingespritzt wer
den, was die Kompliziertheit des Systems vergrößert und dem
zufolge seine Betriebszuverlässigkeit verringert.
Zur Vermeidung dieser Nachteile wurde ein anderer
Typ von Staustrahlwerken angegeben, die als Brennstoff
lediglich eine feste Phase enthalten.
Diese Technik kann beispielsweise so realisiert wer
den, daß die feste, brennbare Phase in der Brennkammer
des Staustrahltriebwerks vorgesehen wird.
In gleicher Weise kann diese feste, brennbare Phase
in einem speziellen Generator in eine brennbare Gasphase
umgewandelt werden, die dann fortschreitend in die Brenn
kammer eingeleitet wird. In diesem letztgenannten Fall
besteht folglich die Notwendigkeit, das Staustrahltrieb
werk mit einem Generator für brennbare Gase auszurüsten,
bei dem zur Gaserzeugung eine feste, selbstabbrennende
Zusammensetzung herangezogen wird.
Es sind bereits feste Zusammensetzungen für Strahl
bzw. Rückstoßantriebe bekannt, die im wesentlichen aus
einem hohen Anteil an Oxidationsmittel und einem Binde
mittel mit geringem Sauerstoffgehalt bestehen.
In den US-PS 30 87 844 und 38 83 375 sind bei
spielsweise feste Komposit-Zusammensetzungen für Strahl
antriebszwecke angegeben, die aus einem Polyalkadien mit
funktionellen Endgruppen bestehen, das mit einer Triaziridinyl
phosphinoxidverbindung und einem Oxidationsmittel wie
Ammoniumperchlorat gehärtet ist.
Diese Zusammensetzungen lassen sich allerdings nur
unter Schwierigkeiten für die aerobe Schuberzeugung ein
setzen, da sie bezüglich des Sauerstoffs etwa ausgeglichen
sind und infolgedessen nur wenig reduzierende Gase ent
wickeln, weshalb sie für die Praxis nicht gut geeignet
sind. Darüber hinaus ist mit der Anwendung derartiger Zu
sammensetzungen wegen des darin enthaltenen Ammoniumper
chlorats das Risiko der sekundären Rauchentwicklung ver
bunden, was ungünstig ist, wenn derartige Flugobjekte
nicht auffallen bzw. nicht ortbar sein sollen.
Aus der US-PS 37 56 874 sind ferner Propergole be
kannt, deren Oxidationsmittel aus einem Gemisch von Kalium
perchlorat und Cyclotetramethylentetranitramin (HMX, Oktogen)
besteht.
Diese Zusammensetzungen sind wiederum zu reich an
Oxidationsmittel, um für eine Verwendung zur
Schuberzeugung an Luft günstig verwendbar zu sein. Hinzu kommt,
daß die verwendeten Bindemittel wie etwa Epoxy- oder Poly
esterharze zu sauerstoffhaltig sind, um eine Freisetzung
ausreichend reduzierender Gase zu ermöglichen.
Auf dem Spezialgebiet der aeroben Strahlantriebe ist
es bereits aus der US-PS 39 52 505 bekannt, eine Zusammen
setzung zu verwenden, die ein Gemisch von Polybutadien mit
Hydroxyendgruppen mit einer oder mehreren kondensierten
aromatischen Verbindungen wie Pyrenen oder Anthracenen
enthält. Dieser Typ von Zusammensetzungen ist jedoch abso
lut nicht selbstabbrennend, da ihre Verbrennung nur mit
Luftsauerstoff gewährleistet ist.
Bei dieser Ausführungsform ist es infolgedessen erfor
derlich, daß sich die feste, brennbare Phase zur Sicher
stellung der Verbrennung in der Brennkammer des Raketen
motors befindet.
In der US-PS 37 54 511 ist ferner eine Zusammen
setzung angegeben, die aus dem Gemisch eines reduzieren
den Stoffs wie Bor oder Aluminium und einem Oxidations
mittel wie Kaliumnitrat besteht. Dieser Zusammensetzungs
typ ist allerdings aufgrund von Schwierigkeiten bei der
praktischen Anwendung mit bestimmten Nachteilen behaftet.
Diese technische Lösung erfordert ferner, obgleich sie
rein theoretisch gesehen günstig erscheint, spezielle
bauliche Vorkehrungen und ist daher nicht für alle Vor
haben anwendbar. Ferner ist die Nichtortbarkeit derarti
ger Zusammensetzungen nicht zufriedenstellend, was eben
falls ihre Anwendbarkeit einschränkt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, selbstab
brennende Zusammensetzungen für aerobe Strahlantriebe
anzugeben, deren Energie, die durch die Verbrennung des
Oxidationsmittels in geringer Menge und eines Teils des
Brennstoffs entsteht, praktisch vollständig zur Pyrolyse
des verbleibenden Bindemittels verwendet wird, wobei die
Bildung eines porösen, kohlenstoffhaltigen Rückstands
gewährleistet ist, der fortschreitend den Platz der festen
Zusammensetzung einnimmt und einen Hitzeschild und thermi
schen Reflektor für die Unterhaltung der Verbrennung dar
stellt.
Die festen, selbstabbrennenden Zusammensetzungen sol
len ferner bei der Pyrolyse reduzierende Gase freisetzen,
die den gasförmigen Brennstoff bilden, der dann im Kontakt
mit Luft verbrennt.
Die selbstabbrennenden Zusammensetzungen sollen ferner
eine unauffällige Verbrennung ergeben, d. h. bei der Ver
brennung nur wenig oder keinen Rauch entwickeln. Diese
Eigenschaft der Unauffälligkeit ist für militärische
Anwendungszwecke von großer Bedeutung, um eine Ortung des
raketengetriebenen Flugkörpers möglichst weitgehend zu
verhindern.
Die Aufgabe wird anspruchsgemäß gelöst.
Die erfindungsgemäßen festen, selbstabbrennenden
Zusammensetzungen zur aeroben Schuberzeugung liefern bei
ihrem Selbstabbrand reduzierende Gase und bestehen im we
sentlichen aus einem Oxidationsmittel, einem Bindemittel
und einem Vernetzungsmittel, wobei der Gewichtsanteil des
Oxidationsmittels gleich oder größer ist als der Mindestanteil an
Oxidationsmittel, der zur Gewährleistung des Selbst
abbrands der Zusammensetzung erforderlich ist,
und sind dadurch gekennzeichnet, daß
- - das Oxidationsmittel ein nitrierter Sprengstoff ist, bei dem die Gewichtsmenge der an die Stickstoffatome der Nitrogruppen gebundenen Sauerstoffatome über 40%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Moleküls, beträgt,
- - das Bindemittel ein Polyalkadien mit funktionellen End gruppen ist, die gegenüber dem Vernetzungsmittel reaktiv sind, und
- - der Gewichtsanteil des Oxidationsmittels, bezogen auf die Gesamtzusammensetzung, d. h. die Gesamtmasse aus Oxidationsmittel, Bindemittel und Vernetzungsmittel, weniger als 40 Gew.-%, beträgt.
Für jedes Oxidationsmittel existiert ein Mengengrenz
wert, unterhalb dessen das Oxidationsmittel zur Gewährlei
stung der Autopyrolyse des Bindemittels nicht mehr geeig
net ist.
Im Rahmen der Erfindung wurde festgestellt, daß von
den Oxidationsmitteln, die die Sicherstellung der Pyro
lyse des Bindemittels erlauben, solche Substanzen am
günstigsten sind, bei denen die zur Aufrechterhaltung
der Autopyrolyse erforderliche Menge so klein wie möglich
ist.
Hierbei handelt es sich um nitrierte Sprengstoffe,
bei denen der Gewichtsanteil der an die Stickstoffatome
der Nitrogruppen gebundenen Sauerstoffatome über 40%
liegt.
So wurde beispielsweise überraschend festgestellt,
daß Dinitroglycoluril, das 42 Gewichtsprozent Sauerstoff
atome enthält, wovon 28 Gewichtsprozent der Sauerstoff
atome an die Stickstoffatome in den Nitrogruppen gebunden
sind, sich wegen des zu hohen Gehalts an Oxidationsmittel,
der zur Gewährleistung der Autopyrolyse erforderlich ist
( 46%), erfindungsgemäß nicht eignet.
Erfindungsgemäß verwendbare Sprengstoffe sind bei
spielsweise:
- - Nitramine, insbesondere Cyclotetramethylentetranitramin (Oktogen), Cyclotrimethylentrinitramin und 2.4.6-Trinitro phenylmethylnitramin,
- - nitrierte aromatische Verbindungen wie insbesondere Trinitrotoluol und Hexanitrostilben sowie etwa
- - Salpetersäureester wie insbesondere Pentraerythrit tetranitrat oder Pentrit sowie Nitrocellulose.
Die Korngröße dieser Sprengstoffe liegt vorteilhaft
unter 50 µm; vorzugsweise handelt es sich um Feinkorn mit
einer Korngröße unter 30 µm.
In der nachstehenden Tabelle sind die Mindestgehalte
an Oxidationsmittel zur Sicherstellung der Autopyrolyse
der Zusammensetzung für verschiedene feinkörnige Spreng
stoffe angegeben.
Mindestgehalt (Gew.-%) | |
Pentaerythrittetranitrat (PETN) | |
18 | |
Cyclotrimethylentrinitramin (RDX) Hexogen) | 27 |
Cyclotetramethylentetranitramin (HMX, Oktogen) | 30 |
Trinitrotoluol (TNT) | 30 |
Es wurde festgestellt, daß der Mindestgehalt an Oxi
dationsmittel stark von der Gewichtsmenge an Sauerstoff
atomen abhängt, die an die Stickstoffatome der Nitrogruppen
gebunden sind, und diese Menge in dem Maß ansteigt, in dem
der Mengenanteil dieser Sauerstoffatome im Molekül abnimmt.
Aus der Kurve der Abhängigkeit des Mindestgehalts an
Oxidationsmittel vom Mengenanteil der an die Stickstoff
atome der Nitrogruppen gebundenen Sauerstoffatome kann der
Fachmann aufgrund der Angaben in der obigen Tabelle den
Mindestgehalt an Oxidationsmittel auch für andere Spreng
stoffe ermitteln.
Diese Angabe ist allerdings trotz alledem nur eine
Näherung, da der Mindestgehalt an Oxidationsmittel nur einen
Mittelwert darstellt und es hierbei keinen scharf zu ziehenden,
definierten Grenzwert zwischen den Gehalten an Oxidations
mitteln, bei denen die Autopyrolyse stattfindet, und den
Gehalten gibt, bei denen keine Autopyrolyse stattfindet.
Der Mindestgehalt an Oxidationsmittel muß daher als
Mittelwert innerhalb einer Streubreite von 2 bis 3% angesehen
werden.
Die Autopyrolyse einer Zusammensetzung, die einen
nitrierten Sprengstoff enthält, mit einem dem Mindestgehalt
entsprechenden Gehalt an Oxidationsmittel erfolgt bei einer
bestimmten Geschwindigkeit, die ferner vom Bindemittel,
dem Druck und der Temperatur abhängt. Wenn diese drei letzt
genannten Bedingungen konstantgehalten werden, kann die
Autopyrolysegeschwindigkeit durch Erhöhung des Gehalts an
Oxidationsmittel erhöht werden.
Der Gehalt an Oxidationsmittel muß allerdings unter
40 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse aus Oxidationsmittel,
Bindemittel und Vernetzungsmittel, liegen, da das durch
die Pyrolyse der festen Zusammensetzung erzeugte Gasgemisch
so reich wie möglich an reduzierenden Elementen (C, H) und
so arm wie möglich an oxidierenden Elementen (O, Cl, N u. dgl.)
sein muß, da die Eigenschaften eines entsprechenden Stau
strahltriebwerks unter anderem vom Brennwert des Gasgemisches
abhängig sind.
Durch dieses Kriterium wird auch die Auswahl des Binde
mittels begrenzt.
Das Bindemittel muß daher entweder sauerstofffrei sein
oder darf höchstens einen sehr geringen Sauerstoffgehalt
aufweisen.
Das Bindemittel muß ferner derart polymerisierbar sein,
daß es mit dem Oxidationsmittel in flüssigem Zustand gemischt
und anschließend bei einer relativ niedrigen Temperatur von
größenordnungsmäßig 20 bis 60°C gehärtet werden kann.
Unter den Bindemitteln, die den obigen Bedingungen
genügen, werden vorzugsweise Bindemittel ausgewählt, die
das Reaktionsprodukt mindestens eines Polyalkadiens
mit einer Funktionalität von vorteilhaft zwischen 1,5 und 3
und vorzugsweise zwischen 1,9 und 2,5 mit mindestens einem
Vernetzungsmittel enthalten, das die zur Härtung des Poly
alkadiens erforderliche Anzahl von Funktionen pro Molekül
aufweist.
Von den erfindungsgemäß verwendbaren Polyalkadienen
sind insbesondere zwei Gruppen von besonderem Interesse:
Polybutadiene mit -OH-Gruppen und Polybutadiene mit
-COOH-Gruppen. Die Hydroxylgruppen enthaltenden Polybuta
diene vernetzen durch Umsetzung mit Verbindungen, die
Isocyanatfunktionen aufweisen, die carboxylgruppenhaltigen
Polybutadiene mit Verbindungen, die Epoxy- oder Aziridinyl
funktionen besitzen.
Weitere Bindemittel, die sich für die erfindungsgemäßen
Zusammensetzungen eignen, sind beispielsweise Polyisoprene,
die mindestens zwei reaktive Gruppen pro Molekül aufweisen.
Diese Polyalkadiene können ferner ggf. auch mit gesättig
ten Polyolefinen, die unter den Herstellungsbedingungen flüs
sig sind, angereichert sein, beispielsweise mit Polyiso
butylenen.
Unter den für die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
verwendbaren Bindemitteln werden vorzugsweise solche ausge
wählt, die wenig Rückstände ergeben. Hierzu gehören ganz
besonders Polybutadiene mit Hydroxylgruppen, die mit Isocya
natfunktionen enthaltenden Verbindungen vernetzt sind, und
Polybutadiene mit Carboxylgruppen, die mit Triaziridinyl
phosphinoxidverbindungen vernetzt sind.
Zu den Verbindungen mit Isocyanatfunktionen gehören
Toluoldiisocyanat (TDI), Dicyclohexylmethandiisocyanat,
Diphenylmethandiisocynat (MDI), Hexamethylendiisocyanat
sowie etwa Isophorondiisocyanat (IPDI).
Verwendbare Triaziridinylverbindungen sind in der
US-PS 38 83 375 beschrieben. Vorzugsweise wird
Tris(1-(2-methyl)-aziridinyl)-phosphinoxid (MAPO) ver
wendet.
Zur Vernetzung ist es bekannt, eine Menge an Ver
netzungsmittel zwischen 5 und 20%, bezogen auf die Menge
an Polyolefin, einzusetzen.
Stark sauerstoffhaltige Bindemittel wie beispiels
weise aliphatische Diolpolycarbonate eignen sich nicht
für die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen, da sie
klassische Propergole mit ausgeglichenem Sauerstoffgehalt
darstellen und bei ihrer Verbrennung Gase freisetzen, die
nur unzureichend reduzierend sind.
Wie bereits oben angegeben, darf der Gehalt an vor
liegendem Oxidationsmittel 40 Gew.-%, bezogen auf die
Gesamtmasse aus Oxidationsmittel, Bindemittel und Ver
netzungsmittel, nicht überschreiten.
Im Fall von Pentaerythrittetranitrat (Pentrit), Hexogen
und Oktogen wurde festgestellt, daß beste Eigenschaften
erzielt werden, wenn folgende Oxidationsmittelgehalte
eingesetzt werden:
(Gew.-%) | |
Oktogen | |
30-35, | |
Hexogen | 27-35, |
Pentaerythrittetranitrat | 20-30, |
wobei die Ober- und Untergrenzen jeweils eingeschlossen
sind.
Obgleich sich sämtliche obengenannten Sprengstoffe
erfindungsgemäß eignen, wurde festgestellt, daß die Ver
wendung von Pentrit aufgrund des sehr geringen Rückstands
gehalts, der niederen Abbrandgeschwindigkeit und des
hohen spezifischen, volumenbezogenen Impulses (Jsp)
besonders vorteilhaft ist.
Vorzugsweise wird ein Pentritgehalt zwischen 22 und
28% angewandt und als Bindemittel ein Butadien mit
Carboxyl-Endgruppen (PBCT), das mit einem Triaziridinyl
phosphinoxid vernetzt ist, oder ein Polybutadien mit
Hydroxy-Endgruppen (PBHT) verwendet, das mit einem Di
isocyanat gehärtet ist.
Die Erfindung wird im folgenden anhand einer bevor
zugten Ausführungsweise näher erläutert.
In einem Kneter von 30 l Fassungsvermögen wird das
Bindemittel ohne Vernetzungsmittel gemischt, worauf der
Sprengstoff zugesetzt wird. Das Ganze wird bis zur voll
ständigen Homogenisierung geknetet. Am Ende des Verknetens
wird das Vernetzungsmittel zugesetzt, worauf die Paste
unter Schwerkraftwirkung gegossen oder durch Spritzen ver
arbeitet wird. Die Zusammensetzung wird anschließend
3 Tage bei 50°C gehärtet.
Die Reihenfolge, in der die verschiedenen Bestand
teile eingebracht werden, kann im Rahmen der Erfindung
selbstverständlich auch geändert werden.
Aufgrund ihrer Selbstabbrandeigenschaften sind diese
Zusammensetzungen besonders für Staustrahltriebwerke ge
eignet, deren Generator von der Brennkammer getrennt ist.
In der Zeichnung ist ein Staustrahltriebwerk, bei
dem die Erfindung eingesetzt ist, im Querschnitt darge
stellt. Die selbstabbrennende Zusammensetzung 1 befindet
sich mit einer Zündvorrichtung 2 in einer Brennkammer 3,
die Öffnungen 4 aufweist, um die Abströmung der Gase zu
ermöglichen. Die bei der Autopyrolyse der Zusammensetzung
freigesetzten Gase reagieren in der Brennkammer 5 mit
dem Sauerstoff der Luft, die durch die Öffnungen 6 einge
führt wird.
Das Erfindungskonzept umfaßt jedoch auch andere
konstruktive Ausführungsformen.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von Ausführungs
beispielen näher erläutert.
Die Zusammensetzungen wurden an Blöcken von 1,4 kg
getestet, wobei folgende Kriterien zur Ermittlung ihrer
Eigenschaften herangezogen wurden:
- - die Verbrennungsgeschwindigkeit v (mm/s)
- - der Rückstandsgehalt® (Gew.-%),
- - der theoretische spezifische Impuls (volumenbezogen, Jspρ) bei einem in der Brennkammer herrschenden Druck von 5,78 bar (s/g·ml-1),
- - der spezifische Impuls (Isp) (s) sowie
- - die Verbrennungswärme (Q) (J/g).
Für die verschiedenen untersuchten Zusammensetzungen
sowie bei einem Vergleichsversuch mit einer Zusammensetzung
mit Ammoniumperchlorat als Oxidationsmittel wurden folgende
Ergebnisse erhalten:
Unter Verwendung von Ammoniumperchlorat wurden Ver
gleichsversuche durchgeführt, um die erfindungsgemäß er
zielten Verbesserungen aufzuzeigen und zu erläutern.
Die Anwendung der Erfindung auf den Antrieb von Stau
strahltriebwerken wird anhand einer Zusammensetzung mit
28% Pentrit und PBCT als Bindemittel, das mit MAPO ver
netzt ist, erläutert.
Die Versuche wurden unter folgenden Bedingungen durch
geführt:
Claims (9)
1. Feste, selbstabbrennende Zusammensetzung zur aeroben Schuberzeugung,
die beim Abbrand reduzierende Gase erzeugt und im wesentlichen aus
einem Oxidationsmittel, einem Bindemittel und mindestens einem Ver
netzungsmittel besteht, wobei der Gewichtsanteil des Oxidations
mittels gleich oder größer ist als der Mindestanteil an Oxida
tionsmittel, der zur Gewährleistung des Selbstabbrandes der Zu
sammensetzung erforderlich ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß
- - das Oxidationsmittel ein nitrierter Sprengstoff ist, bei dem der Mengenanteil der an die Stickstoffatome der Nitrogruppen gebundenen Sauerstoffatome über 40%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Moleküls, beträgt,
- - das Bindemittel ein Polyalkadien mit funktionellen Endgruppen ist, die gegenüber dem Vernetzungsmittel reaktiv sind, und
- - der Gewichtsanteil des Oxidationsmittels, bezogen auf die Ge samtzusammensetzung, weniger als 40 Gew.-% beträgt.
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Sprengstoff ein Salpetersäureester ist.
3. Zusammensetzung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der Salpetersäureester Pentaerythrittetranitrat ist.
4. Zusammensetzung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Ge
halt an Pentaerythrittetranitrat, bezogen auf die Gesamtzusammen
setzung zwischen 20 und 30 Gew.-% beträgt.
5. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Bindemittel das Reaktionsprodukt
mindestens eines Polyalkadiens mit einer Funktionalität
zwischen 1,5 und 3 und vorzugsweise zwischen 1,9 und 2,5
mit mindestens einem Vernetzungsmittel enthält.
6. Zusammensetzung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das Polyalkadien ein Polybutadien mit OH-Gruppen ist
und das Vernetzungsmittel Isocyanatfunktionen aufweist.
7. Zusammensetzung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das Polyalkadien ein Polybutadien mit Carboxylgruppen
ist und das Vernetzungsmittel Epoxyfunktionen aufweist.
8. Zusammensetzung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das Polyalkadien ein Polybutadien mit Carboxylgruppen
ist und das Vernetzungsmittel Aziridinylgruppen aufweist.
9. Staustrahltriebwerk mit festem Brennstoff, bei dem die Brenn
kammer des festen Brennstoff von der Brennkammer des Stau
strahltriebwerks getrennt ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der feste Brennstoff eine selbstabbrennende Zusammen
setzung nach einem der Ansprüche 1 bis 8 ist.
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