DE3707694C2 - - Google Patents
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind elektrisch an
zündbare Anzündsätze, die Oxidationsmittel im Gemisch mit
Initialexplosivstoffen und Bindemitteln enthalten. Weitere
Bestandteile der Anzündsätze können in diesen Sätzen an
sich bekannte Reduktionsmittel, sekundäre Sprengstoffe und
Inertstoffe sein. Die neuen Anzündsätze werden zum elek
trischen Anzünden von hülsenloser Munition oder Treibkar
tuschen eingesetzt. Hülsenlose, elektrisch anzündbare Mu
nition ist an sich bekannt. Sie findet insbesondere in
kleinerem Kaliber in der Größenordnung um 5 mm zunehmen
des Interesse. Die Anzündung der Patrone kann dabei durch
Anzünder aus elektrisch leitfähigem Material in feiner
Verteilung, DE-OS 22 06 468, oder eine entsprechende Be
schichtung, deren hoher elektrischer Widerstand bei Strom
durchfluß die Anzündung auslöst, GB-PS 11 40 604, be
wirkt werden. Der Nachteil dieser Ausführungsformen ist
ein mehr oder minder hoher Anteil toxischer Produkte in
den Reaktionsschwaden.
Treibkartuschen werden eingesetzt für Bolzensetzgeräte
oder zur Viehbetäubung. Die Ausführungsform einer hül
senlosen Treibkartusche besteht aus einer gepreßten
Treibladung aus Nitrocellulose-Treibladungspulver, die
mit einem Zündplättchen verbunden ist. Dieses kann
Initialexplosivstoffe zur Beschleunigung der Umsetzung
und Antimonkristalle besonderer Spezifikation zur Ein
leitung der Umsetzung enthalten.
Es bestand nun die Aufgabe, Anzündsätze für hülsenlose
Munition und für Treibkartuschen zu entwickeln, die
elektrisch zündbar sind und deren Schwaden einen redu
zierten Anteil an toxischen Verbindungen enthalten.
Außerdem sollen die entstehenden Schwaden frei von ag
gressiven Gasen sein.
In Erfüllung dieser Aufgabe wurden nun Anzündsätze aus
einem Gemisch aus Initialexplosivstoffen und Zinkperoxid
als Oxidationsmittel und Bindemitteln gefunden, die da
durch gekennzeichnet sind, daß sie als Anzündsätze aus
gebildet sind und enthalten
- a) solche Initialexplosiv stoffe in Mengen zwischen 20 und 70 Gew.-%, die in direk tem Kontakt zu einem Treibladungspulver-Preßling keine Detonation auslösen und
- b) Fasern aus einem leitfähigen Material.
Es sind zwar schon aus der DE 33 21 943-A1 Anzündsätze
aus Zinkperoxid und speziellen Initialexplosivstoffen
bekannt, die zum Anzünden von hülsenloser Munition ein
gesetzt werden können. Aufgrund ihrer Zusammensetzung
sind sie jedoch nur durch mechanische Einwirkung zur
Umsetzung zu bringen. Eine elektrische Zündung dieser
Sätze ist nicht möglich.
Die erfindungsgemäß einsetzbaren Initialexplosivstoffe
sind solche, die in direktem Kontakt zu einem Preßling aus
Nitrocellulose-Treibladungspulver keine Detonation auslö
sen. Hierunter wird eine Reaktion verstanden, in der die
Umsetzung eines Explosivstoffes mit einer Stoßwelle gekop
pelt ist, so daß die Umsetzung momentan eingeleitet wird.
Initialexplosivstoffe, bei denen diese Reaktion nicht auf
treten kann und die sich daher für den Einsatz in den be
anspruchten elektrischen Anzündsätzen eignen, sind bei
spielsweise die Kalium- und Strontiumsalze des Trinitro
phenols und des Trinitroresorcins. Sofern ein geringer
Anteil an Blei in den Schwaden geduldet werden kann, kön
nen auch die Bleisalze des Trinitroresorcins in normaler
oder basischer Form in Mengen unter 20 Gew.-% im Anzünd
satz enthalten sein.
Die Initialexplosivstoffe sind in den erfindungsgemäßen
Anzündsätzen in Mengen zwischen 20 und 70 Gew.-% enthal
ten. Sie können sowohl in feinkörnigem wie grobkörnigem
Zustand eingesetzt werden.
Als Oxidationsmittel wird in den erfindungsgemäßen Anzünd
sätzen Zinkperoxid eingesetzt. Dieses hat vorzugsweise
einen Aktiv-Sauerstoffanteil von mehr als 12,3%. Die Her
stellung von solchem Zinkperoxid wird in der DE-PS
29 52 069 beschrieben, auf die hier besonders verwiesen
wird.
Die Menge an Zinkperoxid in den erfindungsgemäßen Anzünd
sätzen kann zwischen 5 und 50 Gew.-% schwanken. Das Zink
peroxid kann sowohl in feinkörnigem Zustand als auch grob
körnig eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäßen Anzündsätze können weiterhin zusätz
lich noch Reduktionsmittel oder weitere Komponenten, die
einen Beitrag zur Umsetzung liefern, sowie sonstige Inert
stoffe enthalten.
Als Reduktionsmittel eignen sich die an sich bekannten
Reduktionsmittel in Anzündsätzen, die eine Verbesserung
des Anzündvermögens bewirken. Geeignete Stoffe sind
z. B.: Metallpulver von Titan, Zirkon, Magnesium, Cer
magnesium, Cersilicium oder Aluminium-Magnesium-Legie
rungen. Der Anteil der Reduktionsmittel im Anzündsatz
kann 0 bis 20 Gew.-% betragen.
Als weitere Komponenten, die einen Beitrag zur Umset
zung liefern, sind hauptsächlich Sekundärexplosiv
stoffe, wie z. B. Nitrocellulose oder Pentaerythrit
tetranitrat geeignet. Vorzugsweise wird dabei Nitro
cellulose eingesetzt, die gleichzeitig als Bindemittel
wirkt. Auch andere Sekundärexplosivstoffe, die Eigen
schaften eines Bindemittels zeigen, können erfindungs
gemäß eingesetzt werden. Solche Sekundärexplosivstoffe
mit Bindemittel-Eigenschaften sind in den erfindungs
gemäßen Anzündsätzen in Anteilen zwischen 1 und 30 Gew.-%
enthalten.
Auch Sekundärexplosivstoffe ohne Bindemittel-Eigen
schaften können in den erfindungsgemäßen Anzündsätzen
anwesend sein. Als Beispiele seien Oktogen genannt
sowie Aminoverbindungen von nitrierten Aromaten, z. B.
des Trinitrobenzols wie Mono-, Di- oder Triaminotri
nitrobenzol oder Diaminohexanitrodiphenyl, weiterhin
die Acylierungsprodukte dieser Verbindungen, wie z. B.
Hexanitrooxanilid oder Hexanitrodiphenylharnstoff.
Ferner zählen beispielhaft zu diesen Sekundärexplosiv
stoffen Hexanitrostilben, Hexanitrodiphenyloxid, Hexa
nitrodiphenylsulfid, Hexanitrodiphenylsulfon und Hexa
nitrodiphenylamin sowie Tetranitrocarbazol, Tetranitro
acridon oder Polyvinylnitrat. Der Anteil dieser Stoffe
am Anzündsatz kann 0 bis 30 Gew.-% ausmachen.
Als Inertstoffe eignen sich die in Anzündsystemen an
sich bekannten Stoffe, die auch zur Abstimmung der
Eigenschaften dieser Sätze auf den jeweiligen Verwen
dungszweck mit eingesetzt werden. Als Beispiel sei
Zinndioxid genannt. Weiterhin zählen zu den Inertstoffen
sonstige Bindemittel, Kleb- und Farbstoffe sowie die
bereits genannten Passivatoren. Der Anteil der Inert
stoffe in den erfindungsgemäßen Anzündsätzen kann zwi
schen 0 und 20 Gew.-% schwanken.
Die beanspruchten Anzündsätze enthalten weiterhin Fasern
aus einem leitfähigen Material. Als leitfähiges Mate
rial kann dabei sowohl Kohlenstoff als auch ein den
elektrischen Strom leitendes Metall oder eine Legierung,
z. B. Messing, dienen. Einsetzbare Metallfasern sind
z. B. solche aus Eisen oder Kupfer. Die Dicke und Länge
der Fasern werden dabei so gewählt, daß mit der bei der
Anzündung eingesetzten Stromquelle eine ausreichende
Schußzahl möglich ist. Wenn nötig, können die Fasern
vor dem Untermischen mechanisch zerkleinert und in ei
nem inerten Medium verteilt werden. Dieses inerte Me
dium kann auch eines der vorgenannten Bindemittel sein.
Die Zerkleinerung geschieht vorteilhaft durch Einsatz
eines Ultra-Turrax-Gerätes. Eine andere Anwendungsform
der Fasern besteht in dem Aufbringen geordneter Fasern
in Form von z. B. Netzen oder Geweben.
Der Anteil der Fasern in der Anzündmischung kann sich
zwischen 0,5 und 20 Gew.-% bewegen.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Anzündsätze er
folgt nach an sich bekannten Verfahren durch Vermischen
des Initialexplosivstoffes, Oxidationsmittels, der Fa
sern und ggf. der übrigen Mischungsbestandteile mit dem
in einem Lösungsmittel gelösten Bindemittel, das zu
gleich ein Sekundärexplosivstoff, z. B. Nitrocellulose,
sein kann. Dieses Vermischen kann nach an sich bekann
ten Verfahren durch Rühren, Kneten oder ähnlichen Ver
teilungsmethoden geschehen. Dabei fällt der Anzündsatz
als breiige Masse an, die daraufhin auf einen hülsen
losen Treibladungspulverkörper aufgebracht werden kann.
Die erfindungsgemäßen elektrisch anzündbaren Anzündsätze
erfüllen nicht nur die Funktion eines Anzündsatzes, son
dern können ohne zusätzliche Verstärkerladung direkt mit
hülsenlosen Treibladungs-Preßlingen aus z. B. Nitro
cellulose, die auch ein Geschoß enthalten können, ver
bunden werden. Dies geschieht im allgemeinen durch di
rektes Aufbringen eines erfindungsgemäßen Satzes mit
einer Dosiereinrichtung, wie Pipetten, Spritzen oder ähn
lichem. Dabei bewirkt die Anwesenheit von Lösungsmit
teln, die z. B. Nitrocellulose anlösen, eine unmittel
bare, mechanisch feste Verbindung zwischen dem elek
trisch anzündbaren Anzündsatz und der gepreßten Treib
ladung.
Anstelle der Aufbringung des Anzündsatzes mit Spritzen,
Pipetten oder dergleichen kann auch ein Stempel benutzt
werden, mit dem nach dem Eintauchen in den Anzündsatz
die an dem Stempel anhaftende Mischung auf den Treib
ladungspulverkörper aufgebracht werden kann.
Ein anderes Anwendungsverfahren der erfindungsgemäßen
Anzündsätze verwendet z. B. Siebe, durch die wie im
Siebdruckverfahren die breiige Masse durchgedrückt wer
den kann.
Darüber hinaus kann die Anzündmischung zu Bändern oder
Folien gegossen, gewalzt oder extrudiert werden. Aus
diesen werden nach dem Trocknen Anzündplättchen form
gerecht ausgestanzt, die dann mit Lösungsmitteln, die
Nitrocellulose lösen oder im Sinne von Klebern bereits
enthalten, versetzt und anschließend auf den Treibla
dungspulver-Preßlingen befestigt werden.
Die nach dem beschriebenen Anwendungsverfahren verblei
benden Reste der Anzündsätze können nach Behandlung mit
Lösungsmitteln neuen Ansätzen direkt zugemischt werden.
Im folgenden wird die Erfindung durch Beispiele näher
beschrieben.
Kaliumpikrat wird durch Umsetzung von Magnesiumpikrat
mit Kaliumnitrat oder Kaliumsulfat in wäßriger Lösung
ausgefällt, filtriert und mit Wasser magnesiumsalzfrei
gewaschen und das Wasser mit Spiritus verdrängt. In
dieser Form wird Kaliumpikrat aufbewahrt (Alkohol
feuchte ca. 30 bis 40 Gew.-%).
Die Kohlenstoffaser wird in Wasser mit einer nicht
schäumenden Seife durch einen Ultra-Turrax-Rührer bis
auf eine Faserlänge <3 mm zerkleinert. Zur Vermei
dung einer Aufheizung des Rührers wird dieser mit 75%
seiner maximalen Drehzahl 30 Minuten lang laufen ge
lassen.
3,5 g Kaliumpikrat (berechnet als Trockenmasse) in ca.
30 bis 40 Gew.-% Ethylalkohol, 0,5 g Zinkperoxid der
mittleren Korngröße von ca. 15 · 10-6 m, 0,5 g Titan
pulver und 0,8 g Kohlenstoffaser werden mit einer Lö
sung von 1 g Nitrocellulose (Stickstoffgehalt 13,5%)
in 39 g eines Lösungsmittelgemisches von Essigsäure
butylester und Essigsäureethylester (1 : 1) versetzt
und homogenisiert. Dieser Satz wird nach einer der be
schriebenen Methoden auf einen Nitrocellulose-Preßling
aufgebracht. Auf diese Weise hergestellte Sätze wurden
mit Kondensatorladungen von 100 oder 200 µF bei
40 Volt mit Zündelektrode in an sich bekannter Weise
zur Umsetzung gebracht.
Claims (6)
1. Anzündsätze aus einem Gemisch von Initialexplosiv
stoffen mit Zinkperoxid als Oxidationsmittel und
Bindemitteln, dadurch gekennzeich
net, daß sie als elektrisch anzündbare Anzünd
sätze ausgebildet sind und enthalten
- a) solche Initialexplosivstoffe in Mengen zwischen 20 und 70 Gew.-%, die in direktem Kontakt zu einem Nitrocellu lose-Treibladungspulver-Preßling keine Detonation auslösen und
- b) Fasern aus einem leitfähigen Ma terial.
2. Anzündsätze gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß sie als Initialexplosivstoffe Kaliumsalze
des Trinitrophenols und/oder des Trinitroresorcins
enthalten.
3. Anzündsätze gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß sie als Fasern aus leitfähigem
Material Fasern aus Kohlenstoff enthalten.
4. Anzündsätze gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß sie Nitrocellulose als
Bindemittel enthalten.
5. Anzündsätze gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, da
durch gekennzeichnet, daß sie zusätzlich noch ein
Reduktionsmittel enthalten.
6. Anzündsätze gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß der Anteil der Fasern in
den Sätzen zwischen 0,5 und 20 Gew.-% und der An
teil des Zinkperoxids zwischen 5 und 50 Gew.-% liegt.
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