DE2543971C2 - Anzündsystem für hochtemperaturbeständige Treibmittel - Google Patents
Anzündsystem für hochtemperaturbeständige TreibmittelInfo
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Description
enthält,
wobei der Anzündsatz a) vor dem Verstärkerzündsatz b) angeordnet ist und seine Menge zwischen 2 und
20 Gew.-% der Menge des Verstärkersatzes b) beträgt
2. Anzündsystem gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als explosionsgefährliche
—NO2-Gruppen enthaltende Verbindungen Hexanitrodiphenyl oder dessen Derivate enthält
3. Anzündsystem gemäß Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß es als explosionsgefährliche
—NC>2-Gruppen enthaltende Verbindung Hexanitrodiphenyloxid enthält
4. Anzündsystem gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als explosionsgefährliche -N = N-Gruppen
enthaltende Verbindung Tetrazol oder dessen Derivate enthält
5. Anzündsystem gemäß Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Sätze zu Zylindern
gepreßt sind, deren Durchmesser nicht mehr als 5 mm und deren Länge höchstens das 3- bis 4fache des
Durchmessers beträgt.
Vorliegende Erfindung behandelt ein Anzündsystem für solche Treibmittel, die thermische Umsetzungspunkte
über 1800C besitzen.
Die bisher bekannten Treibmittel für hülsenlose Munition basieren auf Nitrocellulose, gegebenenfalls im
Gemisch mit anderen üblichen gasliefernden Stoffen, wie z. B. Glycerintrinitrat. Diese Treibmittel haben thermische
Umsetzungspunkte bis maximal 18O0C; sie können durch die bekannten Anzündgemische auf Basis von
Initialsprengstoffen oder pyrotechnischen Gemischen einwandfrei gezündet werden.
Die obenerwähnten Treibmittel sind jedoch weiter entwickelt worden, um eine höhere Wärmebeständigkeit zu besitzen. Diese wärmebeständigeren Treibmittel enthalten organische Verbindungen mit endständigen > N—NCVGruppen oder heterocyclischen aliphatische und aromatische Verbindungen, deren thermische Umsetzungspunkte teilweise erheblich über dem Zersetzungspunkt von Nitrocellulose (170 bis 1800C) liegen.
Die obenerwähnten Treibmittel sind jedoch weiter entwickelt worden, um eine höhere Wärmebeständigkeit zu besitzen. Diese wärmebeständigeren Treibmittel enthalten organische Verbindungen mit endständigen > N—NCVGruppen oder heterocyclischen aliphatische und aromatische Verbindungen, deren thermische Umsetzungspunkte teilweise erheblich über dem Zersetzungspunkt von Nitrocellulose (170 bis 1800C) liegen.
Die Anzündung dieser hochtemperaturbeständigen Treibmittel mit den bekannten Anzündgemischen auf
Basis von Initialsprengstoffen stößt auf erhebliche Schwierigkeiten. Die Zündung muß in der Weise erfolgen, daß
das Treibmittel durch die eingeleitete chemische Reaktion vollständig abbrennt und keine festen Rückstände
hinterläßt; andererseits darf das Zündgemisch auch nicht so stark sein, daß das gefährliche Umschlagen aus der
gewünschten Verbrennung in eine Detonation erfolgt.
Es wurde bereits versucht, solche Treibladungen mit den bekannten Anzündsätzen anzuzünden. Um eine
durchgehende Zündung zu erhalten, war man dabei aber gezwungen, die Zündsatzladung gegenüber dem
normalen Treibmittel auf Nitrocellulose-Basis erheblich zu verstärken. Diese Verstärkung alleine führte aber
auch nicht zu einer gleichmäßigen und vollständigen Umsetzung des Treibmittels. Zusätzlich mußte deshalb die
geometrische Form des Treibsatzes derart abgeändert werden, daß der Zündstrahl der Anzündung eine möglichst
große Oberfläche des Treibmittels berührt. Dies wurde z. B. dadurch erreicht, daß das Treibmittel als
langgestreckter Hohlzylinder oder Hohlblock geformt wurde und der Zündstrahl fast die gesamte Innenfläche
des Hohlkörpers berührte. Die Wanddicke des Hohlkörpers muß dabei entsprechend dünn gewählt werden,
damit die durch die Anzündung erzeugte Wärme möglichst großflächig übertragen wird und die Reaktion sich
auch noch in dieser dünnwandigen Schicht gleichmäßig fortsetzt und nicht auf halbem Wege erlischt.
Diese Ausführur.gsform bringt hinsichtlich der Herstellung Nachteile mit sich. Ihr sind aber auch, besonders
bei der Herstellung von hülsenloser Munition, hinsichtlich der Geometrie Grenzen gesetzt, die es nicht gestatten,
die übrigen Konstruktionsvcrteile, die sich bei Anwendung einer hülsenlosen Munition bieten, auszunutzen.
Es wurde nun ein Anzündsystem für Treibladungen mit thermischen Umsetzungspunkten über 1800C gefunden,
das durch die im Patentanspruch 1 genannten Merkmale gekennzeichnet ist.
Es sind zwar schon, z. B. aus der US-PS 34 18 372, Anzündsysteme bekannt, die aufeinanderfolgend Anzündsätze
und Verstärkersätze enthalten und bei denen in den Verstärkersätzen hochbrisante Explosivstoffe· vorhanden
sind. Diese bekannten Anzündsysteme dienen jedoch zum Zünden von hochexplosiven Sprengstoffen, so
daß auch der Verstärkersatz Umsetzungsgeschwindigkeiten besitzen muß, die über 4000 m/s liegen. Solche
Verstärkersätze setzen sich detonativ um und sind demzufolge zum Zünden von Treibmitteln ungeeignet.
Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Anzündsystems fallen die genannten Nachteile der bisherigen Anzündladungen
weg: Nach dem Zünden beaufschlagt die Verstärkerladung den Treibmittelkörper nuir auf einer
kleinen Kontaktfläche. Der Treibmittelkörper wird trotz der geringen Kontaktfläche zerlegt und zur vollkommenen
Umsetzung gebracht. Die Vergrößerung der Oberfläche des Treibmittels tritt also erst beim Vorgang der
Entzündung ein; es ist demzufolge nicht notwendig, dem Treibsatz in einem gesonderten Arbeitsgang eine
spezielle geometrische Form mit großer Oberfläche zu geben. Es ist vielmehr dadurch möglich, den Treibmittel-
körper mit dem Geschoß auf einem sehr engen Raum unterzubringen und besonders einer hülsenlosen Munition
eine kompakte und mechanisch feste Ausführung zu geben. Hohlräume im Innern der Patrone sind nicht mehr
notwendig.
Unter den NC>2-Gruppen enthaltenden Verbindungen sollen sowohl Nitroverbindungen als auch Nitramine
verstanden werden. s
Die in dem Verstärkersatz enthaltenen organischen Nitroverbindungen sind feste Stoffe; es sind weiterhin
explosionsgefährliche Stoffe, wie sie in dem »Gesetz über explosionsgefährliche Stoffe« (Sprengstoffgesetzj
vom 25.8.1969 definiert sind. Unter die erfindungsgemäß einsetzbaren explosionsgefährlichen festen Nitroverbindungen
fallen außer den in der Anlage I des Sprengstoffgesetzes genannten festen Nitroverbindungen
weitere Derivate des Hexanitrodiphenyls der allgemeinen Formel
NO2" NO2
in der A für die Gruppe
I M
N-(CHj)11-ONO2
in der η eine ganze Zahl zwischen 1 und 3 sein kann oder für die Gruppe —NH-CO—CO—HN- oder
NH-CO-HN steht
Als Beispiele für erfindungsgemäß einsetzbare Nitramine seien Hexogen, Oktogen und Tetryl genannt.
Die erfindungsgemäß einsetzbaren Azoverbindungen umfassen die Triazole, Tetrazol und deren Derivate, wie
z. B. 5-Aminotetrazol, Guanylamino-5-tetrazol, l-Guanyl-3-tetrazolyl-5-guanidin, Ditetrazol, Diaminoguanidinditetrazol,
Diaminoguanidinazotretazol. Im allgemeinen haben die einsetzbaren Nitro-, Nitramino- und Azoverbindungen
einen Schmelzpunkt über 140°C, einen Verpuffungspunkt über 200°C und einen Stickstoffgehalt
über 17%. Ihre Empfindlichkeit gegenüber mechanischer Beanspruchung sollte kleiner als diejenige von Initialsprengstoffen
sein, d. h. Werte annehmen, die über eine Joule liegen. Die von ihnen entwickelte spezifische
Energie soll Werte zwischen etwa 850 und 1400 kj/kg betragen.
Die Verstärkerladung des erfindungsgemäßen Anzündsystems soll eine Umsetzungsgeschwindigkeit besitzen,
die derjenigen des Anzündsatzes entspricht und zwischen 1000 und 4000 m/s liegt. Die Verstärkerladung darf
sich demzufolge nicht detonativ umsetzen.
Eine detonative Umsetzung der Verstärkerladung wird durch den limitierten Zusatz der Initialsprengstoffe in
dem Verstärkersatz bewirkt. Diese sind in dem Verstärkersatz in Mengen zwischen 10 und 60 Gew.-% enthalten.
Durch Variation ihrer Menge bzw. der eingesetzten Stoffe läßt sich für die Verstärkerladung eine Umsetzungsgeschwindigkeit
erzielen, die derjenigen der Anzündladung entspricht.
Als Initialsprengstoffe in der Verstärkerladung eignen sich z. B. Schwermetallazide, vorzugsweise Bleiazid,
Schwennetallsalze des Mono-, Di- und Trinitroresorcins, bevorzugt Salze von Blei, Barium oder Thallium,
Bleiphloroglucinat, Schwermetallpikrate, bevorzugt Bleipikrat, Azotetrazolblei oder Diazodinitrophenol.
Die Verstärkerladung wird zweckmäßigerweise zu kleinen Zylindern geformt oder gepreßt, deren Durchmesser
auf das Kaliber der Munition abgestimmt ist. Das Gewicht der Verstärkerladung soll zum Treibladungsgewicht
im Verhältnis 1 :5 bis 1 :20 stehen. Für hülsenlose Munition mit kleinem Kaliber beträgt das Gewicht
einer Verstärkerladung etwa 200 mg.
Die Menge des Anzündsatzes, der dem Verstärkersatz vorgeschaltet ist und diesen zum Zünden bringt,
beträgt zwischen 2 und 20, vorzugsweise 5 und 10Gew.-% der Verstärkerladung. Diese Anzündladung wird
durch mechanische Beaufschlagung entzündet; sie steht in unmittelbarem Kontakt mit der Verstärkerladung.
Die in dem Anzündsatz verwendeten Zündmittel sind die zum Anzünden von Treibsätzen bekannten Verbindungen
und Gemische. Es können demzufolge die obengenannten, in der Verstärkerladung eingesetzten, Initialsprengstoffe
eingesetzt werden; es eignen sich aber auch pyrotechnische Anzündgeniische, wie z. B. ein Gemisch
aus 80% einer Cer-Magnesium-Legierung und 20% PbO2.
Die Anzündladung wird vorzugsweise ebenfalls zu Zylindern gepreßt, deren Durchmesser bevorzugt gleich
groß ist wie der Durchmesser der Verstärkerladung.
Wenn das Anzündsystein zylindrische Form besitzt, hat es bevorzugt einen maximalen Durchmesser von
5 mm und eine Länge, die höchstens das drei- bis vierfache des Durchmessers beträgt.
Die Zündung des Anzündgemisches erfolgt mit einem Schlagbolzen. Die hülsenlose Munition brennt daraufhin
gleichmäßig ab und hinterläßt keine Rückstände.
Ein Gemisch aus 70 Gewichtsteilen Hexunitrodiphenyläther und 30 Gewichtsteilen Bleitrinitroresorcinat wird
zu Zylindern von etwa 16 mm Lange und einem Durchmesser von ca. 4 mm mit einer Preßkraft von 0,6 Mp
Dieser Verstärkersatz wird mit 0,02 g eines Sinoxid-Anzündsatzes und 22 g temperaturbeständigem Treibmittel
auf eine der folgenden Arten zu einer hülsenlosen Patrone verbunden:
a) Der Anzündsatz wird auf den Verstärkersatz seitlich oder heckseitig aufgepreßt oder in pastöser Form
aufgestrichen und der gesamte Körper heckseitig in eine zentrale durchgehende Bohrung des zylindrisch
gepreßten Treibmittelkörpen; eingesetzt. Auf der Vorderseite der zentralen Bohrung wird das Geschoß auf
den Anzündkörper aufgesetzt und gegebenenfalls verklebt Die Zündung erfolgt, je nach Lage des Anzündsat/es
am Verstärkersjitz, entweder von hinten — also in Richtung der Gcschoßachse — oder von der Seite,
d. h. quer /ur Geschoßachse.
b) Dts> Treibmittel wird zu zwei formgleichen Treibmittelhälften gepreßt, die Aussparungen zur Aufnahme
des Verstärkersatzes, der Anzündmischung und des Geschosses besitzen. Die geometrische Lage dieser
Aussparungen ist so, daß einerseits das Geschoß als Amboß dient, andererseits eine direkte Verbindung
zwischen Anzünd- und Verstärkersatz besteht Nach dem Einlegen des Geschosses und der Verstärkerladung
in die entsprechenden Ausnehmungen werden die beiden Treibmittelhälften zur eigentlichen Patrone
verklebt. In die verbleibende Aussparung für die Anzündmischung wird diese in pastöser Form eingestri
chen.
Die Zündung erfolgt in beiden Fällen mit einem Schlagbolzen. Der Treibmittelsatz brennt gleichmäßig ab und
es verbleibt keine Rückstände.
Beispiele 2 bis 9
In gleicher Weise wie in dem Beispiel 1 wurde ein Anzündsystem mit den in der folgenden Tabelle genannten
Mischungen hergestellt und damit ein Treibladungspulver gleicher Zusammensetzung wie im Beispiel 1 auf die
gleiche Weise gezündet. Die Ergebnisse entsprachen denjenigen des Beispiels 1.
An/.ündsutz (Gew.-Teile)
H! Trizinul
H! Trizinul
Tcira/.cn
Ba-niinit
Verstärkersalz
Sb-sull'id
Ca-silicid
Da-chlorat | Glaspulver | Zusammensetzung | Menge |
(Gew.-Teile) | |||
Hexanitrodiphenylsulfon | 75 | ||
Bleiazid | 25 | ||
— | Hexanitrostilben Bleitrinitrore- | 65 | |
sorcinat | 35 | ||
_ | _ | Hexanitrodiphenylamin | 75 |
Bleiazid | 25 | ||
— | _ | Hexanitrodiphenylaminonitrat | 60 |
Beiphloroglucinat | 40 | ||
— | — | Hexanitrodiphenylsulfid | 70 |
Bleipikrat | 30 | ||
— | Hexanitroanilid | 85 | |
Diazodinitrophenol | 15 | ||
— | — | Diaminoguanidintetrazol | 60 |
Bleiazid | 40 | ||
50 | 15 | Oktogen | 50 |
±6 | ±3 | Bleiazid | 50 |
2 | 38 | 3 |
3 | 34 | 3 |
4 | 39 | 3 |
5 | 40 | 4 |
6 | 43 | 2 |
7 | 45 | 2 |
8 | 44 | 5 |
9 | _ | 4 |
38 44 36 35 39 41 35
10
12
31
11
13
12
Claims (1)
1. Anzündsystem für Treibladungen mit thermischen Urnsetzungspunkten über 1800C, gekennzeichnet
durch
5
5
a) einen an sich bekannten Anzündsatz und einem, in direktem Kontakt mit dem Anzündsatz befindlichen
b) Verstärkersatz mit Umsetzungsgeschwindigkeiten zwischen 1000 und 4000 m/s, der ein Geniisch aus
festen, explosionsgefährlichen Verbindungen, die eine oder mehrere —NOrGruppen und/oder
—N = N-Gruppen enthalten und einen Verpuffungspunkt über 200° C besitzen und an sich bekannten
ίο Initialsprengstoffen, die in diesem Gemisch in Mengen zwischen 10 und 60 Gew.-°/o untergemischt sind,
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