Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Glycosylderivaten.
- . '..-..
Es ist gut "bekannt, daß Kohlehydrätstrukturen verschiedener komplexer
Zusammensetzungen antigene Determinaritien für einen
großen Bereich* von Substanzen sind. Es ist: weiterhin sichergestellt,
daß relativ kleine Moleküle, die als Haptene bekannt sind, der Struktur der antigenen Determinante entsprechen
können. Die Haptene ergeben, wenn sie an geeignete Trägermoleküle gebunden sind, ein künstliches Antigen, das, wenn
es einem Tier unter geeigneten Bedingungen verabreicht wird, die Bildung von Antikörpern mit einer Spezifizität für das
Hapten bewirkt. In den vergangenen Jahren wurde viel Literatur, veröffentlicht, die die Herstellung von Immunoabsorben-
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(o··) saaaea teucx os-aeaao tclsqr>(mmc monapat teuekopicr««
tien aus Haptenen betrifft. Diese Literatur betrifft die Bildung des Haptens normalerweise durch kovalente Bindungen,
aber manchmal auch durch hydrophobe Bindungen, in einem Feststoff, Latex oder gelatineartigen Träger. Das Hapten wird immobilisiert,
so daß, wenn das entstehende Immunoabsorbens
den Antikörpern mit den Bindungsstellen für die haptenische Struktur ausgesetzt ist, ein Binden der Antikörper an der Oberfläche
des Immunoabsorbens stattfindet und so müssen die Antikörper spezifisch aus der Lösung entfernt werden.
Viele Arten von Feststoff-, Latex- und Gelträgern für die Herstellung
von Immunoabsorbentien wurden entwickelt und viele Wege wurden für die Bindung des Haptens an diese unlöslichen
Strukturen vorgeschlagen. Obgleich Verbesserungen bei diesen Materialien möglich sind, liegt die Hauptschwierigkeit darin,
daß ein einfacher Zugang zu dem gewünschten Hapten in einer Form, die für die Bindung bzw. Haftung an dem Trägermolekül
geeignet ist, fehlt.
Es war das ursprüngliche Ziel der Anmelderin, ein praktisches Verfahren für die Synthese von D-Galactosaminhydrochlorid
■(XXXVII) und von D-Lactosaminhydrochlorid (XXXIX) und ihren
Derivaten zu entwickeln. Sowohl Galactosamin als auch Lactosamin, normalerweise in Form ihrer N-acetylierten Derivate,
finden sich vielfach in der Natur. Sie kommen in Glycoproteinen, Glycolipiden und Mucopolysacchariden vor. Als solche sind
sie wichtige Aufbaueinheiten, die in den antigenen Determinanten der Blutgruppensubstanz gefunden werden.
Die bekannte Hauptquelle für D-Galactosamin ist die Säurehydrolyse
von Chrondroitinsulfat C, das durch Extraktion von Knorpelgewebe,
wie Sehnen, Trachea und Hasensepta erhalten wird. Diese Ausbeuten sind ungewiß und es ist schwierig f ein kristallines
Produkt herzustellen. Es gibt zahlreiche chemische Syn-
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thesen, bei denen 1,6,2,3,-Dianhydro-ß-D-talopyranose mit Ammoniak
oder einem Azidion geöffnet wird. Diese Verfahren umfassen
jedoch 6 bis 11 getrennte chemische Umwandlungen, aus
gehend von den einfachen Zuckern. Kürzere Verfahren hängen von sehr seltenen Zuckern als Ausgangsmaterialien ab.
Die Inversion der C-4-Konf iguration von Glucosamin durch Er
satz von dem 4-0-Sulfonat von 2-Acetamido-2-deoxyglucopyrano-
sylderivaten wurde ebenfalls für die Synthese von D-Galacto-
samin verwendet. Die Umwandlung von Glucosamin zu dem er forderlichen Ausgangsmaterial ist jedoch mühsam.
Die Synthese von Lactosamin ist noch schwieriger, da sie notwendigerweise
eine Glycosylierung des Galactosylhalids mit einem seltenen Derivat von 2-Acetamido-2-deoxyglucose erfordert.
Bei einem kürzlich publizierten Verfahren sind neun chemische Umwandlungen, ausgehend von 2-Acetamido-2-deoxyglucosa~
min, vor der Glycosylierungsstufe erforderlich.
Erfindungsgemäß wird ein Reagens zur Verfügung gestellt, das eine wirksame Herstellung von Glycosiden mit hoher Ausbeute
ermöglicht, die die 2-Acetamido-2-deoxy-α-D-galactopyranosylgruppe
enthalten, die beispielsweise in der antigenen Determinante der Menschenblutgruppe A und in dem Forssman-Antigen
gefunden wird. Das so beanspruchte nützliche Reagens ist 3,4, e-Tri-O-acetyl^-azido^-deoxy-ß-D-galactopyranosylchlorid
(XXIII), hergestellt einfach aus D-Galactaltriacetat (i)
in hoher Ausbeute.
Man hat lange angenommen, daß die Verwendung von ß-Glycosylhalid
cc-(1,2,-cis)-Glycosid-Bindungen durch eine Walden-Inversion
des reagierenden Zentrums bei Könings-Knorr-Reaktionsbedingungen
ergeben würde, wenn der 2-Substituent so gewählt wird, daß er in der Reaktion an dem anomeren Zentrum nicht
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teilnimmt. Beispielsweise haben Wolf rom, Thompson und Linebeck (J. Org. Chem., 28, 860 (1963)) Tri-O-acetyl-2-nitro-ß-D-glucopyranosyl
dilorid entwickelt, um a-D-Glucopyranoaide zu
synthetisieren. Verschiedene Arbeiten wurden in der kürzlichen Literatur veröffentlicht, bei denen 2-Azido-2-deoxy-ß-D-glycopyranosylchloride
verwendet werden, wie es bei dem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt, das zu der Bildung von 2-Azido-2-deoxy-cc-D-galactopyranosiden
führt. Es muß jedoch bemerkt werden, daß die von Faulsen und Mitarbeitern (Angew. Chem., Int.
Ed., 14, 558 (1975); Tet. Lett., 1493 (1975) und 2301 (1976),·
Angew. Chem., Int. Ed., 1j>, 440 (1975)) beschriebenen Verfahren
einen, beschränkten, sofern Überhaupt einen technischen ifert besitzen
wegen der extremen Schwierigkeit, die Synthese des gewünschten 2-Azido-2-deoxyreagens, nämlich 6-0-Acetyl-2-azido-3,4-0-benzyl-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylchlorid,
zu erreichen.
Die Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur wirksamen Herstellung
der Verbindung 3,4,6-Tri-Qracetyl-2-azidor2-depxy-ß-D-galactopyranosylchlorid
(XXIII) und ihre Verwendung bei Reaktionen mit Alkohol unter Bildung von 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosiden
(A) bei geeigneten Könings-Khorr-Bedingungen für die Kondensation.
Die Erfindung betrifft weiterhin Verfahren, gemäß denen die Verbindung XXIII ein leicht verfügbares Reagens bei Reaktio-
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J-
nen-verwendet wird, die zu den. Produkten des Typs A führen. Somit
ist es technisch möglich, die terminale antigene Trisacchariddeterminante
für menschliches Bkrt-A zu synthetisieren, wie
sie in den Strukturen B für die Typ-1- und Typ-2-antigenen
Determinanten der Menschenblutgruppe A vorhanden ist. Das
Trisaccharid wird in einer Form synthetisiert, die für die
Herstellung künstlicher Antigene und Immunoabsorbentien, die .
mit der menschlichen Blutgruppe A verwandt sind, nützlich ist.
(Typ-1-A-Determinante)
B
(Typ-2-Determinante )
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Die Bildung von α-Azido-ß-nitratoalkanen durch Umsetzung von
Olefinen mit Natriumazid und Cer(IV)-ammoniumnitraten wurde von Trahanovsky und Robbins (J. Am. Chem. Soc, <££, 5256
(1971)) beschrieben. Das Ausdehnen der obigen Reaktion auf vinylische Äther oder Strukturen, die so komplex sind wie D-Galactaltriacetat,
hat jedoch nicht nahegelegen, überraschenderweise wurde gefunden, daß die Addition von Azid-und Nitratgruppen
zu 1,2-ungesättigten Zuckern in hoher wirtschaftlicher
Ausbeute unter Bildung von 2-Azido-2-deoxyglycosylnitrat abläuft.
Gegenstand der Erfindung ist die Behandlung geschützter Glycale mit Azidionen in Anwesenheit von Cer(IV)-ammoniumnitrat, wobei
eine Azidgruppe und eine Nitratgruppe an die C-2- und C-1-Stellungen
des Glycale addiert werden. Diese neuen Produkte, nämlich die. anomeren (anomeric) Gemische aus 2-Azido-2-deoxyglycosylnitraten,
ermöglichen einen Eintritt in die folgenden Klassen von Verbindungen:
(1) Die 2-Amino-2-deoxyzucker durch Hydrolyse der Nitratgruppe und Reduktion der Azidogruppe,
(2) die 2-Azido-2-deoxyglycosylhalide durch Ersatz des
Glycosylnitrats, und
(3) die 2-Amino-2-deoxyglycoside durch Umsetzung der 2-Azido-2-deoxyglycosylhalide.
Die Wirkung der Azidogruppe ist die, daß sie ein nicht-teilnehmender
Progenerator der Aminofunktion ist und als solcher die Synthese der 2-Amino-2-deoxy-a-D-glycoside nicht stört.
Erfindungsgemäß können die 2-Azido-2-deoxyglycosylnitrate zu
den entsprechenden 2-Amino-2-deoxyzuckern durch Hydrolyse
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der Nitrat- und Schutzgruppen, und durch Reduktion der Äzidogruppe
nach an sich bekannten Verfahren umgewandelt werden. Die Hydrolyse kann vor der Reduktion ablaufen oder vice versa.
Die N-acetylierten Derivate der Aminozucker können nach an
sich bekannten Verfahren erhalten werden.
Erfindungsgemäß können die 2~Azido-2-deoxyglycosylnitrate mit einem Halidsalz zum Ersatz der Nitratgruppe und unter Bildung
der 2-Azido-2-deoxyglycosylhalide, die neue Verbindungen sind,
behandelt werden. Bei einem bevorzugten Verfahren ergibt die . Behandlung mit Jodidionen eines anomeren Gemisches aus Glycosylnitraten
thermodynamisch günstigere Anomere, nämlich 2-Azido-2-deoxy-a-D-glycosyljodid.
Das a-Glycosyljodid wird leicht mit einem Äquivalent Chloridion durch Inversion unter Bildung in
hohen Ausbeuten von 2-Azido-2-deoxy-ß-D-glycosylchlorid substituiert.
Dieser Weg zu dem ß-Halid ist von Vorteil, da er die Umwandlung von Nitraten in ein Reaktionsprodukt ermöglicht,
das hauptsächlich das 2-Azido-2-deoxy-ß-i)-galactosylchlorid enthält, das für die Bildung eines 2-Deoxy-a-D-glacosids,
einer integralen Einheit der Determinante der Blutgruppe A, nützlich ist. Das so beanspruchte Reagens ist 3,4,6-Tri-O-acetyl-2-azido-2-deory-ß-D-galactopyranosylchlorid
(XXIII).
Die 2-Azido-2-deoxyglycosylhalide können zur Herstellung von 2-Amino-2-deoxyglycosiden unter Glycosidierungsbedingungen
verwendet werden, wie den Bedingungen, die normalerweise in der Kohlehydratchemie als Könings-Knorr-Bedingungen bekannt
sind. Diese Reaktionen betreffen die Behandlung von Glycosylhalid mit einem Alkohol in Anwesenheit eines Aktivators, damit
der Ersatz des Halogens durch die Alkoxygruppe des Alkohols erfolgt. Das so erhaltene 2-Azido-2-deoxyglycosid wird nach
an sich bekannten Verfahren unter Bildung von 2-Amino-2-deoxyglycosiden reduziert. Weiterhin können die Schutzgruppen zur
Deblockierung des Glycosids entfernt werden. Insbesondere kann
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3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deo3jy-ß-D-galactopyranosylchlorid
mit 8-Methoxycarbonylocty1-2-0-(2,3,4-tri-O-benzyl-a-L-f ucopyranosyl)-4,6-0-benzyliden-ß-D-galactopyranosyl
in Anwesenheit eines Aktivators umgesetzt werden. Das Trisaccharidprodukt wird von der Schutzgruppe befreit bzw. entblockiert und
die Azidogruppe wird zu dem Amin reduziert, das anschließend unter Bildung von 8-Methoxycarbonyloctyl-3-0-(2-acetamido-2-deoxy-a-D-galactopyranosyl)-2-0-(a-L-fucopyranosyl)-ß-D-galactopyranosid
acetyliert wird. Dieses letztere Produkt entspricht der antigenen Determinante für die menschliche Blutgruppe
A und kann zur Herstellung von Immunoabsorbens verwendet werden, das für die Antikörper A spezifisch ist, durch
Haftung bzw. Bindung an einen unlöslichen Träger. Dieses letztere Produkt kann weiterhin zur Inhibierung der Reaktion zwischen
den Anti-A-Antikörpern und menschlichen A-Erythrocyten verwendet werden. Das Produkt kann ebenfalls zur Herstellung
künstlicher Antigene verwendet werden, die das Züchten durch Immunisierung von monospezifischen Anti-A-Antikörpern in Testtieren
ermöglichen. Die darauffolgende Isolierung dieser Antikörper unter Verwendung des Immunoabsorbens ergibt dann ein
wichtiges und nützliches Reagens für Zeil- und Gewebebestimmungen.
Die Azidonitrierunffsreaktion;
In dem folgenden Formelschema sind die Formeln der Verbindungen I bis LII aufgeführt. In der Beschreibung und in den
spezifischen Versuchsbeispielen, die die Erfindung erläutern, wird auf diese Formeln Bezug genommen.
In den Beispielen 1 bis 7 wird die Umsetzung geeignet geschützter
Glycale mit Cerammoniumnitrat bzw. Cer(lV)-ammoniumnitrat und einem Azidsalz unter Bildung der entsprechenden
2-Azido-2-deoxyglycosylnitrate erläutert.
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Der Ausdruck "Glycal" betrifft 1,2-ungesättigte Zucker, die
durch die Struktureinheit
charakterisiert sind. Der Ausdruck "geschütztes Glycal" bedeutet, daß die Hydroxylsubstituenten durch Schutzgruppen, wie
Acetyl, Propionyl und Benzoyl, geschützt sind, die, da sie weniger
reaktiv sind als die Hydroxylgruppe, nicht an den nachfolgenden Reaktionen teilnehmen. Auf diese Weise bleiben die
Eigenschaften der Glycale ausgenommen der Unsättigung erhalten.
Beispiele geschützter Glycale sind 3,4,6-Tri-O-acetyl-D-galactal,
I; 3,4,6-Tri-O-acetyl-Dr-glucal, VI; 3,4,6-Tri-O-benzoyl-D-galactal,
X; Hexa-O-acetyl-D-lactal, XIII; und 3,4-Di-O-acetyl-D-xylal,
XVI.
Bei der Azidonitrierung der Glycale, die in den Beispielen 1 bis 7 erläutert wird, werden die geschützten Glycale mit einem
Überschuß eines 2:1(Mol/Mol)-Gemisches aus Cerammoniumnitrat und einem Azidsalz umgesetzt. Es ist bekannt, daß diese beiden
Salze unter Bildung von Stickstoffgas als Produkt reagieren. Der geringe Überschuß an Reagens wird zur Kompen3ierung dieses
Verlusts verwendet.
Man nimmt an, daß der folgende Mechanismus bei der Azidonitrierungsreaktion
stattfindet. Dies soll jedoch keine Beschränkung sein.
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Ce+4 + N.
■ )0 -
AcO
3Ac
AcO
'OAc
no:
OAc
ΟΝΟ,
Ce(IV) ist ein starkes Oxidationsmittel und entnimmt bzw. streift ein Elektron von dem negativ geladenen Azidion ab.
Das entstehende Azidradikal addiert sich längs der 1,2-ungesättigten
Bindung des Glycals unter Bildung eines Zwischenradikals. Ein zweites Ce(IV)-ion kann das Zwischenradikal unter
Bildung eines Oxycarboniums oxidieren. Die Addition eines Nitrations an die C-1-Stellung ergibt das 2-Azido-2-deoxyglycosyInitrat.
Das Azidsalz kann irgendeines der üblichen Alkalimetallazide
sein. Vorzugsweise wird aus Kosten- und HandhabungsgrUnden Natriumazid verwendet, aber Lithium- oder Kaliumazide sind
ebenfalls geeignet.
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Ein 2-Azidosubstituent ist -wünschenswert, da er die nachfolgende
Bildung der a-Glycosidbindung an dem anomeren (C-1)-Zentrum
nicht stört und zu einer Aminofunktion nach an sich bekannten Verfahren unter Bildung von 2-Amino-2-deoxyzuckern
reduziert werden kann.
Es wird ein Lösungsmittel verwendet, das die drei Reagentien, das nicht-polare Glycal und die ionischen Salze in Mengen lösen
kann, die ausreichende Konzentrationen von diesen Verbindungen in dem Reaktionsgemisch ergeben. Zusätzlich sollte das
Lösungsmittel im wesentlichen.gegenüber den Reaktionsbedingungen
inert sein und gegenüber dem Cer(IV)-salz oxidationsbeständig sein. Das bevorzugte Lösungsmittel ist Acetonitril
wegen seiner Oxidationsbeständigkeit und seiner Fähigkeit, eine geeignete Konzentration der reagierenden Spezies in Lösung
zu ergeben. Andere Lösungsmittel können verwendet werden, wie Äthylacetat oder Essigsäure, aber im Falle des'letzteren
sind die Nebenreaktionen ausgeprägt. Das Lösungsmittel wird bevorzugt vor der Verwendung getrocknet, da durch die Anwesenheit
von Wasser die Nebenreaktionen begünstigt werden. Wegen der Unterschiedlichkeit der Löslichkeit der Reaktionsteilnehmer ist ein wirksames Rühren erforderlich, damit ausreichende
Konzentrationai in dan Reaktionsgemisch erhalten werden und eine wirksame Reaktionsrate sichergestellt ist.
Der bevorzugte Reaktionstemperaturbereich beträgt von -25 bis +250C. Die untere Grenze wird durch den Gefrierpunkt von Acetonitril,
das bevorzugt verwendete Lösungsmittel, bestimmt, während die obere Grenze wüLkürlich als Temperatur verwendet
wird, über der konkurrierende Nebenreaktionen wesentlich werden. Obgleich die reaktionskinetischen Werte bei niedrigeren
Temperaturen etwas langsamer sind, und längere Reaktionszeiten erfordern, sind die Ausbeuten an den gewünschten Produkten
besser.
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. Md-
Obgleich die Reaktion in Luft durchgeführt werden kann, wird
eine Inertatmosphäre, wie Stickstoff, bevorzugt verwendet.
In den Beispielen 1 und 2 werden zwei unterschiedliche Verfahren, beide Gegenstand der vorliegenden Erfindung, für die Herstellung
von 2-Azido-2-deoxynitraten von 3,4,6-Tri-O-acetyl-D-galactal
erläutert. Das erste ist ein Verfahren, das für die technische Produktion geeignet ist, während das zweite Verfahren
dem Versuch entspricht, der zu der Erfindung geführt hat. Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch alle Variationen
bei den Reaktionsbedingungen und Aufarbeitungsver-. fahren, die für den Chemiker nahegelegen haben, und alternative
Verfahren, die nur Änderungen in den Reaktions- und Ext-raktionslösungsmitteln^
der Art der Zugabe, der Rührraten und den Temperaturbereichen umfassen.
Im folgenden werden Reaktionsschemata und Formeln der einzelnen Verbindungen aufgeführt.
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1· Azidonitrierungsreaktion
Reaktions s chemata
oo
co
CD
ίο
-J
Ol
OAc
+ Ce(NO3
3,4,6-Tri-O-acetyl- Cer (IV) -ammo.
τ-, τ j. -1 niumnitrat
D-galactal (geschütztes Glycal)
Acetonitril
(geeignetes Lösungsmittel)
Na-
trium-
azid
KcO
O*c
OV)O,
N,
■■■' l W«
3,4,6-Tri-O- 3,4,6-Tri-O-acetylacetyl-2-azi-2-azido-2-deoxy-ßdo-2-deoxy-a-D-galactopyranosyli
>-galactopy- nitrat ranosylnitrat
(2-Azido-2-deoxyglycosylniträte)
00
CD OO 4C--
- 14 -
2. Umwandlung von Glycosylhaliden In Glycoside
OAc
OO O CO OO
AcO
3,4,6-Tri-O-acetyl-2-azido-2-deoxy-
ß-D-galactopyranosylchlorid
(acyliertes 2-Azido-2-deoxyglyco- sylhalid)
CF,S020"Ag+
Silber- Silbertri-
carbonat fluormethan-
sulfonat (Aktivator) 1 -*·οΑ«.
■t-Butanol (Alkohol)
t-Butyl-3,4,6-tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopy-
ranosid
(acyliertes 2-Azldo-2-deoxyglycopyranosid)
oo
CO CO
3. Umwandlung von Azidonitraten in Aminozucker
»O&C
Ersatz der Nitrat-
gruppe durch die Acylgruppe
3,4>6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-ga-
lactopyranosylnitrat
(acyliertes 2-Azido-2-deoxyglyeosylnitrat)
Reduktion der Azidogruppe
zur Aminogruppe
1,3,4,6-Tetra-O-acetyl
2-azido-2-deoxy-D-ga-
lactopyranose
(acylierte: 2-Azido-2-r deoxyglycose)
Säurehydrolyse der Acylgruppen
OAc
1,3,4,6-Tetra-O-acetyl-
(acylierte 2-Amino-2-deoxyglucose)
ein Salz von D-Galactosamin OO
Säuresalz einer 2-Amino-2-deoX3£iLucoSe)
- 16 -
4. Umwandlung der Azidonitrate in Azidohallde
OO O CO CD .*>
OKJOj.
OAc
Acetonitril
(geeignetes
LösungSf-
mittel)
AcO
3,4,6-Tri-O-acetyl-2-azido-2-deoxya-D-galactopyranosylnitrat
(acylierte 2-Azido~2-deoxyglycosylnitrate)
3,4,6-Tri-0-ae@tyl«
2-azido-2-deo2ey-ß~
D-galactopyranosylnitrat
Tetraäthyl-
ammonium-
chlorid
(Halidsalz) 3,4,6-Tri-O-acetyl-2-azido-2-deoxya-D-galactopyranoaylchlorid
(acylierte 2-Azido-
3,4,6-Tri-0-acetyl-2-
azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylchlorid
2-deoxyglycosylhalide)
Ohc
Aco
OAc I
3,4,6-Tri-O-acetyl-D-galactal
3,4,e-Tri-O-acetyl-Z-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosylnitrat
3,4,6-Tr:L-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyrano-
sylnitrat
3,4,ö-
2-deoxy-α-D-talopyranosylnitrat
N- (3,4,J6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyrano
sylacetamid)
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AcO
.OAe,
3, ^6-Tri-O-acetyl-D-glucal
3,4,ö-Tri-o-acetyl^-azido-2-deoxy-a-D-glucopyranosylnitrat
VIII
AcO
AtO
-OAc
OMO, j 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-glucopyranosylnitrat
OAe.
Ae-O 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-de
oxy-a-D-mannopyranosylnitrat
ONJO,
3,4,6-Tri-O-benzoyl-D-galactal
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Oftr
83-
3,4,6-Tri-0-l)enzoyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosylnitrat
οκίο
3,4,S-Tri-O-benzoyl-a-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosyl-
! nitrat
XIII
3,6,2»,3l t4l,6l-Hexa-O-acetyl-D-lactal
OKJO2.
3,6-Di-0-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-a-D-glucopyranosylnitrat
8098A2/107B
. Ql·
3,6-Di-0-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-ß-D-glucopyranosylnitrat
Acc
XVII 3,4-Di-O-acetyl-D-xylal
3,4-Di-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-xylopyranosylnitrat
XVIII
AcP 3,4-Di-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-g-D-lyxopyranosylnltrat
! 3,4-Di-O-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-xylopyranosylnitrat
OAc
3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosyl-
broniid
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AcO
3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylbromid
XXII
OAc
OAc
CJL
3,4,G-
2-deoxy-a-D-galactopyranosylchlorid
XXIII
CXJ 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyrano-
sylchlorid
XXIV
oAc
KcD
3,4,6-Tri-0-acetyl~2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyrano-
syljodid
CJL
3,6-Di-0-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)
^-azido^-deo^-a-D-glucopyranosylchlorid
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XXVI
-A-O-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)
^-azido-Z-deo^-a-D-glucopyranosylbromid
1»3,4,6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galacto-
pyranose
XXVIII
1>3,4,6-Tetra-0-acetyl-2-
:azido-2-deoxy-ß-D-galacto-.pyranose
XXIX
1,3,4,6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-de
oxy-a-D-glucopyranose
1> 3,4,6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-mannopyra-
nosa
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XXXI
Aco
OKc-
1,3,e-Tri-O-acetyl-^-O-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-α-D-glucopyΓanosβ
XXXII
Ol·*-
1,3,6-Tri-0-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-ß-D-glucopyranose
XXXIII nicht dargestellt XXXIV
2~Acetamido-1,3,4,6-tetra-O-acetyl-2-deoxy-a-D-galac-
topyranose
XXXV
P.c-0
2-Acetamido-1,3,4,6-tetra-0-acetyl-2~deoxy-ß-D-galac-
topyranose
AcNH
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XXXVI
i «ο
OH
HOU 2-Acetamido-2-deoxy-D
galactose
XXXVII
D-Galactosaminhydrochlorid
XXXVIII
iS^u
3,4,β-Tri-O-acetyi-D-galactosamin
XXXIX
H1OH;
E-Deoxy-D-lactosaminhydrochlorid
2-Azido-2-deoxy-D-galactopyranose
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a* 89··
t-Butyl-3,A,6-tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galacto·
pyranosid
AcO
Ac
t-Butyl-3,6-di-O-acetyl-A-O-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-ß-D-glucopyrano3id
OH
OH
t-Butyl-2-acetamido-2-deoxy-ß-D-lactosy!glycosid
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2-6 -
pAc
t-Butyl^^ö-tri-O-acetyl-^-azido^-deoxy-a-D-galactopyranosid
8-Methoxycarbonyloctyl-4,6-0-benzyliden-2-0-benzoyl^ß-.
D-galactopyranosid
8-Methoxycarbonyloctyl-3-0-(3,4,6-tri-0-acetyl-2-azido-■2-deoxy-a-D-galactopyrano.syl
)-4,6-0-benzyliden-2-0-beiizoyl-ß-D-galactopyranosid
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XLVIII
CfcUs-
28
6340
8-Methoxycarbonylo ctyl-2-0- (2,3,4-tri-0-"benzyl--a-L-fucopyranosyl)
-4, 6-0~"benzyliden-ß--D-galactopyranosid
CW5-
OAlC
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- 2βΓ
. 3a.
co-
L |
R = OCH, |
LI |
R = MH-NH2 |
LII |
R = Trägermolekül |
LIII |
R β fester Träger |
8-Methoxycarl)onyloctyi-3-Ö-(2-acetamido-2-deo3cy-a-D-galactopyranosyl)-2-0-(α-L-f
ucopyranosyl)-ß-D-galactopyranosid
BeisOiel 1
Die Umsetzung von 2.3.4-Tri-0-acetyl-D-galactal(l) mit Cer(IV)'
ammoniumnitrat in Anwesenheit von Natriumazid
In einen 5-1-Dreihals-Rundkolben, der mit einem Einlaßrohr,
einem Auslaßrohr-und einer wirksamen mechanischen Rührvorrichtung ausgerüstet ist, gibt man 899,90 g (1,64 Mol) festes
Cer(IV)-ammoniumnitrat und 53,37 g (0,82 Mol) ftetes
Natriumazid und kühlt auf -150C unter Stickstof fatmoaphttre.
150 g (0,551 Mol) 2,3,4-Tri-O-acetyl-D-galactal wird in 3,4
wasserfreiem Acetonitril in einem 4-1-Dreihalskolben, der
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mit einem Einlaß- und Auslaßrohr ausgerüstet ist, gelöst. Diese
Lösung wird auf -15°C unter Spülen mit Stickstoff abgekühlt. Durch. Anwendung eines positiven Stickstoffdruckes wird die
Acetonitrillö3ung in den Behälter gepumpt, der die festen Reaktionsteilnehmer
enthält. Man verwendet dazu ein inertes Rohr. Nach !Beendigung der Zugabe der Acetonitrillösung (etwa 1 min)
beginnt man mit dem mechanischen Rühren und rührt während etwa 15 bis 20 h oder bis kein Glycal bei der Prüfung des Reaktionsgemisches
durch Dünnschichtchromatographie (t.l.c.) an Silicagel bei der Elution mit Hexan/Äthylacetai^ (V/V) 6:4,
nachweisbar ist. Zu diesem Zeitpunkt werden 1 1 Toluol und 1 kaltes Wasser zugegeben und der Reaktionsbehälter wird aus
dem KUhlbad entfernt. Dieses Gemisch wird in einen 1Q-I-Behälter
überführt und nach der Zugabe von 2 1 Toluol wird die organische Schicht abgetrennt und in einen Trenntrichter gegeben.
Diese Lösung wird mit 3x11 kaltem Wasser gewaschen.
Die organische Schicht wird durch ein mit Toluol befeuchtetes Filterpapier filtriert und das Filtrat wird im Vakuum bei
einer Temperatur unter 40°C zu 200 g Sirup konzentriert. Das
protonmagnetische Resonanzspektrum (p'.m.r.) dieses* Sirups zeigt,
daß er* hauptsächlich die 2-Azido-2-deoxynitrate -enthält.* Die Zusammensetzung des Produktes ist 37% 3f4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deo;*y-a-D-galactopyranosylnitrat
(II), 5596 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylnitrat
(III) und 896 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-talapyranosylni1arat
(IV).
Die niedrige Ausbeute an der Verbindung IV zeigt an, daß die Azidonitrierungsreaktion hoch stereoselektiv an der C-2-Stellung
verläuft.
Das Verreiben von 21 g des sirupartigen Produkts mit kaltem Äthyläther gibt 8,3 g der Verbindungen II und IV, die
gemeinsam kristallisieren. Die Mutterlauge enthält fast reines ß-D-Nitrat, III (12,6 g).
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Die Verbindung III konnte nicht kristallisiert werden. Das Infrarotspektrum
(IR) (Film) der Verbindung III zeigt Absorptionen bei 2120 cm"1 (N3) und I65O cm"1 (ONO2). Ihr Fartial-PMR-Spektrum
in CDCl5 ist (ppm) 5,71 (d, 1, J1 2, 9,0 Hz, H-1),
5,42 (q, 1H, H-4), 5,08 (q, 1, J3 4, 3,2 Hz, H-3), 3,8? (q,
1, J2>3 10,8 Hz, H-2), 2,18, 2,10^ 2,03 (3s, 9, 3 OAC).
Die von Taloazid (IV) freie Verbindung II wird durch Anomerisierung
des ß-D-Nitrats, III, mit Nitration erhalten. 9,50 g
(25,5 mMol) einer Lösung von sirupartigem ß-D-Nitrat, III,
und 3,50g (50,1 mMol) wasserfreiem Lithiumnitrat in 4:1 (V/V)-Acetonitril/Dimethylfonaamid
(35 ml) werden 42 h bei Umgebungstemperatur gerührt. Danach wird die Lösung mit 250 ml Dichloraethan
verdünnt und mit eiskaltem Wasser (3 x 125 ml)
gewaschen. Die organische Lösung wird getrocknet und eingedampft und man erhält 9,0 g Sirup. Das PMR-Spektrum dieses
Sirups zeigt, daß er ein Gemisch aus 63$S α- und 37& ß-Di-Nitraten,
II und III, ist. Die Kristallisation aus Äthyläther ergibt 6,2 g a-D-Mtrat, II, Fp 103 bis 104°C, [a]|5 + 125°
(c 1, Chloroform)«, Das Infrarotspektrum (Film) der Verbindung
II zeigt Absorptionen bei 2120 cm"1 (H3) und 1550 cm"1 (ONO2).
Sein Partial-PMR-Spektrum in CDCl3 ist (ppm) 6,34 (d, 1, J1
4.1 Hz, H-3), 4,12 (q, 1, J2^3 11,5 Hz, H-2), 2,18, 2,09,
2.02 (3s, 3 OAC).
Ein Nebenprodukt (-^ 1095) der Reaktion konnte entweder durch
Chromatographie an Silicagel des Reaktionsgessisches oder in einigen Fällen durch Verdampfen der drei wäßrigen Wasc&Lösungen,
die während der Aufarbeitung des Reaktionsproduktes, wie oben beschrieben, erhalten wurden, hergestellt werden. Die
Verbindung kristallisiert leicht aus den Waschfässern durch Verdampfen oder beim Verreiben mit Äthyläther und es konnte
gezeigt werden, daß sie N-(3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxja-D-galactopyranosyl)-acetamid
(V) ist. Fp 142 bis 143,5°C,
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[α]^ + 68,0° (c 1, Chloroform). Sein Partial-PMR-Spektrum
ist in DMSO-db (ppm) 9,83, (d, 1, 2m Λ 9,5 Hz, KH), 5,78 (q,
1, J1f2 5,5 Hz, H-1), 5,48 .(1, q, J£ ^ 11,3 Hz, H-3), 5,22 (.1,
d, J3[4 3,5 Hz, H-4), 4,22 (q, 1 H-2}.
Beispiel 2
Die Umsetzung von 3.4.6-Tri-O-acetyl-D-galactal (I) mit CerClV
ammonfowwitrat in Anwesenheit von Natriumazid
21,1 g (0,007 M) destilliertes 2,3,4-Tri-O-acetyl-D-galactal
(I) (Kp 147 bis 1550C bei 0,1 mm) werden in 420 ml trockenem
Acetonitril gelöst und unter Stickstoffatmosphäre in der Dunkelheit auf -25°C gekühlt. Ein Gemisch aus 100,2 g (0,182 Mol)
festem :Cer(IV)-ammoniumnitrat und 6,043 g (0,092 Mol) festem
Natriumazid wird auf einmal zugegeben und die entstehende pension wird 15 h bei -25°C gerührt. Zu diesem Zeitpunkt werden
400 ml kalter Äthyläther zugegeben und das entstehende Gemisch wird zur Entfernung von Feststoffen filtriert. Der Filterkuchen
wird mit Diäthyläther (2 χ 100 ml) gewaschen und
die vereinigten Filtrate werden in 500 ml Eiswasser gegossen. Die organische Lösung wird abgetrennt und mit eiskaltem Wasser
(3 χ 500 ml) gewaschen, über wasserfreiem Natriumsulfat
getrocknet, filtriert und eingedampft. Man erhält 21,0 g Sirup, dies entspricht einer Ausbeute von 73% der Rohnitrate (II und
III). Die Prüfung mit DUnnschichtchromatographie an Silicagel, entwickelt mit 6:4(V/V)-Hexan/Ä*thylaceta-ti zeigt kein
restliches Ausgangsmaterial. Die PMR-Prüfung zeigt, daß das Produkt im wesentlichen identisch ist wie dasjenige sirupartige
Produkt; das im Beispiel 1 erhalten würde.
Wegen der Reaktivität der Glycosylnitrate allgemein muß man
beim handhaben dieser Verbindungen vorsichtig sein, so daß
keins unerwünschte Zersetzung oder solvolytische Reaktionen stattfinden. Das erhaltene Gemisch aus α- und ß-Nitraten kann
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manchmal, wie es im Beispiel 1 erläutert wird, variieren, da die Verbindungen sich leicht ineinander in Anwesenheit von
Nitrationen umwandeln. Das Gemisch ist nützlich für ^edes der
reinen Produkte für die Zwecke der vorliegenden Erfindung, wie im folgenden näher erläutert wird. Im allgemeinen unternimmt
man keine Mihen, um die Verbindungen II und III zu trennen. Es wurde jedoch gefunden, daß das oc-Anomer (III) leicht in kristallinem
Zustand erhalten wird, und wenn diese Verbindung gewünscht wird, kann die Ausbeute durch Anomerisierung des ß-Anomeren
mit der thermodynamisch weniger stabilen Verbindung verbessert werden.
Die Azidonitrierungsreaktion, wie im Beispiel 1 erläutert wird,
ist nicht auf das acetylierte Galactal I beschränkt, sondern findet allgemein nützliche Anwendung mit geeigneten O-ge-■schützten
Glycalen. Dies wird im Beispiel .-3 erläutert, wo die ausgewählten Reaktionsteilnehmer Tri-O-acetyl-D-glucal
(VI), ein anderes Hexal ist, und es wird weiter durch die Verwendung
von Hexa-O-acetyl-D-lactal (XIII) mit einer Disaccharidstruktur
im Beispiel :4 und von 3,4-Di-O-acetyl-D-xylal
(XVI) als Pental im Beispiel 5 erläutert.
Im Beispiel 3 wird weiterhin erläutert, daß die Temperatur, bei der die Reaktion durchgeführt wird, variiert werden kann,
obgleich die Produktreinheit bei Reaktionstemperaturen über
O0C abnimmt. Die Verwendung von Kaliumäzid ist ebenfalls erläutert.
Beispiel 3
Die Umsetzung von 3.4.6-Tri-O-acetvl-D-glucal (VI) mit CeHlV)-ammoniumnitrat in Anwesenheit von Kaliumäzid
Die Behandlung von 5f86 g (21,5 mMol) 2,3,4-Tri-O-acetyl-D-
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- ay -
glucal (VI) mit 27,8 g (50,7 mMol) Cer(IV>-anmionlxaiDnitrat und
2,39 g (25,7 niMol) Kaliumazid bei 25°C gemäß dem Beispiel 1
f ür Tri-O-acetyl-D-galactal beschriebenen Verfahren ergibt ein
Gemisch aus 2-Azidonitraten in 60^iger Ausbeute. Das Gemisch
aus Azidonitratprodukten enthält- 42,5% 3,4,6-Tri-0-acetyl~2-azido-2-deoxy-ß-D-glucopyranosylnitrat
(VIII), 24% 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-a2ido-2-deoxy-a-D-glucopyranosylnitrat
(VII) und 3356 3,4, ö-Tri-O-acetyl^-azido^-deoxy-a-D-maimopyranosylnitrat
(IX) · Diese Zusammensetzung basiert auf den relativen Intensitäten der anomeren IMR-Signale, die den Verbindungen VII, IX
und VIII zuzuordnen sind, die bei 6,4 ppm, J=4,Ö Hz, 6,23 ppm,
J=1,8Hz und 5,72 ppm, J=8,8 Hz betragen. . .
Beispiel 4 ...... .... . - - . -
Die umsetzung von Hexa-O-acetyl-D-lactal(XIII) mit Cer(IV)-amTnoniumnitrat in .anwesenheit von Natriumazid
Die Azidonitrierung von Hexa-Ö-acetyl-D-lactal (XIII) dient
als neuer Weg für das wichtige Disaccharid, das als Lactosamin bekannt ist und das ein Baustein von Oligosaccharide«,
ist, die die Kernstruktur von Oligosacchariden, die in Menschenmilch
auf treten, und die antigenen Strukturen von Substanzen der menschlichen Blutgruppe bilden.
Die Behandlung von 1,0 g (1,79 mMol) Hexa-O-acetyl-D-lactal
(XIII) mit 2,45 g (4,48 mMol) Cer(IV)-ammoniumnitrat und 0,174g
(2,685 mliol) Hatriumazid nach dem Verfahren von Beispiel 2 ergibt
0,89 g eines Gemisches der 2-Azidonitrate in einer Ausbeute über 75S&. Eine H5R-Prüfung zeigt Signale bei 6,30 ppm
(d, 4,25 Hz) und 5,56 ppm (d, 8,5 Hz), die den anomeren Protonen der 2-Azidonitrate XIV und XV zuzuordnen sind. Das Verreiben
dieses Sirups mit Äthyläther, ergibt 0,5 g kristallines 3,6-Di-0-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopy-
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ranosyl)-2-azido-2-deoxyl-ß-D-glucopyranosylnitrat (XV) in
42#iger Ausbeute, Pp 69 bis 700C, [a]Jp + 15° (d, Chloroform).
Das. Infrarotspektrum (Nujolflüssigkeit) der Verbindung XV
zeigt Absorptionen bei 2120 cm"1 (N,) und 1650 cm"1 (ONO2).
Ihr Partial-PMR in CDCl, beträgt (ppm) 5,56 (d, 1, J1 8,5 Hz,
H-1), 3,56 (q, 1, J^3 8,25 Hz, H-2).
Die Säulenchromatographie der Mutterlauge nach der Entfernung
der kristallinen Verbindung XV an Silicagel unter Entwicklung mit Hexan/Äthylacetat/Äthanol, (V/V) 10:10:1 ergibt zusätzliche
Mengen an Verbindung XV (0,05 g) und 3,6-Di-0-acetyl-4-0-(2,3,4, ö-tetra-O-acetyl-ß-D-galuctopyranosyl) ~2-azido-2-deoxya-D-glucopyranosylnitrat
(XIV) (0,31 g), die aus Äthyläther kristallisiert, Fp 138 bis 14O°C [a]^5 + 69,7° (c 1, Chloroform).
Das Infrarotspektrum (Nujolflüssigkeit) der Verbindung XTV zeigt Absorptionen bei 2120 cm (N,) und I65O cm"1 (ONO2).
Ihr Partial-PMR-Spektrum in CDCl, ist (ppm) 6,30 (d, 1, J^
4,25 Hz, H-1), 3,72 (q, 1, J£ 3 10,5 Hz, H-2).
Beispiel 5
Die Umsetzung von 3,4-Di-O-acetyl-D-xylal (XVI) mit Cer(IV)-ammoniumnitrat in Anwesenheit von Natriumazid
Im Beispiel 5 wird erläutert, daß die Anmeldung das Azidonitrierungsverfahrenauf
Pentopyranoglycale ausdehnen kann.
Die Behandlung von 0,472 g (2,36 mMol) Di-O-acetyl-D-xylal
(XVI) (29) mit 4,39 g (8,0 sMol) Cer(lV)-ammoniumnitrat und
0,260 g (4,0 mMol) Natriuiaazid gemäß dem im Beispiel 2 beschriebenen
Verfahren ergibt ein Gemisch aus 2-Azidonitraten in 88jiiger Ausbeute. PMR-Prüfung des Produktsgemisches zeigt
Signale bei 5,70 ppm (d, 7,5 Hz), 68^, 6,23 ppm (d, 4,0 Hz)
= 16$5 und 6,56 ppm (d, 4,5 Hz) = 16%. Das Hauptprodukt ist
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3,4-Di-0-acetyl-2-a2ido-2-deoxy-ß-D-3cylop3rPanosylnitrat XVlI,
wie durch Doppelbestrahlungsversuche nachgewiesen werden konnte, die die Anwesenheit eines Quartetts "bei 3,70 ppm mit J« ■*
a 8,75 Hz und J1 2 « 7t5 Hz zeigen, daß das H-2 der Verbindung
XVII zugeordnet wurde. Die Produkte, die die restlichen 3296 des Gemisches an 2-Azido-2-deoxynitraten enthalten, müssen
die α- und O-D-Lyxoanomeren XVIII sein, da die Anomerisierung
des Gemisches aus Nitraten nach dem.im Beispiel 1 für die Verbindung
III beschriebenen Verfahren das Auftreten einee neuen Signals im PMR-Spektrum dieses Produktgemisches bei 6,31 ppm
ergibt (d, J* ο 3t65 Hz). Dieses Signal wird dem anomeren Proton
von Si^-Di-O-acetyl^-azido^-deoxy-a-D-xylopyranosylnitrat
(XVIX) zugeordnet.
Beispiel 6
Die Reaktion von 3«4«6-Tri-0-benzoyl-D-galactal (X) mit Cer(IV)·
ammoniumnitrat in Anwesenheit von Natriumazid
Die Azidonitrierungsreaktion ist nicht auf acetylierte Glycale beschränkt, sondern kann mit jedem geeigneten geschützten GIycal
durchgeführt werden. Beispielsweise können die Schutzgruppen Propipnyl oder Benzoyl sein. Dies wird in diesem Beispiel
erläutert, worin 3,4,6-Tri-O-benzoyl-D-galactal (X)
als Ausgangsmaterial verwendet wird.
Die Behandlung von 7,18 g (12,2 mMol) 3,4,6-Tri-O-benzoyl-D-galactal
(X) mit 20,2 g (36,6 mMol) Cer(IV)-ammoniumnitrat und 1,18 g (18,1 mMol) Natriumazid gemäß dem im Beispiel 1 für
Tri-O-acetyl-D-galactal.beschriebenen Verfahren ergibt ein
Gemisch aus 7,5 g 2-Azido-2-deoxynitraten in 75?&ger Ausbeute. Die Prüfung des PMR-Spektrums des Rohprodukts in CDCl^ zeigt,
daß es 30§£ 2-Azido-3,4,6-tri-0-benzoyl-2-deoxy-cc-D-galactopyranosylnitrat
(XI) und 45?S 2-Azido-3,4,6-tri-0-benzoyl-2-
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deoxy-ß-D-galactopyranosylnitrat (XII) enthält. Das anomere
Signal des a-D-Nitrats wird bei 6,67 ppm mit J^ 2 = 4,6 Hz
beobachtet.. Obgleich das anomere Signal des ß-D-Anomeren maskiert
ist, wird das H-2-Signal bei 4,20 ppm als großes Triplett
mit J1 2=9i5 Hz beobachtet.
Beispiel 7
Umsetzung von 3«4<6-Tri'-0-acetyl-D-galactal-mit Natriumazid
und Cer(ry)-ammoniumnitrat in Äthylacetat
Obgleich Acetonitril das bevorzugte Lösungsmittel ist, ist die Azidonitrierungsreaktion nicht auf die Auswahl dieses Lösungsmittels
beschränkt. Dies wird in diesem Beispiel erläutert, wo Äthylacetat als Lösungsmittel verwendet wird.
Die Behandlung von 0,30 g (1,09 mMol) Tri-O-acetyl-D-galactal
(I) mit 1,41 g (2,57 mMol) Cer(IV)-ammoniumnitrat und 0,084 g
-(1,29 mMol) Natriumazid in 5 ml Äthylacetat gemäß dem im Beispiel
1 beschriebenen Verfahren ergibt ein Gemisch aus 2-Azidonitraten mit einer Ausbeute von über 60$. Die PMR-Prüfung
des Produkts zeigt, daß die 2-Azidonitratzusammensetzung ahn·'
lieh ist wie die im Beispiel 1 beschriebene. Eine Prüfung der
Dünnschichtchromatographie an Silicagel unter Entwicklung mit 6:4(V/V)-Hexan/Äthylacetat zeigt jedoch, daß Nebenreaktionen
bei diesem Lösungsmittel stattfinden.
Umwandlung der Azidonitrate in Aminozucker
Die acylierten 2-Azido-2-deoxynitrate können in die entsprechenden
2-Amino-2-deoxyzucker durch Hydrolyse der Nitrat- und Acylgruppen und Reduktion der Azidogruppe nach an sich
bekannten Verfahren überführt werden. Die Hydrolyse kann der Reduktion vorhergehen oder vice versa. Die Aminozuckerf
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insbesondere Galactosamin und Lactosamin, und ihre N-acetylierten
Derivate sind wichtige Baueinheiten für die antigenen Determinanten der Blutgruppensubstanz. Die N-acetylierten
Derivate werden aus den Aminozuckern nach an sich bekannten Verfahren hergestellt. Die Aminozucker können ebenfalls zur
Herstellung von 2-Acetamido-2-deoxyglycosen verwendet werden.
Die Reduktion der Azidogruppen zu Aminogruppen ist gut bekannt und kann in im wesentlichen quantitativer Ausbeute unter
einer großen Reihe von .Bedingungen einschließlich der Reduktion mit Metallen, wie Natrium oder Zink, der Reduktion durch
katalytische Hydrierung unter Verwendung von Katalysatoren, wie Nickel, Platin oder Palladium, der Reduktion unter Verwendung
von Hydriden, wie Natriumborhydrid, Boran und Lithiumaluminiuiahydrid,
der elektrolytischen Reduktion und der Reduktion mit Schwefelwasserstoff bei alkalischen Bedingungen, durchgeführt
werden.
Allgemein gesagt betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Umwandlung
eines acylierten 2-Azido-2-deoxy-glycosylnitrats in eil» 2-Amino-2-deoxyglycose, das dadurch gekennzeichnet ist,
daß man die Azidogruppe zu einer Aminogruppe reduziert und die Acyl- und Nitratgruppen hydrolysiert.
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Die Reduktion der Azidgruppe kann durchgeführt werden, indem
man das Nitrat mit einer wässrigen Säure über feinverteiltem,
Zinkmetall umsetzt. Die wässrige Säure kann Essigsäure sein. Alternativ kann die Reduktion der Azidgruppe durch Hydrierung
des Nitrats über einen Katalysator, wie über Palladium, Platin oder Nickel,erfolgen.
Bei einem weiteren Verfahren kann .die Azidogruppe des acylierten
2-Azido-2-deoxyglycosylnitrats zu einem Amin reduziert werden und das Reduktionsprodukt kann mit einer wässrigen Mineralsäure,
beispielsweise Chlorwasserstoffsäure, unter Bildung des Säuresalzes der 2-Amino-2-deoxyglycose behandelt werden.
Weiterhin kann die Nitratgruppe des acylierten 2-Azido-2-deoxyglycosylnitrats
durch eine Acyl-, beispielsweise Acetyl-, Gruppe ersetzt werden und in irgendeiner Reihenfolge kann die Azidogruppe
zu dem Amin reduziert und mit einer wässrigen Mineralsäure, beispielsweise Chlorwasserstoff säure, unter Bildung des
Salzes der 2-Amino-2-deoxyglycose hydrolysiert werden.
Ein spezifisches Beispiel dieses Verfahrens ist eins, bei dem: der Ersatz der Nitratgruppe durch ein Acetat durch Auflösen eines
anomeren Gemisches aus 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galactopyranosylnitrat
in einer Lösung aus Natriumacetat in Essigsäure und Erhitzen der Lösung erfolgt und die Reduktion der
Azidogruppe zu dem Amin durch Zugabe von Zinkstaub und Essigsäure unter Rühren unter Bildung des anomeren Gemisches aus 2-Acetamido-1^»^-tetra-O-acetyl-D-galactopyranose
erfolgt. Das Produkt kann durch Lösungsmittelextraktion nach der Zugabe von Wasser oder durch Verdampfen im Vakuum isoliert werden, und das
Produkt kann mit wässriger Chlorwasserstoffsäure unter Bildung von D-Galactosaminhydrochlorid behandelt werden.
Ein solches Verfahren kann ebenfalls mit einem anomeren Gemisch aus 3,6-Di-O-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopy-
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ranosyl) ^-azido^-deoxy-D-glucopyranosylnitrat durchgeführt
werden. Das letztere anomere Gemisch kann alternativ mit Natriumacetat
in Essigsäure durch Ersatz des Nitrats, Reduktion des Azids, Acetylierung des Produkts und dann Abspaltung
der Äcetylgruppe an dem Sauerstoffatom unter Bildung von N-Acetyllactosamin
hergestellt werden.
Bei einem weiteren Verfahren, das den Ersatz der Nitratgruppe, aber ohne Reduktionsstufe erläutert, wird ein
anomeres Gemisch aus 3»^»6-TTi-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galactopyranosylnitrat
mit Natriumacetat in Essigsäure unter Bildung von 1,3»4,6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galactopyranosylacetaten
behandelt, das Produkt wird isoliert und in wässriger Säure unter Bildung von 2-Azido-2-deoxy-D-galactose
hydrolysiert. Die 2-Azido-2-deoxy-D-galactose kann dann in Anwesenheit von einem Mol Äquivalent
einer Säure unter Bildung des entsprechenden Säuresalzes von D-Galactosamin reduziert werden. Bei der N-Acetylierung des
D-Galactosaminprodukts wird N-Acetyl-D-galaetosamin gebildet»
Die ^Nitratgruppe des acylierten 2-Azido-2-deoxynitrats kann
durch eine Acylgruppe nach an sich bekannten Verfahren vor der Hydrolyse oder Reduktion ersetzt werden. Beispielsweise
kann die Nitratverbindung mit Natriumacetat in Essigsäure, wie in den Beispielen 14 bis 16 erläutert, behandelt werden.
Beispiel 8
Herstellung der anomerBn 1,3t4,6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D^galactopvranosen
(XXVII) und (XXVIII).
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Eine Lösung von 0,15 g (O,40 mMol) reinem 3,4,6-Tri-O-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylnitrat
(III) und 0,65 g (0,80 mMol) Natriumacetat in 2 ml Eisessig wurde auf 1000C
15 min erhitzt. Zu diesem Zeitpunkt zeigt die Prüfung der DUnnschichtchromatographie an Silicagel unter Entwicklung mit
6:4(V/V)-Hexan/Äthylacetat, da ein homogener Fleck mit einem niedrigeren R^-Wert als die Verbindung III vorhanden ist. Die
Lösung wird mit 5 ml Dichlormethan verdünnt und mit 5 ml eiskaltem
Wasser gewaschen. Das Verdampfen des Lösungsmittels nach dem Trocknen über Natriumsulfat und der Filtration ergibt
0,134 g eines Sirups (90#ige Ausbeute), der spontan beim Verreiben
mit Sthyläther kristallisiert.
Umkristallisation aus Äthyläther oder kaltem Äthanol liefert
eine analytisch reine Probe von 1,3,4,6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-oc-D-galactopyranose
(XXVII), Fp 114 bis 115°C, [a]j-5 + 91,70 (c 1,05, Chloroform), IR (Film 2120 cm (-N3).
Das PMR-Spektrum der Verbindung XXVII in CDCl3 zeigt teilweise
(ppm) 6,38 (d, 1, J1 2 3,7 Hz, H-1), 5,50 (q, 1, J3 ^ 3 Hz,
H-4), 5,36 (q, 1, J2>3 7 Hz, H-3), 3,97 (q, 1, H-2).
Eine Lösung von 1,01 g (2,70 mMol) rohem 3,4,6-Tri-O-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosylnitrat
und 0,43 g (5,20 mMol) Natriumacetat in 10 ml Eisessig wird auf 1000C während
20 min erhitzt. Die Reaktionslösung wird dann mit 50 ml Dichlormethan verdünnt und mit 250 ml eiskaltem Wasser gewaschen.
Das Verdampfen des Lösungsmittels nach dem Trocknen über Natriumsulfat
und Filtration ergibt 1,0 g Sirup. Die Prüfung dieses Sirups durch PMR-Spektroskopie zeigt, daß er 30Ji Verbindung
XXVII und 60Js 1,3,4,6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-deoxyß-D-galactopyranose
XXVIII enthält. Das anomere Proton des ß-Anomeren (XXVIII) wird dem Doublett mit· J » 8,5 Hz, bei "5,61
ppm zugeordnet.
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Die Verbindungen XXVII und XXVIII werden.in einem fast 3:1-Gemisch
durch Acetolyse in Essigsäure, die Natriumacetat enthält, des Gemisches der Verbindungen II und III erhalten, wobei
das Gemisch gemäß dem im Beispiel 2 beschriebenen Verfahren hergestellt wird.
Beispiel 9
Herstellung von 1«3.4»6-Tetra-0-acetyl-2~azido-2-deo3cy-a-D-gluco- und -manopyranosen (XXIX und XXX).
Ein Gemisch aus 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-mannopyranoeylnitrat
(IX) und den α- und ß-Anomeren des 3,4,6-Tri-O-acetyl^-azido-^-deoxy-D-glucopyranosylnitrat
(VII und VIII), erhalten gemäß Beispiel 3, wird mit einer Lösung aus 0,350 g (4,26 mMol) Natriumacetat in 10 ml Essigsäure bei
1000C während 1 h behandelt. Die Aufarbeitung des Produktgemischs
gemäß dem Verfahren von Beispiel 2 ergibt 0,70 g Schaum. Die Säulenchromatographie (30 χ 2 cm) an Silicagel
(70 g) unter Eluierung mit Hexan/Äthylacetat/Äthanol, (V/V)
10:10:1, ermöglicht die Trennung von Gluco-(XXIX) und Mano-(XXX)-2-azido-2-deoxyacetaten,
0,340 g bzw. 0,310 g.
0,211 g (21SS) reines i^^.o
α-D-glucopyranose (XXIX) werden durch Umkristallisation aus
Äthyläther erhalten, Fp 117 bis 113°C, [α]*5 + 123° (c 0,9,
Chloroform). Das Teil-FMR-Spektrum der Verbindung XXIX in
CDCl3 ergibt (ppm) 6,29 (d, 1, J1^2 3,5 Hz, H-1), 5,45 (t,
1, J3 k 9,0 Hz, H-3), 5,08 (t, 1,fJ4>5 9,0 Hz, H-4), 3,65 (q,
1 J' 9° ^ H2)
0,220 g (229S) reines i^^ö
a-D-mannopyranose (XXX) werden durch umkristallisation aus
Äthyläther erhalten, Fp 131 bis 132QC, [a]|5 + 73,6 (c, 1,02,
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Chloroform). Das Partial-PMR-Spektrum der Verbindung XXX
in CDCl3 ergibt (ppm) 6,09 (d, 1, J1 2 1,8, H-1).
Beispiel 10
Herstellung der anomeren Formen von 1.3»6-Tri-0-acetyl-4-0-(2.3*4,6-tetra-O-acetyl-O-D-galactopyranosyl)~2~azido-2-deoxy-D-glucopyranose (XXXI und XXXII)
Die Behandlung von 3»50'g des anomeren Gemisches aus 3,6-Di-0-acetyl-d-O-(2,3,4,ö-tetra-O-acetyl-ß-galactopyranosyl)
-2-a2ido-2-deoxy-D-glucopyranosylnitrat (XIV und XV), das etwa 7095
des ß-Anomeren (XV) enthält, mit 2,16 g (26,3 mMol) Natriumacetat
in Essigsäure gemäß dem im Beispiel 15 beschriebenen Verfahren ergibt 2,43 g kristallines 1,3,6-Tri-0-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-O-D-galactopyranosyl)
^-azido^-deoxya-D-glucopyranose
(XXXI) in 73$iger Ausbeute. Die Umkristallisation
aus Äthylacetat/Pentan ergibt das reine cc-Anomere (XXXI),
Fp 77 bis 7B°C, Ca]Jp + 55,4° (c 1, Chloroform). Das Partial-PMR-Spektrum
der Verbindung XXXI in CDCl3 ist (ppm) 6,22 (d, 1, J1>2 3,65, H-1), 3,46 (q, 1, J2j3 10,5, H-2).
Die ähnliche Behandlung des reinen α-Nitrats XIV auf die oben beschriebene Weise ergibt kristalline 1,3,6-Tri-0-acetyl-4-0-(2,3,4,ö-tetra-O-acetyl-ß-D-glucopyranose
(XXXII) in guter Ausbeute (70%).
Ausgezeichnete Ausbeuten an Verbindung XXXII werden ebenfalls durch Behandlung von 0,264 g (O,414 mMol) 3,6-Di-0-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-cx-D-glucopyranosylchlorid
(XXV) oder des entsprechenden a-Bromids" XXVI mit 0,137 g (1,656 inMol) Silberacetat in 5 ml
Essigsäure bei Umgebungstemperatur während 1 h erhalten. Zu diesem Zeitpunkt wird die Reaktionslösung mit 20 ml Dichlor-
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methan verdünnt, filtriert und 2-mal mit 20 ml Wasser gewaschen. Die organische Schicht wird getrocknet und eingedampft.
Man erhält 0,250 g eines weißen Schaums. Die Kristallisation dieses Materials aus heißem Methanol ergibt 1,3,6-Tri-O-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-ß-D-gluoopyranose
(XXXII). Das Partial-PMR-Spektrum der Verbindung XXXII in CDCl3 ist (ppm) 5,51 (d, 1, J1 2 8,75
Hz, H-1), 3,57 (q, 1, J2^3 10,0 Hz, H-2).
Beispiel 11
Herstellung von 2-Acetamido-1,3«4t6-tetra-0-acetyl-2-deoxy-atrad -ß-D-galactopyranosen (XXXlV und XXXV)
Dieses Beispiel erläutert ein wirksames Verfahren durch Reduktion
mit Zink für die Umwandlung eines Gemisches der anomeren 1,3,4,6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galactosen,
XXVII und XXVIII, die gemäß Beispiel 8 erhalten wurden, in ein anomeres Gemisch aus 1,3,4,6-Tetra-0-acetyl-2-acetamido-2-deoxygalactopyranosen
(XXIV und XXV), und daß dieses Gemisch für die Herstellung von D-Galactosaminhydrochlorid (XXXVII)
nützlich ist. - - ··
200 ml Eiseseig und 8,2 g (0,1 Mol) Natriumacetat werden zu
32 g (0,03 Mol) des cc- und ß-anomeren Gemisches aus 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosylnitraten
(II und III), hergestellt gemäß dem Verfahren von Beispiel 2, gegeben. Das Gemisch wird 1 h bei 1000C gerührt. 12,8 g (0,2 Mol)
Zinkmetall werden dann zu der auf 6O0C gekühlten Lösung gegeben
und dann wird 15 min gerührt. 17 ml Essigsäureanhydrid
werden zugegeben und da3 Gemisch wird auf einem Dampfbad (100°C) während 1 h erhitzt und filtriert. Die Lösung wird in 100 ml
Wasser gegossen und 1 h gerührt. Dann werden 300 ml Wasser zugegeben
und das Gemisch wird dreimal mit 100 ml Dichlormethan
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extrahiert. Die Extrakte vrerden vereinigt, durch ein mit Dichlormethan
befeuchtetes Papier filtriert und zu einem dicken Sirup eingedampft, der zu einer kristallinen Masse beim Verreiben
mit Äther gehärtet wird. Das PMR-Spektrum dieses Produkts steht in Übereinstimmung mit dem erwarteten für ein
4:1-Gemisch der α- und ß-Anomeren von 2-Acetamido-1,3,4,6-tetra-O-acetyl-2-deoxy-D-galactopyranose.
Die Umkristallisation aus Äther ergibt das reine a-Anomere
(XXXIV) in 55&Lger Ausbeute, Fp 177 bis 178°C, [a]jp + 99°
(c 1, Chloroform).
Die Mutterlaugen werden vereinigt und man erhält 14 g eines sirupartigen Produktes, das fast ein 1:1-anomeres Gemisch
der Tetraacetate XXXIV und XXXV ist. Das Gemisch wird in 150 ml 4N-wäßriger Chlorwasserstoffsäure gelöst und die Lösung
wird 7 h auf 1000C erhitzt. Die Lösung wird mit Aktivkohle
entfärbt und· mit 500 ml n-Butanol verdünnt, bevor sie zu
einem braunen Sirup (10 g) eingedampft wird. Das Produkt wird durch Vergleich der Papierchromatographiemobilität und dem
PMR-Spektrum in D2O mit einer authentischen Probe als D-Galactosaminhydro.chlorid
XXXVII identifiziert. Reines D-Galactosaminhydrochlorid
kann leicht durch Kristallisation unter Verwendung von Äthanol/Wasser/Aceton erhalten werden, wie es
in der Literatur für die Reinigung dieser Verbindung beschrieben wird.
2-Acetamido-2-deoxy-D-galactose (XXXVl) kann durch einfache
N-Acetyllerung des D-Galactosaminhydrochlorids nach an sich
bekannten Verfahren hergestellt werden und es stellt ebenfalls ein Zwischenprodukt bei der Säurehydrölyse der Verbindungen
XXXIV und XXXV dar.
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Beispiel 12
•ill·
Herstellung von 2-Acetamido-1.3.4,6-tetra-Q-acetyl-2-deo3cytt-D-galactopyranose (XXXIV).
.
Die Hydrierung von 0,20 g (0,536 mMol) 1,3,4,6-Tetra-O-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-;galactopyranose
(XXVII), gelöst in 3 ml Äthanol, das 0,25 ml Essigsäureanhydrid enthält, mit 0,80 g
5?6igem Palladium auf Holzkohle ist in 1 h bei Zimmertemperatur unter .einem Druck von 1 at Wasserstoff beendigt. Die Filtration
durch Diatomeenerde und die Verdampfung des Lösungsmittels ergeben 0,206 g eines weißen Schaums. Der Prüfung
durch Schichtchromatographie an Silicagel unter Entwicklung mit 5:5s1(V/V)-Benzol/Äthylacetat/Äthanol zeigt die Anwesenheit
von zwei Verbindungen, die durch Silicagel-Säulenchromatographie
"(20 χ 1 cm) unter Elution mit dem gleichen Lösungsmittel
leicht getrennt werden können. Man erhält 0,10 g 2-Acetamido-1,3,4,6-tetra-0-acetyl-2-deoxy-a-D-galactopyranose-(XXXIV)
(50%ige Ausbeute), das aus Äthyläther uinkristallisiert
wird, Pp 177 bis 178°C, [a]Jp + 99° (c 1, Chlarofora).
Die FMR-Werte für die Verbindung XXXIV sind in guter Übereinstimmung
mit denjenigen, wie sie zuvor beschrieben wurden.
Die zweite Verbindung ist 2-(N-Acetyl)-apetamido-1,3,4,6-tetra-O-acetyl-2-deoxy-a-D-galactopyranose
(0,068 g), was eine Prüfung mit PMR-Spektrum und ein Vergleich mit den Werten
mit den zuvor aufgeführten zeigt.
Beispiel 13
Reduktion von 1,3<4,6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranose (XXVH) mit Schwefelvrasserstoff in Anwesenheit
von Triäthylamin
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- Xi -
Eine Lösung von 1,0 g (7,68 mMol) des anomeren Gemisches aus 2-Azido-2-deoxynitraten II und III wird in 5 ml Essigsäure,
die 0,10 g 5%iges Palladium auf Holzkohle enthält, bei 1 at und Zimmertemperatur während 5 h hydriert. Nach Entfernung
des Katalysators durch Filtration und Verdampfen des Lösungsmittels
erhält man 0,85 g 3,4,6-Tri-O-acetyl-D-galactosamin
(XXXVIII) als Schaum. Die Behandlung dieses Schaums nut 10 ml
2N-wäßriger Chlorwasserstoffsäure bei Umgebungstemperatur während 2 bis 3 h und anschließende Verdünnung mit 5 ml n-Buta-
nol und Verdampfen ergibt 0,50 g D-Galactosaminhydrochlorid
XXXVII, das aus Butanol/Äthanol/Wasser umkristallisiert wird.
Beispiel 15
Herstellung von D-Galactosaminhydrochlorid (XXXVII) aus den
cc- und ß-1,3,4«6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galacto-pyranosen (XXVII) und (XXVIIl).
D-Galactosaminhydrochlorid kann ebenfalls in hohen Ausbeuten aus einem anomeren Gemisch aus den 2-Azido-2-deoxyacetaten
XXVTI und XVIII durch Säurehydrolyse und anschließende Reduktion hergestellt werden.. Dieses Verfahren wir.d wie folgt erläutert.
Ein Gemisch der anomeren Verbindungen XXVII und XXVIII (1,0 g, 2,68 mMol) wird in 10 ml 2N-Chlorwasserstoffsäure gelöst und
2 bis 3 h bei Zimmertemperatur gerührt. Verdünnen mit 5 ml n-Butanol und Verdampfen des Lösungsmittels ergeben 0,510 g
eines v/eißen Feststoffs. Die Umkristallisation dieses Feststoffs
aus Äthanol durch Verdampfen ergibt 0,40 g (72?sige Ausbeute)
reines 2-Azido-2-deoxy-D-galactopyranosa XL, Fp 173 bis 1750C (Zersetzung), Ca]2J5 + 53,7° ■* 76,9° (c 0,93, Wasser).
Die Reduktion der Verbindung XL unter sauren Bedingungen ergibt D-Galactosaminhydro.chlorid XXXVII.
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.50-
Dieses Beispiel "beschreibt ein alternatives Verfahren für
die Reduktion der Azidogruppe zu Amin. Schwefelwasserstoff wird durch eine Lösung von 0,20 g (0,53 mMol) Verbindung
XXVII und 0,135 g (1,34 mMol) Triäthylamin, gelöst in 5 ml
Dichlormethan, bei O0C geleitet. Nach 20 min zeigt die Prüfung
des Reaktionsgemisches durch Dünnschichtchromatographie, entwickelt mit 10:10:1 (V/V)-Hexan/Äthylacetat/Äthanol, daß
kein restliches Ausgangsmaterial -mehr vorhanden ist und daß ein homogener Fleck mit niedrigem Rf-Wert auftritt. Beim
Stehen bildet sich ein gelber Niederschlag. Dieses Suspension wird zur Trockene eingedampft und der Rückstand wird in
2 ml Pyridin und 0,5 ml Essigsäureanhydrid gelöst. Nach 15 h wird die Reaktionslösung mit 20 ml Dichlormethan und 10 ml
Wasser verdünnt. Die organische Schicht wird abgetrennt, getrocknet und eingedampft. Man erhält 0,17 g eines braunen Sirups,
der die gleiche Mobilität an Silicagel zeigt wie 2-Acetamido-1,3,4,6-tetra-0-acetyl-2-deoxy-a-D-galactopyranose
(XXXIV). Das K3R-Spektrum dieses Sirups in GDCX5 ist identisch
mit dem der Verbindung XXXIV.
Beispiel 14
Herstellung von D-Galactosaminhydrochlorid (XXVII) aus den
α- und ß-5T4,6-!Eri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galactopyranosylnitraten II und III
D-Galactosaminhydrochlorid (XXXVII) kann direkt aus den anomeren
Gemisch der 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deaxygalactöpyranosylnitraten
II und III durch Hydrierung unter Bildung von 3,4,6-Sri-O-acetyl-D-galactosamin (XXXVIII), gefolgt von
der sauren Hydrolyse, erhalten werden, wie es in diesem Beispiel erläutert wirde
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Die Substitutions- bzw. Ersatzreaktion, die in den Beispielen 8 bis 13 erläutert wird, umfaßt die Behandlung der neuen 2-Azido-2-deoxyglycosylnitrate
mit einem Halidsalz unter Bewirkung der Verdrängung bzw. des Ersatzes der Nitratgruppe
durch Substitution durch das Halid. Diese Reaktion Ist gut bekannt und führt unter Verwendung der neuen Ausgangsmaterialien
zu der Bildung von neuen 2-Azido-2-deoxyglycosylhaliden.
Ähnlich wie bei den Nitraten sind die cc-Glycosylhalide stabiler
als ihre entsprechenden ß-Anomeren. Dies folgt aus den Beispielen 17 bis 21, wo das a-Anomere das überwiegende Produkt
ist. Die ß-Glycosylhalide werden zu der stabileren α-Form
in Anwesenheit einer großen Konzentration an Halidionen anomerisiert. Die Anomerisierungsrate der Halide nimmt in der
Reihenfolge ab:
Jodid > Bromid > Chlorid
Wie es im Beispiel 22 erläutert wird, kann das ß-Anomere in hoher Ausbeute bei Bedingungen, bei denen eine kinetische Kontrolle
stattfindet, gebildet werden. Die 2-Azido-2-deoxyglycosylhalide sind nützlich für die Herstellung von 2-Amino-2-deoxyglycosiden.
Die a-Glycoside sind wichtige Baueinheiten in biologischen Systemen, sie können in guter Ausbeute über
den Weg der ß-Halide erhalten werden.
Die bevorzugten Halidsalze für die Halogenierungsreaktion sind die Tetraalkylammoniuahalide und die Alkalimetallhalide,
aber das Verfahren ist auf diese nicht beschränkt.
Das bevorzugte Lösungsmittel ist Acetonitril, aber andere aprotische, inerte Lösungsmittel, wie Aceton, Dimethylformamid
und Äthylacetat, sind ebenfalls geeignet.
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Man kann ebenfalls 2-Azido-2-deoxygalactopyranose (XL) durch ähnliche Behandlung von N-(3,4,6-Tri-0-acetyl~2-azido-2-deoxya-D-galactopyranosyl)-acetamid
(V) herstellen.
Beispiel 16
Herstellung von 2-Deoxy-D-lacto3aminhydrochlorid (XXXIX)
Im Beispiel 6 wird die Synthese von D-Lactosaminhydrochlorid
(XXXIX) aus 2-Azido-2-deoxylactosylacetaten XXXI und XXXII beschrieben.
Ein anomeres Gemisch aus 5,0 g (7,75 mMol) 2-Azido-2-deoxylactoseacetat,
Verbindungen XXXI und XXXII, wird in 20 ml wasserfreiem Methanol, das 5% Chlorwasserstoff enthält, gelöst
und 2 bis 3 h bei Zimmertemperatur gerührt. Die Verdünnung dieser Lösung mit 10 ml n-Butanol und Verdampfen des Lösungsmittels
ergibt 1,40 g hellgelben Sirup. Die Reduktion dieser Verbindung mit Wasserstoff in Anwesenheit von Palladium und
Chlorwasserstoffsäure ergibt 2-Deoxy-D-lactosaminhydrochlorid
(XXXIX).
Umwandlung der Azidonitrate in Azidohalide
Die stark elektronegativ wirkende Nitratgruppe dient als gute austretende Gruppe und insbesondere, wenn sie an dem
anomeren Zentrum der Zuckerstrukturen vorhanden ist, wird sie leicht durch Nukleophile ersetzt. Von besonderem Interesse
ist die Herstellung aus zuvor erwähnten 2-Azido-2-deoxyglycosylnitraten
von 2-Azido-2-deoxyglycosylhaliden, da diese letzteren Substanzen für die Herstellung von 2-Azido-2-deoxyglycosiden
unter Bedingungen für die Glycosidierung verwendet werden können, wie sie im allgemeinen in der Kohlehydratchemie·
bekannt bzv/. üblich sind.
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Allgemein gesagt, ist Gegenstand der Erfindung weiterhin ein Verfahren zur Herstellung von a-Azido-a-deoxyglycosylhalid,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß man ein acyliertes 2-Azido-2-'deoxyglycosylnitrat
mit einem Halidsalz in einem geeigneten Lösungsmittel umsetzt.
Ein bevorzugtes Beispiel dieses Verfahrens ist eins, "bei dem
das Glycosylnitrat 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galactopyranosylnitrat
oder 3,6-Di-0-acetyl-4-0-(2,3-,4,6-tetra-0-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-D-glucopyranosylnitrat
ist.
Das Chloridsalz kann durch Umsetzung eines acylierten 2-Azido-2-deoxy-glycosylhalids,
bevorzugt des Iodids, mit einem Chloridsalz, beispielsweise einem,Alkallmetallchlorid oder
einem Tetraalkylammoniumchlorid in einem Moläquivalent, in einem geeigneten Lösungsmittel unter Bildung des acylierten
2-Azido-2-deoxyglycosylchlorids hergestellt werden.
Das Iodidsalz kann ebenfalls durch Umsetzung des Glycosylnitrats
mit einem Überschuß an Lithiumiodid, vorzugsweise in Acetonitril, hergestellt werden.
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Genauer wird ein anomeres Gemisch aus 3,4,6-Tri-O-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galactopyranosylnitrat
II und III mit Tetraäthylammoniumchlorid in Acetonitril unter Bildung eines anomeren
Gemisches aus 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galactopyranosylchlorid
umgesetzt.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform wird das ß-Chlorid in
hoher Ausbeute durch Umsetzung eines anomeren Gemisches aus 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-B-galactopyranosylnitrat
II und III. mit wasserfreiem Lithiumiodid in Acetonitril unter
Bildung von 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-oc-D-galactopyranosyljjodid
(XXIV) als Hauptprodukt hergestellt. Das Produkt wird sofort mit einem molaren Äquivalent von Tetraäthylammoniumchlorid
in Acetonitril behandelt. Das Gemisch wird abgekühlt und die Extraktion ergibt 3,4,6-Tri~0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylchlorid
(XXIII) in einer Ausbeute von etwa 60?S.
Die 2-Azido-2-deoxyglycosylhalide sind nützlich bei der Herstellung
νοή\ 2-Azido-2~deoxyglycosiden unter Bedingungen für
die Glycosidierung, wie sie im allgemeinen in der Kohlehydratchemie als Könings-Knorr-Bedingungen bekannt sind. Diese Reaktionen
werden später erläutert.
Beispiel 17
Herstellung von 3«4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-q-D-galactopyranosylbromid (XX)
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0.50 g (1,34 mMol) 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosylnitrat
(II) werden in 4 ml wasserfreiem Acetonitril bei Zimmertemperatur, das 0,80 g (9,38 mMol) Lithiumbromid
enthält, gelöst. Nach 40 min wird die Lösung mit 25 ml Dichlormethan verdünnt und mit 25 ml eiskaltem Wasser gewaschen,
über wasserfreiem Natriumsulfat getrocknet und eingedampft. Man erhält 0,40 g klaren Sirup. Das PMR-Spektrum dieses
Sirups besitzt ein Doublett bei" J=4Hz, bei 6,51 ppm, 'was
dem anomeren Proton von 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosylbromid
(XX) zuzuordnen ist. Diese Verbindung konnte nicht kristallisiert werden. -
Beispiel 18
Herstellung von 3«4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-q-D-galactopyranosylchlorid (XXII)
0,377 g (1,01mMol) eines 1:2-Gemisches aus den α- und ß-Anomeren
von 3,4, ö-Tri-O-acetyl^-azido^-deoxy-D-galactopyranosylnitrat
werden in 6 ml Acetonitril, das 0,924 g (5,05 mMol) Tetraäthylammoniumchlorid enthält, gelöst und die Lösung wird
bei Zimmertemperatur während 48 h stehen gelassen. Das Reaktionsgemisch wird mit 25 ml Dichlormethan verdünnt, mit 25 ml
Wasser gewaschen und getrocknet. Das Verdampfen des Lösungsmittels im Vakuum ergibt 0,325 g eines Sirups, der Doubletts
mit Abständen von 9,0 und 3,5 Hz bei 65,15 und 6,20 ppm in
dem in CDCl, gemessenen PMR-Spektrum zeigt. Diese Signale
werden den ß- (XXIII) und a-Anomeren (XXII) für 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galactopyranosylchlorid
zugeordnet. Aus den relativen Intensitäten der Signale kann man schließen, daß das Produkt fast ein 10:1-Gemisch der α- und
ß-Anomeren (XXII und XXIII) ist.
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Beispiel 19
Herstellung von 3.6-Di-O-acetyl-4-O-(2.3.4.6-tetra-Q-acetylß-D-^alactopyranosy^^-azido^-deo^-tt-D-glucopyr allylchlorid (XXV)
1,0 g (1,5 mMol) eines Gemisches von α- und ß-Anomeren von 3»6-Di-O-acetyl-4-0-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-D-glucopyranosylnitrat
(XIV) und (XV) wird mit einer Lösung aus 20 ml Acetonitril, die 1,30 g (7,8 mMol) Tetraäthylammoniumchlorid
enthält,- bei Umgebungstemperatur während 1 h "behandelt. Danach wird die Lösung mit 50 ml Dichlormethan
verdünnt und zweimal mit 50 ml Wasser gewaschen. Die organische Schicht wird über wasserfreiem Natriumsulfat getrocknet,
filtriert und eingedampft. Man erhält einen Sirup, der sich schnell verfestigt. Die Umkristallisation dieses Peststoffs
aus Äthylacetat/Äthyläther ergibt 3,6-Di-O-acetyl-4-O-(2,3,4,6-tetra-0-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxya-D-glucopyranosylchlorid
(XXV), Fp 167 bis 168°C, [α]]*5
+ 59,3° (c 1, Chloroform), in 66<&Lger Ausbeute.
Das Partial-FMR-Spektrum der Verbindung XXV in CDCl, ist (ppm)
6,08 (d, 1, J1^2 3,9 Hz, H-1), 3,74 (q, 1, J£;3 10Hz, H-2).
Beispiel 20
Herstellung von 3«6-Di-0-acstyl-4-0-(2.3,4.6-tetra-0-acetylß-.i)^^alactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-a-D-^lucopyranosylbromid (XXVI)
Die Behandlung von 1,0 g (1,5 mMol) eines Gemisches aus den o- und ß-Anomeren von 3,5-Di-0-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-0-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)^-azido^-deoxy-D-glucopyranosylnitrat
(XIV) und (XV) mit 2 ml einer Lösung· aus Acetonitril,
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die 0,130 g (1,5 mMol) Lithiumbromid enthält,,bei Umgebungstemperatur
während 2 bis 3 h und die anschließende Aufarbeitung des Produktgemisches nach dem im Beispiel 12 beschriebenen Verfahren
ergibt 0,850 g weißen Schaum beim Verdampfen. Die Kristallisation dieses Materials aus Äthylacetat/Äthyläther er
gibt reines 3f5-Di-0-acetyl-4-0-acetyl-4-0-(2,3,4,6-tetra-0-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)-2-azido-2-deoxy-a-D-glucopyranosylbromid
(XXVI), Fp 156 bis 157°C, [α]2,5 + 87° (c 0,93, Chloroform),
in 4i#iger Ausbeute.
Das Partial-PMR-Spektrum der.Verbindung (XXVl) in CDCl3 ist
(ppm) 6,36 (d, 1, J1>2 3,9, H-U 3,65 (q, 1, J2^3 10,2, H-2).
Beispiel 21
Synthese von 3,4r6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-P-fralactopyranosyl.iodid (XXIV) in Aceton
32,5 g (0,087 Mol) 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosylnitrat
(II) werden mit einer Lösung von 64,29 g (0,43 Hol) wasserfreiem Natriumiodid, gelöst in 259 ml Aceton,
bei Zimmertemperatur während 20 min behandelt. Dann wird die Reaktionslösung gemäß dem Verfahren von Beispiel 19 behandelt.
Man erhält,37,6 g Sirup. Die Prüfung dieses Sirups durch PMR
zeigt, daß er hauptsächlich 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxya-D-galactopyranosyljodid
(XXIV) enthält.
Beispiel 22
Herstellung von 5f4T6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galacto-pyranosylchlorid (XXIII)
ObgMch 3,4,ö-Tri-O-acetyl^-azido^-deoxy-a-D-galactopyranosylbromide
und -chloride leicht für die spätere Verv/endung
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. si- 281634°
hergestellt werden können, hat sich herausgestellt, daß da3 entsprechende ä-Jodid hoch reaktiv ist und nicht leicht gereinigt werden kann. Seine hohe Reaktivität ist jedoch für die
Herstellung des ß-Chlorids (XXIlI) bei solchen Bedingungen, vo eine kinetische Kontrolle stattfindet, geeignet. Das Ct-Jodid
kann mit Chloridion unter Bildung des ß-Chlorids (XXIII) in einer Rate umgesetzt werden, die wesentlich größer i3t
als die Anomerisierung des ß-Chlorids zu dem α-Chlorid XXII.- "
Die Herstellung des reinen ß-Chlorids wird in dem folgenden Beispiel erläutert.
0,781 g (2,09 mMol) eines Gemisches aus 3t4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-
und ß-D-galactopyranosylnitraten (II und III), hergestellt wie im Beispiel 1 oder 2 beschrieben, werden zu
einer Suspension aus 1,86 g (14 mMol) wasserfreiem Lithiumiodid in 3 ml wasserfreiem Acetonitril zugegeben. Das Gemisch
wird in der Dunkelheit bei Zimmertemperatur 15 bis 17 min gerührt und dann in einer eiskalten 1§6igen wäßrigen Lösung aus
Natriumthiosulfat gegeben. Ein 10-ml-Dichlormethanextrakt
wird über Natriumsulfat getrocknet, filtriert und eingedampft. Man erhält einen weißen Schaum, der sich beim Stehen verfärbt.
Das EMR-Spektrum dieser Verbindung in CDCl, zeigt kein restliches Ausgangsmaterial und enthält ein Doublett mit J=4,0 Hz
bei 6,93 ppm, was dem anomeren Proton von 3,4,6-Tri-O-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosylaodid
(XXIV) zugeordnet wird. Dieses a-D-Jodid (XXIV) (2,09 mMol) wird unmittelbar mit einem molaren Äquivalent entweder von 0,344 g (2,09 mMol)
Tetraäthylainmoniumchlorid, gelöst in 2 ml wasserfreiem Acetonitril,
oder mit 0,081 g (2,0 mMol) Lithiumchlorid bei Umgebungstemperatur
■behandelt. Nach 1,5 min wird die Lösung in
10 ml eiskaltes Wasser gegossen und mit 10 ml kaltem Dichlormethan
extrahiert. Die organische Lösung wird getrocknet und eingedampft. Man erhält einen hellgelben Sirup, der beim Verreiben
mit Äthyiäther kristallines 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-
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2-deoxy-ß-D-galactopyranosylchlörid (XXIII) in 50- "bis 6C$iger
Ausbeute, Fp 102 bis 104°C, [α]^5 - 16,5 (c 1, Chloroform).
Das PMR-Spektrum der Verbindung XXIII in CDCl3 ist teilweise
(ppm) 5,91 (q, 1, J3^4 3 Hz, H-4), 5,15 (d, 1, J^2 9 Hz, H-1),
4,86 (q, 1, J2j3 10,5 Hz, H-3), 3,88 (q, 1, H-2).'
Umwandlung von Glycosylhaliden zu Glycoslden
Die Glycosidierung unter Königs-Knorr-Bedingungen umfaßt die
Behandlung der Glycosylhalide mit einem Alkohol, ROH, in Anwesenheit
eines Aktivators. Der Aktivator ist üblicherweise ein Salz oder eine Verbindung, die ein schweres Atom, wie Silber,
Blei oder Quecksilber, enthält, das sich mit dem Halogenatom koordinieren kann, so daß die Spaltung seiner Bindung
mit dem anomeren Kohlenstoffatom erleichtert wird. Das Halogen wird durch die Alkoxygruppe -OR unter Bildung des Glycoside
ersetzt.
Die neuen a-Glycosylhalide von 2-Azido-2-deoxy-D-galactose XX
und XXII, hergestellt wie in den Beispielen 17 und 18 aufgeführt, und von 2-Azido-2-deoxy-D-lactose XXV und XXVI, wie in
den Beispielen 19 und 20 gezeigt, können für die Herstellung der neuen 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranoside
(Beispiele 23, 24) und 2-Azido-2-deoxy-ß-D-lactoside (Beispiel 25) unter den Bedingungen der Königs-Knorr-Reaktion
verwendet werden.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß man 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxyß-D-galactopyranosylhalia,
/(ΧΧΙΪΙ7 mit einem Alkohol in Anwesenheit
eines Aktivators unter Bildung von 3,4,6-Tri-O-acetyl-2-azido-r2-deoxy-a-D-galactopyranosiden
umsetzt.
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' έ,/l· 28163A0
Das vollständige Verfahren für die Herstellung der Glycoside
umfaßt somit beispielsweise:
Umsetzung von 3»4,6-iri-O-acetyl-D~galactäl mit Cer(IV)-ajnmoniumnitrat
und einem Azidsalz in einem geeigneten Lösungsmittel unter Rühren unter Bildung von 3»4,6-Tri-O-acetyl-2-deoxy-D-galactopyranosylnitraten;
Umsetzung der 3»4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-D-galactopyranosylnitrate
mit einem Halidsalz, beispielsweise einem Iodidsalz, in einem geeigneten Lösungsmittel unter Herstellung
von 3t4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosylhalid,
beispielsweise Iodid;
gegebenenfalls Umsetzung, wenn das Iodid verwendet wurde, des 3»^»e-T-ri-O-acetyl^-azido^-deoxy-oc-D-galactopyranosyliodids
mit einem Mol Äquivalent eines Chloridsalzes in einem geeigneten Lösungsmittel unter Bildung von 3,4,6-1OrI-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylchlorid;
und
Umsetzung von 3r^,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylhalid,
beispielsweise Chlorid mit einem Alkohol in Anwesenheit eines Aktivators unter Bildung von
3,4, o-Tri-O-acetyl-^-azido^-deoxy-a-D-galactopyranosid.
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'.-62.
Der Alkohol besitzt bevorzugt die Formel ROH, worin R =
(CH2JnGO2R1 bedeutet, η = 3 bis 19 bedeutet und R1 eine Alkyl-
oder Arylgruppe bedeutet, oder worin R ein geeignet geschütztes
Monosaccharid oder sein Disacchariä der Struktur
0(CH2JnCO2R1
OBn
ist, worin η = 3 bis 19 bedeutet und R1 eine Alkyl- oder
Arylgruppe, beispielsweise 8-Methoxycarbonyloctyl-2-0-(2,
3,4-tri-O-benzyl-a-L-fucopyranosyl)-4,6-0-benzyliden-ß-D-galactopyranosid.
» ,
Ein anderes Ausgangsma-terial wäre ein peracyliertes 2-Azido-2-deoxy-a-D-lactosylhalid,
das, wenn es mit einem Alkohol in Anwesenheit eines Aktivators umgesetzt wird, peracylierte:2-Azido-2-deoxy-ß-D-lactoside ergibt.
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Spezifischer wird 3,4,6-Tri-0-acetyl~2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylchlorid
(XXIII) mit 8-Methoxycarbonyloctyl-2-0-(2,3,4,
-tri-O-benzyl- a-L-f ucopyr ano syl) -4,6-0-benzylidenß-D-galactopyrano3id
(XLVII) in Anwesenheit von Silbertrifluormethansulfonat und Silbercarbonat in dem Lösungsmittel
Dichlormethan unter Bildung von e-Methoxycarbonyloctyl-S-O-(
3»4,S-tri-O-acetyl^-azido^-deoxy-a-D-galactopyranosyl)-2-0-(2,3,4-tri~0-benzyl-cc-L-fucopyranosyl)-4,6-0-benzyliden-ß-D-galactopyranosid
(XLVIII) umgesetzt. Dieses Produkt wird nach an sich "bekannten Verfahren isoliert und behandelt, so
daß die folgenden Reaktionen ablaufen: Abspaltung, d.h. Umwandlung der Acetyl-, Benzyl- und Benzylidengruppen in Hydroxylgruppen,
Reduktion der Azidogruppe in ein Amin und Acetylierung des Amins. Das Endprodukt dieser Stufen ist 8-Methoxycarbonyloctyl-3-0-(2-acetamido-2-deoxy-+-D-galactopyranosyl)-2-0-(a-L-f
ucopyranosyl)-ß-D-galactopyranosid, die terminale -bzw. endständige Trisaccharid-Antigendeterminante für die
menschliche Blutgruppe A.
Beispiel 23
Herstellung von t-Butyl-3«4,6-tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxyß-D-^alactopyranosid (XLI)
0,90 g (2,28 mMol) 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosylbromid
(XX), hergestellt entweder durch Umsetzung von 1,3,4,6-Tetra-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-galactopyranose
(XXVII) mit Bromwasserstoff in Methylenchlorid oder gemäß dem Verfahren von Beispiel 17 werden zu 0,236 ml (2,40
mMol) t-Butylalkohol, gelöst in 3 ml Methylenchlorid, das
Ί»δ g (6»74 mMol) Silbercarbönat und ein 4&-Molekularsieb
enthält, gegeben. Nach dem Rühren während 1 h bei Zimmertemperatur wird das Produkt in an sich bekannter Weise isoliert.
Man erhält einen Sirup. Die PMR-Prüfung dieses Sirups zeigt
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ein Doublett bei 4,64 ppm mit J1 2= 9 Hz und ein Singlett
bei 1,31 ppm, die dem anomeren Proton bzw. Aglycon von t-Butyl-3,4,6-tri-0-acetyl-2-azido-2-deox7-ß-D-galactopyrano-.
sid (XLI) zugeordnet werden, das in einer Ausbeute von 75% erhalten wird.
Baispiel 24
Herstellung von 8-Metho3cyoctylcarbonvl-3«4, 6-tri-O-acetvl-2-acetamido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosid (XL)
Eine Lösung aus 1,0 g (2,54 mMol) 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-a2ido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylbromid
(XXI), gelöst in 2 ml Dichlormethan, wird zu einem Gemisch aus 0,565 g (2,79 mMol) 8-Methoxycarbonyloctanol,
4Ä-Molekularsieben und 2,30 g (8,37 mMol) Silbercarbonat in 5 ml Dichlormethan gegeben. Anschließend
wird 3 h bei Zimmertemperatur gerührt. Zu diesem Zeitpunkt wird die Lösung filtriert und das Filtrat eingedampft.
Man erhält 1,30 g Sirup. Dieser Sirup wird in 10 ml Essigsäure, die 10 ml Essigsäureanhydrid enthält, gelöst und 1,17 g (18
mMol) Zinkmetall werden unter Rühren zugegeben. Nach 20 min werden die Feststoffe abfiltriert und das Filtrat auf etwa 2
oder 3 ml konzentriert. Dieses wird mit 25 ml Dichlormethan verdünnt und mit 20 ml gesättigter wäßriger Natriumbicarbonatlösung
und 10 ml Wasser gewaschen. Das Trocknen der organischen Lösung und das Eindampfen ergibt 1,0 g (75?Sige Ausbeute)
eines Sirups, der, wie durch Prüfung des PMR-Spektrums in CDCl, gezeigt werden konnte, im wesentlichen reines 3-Methoxyoctylcarbonyl-2-acetamido-3,4,6-tri-0-acetyl-2-deoxy-ß-D-galactopyranosid
(XLII) ist. Ein Partial-PMR dieser Verbindung in CDCl3 ergibt (ppm) 6,40 (d, 1, JIffi £ 8,2 Hz, NH),
4,70 (d, 1, J1 2 8»° Ηζ,Η-1). Die große Kupplungskonstante
von 8,0 Hz für das H-1-Proton wird durch die Bildung der ß-D-Giycosylbindung
bestätigt.
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- 6-r -
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Beispiel 25
Synthese von t-Butyl^.o-di-O-acetyl^-O-(2-3.4.6-tetra-O-acetyl-ß-D-galactopyranosyl)^-azido-ff-deoxy-ß-D-glucopyranosid (XLIII)
Behandlung von 1,0 g (1,46 mMol) 2-Azido-2-deoxy-lactosylbromid (hergestellt gemäß dem Verfahren von Beispiel 23 während
2 h) ergibt nach üblicher Aufarbeitung 0,80 g (80%) der Verbindung XLIII.
Die Deacetylierung und Reduktion der Azidogruppe, gefolgt
durch N-Acetylierung der Verbindung XLIII gemäß dem Verfahren
von Beispiel 11, ergibt das entsprechende 2-Acetamido-2-deoxyß-D-lactosylglycosid
(XLIV).
Es ist ein. wesentliches.Merkmal der Erfindung, daß 3,4r6f-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylchlorid
(XXIH) als Reagens für die Herstellung von 2-Amino-2-deoxy-a-D-galactopyranosiden,
wie in der Formel A dargestellt, zur Verfügung gestellt wird.
In den folgenden Beispielen wird die Verbindung XXII zur Herstellung
eines einfachen Glycosids (Beispiel 26), eines Disaccharide (Beispiel 27) und einer antigenen Trisacchariddeterminate
für die menschliche Blutgruppe A (Beispiel 28) verwendet.
Beispiel 26
Synthese von t-Butyl-^^.e-tri-O-acetyl^-azido^-deoxy-a-D-
(XLV)
•Eine Lösung von 0,160 g (0,458 mliol) frisch hergestelltem
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3,4, ö-Tri-O-acetyl^-azido^-deoxy-a-D-galactopyranosyl Chlorid
(XXII) in 1 ml Dichlormethan wird tropfenweise zu einem Gemisch'
aus 0,010 g <0,039 mMol) Silbertrifluormethansulfonat,
0,443 g (1,61. mMol) Silbercarbonat, 0,150 g 4S-MoIekularsleben
und 55 ul (0,533 mMol) t-Butanol in Dichlormethan. gegeben.
Dieses Gemisch wird 2,5 h in der Dunkelheit gerührt und dann filtriert. Das entstehende Filtrat wird zur Trockene eingedampft
und man erhält 0,150 g Sirup. Das PMR-Spektrum dieses Materials in CDCl* zeigt die Anwesenheit von etwa 6096 cc-t-Butylglycosid
(XLV) durch die Anwesenheit eines Singletts bei 0,30 ppm. Das anomere Proton war schwer zu erkennen wegen der
Signale für H-4 und H-3 nahe bei 5,1 ppm.
Beispiel 27
Herstellung von 8-Methoxycarbonylocty1-3-0-(2-acetamido-2-deoxy-a-D-galactopyranosyl)-ß-D-galactopyranosid (XLVII)
Eine Lösung von 0,335 g (0,96 mMol) frisch hergestelltem 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylchlorid
XXIII in 1 ml Dichlormethan wird zu einem Gemisch aus 0,022 g (0,085
mMol) Silbertrifluormethansulfonat, 1,06 g (3,85 mMol) Silbercarbonat,
0,70 g 4Ä-Molekularsieben und 0,250 g (0,461 mMol) 8-Methanoxycarbonyloctyl-4,6-0-benzyliden-2-0-benzoyl-ß-D-galactopyranosid
XLV in 4 ml Dichlormethan gegeben. Nach 4 h bei Umgebungstemperatur wird das Gemisch durch Diatomeenerde
filtriert, die mit 10 ml Dichlormethan gewaschen wird. Diese Lösung wird eingedampft. Man erhält einen Sirup, der in einer
geringen Menge von 1:1(V/V)-Benzol/Äthylacetat gelöst und an 15 g neutralem Aluminiumoxid in einer Säule (10 χ 2 cm)
unter Elution mit dem gleichen Lösungsmittel chromatographiert wird. Man erhält 0,524 g Sirup. Die Kristallisation dieses .
Sirups aus Äthylacetat/Pentan ergibt rohes 8-Methoxycarbonyloctyl-3-0-(3,4,6-tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galacto-
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pyran"osyl)-4,6-0-benzyliden-2-0-benzoyl-ß-D-galactopyranosid
(0,324 g) in 79?6iger Ausbeute. Die Umkristallisation ergibt
die reine Verbindung, Fp 175 bis 1760C, [α]25 + 119,7° (c 1,
Chloroform), IR (Film) 2120 cm"1 (-N^).
Das PMRrSpektrum dieser letzteren Verbindung in CDCl, zeigt
teilweise bei 4,62 ppm ein Doublett mit J^ o = 8,0 Hz, das
dem H-1 zugeordnet wurde. Das Signal für H-1' wurde teilweise
durch die Signale für H-3'und H-41 überlagert. Daß üie neu
gebildeten Interzuckerglycosidbindungen α sind, wurde durch die Anwesenheit des Signals in dem ^C-Spektrum der Verbindung
in CDCl, bei 95,4 ppm, das dem C-1' zugeordnet wurde, gezeigt.
Das dem C-1 zugeordnete Signal wird bei 100,7 ppm beobachtet. Die Hydrierung, gefolgt von der N-Acetylierung und
Entfernung der Acetyl- und Benzoylschu.tzgrupp.en, wie. im Beispiel
27 für die Herstellung der Verbindung L gezeigt, ergibt kristallines 8-Methoxycarbonylocty1-3-0-(2-acetamido-2-deoxy-a-D-galactopyranosyl)-ß-D-galactopyranosid
(XLVII). Die Umkristallisation aus Methanol/Äthyläther ergibt reines XLVIII, Fp 214 bis 2160C, [α]2)5 + 126,3° (c 0,98, Wasser).
Beispiel 28
Herstellung von 8-Hethoxycarbonyloctyl-3-0~(2-acetamido-2-deoxy-«-D-galactoOyranosyl)-2-0-(oc-L-f ucopyranosyl)-ß-D-galactopyranosid L
In diesem Beispiel besitzt der Alkohol eine Disaccharidstruktur und das Glacosidierungsprodukt wird durch Umwandlung der
Acetyl-, Benzyl- und Benzoylgruppen in Hydroxylgruppen (Schutzgruppenabspaltung)behandelt-
und dann wird" die Azidogruppe zu Amin reduziert, das dann acetyliert wird.. Die Verfahren, die
für die Schutzgruppenabspaltung, Reduktion und Acetylierung verwendet v/erden, sind dem Fachmann geläufig.
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Eine Lösung aus 0,583 g (1,6 mMol) frisch hergestelltem 3,4,6-Tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-ß-D-galactopyranosylchlorid
(XXIII), gelöst in 2 ml Dichlormethan, wird zu einer Lösung von 0,035 g (0,136 mMol) Silbertrifluormethansulfonat, 1,70 g
(6,18 mMol) Silbercarbonat, 1,12 g ^-Molekularsieben und "0,787 g (0,9 mMol) 8-Methoxycarbonyloctyl-2-0-(2,3,4-tri-0-benzyl-a-L-fucopyranosyl)-4,6-0-benzyliden-ß-D-galactopyranosid
(XLVIII) in 5 ml Dichlormethan gegeben. Nach 4 h bei tfaigebungstemperatur
wird das Gemisch mit 10 ml Dichlormethan verdünnt und durch Diatomeensilica filtriert·. Das Filtrat wird
eingedampft und man erhält 1,25 g Sirup. Dieser Sirup wird an einer Säule (44 χ 2 cm) von Silicagel mit 2:1(V/V)-Benzol/
Äthylacetat als Eluierungsmittel chromatographiert. Man erhält 0,780 g (75#ige Ausbeute) reines 8-Methoxycarbonyloctyl-3-0-(3»4,6-tri-0-acetyl-2-azido-2-deoxy-a-D-galactopyranosyl)-2-0-(2,3,4-tri-O-benzyl-a-L-f
ucopyranosyl)-4,6-a-benzylidenß-D-galactopyranosid
XLIX, [a]jp + 15,5° (c 1, Chloroform),
IR (Film) 2110 cm"1 (-N3).
Das PMR-Spektrum der Verbindung XLIX in CDCl3 besitzt teilweise
5,47 (d, 1, J1^2B 3,4 Hz, H-1"), 5,32 (d, 1, J1,>2,
3 Hz, H-11). Ibr 13-C-HI4R-Spektrum in CDCl3 zeigt klar die
beiden a-Glycosidinterzuckeranomer-Kohlenstoffatome mit Signalen
-bei 97,9 ppm und 94,0 ppm für. C-1* der Fucosyleinheit
und C-1" der 2-Azido-2-deoxygalactosyleinheit. Das Signal, das dem C-1 der Galactosyleinheit zugeordnet wird, tritt bei
100,5 ppm auf.
0,10 g (0,035 mMol) Verbindung L v;erden in 2 ml Ithylacetät,
das 0,2 ml Essigsäureanhydrid enthält, gelöst und in Anwesenheit von 5?oigem Palladium auf Kohle (0,06 g) bei 7,03 kg/cm2
(100 psig) und Umgebungstemperatur hydriert. Nach 23 h wird
die Lösung filtriert und eingedampft. Man erhält einen Schaum. Das Infrarotspektruia dieser Verbindung zeigt die Abwesenheit
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einer Azidgruppe. Die Verbindung wird von ihren Schutzgruppen
befreit und deacetyliert mit Natriummethoxid in 5 ml wasserfreiem Methanol bei Umgebungstemperatur während 15 h. Nach
der Deionisierung und Filtration sowie Verdampfen des Lösungsmittels erhält man 0,08 g Schaum. Die Hydrierung dieses Materials
in 3 ml Äthanol in Anwesenheit von 0,065 g 5#igem Palladium
auf Kohle bei Umgebungstemperatur und 7,03 kg/cm während 40 h, gefolgt von.der Filtration und Verdampfung, ergibt 0,046 g
(78#ige Ausbeute) e-Methoxycarbonyloctyl-S-O-^-acetamido^-
deoxy-a-D-galactopyranosyl)-2-0-(a-L-fucopyranosyl)-ß-D-galactopyranosid
(XLIX) als weißen Feststoff.
Das PMR-Spektrum der Verbindung L in D2O ist in Übereinstimmung
mit der zugeordneten Struktur und zeigt teilweise (ppm) 5,62
(d, 1, J1, 2, 1Hz, H»), 5,46 (d, 1, J1,,^,, 3,5 Hz, H-1B), 2,24
(s, 3, NAcJ. Diese Verbindung ist die antigene Trisacchariddeterminante
für die menschliche Blutgruppe A.
Beispiel 29
Herstellung eines Immunoabsorbens (LII). das für die Anti-A-AntikÖrper spezifisch ist
Die antigene Trisacchariddeterminante (L) für die menschliche Blutgruppe A kann zur Herstellung eines künstlichen Antigens
durch Bindung bzw. Haftung an einem löslichen Trägermolekül, wie Proteine, rote Blutzellen, Polypeptide und lösliche aminierte
Polysaccharide, unter Verwendung bekannter Verfahren verwendet werden.
Das Glycosid L kann ebenfalls zur Herstellung eines Immunoabsorbens
verwendet werden, das für die Anti-A-Antikörper spezifisch ist, durch Haftung bzw. Bindung an einen unlöslichen·
Träger, wie aminiertes Glas, aminiertes Polyacrylamid,
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aminiertes Polyvinyl, aminierter Agarose und andere unlösliche
aminierte Polysaccharide (aminiert = dem angelsächsischen
Ausdruck aminated). Dieses Verfahren wird im folgenden erläutert.
0,044 g (0,063 mMol) 8-Methoxycarbonyloctyl-3-0-(2-acetamido-2-deoxy-a-D-galactopyranosyl)-2-0-(a-L-f
ucopyranosyl)-ß-D-galactopyranosid (L) werden mit 2 ml 85^igem Hydrazinhydrat
bei Zimmertemperatur während 90 min gerührt. Die Prüfung durGh
DünnschichtChromatographie des Reaktionsgemische an Silicagel
zeigt bei der Entwicklung mit 7:1:2(V/V)-Isopropanol/Ammoniumhydroxid/Wasser
kein restliches Ausgangsmaterial. Diese Lösung wird mit 1 ml'50%igem wäßrigen Äthanol verdünnt und
zur Trockene eingedampft. Man erhält 0,044 g eines weißen Schaums. Das Material wird in 2 ml Wasser gelöst und gegenüber
destilliertem Wasser in einer Ultrafiltrationszelle diälysiert, wobei fünfmal ausgetauscht wurde, und die Zelle mit
einer. Membran mit einem Molekulargewicht schnitt von 500 ausgerüstet
ist. Es wird dann gefriergetrocknet. Man erhält 0,039 g des entsprechenden Hydrazide LI als weißen Feststoff.
Das PMR-Spektrum der Verbindung L in D2O steht in Übereinstimmung
mit der zugeordneten Struktur und zeigt teilweise (ppm) 5,58 (d, 1, J 1 Hz, H-1·), 5,44 (d, 1, J1,,^,, 3,5 Hz,
H-1"), 2,30 (s, 3, WAc).
0,35 g (0,05 mMol) des Hydrazids LI werden in 0,7 ml Dimethylformamid
gelöst und auf -25°C abgekühlt. Eine Lösung von 0,057 ml Dioxan, die 3,5N-Chlorwasserstoffsäure enthält, wird
zugegeben und dann werden 0,007 g (0,069 mMol) t-Butylnitrat,
gelöst in 0,1 ml Dimethylformamid, zugegeben. Dieses Gemisch wird 30 min bei -25°C gerührt, danach werden 0,0049 g (0,052
mMol) Sulfamidsäure zugegeben. Nach 15 min wird diese Lösung
tropfenweise zu 5,0 g silylaminierten Glasperlen, die in
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25 ml Pufferlösung, 0,08M in Na2B^O7 und 0,35Μ· in KHCO, bei
0°C suspendiert sind, zugegeben. Die Suspension wird langsam bei 3 bis 5°C 26 h in einer Trommel bewegt, danach wird der
Träger abfiltriert und mit 500 ml ¥asser gewaschen. Die Perlen werden in 30 ml gesättigter Natriumbicarbonatlösung suspendiert
und 30 ml 5$£iges wäßriges Essigsäureanhydrid werden zugegeben.
Dann wird 15 min gerührt. Die Perlen werden dann filtriert und mit 500 ml Wasser gewaschen und in 25 ml phosphatgepufferter
Salzlösung (pH 7) suspendiert und 15 min reduziertem Druck ausgesetzt. Die Filtration und Waschen mit 100 ml
Wasser ergibt 11,2 g hydratisiertes Immunoabsorbens LIII. Eine Phenol/Schwefelsäure-Analyse für die Gesamthexose dieses Immunoabsorbens
vor der Acetylierung zeigt eine Beladung von 6 11 Mol Hapten pro g Träger.
Es wurde gefunden, daß das Immunoabsorbens LIII selektiv Anti-A-Blutgruppenantikörper
aus Menschensera entfernt. Beispielswelse werden durch Behandlung von 1 ml Serum, das wirksam Menschen-A-Blutzellen
agglutiniert, mit 200 mg des Imoonoabsorbens LII diese Antikörper, die für die Agglutination verantwortlich
sind, innerhalb 20 min entfernt. Die Verwendung des Immunoabsorbens in Form der gepackten Säule ist noch wirksamer.
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