DE2528338A1 - Verfahren zur herstellung von garnen aus angorakaninchenwolle - Google Patents
Verfahren zur herstellung von garnen aus angorakaninchenwolleInfo
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Description
23 426 G/we 13. Mai 1975
Rohstoffgesellschaft Deutsche Angorawolle GmbH.& Co.KG.
Garmi sch-Partenkirchen
Verfahren zur Herstellung von Garnen aus Angorakaninchenwolle
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Garnen mit einer Einheit von iNfm 6o bis etwa Nm 25o aus Angorakaninchenwolle
und synthetischen oder anderen künstlichen Fasern.
Angorawolle ist die Bezeichnung für die Haare des Angorakaninchens.
Die Feinheit der einzelnen Angorafasern beträgt o,o12 bis o,o17 mm, ihre Länge 12 bis 1oo mm. Trotz dieser
Feinheit - Angorawolle ist die feinste Naturfaser überhaupt -
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hat die Angorafaser Hohlräume, in denen Luft eingeschlossen ist. Durch diese Lufteinschlüsse gewinnt sie ihre charakteristischen
Eigenschaften, die in der hohen Wärmedämmung und der extremen Leichtigkeit zu sehen sind.
Das Verspinnen von Angorawolle zu Garn ist in besonderem Maße durch sogenannte Grannenhaare (Stichelhaare) erschwert.
Weitere Schwierigkeiten beim Verarbeitungsprozeß ergeben sich aus der starken elektrostatischen Aufladung und der
glatten Oberfläche der Faser. Die Summe dieser Eigenschaften ließ bisher ein industrielles Verspinnen von Angorawolle
nur zu groben Garnen, in der Regel bis Nm 4o zu. Feinere Garne konnten industriell nicht gesponnen werden,
so daß auch feinere Fertigware nicht hergestellt werden konnte. Grobe Garne führen zwangsläufig jedoch zu hohen
Stückgewichten, was bei den hohen Preisen für Angorawolle gleichbedeutend mit hohen Preisen für die Fertigware ist.
Der Anteil der Grannenhaare liegt zwischen o,4 und 8,6 % des Schurergebnisses des Angorakaninchens. Die Grannenhaare
sind nicht nur langer als die normalen Angorafasern, ihr
Querschnitt ist auch mehrfach stärker. Im Gespinst verdrängt ein Grannenhaar ca. zehn normale Angorafasern. Obwohl die
Biegesteifigkeit der Grannenhaare entsprechend erhöht ist, ist ihre Reißfestigkeit niedriger als die von normalen
Angorafasern. Die Grannenhaare verursachen beim Spinnvorgang besondere Probleme, da sie sich völlig anders verhalten
als normale Angorafasern. Infolge ihrer spezifischen Eigenschaften lassen sie sich nur schlecht einspinnen und
treten beim Spinnen häufig aus dem Faserverband heraus. Durch ihren stärkeren Querschnitt verdrängen sie die normalen
Angorafasern, so daß sich bisher nur stärkere Garne
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aus Angorawolle herstellen ließen, bei denen auch im Bereich von Grannenhaaren gewährleistet war, daß die für
einen gesicherten Spinnvorgang erforderliche Mindestzahl von etwa 80 Fasern im Spinngut- bzw. Garnquerschnitt vorhanden
ist. Die Reißfestigkeit von Spinngut und Garn muß mindestens so groß sein, daß ein kontinuierliches Verspinnen
des Spinnguts bzw. eine störungsfreie Weiterverarbeitung des Garns beim Weben, Wirken oder Stricken gewährleistet
bleibt. Aufgrund der spezifischen Eigenschaften der Angorawolle waren diese Voraussetzungen bisher nur bei
groben Garnen aus Angorawolle gewährleistet, deren Feinheit in der Regel Nm 4o nicht übersteigt. Versuche, feinere
Garne aus Angorawolle herzustellen, führten zu Fadenbrüchen und Unterbrechungen des Spinnvorganges.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur industriellen Herstellung von Garnen aus Angorawolle
zu schaffen, die feiner als Nm 60 sind, das eine störungsfreie Herstellung gewährleistet.
Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs beschriebenen Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß vor
dem Verspinnen ein Zweikomponentenavivagemittel auf die Angorakaninchenwolle aufgebracht wird, dessen eine Komponente
ein Antistatikum und dessen andere Komponente ein Mittel zur Erhöhung der Haftfähigkeit ist, und daß die
Angorakaninchenwolle mit einem die Fasern einbindenden, ununterbrochenen Trägerfaden versponnen wird, dessen Querschnittsfläche
höchstens ein Drittel der Querschnittsfläche des Garns beträgt.
Bisher wurde es für erforderlich gehalten, daß bei der Herstellung
von Garnen aus Angorakaninchenwolle im statistischen Mittel mindestens etwa 80 Fasern im Garnguerschnitt vorhanden
waren, um den Spinnvorgang aufrechtzuerhalten. Bei der Verwendung von weniger Fasern kam es zu einem Abreißen des
Spinnvorgangs im Spinndreieck, da die dort im wesentlichen parallel verlaufenden Fasern keine genügende Haftung aneinander
fanden, wenn die Anzahl der Fasern unter ein zulässiges Maß absank, was wegen der in der Angorakaninchenwolle vorhandenen
Grannenhaare häufig zu erwarten ist. Das erfindungsgemäße Verfahren gestattet es nun, diese "Schwachstelle" beim
Spinnvorgang zu überbrücken. Der erfindungsgemäß mitversponnene, ununterbrochene Faden übernimmt dabei eine doppelte
Funktion:
Einmal verhindert er, daß der lockere Verband der im Spinndreieck im wesentlichen parallel verlaufenden Fasern bei
einer plötzlichen Verminderung der Faseranzahl abreißt, weil er die Verbindung zu nachfolgenden Fasern aufrecht erhält
und damit Schwachstellen überbrückt.
Zum anderen bindet der mitversponnene ununterbrochene Faden die Stapelfasern ein, so daß deren gegenseitiges Aneinanderhaften
durch Erhöhung des Rei^druckes schon im Spinndreieck verbessert wird. Um zu erreichen, daß der mitversponnene,
ununterbrochene Trägerfaden die Stapelfasern einbindet und umschlingt, ist es zweckmäßig, diesen exzentrisch zuzuführen.
Aus der DT-PS 916 155 ist ein Angorawolle-Faden bekannt, bei dem ein zentraler Seelenfaden von einem Mantel aus
Angorafasern umsponnen wird. Wie es in der Entgegenhaltung heißt, ist die Festigkeit des Fadens in der Hauptsache
durch die hohe Festigkeit des als Seele eingelagerten Fadens bestimmt, während der Mantel ausschließlich den Angora-
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Charakter bietet. Bei dem nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Garn trägt der als "Spinnhilfe" verwendet, mitversponnene,
ununterbrochene Trägerfaden, der mit dem bekannten Seelenfaden nicht verwechselt werden darf, zur
Festigkeit des Garns nicht mehr bei. Er könnte, ohne daß sich die Festigkeit des Garns nennenswert vermindern würde,
nach dem Spinnen herausgelöst werden, da er lediglich zum Einbinden der Stapelfasern und somit zur Aufrechterhaltung
des Spinnvorgangs dient. Bei dem aus der DT-PS 916 155 bekannten Garn bildet der Seelenfaden eine selbständige
Komponente des Spinnerzeugnisses, der vorzugsweise sogar mit anderer Drehung selbständig gesponnen wird als der über
diesen aufgebrachte Mantel aus Angorakaninchenwolle.
Durch das erfindungsgemäße Aufbringen eines Zweikomponenten-Avivagemittels
auf das Spinngut wird die Verspinnbarkeit der Angorawolle zu feinen Garnen erreicht. Die starke elektrostatische
Aufladung von Angorawolle führte bisher insbesondere auf den Spinnerei-Vorbereitungsmaschinen zu einer elektrostatisch
bedingten Haftung der Fasern an den Maschinenteilen und dadurch zu Störungen und Unterbrechungen des Verarbeitungsprozesses.
Durch die gleichartige elektrostatische Aufladung stoßen sich die einzelnen Fasern ab, so daß die
erforderliche Haftung der Fasern untereinander verlorengeht und der für den Spinnprozeß erforderliche Faserverband
geschwächt wird. Gerade bei dem Versuch, feinere Garne herzustellen, entstanden wegen der höheren Geschwindigkeiten
höhere elektrostatische Aufladungen, die zusätzlich die Herstellung feinerer Garne unmöglich erscheinen ließen. Die
erste Komponente des Avivagemittsls, das Antistatikum, wirkt
der elektrostatischen Aufladung, die sich bei der Verarbeitung der Angorawolle durch Reibung der einzelnen Fasern an
Maschinenteilen und untereinander ergibt^ entgegen.
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Neben ihrer starken elektrostatischen Aufladbarkeit weist
Angorawolle im Vergleich mit anderen Spinnstoffen eine glatte Faseroberfläche auf, die die Haftung der Fasern
untereinander weiterhin vermindert. Die zweite Komponente des Avivagemittels erhöht die Haftfähigkeit der einzelnen
Angorafasern, deren unbehandelte Oberfläche so glatt ist, daß diese einen normalen Spinnprozeß erschwert.
Beide Komponenten des Avivagemittels sind chemisch so aufeinander abgestimmt, daß sie sich in ihrer spezifischen
Wirksamkeit nicht behindern sondern unterstützen. Das Avivagemittel wird so fein auf das Spinngut aufgebracht,
daß ein Verkleben der Fasern vermieden wird.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Feingarne ist erst durch das Verspinnen der mit dem Zweikomponenten-Avivagemittel
vorbehandelten Angorakaninchenwolle mit dem erfindungsgemäßen Trägerfaden möglich. Durch den vorzugsweise
monofilen Trägerfaden wird ein kontinuierlicher Faserverband geschaffen, so daß das Spinngut auch dort,
wo sich Grannenhaare befinden und die Zahl der Fasern im Querschnitt des Garns für ein normales Verspinnen
nicht ausreichen würde, die erforderliche Festigkeit behält, um den Spinnprozeß aufrechtzuerhalten. Die
Querschnittsfläche des Trägerfadens soll höchstens ein Drittel der Querschnittsfläche des Garns betragen, um
zu gewährleisten, daß im Spinngut stets die erforderliche Zahl von Fasern nebeneinander liegt. Die Feinheit
des vorzugsweise hochfesten Seelenfadens beträgt etwa Nm 800.
Aus der BE-PS 669 59o ist es bekannt, synthetische Fasergemische
zu verwenden, von denen ein überwiegender Aiteil ein dauerhaftes Antistatikum enthält, während der Rest
der Fasern eine Substanz enthält, die reibungserhöhend wirkt. Gegenüber diesem Stand der Technik wird erfindungs-
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gemäß die Angorakaninchenwolle mit einem Zweikomponenten-Avivagemittel
behandelt.
Das Wesen der Erfindung ist darin zu sehen, daß durch die Verwendung des endlosen Trägerfadens ein kontinuierlicher
Spinnvorgang auch dann aufrecht erhalten bleibt, wo er ohne den Trägerfaden unterbrochen werden würde. Durch das
erfindungsgemäße Verfahren kann Angorakaninchenwolle zu so feinen Garnen ausgesponnen werden, wie dies bisher nicht
für möglich gehalten wurde.
Der Angorakaninchenwolle, die mit einem endlosen synthetischen Trägerfaden versponnen wird, können zweckmäßigerweise
auch synthetische oder sonstige Kunstfasern als Stapelfasern beigemengt werden. Diese beeinträchtigen den
Angoracharakter des Garns nicht. Die Verspinnbarkeit zu feinen Garnen wird durch die Gleichmäßigkeit dieser Stapelfasern
weiter verbessert. Um den Angoracharakter nicht zu beeinträchtigen, liegt der Anteil der synthetischen oder
anderen Kunstfasern zweckmäßigerweise zwischen 2o und 7o %. Die synthetischen Stapelfasern können aus Polyester mit
einem Stapel von vorzugsweise 38 mm bestehen.
Der Gebrauchswert von Fertigware aus Angorakaninchenwolle war bisher dadurch vermindert^ daß bei Flächengebilden aus
Angorawolle, v/ie Web-, Wirk- und Strickwaren, der sogenannte Pilling-Effekt auftrat. Dieser entsteht beim Reiben von
Flächengebilden, wobei sich kleiner Faserknötchen auf der Oberfläche bilden. Bei Garnen, die nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellt sind und durch den endlosen Trägerfaden einen erheblich gefestigten Faserverband besitzen,
ist der Pilling-Effekt vermieden.
5 η q β 8 6 /1 η 3 2
Erfindungsgemäß wurde festgestellt, daß beim Verspinnen von
Angorakaninchenwolle durch Verwendung eines endlosen Trägerfadens ein kontinuierlicher, störungsfreier Spinnprozeß auch
dann gewährleistet bleibt, wenn sich Grannenhaare im Spinngut und dadurch bedingt eine zu geringe Zahl von einzelnen
Fasern im Spinngutguerschnitt befinden. Die Haftung der
einzelnen Fasern untereinander wird durch das erfindungsgemäße Verfahren beträchtlich erhöht. Außerdem werden die
Grannenhaare, die sich sonst der Einbindung in das Spinngut widersetzen, im Faserverband gehalten.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht erstmalig die industrielle Herstellung feiner und qualitätsvoller Garne
aus Angorawolle. Infolge der Feinheit dieser Garne hat die daraus hergestellte Fertigware ein besonders niedriges
Stückgewicht. Der deshalb geringe Materialverbrauch ermöglicht entsprechend niedrige Preise für die Fertigware.
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Claims (8)
- PATENTANSPRÜCHEVerfahren zur Herstellung von Garnen mit einer Feinheit von Nm 60 bis etwa Nm 25o aus Angorakaninchenwolle und synthetischen Fasern oder anderen künstlichen Fasern, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Verspinnen ein Zweikomponenten-Avivagemittel auf die Angorakaninchenwolle aufgebracht wird, dessen eine Komponente ein Antistatikum und dessen andere Komponente ein Mittel zur Erhöhung der Haftfähigkeit ist, und daß die Angorakaninchenwolle mit einem die Fasern einbindenden ununterbrochenen Trägerfaden versponnen wird, dessen Querschnittsfläche höchstens ein Drittel der Querschnittsfläche des Garns beträgt.
- 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der ununterbrochene Trägerfaden vor dem Verdrillen des Garns exzentrisch geführt wird.
- 3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Angorawolle synthetische oder sonstige künstliche Stapelfasern beigemengt werden.
- 4. Verfahen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß auch auf die beigemengten synthetischen oder sonstigen künstlichen Stapelfasern ein Zweikomponenten-Avivagemittel aufgebracht wird, dessen eine Komponente ein Antistatikum und dessen andere Komponente ein Mittel zur Erhöhung der Haftfähigkeit der Fasern ist.609886/ 1032- 1ο
- 5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Feinheit des Trägerfadens etwa Nm 8oo beträgt.
- 6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Trägerfaden aus einem Monofilament besteht:
- 7. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil der synthetischen oder anderen künstlichen Stapelfasern zwischen 2o und 7o % des Gesamtfasergewichts liegt.
- 8. Verfahren nach Anspruch 3 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die synthetischen Fasern aus Polyester bestehen und vorzugsweise eine Länge von etwa 38 mm aufweisen.509886/ 1032
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