DE275764C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
- M 275764 KLASSE 51 c. GRUPPE
HANS TIETGEN in NEW YORK.
Neue Geige und Verfahren zur Herstellung derselben.
Patentiert im Deutschen Reiche vom 31. Oktober 1913 ab.
Den Gegenstand der Erfindung bildet ein Verfahren zur geeigneten Behandlung von
Holz, um dieses für die Herstellung von Geigen und anderen Instrumenten geeignet zu
machen, welche hölzerne Resonanzböden besitzen. Das neue Verfahren ist nachfolgend
in seiner Anwendung auf die Herstellung von Streichinstrumenten, insbesondere Geigen, beschrieben.
ίο Zuerst wird die Geige vollständig mit Oberseite,
Rückseiten, Hals und Balken hergestellt, das Loch für das Endstück gebohrt,
aber nicht die F-Löcher eingeschnitten. Die Oberwand oder der Kasten wird vorzugsweise
aus Kiefernholz, der Boden, die Seiten und der Hals aus Ahorn verfertigt, und zwar aus
gründlich abgelagerten Hölzern. Das Instrument erhält dann zwei Überzüge einer wie
folgt zubereiteten Lösung:
Zu 9 Teilen 95 prozentigem Alkohol, die Teile bezogen auf den Inhalt an absolutem
Alkohol, werden 3 Teile gewöhnlicher Salpetersäure zugesetzt. Man läßt das Gemisch
dann etwa 1J2 Stunde stehen, setzt dann
6 Teile Terpentin hinzu und läßt das sich ergebende Gemisch stehen, bis sich auf dem
Boden Kristalle bilden. Dies kann etwa 6 Monate und noch länger dauern. Je länger
man die Lösung stehen läßt, desto besser ist das Ergebnis. Es empfiehlt sich, die Lösung
mehrere Jahre stehen zu lassen. Die helle, obenauf schwimmende braune Flüssigkeit wird
abgezogen, worauf man eine klare Lösung von 3 Gewichtsteilen Mastixgummi in 9 Teilen
Terpentin zusetzt und die Mischung stehen läßt, bis sie klar wird und sich wieder
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Kristalle bilden. Es muß darauf geachtet werden, *daß diese Lösung unter allen Umständen
bei trockenem Wetter verwendet wird. Man läßt dann das Instrument 6 Tage lang bei Zimmertemperatur trocknen.
Wenn es dann gründlich trocken ist, überzieht man den Geigenboden, die Decke, Zargen,
Kopf und Hals mit handelsüblicher Salpetersäure, welche so gleichmäßig wie möglich
mit einem Roßhaarpinsel aufgebracht wird, wobei darauf zu achten ist, daß nicht zu
viel aufgestrichen wird. Man trocknet das Instrument dann schnell mit mäßiger, künstlicher
Wärme und darauf nochmals zwei Tage bei Zimmertemperatur. ■
Das Instrument erhält dann zwei Anstriche mit einem Lack, der wie folgt zubereitet wird:
3 Gewichtsteile Elemigummi werden über einem heißen Wasserbad in 6 Teilen Alkohol
gelöst, worauf man nach einiger Abkühlung dieser Lösung 3 Teile Mastixgummi in Alhohol
und, ζ Teile der oben erwähnten hellbraunen Flüssigkeit dem Gemisch zusetzt.
Der Lack ergibt besonders gute Wirkungen, wenn er alt ist; er wird durch Zusatz einer
geeigneten Menge Alkohol verdünnt und kalt aufgebracht.
Das Instrument wird dann etwa eine Woche lang bei Zimmertemperatur getrocknet und
dann mit Terpentin gereinigt, worauf die F-Löcher eingeschnitten werden.
Der Grund, warum die F-Löcher erst in diesem Stadium des Verfahrens eingeschnitten
werden, besteht darin, daß sich während der Aufbringung der ersten Lösung, welche das
Holz durchdringt, Gase innerhalb des Instru-
mentes ansammeln, und es vorteilhaft ist, diese Gase solange wie möglich eingeschlossen
zu halten, so daß sie nicht nur das Holz der Ober-, Hinter- und Rückseiten durchdringen,
sondern auch die Balken, die Gegenzargen und Klötze. Auch fließen dadurch die verschiedenen
Lösungen, wenn sie auf das Instrument aufgebracht werden, nicht in das Innere. Außerdem könnten, wenn die F-Löeher
zu früh eingeschnitten würden, ihre Kanten während der verschiedenen Trockenvorgänge
beschädigt werden, so daß sich die Decke verziehen könnte.
Das Instrument wird nun mit einem Lack lackiert, welcher einen Teil Mastixgummi, einen
Teil Sandarakgummi, einen Teil Elemigummi und einen Teil der oben erwähnten braunen
Flüssigkeit enthält. Vorzugsweise sollte dieser Lack drei oder vier Monate alt sein, bevor
man ihn verwendet. Er wird durch Zusatz einer geeigneten Menge Alkohol verdünnt und
dann drei- bis fünfmal aufgestrichen.
Um dem Instrument eine dunkelrote Farbe zu geben, wird es, nachdem der Lack ungefähr
halb trocken ist, mit fünf oder sechs Überzügen eines Terpentinextraktes von Rad. Alcannae
überzogen. In etwa einer Woche ist das Instrument vollständig getrocknet.
Um dem Instrument eine Bronze- oder rotgelbe Farbe zu erteilen, läßt man den Lack
vollständig trocknen und bringt dann den Terpentin-Rad. Alcannaestoff auf.
Nach dem Färben erhält das Instrument eine ausreichende Anzahl von Überzügen eines
Lackes, welcher aus drei Teilen Sandarakgummi, einem Teil Elemigummi und einem Teil der
oben erwähnten hellbraunen Flüssigkeit besteht. Dieser Lack ist vorzugsweise zu verwenden,
wenn er alt ist. Er wird mit Alkohol entsprechend verdünnt und in vier bis acht Überzügen aufgebracht. Wenn das Instrument
getrocknet ist, wird es leicht mit feinem Sandpapier und dann mit der Hand oder einer
Bürste abgerieben, um den Staub zu entfernen.
Nach dieser Behandlung bringt man ein oder zwei Überzüge aus vorzugsweise altem Terpentin
auf und läßt dann das Instrument trocknen. Diese Verwendung des Terpentins ergibt einen elastischen, weichen Lacküberzug,
welcher unbegrenzt lange hält und die Verwendung von Leimöl als Reinigungsmittel o. dgl.
ermöglicht.
Mittels der oben beschriebenen Behandlung kann man Instrumente erzeugen, deren Ton
dem der berühmten Stradivarigeige gleicht. Die eine Ursache dieses Ergebnisses liegt in
der Verwendung eines Lackes, welcher aus Elemigummi, Mastixgummi und der Salpetersäure
enthaltenden, oben beschriebenen, hellbraunen Flüssigkeit besteht, und welcher zusammen
mit dem später angewandten Terpentin das Holz auf etwa 3 mm härtet und die für die Stradivarigeige charakteristische
einzigartige Wirkung erzeugt. Eine andere Ursache ist in der Verwendung der Salpetersäure
zu finden, welche das Holz klärt und Eiweiß und Harzstoffe entfernt, so daß gleichmäßige
und klare Töne entstehen können und zusammen mit dem Gummi der ersten Lösung eine harte elfenbeinartige Fläche bildet,
welche nicht nur das Holz schützt, sondern auch dazu beiträgt, es in Form zu halten.
Der Zweck des ersten Überzuges, welcher die Mastixgummilösung enthält, besteht darin, das
Holz aufzuweichen und es, den Leim und den Geigenrand gegen die Einwirkung der nachher
aufgebrachten Salpetersäure zu schützen.
Das neue Verfahren kann innerhalb weiter Grenzen geändert werden, jedoch empfiehlt es
sich in allen Fällen, sich so eng wie möglich an das oben beschriebene Verfahren anzulehnen,
wenn man gute Ergebnisse erzielen will. Selbstverständlich läßt sich das Verfahren
bei Hölzern aller Art anwenden, wenn sie zur Herstellung von Resonanzböden für Saiteninstrumente verwendet werden können.
Bemerkt wird noch, daß Elemi als Bestandteil von Geigenlacken bereits vorgeschlagen
worden ist, desgleichen seine Verwendung mit Mastix und ätherischen ölen als Geigenlack.
Endlich sind auch Lacke aus Sandarak, Mastix, venezianischem Terpentin u. dgl. bekannt
geworden. Die Verwendung dieser Lacke an sich soll deshalb nicht unter Schutz gestellt werden, sondern lediglich die Verwendung
der verschiedenen in der Beschreibung genannten Lacke in ihrer richtigen Reihenfolge
unter Benutzung der aus einer Mischung von Alkohol, Salpetersäure und Terpentin sich abscheidenden
salpetersauren Flüssigkeit. wo
Claims (7)
1. Verfahren zum Fertigmachen hölzerner Musikinstrumente, dadurch gekennzeichnet,
daß dieselben zuerst mit Salpetersäure behandelt und dann mit einem Elemigummi enthaltenden Lack überzogen
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch no
gekennzeichnet, daß das Holz zuerst mit dem Gemisch einer Mastixgummilösung in Terpentin und der aus der Mischung von
Alkohol, Salpetersäure und Terpentin sich abscheidenden salpetersauren Flüssigkeit
bestrichen wird und hierauf ein oder mehrere Anstriche mit Lacken erhält, von denen jeder eine Elemigummilösung
enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Holz zuerst
mit der salpetersauren Flüssigkeit,
dann mit reiner Salpetersäure und hierauf mit Elemigummilack bestrichen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Holz
nach der Behandlung mit der salpetersauren Flüssigkeit (bzw. und mit Salpetersäure)
mit einem aus Elemigummi, Alkohol, Mastixgummi und der salpetersauren
Flüssigkeit bestehenden Lack bestrichen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Holz
nach Behandlung gemäß Anspruch 4 einen Anstrich mit einem aus Mastixgummi,
Sandarakgummi, Elemigummi und der salpetersauren Flüssigkeit bestehenden Lack
erhält.
6. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Holz
nach Behandlung gemäß Anspruch 5 einen Anstrich mit einem aus Sandarak-, Elemigummi
und der salpetersauren Flüssigkeit bestehenden Lack erhält.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die F-Löcher
erst nach Behandlung des Holzes mit dem elemigummihaltigen Lack eingeschnitten
werden.
Publications (1)
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