DE2736065A1 - Verfahren zur herstellung von hydrophilen faeden und fasern nach dem trocken-duesen-nasspinnverfahren - Google Patents
Verfahren zur herstellung von hydrophilen faeden und fasern nach dem trocken-duesen-nasspinnverfahrenInfo
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Description
/eiitralbereich
Patente, Marken und Lizenzen
5090 Leverkusen, Bfiyerwerk
Dn-Ad/AB
Aug. 1977
Verfahren zur Herstellung von hydrophilen Fäden und Fasern nach dem Trocken-Düsen-Naßspinnverfahren
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von hydrophilen Kern/Mantelstruktur aufweisenden Fäden oder
Fasern aus fadenbildenden Polymeren, insbesondere aus Acrylnitrilhomo-
oder Copolymerisaten nach der Trocken-Düsen-Naßspinninethode
in Gegenwart von Wasserdampf als erstes Fällmedium für Polyacrylnitriläden.
Das Trocken-Düsen-Naßspinnverfahren wird im allgemeinen angewendet,
um die Verstreckung der Fäden zu erleichtern, die Porosität der Faserstruktur zu verringern (vergl. die DT-OS
1 660 463), oder aber auch wie in der US-PS 3 415 922 beschrieben, um den Rohton der Fäden zu verbessern. Der Abstand
zwischen Düse und Badoberfläche darf nach der DT-OS 1 660 463 nicht mehr als 11,4 cm betragen, um ein Zusammenlaufen
und Verkleben der einzelnen Spinnfäden zu verhindern. Dieser maximale Abstand von 11,4 cm wird verwirklicht, indem
man zur Verstärkung der anfänglichen Koagulierung des ausgespritzten fadenbildenden Materials die Fäden durch eine
Nebelatmosphäre aus Wasser, dem Spinnlösungsmittel oder einem Gemisch der beiden, welches mittels Luftzufuhr aus Düsen
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in einer Kammer feinst versprüht wird, geleitet werden, ehe die Fäden im Fällbad vollständig koaguliert werden.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man anstelle von unporösen Fasern Kern/Mantelstruktur aufweisende
Acrylfasern hoher Hydrophilie nach der Trocken-Düsen-Naßspinnmethode erhält, wenn man Wasserdampf statt fein zerstäubter
Wasser-Luftgemische bzw. Wasser-Luft-Lösungsmittelgemische als erstes Fällmedium einsetzt.
Gegenstand der Erfindung ist demgemäß ein Verfahren zur Herstellung von hydrophilen Kern-Mantel-Struktur aufweisenden
Fäden oder Fasern aus fadenbildenden synthetischen Polymeren mit einer Porosität von mindestens 10 % und
einem Wasserrückhaltevermögen von mindestens 10 % be^feiner
Faserquellung, die geringer ist als das Wasserrückhaltevermögen, durch Verspinnen einer Polymerlösung nach dem Trocken-Düsen-Naßspinnverfahren,
dadurch gekennzeichnet, daß man die Fäden unmittelbar nach Austritt aus der Spinndüse und
vor dem eigentlichen Koagulationsprozeß im Fällbad mit Wasserdampf oder dem Dampf einer anderen die Fäden koagulierenden
Flüssigkeit in Berührung bringt.
Bei dieser Technik, d.h. bei der Verwendung von Wasserdampf spielt auch der aus der Patentliteratur bekannte maximal
einzuhaltende Abstand zwischen Düse und Fällbadoberfläche von 11,4 cm keine wesentliche Rolle. Der Abstand
zwischen Düse und Fällbad kann beispielsweise 50 cm und mehr betragen, ohne daß die Fäden zusammenlaufen und verkleben.
Zweckmäßigerweise wird der Wasserdampf oberhalb der Düse in den Spinnschacht zentral eingeblasen. Es können auch
Dampf/Luftgemische eingesetzt werden. Im allgemeinen reichen
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Dampfmengen von ca. 1 kg Dampf pro kg Spinngut aus, um bereits hydrophile Kern/Mantel struktur aufweisende Acrylfasern
zu erzeugen, wenn man von einer Polyacrylnitrilspinnlösung der Konzentration ca. 30 % ausgeht.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren werden Polymerisate, die
normalerweise nicht hydrophil sind, vorzugsweise Acrylnitrilpolymerisate
und besonders bevorzugt solche mit mindestens 50 Gew.-%, insbesondere mit mindestens 85 Gew.-% Acrylnitril-Einheiten,
versponnen.
Erfindungsgemäß geeignete Dämpfe zur Vorkoagulation der noch
nicht verfestigten Fäden sind neben Wasserdampf alle Dämpfe von Substanzen, die für die versponnenen Polymerisate,
insbesondere Acrylnitrilpolymerisate, ein Nichtlösungsmittel darstellen wie beispielsweise im Falle von Acrylnitrilpolymerisaten,
ein- und mehrfach substituierte Alkyläther und -ester mehrwertiger Alkohole, wie Diäthylenglykol, Tripropylenglykol,
Glykolätheracetate. Ferner sind Alkohole wie 2 Ä'thylcyclohexanol,
Glycerin, Ester oder Ketone oder Gemische, z.B. aus Ä'thylenglykolacetaten, geeignet. Besonders bevorzugt
sind neben Wasser solche Substanzen, die sich leicht verdampfen lassen, deren Flammpunkt hoch liegt und deren
Brennbarkeit gering ist, beispielsweise Methylenchlorid und Tetrachlorkohlenstoff.
Je nach Intensität der Dampfeinblasung auf die Polymerfäden
lassen sich sowohl die Querschnittsstruktur als auch die Breite der Mantelfläche und die Hydrophilie der Fäden steuern.
Die Dicke und somit die Saumbreite der Mantelfläche läßt sich erfindungsgemäß durch die Wahl des Verhältnisses von
Luft zu Dampfgemisch oder auch nur der Dampfmenge derart
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steuern, daß bei hohen Dampfmengen vorzugsweise Kern/Mantelfasern mit großer Saumbreite der Mantelfläche, die bis zu
ca. 75 % der gesamten Faserquerschnittfläche ausmachen können, erzeugt werden.
Setzt man bein Spinnprozeß nur wenig Dampf ein, so erhält man ungekehrt Kern/Mantelfasern, die sich mehr und mehr
der beim Naßspinnprozeß üblichen Querschnittsstruktur nähern und die ein entsprechend niedriges Wasserrückhaltevermögen
aufweisen.
Die Querschnittsstruktur der Kern/Mantel fasern wurde anhand von elektronenmikroskopischen Aufnahmen bestimmt. Zur
Bestimmung des Kern- bzw. Mantelflächenanteils der Fasern wurden jeweils ca. 100 Faserquerschnitte durch quantitative
Analyse mit dem Bildanalysengerät "Classimat" der Firma LEITZ ausgewertet.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird der Dampf bevorzugt oberhalb der Spinndüse in Richtung des Fadenabzuges eingeblasen.
Es ist jedoch eine Anblasung quer zu den Fäden auch unterhalb der Düse möglich, wenn die Anblasung so erfolgt,
daß keine zu starke Turbulenz auftritt.
Die Fäden und Fasern hergestellt nach dem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung zeigen durch ihre poröse Kern-Mantel-Struktur
eine hohe Saugfähigkeit, Wasseraufnahme ohne Quellung, schnellen Feuchtigkeitstransport und hohe Feuchteaufnahme
sowie, ebenfalls bedingt durch die poröse Struktur, eine niedrige Dichte. Durch die Summe dieser positiven
Eigenschaften in einem einzigen Faserprodukt wird somit eine Faser zur Verfügung gestellt, aus der sich textile
Gebilde, insbesondere Kleidungsstücke, fertigen lassen, die
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ihrem Träger einen hervorragenden Tragekomfort vermitteln.
Die Bestimmung der zur Charakterisierung der Fäden dienenden physikalischen Größen wurde^wie nachstehend beschriebe^
ausgeführt. Diese Meßmethoden beziehen sich auf gefärbte bzw. blindgefärbte von Präparation befreite Fasern, Garne
oder Textilflächengebilde.
Meßmethoden:
Quecksilber-Dichte-Bestimmung (_/ Hg)
Nach Ausheizen der Probe bei 50 C unter Vakuum (10 mbar)
wird die Hg-Dichte (mittlere scheinbare Dichte) durch Volumenmessungen in Quecksilber bei einem Überdruck von 10 bar
festgestellt.
HeIium-Dichte-BeStimmung (_PHe)
Nach Ausheizen der Probe bei 50°C unter Vakuum (10 bar) wird die Helium-Dichte ("wahre Dichte) durch Volumenmessung
in Helium mit einem Gasvergleichspyknometer festgestellt.
P = Z~1- (/Hg /J5He) J . 100 %
Definition der Kern-Mantel-Struktur
Im Rasterelektronenmikroskop nach üblichen Techniken - mit Gefrierbruch, Ionenätzung und Goldbedampfung - präparierte
Proben lassen im Faserquerschnitt eine Kern-Mantel-
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Struktur erkennen, dadurch gekennzeichnet, daß die im Kern erkennbaren Poren im Mittel deutlich größer sind als die Poren
im Mantel. Der Mantel kann insbesondere kompakt erscheinen, d.h. im wesentlichen keine Poren über 300 A* Durchmesser aufweisen.
Die Manteldicke an der Faseroberfläche wird bestimmt als
der Abstand des Faser-Äußeren (von außen senkrecht nach innen schreitend) bis zu der Stelle,an der der geschilderte
Strukturunterschied erkennbar wird.
Das Wasserrückhaltevermögen wird in Anlehnung an die DIN-Vorschrift
53814 (vgl. Melliand Textilberichte £ 1973, Seite 350) bestimmt.
Die Faserproben werden 2 Stunden in Wasser getaucht, das 0,1 % Netzmittel enthält. Danach werden die Fasern 10
Minuten zentrifugiert mit einer Beschleunigung von 10 000 m/sec und die Wassermenge gravimetrisch ermittelt,
die in und zwischen den Fasern zurückgehalten wird. Zur Bestimmung des Trockengewichtes werden die Fasern bis
zur Feuchtekonstanz bei 105°C getrocknet. Das Wasserrückhaltevermögen (WR) in Gewichtsprozent ist:
WR- mf " "Vr
WR - ftr χ
mtr
m^ = Gewicht des feuchten Fasergutes m. = Gewicht des trockenen Fasergutes.
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Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung. Teil- und Prozentangaben beziehen sich,
wenn nicht anders vermerkt, auf das Gewicht.
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Beispiel 1
u
Ein Acrylnitrilcopolymerisat aus 93,6 % Acrylnitril, 5,7 % Acrylsäuremethylester und 0,7 % Natriummethallylsulfonat
wurde in Dimethylformamid (DMF) bei 8O°C gelöst. Die filtrierte
Spinnlösung, die eine Endkonzentration von ca. 30 Gew.-* aufwies, wurde aus einer 24 Loch-Ringdüse vertikal
durch eine Dampfatmosphäre in ein wäßriges Koagulationsbad gesponnen. Im Zentrum der Düse wurde ein siebförmiger Verteiler
eingebaut, über den der Dampf in ein 50 cm langes Rohr vom Durchmesser 27 5 mm, welches ca. 2 cm über dem
wäßrigen Fällbad endete, durchgeleitet wurde. Die Dampftemperatur betrug 112 C. Es wurde 9,5 kg Dampf pro Stunde
durch das Rohr geschickt. Als Badflüssigkeit wurde ein Wasser/DMF-Gemisch im Verhältnis 1:1 verwendet. Die Filamente
wurden mit 61,5 m/Minute abgezogen und durchliefen dabei nach der Dampfzone insgesamt eine Fällbadstrecke von 60 cm.
Anschließend wurden die Fäden in kochendem Wasser 1:6fach verstreckt bei 80°C, in Wasser gewaschen und bei 100°C getrocknet.
Die Einzelfäden vom Endtiter 3,3 dtex hatten ein Wasserrückhaltevermögen nach DIN 53 814 von 42 %. Die
Fäden besaßen eine ausgesprochene Kern/Mantelstruktur bei unregelmäßiger, mehrfach gezackter Querschnittsform. Der Flächenanteil
des Mantels betrug ca. 20 % der gesamten Querschnittsfläche. Die Porosität betrug 31,8 % (fHe = 1'175'_fHg = °»8O2)
Ein Acrylnitrilcopolymerisat mit der chemischen Zusammensetzung von Beispiel 1 wurde ähnlich wie in Beispiel 1 beschrieben
versponnen. Die Dampftemperatur betrug 105°C.
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Es wurde 11 kg Dampf pro Stunde durch das Rohr geschickt.
Im Koagulationsbad befand sich ein Gemisch aus 35 % DMF und 65 % Wasser. Die Fällbadstrecke war 80 cm lang.
Die Filamente wurden wieder mit 61,5 m/Minute aus der Düse abgezogen, analog verstreckt, gewaschen und getrocknet.
Die Einzelfäden vom Endtiter 3,3 dtex hatten ein Wasserrückhaltevermögen von 43 %. Die Fäden besaßen wieder eine
ausgesprochene Kern/Mantelstruktur bei bohnenförmiger bis ovaler Querschnittsform. Der Flächenanteil des Mantels betrug
ca. 30 % der gesamten Querschnittsfläche. Die Porosität
betrug 31,7 % {f He = 1,170;_fHg = 0,799).
Ein Acrylnitrilcopolymerisat mit der chemischen Zusammensetzung von Beispiel 1 wurde wie in Beispiel 2 beschrieben
versponnen, verstreckt und zu Fäden nachbehandelt. Das Koagulationsbad bestand aus reinem Wasser. Die Einzelfäden vom
Endtiter 3,3 dtex hatten ein Wasserrückhaltevermögen von 4 3 %. Die Fäden besaßen wiederum Kern/Mantelstruktur bei bohnenförmiger
bis trilobaler Querschnittsform. Flächenanteil des Mantels ca. 30 %. Die Porosität betrug 32,0 % (J; = 1,180;
g = 0,803).
Ein Teil der Spinnlösung aus Beispiel 1 wurde wie dort beschrieben versponnen und nachbehandelt. Die eingespeiste
Dampfmenge betrug 5 kg pro Stunde. Die Dampftemperatur lag
bei 110 C. Das Koagulationsbad bestand aus 40 % DMF und 60 % Wasser. Die Fällbadstrecke war 50 cm lang. Die Einzelfäden
vom Endtiter 3,3 dtex hatten ein Wasserrückhaltevermögen von 36 %. Die Fäden besaßen wieder Kern/Mantelstruktur
bei unregelmäßiger trilobaler bis pilzförmiger Ouerschnitts-
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form. Der Flächenanteil des Mantels betrug ca. 15 % der gesamten Querschnittsfläche. Die Porosität betrug 28,4 %
(fHe = U18O; JHg = 0,845).
Beispiel 5 (Vergleich)
Ein weiterer Teil der Spinnlösung aus Beispiel 1 wurde wie dort beschrieben versponnen. Anstelle von Dampf wurde Luft
von 115 C durch das Rohr geblasen und die Fäden analog
wie in Beispiel 1 beschrieben in ein Fällbad koaguliert, verstreckt und nachbehandelt. Die Einzelfäden vom Endtiter
3,3 dtex haben eine bohnenförmige bis ovale Querschnittsform, jedoch keine Kern/Mantel struktur. Das Wasserrückhaltevermögen
beträgt 6 %. Die Porosität betrug 4,5 %
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Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung von hydrophilen Kern-Mantel-Struktur
aufweisenden Fäden oder Fasern aus fadenbildenden synthetischen Polymeren mit einer Porosität von
mindestens 10 % und einem Wasserrückhaltevermögen von mindestens 10 % bei einer Faserquellung, die geringer ist
als das Wasserrückhaltevermögen, durch Verspinnen einer Polymerlösung nach dem Trocken-Düsen-Naßspinnverfahren,
dadurch gekennzeichnet, daß man die Fäden unmittelbar nach Austritt aus der Spinndüse und vor dem eigentlichen
Koagulationsprozeß im Fällbad mit Wasserdampf, oder dem Dampf einer anderen die Fäden koaguliernden Flüssigkeit in
Berührung bringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Polymere ein Acrylnitrilpolymerisat ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Acrylnitrilpolymerisat zu mindestens 50 Gew.-%
aus Acrylnitrileinheiten besteht.
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