Die Erfindung betrifft einen selbstabdichtenden, schlauchlosen Reifen gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1.
Seit kurzem sind selbstabdichtende, schlauchlose Reifen bekannt, die in dem normalerweise am meisten
für Beschädigungen anfälligen Bereich des Reifens (d. h. der sich quer über die Reifenkrone zumindest von einer
zur anderen Schulter erstreckenden Zone) eine Reifenschadenabdichtungsschicht aus einer Masse enthalten,
die plastische und Klebeeigenschaften hat und dazu neigt, an einem den Reifen durchbohrenden
Gegenstand anzuhaften und beim Herausziehen des Gegenstandes in die Öffnung oder das Loch hineinzufließen,
wobei ein Pfropfen gebildet wird, der die Öffnung verschließt und ein Entweichen von Luft aus
dem Reifen verhindert. Es ist jedoch schwierig, eine Masse zur Verfugung zu stellen, die zwar in das Loch
bzw. die undichte Stelle des Reifens hineinfließt, jedoch so zähflüssig ist, daß ein Fließvorgang bei erhöhten
Temperaturen von bis zu 121°C und darüber, wie sie unter Betriebsbedingungen in Automobilreifen auftreten,
verhindert wird. Das Problem wird durch die außerordentlich hohen Zentrifugalkräfte kompliziert,
denen die Masse bei der Umdrehung des Reifens mit hoher Geschwindigkeit ausgesetzt ist, da die Masse
aufgrund dieser Zentrifugalkräfte dazu neigt, in den zentralen Kronenbereich hineinzufließen, wobei die
Bereiche in Nähe der Schultern ungeschützt zurückbleiben. Ferner hat es sich als schwierig erwiesen, eine
Masse zur Verfügung zu stellen, die diese erwünschte Abgleichung von Viskosität, Plastizität, Haftung und
Anschmiegsamkeit über eine ausgedehnte Betriebsdauer beibehalten kann.
Aus zahlreichen Patentschriften, beispielsweise den US-PS 27 82 829, 28 02 505 und 28 11 190, sind Reifenschadenabdichtungsschichten
bekannt, die nicht vulkanisierte, partiell vulkanisierte oder vollständig vulkanisierte
Elastomere enthalten. Einige dieser Reifenschadenabdichtungsschichten enthalten geringere Mengen
Plastifizierungsmittel oder Weichmacher wie Mineralöl, Kolophoniumöl, Cumaron-Inden-Harze oder flüssiges
Polybuten. Diese Materialien verbleiben jedoch im völlig ungehärteten Zustand und wirken nicht als
wesensbestimmende Bestandteile der Reifenschadenabdichtungsschicht.
Aus der US-PS 26 57 729 ist eine Reifenschadenabdichtungsmasse auf der Basis von depolymerisiertem
Kautschuk und einem gelierenden Mittel bekannt. Diese Masse enthält jedoch kein partiell covulkanisiertes,
hochmolekulares, festes Elastomeres.
Aus der US-PS 39 52 787 (korrespondierend zur JP-PS 82 796/72) ist die Verwendung von Mischungen
bzw. Massen aus hochmolekularen und niedermolekularen Elastomeren wie EPDM und Polybuten bekannt, die
durch Zusatz von kurzen Polyamidfasern nichtfließend gemacht werden. In einem speziellen Beispiel, in dem
die Anwendung einer Hülle für die Aufnahme der Reifenschadenabdichtungsmasse beschrieben ist, wird
zu der Masse eine geringe Menge (0,5%, auf das Gesamtgewicht der Elastomeren bezogen) Schwefel
hinzugegeben.
Mithin sind verschiedene Elastomere, und zwar sowohl gehärtete als auch ungehärtete Elastomere, als
Reifenschadenabdichtungsmassen bekannt Diese Elastomere
können zwar als Abdichtungsmassen dienen, sie neigen jedoch im ungehärteten Zustand bisweilen
zum kalten Fließen oder zu einem Fließen bei erhöhten Temperaturen, wie sie während des Betriebs in Reifen jo
herrschen. Ein solches Fließen ist unerwünscht Wenn diese Elastomere jedoch zur Verhinderung von
Fließvorgängen vernetzt bzw. gehärtet werden, verlieren sie bisweilen leicht die Haftfähigkeit und Anschmiegsamkeit
des ungehärteten Zustands, und sie wirken demzufolge nicht langer als Abdichtungsmassen.
Es ist demnach Aufgabe der Erfindung, einen selbstabdichtenden, schlauchlosen Reifen gemäß dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 1 zur Verfugung zu stellen, dessen Reifenschadenabdichtungsschicht über
eine ausgedehnte Betriebsdauer eine erwünschte Abgleichung von Viskosität, Plastizität, Haftung und
Anschmiegsamkeit beibehält und in Löcher bzw. undichte Stellen des Reifens hineinfließt, jedoch so
zähflüssig ist, daß ein Fließvorgang bei erhöhten Temperaturen, wie sie unter Betriebsbedingungen in
Reifen auftreten, verhindert wird, und nicht dazu neigt, aufgrund der beim Betrieb auftretenden, hohen
Zentrifugalkräfte in den zentralen Kronenbereich zu fließen und die Bereiche in Nähe der Schultern
ungeschützt zurückzulassen.
Diese Aufgabe wird durch den im Patentanspruch 1 gekennzeichneten, selbstabdichtenden, schlauchlosen
Reifen gelöst.
Ein Beispiel für eine zur Herstellung der Abdichtungsschicht dienende Masse ist eine Mischung von 60 Teilen
depolymerisiertem Naturkautschuk und 40 Teilen cis-Polyisopren, die durch die Wirkung von 6 Teilen
Tetra-n-butyltitanat partiell so vernetzt ist, daß sie einen Gelgehalt von etwa 40% hat.
Der erfindungsgemäße, selbstabdichtende schlauchlose Reifen gewährleistet, daß Löcher bzw. Schaden in
den Reifen auch wenn es sich um einen Gürtelreifen handelt, in bequemer und verläßlich wirksamer Weise
abgedichtet werden können. Weil die Masse der Abdichtungsschicht des Reifens in ausreichendem Maße
partiell vernetzt ist, um ein Fließen der Masse bei erhöhten Temperaturen und hohen Zentrifugalkräften,
wie sie unter Betriebsbedingungen auftreten, zu verhindern. Die Masse wird dabei im Loch bzw. in der
Schadensstelle in situ gehärtet bzw. vernetzt.
Die Erfinder haben festgestellt, daß eine Mischung eines hoch- und eines niedermolekularen Elastomeren,
die mehr als 50 Gew.-% des niedermolekularen Elastomeren enthält und partiell, d. h. in einem zur
Verhinderung eines Fließens unter Betriebibedingun- ' gen ausreichendem Maße, vernetzt ist, zu verschiedenen
Vorteilen führt. Das hochmolekulare Elastomere sorgt für Steifigkeit und Festigkeil, das niedermolekulare
Elastomere für Haftung und Anschmiegsamkeit bzw. Nachgiebigkeit, wie sie für eine Reifenschadenabdichtungsschicht
notwendig sind. Vorzugsweise werden die Haftung und Nachgiebigkeit durch den Zusatz eines
klebrigmachenden und/oder weichmachenden Mittels verstärkt. Die Tendenz zum Fließen ist natürlich in dem
niedermolekularen Elastomeren am größten. Durch Erhöhung des Anteils des hochmolekularen Elastomeren
kann diese Tendenz herabgesetzt, jedoch nicht vollständig ausgeschaltet werden. Bei einer partiellen
Vernetzung der Mischung sind die Vernetzungen im hochmolekularen Elastomeren wirksamer und ermöglichen
dem hochmolekularen Elastomeren, als Stützstruktur oder Skelett zur Behinderung von Fließvorgängen
zu wirken, ohne daß das niedermolekulare Elastomere in einem Maße vernetzt würde, daß seine Fähigkeit als
Abdichtmittel zu wirken, erheblich beeinträchtigt wäre.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnungen erläutert.
Fig. 1 zeigt einen schematischen Schnitt durch einen
erfindungsgemäßen, selbstabdichtenden Reifen mit einer Reifenschadenabdichtungsschicht.
F i g. 2 und 3 zeigen Ausschnitte aus einem ähnlichen Reifen wie in Fig. 1 in vergrößertem Maßstabe zur
Veranschaulichung der abdichtenden Wirkung der Reifenschadenabdichtungsschicht.
F i g. 4 zeigt einen Schnitt ähnlich wie in F i g. 1 durch eine andere Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Reifens.
Als Vernetzungsmittel für die Abdichtungsschicht der erfindungsgemäßen Reifen werden Tetrahydrocarbyltitanatester,
wie sie in der US-Patentanmeldung Nr. 5 57 712 (US-Priorität vom 12. März 1975) beschrieben
werden, eingesetzt. Wie in der erwähnten US-Patentanmeldung näher erläutert wird, findet die Härtung
(Vernetzung oder Gelierung zum unlöslichen Zustand) von ungesättigten Elastomeren mit einem Tetrahydrocarbyltitanatester
nur statt, wenn die Mischung der offenen Atmosphäre ausgesetzt wird, und sie kann
verhindert werden, indem man die Mischung in ein abgeschlossenes System einschließt. Zu den ungesättigten
Elastomeren, die mit Tetrahydrocarbyltitanatester gehärtet werden können, gehören cis-Polyisopren
(natürlich oder synthetisch), Polybutadien, insbesondere eis-Polybutadien, Butadien-Styrol-Copolymerkautschuk,
Butadien- Acrylnitril-Copolymerkautschuk, EPDM-Kautschuke (Copolymere von zumindest zwei
verschiedenen Monoolefinen wie Äthylen und Propylen mit einer geringen Menge eines nicht-konjiigierten
Diens wie Dicyclopentadien, 1,4-Hexadien, 5-Äthyliden-2-norbornen,
insbesondere Äthylen-Propylen-5-ÄthyIiden-2-norbornen-TerpoIymerkautschuk
mit einer Jodzahl von mehr als 8. Polychloroprenkautschuk, Butylkautschuk
(Isopren-Isobutylen-Copolymeres) und Mischungen \on solchen Elastomeren. Das Elastomere
kann in Emulsion oder Lösung hergestellt, stereospezifisch oder anders geartet sein. Das Molekulargewicht
des hochmolekularen festen Elastomeren liegt üblicherweise über 50 000, im allgemeinen innerhalb des Bereich
von 60 000 bis 2 · 106 oder 3 - 10b oder darüber. Im
allgemeinen hat das hochmolekulare, feste Elastomere eine Mooney-Viskosität innerhalb des Bereichs von 20
bis 160 M L-4 bei 1000C.
Das niedermolekulare, flüssige Elastomere hat ein Molekulargewicht unter 50 000, das im allgemeinen im
Bereich von 1000 bis 10 000 liegt, und hat bei 65,60C eine
maximale Brookfield-Viskosität von 200 000 mPa · s, die im allgemeinen im Bereich von 20 000 bis 200 000
mPa · s liegt. Beispiele für das niedermolekulare, flüssige Elastomere sind: Flüssiges cis-Polyisopren (z. B.
heiß depolymerisierter Naturkautschuk oder bis zu einem niedrigen Molekulargewicht polymerisiertes
cis-Polyisopren), flüssiges Polybutadien, flüssiges Polybuten, flüssiges EPDM und flüssiger Butylkautschuk.
Das hohe Molekulargewicht, die Dehnung von Filmfestigkeit von cis-Polyisopren (sowohl des natürlichen als
auch des synthetischen Produkts) und die hohe
Klebrigkeit von depolymerisiertem cis-Polyisopren
ergeben bei einer Kombination dieser beiden Elastomeren und bei partieller Vernetzung mit Tetrahydrocarbyltitanatester
eine Abdichtungsschicht, die eine hohe Fließresistenz in Verbindung mit einer wirksamen 1S
Abdichtfähigkeit besitzt. Andere Elastomerkombinationen gemäß der Erfindung, insbesonders die gesättigten,
zeigen im Gebrauch Oxidationsbeständigkeit, was sie ebenfalls hoch erwünscht macht.
Bevorzugte Elastomere für die Verwendung in der ι» zur Herstellung der Abdichtungsschicht dienenden
Mischung sind solche, die aus Naturkautschuk, synthetischem cis-Polyisoprenelastomeren, cis-Polybutadienelastomerem
und Äthylen-Propylen-S-Äthyliden^-norbornen-Terpolymerkautschuk
mit einer Jodzahl von mindestens in niedermolekularer, flüssiger oder hochmolekularer,
fester Form ausgewählt werden.
Die klebrigmachenden oder weichmachenden Substanzen, die der Mischung vorzugsweise beigegeben
werden, sind niedermolekulare Materialien wie KoIophoniumester; aliphatische Erdöl-Kohlenwasserstoffharze:
Polyterpenharze, die von a-Pinen oder j3-Pinen abgeleitet sind; aus Styrol und verwandten Monomeren
hergestellte Harze; aus Dicyclopentadien hergestellte Harze; und Harze, die durch Umsetzung von Rückständen
der Mineralölreinigung bzw. -raffination mit Formaldehyd und Salpetersäure-Katalysator gemäß der
DE-PS 12 92 396 erhalten werden.
Die zur Herstellung der Abdichtungsschicht dienende Mischung enthält einen Hauptteil, d.h. zwischen mehr
als 50% und 90% das Gesamtgewichts, niedermolekulares Material (d. h. niedermolekulares Elastomeres plus
niedermolekulare, klebrigmachende Substanzen). Das Verhältnis des hochmolekularen zu dem niedermolekularen
Elastomeren hängt hauptsächlich vom Molekulargewicht des hochmolekularen Elastomeren ab sowie
von anderen Variablen wie dem im Einzelfall eingesetzten Elastomeren, der Art und Menge des Tetrahydrocarbyltitanatesters
und den Bedingungen der Vernetzungsbehandlung. Im allgemeinen werden die Mengen-Verhältnisse
der beiden Elastomerbestandteile derart gewählt, daß eine Anfangs-Mooney-Viskosität bei
Raumtemperatur (zu Beginn erhaltener Peak, der üblicherweise innerhalb der ersten paar Sekunden
abgelesen wird) zwischen 30 und 70 (mit großem Drehkörper; ML) in der endgültigen vernetzten
Mischung erhalten wird, wobei der bevorzugte Bereich bei 40 bis 60 ML liegt. Mit Anfangs-Mooney-Viskositäten
unter 30 ML, neigt die Mischung zum Herabfließen von der Schulter und den Seitenwandbereichen des
Reifens, wenn dieser mit hoher Geschwindigkeit umläuft, sowie zum Herausfließen aus dem Loch, wenn
ein Reifenschaden auftritt. Oberhalb der erwähnten Anfangs-Mooney-Viskosität von 70 ML ist die Abdichtfähigkeit
der Masse soweit beeinträchtigt, daß sie für die praktischen Zwecke unbrauchbar wird.
Die Mooney-Viskosität der Mischung kann auch bei einer gegebenen Zusammensetzung der Elastomeren
durch das Ausmaß der mechanischen Scherkräfte reguliert werden, die beim Mischen der Bestandteile
einwirken. Die Wirkung der Scherkräfte besteht in einer Herabsetzung des Molekulargewichts des hochmolekularen
Elastomeren unter Verminderung der Mooney-Viskosität vor der Vernetzung.
Die Vernetzung der Mischung ist mit einer Erhöhung b5
der Viskosität und einer Zunahme des Gelgehalts (Gehalt an unlöslichem Material) verbunden. Es wurde
festgestellt, daß ein Gelgehalt (gemessen iin Toluol bei Raumtemperatur) von 15 bis 60%, vorzugsweise 20 bis
50Gew.-% in der vernetzten Mischung bei der Mischung von Naturkautschuk und depolymerisiertem
Naturkautschuk der gewünschten Kombination von Abdichtfähigkeit und Mangel an Fließeigenschaften
entspricht.
Bei anderen Kombinationen von Elastomeren variiert der optimale Bereich des Gelgehalts in Abhängigkeit
vom Molekulargewicht und den Mengenverhältnissen der beiden Elastomerbestandteile. Wie vorstehend
beschrieben wurde, hat es sich erwiesen, daß eine Anfangs-Mooney-Viskosität (ML bei Raumtemperatur)
der endgültigen, partiell vernetzten Mischung im genannten Bereich der vorstehend genannten erwünschten
Kombination von Eigenschaften entspricht. Die als Vernetzungsmittel zur Gelierung des ungesättigten
Elastomeren eingesetzten Tetrahydrocarbyltitanatester haben die Formel (RO)4Ti, wobei R eine
Alkylgruppe mit 1 bis 12, vorzugsweise 3 bis 8 Kohlenstoffatomen oder eine Arylgruppe mit 6 bis
10 Kohlenstoffatomen wie eine Kresylgruppe ist. Bei der Herstellung der partiell vernetzbaren Mischung
kann das Vermischen des Vernetzungsmittels mit dem ungesättigten Elastomeren unter »Nichtverdampfungsbedingungen«
in einem geschlossenen System wie einem Innenmischer, z. B. einem Sigma-Schaufelmischer
(wie einem »Baker-Perkins-Mischer« oder einem geschlossenen »Brabender-Mischer«) erfolgen. Alternativ
kann das Vernetzungsmittel mit dem ungesättigten Elastomeren in Lösung in einem inerten, flüchtigen
organischen Lösungsmittel für das Elastomere (z. B. η-Hexan) und vorzugsweise in Gegenwart einer
geringen Menge von flüchtigem Alkohol (z. B. Äthylalkohol) zur Unterdrückung einer vorzeitigen Gelierung
gemischt werden. Die Gelbildung erfolgt dann erst nach dem Abdampfen des Lösungsmittels und Alkohols.
Typischerweise erfolgt das Vermischen unter Bedingungen, bei denen die Gelbildung unterdrückt wird (d. h. in
einem geschlossenen System unter »Nichtabdampfungsbedingungen« oder in Gegenwart eines flüchtigen
Alkohols) und die Mischung wird dann nach Formung zur gewünschten Gestalt (z. B. Gießformen. Extrudieren,
Schichtauftrag usw.) der Gelbildung überlassen, indem man die flüchtigen Bestandteile frei in die offene
Atmosphäre abdampfen läßt. In Abhängigkeit von den Elastomeren und der Menge an fremden Hydroxylverbindungen
wie Antioxidantien (hydroxylische Verbindungen sind die Vernetzung inhibierende Substanzen),
die ggf. in der Mischung enthalten sind, bestimmen Menge und Typ des angewandten Titanatesters die
Geschwindigkeit und das Ausmaß der erzielten Vernetzung.
Die angewandte Menge des Vernetzungsmittels variiert mit den im Einzelfall angewandten Elastomeren
!und deren Mengenverhältnissen sowie mit dem im
Einzelfall eingesetzten Titanatester und den Bedingunigen der Vernetzungsstufe. Im allgemeinen sollte die
-angewandte Menge des Vernetzungsmittels dazu 'ausreichen, daß ein Fließen der Masse im Reifen bei
Temperaturen bis zu 933° C und Geschwindigkeiten bis
»'zu 80 km/h vermieden wird, während noch eine {ausreichende Klebrigkeit und Anschmiegsamkeit zur
^Erzielung der beschriebenen Abdichtfunktion erhalten
'bleibt Die eingesetzten Mengen variieren in Abhängigkeit
vom Anteil des hochmolekularen Elastomeren In 'eier Mischung. Höhere Anteile an hochmolekularem
'!Elastomeren erfordern weniger und geringere Anteile
erfordern mehr Vernetzungsmittel, um die gewünschte
'2
Kombination von Fließresistenz und Abdichtfähigkeit aufrechtzuerhalten. Die Menge des Vernetzungsmittels
variiert natürlich mit der Natur der Elastomeren selbst. Für eine Mischung aus depolymerisiertem Naturkautschuk
und Naturkautschuk wird der Tetrahydrocarbyltitanatester in einer Menge von im allgemeinen 2 bis
;io°/o und vorzugsweise 3 bis 8%, auf das Gesamtgewicht der Elastomeren bezogen, benötigt.
Die Temperatur und die erforderliche Zeitdauer für die partielle Vernetzung hängen wiederum von der
Anwesenheit oder Abwesenheit von hydroxylischen (inhibierenden) Zusätzen und dem Typ und Gehalt des
eingesetzten Titanatesters ab. Eine Vernetzung der Mischung ist mit dem Abdampfen des Alkohols
verbunden, der der Alkoxygruppe des Titanatesters entspricht. Somit bewirken Titanatester von niedrigsiedenden
Alkoholen eine sehnellere Vernetzung als Titanatester von höhersiedenden Alkoholen. Beispielsweise
wirkt Isopropyltitanat schneller als Butyltitanat, das selbst wiederum schneller wirkt als Äthylhexyltitanat.
Erhöhte Temperaturen steigern die Vernetzungsgeschwindigkeit unabhängig vom Typ und Gehalt des
Titanatesters. Die Vernetzung schreitet jedoch auch in Abwesenheit von zugesetztem hydroxylischen Inhibitor
und Lösungsmittel bei Raumtemperatur schnell fort. Im allgemeinen werden 1 bis 10 Tage für die Vernetzung
bei Raumtemperatur benötigt, und zwar in Abhängigkeit von Faktoren wie der Eigenart des Elastomeren,
der Menge von hydroxylischen Verunreinigungen, dem Verhältnis von Oberfläche zu Volumen (je größer die
exponierte Oberfläche ist, um so schneller erfolgt die Vernetzung sowie der Konzentration und dem Typ des
Titanatesters. Es ist ein bemerkenswertes Kennzeichen der partieller Vernetzung, daß die vernetzbare Mischung
ohne vorzeitige Vernetzung bzw. Härtung bei 3~> erhöhten Temperaturen verarbeitet werden kann (unter
»Nichtverdampfungsbedingungen«) und daß dennoch bei Raumtemperatur eine partielle Vernetzung erzielt
werden kann (unter Abdampfbedingungen).
Wie angegeben wurde, hat es sich gezeigt, daß die Reaktion der Vernetzung mit Titanatester mit einer
Entwicklung von Alkohol verbunden ist, d. h. daß während der Vernetzung ein der organischen Gruppe
des Esters (RO)-tTi entsprechender Alkohol ROH erzeugt wird. Wenn der Alkohol an einer Abdampfung '"'
gehindert wird, wie in einem geschlossenen Behälter, wo »Nichtabdampfbedingungen« vorherrschen, schreitet
die Vernetzung nicht voran. Wenn die vernetzbare Mischung jedoch in die offene Atmosphäre gebracht
wird, wo Abdampfbedingungen vorherrschen und der >"
entwickelte Alkohol ROH entweichen kann, läuft die Vernetzung ab. Dünne Abschnitte wie aus einer Lösung
abgeschiedene Beschichtungen, kaiandrierte oder extrudierte
Filme oder Bahnmaterialien und ähnliche dünne Abschnitte (mit einer Dicke von z. B. 5,1 mm oder
weniger) haben ein höheres Verhältnis von Oberfläche ' zu Volumen als dickere Abschnitte (wie die meisten
• geformten Gegenstände) und bieten eine größere Möglichkeit für das Entweichen des erzeugten Alkohols
ROH. Aus diesem Grunde vernetzen solche dünnen Abschnitte schneller als dicke Abschnitte. ·■
Mit fortschreitender Vernetzung nimmt der Gelgehalt des Elastomeren (d.h. der Gehalt der in
, organischen Flüssigkeiten, die normalerweise Lösungs-.
mittel für das ungehärtete Elastomere sind, unlöslichen . Fraktion) zu, was besagt, daß eine Vernetzung
stattfindet, und die Entwicklung von Alkohol setzt sich fort, bis ein Plateau des Gelgehalts erreicht ist
Wie bereits erwähnt wurde, haben hydroxylische Zusätze eine inhibierende Wirkung auf die Vernetzung
mit Titanatester. So wurde beispielsweise gefunden, daß phenolische Antioxidantien die Vernetzungsgeschwindigkeit
vermindern. Wenn solche Antioxidantien so weit wie möglich entfernt werden, neigen Lösungen der
Elastomere zu einem raschen Gelieren, wenn Titanatester hinzugefügt werden. Normalerweise erfolgt eine
beachtliche Gelierung langsam bei Abdampfung von Lösungsmittel aus der Lösung. Ein Zusatz von geringen
Mengen flüchtigen Alkohols zu Elastomerlösungen inhibiert Neigungen zur vorzeitigen Gelierung. Die
Vernetzungsgeschwindigkeit kann über das Molekulargewicht des zugesetzten Alkohols reguliert werden.
Alkohole mit geringem Molekulargewicht wie Äthylalkohol haben eine milde oder vorübergehende Hemmwirkung,
während hönersiedende Alkohole wie Douecylalkohol eine stärkere und anhaltende Hemmwirkung
ergeben. Nach der Gelbildung ist das gelierte Elastomere in Toluol und anderen organischen Lösungsmitteln
unlöslich, jedoch kehrt ein Zusatz von Säure, wie Essigsäure, ύ°.η Prozeß um, und das Elastomere wird
erneut löslich. Eine Zugabe von Carbonsäuren inhibiert in ähnlicher Weise die Gelbildung. Möglicherweise ist
die Vernetzung eine Folge einer Titanatesterbildung mit dem Elastomeren.
Die Mischung kann nach Wunsch ferner verschiedene geeignete, zusätzliche Kompoundierungsbestandteüe
wie Pigmente, z. B. Ruß, teilchenförmige anorganische Füllstoffe, Streckmittel, klebrigmachende Substanzen,
Stabilisatoren und Antioxidantien aufweisen. Es ist weder nötig noch erwünscht, zu den Mischungen
faserige Füllstoffe hinzuzugeben.
Zur Herstellung der Reifenschadenabdichtungsschicht werden die Bestandteile der Masse gleichmäßig
miteinander vermischt, und die erhaltene Mischung wird in Form eine' relativ dünnen (z. B. 2,5 mm dicken)
Abdichtungsschicht in den Reifen eingebaut. Gemäß Fig. 1 weist eine typische Ausführungsform des
erfindungsgemäßen, schlauchlosen Reifens 10 eine übliche Lauffläche 11 aus vulkanisiertem Kautschuk und
Seitenwandteile 12 und 13 über einer mit Faser- bzw. Textilmaterial verstärkten Karkasse 14 auf der Basis
von vulkanisiertem Kautschuk auf, wobei die Karkasse in einem Wulstbereich 15, 16 endet, der die übliche
nicht-dehnbare Umfangsverstärkung enthält. Die gesamte Innenfläche der Karkasse wird von dem üblichen
luftundurchlässigen Futter 17 bedeckt Eine Reifenschadenabdichtungsschicht 18 erstreckt sich quer über den
inneren Kronenbereich des Futters von einem Schulterbereich des Reifens zum anderen und zumindest über
den halben Weg in den Wandbereich der jeweiligen Innenfläche.
Die Abdichtwirkung der Abdichtungsschicht 18 wird m F i g. 2 und 3 veranschaulicht, wobei F i g. 2 einen den
!keifen durch die Lauffläche 11, die Karkasse 14 und das
futter 17 sowie die Abdichtungsschicht 18 hindurch durchbohrenden Nagel 19 zeigt. Die Masse, aus der die
iAbdichtungsschicht besteht, neigt zum Haften bzw. /Kleben am Nagel und verhindert ein Absinken des
•fLuftdrucks, während der Nagel an Ort und Stelle ist
'Wenn der Nagel herausgezogen wird, wie es in Fig.3
dargestellt ist, zieht der Nagel einen Pfropfen 20 der '■{Masse in das Loch 21 hinein unter Versiegelung des
■lloches gegen Luftaustritt
ίί Bei der In Fig.4 gezeigten Ausführungsform der
^Erfindung ist die Abdichtungsschicht 23 zwischen der
^Innenfläche der Karkasse 24 und dem Futter 25
Angeordnet. Wenn die Abdichtungsschicht in den Reifen ^eingebaut ist, kann sie vor oder nach dem Einbau
Vernetzt werden. In ähnlicher Weise kann der Reifen vor oder nach dem Einbau der Abdichtungsschicht
gehärtet bzw. vulkanisiert werden, ϊ Zum Aufbringen einer Abdichtungschicht auf die
linnenfläche eines Reifens kann die Masse als Klebelösung
beispielsweise in η-Hexan oder anderen geeigneten flüchtigen organischen Lösungsmitteln hergestellt
!werden. Diese Klebelösung kann auf den gewünschten '^Bereich der Innenfläche des Reifenfutters (z.B. durch
«Sprühen oder Bürsten) aufgebracht werden unter Anwendung von so vielen Beschichtungen, wie zur
Ausbildung einer gewünschten Schichtdicke erforderlich sind. Die so aufgebrachte Abdichtungsschicht wird
bei Raumtemperatur in etwa 5 Tagen in ausreichendem Maße vernetzt, um die Abdichtfunklion zu gewährleisten,
wobei die Vernetzungsdauer nach Wunsch durch Aufbewahrung des Reifens an einem warmen Ort,
beispielsweise bei 50° bis 100°C, verkürzt werden kann.
Ein anderes Verfahren zur Herstellung der Abdichtungsschicht besteht darin, daß die erhitzte Masse bei
erhöhter Temperatur in Form einer Schicht oder eines Streifens mit der gewünschten Dicke in einem Reifen
hinein extrudiert wird. Zweckmäßigerweise kann die Masse von einer geeignet gestalteten Düse her, die sich
in die Reifenkarkasse hinein erstreckt, direkt auf die Futteroberfläche extrudiert werden, wobei der Reifen
während der Extrusion gedreht wird.
Mit dem als Vernetzungsmittel eingesetzten Tetrahydrocarbyltitanatester
ist es vorteilhafterweise möglich, die Masse bei erhöhter Temperatur ohne vorzeitige
Vernetzung zu extrudieren und die Vernetzung der aufgebrachten Abdichtungsschicht dennoch bei einer
niedrigeren Temperatur (z. B. Raumtemperatur) zu erreichen. Der Grund für dieses Verhalten liegt darin,
daß die Vernetzung der Mischung von Elastomeren mit Titanatester nur stattfindet, wenn Hydrocarbylalkohol
(der offensichtlich als Nebenprodukt der Vernetzungsreaktion entsteht) aus der Masse entweichen kann.
Wenn die Masse jedoch unter »Nichtverdampfungsbedingungen« (z. B. im Zylinder eines Extruders) eingeschlossen
ist, findet selbst bei erhöhter Temperatur keine Vernetzung statt. Nach dem Aufbringen der
Masse auf den Reifen kann der erwähnte Hydrocarbylalkohol jedoch von der Abdichtungsschicht frei
abdampfen, und die Vernetzung läuft ab, ohne daß eine Erwärmung erforderlich ist.
Alternativ kann ein vorangehend hergestellter Streifen (z. B. ein extrudiertes Band) aus der Masse, der
eine geeignete Breite und Dicke hat, durch irgendein geeignetes Mittel auf die Innenfläche eines Reifens
"aufgebracht werden.
Die Reifenschadenabdichtungsschicht kann nach Wunsch die gesamte Innenfläche des Reifens von einem
Wulst- oder Felgenbereich zum anderen bedecken. In diesem Fall kann das Futter entfallen, weil die
Abdichtungsschicht als Futter dient.
In einigen Fällen kann es erwünscht sein, eine
Jstreifenförmige Abdichtungsschicht in die Reifenstruk-
" fur einzubauen, während der Reifen hergestellt wird,
^beispielsweise indem man einen Streifen aus der
!Mischung auf eine Reifenwickeltrommel ablegt und mit
rudern Futter und anderen Bestandteilen der Karkasse
'.fiberschichtet Die Abdichtungsschicht kann an einem
Ankleben an der Wickeltrommel gehindert werden, indem man auf der Trommel zunächst eine Schicht aus
^flexiblem Material anordnet, wonach die Abdichtungs
ι ο
ίο
schicht und dann die restlichen Bestandteile des Reifens aufgebracht werden. So können zuerst das Futter und
anschließend die Abdichtungsschichl und die Karkassenlagen unter Ausbildung des Konstruktionstyps, wie
er in Fig.4 gezeigt wird, auf die Reifenwickeltrommel
aufgebracht werden.
Die Reirenschadenabdichtungsfähigkeit und Fließresistenz der Mischung kann in einem aufgepumpten
Reifen getestet werden. Für diesen Zweck wird die Mischung in einem Reifen angeordnet, der mit 121 bis
145 km/h unter einer Belastung die zur Erzeugung einer Innentemperatur von 121°C oder mehr ausreicht,
umläuft. Nach einem hochtourigen Betrieb wird der Reifen dann überprüft, um festzustellen, ob die
Mischung von den Schultern des Reifens weg- und in den Kronenbereich hineingeflossen ist bzw. ob die
Mischung eine Anhäufung im Reifenboden gebildet hat, nachdem der Reifen abgebremst worden ist. Die
Fließfestigkeit bei mindestens 80 km/h und einer inneren Lufttemperatur von zumindest 93,3°C ist ein
wichtiges Kriterium für die Beurteilung der Betriebsleistung des erfindungsgemäßen Reifens. Zur Ermittlung
der Lochabdichtungsfähigkeit wird der Reifen mit Nägeln von unterschiedlichen Größen durchbohrt, die
anschließend wieder vom Reifen entfernt werden, und die Abnahme des Luftdrucks innerhalb des Reifens wird
gemessen. Ein weiterer wichtiger Vorteil der Erfindung besteht in der Fähigkeit der Masse, Löcher mit einem
Durchmesser von mindestens 3,18 mm zu verschließen.
Beispiel 1
480 g Naturkautschuk [malaiischer Standardgummi mit einer Mooney-Viskosität von 64ML-4 bei 1000C;
Molekulargewicht (Gewichtsmittel): 4,7 · 106] wurden in 15,2 1 η-Hexan gelöst. Zu dieser Lösung wurden 960 g
depolymerisierter Naturkautschuk (Viskosität: 80 00OmPa-S bei 65,6°C) hinzugegeben, und die
Mischung wurde bis zur Gleichmäßigkeit gerührt. 100,8 g Tetra-n-butyltitanat wurden dann hinzugefügt,
und die Kleblösung wurde erneut gerührt, wobei 24 g 2,2'-Methylenbis(4-methyl-6-tert.-butylphenol) als Antioxidationsmittel
hinzugegeben wurden. Die erhaltene Klebe- bzw. Kaulschulkösung hatte einen Feststoffgehalt
von etwa 14%.
Die Klebelösung wurde dann auf die Innenseite des luftdichten Futters eines Gürtel- bzw. Radialreifens über
eine Strecke von 10,2 cm auf jeder Seite der Mittellinie bis zur inneren Seitenwand des Reifens aufgetragen.
Das Futter war zuerst durch Waschen mit Seife und Wasser und anschließendes Trocknen gereinigt worden.
Die Klebelösung wurde durch Aufstreichen von dünnen, aufeinanderfolgenden Schichten aufgetragen, bis ein
Trockengewicht von 1200 g über den vollständigen Umfang "des Reifens erreicht war. Das Lösungsmittel
wurde über Nacht bei Raumtemperatur abdampfen -!gelassen, und die partielle Vernetzung wurde durch
Ätägiges Stehenlassen des Reifens bei Raumtemperatur '[vervollständigt Dieser Prozeß kann bei einer gleichwertigen
Vernetzung beschleunigt werden, indem man fden Reifen 24 h lang auf 93,3°C erhitzt Nach der
Vernetzung lag der Gelgehalt der Masse bei 35% ^(gemessen in Toluol bei Raumtemperatur) im Vergleich
?zu etwa 5% vor der Vernetzung.
I Zur Prüfung des mit der Abdichtungsschicht versehenien
Reifens wurde der Reifen auf einer Standard-Auto-"ffelge
montiert auf etwa 2 bar aufgeblasen und zur ^Erzielung des Wärmegleichgewichts des Reifens auf
deinem Prüfstand (Getty wheel; 28 cm Durchmesser) 1 h
lang mit 80 km/h in Betrieb genommen. Acht »20-pence«-Nägel (Schaftdurchmesser: etwa 4,7 mm) wurden
dann in jede der sechs Rillen der Reifenlauffläche von kante zu Kante eingetrieben, und zwar je ein Nagel
durch jede Rille und zwei weitere zwischen Profilstollen, so daß der Nagelkopf nicht durch eine Rippe in die Rille
hinein (auf gleiche Ebene) eingetrieben werden konnte. Der Reifen wurde dann weiter 20 h lang mit 80 km/h
ohne Regulierung des Luftdrucks betrieben. Während dieser Zeit zeigte sich bei dem Reifen kein oder kaum
ein Luftverlust. Alle Nägel wurden dann entfernt, und es wurde beoabachtet, daß Löcher in der Lauffläche von
etwa gleichem Durchmesser wie die Nägelschäfte auftraten. Besonders bemerkenswert ist die Beobachtung,
daß während der Entfernung und unmittelbar danach nur eine geringfügige Abnahme des Luftdrucks
(um weniger als 0,27 bar) auftrat, und zwar mit nachfolgender, vollständiger Abdichtung aller Löcher
durch die Masse der Reifenschadenabdichtungsschicht. Der Reifen wurde dann weitere 16 000 km (200 h mit
80 km/h) betrieben. Während dieser Zeit wurde keine weitere Abnahme des Luftdrucks beobachtet.
Ein ähnlicher, keine Abdichtungsschicht aufweisender Reifen verlor unmittelbar nach Entfernung der Nägel
den gesamten Druck, als er dem vorstehender Test unterzogen wurde.
Beispiel 2
Ein Reifen, bei dem eine Masse, die 60% des in Beispiel 1 eingesetzten, depolymerisierten Naturkautschuks
und 40% Naturkautschuk enthielt, durch Extrusion bei 121,1°C einer 2,54 mm dicken Abdichtungsschicht
auf das Innenfutter des Reifens aufgetragen worden war, ergab ein ähnliches Ergebnis wie der
Reifen, bei dem die Abdichtungsschicht aus einer Lösung abgeschieden worden war. Für die Extrusion
wurde eine Mischung aus 2,72 kg des depolymerisierten Naturkautschuks, 45 g 2,2'-Methylenbis(4-methyl-6-tert.-butylphenol)
und 2,72 kg aufgerahmtem Hevea-Naturkautschuklatex (67% Gesamtfeststoffe) in einem
Doppelarm-Sigma-Schaufelmischer für Pasten mit einer
Manteltemperatur von 132,2°C 30 min lang gemischt. Danach wurde ein Vakuum angelegt und der Mischvorgang
30 min lang fortgesetz*, wobei der Feuchtigkeitsgehalt der Mischung geringer als 0,2% war. Die
Mischung wurde dann auf etwa 77" C abgekühlt und mit 272 g Tetra-n-butyltitanat versetzt. Der Mischer wurde
dicht verschlossen, und der Mischvorgang wurde weitere 30 min lang fortgesetzt. Die erhaltene Mischung
wurde dann bei 121,1°C als 2,54 mm dicke Abdichtungsschicht auf das Innenfutter eines Reifens extrudiert. Die
Anfangs-Mooney-Viskosität bei Raumtemperatur (großer Drehkörper; ML) der vollständig gehärteten
Mischung lag bei 55.
Beispiel 3
Eine Mischung aus gleichen Teilen Naturkautschuk, depolymerisiertem Naturkautschuk (wie in Beispiel 1
verwendet) und Diphenyläthylendiamin zusammen mit 8% Tetraisopropyltitanat und 1% 2,2'-Methylenbis(4-methyl-6-tert-butylphenol)
(beides bezogen auf den Gesamt-Kautschukgehalt) wurde gemäß der Verfahrensweise von Beispiel 2 hergestellt Die Mischung
wurde dann in Form einer 3,17 mm dicken Abdichtungsschicht bei 115,60C auf das Futter eines Reifens
extrudiert und durch 7tägige Erwärmung auf 65,6° C teilweise vernetzt bzw. gehärtet Die Anfangs-Mooney-Yiskosität
(ML,) der gehärteten Mischung bei Raum
temperatur lag bei 45 und ihr Gelgehalt betrug 33,1% (gemessen in Toluol bei 500C für 24 h).
Der Reifen wurde auf einer Felge montiert und aufgeblasen. Zur Abschätzung der Abdichtwirkung
wurden vier »20d«-Nägel von 6,35 cm Länge in den Reifen getrieben, und zwar einer in die äußere Rippe,
einer in die äußere Rille und zwei an inneren Positionen. Der Reifen wurde dann auf dem Getty-Rad mit 80 km/h
beginnend jeweils 1 h lang mit Geschwindigkeitszunahmen von 8 km/h laufen gelassen, bis alle Nägel aus dein
Reifen herausgetrieben waren. Alle Löcher, die bei diesem Test denselben Durchmesser hatten wie der
Nagelschaft, wurden verschlossen, und es trat kein Druckverlust auf. Ein Reifen ohne Abdichtungsschicht
war innerhalb von 1 min nach dem Austritt des· ersten Nagels bei diesem Test platt.
Beispiel 4
Eine der in Beispiel 3 eingesetzten Mischung ähnliche Mischung, die jedoch 10% Tetraisopropyltitanat enthielt
(bezogen auf den Gesamt-Kautschukgehalt) wurde in vier Reifen jeweils in Form eines 3,17 mm dicken
Streifens extrudiert und wie vorstehend beschrieben gehärtet. Die gehärtete Mischung hatte ML,-Werte bei
Raumtemperatur von 45 bis 55, und die Gelgehalte lagen bei 18 bis 25%. Die Reifen wurden dann auf ein
Automobil montiert, und zwar jeweils mit einem in eine Außenseiten- oder Innenseitenlaufflächenposition getriebenen
»20d«-Nagel, und das Automobil wurde in 160km-Zyklen mit folgenden Geschwindigkeiten gefahren,
bis die Nägel herausgetrieben wurden:
36.2 km mit 48,2 km/h,
60.3 km mit 80,4 km/h, und
64,3 km mit 128,6 km/h.
Bei jedem Reifen erfolgte beim Heraustreten des Nagels eine Versiegelung bzw. Abdichtung des Lochs
mit nur geringem oder keinem Druckverlust, und das Automobil konnte weiterfahren. Unbeschichtete Reifen
verloren dagegen bei einem ähnlichen Rest rasch an Druck und waren innerhalb von einer Minute platt.
Beispiel 5
4^ Eine Mischung aus 50 Teilen Naturkautschuk, 50 Teilen
depolymerisierten Naturkautschuk (wie in Beispiel 1 verwendet) und 70 Teilen eines aus polymerisiertem
Dicyclopentadien hergestellten, klebrigmachenden Harzes sowie 8% Tetraisopropyltitanat und 10%
D° 2,2'-Methylenbis(4-methyI-6-tert-butylpheno!) (bezogen
auf den Gesamt-Kautschukgehalt) wurde gemäß der Verfahrensweise von Beispie! 2 hergestellt. Die
Mischung wurde dann bei 121°C in Form eines 3,17 mm dicken Streifens in einen Reifen extrudiert und gehärtet
oS Die Reifenschadenabdichtfähigheit dieser Mischung
(ermittelt nach dem Nagelaustreibtest von Beispiel 3) zeigte eine mittlere Abdichtwirkung von 75% (drei von
vier Nagellöchern wurden versiegelt).
Beispiele
Eine Mischung aus jeweils 50 Teilen Naturkautschuk lind depolymerisiertem Naturkautschuk (wie in Beispiel
1 verwendet) sowie 50 Teilen eines klebrigmachenden Harzes auf Kohlenwasserstoffpolymerbasis, 16%
"Tetraisopropyltitanat und 10% 2,2'-Methylenbis(4-methyl-6-tert.-butyIphenol)
(bezogen auf den Gesamt-Kautschukgehalt) wurde hergestellt und bei 121,1° C in Form
eines 3,17 mm dicken Streifens in einen Reifen
-JS_
i3
hineinextrudiert. Die Abdichtfähigkeit der Mischung beim Nagelaustreibtest von Beispiel 3 war größer als
75%.
Beispiel 7
Eine Mischung aus 40 Gew.-Teilen Naturkautschuk.
30 Gew.-Teilen depolymerisiertem Naturkautschuk (wie in Beispiel 1 verwendet) und 30 Gew.-Teilen
Diphenyläthylendiamin zusammen mit 4,2 Gew.-Teilen Tetraisopropyltitanat und 0,7 Gew.-Teilen 2^2'-Methylenbis(4-methyl-6-tert--butylphenol)
wurde nach der Verfahrensweise von Beispiel 2 hergestellt. Die Mischung wurde dann bei 115,6° C in Form eines 3,17 mm
dicken Streifens in einen Reifen hinein extrudiert, gehärtet und dem Nagelaustreibtest von Beispiel 3
unterzogen. Ihre mittlere Abdichtungsfähigkeit lag bei 70%.
Beispiel S
2 Teile eines fiüssigen Polyisobutylens (Durchschnittsmolekulargewicht,
aus der Viskosität ermittelt: 32 000; etwa 4 Mol-% ungesättigt) und 1 Teil eines
Äthylen-Propylen-Äthylidennorbornen-Terpolymeren (Äthylen-Propylen-Verhältnis: 58/42; Jodzahl: 20; ML-4
= 50 bei 125° C) wurden unter Erzielung einer Konzentration von etwa 10% in Hexan gelöst. 8%
(bezogen auf den Gesamtkautschukgehalt) Tetra-n-butyltitanat wurden hinzugegeben, und die Mischung
wurde in einer Breite von 20,3 cm auf die Innenfläche eines Reifens aufgestrichen, und zwar in einer Menge,
die zur Erzielung einer Schichtdicke von 3,17 mm nach dem vollständigen Abdampfen des Lösungsmittels
ausreichte. Die Mischung wurde durch mindestens 24stündiges Stehenlassen bei Raumtemperatur nach der
vollständigen Entfernung des Lösungsmittels gehärtet. Der Reifen wurde auf einer Felge aufgeblasen und dann
in der Lauffläche mit vier Nägeln von 3,17 mm Durchmesser durchbohrt. Der Reifen wurde dann auf
einem Getty-Rad mit 80 km/h 1600 km laufen gelassen, worauf die Nägel entfernt wurden. Dabei war der
Druckverlust geringer als 0,27 bar, und die Löcher waren abgedichtet.
Beispiel 9
Eine Mischung aus gleichen Teilen des in Beispiel 8 eingesetzten Polyisobutylens, des in Beispiele eingesetzten
Terpolymeren und eines von «-Pinen abgeleiteten Polyterpenharzes mit einem Erweichungspunkt von
100° C sowie 6% Tetra-n-butyltitanat (bezogen auf den
Gesamt-Kautschukgehalt) wurde in Form einer Hexanlösung hergestellt und innen auf einen Reifen aufgestri-
chen, wobei ein Streifen erhalten wurde, der nach dem Verdampfen eine Breite von 20,3 cm und eine Dicke von
3,17 mm hatte. Nach der Härtung bei Raumtemperatur wurde die Abdichtfähigkeit des Streifens in gleicher
Weise wie in Beispiel 8 getestet (unter Verwendung von 3,17 mm-Nägeln). Dabei wurde eine vollständige Abdichtung
nach Entfernung der Nägel bei geringem oder keinem Druckverlust festgestellt.
Beispiel 10
Eine Mischung aus gleichen Teilen des in Beispiel 8 eingesetzten Terpolymeren, des in Beispiel 8 eingesetzten
Polyisobutylens und des in Beispiel 5 eingesetzten, klebrigmachenden Harzes sowie 10% Tetra-n-butyltitanat
(bezogen auf den Gesamt-Kautschukgehalt) wurde in Hexan gelöst und auf die Innenfläche eines Reifens
aufgetragen, wobei nach dem Abdampfen ein Streifen mit einer Breite von 20,3 cm und einer Dicke von
3,17 mm erhalten wurde. Nach Härtenlassen bei Raumtemperatur wurde der Reifen auf seine Selbstabdichtungsfähigkeit
gemäß Beispiel 8 überprüft. Zwei Nägel von 3,17 mm Durchmesser wurden dazu verwendet,
und bei ihrer Entfernung nach 1600 km wurde kein Druckverlust festgestellt.
2' Beispiel 11
Eine Mischung aus gleichen Teilen eines Äthylen-Propylen-Äthylidennorbornen-Terpolymeren
(Jodzahl: 20; ML-4 = 55 bei 125° C) des in Beispiel 8 eingesetzten
jo Polyisobutylens und Diphenyläthylendiamin sowie 10%
Tetraisopropyltitanat (bezogen auf den Gesamt-Kautschukgehalt wurde in Hexan gelöst und auf die
Innenfläche eines Reifens aufgetragen wobei nach dem Abdampfen ein Streifen mit einer Breite von 20,3 cm
und einer Dicke von 3,17 mm erhalten wurde. Die Mischung wurde bei Raumtemperatur gehärtet, wonach
der Reifen auf einer Felge montiert und auf 1,93 bar aufgeblasen wurde. Der Reifen wurde dann mit zwei
»20d«-Nägeln durchbohrt und 20 h lang mit 80 km/h laufen gelassen. Die Nägel wurden dann herausgezogen,
wobei kein Druckverlust beobachtet wurde.
Die Meßwerte für Gelgehalt und MooneV'Viskosität,
die im Vorstehenden für die endgültig durch teilweises Vernetzen gehärtete Mischung angegeben wurde, sind
selbstverständlich an einer getrennten Probe der Mischung erhältlich, die praktisch äquivalenten Vernetzungsbedingungen
wie die tatsächlich zur Herstellung einer Abdichtungsschicht in einem Reifen eingesetzte
Mischung unterzogen wurde. Es ist natürlich nicht praktisch, diese Messungen an der tatsächlich verwendeten
Mischung im Reifen selbst vorzunehmen.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen