Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum seitenverkehrten Übertragen von durch ein Druckverfahren
mittels üblicher Druckfarben bewirkien Motiven (Bilder oder Schriften) von einer flexiblen ursprünglichen
Unterlage, etwa einem bedruckten Papier, auf eine neue Unterlage, insbesondere eine solche aus Leder
oder Holz, wobei cias Motiv durch Applikation einer Flüssigkeit von der ursprünglichen Unterlage gelöst
wird.
Wenn auch die Erfindung in allererster Linie auf die Werkstoffe Leder und Holz anwendbar ist, so soll doch
keineswegs eine Anwendbarkeit auch auf andere Materialien, wie zum Beispiel Kunstleder, Plastik- oder
Textilmaterial und dergleichen, ausgeschlossen werden.
Es ist bekannt, in Gegenstände aus Holz, Leder oder ähnlichem Material Motive einzuprägen, einzubrennen
oder auch unmittelbar aufzumalen. Diese bekannten Verfahren erfordern entweder einen sehr großen hO
Aufwand bzw. ermöglichen nur das Aufbringen relativ einfacher bzw. primitiver Motive auf den zu dekorierenden
Gegenstand.
Bei der Motivübertragung auf das Material Leder ist das Problem, verschiedene Farbtöne konturenscharf auf br>
kleinstem Raum, zum Beispiel I cm2, aufzubringen, besonders schwierig. Denn Leder hat, wie fast alle
Naturprodukte, einen unstabilen Untergrund, d. h. die fasrige Strukturbeschaffenheit des Naturleders fördert
das Ineinanderlaufen der verschiedenen Farbtöne. Eine weitere große Schwierigkeit, speziell beim Werkstoff
Leder, ist durch den Gerbprozeß bedingt, der die ursprüngliche Tierhaut ja erst zum Leder macht Das
Leder unterliegt nämlich bekanntermaßen der sogenannten Gerbsäurewanderung, die sich noch nach
mehreren Jahren bemerkbar macht. Diese Gerbsäurewanderung
beeinträchtigt bei bisherigen Druckverfahren die bei einer Motivübertragung geforderte Licht-,
Färb- und Reibechtheit.
So war bisher die sogenannte Heißprägung die einzige Möglichkeit, ein Motiv unter Erfüllung der
vorerwähnten Forderungen auf das Material Leder zu bringen. Es ist leicht einzusehen, daß durch dieses
bekannte Verfahren der Gestaltung des Motivs, insbesondere hinsichtlich seiner künstlerischen und
Farbqualitäten, enge Grenzen gesetzt sind.
Ein unmittelbares Bedrucken der Gegenstände im Wege bekannter Druckverfahren scheidet im übrigen in
den meisten Fällen schon wegen der Form der Gegenstände bzw. dem Material, aus dem diese
bestehen, von vornherein aus. So ist es zum Beispiel nicht möglich, ein Lederkissen oder ein Holzkästchen
durch eine Druckmaschine laufen zu lassen.
Ein Verfahren der eingangs bezeichneten Art ist durch die DE-OS 17 71 863 und GB-PS 4 23 727 bekannt
geworden. Auch bei den bekannten Verfahren nach den vorgenannten Druckschriften besteht das Bestreben, ein
auf einer ursprünglichen Unterlage befindliches aufgedrucktes Motiv auf einen anderen Gegenstand zu
übertragen. Die hierfür angegebenen Verfahrensschritte sind jedoch sehr aufwendig. Ihnen ist insbesondere
die Maßnahme gemeinsam, das Motiv von der ursprünglichen Unterlage zunächst auf einen Zwischenträger
zu übertragen und erst von diesem endgültig auf die neue Urterlage aufzubringen.
Bei dem Verfahren gemäü GB-PS 4 23 727 wird das Ausgangsmotiv mit einer Flüssigkeit behandelt, die die
Oberfläche des Zwischenträgers erweicht. Bei dem Zwischenträger handelt es sich um ein Papier, welches
in komplizierter und aufwendiger Weise mit verschiedenen chemischen Substanzen beschichtet ist. Anschließend
wird die ursprüngliche Unterlage des Motivs mit einer weiteren Chemikalie behandelt, die eine Auflösung
der Unterlage bewirkt, so daß sich die Unterlage von dem nunmehr auf dem Zwischenträger befindlichen
Motiv lösen läßt. Schließlich wird dann das Motiv von dem Zwischenträger auf die neue Unterlage übertragen.
Bei der auf das Ursprungsmotiv aufgebrachten Flüssigkeit handelt es sich um eine Flüssigkeit, die die
ursprüngliche Unterlage, auf der sich das Motiv befindet, auflöst, bzw. um eine Flüssigkeit, die die
Oberfläche des Zwischenträgers erweicht.
Auch bei dem bekannten Verfahren gemäß DE-OS 17 71 863 wird die Maßnahme beibehalten, das Motiv
von der ursprünglichen Unterlage zunächst auf einen Zwischenträger aufzubringen und erst von diesem auf
die neue Unterlage (z. B. einen Gegenstand aus Holz, Stein und dergleichen) zu übertragen. Im Text der
DE-OS 17 71863 wird ausführlich beschrieben, um welch einen komplizierten Gegenstand es sich bei
diesem Zwischenträger handelt und welche Schwierigkeiten sich bei der Herstellung desselben und beim
Aufbringen des Motivs auf den Zwischenträger ergeben können. Nach dem Verfahren gemäß DE-OS 17 71 863
sollen diese Schwierigkeiten nun dadurch vermieden werden, daß die das Bild bedeckende Druckfarben-
schicht dadurch mit einer Klebstoffschicht belegt wird, daß ein mit einem aufgrund von Druck anhaftenden
Leimstoff beschichtetes Blatt oder dergleichen mit der Klebstoffseite gegen die Druckfarbenschicht gepreßt
wird, wonach das Blau oder dergleichen unter Zurückbleiben von Leimstoff auf der Druckfarbenschicht
von dieser abgezogen wird, und auf den Leimstoff eine im voraus hergestellte, nicht feucht-empfindliche
Zwischenunterlage gepreßt wird, die in Schichten übereinander, in Richtung vom druckempfindlichen
Leimstoff aus gesehen, aus einer Klarlackschicht, einer von der Klarlackschicht leicht lösbaren
Klebemitte^chicht und einer Basisschicht, beispielsweise aus Stützpapier oder irgend einem anderen
Stützmaterial, besteht, wonach die ursprüngliche Unter lage von der Druckfarbenschicht entfernt und die
Zwischenunterlage mit der darauf befindlichen Druck farbenschicht auf die neue Unterlage aufgebracht .vird.
wonach die Basisschicht der Zwischenunterlage ur>d die Klebemittelschicht von der Klarlackschich! entfernt
werden.
Die im Vorsiehenden aufgeführten umständlichen Verfahrensschritte nach DE-OS 17 71 863 lassen ohne
weiteres erkennen, daß das bekannte Verfahren sich in keiner Weise zu einer serienmäßigen Motivübertragung
auf eine große Anzahl von Lederartikeln oder Holzgegenständen eignet. Die bekannten Verfahren
nach DE-OS 17 71 863 und GB-PS 4 23 727 sind hierfür viel zu aufwendig und teuer. Sie erfordern viel Zeit.
Geschicklichkeit der Bedienungspersonen sowie teure Werkstoffe (Zwischenträger).
Ausgehend von dem geschilderten Stand der Technik ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein
Verfahren zu schaffen, womit es unter geringstem Aufwand und ohne daß es einer bestimmten Geschicklichkeit
bedarf, möglich wird, beliebige Motive auf Gegenstände der eingangs bezeichneten Art zu
übertragen, und zwar unter Einhaltung der Forderungen nach Licht-, Farb-und Reibechtheit. Bei diesen Motiven
kann es sich zum Beispiel um Reproduktionen von Gemälden, um Fotografien und dergleichen handeln.
Selbstverständlich soll hier auch die Übertragung von Schriften beliebiger Größe und Gestaltung mit eingeschlossen
sein. Die Motive können des weiteren einfarbig oder mehrfarbig (z. B. Vierfarbendruck) sein.
Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch gelöst,
daß die neue Unterlage mit einer farbauflösenden Flüssigkeit, vorzugsweise mit einem neutralen, nicht-alkalischen,
nicht-ionogene Tenside sowie Öl und Kohlenwasserstoff enthaltenden Lösungsmittel, benetzt
wird, und daß anschließend die ursprüngliche Unterlage mit der Seite, auf der sich das Motiv befindet, auf die
benetzte Seite der neuen Unterlage aufgelegt und auf diese aufgedrückt wird, und daß schließlich die
ursprüngliche Unterlage von der neuen Unterlage abgezogen wird.
Die Erfindung zeichnet sich, speziell beim Werkstoff Leder, durch den entscheidenden Vorteil aus, daß die bei
bekannten Druckverfahren beobachteten Schwierigkeiten, wie Unstabilität und Ineinanderfließen der Farben,
völlig vermieden werden. Darüber hinaus neutralisiert das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhaft die Gerbsäurewanderung
und gewährleistet eine ausgezeichnete Haltbarkeit des übertragenen Bildes.
Obwohl die Erfindung keineswegs darauf beschränkt sein soll, so hat es sich doch in der Praxis als sehr
vorteilhaft erwiesen, als das Motiv tragende ursprüngliche Unterlage ein im Offset-Verfahren bedrucktes
Granulat-Kunstdruckpapier zu verwenden.
An dieser Stelle sei aber bemerkt daß durch das
erfindungsgemäße Verfahren durchaus nicht nur seiten-
·> verkehrte Drucke, bezogen auf das Ausgangsoriginal,
erzeugbar sind. Zur Herstellung von seitenrichtigen Drucken bedarf es lediglich der Herstellung einer Kopie
des Ausgangsoriginals auf Klarsichtfolie, die sich anschließend millionenfach seitenverkehrt kopieren
ίο läßt. Diese — bezüglich des Ausgangsoriginals —
seitenverkehrten Kopien der Klarsichtfolie können dann als »ursprüngliche Unterlage« im Sinne der
vorliegenden Erfindung dienen und liefern somit auf der »neuen Unterlage« (z. B. Leder) ein mit Bezug auf das
ι ·". Ausgangsoriginal seitenrichtiges Bild.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird zweckniäßigerweise die farbauflösende Flüssigkeit
durch Mischen eines Gewichtsteiles eines handelsüblichen
Farbauflösers ohne öl mit vier Gewichtsteilen jo eines handelsüblichen Farbauflösers mit öl hergestellt.
Die vorbeschriebene Flüssigkeit hat einen wesentlichen Anteil an der Erreichung der durch die Erfindung
ermöglichten Licht-, Färb- und Reibechtheit des übertragenen Motivs bei gleichzeitiger Ausschaltung
:') des negativen Einflusses der Gerbsäurewanderung (bei
Leder).
Die Erfindung bietet somit den enormen Vorteil, daß es hierdurch erstmals möglich geworden ist, komplizierle
Motivt, z. B. Mehrfarbendrucke, in einem einzigen in Arbeitsgang auf das zu bedruckende Objekt aufzubringen.
Wesentlich ist hierbei weiterhin, daß die Objekte bereits formvollendet sein können, da sie beim
Bedrucken nicht durch eine Druckmaschine laufen.
Durch das erfmdungsgemäße Verfahren ist eine einwandfreie Übertragung der verschiedensten Motive
auf Artikel aus den eingangs genannten Werkstoffen möglich. Es 'St hierbei erstmals gelungen, jede
Farbnuance auf das zu bedruckende Objekt zu übertragen, so daß diese schließlich wie handbemalt
wirkt. Das erfindungsgemäße Verfahren ist selbstverständlich auch zur Übertragung von Schwarzweiß-Motiven
bestens geeignet, wobei nicht nur die extremen Farbtöne, sondern auch jegliche Grautöne in einwandfreier
Weise auf dem Objekt herauskommen. Durch die neue Technik ist somit ein Verfahren geschaffen, mit
dem man auf Glattleder, Rauhleder, Fell-Leder etc. ein- oder mehrfarbige Motive in der feinsten Konturenschärfe
(Mikronatur) aufdrucken kann.
Es ist allerdings darauf hinzuweisen, daß für jedes einzelne Objekt ein Motivträger immer nur einmal
verwendet werden kann. Das heißt, die Anzahl der vorher im herkömmlichen Druckverfahren herzustellenden
Motivträger (z. B. bedrucktes Granulat-Kunstdruckpapier) entspricht der Anzahl der später zu
bedruckenden Objekte.
Der bedruckte Gegenstand kann — sofern er aus Holz besteht — anschließend mit Holzschutzlasur
behandelt werden. Je nach der Intensität der Nachbehandlung mit Holzschutzlasur kann das jeweilige Motiv
transparent und die Holzmaserung des bedruckten Objektes sichtbar gemacht werden. Dieses vornehmlich
bei auf weiche Hölzer (z. B. Tanne, Fichte. Linde etc.) übertragenen Motiven auftretende Phänomen der
Transparenz ist übrigens charakteristisch für die erfindungsgemäße neue Art der Molivübertragung, bei
der die Farbpigmente nicht wie bei bekannten Druckverfahren auf der Oberfläche des bedruckten
Gegenstandes sitzen, sondern tief in die Materie
eindringen.
Wird nach der Motivübertragung auf Holz mit rustikalem Charakter ein Glanz gewünscht, so ist eine
handelsübliche Bienenwachslösung (z. B. Antikwachs)
zu benutzen. Man erreicht hiermit den gewünschten Antikeffekt Bei allen übrigen Lackierungen wird ein
handelsüblicher Holzklarlack empfohlen.
Handelt es sich bei den Gegenständen, auf die durch das erfindungsgemäße Verfahren ein Motiv übertragen
werden soll, um Erzeugnisse aus Leder, -.o wird
vorgeschlagen, diese Gegenstände nach der Motivübertragung mit Imprägnierspray zu behandeln. Auch
hierdurch kann wiederum ein Vertieren der Farbtöne erreicht werden. Außerdem wird hierdurch der Gegenstand
bzw. das auf ihm aufgedruckte Motiv vor Feuchtigkeit geschützt. Im einzelnen wird empfohlen,
xi allen bedruckten Glattlederarten zum Schutz und
zur Feuchtigkeitsimprägnierung ein Glattlederspray zu
verwenden. Durch diese Behandlung mit farblosem Glattleder-Spray wird eine Vertiefung der Farbe auf
dem Objekt erreicht und gleichzeitig gibt es einen Glanz.
Bei allen bedruckten Rauh-, Narben- oder Feli-Leder-■mcn
empfiehlt es sich dagegen, einen farblosen Rauhleder-Spray zum Schutz und zur Feuchtigkeitsimprägnierung
zu verwenden: eine Farbvertiefung wird damit ebenfalls erzielt.
Bei bedruckten Artikeln aus Feil-Leder ist es auch
möglich, das aufgedruckte Färb- oder Schwarzweiß-Motiv reliefartig heraustreten zu lassen. In vorteilhafter
Weiterbildung des Grundgedankens der Erfindung wird diesbezüglich vorgeschlagen, die Konturen des auf die
neue Unterlage (Ledergegenstand) aufgedruckten Motives anschließend mit einem Gerät für Leder-Brandmalerei
(einem sogenannten Brandmalstift) nachzuziehen.