DE19757469C2 - Treibladungspulver für Rohrwaffen - Google Patents
Treibladungspulver für RohrwaffenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Treibladungspulver für Rohrwaffen nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
Ein derartiges Treibladungspulver ist aus der US 36 97 341 A bekannt. Dieses weist
neben dem Sprengstoff Nitramin und Nitrocellulose noch als Weichmacher zwei che
misch unterschiedliche Dinitro-diaza-verbindungen auf. Ein Hinweis auf einen kleinen
Temperaturkoeffizienten in einem bestimmten Temperaturbereich liegt nicht vor.
Bei einer weiteren Treibladung nach der WO 95/17358 A1 ist es bekannt, als Weich
macher Nitramin und Nitrocellulose einzusetzen.
Die DE 35 00 068 C1 betrifft ein ein- oder mehrbasiges Treibladungspulver unter Ein
satz von 0,0'-Dioxy-azobenzol zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften bis
-55°C. Aussagen über die Temperaturkoeffizienten werden nicht getroffen. Es wird
auch keine Diaza-Verbindung eingesetzt.
In der DE 33 16 676 C2 ist eine Treibstoffzusammensetzung auf der Basis von Ni
trocellulose mit Hexogen, einem Sprengöl und Weichmacher sowie Nitroglycerin be
schrieben. Eine Diaza-Verbindung ist jedoch nicht erwähnt und es werden auch keine
Aussagen über Temperaturkoeffizienten getroffen.
Die DE 30 33 519 C2 betrifft einen Raketentreibstoff für einen üblicherweise niedri
gen Druckbereich beim Abbrand. Aussagen über den für Treibladungspulver relevan
ten Druckbereich über 3000 bar werden nicht gemacht. Zwar werden Hinweise über
mechanische Eigenschaften in einem großen Temperaturbereich angedeutet. Es liegen
jedoch keine Aussagen über Temperaturkoeffizienten, Abhängigkeit des Gasdruckes
von den Temperaturen des Treibladungspulvers vor. Der im Anspruch angegebene
energetische Weichmacher ist Sprengöl, wie Nitroglyzerin (Ngl), jedoch keine Diaza-
Verbindung.
Bei einem weiteren bekannten Treibladungspulver entsprechend der DE 22 60 259 A
handelt es sich um einen Treibsatz für Raketen und nicht um eine Treibladung für
Rohrwaffen. Diese Treibladung ist, wie generell alle zweibasigen Treibmittel stark
temperaturabhängig im interessierenden Temperaturbereich.
In der US 4,567,296 A wird ein energetischer Weichmacher auf der Basis einer fluor
haltigen Aza-Verbindung beschrieben. Diese Aza-Verbindung, nämlich das 1-Fluoro-
1,1,5-Trinitro-3-oxa-5-azahexan ist für Rohrwaffen- und Treibladungspulver-Einsatz
nicht geeignet. Beim Abbrand in einer Waffe wird der Stahl zersetzt, insbesondere bei
den üblicherweise hohen Drücken und Temperaturen. Weiterhin bereitet diese Verbin
dung ein großes Entsorgungsproblem. Das Ausgangsmaterial 2-Nitro-2-aza-1-pro
panol unterscheidet sich chemisch grundlegend von einer Diaza-Verbindung.
Beim Verschuß von Munition mit herkömmlichem Treibladungspulver sind die ballisti
schen Werte Maximaldruck und Geschoßgeschwindigkeit ebenfalls stark temperatur
abhängig. Der Druck und die Geschwindigkeit der 120 mm KE-Munition steigen von
-40°C nach +50°C um ca. 1.500 bar und 165 m/s an, das sind 10% der Sollgeschwin
digkeit bei Normaltemperatur von +21°C. Aufgrund dessen kann einerseits der Waf
fengebrauchsgasdruck bei Normaltemperatur nicht ausgeschöpft werden, was eine
höhere Geschwindigkeit zur Folge hätte, und andererseits ist wegen der nur ungenau
bekannten aktuellen Geschoßanfangsgeschwindigkeit die Treffwahrscheinlichkeit
deutlich verringert bzw. es müssen Maßnahmen getroffen werden, die aktuelle Ge
schoßgeschwindigkeit zu ermitteln, um keinen Verlust an Treffgenauigkeit zu erleiden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Treibladungspulver für Rohrwaffen
vorzuschlagen, das einen kleinen Temperaturkoeffizient in dem Temperaturbereich
von -50°C bis +70°C aufweist.
Diese Aufgabe löst die Erfindung entsprechend den kennzeichnenden Merkmalen des
Anspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen
zu entnehmen.
Die Erfindung ermöglicht aufgrund der Verwendung eines besonderen Weichmachers
die Herstellung und den Einsatz von Treibladungspulver mit kleinem Temperaturkoef
fizient. Das heißt: Ein derartiges Treibladungspulver ermöglicht den Verschuß von
Rohrwaffenmunition mit nahezu konstanten Werten von Maximaldruck und Geschoß
geschwindigkeit im gesamten Temperaturbereich von -50°C bis +70°C.
Ausführungsbeispiele der Erfindung sind nachstehend angegeben, wobei in einem
Diagramm das Temperaturverhalten eines herkömmlichen Treibladungspulvers und
eines erfindungsgemäßen Treibladungspulvers dargestellt sind.
Die Erfindung betrifft folgende Treibladungspulver:
Glyzidylazidpolymer (GAP),
Hydroxyterminiertes Polybutadien (HTPB), Polybutadien mit endständigen Hy droxylgruppen und
Celluloseacetatbutyrat (CAB),
gebundene Nitramintreibladungspulver mit dem erfindungsgemäßen Dinitro-diaza- Weichmacher (DNDA) sowie Nitrocellulose-Treibladungspulver (NC), die aus Nitra minen, Nitrocellulose und Dinitro-diaza-Weichmacher bzw. Nitrocellulose und Dini tro-diaza-Weichmacher mit oder ohne Sprengöl, wie Nitroglycerin (Ngl) oder Digly koldinitrat (DEGN) bestehen.
Glyzidylazidpolymer (GAP),
Hydroxyterminiertes Polybutadien (HTPB), Polybutadien mit endständigen Hy droxylgruppen und
Celluloseacetatbutyrat (CAB),
gebundene Nitramintreibladungspulver mit dem erfindungsgemäßen Dinitro-diaza- Weichmacher (DNDA) sowie Nitrocellulose-Treibladungspulver (NC), die aus Nitra minen, Nitrocellulose und Dinitro-diaza-Weichmacher bzw. Nitrocellulose und Dini tro-diaza-Weichmacher mit oder ohne Sprengöl, wie Nitroglycerin (Ngl) oder Digly koldinitrat (DEGN) bestehen.
Die Abkürzungen RDX und HMX stehen für Hexogen und Oktogen, wobei TLP für
Treibladungspulver verwendet wird.
Mit Nitratoethylnitramin (NENA), Poly-3-nitratomethyl-3'-methyloxetan (PolyNIM
MO) und Poly-Glyzidylnitratester (Polyglyn) als energetischem Polymerbinder liegt
ein vergleichbares Temperaturverhalten vor, sofern der erfindungsgemäße Weichma
cher in dem oben angegebenen Mengenanteil eingesetzt wird. Bei Polyglyn ist die
Azidgruppe von GAP durch -O-NO2 ersetzt.
Der Dinitro-diaza-Weichmacher besteht aus den Komponenten:
2,4-Dinitro-2,4-diazapentan 40 ± 10 Gew.%
2,4-Dinitro-2,4-diazahexan 45 ± 10 Gew.%
3,5-Dinitro-3,5-diazaheptan 15 ± 15 Gew.-%
2,4-Dinitro-2,4-diazapentan 40 ± 10 Gew.%
2,4-Dinitro-2,4-diazahexan 45 ± 10 Gew.%
3,5-Dinitro-3,5-diazaheptan 15 ± 15 Gew.-%
In dem schematisch gezeichneten Diagramm ist über der Temperatur der Abszisse 2
der Druckverlauf auf der Ordinate 1 beim Waffenbeschuß angegeben.
Bei einem Treibladungspulver nach dem Stand der Technik ändert sich der Druck sehr
stark in dem angegebenen Temperaturbereich von -50°C bis +70°C entsprechend der
ansteigenden Kurve 5.
Demgegenüber bleibt der Druck entsprechend der Kurve 6 in dem angegebenen Tem
peraturbereich nahezu konstant. Die Kurve 6 steigt zunächst an und fällt dann ab dem
Wendepunkt 7 etwas ab. Optimal ist ein nahezu horizontaler Verlauf entsprechend der
Kurve 15.
Wird das erfindungsgemäße Treibladungspulver durch übliche Maßnahmen, wie Ver
änderung der Korngeometrie so verändert, daß die ursprüngliche Kurve 6 als Kurve
6.1 mit ihrem Wendepunkt 7.1 an der Druckgrenze 10 anliegt, dann bedeutet dies eine
erhebliche Leistungssteigerung von 10 bis 20% bezogen auf das übliche Treibla
dungspulver gemäß der Kurve 5.
Die Druckgrenze 10 ist definiert durch den zulässigen Waffengebrauchsdruck.
Die erfindungsgemäßen Treibladungspulver zeigen darüber hinaus gute mechanische
Eigenschaften bis in den Bereich von etwa -50°C. Eine Versprödung bei Kälte findet
nicht statt.
Die Erfindung ist nicht auf die Ausführungsbeispiele beschränkt. Sie ist ohne weiteres
einsetzbar bei ein- bis mehrbasigen Treibladungspulvern. Ebenso bei dreibasigen
Treibladungspulvern auf der Basis von Nitroguanidin. Weiterhin ist die Erfindung auch
einsetzbar bei Treibladungspulvern, bestehend aus einer Mischung aus dem erfin
dungsgemäßen energetischen Weichmacher mit einem herkömmlichen, nicht energeti
schen Weichmacher. Auch erfaßt die Erfindung solche Treibladungspulver, die aus
einem erfindungsgemäßen Treibladungspulver und einem/mehreren ähnlichen zuge
mischten Pulvern mit herkömmlichem Temperaturverhalten, z. B. solche dergleichen
Rahmenrezeptur, jedoch mit herkömmlichen Weichmachern bestehen.
Claims (6)
1. Treibladungspulver für Rohrwaffen auf der Basis von
- - Nitramin, insbesondere RDX oder HMX, und Nitrocellulose,
- - Nitramin und energetischen oder nicht energetischen Kunststoffbindern oder
- - Nitrocellulose oder
- - Nitrocellulose mit Sprengöl oder
- - Sprengstoff, insbesondere CL-20,
2. Treibladungspulver nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Weichmacher aus folgenden Komponenten besteht:
2,4-Dinitro-2,4-diazapentan 40 ± 10 Gew.%
2,4-Dinitro-2,4-diazahexan 45 ± 10 Gew.%
3,5-Dinitro-3,5-diazaheptan 15 ± 15 Gew.%
2,4-Dinitro-2,4-diazapentan 40 ± 10 Gew.%
2,4-Dinitro-2,4-diazahexan 45 ± 10 Gew.%
3,5-Dinitro-3,5-diazaheptan 15 ± 15 Gew.%
3. Treibladungspulver nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß es neben den Dinitro-Diaza-Kohlenwasserstoffen zusätzlich noch andere
energetische oder nicht energetische Weichmacher, insbesondere Methyl-Nena, Ethyl-
Nena, Buthyl-Nena, enthält.
4. Treibladungspulver nach Anspruch 1 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die energetischen Binder
Poly-3-Nitratomethyl-3-methyloxetan (PolyNIMMO),
Poly-Glyzidynitratester (Polyglyn),
Glyzidylazid-Polymer (GAP),
Poly-3-Azidomethyl-3'-methyloxetan (AMMO),
Poly-3,3'-bis-azidomethyloxetan (BAMO)
oder ein Gemisch derselben sind.
Poly-3-Nitratomethyl-3-methyloxetan (PolyNIMMO),
Poly-Glyzidynitratester (Polyglyn),
Glyzidylazid-Polymer (GAP),
Poly-3-Azidomethyl-3'-methyloxetan (AMMO),
Poly-3,3'-bis-azidomethyloxetan (BAMO)
oder ein Gemisch derselben sind.
5. Treibladungspulver nach Anspruch 1 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die nicht energetischen Binder Polybutadiene mit endständigen Hy
droxylgruppen (HTPB), Celluloseacetatbutyrat (CAB) oder ein Gemisch der
selben sind.
6. Treibladungspulver nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Sprengstoff aus 1,3,3-Trinitroazetidine (TNAZ), Ammoniumdini
tramid (ADN), Triaminoguanidinnitrat (TAGN) oder aus Hexanitro-hexa-aza-
isowurtzitan (CL-20) oder aus einem Gemisch derselben besteht.
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- 1997-12-23 DE DE19757469A patent/DE19757469C2/de not_active Expired - Fee Related
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