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"Verfahren zum Herstellen eines Stoffbahnmusters"
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Stoffbahnmusters
durch Musterscheren einer gewebten oder aus Maschenware bestehefiden Stoffbahn,
bei dem eine Florseite der Stoffbahn über einen eine Musterrolle mit in deren Oberfläche
eingebrachtem, reliefartigem Muster aufweisenden Rolltisch dem aus Schermesserwelle
und Untermesser bestehenden Scherzeug zugeführt wird und das-Muster des Rolltisches
durch Einstellen der Stoffbahnspannung beim Scheren durch die Stoffbahn durchgedrückt
wird. Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens.
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Aus der DE-PS 71 735 ist eine Musterschermaschine für samtartige Webstoffe
bekannt, bei der der zu musternde Stoff über einen Rolltisch geführt wird, der eine
Musterrolle mit einer Mehrzahl von radial abstehenden Zapfen bzw. Nocken an der
Oberfläche aufweist. Nach den Angaben in der Patentschrift wird die Stoffbahn nur
an den durch die Nocken ausgebauchten, punktförmigen Stellen geschoren. Da die bekannte
Musterrolle nur an den beiden Längsenden gelagert wird, eine zu bearbeitende
Stoffbahn
aber im allgemeinen mindestens 150 cm breit ist, muß die Musterrolle so steif sein,
daß sie sich auf der Länge zwischen den beiden endständigen Lagern nicht wesentlich,
d. h. bei Schermaschinen um weniger als 0,1 mm, durchbiegt. Eine solche Steifheit
der Musterrolle würde einen so großen Rollendurchmesser bedingen, daß sich wegen
der Geometrie im Schneidbereich ein nennenswert tief eingeschorenes, d. h. deutlich
sichtbares Muster nicht erreichen läßt. Wenn man nämlich eine wenigstens einigermaßen
deutlich ins Auge springende Tiefenausschur im Bereich der erhabenen Stellen der
Musterrolle erzielen will, darf der Außendurchmesser der Rolle etwa einen Betrag
von größenordnungsmäßig 50 mm nicht wesentlich überschreiten. Je kleiner der Durchmesser
ist, d. h. je mehr der Krümmungsradius der Rolle demjenigen des üblichen Spitztisches
im Scherbereich angenähert ist, um so deutlicher und schärfer umrandet läßt sich
das gewünschte Muster ausscheren. Eine solche bei einer Länge von etwa 1500 mm praktisch
als stabartig dünn zu bezeichnende Musterrolle ist natürlich ohne Unterstützung
auf ihrer Länge für den Rolltisch einer Schermaschine ungeeignet.
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Das Lagern einer glatten Rolle eines Rolltisches auf ihrer Länge auf
einzelnen oder durchgehenden Stützrollen ist zwar für Maschinen zum Scheren von
Teppichen mit rutschfester Unterseite aus der DE-AS 10 67 402 bekannt, es wird jedoch
in der Druckschrift darauf hingewiesen, bei Schermaschinen zum Musterscheren genüge
es, die Musterrolle an ihren Wellenzapfen zu lagern, ohne daß nennenswerte Durchbiegungen
dieser Rolle zu befürchten wären. Aus diesen Angaben ist zu schließen, daß im Bekannten
an Musterrollen mit so großem Durchmesser gedacht war, daß bei üblicher Maschinenbreite
eine im Scherbild
störende Durchbiegung der Musterrolle nicht zu
befürchten ist. Solche Musterrollen erlauben zwar - wie gesagt -kein tiefes Ausscheren
des Musters, der Stand der Technik lsßt sie aber, begründet durch Probleme beim
Herstellen des Musters selbst, allein zu.
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Beim Herstellen des Musters nämlich, zum Beispiel beim Fräsen, Prägen
oder Gravieren, ist selbst bei im vorgenannten Rahmen relativ großen Rollendurchmessern
ein Verziehen bzw. Verbiegen der Rolle praktisch nicht zu vermeiden. Ohne Verletzung
des Musters kann eine solche Musterrolle mit vertretbaren Mitteln nicht nachgerichtet
werden. Auch aus diesem Grunde mußte bisher der Musterrollendurchmesser so groß
sein, daß die Anwendung zum Mustern von Stoffbahnen in der Praxis uninteressant
war.
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Trotz vieler Jahrzehnte alter Versuche mit Musterrolltischen für Schermaschinen
konnte das entsprechende Musterscheren daher brauchbare Ergebnisse nicht liefern.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei dem Verfahren eingangs
genannter Art und der Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens die Möglichkeit
der Verwendung einer Nusterrolle mit unter Berücksichtigung der Rapportlänge des
Musters minimalem Umfang bzw. Durchmesser zu schaffen und gleichzeitig die sich
aus dem vom Herstellen des Musters herrührenden Ungleichheiten der Musterrolle ergebenden
Probleme zu beseitigen. Für das Verfahren zum Herstellen eines Stoffbahnmusters
durch Musterscheren besteht die erfindungsgemäße Lösung darin, daß die Musterrolle
so flexibel ausgebildet wird, daß sie bei Anlage an zwischen endständigen Lagern
befindlichen Stützrollen durch den auf die Stoffbahn beim Scheren ausgeübten Längszug
in bezug auf das Scherzeug exakt auszurichten ist.
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Wphrend alle bisherigen Vcrsuche dahingingen, die Stabilität und Steifheit
der Musterrolle trotz Verkleinerung des Durchmessers möglichst zu erhalten, wird
erfindungsgemäß die bisher als unzulässig angesehene Flexibilität dazu ausgenutzt,
die flachteile einer Musterrolle geringen Durchmessers auszugleichen. Durch das
erfindungsgemäße Zusammenwirken von vorzugsweise einstellbaren Stützlagern bzw.
-rollen, flexibler Musterrolle und unter Spannung stehender, zu scherender Stoffbahn
wird erreicht, daß die durch die Musterrolle in bestimmter Weise dem Scherzeug vorzulegende
Stoffbahn durch die auf sie ausgeübte Längsspannung selbst dazu beiträgt, daß das
gewünschte Scherbild entsteht.
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Vorzugsweise wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren bei so klein
wie mit Rücksicht auf die Rapportlänge des Musters irgend möglich gewähltem Musterrollendurchmesser
die entsprechend flexible, im Bereich zwischen ihren endständigen Lagern auf Stützrollen
rotierbar angeordnete Musterrolle durch Anpressen über den auf die Stoffbahn ausgeübten
Längszug an die, insbesondere wenigstens teilweise einzustellenden, Stützlager zur
Anlage gebracht und dadurch stabilisiert sowie in bezug auf das Scherzeug exakt
ausgerichtet wird. Grundsätzlich kann die Musterrolle aus einem Kern aus Stahl oder
ähnlich stabilem und elastischem Material und einem Mantel aus zur Stabilität bzw.
Flexibilität nicht wesentlich beitragenden Material, zum Beispiel einem Kunststoff,
bestehen. Diese Ausbildung hat zudem den Vorteil, daß sich das Muster relativ leicht
in einen Kunststoff einbringen läßt. Bisher war jedoch eine solche geschichtete
Konfiguration mit gegenüber dem Kern relativ weichem Mantelmaterial für Musterrollen
von Rolltisch-Schermaschinen nicht geeignet, weil man beim Stande der Technik davon
ausgehen mußte, eine Musterwalze mit relativ weichem Mantel
sei
unter keinen Umständen ohne Verletzung des Musters nachzurichten.
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Es ist das Verdienst der Erfinder, erkannt zu haben, daß es gerade
die bisher als störende Nebenerscheinung angesehene Flexibilität ist, die es möglich
macht, auf die erfindungsgemäße Weise deutlich abgegrenzte und tief ausgeschorene
Muster in Stoffbahnen herzustellen.
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Anhand der schematischen Darstellung eines Ausführungsbeispiels werden
weitere Einzelheiten der Erfindung erläutert. Es zeigen: Fig. 1 einen Schnitt senkrecht
zur Scherzeugachse einer Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens; und Fig. 2
einen Schnitt parallel zur Längsachse der Musterrolle von Fig. 1.
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Gemäß Fig. 1 läuft eine Stoffbahn 1 in Pfeilrichtung 2 von einer Zuführzugwalze
3 über eine Musterrolle 4 zu einer in der Drehzahl regelbaren Abführzugwalze 5.
Im Bereich der Musterrolle 4 passiert die Stoffbahn 1 am Scherspalt das aus Schermesserwelle
6 und Untermesser 7 bestehende Scherzeug.
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Die Musterrolle 4 gemäß Ausführungabeispiel nach Fig. 1 und 2 ist
außer in den endständigen. Wellenapfen 8 auf einer Mehrzahl von Stützlagerpaaren
- bestehend aus jeweils zwei nebeneinanderstehenden Stützlagern 9 und 10 mit Stützrollen
11 und 12 - gehalten. Zum Justieren, d. h.
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zum genauen Zuordnen der Musterrolle zum aus Schermesserwelle 6 und
Untermesser 7 bestehenden Scherzeug sollen die Stützlager 9 und 10 zweckmäßig in
der jeweilig angegebenen Pfeilrichtung 13 und 14 zu verstellen sein. Die Stützlager
9 und 10 selbst sind auf einem die Musterrolle 4 tragenden Halter 15 befestigt,
welcher zum Beispiel über eine Schwalbenschwanzkupplung, mit einem Untertisch 16
verbunden sein kann. Letzterer ist vorzugsweise so gelagert, daß er einerseits in
einer in der Zeichnungsebene auf die Schermesserwelle 6 zulaufenden Pfeilrichtung
17 verstellbar ist, um die Schurhöhe einzustellen, und andererseits in einer etwa
senkrecht zur Richtung 17 in der Zeichnungsebene verlaufenden Pfeilrichtung 18 um
eine Schwenkachse 19 zu kippen ist, um sowohl die Schurhöhe nachstellen als auch
- und vor allem - den Schertisch vom
Scherzeug, zum Beispiel bei
einem Nahtdurchgang, trennen zu können.
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Fig. 2 zeigt die Musterrolle 4 im Längsschnitt in Prinzipdarstellung.
Es ist zu erkennen, wie die jeweils zwischen zwei Vertiefungen bzw. Nuten 20 vorgesehenen
erhabenen Bereiche des Musters bzw. Stege 21 auf den Stützrollenlagern 11 der Stützlager
9 abrollen. Die Stützrollenlager 11 - und natürlich auch die Rollen 12 - sind im
Ausführungsbeispiel so breit, daß sie in jeder Drehstellung stets mindestens einen
Steg 21 berühren. Die Reliefmusterung kann auf sehr bequeme Weise und mit sehr gutem
Erfolg in die Oberfläche des jeweiligen unststoffmantels eingefräst werden.
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Beim Spannen der Stoffbahn 1 werden die Stege 21 um so deutlicher
abgezeichnet, je kleiner der Außendurchmesser der Musterrolle 4 ist. Ein scharfkantiges
Schermuster ergibt sich bei entsprechend kleinem Außendurchmesser, wenn die Umfangsfläche
bzw. Peripherie der Stege 21 entsprechend kantig ausgebildet wird. Bei straffem
Spannen der Stoffbahn 1 bildet dann der Flor 22 an den beiden Rändern am Umfang
der Stege Scheitel 23, das bedeutet, daß nur die radial von der Musterrolle 4 abstehenden
Florteile geschoren, die axial zu den Seiten der Stege 21 gerichteten Florteile
jedoch stehenbleiben.