DE2932918C2 - - Google Patents
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- H—ELECTRICITY
- H10—SEMICONDUCTOR DEVICES; ELECTRIC SOLID-STATE DEVICES NOT OTHERWISE PROVIDED FOR
- H10N—ELECTRIC SOLID-STATE DEVICES NOT OTHERWISE PROVIDED FOR
- H10N30/00—Piezoelectric or electrostrictive devices
- H10N30/80—Constructional details
- H10N30/85—Piezoelectric or electrostrictive active materials
- H10N30/853—Ceramic compositions
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
piezoelektrischen Keramikmaterialien des Systems
Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃ mit einem α-Wert im Bereich von
1/4 bis 3/4 nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Piezoelektrische Keramikmaterialien, z. B. Bariumtitanat
(BaTiO₃), Bleizirkonattitanat (Pb(Zr, Ti)O₃), Bleititanat
(PbTiO₃) und ihre Modifikationen werden z. Zt. hergestellt
und in der Elektronik als elektronische Teile wie Ober
flächenschallwellen-Vorrichtungen, z. B. Oberflächenschallwellenfilter,
Oberflächenschallwellen-Laufzeitglieder und
Oberflächenschallwellen-Diskriminatoren, keramische
Filter, keramische Schwinger, keramische
Vibratoren, piezoelektrische Zündelemente oder piezoelektrische
keramische Transformatoren verwendet.
Die DE-OS 24 58 627 betrifft ferroelektrische keramische
Massen und Produkte auf Basis des ternären
Systems der Formel
Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃-PbZrO₃,
in dem α von 0,25 bis 0,75 reicht. Diese Massen werden
durch Brennen von grünen Preßlingen an der Luft erhalten.
Folglich lehrt diese Druckschrift nur ein Verfahren
zur Herstellung von keramischen Massen, wie sie in
der nachstehenden Beschreibungseinleitung der vorliegenden
Erfindung diskutiert werden. Weiterhin offenbart
diese Druckschrift für dieses spezielle System
- 1. daß ein Sinterkörper mit feiner Struktur erhalten werden kann, soweit dessen chemische Zusammensetzung innerhalb des Polygons der Fig. 8 dieser Druckschrift liegt,
- 2. daß dieser Mischungsbereich innerhalb des Polygons mit sinkendem Anteil an Zinn kleiner wird.
Allerdings gibt diese Druckschrift keine Hinweise, wie
Porosität, Porengröße und Korngröße von Keramikmassen
reduziert werden können.
Das US-Patent 31 79 594 betrifft eine polykristalline
Keramikmischung, bestehend im wesentlichen aus Blei,
Zirkon, Titan und Sauerstoff, die in ihren wesentlichen
stöchiometrischen Verhältnissen dem Bleizirkonat
und Bleititanat entsprechen, wobei 1 bis 10 Atom-%
Blei gegen Magnesium ausgetauscht worden ist. Die so
erzeugten Keramikmassen werden als piezoelektrische
Keramikmassen verwendet. Ein Vergleich mit der vorliegenden
Erfindung zeigt außer der Indikation piezoelektrische
Keramikmasse und der Substanz Bleititanat
keine weiteren Übereinstimmungen.
Diese piezoelektrischen Keramikmaterialien werden im allgemeinen
durch die folgenden Verfahrensschritte hergestellt:
Wiegen - Naßmischen - Trocknen - Calcinieren -
Naßzerkleinern (mit Bindemittel) - Trocknen - Granulieren -
Formen - Brennen. Der wichtigste Verfahrensschritt, der
die Qualität der Endprodukte beeinflußt, ist das Brennen,
das an der Luft erfolgt. Um zu verhindern, daß während
des Brennens Bleioxid von der Masse abdampft, ist es übliche
Praxis, die Formkörper in einer geschlossenen Brennkapsel
zu brennen, die aus einem Werkstoff besteht, der
mit PbO nicht reaktionsfähig ist und keine Durchlässigkeit
für PbO hat, z. B. Aluminiumoxid oder Magnesiumoxid. Außerdem
wird PbO-Pulver oder ein Pulvergemisch aus PbO und
ZrO₂ in die Brennkapsel gegeben, um eine Bleioxidatmosphäre
zu bilden, die die Formkörper umgibt.
Die nach der vorstehend beschriebenen normalen Luftsintermethode
hergestellten piezoelektrischen Keramikmaterialien
weisen jedoch eine verhältnismäßig starke Porosität und
große mittlere Porengrößen im Bereich von 5 bis 15 µm auf.
Auf Grund ihrer verhältnismäßig starken Porosität und
großen mittleren Porengröße ist ihre reguläre Verwendung
für einige bestimmte Anwendungsgebiete unmöglich. Wenn
beispielsweise ein keramisches Material für Oberflächenschallwellenfilter
verwendet wird, das die in Fig. 1 dargestellte
allgemeine Konstruktion aufweist und aus einem
piezoelektrischen keramischen Substrat 1 und darauf gebildeten
Interdigitalelektroden 2 und 3 besteht, müssen die
Porosität und die Porengröße möglichst gering sein, da
die Breite a der Elektroden mit steigenden Arbeitsfrequenzen
der Filter geringer wird. Unter der Annahme, daß die
Oberflächenschallwellengeschwindigkeit 2400 m/Sek. beträgt,
muß ein Filter, das bei einer Frequenz von 58 MHz arbeiten
soll, Interdigitalelektroden mit einer Breite a von etwa
10 µm aufweisen, da die Wellenlänge etwa 41 µm beträgt.
Bei Verwendung von geteilten Elektroden 4,
die in Fig. 1 dargestellt sind, zur Unterdrückung
des Triple-Durchgangsechos
(siehe PROPERTIES OF SPLIT-CONNECTED AND SPLIT-ISOLATED
MULTISTRIP COUPLER, A. J. Devris et al "1975 Ultrasonics
Symposium Proceedings" IEEE cat. Nr. 75 CHO 994-4SU) müssen
sie eine Breite 4 a von etwa 5 µm haben. Wenn somit die
verwendeten piezoelektrischen Keramikmaterialien stark
porös oder die mit der Oberfläche der Keramikmaterialien
verbundenen Poren größer als 2 µm sind, würden die Poren
eine Unterbrechung der Elektroden, insbesondere der
geteilten Elektroden 4 verursachen, so daß es schwierig
würde, Oberflächenschallwellenfilter für den Einsatz bei
sehr hohen Frequenzen herzustellen.
Bei Verwendung der stark porösen piezoelektrischen Keramikmaterialien
für keramische Vibratoren, keramische Filter
u. dgl. ist es auf Grund der geringen Festigkeit der Keramikmaterialien
unmöglich, hochwertige Produkte herzustellen.
In den Vibratoren ist es üblich, eine hohe Spannung
anzulegen, um große Schwingungsamplituden zu erzielen.
Wenn in diesem Fall die Dehnungsfestigkeit der Keramikmaterialien
geringer ist als die als Folge der Schwingung
der Keramik auftretende Dehnungsspannung, geht die
Keramik zu Bruch.
Ferner ist es bei der Herstellung von miniaturisierten
leiterförmigen Filtern, die ein Paar Schwinger (a) und
(b) aufweisen, wie sie in Fig. 2 dargestellt sind,
üblich, die Dicke der Keramikkörper für den ersten oder
zweiten Schwinger (a) oder (b) zu reduzieren, um ein
großes Kapazitätsverhältnis zwischen ihnen zu erzielen.
Da zwischen der Dicke und der mechanischen Festigkeit der
Keramikkörper eine reguläre Beziehung besteht, wird es
bei Keramikkörpern mit geringer Festigkeit schwierig, den
höchsten Qualitätsstand des Produkts aufrechtzuerhalten.
Bei Schwingern für den Einsatz bei hohen Temperaturen, die
für Betrieb bei Temperaturen von 100° bis 200°C vorgesehen
sind, müssen Keramikmaterialien, die außer der hohen
Festigkeit hohe Temperaturwechselbeständigkeit aufweisen,
verwendet werden. Wenn die Keramikmaterialien stark porös
sind, führt dies zu ernsten Problemen, auf die später
eingegangen wird. Bei Dickendehnungsfiltern verläuft ihre
Mittenfrequenz umgekehrt zur Dicke der Keramik, so daß
die Festigkeit der Keramik einen großen Einfluß auf die
Qualität des bei hohen Frequenzen verwendeten Produkts hat.
Die kritischsten Faktoren, die die Dehnungsfestigkeit und
die Temperaturwechselbeständigkeit beeinflussen, sind die
Korngröße und Porosität, so daß keramische Materialien mit
feiner Korngröße und geringer Porosität verwendet werden
müssen.
Für die Herstellung von piezoelektrischen Keramikmaterialien
mit geringer Porosität wurden ein Heißpreßverfahren
und ein heiß-isostatisches Preßverfahren vorgeschlagen.
Beide Verfahren sind jedoch nicht für die Massenproduktion
entwickelt worden, so daß ein erheblicher Anstieg der
Herstellungskosten die Folge ist.
Außer den vorstehend genannten Verfahren gibt es einige
wenige spezielle Verfahren, bei denen eine Sinterung in
einer Sauerstoffatmosphäre zur Anwendung kommt. Beispielsweise
beschreibt Gray S. Snow ein Verfahren zur Sinterung
in bleioxidreicher Atmosphäre für die Herstellung von
transparenten elektrooptischen, lanthan-modifizierten
Bleizirkonattitanat-Keramikmaterialien. Dieses Verfahren
wird in "Fabrication of Transparent Elektrooptic PLZT
Ceramics by Atmosphere Sintering" (Journal of the American
Ceramic Society 56 (2) (1973) 91-96 beschrieben. Bei diesem
Verfahren werden grüne Formkörper aus chemisch hergestelltem
PLZT-Pulver mit überschüssigem PbO in einer Atmosphäre,
die Sauerstoff enthält und einen sehr hohen Partialdruck
des Bleioxids aufweist, gesintert. Das überschüssige PbO
ist als Flüssigphase an den Korngrenzen der Formkörper
bei der Sintertemperatur vorhanden, und diese Flüssigphase
steigert die Verdichtung und Entfernung der Poren durch
Förderung des Stofftransports durch eine Flüssigphase aus
Bleioxid längs der Korngrenzen zu den Poren. Zwar ermöglicht
dieses Verfahren die Herstellung von PLZT-Keramiken
mit geringer Porosität, jedoch hat es den großen Nachteil,
daß in der gesinterten Keramik durch die Vereinigung von
kleinen Poren zu großen Poren sehr große Poren bleiben.
Wie vorstehend beschrieben, wurden verschiedene Versuche
unternommen, bleihaltige piezoelektrische Keramikmaterialien
mit geringer Porosität bei gleichzeitiger geringer
Korngröße herzustellen, jedoch wurden sehr befriedigende
Ergebnisse bisher nicht erzielt.
Gegenstand der Erfindung ist demgemäß ein Verfahren zur
Herstellung von piezoelektrischen Keramikmaterialien, das
die vorstehend genannten Erfordernisse vollständig
erfüllt. Die Erfindung umfaßt die Herstellung von piezoelektrischen
Keramikmaterialien des Systems
Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃ nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1, die
sehr geringe Porosität, geringere mittlere Porengröße und feine Korngröße
aufweisen und die Herstellung der verschiedensten elektronischen
Teile von
hoher Qualität ermöglichen.
Das Verfahren gemäß der Erfindung zur Herstellung von
piezoelektrischen Keramikmaterialien des Systems
Pb(Sn a Sb1-α )O₃-PbTiO₃ ist dadurch gekennzeichnet, daß man
eine piezoelektrische Keramikmasse der allgemeinen Formel
x Pb(Sn a Sb1-α )O₃-y PbTiO₃
in der α, x und y Molenbrüche der jeweiligen Komponenten
sind und die Werte x + y = 1,00, 1/4 ≦ α ≦ 3/4,
0,01 ≦ x ≦ 0,40 und 0,60 ≦ y ≦ 0,99 haben, bildet, ein
Pulver dieser Masse zu Formkörpern formt und die Formkörper
in einer Sauerstoffatmosphäre, die nicht weniger
als 80 Vol.-% Sauerstoff enthält, bei Temperaturen im
Bereich von 1000 bis 1350°C brennt.
Um weniger Poren und höhere Festigkeit zu erzielen, wird
vorzugsweise eine Sauerstoffatmosphäre, die nicht weniger
als 95 Vol.-% Sauerstoff enthält, verwendet.
Die vorstehend genante Masse kann außerdem Manganoxid
in einer Menge von nicht mehr als 5 Gew.-%, Magnesiumoxid
in einer Menge von nicht mehr als 5 Gew.-% und/oder
Chromoxid in einer Menge von nicht mehr als 5 Gew.-% als
eine oder mehrere Hilfskomponenten enthalten. Ferner kann
ein Teil des Bleis durch wenigstens ein Element aus der
aus Ba, Ca, Sr und Cd bestehenden Gruppe in einer Menge
von nicht mehr als 20 Atom-% ersetzt werden.
Gemäß der Erfindung werden piezoelektrische Keramikmaterialien
des Systems Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃ mit einem
α-Wert im Bereich von 1/4 bis 3/4 in der nachstehend
beschriebenen Weise hergestellt.
Die Rohstoffe werden gemäß der Formel
x Pb(Sn α Sb1-α )O₃-y PbTiO₃
in der α im Bereich von 1/4 bis 3/4, x im Bereich
von 0,01 bis 0,40 und y im Bereich von 0,60 bis 0,99 liegt,
gewogen. Falls erforderlich, können einer oder mehrere
der Hilfsbestandteile (d. h. Mn, Mg, Cr) dem erhaltenen
Gemisch zugesetzt werden. Diese Rohstoffe können Oxide,
Carbonate, Hydroxide, Oxalate usw. sein. Das Rohstoffgemisch
wird in einer Kugelmühle wenigstens 10 Stunden naß
gemahlen. Nach dem Trocknen wird das Gemisch einige Stunden
bei einer Temperatur von 600 bis 900°C calciniert.
Der erhaltene calcinierte Körper wird zusammen mit einem
geeigneten organischen Bindemittel naß gemahlen. Die erhaltene
Aufschlämmung wird getrocknet, granuliert und
dann zu grüner Keramikware oder Formkörpern wie Scheiben,
Platten u. dgl. unter einem Druck von 68,6 bis 98 N/mm² geformt.
Die Formkörper werden in einer Sauerstoffatmosphäre,
die nicht weniger als 80 Vol.-% Sauerstoff enthält,
gebrannt, während ein niedriger Bleipartialdruck in der
Atmosphäre konstant gehalten wird. Die höchste Temperatur
dieses Brennens bei hoher Sauerstoffkonzentration liegt
im Bereich von 1100 bis 1350°C.
In der Masse der Formel
Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃
in der α
im Bereich von 1/4 bis 3/4 liegt, wird in den Anfangsphasen
des Brennens außer einer Perowskitphase der Formel
PbTiO₃ eine Zwischenphase, die eine Pyrochlorkristallstruktur
mit Sauerstoffdefekt aufweist und die Formel
Pb₂Sn2α Sb2-2α O7-α
hat, an den Korngrenzen des Formkörpers
gebildet. Diese Pyrochlorphase ist bis zu einer erhöhten
Temperatur von etwa 1200°C vorhanden, bei der die Bildung
des Endprodukts stattfindet, und beeinflußt die Mikrostruktur
der Keramik und ihre Eigenschaften. Wie aus der
Erläuterung der Abbildungen Fig. 3 bis Fig. 8 hervorgeht,
wird der Fortschritt des Sinterns durch Diffusion von
Sauerstoff in den geschlossenen Poren durch den Sauerstoffdefekt
in der Pb₂Sn2α Sb2-2α O7-α -Phase sichergestellt. Der
Sauerstoffdefekt der Pyrochlorphase begünstigt den Übergang
von Sauerstoffionen an den Korngrenzen und ermöglicht
hierdurch die Bildung feiner, dichter Keramikkörper. In
der Endphase des Brennens geht die Pyrochlorphase
(Pb₂Sn2α Sb2-2α O7-α ) in eine Perowskitphase Pb(Sn α Sb1-α )O₃
über.
Zur Herstellung von Keramikmaterialien mit sehr geringer
Porosität und sehr kleiner Korngröße von nicht mehr als
10 µm werden die zu brennenden Formkörper vorzugsweise
aus feinkörnigen Materialien mit einer mittleren Korngröße
von nicht mehr als 4 µm hergestellt und bei Temperaturen
von 1000 bis 1200°C gebrannt.
In der Sinteratmosphäre mit hoher Sauerstoffkonzentration
von mehr als 80 Vol.-%, die wenigstens das Vierfache der
Sauerstoffkonzentration der Luft beträgt, steigt die
Beweglichkeit der Sauerstoffionen durch den Sauerstoffdefekt
der Pyrochlorphase schlagartig an. Dies hat die
Bildung einer dichten Keramik mit erheblich verringerter
Zahl von kleinen Poren zur Folge.
Bei Verwendung einer Sauerstoffatmosphäre mit nicht weniger
als 95 Vol.-% Sauerstoff ist es möglich, Produkte mit
weniger Poren und höherer mechanischer Festigkeit herzustellen.
Das Brennen kann nach zwei verschiedenen Programmen
erfolgen. Bei einem Programm wird mit dem Brennen bei
hoher Sauerstoffkonzentration unmittelbar vor dem Auftreten
geschlossener Poren, d. h. bei etwa 1000°C begonnen.
Bei dem anderen Programm wird die hohe Sauerstoffkonzentration
während des gesamten Brennprozesses aufrechterhalten.
In beiden Fällen wird der Übergang von Sauerstoff
in die geschlossenen Poren durch den Sauerstoffdefekt
in der an den Korngrenzen vorhandenen Pyrochlorphase in
ausreichendem Maße erreicht, so daß es möglich ist, feine,
dichte Keramikkörper herzustellen. Kurz gesagt, zur Erzielung
feiner, dichter Keramikkörper genügt es, das Brennen
bei hoher Sauerstoffkonzentration bei einer Temperatur
unmittelbar vor dem Auftreten geschlossener Poren zu beginnen.
Demgemäß können die Formkörper beim erstgenannten
Programm vor dem Auftreten geschlossener Poren oder nach
Beendigung des Sinterns an der Luft gebrannt werden.
Die nach dem Verfahren gemäß der Erfindung herzustellenden
piezoelektrischen Keramikmaterialien sind aus den folgenden
Gründen auf solche beschränkt, die die vorstehend
genannte Zusammensetzung haben und gegebenenfalls eine
gewisse Menge einer oder mehrerer Hilfskomponenten enthalten.
Wenn der Anteil der Komponente Pb(Sn α Sb1-a )O₃ geringer
ist als 0,01 Mol, wird während des Brennens auch in der
Atmosphäre mit hoher Sauerstoffkonzentration keine Pyrochlorphase
mit Sauerstoffdefekt, die zur Förderung und
Begünstigung des Sinterns beiträgt, gebildet. Wenn der
Anteil des Pb(Sn α Sb1-α )O₃ 0,40 Mol übersteigt, ist es
schwierig, einen hohen elektromechanischen Kopplungskoeffizienten
(Kp) von mehr als 5% zu erzielen. Ferner werden
durch die restliche Pyrochlorphase in der Perowskitstruktur
Schwierigkeiten beim Sintern verursacht.
Der Grund, weshalb α auf einen Wert im Bereich von 1/4 bis
3/4 begrenzt ist, liegt darin, daß ein α-Wert außerhalb
dieses Bereichs zu Schwierigkeiten beim Sintern führt, weil
eine andere neue Pyrochlorphase (Pb₂Sb₂O₇, α < 1/4) oder
eine PbSnO₃-Phase ohne Sauerstoffdefekt gebildet wird, so
daß es unmöglich wird, genügend porenfreie Keramikmaterialien
zu erhalten, auch wenn die Masse in der sauerstoffreichen
Atmosphäre gebrannt wird.
Der Zusatz von Mn trägt zur Verbesserung des elektromechanischen
Kopplungskoeffizienten bei, jedoch verursacht
ein Zusatz von mehr als 5,0 Gew.-% bei Umwandlung in
MnO₂ Schwierigkeiten beim Sintern und bei der Polarisation.
Der Zusatz von Mg hemmt das Kornwachstum und trägt zur
Verbesserung der Temperaturcharakteristik der Mitten- oder
Resonanzfrequenz von Filtern oder Resonatoren bei, jedoch
verursacht der Zusatz von mehr als 5,0 Gew.-% bei Umwandlung
in MgO Schwierigkeiten beim Sintern und bei der Polarisation.
Der Zusatz von Cr trägt zur Verbesserung der
Wärmealterungseigenschaften, d. h. der Beständigkeit gegen
Wärmealterung bei, jedoch verursacht der Zusatz von mehr
als 5 Gew.-% bei Umwandlung in Cr₂O₃ Schwierigkeiten beim
Sintern und bei der Polarisation. Zwar üben diese Hilfskomponenten
ihre jeweiligen Wirkungen aus, wenn sie der
Masse in einer Menge von mehr als 0,5 Gew.-%, gerechnet als
ihre jeweiligen Oxidformen, zugesetzt werden, jedoch fallen
Massen, die weniger als 0,5 Gew.-% enthalten, ebenfalls in
den Rahmen der Erfindung.
Die Erfindung wird nachstehend an Hand von Beispielen
unter Bezugnahme auf die Abbildungen weiter beschrieben.
Fig. 1 ist eine schematische perspektivische Ansicht
eines Oberflächenschallwellenfilters.
Fig. 2 zeigt ein Schaltschema eines keramischen Filters
vom Leitertyp.
Fig. 3 ist ein schematischer Schnitt durch einen Tonerderöhrenofen
für die Durchführung der Erfindung.
Fig. 4 und Fig. 5 zeigen die Röntgenbeugungsbilder von
Reaktionsprodukten, die aus dem Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃-
System erhalten worden sind.
Fig. 6 ist eine graphische Darstellung der relativen Röntgenstrahlenintensität
der Reaktionsprodukte für das System
Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃ in Abhängigkeit von der Temperatur.
Fig. 7 zeigt das Röntgenbeugungsbild einer aus dem System
Pb(Sn a Sb1-α )O₃ mit α = 1/2 erhaltenen Pyrochlorkristallphase.
Fig. 8 und Fig. 9 zeigen Rasterelektronenmikroskopaufnahmen,
die Mikrostrukturen von erfindungsgemäß hergestellten
Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃-Keramikmaterialien veranschaulichen.
Fig. 10 ist eine Raster-Elektronenmikroskopaufnahme, die
die Mikrostruktur einer Keramik des Systems PbTiO₃ -
0,5 Gew.-% Al₂O₃ - O,5 Gew.-% SiO₂ veranschaulicht.
Fig. 11 bis Fig. 14 sind Reflexionsmikroskopaufnahmen,
die die Mikrostrukturen verschiedener Keramiken mit
polierten Oberflächen zeigen.
Fig. 15 und Fig. 16 sind Raster-Elektronenmikroskopaufnahmen,
die die Mikrostrukturen von piezoelektrischen
Keramikmaterialien zeigen, die nach dem Verfahren gemäß
der Erfindung und nach bekannten Verfahren hergestellt
worden sind.
Bevor die Erfindung anhand von praktischen Beispielen
beschrieben wird, seien die physikalische Anordnung und
der Betrieb eines Al₂O₃-Rohr-Ofens, der zur Durchführung
der Erfindung dient, zum leichteren Verständnis der
Erfindung kurz beschrieben.
Der in Fig. 3 dargestellte Al₂O₃-Rohr-Ofen zur Durchführung
des Verfahrens gemäß der Erfindung besteht aus
einem Al₂O₃-Rohr 11, das an beiden Enden mit Stopfen 14
und 15 verschließbar ist und durch eine das Al₂O₃-Rohr
11 umgebende Heizvorrichtung 13 erhitzt werden kann. Im
Innern des Al₂O₃-Rohres 11 befindet sich eine Brennkapsel
12 aus Al₂O₃, in die PbO und ZrO₂ gegeben werden, um
eine Bleioxidatmosphäre zu bilden, die das Abdampfen von
PbO von der Masse während des Brennens verhindert. Die
Bezugsziffer 16 bezeichnet einen Eintritt für die Zuführung
von Sauerstoffgas oder eines Gemisches von Sauerstoff
und Luft in das Al₂O₃-Rohr 11, und die Bezugsziffer 17
bezeichnet einen Austritt zum Abführen der gasförmigen
Atmosphäre aus dem Al₂O₃-Rohr 11. Die Temperatur im
Ofen wird mit einem Thermoelement 18 gemessen.
Unter Verwendung des vorstehend beschriebenen Ofens wird
wie folgt gebrannt: Die Formkörper werden in die Al₂O₃-
Brennkapsel 12 gegeben, die eine geeignete Menge PbO- und
ZrO₂-Pulver enthält, das das Abdampfen von PbO aus den
Formkörpern verhindert. Nachdem das Al₂O₃-Rohr 11 dicht
verschlossen worden ist, wird es durch die Heizvorrichtung
auf eine erhöhte Temperatur im Bereich von 1000 bis 1350°C
erhitzt, während die sauerstoffreiche Atmosphäre, die
wenigstens 80 Vol.-% Sauerstoff enthält, eingeführt wird.
Die Gasströmungsgeschwindigkeit der Atmosphäre wird auf
einen Wert im Bereich von 1 bis 100 l/Stunde so eingestellt,
daß die Bleioxidatmosphäre in der Al₂O₃-Brennkapsel
konstant gehalten und der Dampfdruck des PbO in
der Brennkapsel bei einem Wert gehalten wird, der genügt,
um Abdampfen von PbO aus der Masse zu verhindern, aber
nicht genügt, um Diffusion von PbO in die Masse während
des Brennens zu verursachen.
Feine Pulver von PbO, TiO₂, SnO₂, Sb₂O₃, MnO₂, Mg(OH)₂,
Cr₂O₃, BaCO₃, CaCO₃, SrCO₃ und CdCO₃ wurden als Ausgangsmaterialien
verwendet. Diese Materialien wurden gemäß der
vorstehenden allgemeinen Formel gewogen, um piezoelektrische
Keramikmassen mit den in Tabelle 1 genannten Zusammensetzungen
zu bilden, und dann in der Kugelmühle 20 Stunden
naß gemahlen. Die erhaltene Aufschlämmung wurde
getrocknet und 2 Stunden bei 700° bis 900°C calciniert.
Der calcinierte Körper wurde zusammen mit einem geeigneten
organischen Bindemittel naß gemahlen, getrocknet und dann
zu einem feinkörnigen Pulver granuliert. Das erhaltene
Pulver wurde zu Platten von 50 mm × 50 mm × 1,2 mm bzw. zu
Scheiben von 22 mm Durchmesser und 1,2 mm Dicke unter
einem Druck von 98 N/mm² geformt. Unter Verwendung des in
Fig. 3 dargestellten Al₂O₃-Rohr-Ofens wurden die grünen
Platten und Scheiben 2 Stunden bei etwa 1200°C in einer
Sauerstoffatmosphäre gebrannt. Die Sauerstoffkonzentration
in der Atmosphäre ist in Tabelle 1 genannt.
Unter Verwendung der nach dem vorstehend beschriebenen
Verfahren hergestellten piezoelektrischen Keramikmaterialien
wurden Radialausdehnungsschwinger und Dickenausdehnungsschwinger
wie folgt hergestellt:
Die piezoelektrische Keramikscheibe wurde auf jeder Oberfläche
mit einer Silberelektrode versehen und dann in
einem bei einer Temperatur von 20 bis 200°C gehaltenen
Isolieröl durch Anlegen eines elektrischen Gleichstromfeldes
von 3,0 bis 4,0 kV/mm zwischen die Elektroden
polarisiert.
Die piezoelektrische Keramikscheibe wurde so geläppt, daß
eine dünne Scheibe einer Dicke von 200 bis 300 µm erhalten
wurde. Diese dünne Scheibe wurde an jeder Oberfläche
durch Aufdampfen mit einer Silberelektrode versehen und
in einem bei einer Temperatur von 20 bis 200°C gehaltenen
Isolieröl durch Anlegen eines elektrischen Gleichstromfeldes
von 3,0 bis 4,0 kV/mm zwischen die Elektroden polarisiert.
Die Silberelektroden wurden so geätzt, daß gegenüberliegende
kreisrunde Elektroden mit einem Durchmesser
von 1 bis 2 mm gebildet wurden.
Für die in dieser Weise hergestellten Radialschwinger
wurden die Dielektrizitätskonstante (ε₃₃), der
elektromechanische Kopplungsfaktor (Kp) und der mechanische
Gütefaktor (Qmp) bestimmt.
Die Dickenschwinger wurden einer ersten Wärmealterung
unterworfen, indem sie 1 Stunde im Ofen bei 150°C
gehalten wurden, worauf der elektromechanische Kopplungskoeffizient
(kt¹) und der mechanische Gütefaktor (Qmt)
bestimmt wurden. Anschließend wurden die Schwinger
einer zweiten Wärmealterung unterworfen, indem sie erneut
im Ofen unter den gleichen Bedingungen gehalten wurden,
worauf der elektromechanische Kopplungskoeffizient (kt²)
bestimmt wurde.
Es ist zu bemerken, daß die Wärmealterung gewöhnlich unmittelbar
nach der Polungsbehandlung durchgeführt wird,
um die piezoelektrischen Eigenschaften so zu stabilisieren,
daß die Ergebnisse nach der zweiten Wärmealterung die
gleichen Alterungseigenschaften der Keramikmaterialien
wiedergeben.
Die Dielektrizitätskonstante (ε₃₃) der Radialschwinger
und der Dickenschwinger wurde
mit einer Kapazitätsmeßbrücke gemessen. Die elektromechanischen
Kopplungskoeffizienten (Kp, Kt) und der mechanische
Gütefaktor (Qmp, Qmt) wurden mit den IRE-Standardschaltungen
gemessen. Die Ergebnisse
sind zusammen mit der Curie-Temperatur für jede
Probe in Tabelle 2 genannt.
In den Tabellen 1 und 2 bedeutet der Stern (*) Keramikmaterialien,
deren Zusammensetzung außerhalb des Rahmens
der Erfindung liegt. Die Ergebnisse für die Proben Nr.
1, 14, 15, 20, 22 und 24 wurden in Tabelle 2 nicht aufgenommen,
da sie keine Sinterkörper ergaben und keine
piezoelektrischen Eigenschaften aufwiesen.
Wie die Tabellen 1 und 2 zeigen, ermöglicht die Erfindung
die Herstellung von piezoelektrischen Keramikmaterialien
des Systems Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃, die einen Kp-Wert von
nicht weniger als 5% und einen Kt-Wert von nicht weniger
als 25% und eine geringe Änderungsrate des Kt-Wertes als
Folge der Wärmealterung aufweisen. Das übliche Luftsinterverfahren
hat die Nachteile, daß das Sintern der Massen
des Systems Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃ nur in einem begrenzten
engen Zusammensetzungsbereich sichergestellt ist und die
Änderung von α die Änderung des Pb(Sn α Sb1-α )O₃-Gehalts
erfordert, während gemäß der Erfindung das Sintern in
einem weiteren Zusammensetzungsbereich sichergestellt ist.
Fig. 4 und Fig. 5 zeigen Röntgenbeugungsbilder der Reaktionsprodukte,
die durch Brennen der Massen, die den Proben
7 und 13 entsprechen, für 2 Stunden bei 1050°C erhalten
wurden. Wie diese Abbildungen erkennen lassen, zeigen
die Röntgendiagramme Peaks, die auf die Anwesenheit einer
unbekannten Phase X zurückzuführen sind, neben den Peaks,
die dem PbTiO₃ zuzuschreiben sind. Um dies von einem
anderen Gesichtspunkt aus zu bestätigen, wurden die Formkörper,
deren Zusammensetzungen den Proben 7 und 13 entsprachen,
2 Stunden bei verschiedenen Temperaturen calciniert
und dann der Röntgenanalyse unterworfen, um den
Zustand der erhaltenen Produkte festzustellen. Die Ergebnisse
sind in Fig. 6 dargestellt. Diese Abbildung bestätigt,
daß diese Zusammensetzungen eine unbekannte Phase X
in ihrem Reaktionsprozeß bilden und die Phase X bei
Temperaturen im Bereich von etwa 600°C bis zu einer Temperatur,
die ungefähr der Temperatur entspricht, bei der
das Sintern beendet ist, vorhanden ist.
Aus den vorstehenden Darlegungen ist zu schließen, daß
die Bildung der unbekannten Phase X sich aus der Komponente
Pb(Sn α Sb1-α )O₃ ergibt. Um diese unbekannte Phase X zu
identifizieren, wurden Gemische von Ausgangsmaterialien
zur Bildung von Pb(Sn α Sb1-α )O₃ hergestellt, worin a einen
Wert von 0, 1/8, 1/4, 1/3, 1/2, 2/3, 3/4, 7/8 bzw. 1 hat.
Diese Gemische wurden 2 Stunden bei 900°C calciniert und
die erhaltenen Produkte der Röntgenanalyse unterworfen.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 genannt.
αPhase
αPhase
1PbSnO₃
7/8PbSnO₃ + X
3/4X
2/3X
1/2X
1/3X
1/4X
1/8PbSb₂O₆ + X
0PbSb₂O₆
Die Werte in Tabelle 3 zeigen, daß die unbekannte Phase X
als Einzelphase nur gebildet wird, wenn α einen Wert im
Bereich von 1/4 bis 3/4 annimmt. Die einzelne unbekannte
Phase X wurde aus den Röntgenbeugungsbildern indiziert.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 genannt. Die unbekannte
Phase X hat ein flächenzentriertes kubisches Gitter mit
einer Gitterkonstanten von 1,057 nm.
Die Identifizierung aus der Gitterkonstante und den Radii
der die Phase bildenden Ionen ergibt, daß die unbekannte
Phase X eine Pyrochlorphase ist.
Fig. 7 zeigt die Röntgenbeugungsbilder für eine Zusammensetzung
von Pb(Sn α Sb1-a )O₃ mit α = 1/2, d. h. die Kristallphase
mit Pyrochlorstruktur. Ein Vergleich der Röntgenbeugungsbilder
von Fig. 7 mit denen in Fig. 4 und Fig. 5
zeigt, daß die unbekannte Phase X mit der Pyrochlorphase
übereinstimmt. Unter Berücksichtigung der Ionenradii von
Pb2+ (0,124 nm), Sn4+ (0,071 nm), Sb5+ (0,062 nm) und
O-2 (0,140 nm) und der Bilanz ihrer Wertigkeiten ist zu
erkennen, daß im System Pb(Sn α Sb1-α )O₃ mit α = 1/2 diese
Pyrochlorkristallstruktur durch die Formel
Pb2+Sn4+Sb5+O13/2 2-
ausgedrückt werden kann. Es kann somit
festgestellt werden, daß die unbekannte Phase X eine Pyrochlorkristallphase
mit Sauerstoffdefekt ist.
Gemäß den vorstehenden Angaben kann die Phase X mit Pyrochlorkristallstruktur
mit Sauerstoffdefekt durch die
chemische Formel
Pb₂Sn2α Sb2-2α O7-α
Pb₂Sn2α Sb2-2α O7-α
in der 1/4 ≦ α ≦ 3/4,
ausgedrückt werden. Dies wird dadurch bestätigt, daß die
gemessene Dichte von porenfreien heißgepreßten Keramikkörpern
aus Pb(Sn α Sb1-α )O₃, worin α = 1/2 ist, 8,50 bis
8,52 g/cm³ beträgt und daß Pb₂SnSbO13/2 1/2 eine theoretische
Dichte von 8,52 g/cm³ hat, vorausgesetzt, daß es
den Sauerstoffdefekt aufweist (wenn kein Sauerstoffdefekt
vorhanden ist, beträgt die theoretische Dichte 8,61 g/cm³).
Eine Bestätigung liefern ferner die aus der Beugungsintensität
der Röntgenbeugungsbilder theoretisch berechneten
Ergebnisse.
Wie bereits erwähnt, fördert und beschleunigt diese Pyrochlorphase
mit Sauerstoffdefekt die Feststoffreaktion in
der Sauerstoffatmosphäre, wodurch feine, dichte Keramikmaterialien
mit sehr geringer Porosität und sehr kleiner
mittlerer Porengröße gebildet werden.
Rasterelektronenmikroskopaufnahmen der natürlichen Oberflächen
der Proben 7 und 13 sind in Fig. 8 bzw. Fig. 9
dargestellt. Fig. 10 ist eine Rasterelektronenmikroskopaufnahme
einer natürlichen Oberfläche einer Vergleichsprobe
der Zusammensetzung PbTiO₃ + 0,5 Gew.-% Al₂O₃ +
0,5 Gew.-% SiO₂. Diese Vergleichsprobe wurde unter den
gleichen Brennbedingungen, wie sie für die Herstellung der
Proben 7 und 13 angewandt wurden, hergestellt. Die Sauerstoffkonzentration
in der Brennatmosphäre betrug
100 Vol.-%.
Wie diese Abbildungen zeigen, bestehen die piezoelektrischen
Keramikmaterialien gemäß der Erfindung aus feinen,
kugelförmigen Körnern mit gleichmäßiger Größe, während die
übliche Keramik des Vergleichsbeispiels aus großen, unterschiedlich
geformten Körnern besteht. Hieraus ergibt sich,
daß die Bildung einer Zwischenphase, einer Pyrochlorphase
mit Sauerstoffdefekt, beim System Pb(Sn a Sb1-α )O₃-PbTiO₃
stattfindet. Wie bereits im Zusammenhang mit Fig. 5 erwähnt,
wird diese durch die Formel
Pb₂Sn2α Sb2-2α O7-α
ausgedrückte Pyrochlorphase mit Sauerstoffdefekt an den
Korngrenzen in den Anfangsphasen des Brennens gebildet,
und sie ist bis zu einer erhöhten Temperatur von etwa
1200°C im festen Zustand vorhanden. Wenn die Pyrochlorphase
mit Sauerstoffdefekt an den Korngrenzen gebildet
wird, hemmt sie das Kornwachstum, so daß keine Porenvereinigung
mehr stattfindet, da ihr Sauerstoffdefekt die
Festphasenreaktion fördert und beschleunigt und die Beweglichkeit
des Sauerstoffgases an den Korngrenzen erhöht.
In der Endphase des Brennens geht diese Pyrochlorphase mit
Sauerstoffdefekt in die Perowskitstruktur über.
Die Erfindung ermöglicht somit die Herstellung von feinen,
dichten piezoelektrischen Keramikmaterialien mit geringer
Porengröße und sehr geringer Porosität, hoher mechanischer
Festigkeit, verbessertem mechanischem Gütefaktor und hoher
Temperaturwechselbeständigkeit. Die gemäß der Erfindung
hergestellten piezoelektrischen Keramikmaterialien weisen
eine geringe Korngröße von weniger als 10 µm auf und
ermöglichen die Überführung von zur Zeit vorhandenen
Konstruktionen und Bauteilen in die Praxis. Da die Keramikmaterialien
hohe mechanische Festigkeit aufweisen, ermöglichen
sie beispielsweise die Herstellung von Dickenschwinger
für den Einsatz bei sehr hohen
Frequenzen, bei denen die verwendeten Keramikkörper eine
geringe Dicke von beispielsweise etwa 200 µm bei 10,7 MHz,
etwa 80 µm bei 27 MHz oder etwa 40 µm bei 58 MHz haben
müssen. Wenn ferner die Keramikkörper für Vibrationskeramiken,
die für Anwendungen mit hohem Strom eingesetzt
werden, verwendet werden, ermöglichen sie die Erzielung
hoher mechanischer Energie durch Anlegen hoher
Spannung, da Koronaentladungen, die in den Poren stattfinden
können, gehemmt werden.
Ferner ist es durch die Erfindung möglich, die folgenden
zusätzlichen Vorteile zu erzielen: Bei der großtechnischen
Herstellung der Keramikkörper oder Formkörper ist es
üblich, der Masse ein organisches Bindemittel zuzusetzen.
Dieses organische Bindemittel wird während des Brennens
verbrannt und bildet CO- und CO₂-Gas. Da CO Reduktionsvermögen
aufweist, findet Reduktion von PbO statt. Da
ferner das Brennen in der geschlossenen Brennkapsel durchgeführt
wird, entsteht durch Verbrennung des organischen
Bindemittels eine Atmosphäre mit Sauerstoffmangel, die
einen ungünstigen Einfluß auf das Sintern der Keramik hat.
Diese bei der üblichen Luftsinterung auftretenden Probleme
werden durch die Erfindung gelöst. Die elektrischen und
piezoelektrischen Eigenschaften, z. B. spezifischer Widerstand,
tan δ und die Dielektrizitätskonstante, werden im Vergleich
mit den beim normalen Brennen an der Luft erreichten
Eigenschaften um 20 bis 50% verbessert. Ferner kann
die Streuung dieser Eigenschaften erheblich verringert
werden. Wenn die gemäß der Erfindung hergestellten piezoelektrischen
Keramikkörper für Oberflächenschallwellenfilter
verwendet werden, wird der Ausbreitungsverlust
der Oberflächenschallwellen um das 1/2fache bis 1/3fache
im Vergleich zum normalen Brennen an der Luft verringert.
Dieses Beispiel veranschaulicht die Verwendung von piezoelektrischen
Keramikkörpern für keramische Dickenschwinger.
Zusammensetzungen, die derjenigen der
Probe 13 in Tabelle 1 entsprachen, wurden verwendet.
Prüfkörper wurden auf die in Beispiel 1 beschriebene Weise
hergestellt, wobei jedoch mit den in Tabelle 5 genannten
Sauerstoffkonzentrationen gearbeitet wurde.
Ferner wurden Vergleichsproben nach dem Heißpreßverfahren
unter Verwendung der gleichen Zusammensetzung, wie sie die
vorstehend genannte Probe hat, hergestellt. Diese Proben
wurden 2 Stunden bei 34,3 N/mm² und 1200°C gepreßt. Die
physikalischen und mechanischen Eigenschaften der erhaltenen
Keramikkörper sind in Tabelle 5 genannt.
Das Raumgewicht der Keramikkörper wurde nach dem Archimedischen
Prinzip unter Verwendung von mit einer dünnen
Wachsschicht umhüllten polierten Proben bestimmt, die in
ein Flüssigkeitsbad aus Hexachlor-1,3-butadien (Dichte
1,6829 g/cm³ bei 20°C) getaucht wurden. Die Ergebnisse in
der folgenden Tabelle sind der Durchschnitt von 20 bis
50 Messungen für jede Probe. Die Standardabweichung ( γ )
ist ebenfalls in Tabelle 5 angegeben.
Die Porengrößen wurden mit einem Reflexionsmikroskop unter
Verwendung polierter Proben bestimmt. Die mittlere Korngröße
der Keramikkörper wurde mit einem Rasterelektronenmikroskop
unter Verwendung polierter Proben bestimmt, die
1 Stunde bei etwa 1200°C in einer Bleioxidatmosphäre
thermisch geätzt worden waren. Zur Bestimmung des Widerstandes
gegen plastische Deformierung wurde Vickers-
Härte mit einem Vickers-Härtetester (Modell MVK, Hersteller
Akashi MFG. Co., Ltd.) bestimmt und nach der folgenden
Gleichung berechnet:
Hierin ist
R= 136° d= Länge des Diagonaleindrucks [mm] p= Last [N]
R= 136° d= Länge des Diagonaleindrucks [mm] p= Last [N]
Die Biegefestigkeit wurde mit einem Universal-Prüfgerät
nach der Dreikontaktpunkt-Methode bestimmt. Die Prüfkörper
hatten eine Länge von 15 bis 30 mm, eine Breite von 3 bis
5 mm und eine Dicke von 0,5 bis 3 mm. Die mittlere Korngröße
wurde an den Körnern ermittelt, die in einer Fläche
von 100 µm² festgestellt wurden. Die mittlere Porengröße
wurde aus der Zahl der Poren und den Flächen der Poren
auf 100 µm² bestimmt, vorausgesetzt, daß alle Poren
kugelförmig waren.
Die Ergebnisse für Vergleichsproben, die aus einer Masse
der bekannten Zusammensetzung PbTiO₃ - 0,5 Gew.-% Al₂O₃ -
0,5 Gew.-% SiO₂ hergestellt worden waren, sind ebenfalls
in Tabelle 5 genannt. Die Vergleichsprüfkörper R-1 bis R-3
wurden durch Brennen in Sauerstoffatmosphären mit den
in Tabelle 5 genannten Sauerstoffkonzentrationen und der
Vergleichsprüfkörper R-4 durch Heißpressen unter den vorstehend
genannten Bedingungen hergestellt.
In Tabelle 5 sind die Werte der Vickers-Härte, der Biegefestigkeit,
der Korngröße und mittleren Porengröße der
Durchschnitt von zehn Messungen. Der Stern (*) kennzeichnet
Keramikmaterialien, die außerhalb des Rahmens der
Erfindung liegen.
Wie diese Tabelle zeigt, ermöglicht die Erfindung die Herstellung
von piezoelektrischen Keramikmaterialien mit
geringer Porosität, kleiner mittlerer Porengröße und geringer
Korngröße, die mit den durch Heißpressen erhaltenen
Keramikmaterialien vergleichbar sind. Außerdem weisen die
gemäß der Erfindung hergestellten keramischen Produkte
hohe Vickers-Härte und hohe Biegefestigkeit auf und sind
in dieser Hinsicht mit den durch Heißpressen hergestellten
Produkten vergleichbar.
Reflexionsmikroskopaufnahmen der Keramikmaterialien sind
in Fig. 11 bis Fig. 14 dargestellt. Hierbei zeigt Fig. 11
das Mikrogefüge der Probe 13-1 (1000fache Vergrößerung),
Fig. 12 das Mikrogefüge der Probe 13-3 (200fache Vergrößerung),
Fig. 13 das Mikrogefüge der Probe 13-5 (1000fache
Vergrößerung) und Fig. 14 das Mikrogefüge der Probe R-1
(200fache Vergrößerung). Diese Abbildungen lassen erkennen,
daß die gemäß der Erfindung hergestellten Keramikmaterialien
weniger Poren und eine geringe Porengröße aufweisen
und in dieser Hinsicht mit den durch Heißpressen hergestellten
Produkten vergleichbar sind.
Fig. 15 und Fig. 16 zeigen Raster-Elektronenmikroskopaufnahmen
der Keramikproben 13-1 bzw. R-1. Diese Abbildungen
zeigen deutlich, daß die gemäß der Erfindung hergestellten
Keramikmaterialien kleiner Poren als die Vergleichsprobe
R-1 aufweisen. Ferner ist zu bemerken, daß es
bei den Keramikmaterialien PbTiO₃ -
0,5 Gew.-% Al₂O₃ - 0,5 Gew.-% SiO₂ schwierig ist, kleine
Porengrößen und weniger Poren zu erzielen, auch wenn sie
gemäß der Erfindung hergestellt werden.
Obwohl die Gefahr einer Verunreinigung mit Verunreinigungen
wie Al₂O₃, SiO₂ usw. besteht, die in den Ausgangsmaterialien
oder in den Bestandteilen der Atmosphäre während des
Herstellungsprozesses enthalten sind, kann eine solche
Verunreinigung beim Verfahren gemäß der Erfindung in Kauf
genommen werden.
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung von piezoelektrischen Keramikmaterialien
des Systems Pb(Sn α Sb1-α )O₃-PbTiO₃, wobei α im Bereich
von 0,25 bis 0,75 liegt, dadurch gekennzeichnet, daß man eine
piezoelektrische Keramikmasse der allgemeinen Formel
x Pb(Sn α Sb1-α )O₃-y PbTiO₃in der α, x und y Molenbrüche der jeweiligen Komponenten
sind und die Werte x + y = 1,00, 1/4 ≦ α ≦ 3/4,
0,01 ≦ x ≦ 0,40 und 0,60 ≦ y ≦ 0,99 haben, bildet, ein
Pulver dieser Masse zu Formkörpern formt und die Formkörper
in einer Sauerstoffatmosphäre, die nicht weniger
als 80 Vol.-% Sauerstoff enthält, bei Temperaturen im
Bereich von 1000 bis 1350°C brennt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Sauerstoffatmosphäre nicht weniger als 95 Vol.-%
Sauerstoff enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Teil des Bleis in der Keramikmasse durch wenigstens
ein Element aus der aus Ba, Ca, Sr und Cd
bestehenden Gruppe in einer Menge von nicht mehr als
20 Gew.-% ersetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Formkörper aus feinen Teilchen der Komponenten
mit einer mittleren Korngröße von nicht mehr als 2 µm
hergestellt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Keramikmasse außerdem Mangan in Oxidform enthält,
dessen Anteil nach Umwandlung in MnO₂ nicht mehr
als 5,0 Gew.-% beträgt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Keramikmasse außerdem Magnesium in Oxidform
enthält, dessen Anteil nach Umwandlung in MgO nicht
mehr als 5,0 Gew.-% beträgt.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Keramikmasse außerdem Chrom in Oxidform enthält,
dessen Anteil nach Umwandlung in Cr₂O₃ nicht mehr als
5,0 Gew.-% beträgt.
8. Verfahren nach Anspruch 5 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Keramikmasse außerdem Magnesium in Oxidform enthält,
dessen Gehalt bei Umwandlung in MgO nicht mehr
als 5 Gew.-% beträgt.
9. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Keramikmasse außerdem Chrom in Oxidform enthält,
dessen Anteil nach Umwandlung in Cr₂O₃ nicht mehr als
5 Gew.-% beträgt.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die Keramikmasse außerdem Magnesium in Oxidform enthält,
dessen Anteil nach Umwandlung in MgO nicht mehr als
5 Gew.-% beträgt.
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