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Pharmazeutische Zubereitung Die Erfindung betrifft eine pharmazeutische
Zubereitung, die Natrium-8-chlortheophyllinat und übliche Hilfs-und Trägerstoffe
enthält.
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Die erfindungsgemäße pharmazeutische Zubereitung kann insbesondere
bei der Behandlung von Entzündungen mit Cephalosporinen, bei der Behandlung von
Tumoren und bei Hauttransplantationen zur Stärkung der körpereigenen Immunabwehr
verwendet werden.
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Theophyllin, 1,3-Dimethyl-xanthin, kann bekanntlich durch die Synthese
von Traube hergestellt werden und ist für seine coronar-dilatorische, zentralstimulierende,
broncllodilatorische und diuretische Wirksamkeit bekannt.
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Natrium-8-chlortheophyllinat hat die Formel
und kann beispielsweise durch Eintragen von 8- Chlortheophyllin
in eine 0,2 molare wäßrige Natriumhydroxidlösung und Erwärmen in Form eines farblosen
kristallinen Niederschlages nach dem Abkühlen erhalten werden.
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In Arzneim.-Forschung (Drug Res.), Bd. 10 (1960), Seiten 719 bis 720
wurde die Verwendung eines derart hergestellten Natrium-8-chlortheophyllinates zur
Herstellung eines Anionen-Komplexes aus Penicillin G und 8-Chlortheophyllin beschrieben,
der antibiotische Wirksamkeit besaß.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß Natrium-8-chlortheophyllinat
die körpereigene Immunabwehr stärkt und insbecondere die Bildung von IgM-Antikörpern
selektiv stimuliert. Diese Wirkung ist von besonderer Bedeutung für die Behandlung
von Entzündungen mit Cephalosporinen, für die Behandlung von Tumoren und für Hauttransplantationen.
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Bekanntlich weisen eine Reihe von Antibiotika, insbesondere die Cephalosporine,
neben der gewünschten antimikrobiellen Wirksamkeit als unerwünschte Nebenwirkung
eine Hemmung der körpereigenen Immunabwehr auf. Auch wurde kürzlich von Shore, Dosch
und Gelfand in Nature, Bd. 274 (1978), Seiten 586 bis 587 eine gegenüber Theophyllin
sensible Unterklasse von Thymus-abhängigen Lymphozyten beschrieben, die eine Suppresorfunktion
besitzen sollen.
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Mit Hilfe der erfindungsgemäßen therapeutischen Zubereitung kann nun
die immunsuppressive Begleitwirkung von
Cephalosporinen, beispielsweise
von Cefoxitin, Cephaloridin, Cephalexin, Cephalotin-Natrium, Cephacetril-Natrium,
Cefradin-Nonohydrat, Cephazolin-Natrium, Zinacef, Seporexin, Mandokef, Mefoxitin,
Refosporin oder Panoral, aufgehoben werden. Weiterhin beeinflußt eine Vorbehandlung
mit der erfindungsgemäßen therapeutischen Zubereitung eine Tumorentwicklung signifikant.
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Zur Erläuterung der Erfindung wurden die folgenden Untersuchungen
durchgeführt: Natrium-8-chlortheophyllinat, hergestellt wie vorstehend beschrieben,
wurde in physiologischer Kochsalzlösung (0,25 ml) gelöst und Mäusen der Inzuchtlinie
BALB/c i.v.
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injiziert. Die Immunisierung der Tiere erfolgte durch i.p.-Injektion
von Schafserythrozyten. Nach 3 und nach 7 Tagen wurde als Maß für die Immunabwehr
die Zahl der spezifisch Antikörper bildenden Zellen in der Milz - getrennt nach
IgM und IgG (direkt und indirekt Plaquebildende Lymphozyten nach der Jerne-Technik)
- bestimmt.
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Die Ergebnisse dieser Versuche und von Kontrollversuchen mit physiologischer
Kochsalzlösung sind in Abb. 1 aufgetragen. Abb. 1 gibt die Plaque bildenden Zellen
8 3 (PBZ) pro 10 Milzzellen x 10 , und zwar getrennt nach direkt Plaque bildenden
Zellen und indirekt Plaque bildenden Zellen, über der Konzentration an Natrium-8-chlortheophyllin
in mg/kg am Tag 3 (Behandlung am Tag 0) für die Anti-SRBC-Reaktion der Mäuse an.
x) bedeutet die statistische Schwankungsbreite, die gegenüber der Kontrolle mit
P < 0,05 signifikant ist. n bedeutet die Anzahl der Untersuchungen.
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Abb. 1 zeigt, daß 3 Tage nach der Immunisierung die Zahl der IgM-bildenden
Zellen offenbar dosisabhängig von Natrium-8-chlortheophyllinat höher war als bei
den nicht vorbehandelten Kontrollen. Die Zahl der IgG-bildenden Zellen wurde durch
diese Vorbehandlung nicht beeinflußt.
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Die in Abb. 2 erläuterte Untersuchung am 7. Tag nach der Immunisierung
zeigt, daß zu diesem Zeitpunkt die Vorbehandlung der Tiere keinen Einfluß mehr hatte,
weder auf die,Zahl der- IgM- noch auf die der IgG-bildenden Zellen.
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Außerdem ist aus Abb. 2 zu entnehmen, daß eine zusätzliche Behandlung
der Tiere, d.h. gleichzeitig mit der Immunisierung am Tag 0 sowie zusätzlich noch
am Tag 4, keinen Einfluß auf die Antikörperbildung hatte.
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Insgesamt kann also gesagt werden, daß die Behandlung der Tiere mit
Natrium-8-chlortheophyllinat zu einer selektiven Stimulierung der Bildung von IgM-Antikörpern
führt.
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In einer weiteren Versuchsreihe wurde den Tieren gleichzeitig mit
dem Natrium-8-chlortheophyllinat auch das Cephalosporin Cefoxitin gegeben. Die Ergebnisse
dieser Versuche sind in Abb. 3 erläutert. Danach führten die Gaben des Cephalosporins
Cefoxitin, gemessen am Tag 3 nach der Immunisierung, zu einer signifikanten Hemmung
der IgM-Bildung, erkennbar an einer kleineren Zahl von IgM-bildenden Zellen. Diese
Hemmung wurde durch Gaben von Natrium-8-chlortheophyllinat aufgehoben.
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Wurde die Untersuchung wie in Abb. 4 gezeigt, am Tag 7 nach der Immunisierung
durchgeführt, so war zwar noch dieselbe Tendenz bezüglich der IgM-bildenden Lymphozyten
zu erkennen, jedoch war dieser Effekt nicht mehr statistisch signifikant. Die IgG-Bildung
wurde nicht beeinflußt.
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Zusammenfassend kann zu diesem Versuch gesagt werden, daß das Cephalosporin
Cefoxitin eine Immunsuppression bewirkt, daß diese aber durch gleichzeitige Gaben
von Natrium-8-chlortheophyllinat aufgehoben werden kann.
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In einem weiterenVersuch einer Kombinationsbehandlung von Cefoxitin
und Natrium-8-chlortheophyllinat erfolgte die Behandlung 2 x, d.h. am Tag 0, also
gleichzeitig mit der Immunisierung, und nochmals 4 Tage danach. Ferner erfolgte
diese Therapie nur am Tag 4 nach der Immunisierung. Die Evaluierung einer möglichen
Beeinflussung erfolgte am Tag 7 nach der Immunisierung. Die Ergebnisse sind in der
folgenden Tabelle I wiedergegeben: Tabelle I Art der Behandlung Tag der Behandlung
Dosis: mg/kg 4 0 und 4 Körpergewicht n dir.PBZ indir. PBZ dir.PBZ indir.PBZ Kontrolle
(NaCl) 4 30,9+ 20,9 75,7+8,5 - -Cefoxitin 30 3 22,4+11,5 70,9+10,1 24,2+5,1 86,2+19,2
Cefox.30 + 3 30,3+ 6,7 75,0+ 3,8 32,2+9,5 69,2+ 5,0 Na-8-C1-theophyll inat Cefoxitin
300 3 26,7+ 8,5 81,5+25,4 25,9+15,4 69,5+18,8 Cefox.300 + 3 31,2+ 2,6 72,5+ 7,6
34,5+ 4,3 71,9+ 3,9 Na-8-C1-theophyllinat Aus diesen Resultaten ist zu ersehen,
daß eine spätere Behandlung keinen statistisch signifikanten Einfluß mehr hat.
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Aus den eingangs beschriebenen Versuchen war zu ersehen, daß Natrium-8-chlortheophyllinat
vornehmlich die Bildung von IgM-Antikörpern anregt. Da diese Antikörper-Klasse als
entscheidender Faktor für die humorale Immunabwehr von Tumoren angesehen wird, wurde
ein Versuch mit solidem Ehrlich-Ascites-Tumor angesetzt. Hierzu wurden Mäuse zum
Zeitpunkt der Tumortransplantation mit Natrium-8-chlortheophyllinat behandelt.
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Die nachstehende Tabelle II zeigt den Einfluß von Natrium-8-.chlortheophyllinat
auf die Tumorentwicklung in männlichen Balb/c-Mäusen. Die Einfachdosis betrug 3,95
mg/0,5 ml physiologische Kochsalzlösung i.v..
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Bei den tra-splantierten Tumoren handelte es sich um Ehrlich-Ascites-Tumoren
(EAT) nach mindestens 10 Durchgängen auf Balb/c-Mäusen bzw. C57 BI10-Mäusen, wobei
in jeder Gruppe n = 12 Tiere untersucht wurden. Die statistische Schwankungsbreite
x) ergab eine Signifikans gegenüber der Kontrolle in einer Höhe von 0,1 %.
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Tabelle II Tag der transplantierter Mittleres Tumorgewicht Behandlung
Tumor Kontrolle EAT/Balb/c 1,18 + 0,11 (NaCl) O n 0,949 + 0,O9x) 0+5 " 0,964 + 0,08X)
Kontrolle EAT/C57B110 1,23 + 0,04 (Nacl) O n 0,86 + 0,04x) 0+5 IS 0,83 + 0,04x)
Die in Tabelle II wiedergegebenen Resultate zeigen bei Verwendung von Tumoren verschiedener
Provenienz, daß die
Vorbehandlung der Tiere in der Tat die Tumorentwicklung
beeinflußt. Die Unterschiede zwischen den nicht behandelten Kontrollen und den Versuchstieren
sind statistisch signifikant. Entscheidend ist anscheinend auch hier, daß die IgM-Bildung
zu einem frühen Zeitpunkt angeregt wird.
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Nach diesen Versuchen war es naheliegend, auch Hautallotransplantationen
für die Untersuchungen heranzuziehen. Die Ergebnisse derartiger Versuche sind in
Abb. 5 graphisch aufgetragen. Abb. 5 zeigt den Einfluß einer Behandlung mit Natrium-8-chlortheophyllinat
auf die Abstoßung eines Ersttransplantats und die Abstoßung eines Zweittransplantats
bei Balb/c-Mäusen.
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Die Transplantate bestanden aus Schwanzhaut von C57BI6-Mäusen. Die
zweite Transplantation erfolgte in allen Tieren 7 Tage nach vollständiger Abstoßung
des Ersttransplantates. Die Behandlung erfolgte mit 3,95 mg Natrium-8-chlortheophyllinat
in 0,5 ml physiologischer Kochsalzlösung i.v. am Tag 0 und 0,395 mg am Tag 5 für
die getrennt durchgeführte erste und zweite Transplantation.
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Die Versuche ergaben, daß - in einer qewissen Analogie zum Tumorversuch
- das Ersttransplantat schneller abgestoßen wird. Andererseits ist aber aus Abb.
5 zu ersehen, daß dielsogenannte second set reaction, also die Abstoßung eines genetisch
gleichen Zweittransp]antats, verzögert ist.
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Die erfindungsgemäßen Zubereitungen können in verschiedenen Dosierungseinheiten
verabreicht werden, das heißt in oralen Zubereitungen wie Tabletten, Kapseln, Dragees,
Pastillen, Elixieren, Emulsionen, klaren flüssigen Lösungen und Suspensionen, und
in parenteralen Zubereitungen wie intramuskulären, intravenösen oder intradermalen
Präparaten.
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Die erfindungsgemäßen Zubereitungen enthalten organische oder anorganische
pharmazeutische Streckmittel.
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Geeignete feste Streckmittel sind Gelatine, Lactose, Stärken, Magnesiumstearat
und Petrolatum. Geeignete flüssige Streckmittel sind Wasser und Alkohole wie Ethanol,
Benzylalkohol und Polyethylenalkohole, denen gegebenenfalls ein oberflächenaktives
Mittel zugesetzt wird. Zur Herstellung injizierbarer Präparate verwendet man als
flüssige Streckmittel bevorzugt Wasser, Kochsalzlösung, Dextrose- und Glycollösungen
wie zum Beispiel wäßrige Propylenglycol- oder Polyethylenglycollösungen.
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Als sterile injizierbare Lösungen zu verwendende flüssige Präparate
enthalten gewöhnlich etwa 0,5 bis etwa 25 und vorzugsweise etwa 1 bis etwa 10 Gew.-%
des Wirkstoffs in der Lösung. In einigen parenteralen Zubereitungen werden verschiedene
ole als Träger oder Streckmittel verwendet. Als Beispiele geeigneter ole seien Mineralöle,
Glyceridöle wie Specköl, Dorschleberöl, Erdnußöl, Sesamöl, Maisöl und Sojabohnenöl
genannt.
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L e e r s e i t e