Es sind viele Versuche bekannt, die Eigenschaften der verschiedensten
Polymeren mit denen anderer, unähnlicher Polymerer
durch chemische Verknüpfung oder mechanische Vereinigung zu
kombinieren. Häufig ließen sich diese Mischpolymeren jedoch
aufgrund der Unverträglichkeit der miteinander zu kombinierenden
bzw. vereinigenden Polymeren nur schwer herstellen. Ein
Weg, auf dem dieses Ziel nach dem Stand der Technik zu erreichen
versucht wurde, ist die Herstellung von Block- oder
Pfropfmischpolymeren. Auf diese Weise werden zwei verschiedene,
normalerweise nicht miteinander verträgliche polymere Segmente
chemisch miteinander verbunden, um eine Art von "erzwungener
Verträglichkeit" herzustellen. In einem derartigen Mischpolymer
entwickelt bzw. weist jedes Polymersegment weiter die
Eigenschaften auf, die es als unabhängiges Polymer auszeichnen.
Daher besitzen die Block- oder Pfropfmischpolymerisate in
vielen Fällen eine Kombination von Eigenschaften, die in
einem Homopolymerisat oder einem statistischen Mischpolymer
normalerweise nicht zu finden ist.
Eine Methode, die Eigenschaften von Kondensationspolymeren mit
denen von Styrol-, Olefin- oder Dienpolymerisaten zu kombinieren,
ist die Herstellung von Blockmischpolymeren durch Umsetzen
eines durch anionische Polymerisation hergestellten, lebenden
Dicarbanionpolymers mit einem vorgeformten Polymersegment
vom Typ der Kondensationspolymeren, das an jedem Ende eine
zur Reaktion mit dem Dicarbanion befähigte funktionelle Gruppe
besitzt GB-PS 12 62 792). Nach dem in dieser britischen Patentschrift
beschriebenen Verfahren werden somit Polymere
hergestellt, die Blöcke bzw. Segmente aus beispielsweise Polystyrol
und Polyester besitzen.
Eine andere Methode zur erzwungenen Kombination einander unähnlicher
Polymermaterialien ist aus der US-PS
37 86 116 bekannt, in der ein Verfahren zur Herstellung von
Pfropfmischpolymeren beschrieben ist, bei dem man zunächst
ein monofunktionelles lebendes Polymer durch anionische Polymerisation
herstellt, das dann mit einem Abbruchmittel zu
einem makromolekularen Monomer mit einer copolymerisierbaren
Endgruppe umgesetzt wird, die man nachfolgend mit einem ein
Polymerrückgrat bildenden Comonomer zu dem erwünschten Pfropfmischpolymer
mischpolymerisiert.
In dieser Patentschrift ist das Abbrechen eines mit Äthylenoxid
markierten lebenden Polymers mit einem Halogenalkylmaleinsäureanhydrid
oder Halogenalkylmaleinsäureestern offenbart.
Weiter wird in dieser Patentschrift vorgeschlagen, die Anhydrid-
und Estergruppen in Carboxylgruppen umzuwandeln und die dabei
erhaltenen Polymeren mit zwei Carbonsäuregruppen aufweisenden
Endgruppen mit Glycolen oder Diaminen zu Polyestern bzw.
Polyamiden mit Pfropfmischpolymerstruktur umzusetzen. Die in
der genannten US-Patentschrift beschriebene Umsetzung eines
derartigen, zwei Carbonsäuregrupen aufweisenden makromolekularen
Monomers mit einem Glycol oder einem Diamin ergibt
jedoch nur Rückgratketten aus dem entsprechenden Polyester
oder Polyamid. Es wäre aber wünschenswert, chemisch verknüpfte,
phasenseparierte Pfropfmischpolymere herzustellen bzw.
herstellen zu können, die als polymere Rückgratphase das
Reaktionsprodukt aus mindestens zwei kondensierbaren Comonomeren
und eine chemisch damit verknüpfte bzw. damit verbundene
Seitenkettenphase aufweist, die aus einem selbstverstärkenden,
polymeren Gebilde besteht, das für eine thermolabile
Vernetzung des Pfropfmischpolymers sorgt. Derartige Pfropfmischpolymere
sind in der vorstehenden US-Patentschrift
nicht beschrieben. Aus der US-PS 37 86 116 sind
weiterhin makromolekulare, mischpolymerisierbare Monomere
bekannt, die als mischpolymerisierbare bzw.- kondensierbare
Endgruppe eine Glycolgruppe aufweisen und dadurch hergestellt
werden, daß man das monofunktionelle lebende Polymer
mit Pichlorhydrin als Abbruchmittel umsetzt und anschließend
die sich dabei ergebende Epoxyendgruppe zu der Glycol- oder
Diolendgruppe hydrolysiert. In dieser US-Patentschrift wird
vorgeschlagen, diese makromolekularen Monomeren mit einem
Dicarbonsäure- oder Diisocyanatvorpolymer zu einem Pfropfmischpolymer
mit einem Polyamid- oder Polyurethanrückgrat
umzusetzen. Die, wie in der US-PS 37 86 116
angegeben, unter Verwendung von Epchlorhydrin als Abbruchmittel
erhaltenen Glycol- oder Diolendgruppen enthalten
jedoch sowohl eine primäre als auch sekundäre Hydroxylgruppe.
Die primären und sekundären Hydroxylgruppen besitzen
jedoch jeweils verschieden hohe Reaktionsgeschwindigkeiten
bei der Kondensationsreaktion mit den das Rückgrat
bildenden Dicarbonsäuren oder Diisocyanaten. Außerdem bilden
die aus den durch Abbrechen mit Epichlorhydrin hergestellten
makromolekularen Monomeren mit Glycol- oder Diolendgruppen
keine so symmetrische Struktur, wie dies in einem
Kondensations-Mischpolymer an sich wünschenswert wäre.
Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, die vorstehend
geschilderten Nachteile des Standes der Technik zu überwinden.
Diese Aufgabe wird durch die Erfindung durch Pfropfmischpolymere
gemäß dem Patentanspruch 1 gelöst.
Bei bevorzugten erfindungsgemäß verwendeten makromolekularen
Monomeren der Formel I hat n einen so großen Zahlenwert,
daß das Molekulargewicht des Monomeres in einem Bereich
von 5000 bis 35 000 und insbesondere in einem Bereich
von 12 000 bis 25 000 liegt.
Bei bevorzugten erfindungsgemäß verwendeten makromolekularen
Monomeren der Formel I ist U ein Oxyalkylen-, 1,1-Diphenylethylen-,
2-Butenylen- oder 2-Methyl-2-butylenrest.
Besonders bevorzugt sind Monomere der Formel I, in denen
U ein Oxyalkylenrest ist, z. B. das Reaktionsprodukt eines
lebenden Polymers mit Äethylenoxid.
Die erfindungsgemäßen Pfropfmischpolymere besitzen verbesserte
rheologistische Schmelzeigenschaften und in einigen
Fällen eine verbessserte Anfärbbarkeit. Je nach der Zusammensetzung
des Rückgrats und der Seitenketten lassen sich die
erfindungsgemäßen Pfropfmischpolymeren für bzw. als Fäden für
die Herstellung von Cord, Seilen oder Textilien, für bzw. als
dünne Filme bzw. Folien mit hoher Zugfestigkeit und zur Beschichtung
verschiedener Materialien verwenden.
Die Seitenketten der chemisch verknüpften phasenseparierten
Pfropfmischpolymeren der Erfindung werden vorzugsweise hergestellt,
indem man zunächst ein polymerisierbares Monomer
oder eine Kombination polymerisierbarer Monomerer anionisch
unter Bildung lebender Polymerer polymerisiert. Die lebenden
Polymeren werden zweckmäßig hergestellt, indem man die
Monomeren oder Monomerkombinationen in Gegenwart eines inerten
organischen Verdünnungsmittels, das an einer Polymerisationsreaktion
nicht teilnimmt bzw. nicht in eine Polymerisationsreaktion
eingreift, mit einem anionischen Polymerisationsinitiator
in Berührung bringt.
Die einer anionischen Polymerisation zugänglichen Monomeren
sind dem Fachmann bekannt und kommen sämtlich für die Zwecke
der Erfindung in Betracht. Erfindungsgemäß bevorzugte anionisch
polymerisierbare Monomere sind u. a. vinylsubstituierte
aromatische Kohlenwasserstoffe mit bis zu 12 C-Atomen
und konjugierte Diene mit 4 bis 12 C-Atomen. Beispiele solcher
Monomerer sind u. a. Styrol, α-Methylstyrol, Vinyltoluol und
seine Isomeren, Isopren, Butadien und Gemische der genannten
Monomeren.
Zahlreiche andere, für die Herstellung der Seitenketten durch
anionische Polymerisation geeignete Monomere sind in
"Macromolekular Reviews", Band 2, Seiten 74 bis 83, Interscience
Publishers, Inc. (1967), im Kapitel "Monomers Polymerized
by Anionic Initiators" und der US-PS 37 86 116 angegeben,
auf die hiermit Bezug genommen wird.
Initiatoren für diese anionischen Polymerisationen sind alle
Alkalimetallkohlenstoffe und -alkoxyde, die ein monofunktionelles
lebendes Polymer, d. h. ein Polymer, bei dem
nur ein Ende ein reaktionsfähiges Anion enthält, erzeugen.
Zahlreiche geeignete anionische Initiatoren sind in der
US-PS 37 86 116 beschrieben.
Die Initiatormengen, Lösungsmittel und Temperaturbedingungen
für die Herstellung der lebenden Polymeren entsprechen den
diesbezüglichen Angaben in der US-PS 37 86 116,
insbesondere Spalten 8 und 9, auf die hiermit Bezug genommen
wird.
Die vorstehend beschriebenen lebenden Polymeren sind weiterer
Reaktionen, einschließlich weiterer Polymerisation zugänglich.
Beispielsweise können an die lebenden Polymeren von den zu
ihrer Herstellung verwendeten "ursprünglichen" anionisch
polymerisierbaren Monomeren verschiedene anionisch polymerisierbare
Monomere addiert bzw. aufgepfropft werden, so daß
man makromolekulare Diblockmonomere erhält.
Diese makromolekularen Diblockmonomeren sind immer noch lebende
Polymere. Sie sind somit einer weiteren Umsetzung mit
Maskierungsmitteln der weiter oben angegebenen Art zugänglich
und können darauf in der weiter unten im einzelnen angegebenen
Weise mit Abbruchmitteln abgebrochen werden.
Die lebenden Diblockpolymeren lassen sich durch Umsetzen des
ersten lebenden Polymers, z. B. eines lebenden Polymers aus
einem monoalkenylsubstituierten aromatischen Kohlenwasserstoff,
wie lebendes Polystyrol oder lebendes Poly-( α-methylstyrol),
mit einem anderen anionisch polymerisierbaren Monomer,
z. B. einem konjugierten Dien, wie Butadien oder Isopren,
herstellen. Dabei erhält man ein lebendes Diblockpolymer,
das in der erfindungsgemäßen Weise maskiert und
abgebrochen werden kann. Mit Hilfe dieser Technik kann man
lebende Diblockpolymere der allgemeinen Formel
A-B R (V)
erhalten, in der A ein Polymerblock aus einem monoalkenylsubstituierten
aromatischen Kohlenwasserstoff und B ein Polymerblock
aus einem konjugierten Dien ist. Die Herstellung
von lebenden Polymeren mit Diblockstruktur ist in der US-
PS 38 42 146 beschrieben, auf deren Inhalt hiermit
Bezug genommen wird.
Infolge der (hohen) Basizität der vorstehend beschriebenen
lebenden Polymeren sowie der Art bzw. der Eigenschaften der
erfindungsgemäß zu verwendenden Abbruchmittel finden unerwünschte
Nebenreaktionen statt, die zu einem verunreinigten
Produkt führen, wenn das Abbruchmittel direkt mit dem lebenden
Polymer umgesetzt wird. Beispielsweise neigen die Carbanionen
der lebenden Polymeren dazu, mit funktionellen Gruppen
oder allen aktiven Wasserstoffatomen der erfindungsgemäß
zu verwendenden Abbruchmittel zu reagieren. In diesem
Fall können die dabei erhaltenen makromolekularen Monomeren
ein Molekulargewicht besitzen, das doppelt so hoch
wie das erwartete Molekulargewicht ist, und/oder einige
"tote" oder nicht mehr reaktionsfähige makromolekulare
Monomere enthalten. Ein Mittel, das vorstehende Problem zu
lösen, besteht darin, daß man die Reaktionsfähigkeit des
reaktiven Carbanions des lebenden Polymers mit den funktionellen
Gruppen oder irgendwelchen aktiven Wasserstoffatomen
der Abbruchmittel vermindert. Eine bevorzugte Methode, die
lebenden Polymeren dieser unerwünschten Reaktion weniger zugänglich
zu machen, ist es, die hoch-reaktiven lebenden
Polymeren mit einem Reaktanden geringerer Reaktionsfähigkeit
zu "verkappen" bzw. zu "maskieren".
Ein "Maskierungsmittel" im Sinne der Erfindung ist somit eine
Verbindung, die mit dem Carbanion des lebenden Polymers unter
Bildung eines Anions reagieren kann, dessen Basizität hinlänglich
geringer als die des ursprünglichen lebenden Polymers
ist, daß das maskierte lebende Polymer nicht mehr in
wesentlichem Ausmaß mit den beiden funktionellen Gruppen des
Abbruchmittels reagiert, jedoch immer noch so hoch ist, daß
es mit dem Halogen des bzw. am halogenhaltigen Abbruchmittel
reagiert. Einige Beispiele bevorzugter Maskierungsmittel
sind die niederen Alkylenoxyde, d. h. Alkylenoxyde mit 8 oder
weniger Kohlenstoffatomen, wie Äthylen- und Propylenoxyd,
1,1-Diphenyläthylen und konjugierte Diene, wie Butadien und
Isopren. Die "Maskierungsreaktion" liefert ein Produkt, das
zwar immer noch ein lebendes Polymer ist, aber ein reineres
Produkt ergibt, wenn es nachfolgend mit einem Abbruchmittel
umgesetzt wird, das eine funktionelle Gruppe oder ein
aktives Wasserstoffatom enthält.
Die makromolekularen Monomeren der Erfindung werden hergestellt,
indem man ein beliebiges der vorstehend beschriebenen "maskierten"
lebenden Polymeren mit einem halogenhaltigen Abbruchmittel,
das zwei weitere funktionelle Gruppen enthält, die
nicht bevorzugt mit den lebenden Polymeren reagieren, z. B.
einem halogenhaltigen Diester, wie 2-Brom-2-methylmalonsäurediäthylester,
umsetzt. Die funktionellen Gruppen, die nicht
bevorzugt mit den "maskierten" lebenden Polymeren reagieren,
sind dadurch gekennzeichnet, daß sie an einer Kondensationsmischpolymerisationsreaktion
teilnehmen können oder in
funktionelle Gruppen umgewandelt werden können, die zur Teilnahme
an einer Kondensationsmischpolymerisationsreaktion
befähigt sind.
Die erfindungsgemäß zu verwendenden Abbruchmittel sind halogenhaltige
Verbindungen, die zusätzlich zwei identische funktionelle
Gruppen enthalten. Unter funktionellen Gruppen sind
dabei solche Gruppen zu verstehen, die nicht in wesentlichem
Ausmaß bzw. praktisch nicht mit den Anionen der maskierten
lebenden Polymeren reagieren, wie labile Wasserstoffatome,
Halogengruppen usw., sowie jeweils eine im wesentlichen gleich
hohe chemische Reaktionsfähigkeit besitzen oder in funktionelle
Gruppen umgewandelt werden können, die in einer Kondensationsmischpolymerisationsreaktion
eine im wesentlichen
gleich hohe Reaktionsfähigkeit aufweisen.
Ein eine Ausführungsform der Erfindung erläuterndes Beispiel
ist die Herstellung eines lebenden Polystyrols, das mit
Äthylenoxyd maskiert und anschließend mit einem halogenhaltigen
Alkylendiester, z. B. 2-Brom-2-methylmalonsäurediäthylester,
zu einem makromolekularen Monomer der Formel
umgesetzt wird, in der n eine positive ganze Zahl bedeutet,
die so groß ist, daß das Molekulargewicht der makromolekularen
Monomeren in einem Bereich von 2000 bis 50 000
liegt.
Die vorstehend erläuterten makromolekularen Monomeren sind
als solche wertvolle und gewerblich verwertbare Produkte,
die insbesondere zur Herstellung der erfindungsgemäßen Kondensations-
Pfropfmischpolymerisate verwendet werden können.
Die Diesterendgruppen der erfindungsgemäß verwendeten makromolekularen
Monomeren lassen sich in andere funktionelle Endgruppen umwandeln,
die befähigt sind, an einer Vielzahl anderer, verschiedener
Kondensationsmischpolymerisationsreaktionen teilzunehmen.
Beispielsweise können die Diesterendgruppen mit
Alkali zu den entsprechenden Disäuresalzen verseift werden.
Die Disäuresalze können durch Umsetzen mit Thionylchlorid
in die entsprechenden Disäurechloride umgewandelt werden.
Durch Behandeln der Disäurechloride mit Ammoniak kann man
das entsprechende Diamid erhalten, das wiederum mit Natriumhypobromit
behandelt und stufenweise in das Diisocyanat und
das Diamin umgewandelt werden kann.
Eine weitere Ausführungsform der Erfindung erläutert ein
Verfahren, bei dem lebende Polymere hergestellt werden, die
man dann mit Äthylenoxyd maskiert und nachfolgend mit einem
monohalogenierten bzw. monohalogensubstituierten Alkylendiacetat,
wie 2-Brom-tetramethylen-1,4-diacetat, umsetzt. Das
Diacetat kann zum entsprechenden Diol, d. h. 1,4-Tetramethylendiol,
verseift werden.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird das
lebende Polymer mit Äthylenoxyd maskiert und dann mit Bis-
4-acetoxy-phenyl)-brommethan umgesetzt. Die beiden Acetatgruppen
könen dann zum entsprechenden Bisphenol, also einer
Verbindung mit einer Aralkylgruppe des vorstehend beschriebenen
Typs, verseift werden.
Das Abbrechen der lebenden Polymeren mit einem Abbruchmittel
eines beliebigen vorstehend beschriebenen Typs wird durchgeführt,
indem man das Abbruchmittel einfach einer Lösung
des lebenden Polymers bei der Temperatur zusetzt, bei der
das lebende Polymer hergestellt wird. Dabei findet eine sofortige
Umsetzung statt. Man kann das Abbruchmittel in einem
geringen Überschuß in bezug auf die der Menge des verwendeten
anionischen Initiators äquimolare Menge verwenden.
Der Abbruch kann in einem beliebigen inerten Lösungsmittel
durchgeführt werden. In der Regel empfiehlt es sich, das gleiche
Lösungsmittelsystem wie bei der Herstellung des lebenden
Polymers zu verwenden. Nach einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird die Abbruchreaktion in einem Kohlenwasserstofflösungsmittel
statt in einem Lösungsmittel vom Typ der
polaren Äther, wie Tetrahydrofuran, durchgeführt. Es wurde
festgestellt, daß die Verwendung von Kohlenwasserstofflösungsmitteln,
wie aromatische Kohlenwasserstoffe und gesättigte
aliphatische oder cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe, bezüglich
der Reaktionsbedingungen und des erhaltenen Produkts
sich in verschiedener Hinsicht günstig auswirkt. Beispielsweise
läßt sich die Abbruchreaktion bei Verwendung von Kohlenwasserstofflösungsmitteln
bei höheren Temperaturen als bei der Verwendung
anderer Lösungsmittel durchführen.
Die makromolekularen Monomeren können in an sich
bekannter, z. B. der in der US-PS 37 86 116, auf deren
Inhalt hiermit Bezug genommen wird, beschriebenen Weise isoliert
werden.
Wie vorstehend bereits erwähnt, zeichnen sich die erfindungsgemäß
verwendeten makromolekularen Monomeren durch ein verhältnismäßig
einheitliches Molekulargewicht aus, das heißt,
daß das Molekulargewichtsspektrum des erfindungsgemäß her
gestellten Gemisches makromolekularer Monomerer ziemlich
eng ist. Dies ist ein charakteristischer Unterschied zu den
typischen üblichen Polymerisaten, die eine ziemlich breite
Molekulargewichtsverteilung aufweisen. Dieser Unterschied
bezüglich der Molekulargewichtsverteilung ist insbesondere
aus einer Analyse des Gelpermeationschromatogramms von handelsüblichem
Polystyrol das mittels frei-radikalischer
Polymerisation hergestellt wurde, einerseits und
eines erfindungsgemäß verwendeten, durch anionische Polymerisation
und nachfolgendes Maskieren und Abbrechen hergestellten
makromolekularen Monomers auf Polystryrolbasis andererseits
zu ersehen. Somit zeichnen sich die nach der Lehre der Erfindung
hergestellten makromolekularen Monomere dadurch aus,
daß sie ein w/n-Verhältnis besitzen, das nicht wesentlich
größer als etwa 1,1 ist. w bedeuten hierbei das Gewichts-
Durchschnittsmolekulargewicht des lebenden Polymers und n
das Zahlen-Durchschnittsmolekulargewicht des lebenden Polymers,
das nach üblichen Analysenmethoden, wie Gelpermeationschromatographie
(GPC) bestimmt wird.
Die makromolekularen Monomeren besitzen die
vorstehend erwähnte enge Molekulargewichtsverteilung und
Reinheit aufgrund des vorstehend beschriebenen Verfahrens
zu ihrer Herstellung. Es ist daher wichtig, daß bei der Herstellung
des makromolekularen Monomeren die angegebene Reihenfolge
von Verfahrensschritten eingehalten wird, um bezüglich
der günstigen Eigenschaften in den Pfropfmischpolymeren
optimale Ergebnisse zu erzielen. Gemäß einer weiteren
speziellen Ausführungsform der Erfindung kann man die vorstehend
beschriebenen mischpolymerisierbaren makromolekularen
Monomeren mit einer Endgruppe, die zwei funktionelle Gruppen
mit im wesentlichen äquivalenter Reaktionsfähigkeit bei einer
Kondensationsmischpolymerisation aufweist, mit einem Gemisch
aus mindestens zwei verschiedenen kondensierbaren difunktionellen
Comonomeren umsetzen. Dabei erhält man ein Pfropfmischpolymer
mit einem Rückgrat aus polymerisierten Einheiten
der Endgruppe des copolymerisierbaren makromolekularen
Monomers und der difunktionellen Comonomeren sowie an diesem
Rückgrat hängenden polymeren Seitenketten aus den copolymerisierten
makromolekularen Monomeren. Wahlweise kann man
die mischpolymerisierbaren makromolekularen Monomeren mit
vorgeformten Polymersegmenten umsetzen, die durch Umsetzung
von mindestens zwei verschiedenen kondensierbaren difunktionellen
Comonomeren erhalten werden und an jedem ihrer beiden
Enden eine funktionelle Gruppe aufweisen, die mit den funktionellen
Gruppen der Endgruppe des mischpolymerisierbaren
makromolekularen Monomers reagieren kann. Bei dieser Methode
kann man Polymersegmente vorbestimmter Größe verwenden und
dadurch die Verteilung der Seitenketten längs des Rückgrates
regeln.
Der Ausdruck "Kondensationspolymerisation" soll in der Beschreibung
und den Ansprüchen eine Stufenreaktion bezeichnen. Während
üblicherweise von einer Kondensationspolymerisation nur dann gesprochen
wird, wenn bei der fraglichen Umsetzung ein kleines Molekül,
wie Wasser oder Salzsäure, austritt bzw. abgespalten wird,
umfaßt diese Bezeichnung in Bezug auf die Erfindung durch Reaktionen,
wie beispielsweise die Umsetzung eines Diisocyanats mit
einem Glycol, bei der während der Polymerisation kein kleines
Molekül freigesetzt wird. Entsprechend wird auch der Ausdruck
"kondensierbare Comonomere" in der Beschreibung und den Ansprüchen
zur Bezeichnung aller Comonomeren benutzt, die an
einer Kondensationspolymerisation in dem vorstehend definierten
Sinn teilnehmen können.
vorzugsweise eine Verbindung der allgemeinen Formel
X-L-X (III)
in der X für eine Gruppe bzw. einen Rest der Formel
worin R′′ ein Alkylrest ist, und L eine aliphatische Gruppe
oder eine Aryl- oder Aralkylgruppe bedeutet. Vorzugsweise
ist L ein Alkylenrest mit 2 bis 12 Kohlenstoffatomen, ein
Phenylenrest, ein substituierter Phenylenrest mit 7 bis 12
Kohlenstoffatomen, ein Bis-phenylenrest oder ein Bis-phenylenmethanrest,
wie Bis-phenol A.
Das andere difunktionelle Comonomer ist vorzugsweise eine Verbindung
der allgemeinen Formel
Y-M-Y (III)
in der Y eine Grupe der Formel -OH, NH₂ oder -SH und M eine
aliphatische Gruppe, eine Aryl- oder Aralkylgruppe bedeutet.
Vorzugsweise ist M ein Alkylenrest mit 2bis 12 Kohlenstoffatomen,
ein Phenylenrest, ein substituierter Phenylenrest mit
7 bis 12 Kohlenstoffatomen, ein Bis-phenylen- oder ein Bisphenylen-
methanrest, wie Bisphenol A.
Die kondensierbaren difunktionellen Comonomeren der allgemeinen
Formeln II und III des Anspruchs 1 können miteinander
unter Bildung von Kondensationspolymeren
reagieren. Durch Abbrechen der makromolekularen Monomeren
mit einem eine geeignete Endgruppe liefernden Abbruchmittel
erhält man mischpolymerisierbare makromolekulare Monomere,
die ebenfalls an der Kondensationsmischpolymerisationsreaktion
mit den difunktionellen Comonomeren der allgemeinen
Formel II und/oder III teilnehmen können. Auf diese Weise kann
man ein Pfropfmischpolymer mit einem Kondensationspolymer-
Rückgrat und Additionspolymer-Seitenketten herstellen.
Ein Pfropfmischpolymer mit einem Polyester-Rückgrat und Polystyrol-
Seitenketten kann man beispielsweise durch Umsetzen
einer Dicarbonsäure oder eines Disäurechlorids, wie Malonsäure
oder Malonyldichlorid, mit einem Glycol, wie Äthylen-
oder Propylenglycol, und makromolekularen Polystyrolmonomeren
mit einer Dicarbonsäure-, Dicarbonsäurehalogenid- oder Diolendgruppe
herstellen. Entsprechend kann man ein Pfropfmischpolymer
mit einem Polyamid-Rückgrat und Polybutadien-Seitenketten
herstellen, indem man ein Diamin, wie Hexamethylendiamin,
mit einer Disäure oder einem Disäurechlorid, wie
Adipoyldichlorid, und einem makromolekularen Polybutadien-
Monomer mit einer Disäure-, Disäurehalogenid- oder Diaminendgruppe
umsetzt. Wahlweise läßt sich natürlich auch ein Pfropfmischpolymer
mit einem Polyurethan-Rückgrat und Polyisopren-
Seitenketten herstellen, indem man ein Diisocyanat, wie
Äthylen oder Tolylendiisocyanat, mit einem Glycol, wie
Äthylenglycol, und einem makromolekularen Polyisopren-Monomer
mit einer Diisocyanat- oder Diolendgruppe umsetzt.
Durch entsprechende Wahl der verschiedenen difunktionellen
kondensierbaren Comonomeren und der Endgruppen an den makromolekularen
Monomeren können auch Pfropfmischpolymere hergestellt
werden, die ein Polyharnstoff-, Polyacetal-, ungesättigtes
Polyester- oder Polycarbonat-Rückgrat besitzen.
Die Pfropfmischpolymeren der Erfindung können auch dadurch
hergestellt werden, daß man zunächst durch Umsetzen der entsprechenden
verschiedenen kondensierbaren difunktionellen
Comonomeren Polysegmente bzw. -blöcke der als Rückgrat
jeweils gewünschten Art herstellt, z. B. indem man ein Diamin
mit einem Disäurechlorid zu einem Polyamidsegment umsetzt.
Bei der Herstellung dieser vorgebildeten Polymersegmente wird
ein kleiner Überschuß eines der kondensierbaren Comonomeren,
das mit der Endgruppe des makromolekularen Monomers reagieren
kann, eingesetzt. Man erhält somit Polymersegmente, die an
jedem Ende eine funktionelle Endgruppe besitzen, die mit der
Endgruppe des mischpolymerisierbaren makromolekularen Monomers
reagieren kann. Diese vorgeformten Polymersegmente werden
dann mit makromolekularen Monomeren mit geeigneter Endgruppe
zu Pfropfmischpolymeren umgesetzt. Beispielsweise kann
man Adipoyldichlorid mit Hexamethylendiamin, das in einem
kleinen molaren Überschuß eingesetzt wird, zu Polyamidsegmenten
umsetzen, die an jedem Ende eine Amingruppe aufweisen.
Diese Polyamidsegmente werden dann mit makromolekularen
Polystyrol-Monomeren mit einer Dicarbonsäurechloridendgruppe
zu chemisch verknüpften, phasenseparierten Pfropfmischpolymeren
mit einem Polyamid-Rückgrat und Polystyrol-
Seitenketten umgesetzt.
Die Kondensationsmischpolymeren können nach einer Vielzahl
verschiedener Kondensationspolymerisationstechniken hergestellt
werden. Beispielsweise kann die Kondensationspolymerisation
in Lösung durchgeführt werden. Das hierfür verwendete
Lösungsmittel muß gegenüber beiden kondensierbaren difunktionellen
Comonomeren und der Endgruppe des mischpolymerisierbaren
makromolekularen Monomers inert sein. Beispiele geeigneter
Lösungsmittel sind Benzol, Toluol, Cyclohexan usw.
So kann man beispielsweise ein Pfropfmischpolymer mit einem
Polyester-Rückgrat durch Umsetzen von Adipoyldichlorid, Hexamethylendiamin
und makromolekularen Monomeren mit einer
Disäurechlorid- oder Diaminendgruppe in einem inerten Lösungsmittel
herstellen. Pfropfmischpolymere mit einem Polyurethan-,
Polyamid-, Polyharnstoff- oder Polycarbonat-Rückgrat können
erfindungsgemäß ebenfalls hergestellt werden.
Die Polymerisation der zwei verschiedenen kondensierbaren
Comonomeren und des abgebrochenen makromolekularen Monomers
kann auch nach der dem Fachmann wohlbekannten Schmelztechnik
durchgeführt werden. Bei einer Ausführungsform der sogenannten
"Schmelztechnik" werden die Reaktanten in einem Autoklaven
unter verminderten Druck erhitzt. Diese Technik kann beispielsweise
zur Herstellung von Pfropfmischpolymeren mit einem
Polyester- oder Polyamid-Rückgrat angewandt werden. Beispielsweise
kann man unter diesen Bedingungen Dimethylterephthalat,
Äthylenglycol und makromolekulare Monomere mit einer 2-Methylmalonsäurediäthylesterendgruppe
zu einem Pfropfmischpolymer
mit einem Poly-(äthylenenterephthalat)-Rückgrat umsetzen. Nach
dieser Technik lassen sich unter Verwendung von Hexamethylendiamin,
Adipoyldichlorid und makromolekularen Monomeren
mit einer Disäurechlorid- oder Diaminendgruppe Pfropfmischpolymere
mit einem Poly-(hexamethylenadipamid)-Rückgrat
herstellen. Wie bereits erwähnt, ist diese Technik dem Fachmann
vertraut (vgl. z. B. F.W. Billmeyer, Jr., Textbook of
Polymeric Science (2. Ausgabe), Kap. 15, Seiten 43 bis 67,
auf das hiermit Bezug genommen wird).
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Kondensations-Pfropfmischpolymeren
kannn auch eine Grenzflächenkondensationstechnik
angewandt werden. Bei dieser Methode wird eines der kondensierbaren
difunktionellen Comonomeren, gewöhnlich ein Diol oder
ein Diamin, wie Äthylenglycol oder Hexamethylendiamin, in einer
wäßrigen Flüssigkeit gelöst. Die wäßrige Flüssigkeit enthält
üblicherweise einen Säureakzeptor oder einen Puffer. Das zweite
kondensierbare difunktionelle Comonomer, gewöhnlich ein
Disäurechlorid, wie Adipoyldichlorid, und ein makromolekulares
Monomer mit einer Disäurechloridendgruppe werden in einer
organischen Flüssigkeit gelöst. Dann bringt man die organische
und die wäßrige Phase miteinander in Berührung, wobei an der
Grenzfläche der beiden Phasen ein Polymer entsteht. Mit dieser
Technik lassen sich Pfropfmischpolymere mit sehr hohem Molekulargewicht
herstellen. Das gebildete Pfropfmischpolymer
kann in Form eines endlosen Films oder Fadens abgezogen werden.
Durch fachmännische Auswahl der Endgruppe des mischpolymerisierbaren
makromolekularen Monomers kann man nach dieser
Technik Pfropfmischpolymere mit einem Polyamid-, Polyurethan-,
Polyharnstoff- oder Polyester-Rückgrat herstellen.
Die Temperatur, bei der die Mischpolymerisationsreaktion
durchgeführt wird, variiert stark und hängt von der Struktur
der verschiedenen, jeweils verwendeten kondensierbaren
difunktionellen Comonomeren und der Endgruppe des mischpolymerisierbaren
makromolekularen Monomers ab. Beispielsweise
findet die Umsetzung eines Diamins, wie Hexamethylendiamin,
mit einem Disäurechlorid, wie Adipoyldichlorid, und
einem makromolekularen Monomer mit einer Disäurechloridendgruppe
bei Raumtemperatur statt. Die Umesterungsreaktion
zwischen einem Diester, wie Dimethyltherephthalat, einem
Glycol, wie Äthylenglycol und einem makromolekularen Monomer
mit einer Diester-, z. B. einer 2-Methylmalonsäurediäthylesterendgruppe,
erfordert dagegen die Anwendung von erhöhten
Temperaturen, d. h., daß die Reaktion bei einer Temperatur von
etwa 200 bis 300°C durchgeführt wird.
Die für die Zwecke der Erfindung zu verwendenden Lösungsmittel
sind ebenfalls je nach der zur Durchführung der
Kondensationsmischpolymerisation jeweils angewandten Technik,
der Struktur der verschiedenen kondensierbaren difunktionellen
Comonomeren und der Endgruppe am eingesetzten makromolekularen
Monomer unterschiedlich. In einigen Fällen, beispielsweise
wenn nach der Schmelztechnik gearbeitet wird, ist überhaupt
kein Lösungsmittel erforderlich. In anderen Fällen, in denen
nach der Schmelztechnik gearbeitet wird, kann eines der kondensierbaren
Comonomeren als Lösungsmittel verwendet werden.
Wenn die Grenzflächenpolymerisationstechnik angewandt wird,
kann als organische Phase jedes geeignete Lösungsmittel verwendet
werden, das mit Wasser nicht mischbar ist, das verwendete
mischpolymerisierbare makromolekulare Monomer und
mindestens eines der kondensierbaren difunktionellen Monomeren
löst und mit der Endgruppe des mischpolymerisierbaren
makromolekularen Monomers und den kondensierbaren difunktionellen
Comonomeren nicht reagiert. Beispiele von für die
Grenzflächenkondensationstechnik geeigneten Lösungsmitteln
sind u. a. Benzol, Toluol, Cyclohexan usw.
Ein die Vorteile der Erfindung erläuterndes Beispiel
ist die erfindungsgemäß gegebene Möglichkeit, die vorteilhaften
Eigenschaften von Polystyrol mit den vorteilhaften
Eigenschaften eines Polyesters zu kombinieren, obwohl diese
Polymeren normalerweise miteinander unverträglich sind und
ein Gemisch dieser Polymeren an sich in der Regel nicht brauchbar
ist. Beispielsweise lassen sich die Polyester selbst bzw.
allein gewöhnlich nur schlecht anfärben. Wenn man nun nach
dem Verfahren der Erfindung makromolekulare Monomere mit
Diol-, Diester-, Dicarbonsäure- oder Disäurechloridendgruppen
mit entsprechenden kondensierbaren difunktionellen Comonomeren
zu einem Pfropfmischpolymer mit Polystyrol-Seitenketten
und einem Polyester-Rückgrat polymerisiert, so wird dadurch
die Anfärbbarkeit des Polyesters verbessert. Durch den Einbau
der Polystyrol-Seitenketten in das kristalline Polyester-
Rückgrat wird dem Polyester außerdem ein verbessertes Schmelzfließverhalten
verliehen, das sich beim Ausformen bzw. Gießen
günstig auswirkt.
Durch den Einbau der mischpolymerisierbaren makromolekularen
Monomeren als Seitenketten in kristalline Kondensationspfropfmischpolymere
oder Kondensationsmischpolymere mit
hoher Tg z. B. kristalline
Polyacetal-, Polyamid- und Polycarbonatkondensationsmischpolymere,
lassen sich deren Schmelzfließeigenschaften verbessern.
Dies wird vorzugsweise durch Verwendung mischpolymerisierbarer
makromolekularer Monomerer erreicht, die ein
konjugiertes Dien oder ein hydriertes konjugiertes Dien enthalten,
z. B. makromolekulare hydrierte Polyisopren-Monomere.
Durch den Einbau von Seitenketten aus makromolekularen Monomeren
in solche Kondensationsmischpolymere läßt sich auch
die Anfärbbarkeit einiger Polyamide und Polyacetale verbessern.
Die Pfropfmischpolymeren der Erfindung können als "Legierungsmittel"
zum Verbinden eines oder mehrerer unverträglicher Polymerer
verwendet werden. Die Pfropfmischpolymeren der Erfindung
können auch zur Herstellung einer Vielzahl verschiedener
Polymergemische verwendet werden, wobei man die Eigenschaften
der Pfropfmischpolymeren mit denen anderer Polymerer, wie
Polyacetalen, Acrylpolymerisaten, Polyacrylnitrilen, Alkydharzen,
Aminoharzen, Butylkautschuken, Epoxydharzen, Äthylen-
Propylenelastomeren, Polyfluorkohlenwasserstoffen,
Phenolharzen, Polyamiden, Polybutadien, Styrol-Butadienkautschuken,
Polybutenen, Polycarbonaten, Estern,
Polyäthylen, Polypropylen, Polyimiden, Polystyrolen, Sulfonharzen,
Polyurethanen, Polyvinylacetaten, Polyvinylalkoholen
oder Polyvinylchlorid kombinieren kann.
Bei der Verwendung der Pfropfmischpolymeren der Erfindung
als Legierungsmittel oder bei der Herstellung von Polymergemischen
mischt man die Pfropfmischpolymeren in an sich bekannter
Weise bzw. nach an sich bekannten Verfahren, wie Trockenvermahlen
und Heißschmelzen mit einem oder mehreren
anderen Polymeren der vorstehend beschriebenen Art. Vorzugsweise
wird ein erfindungsgemäßes Pfropfmischpolymer dabei in
einer Menge zugesetzt, die einem Anteil von 1 bis 50 Gew.-%
Pfropfmischpolymer, bezogen auf das Polymergemisch oder die
legierte Polymermasse, entspricht, so daß das Gemisch bzw.
die Polymermasse 99 bis 50 Gew.-% mindestens eines
anderen Polymers der vorstehend beschriebenen Art enthält.
Die Pfropfmischpolymeren der Erfindung können auch in Kombination
mit anderen Materialien, wie Glas, Fiberglas, Stahl
oder Ruß, verwendet werden.
Die Beispiele erläutern die Erfindung, sind jedoch keinesfalls
in irgendeiner Beziehung als Beschränkung zu verstehen.
Die verwendeten Materialien sollten sämtlich rein sein. Außerdem
ist, außer wenn ausdrücklich etwas anderes angegeben ist,
darauf zu achten, daß die umgesetzten Gemisch trocken und
frei von Verunreinigungen gehalten werden. Alle Angaben in
Teilen und Prozenten beziehen sich, soweit nicht ausdrücklich
etwas anderes angegeben ist, auf das Gewicht.
Herstellung der Ausgangsprodukte
Herstellung eines mit einer funktionellen Diestergruppe abgebrochenen Polystyrols
In einem Reaktor aus rostfreiem Stahl werden 2,7 Ltr. durch
Behandeln mit Linde-Molekularsieben und Calciumhydrid vorgetrocknetes,
analysenreines Benzol (Thiophen-frei)
vorgelegt. Dann wird der Reaktorinhalt auf 40°C erwärmt, worauf
0,1 ml Diphenyläthylen mittels eine Pravazspritze
zugegeben werden. Dann werden 0,5 ml einer 12%igen Lösung
von sek.-Butyllithium in Hexan portionsweise zugegeben, bis
eine bleibende blaßgelbe Färbung auftritt, worauf insgesamt
42,3 ml der sek.-Butyllithium-Lösung und danach 819 g gereinigtes
Styrol im Laufe von 15 Min. zugegeben werden. Die Reaktortemperatur
wird bei 40°C gehalten. Das lebende Polystyrol
wird durch Zugabe von Äthylenoxyd maskiert und dann über
Nacht bei 20°C stehengelassen. Dann wird das Reaktionsgemisch
auf 40°C erwärmt, worauf man 19,5 ml 2-Brom-2-methyl-
malonsäurediäthylester zugibt. Hierauf wird das Gemisch zunächst
eine Stunde bei 38 bis 42°C gehalten, dann auf 50°C
erhitzt, eine weitere Stunde bei dieser Temperatur gehalten
und dann abgekühlt. Die dabei erhaltenen mischpolymerisierbaren
makromolekularen Monomeren werden durch Eingießen
der Polystyrol-Benzollösung in Methanol unter kräftigem
Rühren ausgefällt. Zur Entfernung von nichtumgesetztem Ester
werden die Feststoffe insgesamt dreimal abgetrennt, in Benzol
aufgelöst und dann wieder ausgefällt. Dann trocknet man
das Produkt 16 Std. bei 60°C unter vermindertem Druck. Das
Molekulargewicht der so erhaltenen makromolekularen Monomeren
wird durch Gelpermeationschromatographie bestimmt, wobei sich
zeigt, daß das Molekulargewicht 16 000 beträgt und das Produkt
eine zweite Komponente in einer Menge von 13%
enthält, die ein Molekulargewicht von 30 000 besitzt.
Das Verhältnis w/n des wie vorstehend angegeben hergestellten
makromolekularen Monomers wird mit 1,133 bestimmt. Anders
gesagt, liegt das w/n-Verhältnis nicht wesentlich über
1,1. Die nach dieser Arbeitsweise erhaltenen makromolekularen
Monomeren besitzen die Strukturformel
in der I ein sek.-Butylrest und R⁶ ein Wasserstoffatom ist und
n eine solche Zahl ist, daß das Molekulargewicht dem vorstehend
angegebenen Wert entspricht.
Die Funktionalität bzw. der Gehalt der wie vorstehend angegeben
hergestellten makromolekularen Monomeren an Diesterendgruppen
wird dann durch Bestimmung ihres Verseifungsäquivalents
nach folgender Methode ermittelt:
Eine Lösung von 40 g des makromolekularen Monomers in 320 ml
eines Gemisches aus Benzol und Methanol im Verhältnis 15 : 1
wird mit 25 ml einer 0,5normalen Lösung von Natriumhydroxyd
in Methanol versetzt. Die dabei erhaltene Lösung wird 2 Std.
unter Rückfluß zum Sieden erhitzt. Dann wird die Lösung abgekühlt
und unter Verwendung eines schreibenden Titrationsgeräts
mit einer 0,5normalen Lösung von Chlorwasserstoffsäure
in einem Gemisch aus Äthylenglycol und Isopropanol im
Verhältnis 1 : 1 titriert. Der Estergruppengehalt wird dann
aus der bei der Verseifungsreaktion verbrauchten Natriumhydroxydmenge
errechnet. Das dabei erhaltene Ergebnis zeigt, daß der
Estergruppengehalt der makromolekularen Monomeren 81% der
Theorie beträgt.
B. Herstellung eines Polystyrols mit einer funktionellen Diesterendgruppe
In einem Reaktor aus korrosionsbeständigem Stahl werden 2,6 Ltr.
trockenes, gereinigtes Benzol vorgelegt und auf 40°C erhitzt,
worauf man mittels einer Pravazspritze
(Spritze für subkutane Injektionen) 0,1 ml Diphenyläthylen
zugibt. Hierauf werden ein paar Tropfen einer Lösung von
sek.-Butyllithium im Hexan zugesetzt, bis eine dauernde
blaßgelbe Färbung auftritt. Anschließend gibt man 35 ml
einer 13,65%igen Lösung von sek.-Butyllithium in Hexan in
den Reaktor, worauf im Laufe von 15 Min. 763 g gereinigtes
Styrol zugegeben werden. Die Reaktortemperatur wird bei 40°C
gehalten. Das lebende Polystyrol wird hierauf maskiert, indem
man aus einer Gasflasche 15 Min. lang gasförmiges Äthylenoxyd
einleitet. 1100 g der dabei erhaltenen Lösung werden dann
langsam unter Rühren in eine Lösung von 20 ml 2-Brom-2-methylmalonsäurediäthylester
in 200 g gereinigtem Benzol eingegossen.
Die Temperatur wird bei 38 bis 40°C gehalten. Die Zugabe
dauert eine Stunde. Das dabei erhaltene Reaktionsgemisch
läßt man über das Wochenende bei Raumtemperatur stehen.
Dann werden die mischpolymerisierbaren makromolekularen Monomeren
durch Eingießen der Polystyrol-Benzollösung in Methanol
unter kräftigem Rühren ausgefällt. Der Niederschlag wird
abgetrennt, in Benzol gelöst und wieder ausgefällt, wobei
diese Fällung noch zweimal wiederholt wird, um nicht-umgesetzten
Ester zu entfernen. Das durch Gelpermeationschromatographie
bestimmte Molekulargewicht der Monomeren beträgt
17000, wobei 5 bis 6% einer zweiten Komponente mit einem
Molekulargewicht von 34000 vorhanden sind, d. h., daß
das Verhältnis von w/n weniger als 1,1 beträgt. Das
Verseifungsäquivalent wird wie in A beschrieben bestimmt.
Die dabei erhaltenen Ergebnisse lassen erkennen, daß
die wie vorstehend beschrieben hergestellten makromolekularen
Monomeren einen praktisch der Theorie entsprechenden Estergruppengehalt
besitzen. Die wie vorstehend angegeben hergestellten
makromolekularen Monomeren besitzen folgende
Strukturformel:
wobei n eine solche Zahl ist, daß das Molekulargewicht dem
vorstehend angegebenen Wert entspricht.
C. B wird im wesentlichen identisch wiederholt, wobei
abweichend davon Chlormalonsäurediäthylester anstelle des
2-Brom-2-methylmalonsäurediäthylesters verwendet wird
Das Molekulargewicht der dabei erhaltenen makromolekularen Monomeren
beträgt 16 000 und das Verhältnis von w-/n liegt unter
1,1. Aus den bei der Bestimmung des Verseifungsäquivalents
in der in A angegebenen Weise erhaltenen Ergebnissen
ist zu ersehen, daß der Estergruppengehalt der makromolekularen
Monomeren 71% der Theorie entspricht. Die wie vorstehend angegeben
hergestellten makromolekularen Monomeren besitzen
folgende Strukturformel:
wobei n eine solche Zahl ist, daß das Molekulargewicht dem
vorstehend angegebenen Wert entspricht.
D. B wird im wesentlichen identisch wiederholt, wobei
jedoch abweichend davon Brombernsteinsäuredimethylester anstelle
des 2-Brom-2-methylmalonsäurediäthylesters verwendet
wird
Das Molekulargewicht der dabei erhaltenen makromolekularen
Monomeren beträgt 17000, wobei 6% des Materials
ein Molekulargewicht von 34000 aufweisen, d. h., daß
das Verhältnis w/n weniger als 1,1 beträgt. Die bei
der Bestimmung des Verseifungsäquivalents nach der in A
angegebenen Methode erhaltenen Ergebnisse zeigen, daß der Estergruppengehalt
der makromolekularen Monomeren 65% der Theorie
entspricht. Die wie vorstehend angegeben hergestellten makromolekularen
Monomeren besitzen folgende Strukturformel:
wobei n eine solche Zahl ist, daß das Molekulargewicht dem
vorstehend angegebenen Wert entspricht.
E. B wird im wesentlichen identisch wiederholt, wobei abweichend
davon 2-(5-Bromamyl)-malonsäurediäthylester anstelle
des 2-Brom-2-methylmalonsäurediäthylesters verwendet wird
Die dabei erhaltenen makromolekularen Monomeren besitzen ein
Molekulargewicht von 14 500, wobei 1% des Materials ein
Molekulargewicht von 29000 aufweist, d. h., daß das
Verhältnis von w/n weniger als 1,1 beträgt. Das so erhaltene
Material wird dem in A beschriebenen Verseifungstest
unterworfen. Dabei ist bei diesem speziellen Produkt
praktisch keine Funktionalität festzustellen. Es wird
angenommen, daß dieses unerwartete Ergebnis darauf zurückzuführen
ist, daß der in Rede stehende spezielle Verseifungstest
auf die besonderen Esterendgruppen dieses makromolekularen
Monomers nicht anwendbar ist. Die wie vorstehend angegeben hergestellten
makromolekularen Monomeren besitzen folgende Strukturformel:
wobei n eine solche Zahl ist, daß das Molekulargewicht dem
vorstehend angegebenen Wert entspricht.
F. Herstellung eines Polystyrols mit einer funktionellen Diesterendgruppe
In einem Reaktor aus korrosionsbeständigem Stahl werden 2,7 Ltr.
analysenreines thiophenfreies und durch Behandeln
mit Linde-Molekularsieben und Calciumhydrid getrocknetes
Benzol vorgelegt. Dann wird der Reaktor auf 40°C aufgeheizt,
worauf man mittels einer Pravazspritze 0,06 ml Diphenyläthylen
zugibt. Hierauf wird der Reaktor durch Zutropfen
einer Lösung von sek.-Butyllithium in Hexan bis zum Auftreten
einer Gelbfärbung "sterilisiert". Dann gibt man zunächst
42 ml einer 13,65%igen Lösung von sek.-Butyllithium in Hexan
in den Reaktor und setzt nachfolgend im Verlaufe von 15 Min.
810 g gereinigtes Styrol zu, wobei die Reaktortemperatur
bei 40°C gehalten wird. Nach weiteren 20 Min. wird das lebende
Polystyrol maskiert, indem man aus einem Zylinder
8 Min. lang gasförmiges Äthylenoxyd einleitet. Nach weiteren
90 Min. wird die Lösung auf 10°C abgekühlt und langsam, im
Laufe von 160 Min. in eine Lösung von 40 ml 2-Brom-2-methylmalonsäurediäthylester
in 300 ml Benzol eingegossen. Die
Gelpermeationschromatographie der so erhaltenen Lösung zeigt,
daß 94% des mischpolymerisierbaren makromolekularen Monomers
ein Mokekulargewicht von 14 500 und 6% der makromolekularen
Monomeren ein Molekulargewicht von 29 000 besitzen,
d. h. daß das w/n-Verhältnis weniger als 1,1
beträgt. Die makromolekularen Monomeren werden isoliert, indem
man die Reaktionsgemischlösung unter heftigem Rühren in
einen Überschuß an Methanol eintropft. Der Niederschlag
wird abgetrennt und zweimal aus Benzol umgefällt. Das dabei
erhaltene feste Produkt wird in einem Vakuumofen bei 65°C
getrocknet. Das Verseifungsäquivalent wird wie in A
beschrieben bestimmt. Die dabei erhaltenen Ergebnisse lassen
erkennen, daß der Estergruppengehalt der nach dem vorstehend
beschriebenen Verfahren hergestellten makromolekularen Monomeren
praktisch der Theorie entspricht. Die wie vorstehend angegeben
hergestellten makromolekularen Monomeren besitzen
folgende Strukturformel:
wobei n eine solche Zahl ist, daß das Molekulargewicht dem
vorstehend angegebenen Wert entspricht.
Beispiel
Herstellung eines Pfropfmischpolymers aus dem makromolekularen
Monomer von Beispiel 2, Äthylenglycol und Dimethylterephthalat
3 g gemäß B hergestelltes makromolekulares Monomer,
11 g Äthylenglycol, 12 g Dimethylterephthalat, 0,025 g Calciumacetat
und 0,006 g Antimontrioxyd werden in ein Reagenzglas
gegeben. Das Gemisch wird dann in einem Ölbad eine Stunde auf
200°C erhitzt, wobei man einen langsamen Stickstoffstrom durch
die Mischung leitet. Hierauf wird das Reagenzglas in einem
Autoklaven zunächst 2 Std. auf 200°C und dann weitere 2 Std.
unter vermindertem Druck (10 Torr) auf 280°C erhitzt. Dann läßt
man das Reaktionsgemisch über Nacht bei Raumtemperatur stehen.
Man erhält 12,5 g eines harten Polymers. Eine 10,04 g schwere
Probe des erhaltenen Pulvers wird in einem Soxhelet-Apparat
16 Std. lang mit siedendem Benzol extrahiert. Dabei lösen sich
2,48 g des Produktes in Benzol. Die benzollösliche Fraktion
wird durch Gelpermeationschromatographie analysiert, wobei
sich gezeigt, daß 1,21 g, entsprechend 49% des benzollöslichen
Produkts nicht-umgesetztes makromolekulares Monomer mit einem
Molekulargewicht von 15 000 sind. 51% oder 1,27 g der
benzollöslichen Fraktion bestehen aus einem Pfropfmischpolymer
mit einem Molekulargewicht von 30 000.