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Peptidkomplexe aus DNS-haltigen Organismen
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Es ist bekannt, daß Peptide verschiedenster Zusammensetzung allein
oder in Verbindung mit Polysacchariden oder Lipiden, spezifische Antigendeterminanten
aufweisen können. Sie sind zum Teil nur als Haptene, zum Teil als Immunogene wirksam.
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Es wurden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt, um aus den verschiedensten
Organismen Antigene zu isolieren, die zu diagnostischen, therapeutischen oder prophylaktischen
Zwecken in der Human- oder Tiermedizin einsetzbar sind. Die heute in der Tier- und
Humanmedizin zur Verfügung stehenden Antigene sind meist Gemische aus zum Teil wirksamen,
zum Teil unwirksamen Proteinen, Polysacchariden, Lipiden und Nucleinsäuren Als Beispiel
für die diagnostische Anwendung solcher Zubereitungen sei hier das gereinigte Tuberkulin
für die Tuberkulosediagnostik angeführt. Bei der prophylaktischen Anwendung zur
Erzielung eines Impfschutzes gegen bakterielle oder pilzliche Infektionen genügen
solche Zubereitungen,wie z.B. das gereinigte Tuberkulin nicht. Man ist gezwungen,
ganze, lebende oder aufgelöste Mikroorganismen zu verabreichen, wie dies z.B.
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bei der Tuberkulose-, Pertussis- oder Salmonellenimpfung geschieht.
Diese Methoden sind mit einer nicht unbeträchtlichen Gefährdung der Patienten verbunden.
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Es stellt sich damit zunächst die Aufgabe, Antigene anzugeben, die
chemisch genau definierbar, weitgehend rein und gleich zeitig für diagnostische,
therapeutische und prophylaktische Zwecke eingesetzt werden können.
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Erfindungsgemäß wurde es möglich, aus allen DNS-haltigen Organismen
eine Antigengruppe zu isolieren, die jeweils spezifische Antigendeterminanten für
den Organismus, aus dem sie isoliert wird, aufweist.
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Bei den Antigengruppen handelt es sich um Peptidkomplexe aus DNS-haltigen
Organismen, die folgendermaßen charakterisiert sind: a) ein Molekulargewicht kleiner
als 5000 Bilden b) einerRibonucleinsäureverbindung mit einem mittleren Molekulargewicht
von etwa 9000 - 20.000, die bei der Gelelektrophorese und der Acetatfolienelektrophorese
eine singuläre, einheitliche Bande ergibt, c) vorzugsweise intrazelluläres Vorkommen,
d) einen Calcium-Gehalt e) eine Fällungsreaktion mit Terbium-III-Ionen f) sehr gute
Wasserlöslichkeit g) einen mittleren Gehalt an Aspargin- und Glutaminsäure von etwa
30 Mol% (bezogen auf den Gesamtaminosäuregehalt) h) ein Molverhältnis (Asparginsäure
+ Glutaminsäure) : (Lysin + Arginin) größer als 1 i) eine herkunft,spezifische Aminosäurezusammensetzung
k) antigene Wirkung und 1) Verursachung von Resistenzsteigerung.
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Peptidkomplexe der erfindungsgemäßen Art werden aus einer an sich
bekannten Ribonucleoproteinfraktion (RNP) hergestellt. Die RNP wird wie folgt gewonnen
(vergl. Wilhelm, G, Sellier, Biophysik, 1973, S. 69-78 und 257-265):
a)
Die Organismen oder deren Teile werden in nativem oder denaturiertem Zustand in
0,2 m9hosphatpuffer, ph 7,2, homogenisiert, b) das Homogenisat wird zentrifugiert,
c) der Uberstand wird mit Phosphatpuffer beladener DEAE-Zellulose verrührt und in
eine Säule gefüllt, d) die beladene DEAE-Zellulose wird so lange mit 0,2 m Phosphatpuffer
eluiert, bis die Extinktion des Eluats bei 280 nm unwird ter 0,1 liegt, anschließenaYcmit
-0,1 m Essigsäure-Acetatlösung, pH 3,2, weiter eluiert, bis die Extinktion des Eluats
bei 280 nm wieder unter 0,1 liegt, wird -Acetatlösung dannN'-lt einer 3 Gew.-% NaCl-haltigen
0,1 m Essigsäure>pH 3,2, eluiert und die mit der NaCl-Front im Eluat erscheinende
Ribonucleoproteinfraktion (RNP) gesammelt, gegen Wasser dialysiert, eingeengt und
lyophilisiert.
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Gemäß Erfindung können die Peptidkomplexe unter anderen in drei verschiedenen
Verfahrensweisen gewonnen werden. Die angedeuteten Gewinnungsmöglichkeiten stellen
keine Einschränkung dar. Unter Umständen ist es nach jeweiliger Sequenzanalyse auch
möglich, die Peptidkomplexe, wie aus der Aminosäurentechnologie bekannt, synthetisch
zu gewinnen.
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Im folgenden werden daher nur drei mögliche Verfahrensweisenbeschrieben:
L. Das lyophilisierte, in Wasser gelöste RNP wird mit Phenol versetzt, auf etwa
95 - 100°c erhitzt, nach dem Abkühlen bis zur Phasentrennung zentrifugiert, die
Phenolphase mit Wasser versetzt, dann mit Äther wiederho,lt ausgeschüttelt. Der
wäßrige
Rückstand wird lyophilisiert.
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II. Das in Wasser gelöste RNP wird einer Hochspannungselektrophorese
unterworfen und der Peptidkomplex in üblicher Weise isoliert.
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II. Aus dem in Wasser gelösten RNP wird dünnschichtchromatographisch
der Peptidlcomplex isoliert.
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Die Erfindung bezieht sich weiterhin auf ein Arzneimittel, enthaltend
einen Peptidkomplex gemäß Erfindung in einem üblichen pharmazeutischen Träger, gegebenenfalls
in Verbindung mit üblichen pharmazeutischen Additiven.
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Die erfindungsgemäßen Peptidkomplexe können gemäß den im folgenden
beschriebenen Verfahren gewonnen werden. Die in den Beispielen angegebenen Teile
sind, falls sie nicht ausdrücklich als Volumenanteile gekennzeichnet sind, Gewichtsteile.
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Beispiel 1 Native oder denaturierte Bakterien, Pilze, Pflanzen, menschliches
oder tierisches Gewebe werden in Ultra-Turrax und Potterhomogenisator in 0,2 molarem
Phosphatpuffer, pH 7,2, homogenisiert. Das Homogenisat wird danach zentrifugiert,
bis der Uberstand klar ist.
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Der überstand wird 30 Minuten mit Phosphatpuffer beladener DEAE-Zellulose
gerührt. Die DEAE-Zellulose wird drei bis fünf Mal mit 0,2 molarem Phosphatpuffer
gewaschen und die Waschlösung jeweils verworfen. Sodann wird die beladene DEAE-Zellulose
in eine Säule gefüllt und mit obigem Phosphatpuffer gewaschen, bis die Extinktion
bei 280 nm unter 0,1 abgesunken ist. Danach wird mit 0,1 molarer Essigsäure-Acetatlösung,
pH 3,2, weitergewaschen, bis die Extinktion unter
0,1 abgesunken
ist. Danach wird der Essigsäurelösung 3 % NaCl zugefügt und die mit der NaCl-Front
im Eluat erscheinende Ribonucleoproteinfraktion gesammelt. Nach Dialyse gegen destilliertes
Wasser wird die Ribonucleoproteinfraktion eingeengt und lyophilisiert. Die Ausbeute
ist unterschiedlich. Sie beträgt für 30 g Bakterien und Pilze ungefähr 30 mg, bei
pflanzlichen, tierischen und menschlichen Geweben ist sie von der Zellart abhängig.
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Das Ribonucleoprotein (RNP) wird dann einer modifizierten Phenolextraktion
nach Westphal (Z. Naturforschung 7b (1952) 148 - 155) unterworfen. Dabei arbeitet
man wie folgt: Das RNP wird in aqua dest. (ca. 1,5 ml H20 auf 10 mg RNP) gelöst.
Zu dieser Lösung wird die halbe Menge an verflüssigtem Phenol p.a. zugesetzt (10
ml qua dest. + 5 ml Phenol). Dieses Gemisch wird unter Rühren etwa 10 Minuten auf
95 - 10O0C erhitzt. Anschließend kühlt man bis man ab auf ca. 2-3 C. Man zentrifugiert
das Gemisch zur exakten Trennung der Phasen. Die H20-Phase enthält RNS + Bruchstücke
+ Aminosäuren. Die mit H20 gesättigte Phenolphase enthält den Peptidkomplex. Die
Phenolphase wird mit dem halben Volumen an frischem aqua dest. versetzt und mit
drei- bis fünffache Überschuß an Äther ausgeschüttelt. Dieser Vorgang wird dem gesamten
Ablauf nach zwei Mal wiederholt. Nach der Phenoleliminierung wird der wäßrige Rückstand,
welcher jetzt das gereinigte Peptid beinhaltet gewünschtenfalls durch ein Sterilfilter
(Millipore) gepreßt und gefriergetrocknet. Ausbeute der Extraktion: ca. 1 - 1,5
% Peptidkomplex bezogen auf RNP. Die Ätbrphase in wird nach der Trennung der Schüttelbirne
verworfen.
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Beispiel 2 Die erfindungsgemäßen Peptidkomplexe können aus dem beispielsweise
gemäß Beispiel 1 erhaltenen Ribonucleoprotein (RNP) auch durch Hochspannungselektrophorese
gewonnen werden.
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Die RNP-Lösung wird hierzu auf Whatman Nr. 1-Elektrophoresepapier
aufgetragen. Die Elektrophorese erfolgt in 0,1 molarem Eisessig-Pyridin-Puffer,
pH 5,7, mit 50 V/cm über 30 Minuten. Nach Anfärbung von Randstreifen wird die mit
Amidoschwarz und Ninhydrin färbbare Bande ausgeschnitten und mit destilliertem Wasser
eluiert.
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Die so eluierten Peptidkomplexe sind in destilliertem Wasser und physiologischen
Salzlösungen sehr gut löslich. Die Peptidkomplexe können über Sephadex und bakteriendichte
Filter ohne Wirkungsverlust filtriert werden.
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Beispiel 3 Herstellung durch präparative Dünnschichtchromatographie.
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Die RNP-Lösung wird auf eine präparative Kieselgelplatte aufgetragen
und aufsteigend in einem Gemisch von Chloroform/Methanol/Eisessig (3:2:1) etwa 1
- 2 Stunden chromatographiert. Nach Trocknung der Platte wird ein Randstreifen mit
Ninhydrin und ein zweiter abgetrennter Randstreifen mit Amidoschwarz angefärbt.
Aus der jeweils gefärbten Bande wird der gewünschte Peptidkomplex eluiert und aus
dem Eluat gewonnen.
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Gemäß den obigen Herstellungsbeispielen 1 - 3 gewonnene Peptidkomplexe
sind herkunftsspezifisch. Je nact2ßem; aus welchem Organismus sie gewonnen wurden,
unterscheiden siesich in der Aminosäurezusammens etzung . In der nachfolgenden Tabelle
-sind die ungefähren Aminosäureanalysen einiger erfindungsgemäßer Peptidkomplexe
verschiedener Organismen zusammengefaßt: Tabelle 1.. Aminosäurenanalysen verschiedener
Peptide (in,umol) Myco- B.per- E.coli S.typhi Str.pyog. Humane bact.tbc. tussis
Lywhozyten Asparaginsäure 0,035 0,067 0,038 0,0049 0,042 0,025 -Threonin 0,013 0,025
0,019 0,0026 0,024 0,01o Serin 0,017 0,031 0,043 0,0090 0,020- 0,017 Glutaminsäure
0,035 0,074 0,092 0,0114 0,076 0,025 Prolin -0,018 0,024 - - - 0,017 Glycin 0,032
0,082 0,049 0,0540 0,025 0,020 Alanin -0,030 0,074 0,036 0,0043 0,035 0,015 Valin
0,011 0,040 0,023 - 0,024 0,015 Isoleucin - - 0,021 - 0,019 -Leucin 0,016 0,029
0,018 - 0,026 0,025 Phenylalanin - - - - - 0,010 Lysin - 0,026 0,016 - 0,024 0,010
Arginin - - 0,014 - - 0,015 Daraus würde sich etwa folgende- Aminosäurenverteilung
in den Peptidkomplexen ergeben:
Tabelle 2. Wahrscheinliche Aminosäurenzusammensetzung
der Peptide Myco- B.per- E.coli S.typhi Str.pyog. Humane bact.tbc. tussis zyten
Asparaginsäure 2 3 2 1 bzw. 2 2 3 Threonin 1 1 1 1? 1 1 1 Serin 1 1 2 2 bzw. 3 1
2 Glutaminsäure 2 3 5 2 bzw. 4 4 3 Prolin 1 1 0 0 0 0 2 Glycin 2 3 2-3 11 bzw.21
1 2-3 Alanin 2 3 2 1 bzw.1-2 2 2 Valin 1? 1-2 1 0 0 1 2 Isoleucin 0 0 1 0 0 1 0
Leucin 1 1 1 0 0 1 2 Phenylalanin O 0 0 0 0 0 1 Lysin 0 1 1 0 0 1 1 Arginin O 0
1? 0 0 0 2 Die aus den verschiedenen Organismen auf dem in den obigen Herstellungsbeispielen
beschriebenen Weg isolierten Peptidkomplexe können z. B. zur Erzeugung von spezifischen
Antikörpern, zum Nachweis von spezifischen Antikörpern, zum Nachweis einerspezifischen
verzögerten Immunitätslage und zur Resistenzsteigerung gegen Infektionserkrankunqen
sowie zur Übertragung einer spezifischen verzögerten Immunität (Transferfaktor-Eigenschaft)
verwendet werden. Dazu die folgenden Anwendungsbeispiele:
Anwendungsbeispiel
A: Zur Erzeugung von spezifischen Antikörpern werden die aus verschiedenen Organismen
isolierten - wie oben beschrieben - Peptidkomplexe an Kaninchen verabreicht. Hierbei
werden 10 - 100/21g Peptidkomplex in 0,1 %-iger NaCl gelöstund irrlVerhältnis 1:1
rrtit Freund' schem Adjuvans emulgiert. Die Doss wird zu vier gleichen Teilen in
die Pfoten der Tiere injiziert. Nach vierzehn Tagen werden 10 fig Peptidkomplex
intravenös zur Boosterung verabreicht. Das Serum der Tiere wird auf Antikörperbildung
im Ouchterlonytest überprüft. Die Boosterung wird in achttägigen Abständen wiederholt,
bis gut sichtbare Ouchterlonyreaktionen zu beobachten sind.
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Hierzu genügen meist ein bis drei Boosterinjektionen. Im Ouchterlonytest
werden di-e gebildeten Antikörper auf Spezifität überprüft. Die Überprüfung ergibt,
daß die aus verschiedenen Organismen isolierten Peptidkomplexe spezifische Antikörper
hervorrufen. Auffällig ist z. B. bei Peptidkomplexen aus Bakterien, daß keine Typ-
oder Gruppenspezifität besteht.
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Beispiel B: Aus hitzeabgetöteten, lyophilisierten Tuberkelbakterien
(Mycobacterium tuberculosis, typus humanus oder bovinus) wird gemäß dem Verfahren
nach Beispiel 1-3 der erfindungsgemäße Peptidkomplex gewonnen. Er ist sehr gut löslich
in Wasser und in mit Blutserum isoosmotischen Salzlösungen. Er ist unlöslich in
organischen Lösungsmitteln wie Allcohol, Äther, Chloroform praktisch und istzffrei
von Nukleinsäuren, Polysacchariden und Lipiden.
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Aus der Aminosäurezusammensetzung gemäß Tabelle 1 errechnet sich ein
Molekulargewicht von etwa 1.200. Bei Messung in Massenspektrographen ergibt sich
ein Molekularpiek bei 1.152. Weitere Eigenschaften: - Der Peptidkomplex läßt sich
durch eine UM2-Membran der Firma Amicon filtrieren.
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- Der Peptidkomplex enthält Calcium in einer Menge von ungefähr 1
Mol/Mol Peptid. Das Calcium ist relativ fest gebunden und liegt wahrscheinlich in
Komplexbindung vor.
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- Der Peptidkomplex wandert bei der Dünnschichtchromatographie mit
Chloroform, Methanol, Ammoniak 2:2:1 als Laufmittel einheitlich.
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- Der Komplex wird auch durch mehrstündiges Erhitzen auf 1000C in
wäßrigen Lösungen bei neutralen pH-Werten nicht in seiner Antigenität beeinflußt.
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- Der Komplex wird durch Erhitzen auf 1000C in 1 n Essigsäure für
2 Stunden nicht wesentlich in seiner Antigenität beeinflußt.
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teilweise - Der Komplex wirdZdurch Zugabe von Terbium-III-Chlorid-Lösungen
in hohen Verdünnungen gefällt. Er wird hierbei Scnwerer Iöslidl in wäßrigen Lösungen.
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Der Peptidkomplex wird bei Meerschweinchen gegen gereinigtes etwa
Tuberkulin standardisiert. Ein ng entsprichtgeiner Tuberkulineinheit (gereinigtes
Tuberkulin der Farbwerke Hoechst AG).
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Zur Intracutantestung wird der Peptidkomplex in 0,9 % NaCl-Lösung
gelöst.-Erhitzen auf 100je hat keinen Einfluß auf die Wirksamkeit. Der gelöste Peptidkomplex
ist mehrere- Monate lang ohne Wirkungsverluste stabil. Die Testung erfolgt mit in
Zehnerpotenzen abgestuften Konzentrationen. Es werden jeweils 0,1 ml streng intracutan
injiziert. Die Ablesung erfolgt nach 24, 48 und 72 Stunden-durch Ausmessen des Infiltrats.
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Bei der Testung mit 1 ng und 10 ng kann die Möglichkeit des Bestehens
einer aktiven Tuberkulose (extrapulmonale und pulmonale Formen) des Kindes mit großer
Sicherheit innerhalb von 48 Stunden erkannt werden.Mit 0,1 ng und 1 ng ist die Möglichkeit
des Bestehens einer extrapulmonalen Tuberkulose bei Kindern und Erwachsenen-innerhalb
von 48 Stunden mit großer Sicherheit erkennbar. BCG-geimpfte Kinder bleiben bei
Testung mit 1 ng zu einem großen Prozentsatz negativ. Es ergibt sich ein hoher Trenneffekt
zwischen BCG-geimpften und tatsächlich an Tuberkulose erkrankten Personen. Bereits
kleine Infiltrate sind als spezifisch anzusehen.
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Dies konnte bei einem Infiltrat von 3 mm Durchmesser, das mit 0,1
ng ausgelöst wurde, histologisch nachgewiesen werden. Nicht infizierte Personen
entwickeln keine Reaktion. Unspezifische Reaktionen wurden nicht beobachtet.
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Erwachsene mit tertiärer Lungentuberkulose zeigen in fortgeschrittenen
Stadien-schwächere Reaktionen gegenüber Patienten in weniger fortgeschrittenen Stadien.
Patienten mit einer tuberkulösen Pleuritis entwickeln schwächere Reaktionen als
Patienten mit Lungentuberkulose ohne Pleuritis. Die mit dem Peptidkomplex ausgelösten
-Reaktionen sind in der Konzentrationsabhänggkeit und der
Reaktionsstärke
nicht identisch mit den durch gereinigtes Tuberkulin hervorgerufenen Reaktionen.
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Vorteile der Testung mit dem Peptidkomplex: 1. Schnellerer Verlauf
der verzögerten Immunreaktion; die Ablesung ist hierdurch nach 24. Std. optimal.
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2. Eine Testung mit 1 ng Peptid erlaubt in mindestens 75 % der Fälle,
das Bestehen einer aktiven Tuberkulose bei Kindern innerhalb von 24 Std. zu erkennen.
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3. 2 Testungen mit 1 ng und 10 ng Peptid erlauben mit einem hohen
Grad an Sicherheit, die Möglichkeit einer Tuberkulose-Infektion beim Kind unabhängig
von der Tuberkuloseform zu erkennen.
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4. Die hohe Empfindlichkeit von Patienten mit extrapulmonalen Tuberkuloseformen
gegen das Peptid erlaubt eine rasche und sichere Diagnostik dieser Tuberkuloseformen.
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5. Die hohe Trenneigenschaft zwischen BCG-Geimpften und erkrankten
Personen erspart einen unnötigen diagnostischen Aufwand, insbesondere Röntgenuntersuchungen.
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6. Es konnten keine unspezifischen Nebenreaktionen außer einer flüchtigen
leichten Rötung von bis zu 1 Std. Dauer nach der Injektion beobachtet werden.
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Aus den angeführten Gründen ist das Peptid dem Tuberkulin auch in
seiner gereinigten Form überlegen. Das Peptid erfüllt als singuläres, hochpotentes
Antigen alle Ansprüche, die an einen Teststoff für die Erkennung einer Tuberkuloseinfektion
zu stellen sind. Man kann es als das lang gesuchte, reine Prinzip der Tuberkuloseteststoffe
ansprechen.
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Beispiel C Messung der Stimulierbarkeit von Lymphozyten im Lymphozytentransformationstest
nach Harztman und Mitarbeitern {Transplantation 11 (1971) 268 - 273). Im Lymphozytentransformationstest
bewirkt der gemäß Beispiel 1-3 gewonnene Peptidkomplex eine dosisabhängige Stimulation
der Lymphozyten von tuberkulinpositiven, natürlich infizierten Personen in einem
Bereich von 1'ug bis 10 pg. Oligopeptidkomplex pro Kultur. Lymphozyten von tuberkulinnegativen
Personen werden nicht stimuliert. Eine unspezifische Basisstimulation, wie sie durch
gereinigtes Tuberkulin ausgelöst wird (Proc. Nat. Acad. Sci. USA Vol. 71 (1974)
1178 -82), ist nicht nachweisbar. Im Gegensatz zu den Lymphozyten von natürlich
infizierten Personen, waren Lymphozyten von BCG-geimpften Personen nicht meßbar
stimulierbar. Lymphozyten von Personen mit einer tuberkulösen Pleuritis waren ebenfalls
nicht meßbar stimulierbar.
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Beispiel D Serumproben von Leprakranken, Tuberkulosekranken oder auf
Tuberkulin positiv reagierenden, gesunden Personen, sowie auf Tuberkulin negativ
reagierenden Personen wurden im Mikroouchterlonytest auf humorale Antikörper untersucht
gegen den aus Mycobacterium Tuberculosis isolierten Peptidkomplex, untersucht. Bei
auf Tuberkulin negativ und positiv reagierenden gesunden Personen ergaben sich keine
Reaktionen. Bei an Tuberkulose erkrankten Personen kam es nur vereinzelt zu Präzipitationsreaktionen.
Diese Seren stammten ausschließlich von Patienten mit fortgeschrittenen tertiären
Lungentuberkulosen. Bei Leprakranken mit einer
lepramatösen Verlaufsform
ergaben sich auffallend starke Präzipitationsreaktionen, während Leprakranke mit
einer tuberkuloiden Verlaufsform nur schwache oder keine Reaktionen aufwiesen.
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Gemäß vorstehenden Beispielen B-D sind dennoch exakte in vitro-Messungen
der verzögerten Immunität bei Tuberkulose und Lepra möglich. Dies stellt einen großen
Fortschritt dar. Der Peptidkomplex kann zur Resistenzsteigerung gegen eine Infektion
mit Mycobacterium tuberculosis eingesetzt werden. Wegen der gemeinsamen Antigendeterminante
mit Mycobacterium leprae kann der erfindungsgemäße Oligopeptidkomplex für eine Resistenzsteigerung
gegen eine Infektion mit Mycobacterium leprae vorgesehen werden.
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Beispiel E Pertussis (Keuchhusten) ist, gemessen an Letalität und
Komplikationen, bis heute eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten des Kindesalters.
Besonders gefährdet sind Kinder in den ersten sechs bis acht Lebensmonaten. Die
Impfung mit ganzen Bordetella pertussis-Keimen ist gefährlicher als viele andere
Impfungen. Man ist gezwungen, mit den resistenzsteigernden Faktoren alle Inhaltsstoffe
der Keime zu verabreichen, d.h. Stoffe, die zum Teil toxisch sind und eine Vielzahl
von Antigenen enthalten, die keine Beziehung zur Resistenz aufweisen, jedoch keine
unerwünschten Reaktionen des Organismus bewirken.
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Es wurde nun gefunden, daß man diese Nachteile vermeiden und eine
Resistenzsteigerung dadurch erreichen kann, daß man einen aus Bordetella pertussis-Keimen
gewonnenen kleinmolekularen Peptidkomplex gemäß Erfindung zur Impfung verwendet.
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Die Isolierung des erfindungsgemäßen Peptidkomplexes aus Bordetella
pertussis-Keimen wird vorgenommen, indem man die hitzeabgetöteten-Bordetella pertussis-Keime
homogenisiert und die so erhaltene Aufbereitung von- ihren Festbestandteilen durch
Zentrifugieren, Filtrieren mit geeigneten Filtern oder Sedimentieren weitgehendst
trennt. Im Anschluß daran kann die erhaltene flüssigePhase einem Trennverfahren
unterworfen werden, wie es in den Beispielen 1-3 erläutert wurde. Aus 30 g lyophilisierten,
hitzeabgetöteten Bakterien ergeben sich etwa 30 mg Peptidkomplex-Substanz in lyophilisierter
Form.
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Die Aminosäürenzusammensetzung des gewonnenen Peptidkomplexes ergibt
sich gemäß Tabelle 1. Hieraus errechnet sich ein wahrscheinliches Molekulargewicht
von 1.760 (mit 1 Valin) bzw. 1.880 (mit 2 Valin). Weitere Eigenschaften: -zDas Peptid
läßt sich durch eine UM2-Membran der Firma Amicon filtrieren.
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- Das Peptid enthält Calcium in einer Menge von ungefähr 1 Mol /-Mol
Peptid. Das Calcium ist relativ fest gebunden und liegt wahrscheinlich in Komplexbindung
vor.
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- Das Peptid erweist sichbei der Dünnschichtchromatographie mit dem
Laufmittel Chloroform, Methanol, Ammoniak 2:2:1 als einheitliche Substanz.
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- DaSEeptid ist stabil gegen Erhitzen auf 1000C in wäßrigen Lözungen
- Das' Peptid wird durch Zugabe von Terbium-III-Chlorid-Lösungen in hoher Verdünnung
gefällt. Es wird hierbei unlöslich in wäßrigen Lösungen.
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prAktisch - Das Peptid ist frei von Nucleinsäuren, Polysacchariden
und Lipiden.
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- Das Peptid ist sehr gut lösch in Wasser und in mit Blutserum isoosmotischen
Salzlösungen. Es ist unlöslich in organischen Lösungsmitteln wie Alkohol, Äther,
Chloroform.
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Der aus Bordetella pertussis Bakterien isolierte Peptidkomplex wurde
in 0,9 % NaCl-Lösung gelöst und die jeweilige zur Impfung verwendete Konzentration
1:1 mit kompletten Freund'schen Adjuvans versetzt.
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Weiße Mäuse von 17 bis 22 Gramm erhalten eine intramuskuläre Injektion
des Peptidkomplexes (z. B. 1fug/Maus, 0,1/ug pro Maus, 0101/log pro Maus). Nach
14 Tagen erfolgt eine intracerebrale Challenge-Infektion mit Bordetella pertussis
Keimen nach den Vorschriften des Europäischen Arzneibuches für die Impfstoffprüfung.
Die Absterbekurve zeigt eine dosisabhängige Resistenzsteigerung. Bei 1/ug pro Maus
Peptidkomplex aus Bordetella pertussis ist die resistenzsteigernde Wirkung bereits
ausgezeichnet. Sie entspricht der Schutzdosis von 0,1 IE des handelsüblichen Pertussisimpfstoffes,
der abgetötete Bakterien enthält, ohne dessen bereits erwähnte Nachteile aufzuweisen.
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Die neuartige Impfung gegen eine Bordetella pertussis-Infektion stellt
einen großen Fortschritt dar. Die Gefährdungen des bisherigen Impfstoffes werden
vermieden. Die Impfung kann in das frühe Säuglingsalter vorgeschoben werden und
damit in die Zeit der höchsten Gefährdung. Der neue Impfstoff ist außerordentlich
stabil gegen Temperatureinflüsse und ist über lange Zeit (Monate und Jahre) haltbar.
Er stellt ein resistenzsteigerndes Prinzip ohne schädliche Begleitsubstanzen dar.
Der neue Impfstoff entspricht
somit allen Kriterien eines idealen
Impfstoffes gegen eine bakterielle Infektion.
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Mit der Methodik der Beispiele 1 - 3 können aus vielen anderen Bakterien
und anderen DNS-haltigen Organismen Peptidkomplexe isoliert werden, die sich als
hochpotente, für den jeweiligen Organismus spezifische Antigene erweisen. Die Peptide
sind jeweils durch eine charakteristische Aminosäurezusammensetzung gekennzeichnet.
Es ist dabei offensichtlich, daß die bei Pertussis und Tuberkulosis (vergl. Beispiele
B - E) beobachtete Resistenzsteigerung nur ein Beispiel für die spezifisch resistenzsteigernde
Eigenschaft der spezifischen Peptide dieser Gruppe ist.
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Beispiel F Der spezifische aus Streptokokken isolierte Peptidkomplex
wird in 0,9 %-iger NaCl gelöst. Bei intracutaner Injektion von 10 bis 100 ng Peptidkomplex
treten bevorzugt bei Patienten mit rheumatischem Fieber und einer akuten, diffusen
Glomerulonephritis verzögerte Hautreaktionen auf, die sich im Auftreten und in ihrer
Stärke von Reaktionen gesunder Kontrollpersonen unterscheiden.
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Beispiel G Mit dem spezifischen aus Streptokokken (Streptococcus pyogenus)
isolierten Peptidkomplex treten im Ouchterlonytest positive Reaktionen mit dem Serum
von Patienten mit einem rheumatischen
Fieber und einer akuten diffusen
Glomerulonephritis auf.
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Quantitativ kann der Antikörperspiegel z.B. mit dem Laser-Nephelometer
der Firma Behringwerke AG, Marburg, bestimmt werden. Hierzu werden zu 200 pl Serum
unterschiedliche Mengen Peptidkomplex (z.B. 10 ng, 100 ng, 1 fg) gegeben.
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Beispiel H Der spezifische aus Escherichia coli isolierte Peptidkomplex
wird in 0,9%-iger NaCl gelöst. Im Ouchterlonytest werden Positive Reaktionen im
Serum von Patienten, die an einer Colitis ulcerosa erkrankt sind, beobachtet. Bei
gesunden Personen (z.B. Blutspenderseren) werden nur vereinzelt schwache Reaktionen
beobachtet.
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Quantitativ kann der Antikörperspiegel z.B. mit dem Laser-Nephelometer
der Firma Behring bestimmt werden. Hierzu werden zu 200 Zl Serum unterschiedliche
Mengen Peptidkomplex (z.B. 10 ng, 100 ng, 1 fg) gegeben.
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Beispiel I Der spezifische aus Salmonella typhi Bakterien isolierte
Peptidkomplex wird in 0,9%-iger NaCl gelöst. Im Ouchterlonytest werden positive
Reaktionen im Serum von Patienten beobachtet, die an Typhus erkrankt waren oder
bereits zwei bis drei Wochen an Typhus erkrankt sind. Quantitativ kann der Antikörperspiegel
z.B. mit dem Laser-Nephelometer bestimmt werden. Hierzu werden zu 200 Xl Serum unterschiedliche
Mengen Peptidkomplex (z.B. 10 ng, 100 ng, 1 fg) gegeben.
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Beispiel K Der spezifische aus- Candida albicans Pilzen isolierte
Peptidkomplex wird in 0,9%-iger NaCl gelöst. Im Ouchterlonytest werden positive
Reaktionen im Serum von Patienten beobachtetdie an einer--Candida albicans-Infektion
erkrankt sind oder waren.
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Quantitativ kann der Antikörperspiegel z.B mit dem Laser-Nephelometer
bestimmt werden. Hierzu werden zu 200 Xl Serum unterschiedliche Mengen Peptidkomplex
(z.B. 10 ng, 100 ng, 1 Xg) gegeben-.
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Beispiel L Aus Synovia, die durch Operation aus dem entzündeten Gelenk
von Patienten, die-a-n einer rheumatoiden Arthritis erkrankt sind, gewonnen wird,
wird ein Peptidkomplex auf- den in den Beispielen 1 - 3 genannten~Weg gewonnen.
Der Peptidkomplex wird in 0,9%-iger NaCl gelöst. - Im Ouchterlonytest werden im
Serum von an rheumatoider Arthritis erkrankten Personen positive Reaktionen beobachtet.
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Quantitativ kann der Antikörperspiegel z.B. mit dem Laser-Nephelometer
bestimmt werden. Hierzu werden zu 200 Xl Serum unterschiedliche Mengen Peptid (z.B.
10 ng, 100 ng, 1 µg) gegeben.
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Beispiel M Aus Blastenzellen von Patienten, die an einer akuten lymphatischen
Leukämie erkrankt sind, wird ein Peptidkomplex auf dem in den Beispielen- 1 - 3
genannten Weg gewonnen. Zur Kontrolle wird aus normalen
Lymphocyten
ebenfalls ein Peptidkomplex gewonnen. Die beiden Peptidkomplexe werden in 0,9%-iger
NaCl gelöst. 10 ng bis 1 fg der beiden Peptidkomplexe werden in 0,1 ml Lösung streng
intracutan injiziert. Die Verabreichung erfolgt an der Innenseite der Vorderarme,
wobei der Peptidkomplex aus Blastenzellen jeweils auf den rechten Arm und der Peptidkomplex
aus normalen Lymphocyten jeweils auf den linken Arm appliziert wird. Als positive
Reaktion wird das Auftreten einer typischen verzögerten Reaktion bezeichnet. Während
mit dem aus normalen Lymphocyten gewonnenen Peptidkomplex keine positiven Reaktionen
beobachtet werden können, verursacht der aus Blasten isolierte Komplex bei einem
Teil der Probanden verzögerte Reaktionen. Die verzögerten Reaktionen lassen eine
charakteristische Verteilung erkennen.
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Sie treten in großer Häufigkeit bei Personen auf, die in Kontakt zu
an akuter lymphatischer Leukämie erkrankter Patienten stehen.
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Beispiel N Gewinnt man den erfindungsgemäßen Peptidkomplex gemäß den
Beispielen 1 - 3 aus Lymphozyten eines menschlichen Organismus, der gegen ein bestimmtes
Antigen, z.B. Tuberkulin, eine verzögerte Immunität aufweist, und injiziert diesen
Peptidkomplex einem anderen Menschen, der keine verzögerte Immunität gegen das genannte
Antigen aufweist, so löst der vorgenannte Peptidkomplex eine verzögerte Immunität
bei dem bisher nicht immunen Menschen aus, die gegen das genannte Antigen gerichtet
ist. Der Peptidkomplex aus Lymphozyten besitzt somit Transferfaktor-Eigenschaften
für die verzögerte Immunität.
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Beispiel O Die spezifischen~Peptidkomplexe werden nach der Methode
von Hunter (Fundstelle: Hunter, W.M. Radioimmunoassay in: Handbook of Experimental
Immunology, Vol. 1: Immunochemistry, Chapter 17. Sec. Edition. Blackwell Scientific
Publications, Oxford-London-Edinbourgh-Melbourne, 1973) mit 125 J gekoppelt.
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Mit den radioaktiv markierten Peptidkomplexen werden jeweils für den
eingesetzten Peptidkomplex spezifische Radioimmunoassays durchgeführt.