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Aluminiumwerke AG, Rorschach, und
BBC Aktiengesellschaft Brown, Boveri & Cie., Baden (Schweiz)
Verfahren und Einrichtung .zum automatischen keimarmen bis
aseptischen Abfüllen und Verpacken von Lebensmitteln "
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zum automatischen, keimarmen bis aseptischen Abfüllen und
Verpacken von Lebensmitteln, welche vorentkeimt bzw. vorsterilisiert und dann der Abfüll- und Verpackanlage zugeführt
werden, und wobei der Packstoff mittels hochintensiver Ultraviolett-Bestrahlung entkeimt wird.
Das automatische aseptische Abfüllen und Verpacken von Lebensmitteln
gewinnt zunehmend an Interesse. Besonders stark durchgesetzt hat sich bis heute das aseptische Verpacken von vorsterilisierter
(uperisierter) Milch in Packungen aus einem
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Papier-Verbund-Packstoff. (Die Uperisation von Milch wird z.B
in Industr. alim. agr. 1956, S. 6 35 - 6M-0 beschrieben). Die
Packungen weisen überwiegend Tetraeder- oder Quaderform auf, und werden durch Querversiegeln aus einem Packstoff-Schlauch
gebildet, der aus der von einer Rolle ablaufenden Packstoffbahn geformt worden ist (vgl. z.B. TARA 271, Februar 19 72,
Seite
Allgemein kann man "Aseptisches Verpacken" auch definieren als das Abfüllen eines kalten, kommerziell sterilen Lebensmittels
unter sterilen Bedingungen in einen vorsterilisierten Behälter, welcher, ggfs. mit einem vorsterilisierten Deckel, in steriler
Umgebung derart verschlossen wird, dass sich eine luftdichte Packung ergibt (Food Technology, August 19 72, Seite 70).
Aber auch das automatische keimarme Verpacken von Portionen in zum Beispiel durch Folientiefziehen vorgefertigten Bechern,
die anschliessend mit einer veredelten Aluminium-Folie durch
Heisssiegeln dicht verschlossen werden, hat grosse Bedeutung erlangt. Allgemein bekannt ist z.B. das Verpacken von Yoghurt,
Speisequark, Kaffeerahm u.dgl. in dieser Weise.
Wichtig ist bei den bekannten Technologien, dass eine Sterilisation
des Füllgutes durch Erhitzen in der bereits verschlossenen Packung, wie dies in der Konservendosen- und Einweck-Technik der
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Fall ist, vermieden wird. Damit entfallen die langwierigen Erhitzungsprozesse,
ohne dass aber nachteilige geschmackliche oder gehaltliche Veränderungen des Füllgutes in Kauf genommen
werden müssten. Ferner können für die Packungen Materialien, insbesondere Kunststoffe, verwendet werden, die gegen erhöhte
Temperaturen nicht beständig sind.
Ein kritischer Punkt liegt bei den genannten Technologien nun insbesondere darin, dass der Packstoff so keimfrei gemacht
werden muss, dass eine Infektion des vorsterilisierten bzw. vorentkeimten Füllgutes durch' Verderb-erregende Bakterien,
Schimmelpilze und/oder Hefen mit grösstmöglicher Sicherheit ausgeschlossen wird. Dabei ist zu beachten, dass z.B. im Falle
von uperisierter Milch bereits eine einzige Bakterie in einer Packung den Verderb der Milch herbeiführen kann.
Es sind deshalb schon eine grosse Anzahl von Verfahren und
Einrichtungen zum Entkeimen von Packstoff vorgeschlagen und in der Praxis eingesetzt worden. Einen Ueberblick gibt z.B.
"Verpackungs-Rundschau" 7 (1970) Seite 51-54. Andere relevante Literaturstellen sind z.B. Food Technology, September 19 73,
Seite 49 (Entkeimung mit Alkohol und Ultraviolett-Bestrahlung) oder Food Technology August 1972, Seite 70-74 (z.B. Nass-· und
Heissdampf-Entkeimung, sog. "James-Dole-Verfahren").
Aus "Verpackungs-Rundschau" 7 (1970) Seite 52/53 ist es insbe-
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sondere bekannt, Packstoff mittels hochintensiver Ultraviolett-Bestrahlung
zu entkeimen. Es wird dort festgestellt, dass sich gegen alle relevanten Mikroorganismenarten die Ultraviolett-Wellenlänge
254nm als besonders wirksam erwiesen hat. Die Empfindlichkeit verschiedener Mikroorganismen gegenüber der
Ultraviolett-Bestrahlung sei jedoch unterschiedlich. Eine weitgehende Abtötung aller vorhandenen Keime sei nur mit sehr
grosser Bestrahlungsdosis zu erreichen. Auf Seite 54, a.a.O., wird darauf hingewiesen, dass die gemessenen hohen Abtötungsraten
nur für einen sehr kleinen Abstand der Leuchte gelten, und es ungeklärt sei, ob und wie "die Sterilisierung von Verpackungen
in dem erforderlichen Ausmass und mit genügender,
auf die Abfüllmaschine abgestimmter Geschwindigkeit
realisierbar wäre".
Es ist die Aufgabe der Erfindung, unter Klärung der genannten offenen Fragen ein Verfahren anzugeben, mit welchem die Entkeimung
des Packstoffes mittels Ultraviolett-Bestrahlung auf Abfüll- und Verpackungsanlagen in industriellem Massstab ermöglicht
wird.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass bei einem Verfahren der eingangs angegebenen Art erfindungsgemäss die Ultraviolett-Strahlung
durch eine Quecksilber-Hochstrom-Niederdruck-Entladung,
mit einer Entladungsstromdichte von mehr als ΙΑ/cm und
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einem Quecksilberdruck von 5 · 10 bis 5 · 10 Torr, erzeugt wird, die spektrale Bestrahlungsstärke der 25 3,7nm-Linie
der Ultraviolett-Strahlung auf dem Packstoff auf mindestens
0,05 W/cm eingestellt wird, und der Packstoff in der Ultraviolett-Strahlung
mindestens 1 Sek. verweilt.
Durch eine wie vorstehend betriebene Quecksilber-Entladung wird ein Spektrum der Ultraviolett-Strahlung erzeugt, das die
Abtötung der relevanten Keime in überraschend optimaler Weise bewirkt. Obwohl sich die Steuerung der Bestrahlungsstärke an
der 25 3,7nm-Linie orientiert, ist es wichtig, dass in dem Ultraviolett-Spektrum
auch wesentliche Anteile der 184,9 und 194,2nm-Linien
enthalten sind. Bei Einhaltung der·angegebenen Mindestbestrahlungsstärke
und Mindest-Verweilzeit des Packstoffes in der Ultraviolett-Strahlung wird in überraschender Weise ein
Entkeimungsgrad des Packstoffes erreicht, der entgegen der
bisherigen allgemeinen Erwartung die Entkeimung mittels Ultraviolett-Bestrahlung
grosstechnisch einsatzfähig -macht.
Weitere Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgenden Ausführungsbeispielen und Zeichnungen.
Dabei zeigt:
Fig. 1 eine Abfüll- und Verpackungsanlage zur keimarmen Verpackung
von Portionenfüllungen,
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Fig. 2 eine Abfüll- und Verpackungsanlage zum aseptischen Verpacken eines vorsterilisierten flüssigen Füllgutes,
z.B. uperisierter Milch,
Fig. 3 schematisch die Anordnung einer mäanderförmigen Entladungsröhre über einer- Packstoffbahn,
Fig. 4 Entladungsröhren in einem Reflektor über einer
Packstoffbahn, und
Fig. 5 ein Diagramm, in welchem die Abtötungsrate K verschiedener
relevanter Mikroorganismen in Abhängigkeit von der Verweilzeit t des Packstoffes in der
Ultraviolett-Strahlung bei einer Bestrahlungsstärke
von 0,3 W/cm dargestellt ist.
In Fig. 1 wird der Packstoff 1 in der Form vorgeformter Behältnisse,
z.B. tiefgezogener Becher, von einem Stapel zugeführt
und in Richtung M transportiert. Der Packstoff 1 wird zuerst mit einer Infrarot-Strahlung IR beaufschlagt, und dann
mit der Ultraviolett-Strahlung UV aus den Entladungsstrecken 5 der Entladungsröhren Vin den als Gehäuse ausgebildeten
Reflektor 6,7,8. Das die UV-Strahlung beinhaltende Reflektorgehäuse wird auch als"UV-Kanal" bezeichnet. Unter der Füllstation
F werden die Becher mit dem vor-entkeimten Füllgut,
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z.B. Yoghurt.oder Kaffeerahm portionenweise gefüllt.
Der Packstoff 2, eine von einer Rolle Rl ablaufende Verschlussfolie
z.B. aus 50 - 100 iim starkem Aluminium, wird, wie Packstoff
1, zunächst durch einen Infrarot- und einen Ultraviolett-Kanals geführt, und gelangt dann über eine Umlenkrolle in
die Stanz- und Siegelstation 10. Hier werden aus der Verschlussfolie Deckel gestanzt, und mit diesen die abgefüllten Becher
■durch Heisssiegeln luftdicht verschlossen.
Die fertigen Portionenpackungen laufen dann rechts aus der Maschine heraus.
Um die Anlage weitgehend aseptisch zu halten, wird sie von oben mit sterilisierter Luft St beblasen. Diese Beblasung
könnte auch horinzontal von der Seite erfolgen.
In Fig. 2 läuft der Packstoff 3, z.B. ein mit kunststoffbeschichteter
Aluminium-Folie laminierter Papier-Verbundpackstoff,
von der Rolle R2 in Richtung M in einen UV-Kanal, der aus zwei auf den beiden Seiten des Packstoffes 3 angeordneten
Reflektorgehäusen 6,7,8 mit Entladungsröhren 1 besteht. Der
Packstoff 3 wird dann in einer nicht gezeigten Vorrichtung in einen Schlauch oder Tubus T umgeformt, bei Q quergesiegelt,
und dann als fertige Packung P ausgestossen. Die Füllung mit
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dem flüssigen Füllgut geschieht über F, ein Rohr, das in den gebildeten Packstoff-Tubus eingeführt ist. Wie in Fig. 1 kann
auch in der Einrichtung nach Fig. 2 vorzugsweise vor dem UV-Kanal ein IR-Kanal vorgesehen sein.
Damit der Packstoff 1,2,3 in welcher Form auch immer, er vorliegt,
mit dem erfindungsgemäss vorgesehenen Wellenlängenspektrum
bei richtiger Bestrahlungsstärke beaufschlagt wird, sind
die Entladungsröhren 4 vorgesehen. Diese sind zweckmässigerweise
ausgebildet wie in der schweizerischen Patentanmeldung 2994/74 (deutsche Patentanmeldung P 24 12 997.3) beschrieben,
auf welche insoweit Bezug genommen wird. Die gewünschte Ultraviolett-Strahlung tritt aus dem als "Entladungsstrecke 5" bezeichneten
Teil der Entladungsröhre 4 aus.
In Fig. 3 ist eine mäanderförmige Entladungsröhre 4 über einer
Packstoffbahn 1,2,3 dargestellt. Jeder Teil der Entladungsröhre 4, der sich über eine ganze Breite der Packstoffbahn 1,2,3
erstreckt, soll als eine Entladungsstrecke 5 gelten, so dass
die dargestellte mäanderförmige Entladungsröhre 4 also vier hintereinander angeordnete, sich über die ganze Breite der
Packstoffbahn 1,2,3 erstreckende Entladungsstrecken 5 aufweist.
Die Entkeimung mittels Ultraviolett-Bestrahlung geschieht nun im einzelnen wie folgt:
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Die Entladungsröhren 4 werden z.B. mit 10A/cm bei einer Quecksilber-Temperatur
von 72 C entsprechend etwa 6 · 10 Torr betrieben. Dadurch wird mit einem Wirkungsgrad von mehr als
20% kurzwellige, intensive Ultraviolett-Strahlung der Wellenlänge 25 3,7nm erzeugt, wobei das Spektrum ausserdem noch in
beachtlichem Anteil auch die 184,9 und 194,2nm-Linien aufweist.
Unter einer solchen Bestrahlung werden, wie weiter unten noch
näher ausgeführt wird, alle sporen- und nicht-sporenbildenden Bakterien innert weniger Sekunden mit der erforderlichen Rate
abgetötet, während Schimmelsporen, insbesondere Aspergillus Niger, resistenter sind.
Es ist nun oftmals nicht nötig, alle auftretenden Schimmelsporen abzutöten, da diese weder toxisch noch pathogen und
beispielsweise in abgeschlossenen Milchpackungen auch pratkisch
nicht vermehrungsfähig sind.
Wo eine Abtötung der Schimmelsporen jedoch erwünscht ist, wird dies, nach einem weiteren wichtigen Gedanken der Erfindung,
dadurch erreicht, dass der Packstoff 1,2,3 im sterilen Teil der Abfüll- und Verpackungsanlage auf mehr als 60 C, z.B. auf
80-90°C, erhitzt wird. Bekanntlich werden Schimmelsporen bei
solchen Temperaturen innert weniger Sekunden restlos abgetötet.
Die Erhitzung des Packstoffes 1,2 erfolgt gemäss Fig. 1 durch
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die Infrarot-Bestrahlung IR vor dem Eintritt des Packstoffes in. die Ultraviolett-Strahlung UV. Die Infrarot-Bestrahlungsstrecke
kann kurz■gehalten werden, da die durch die Infrarot-Strahlung
erzeugte Temperatur in dem UV-Kanal dank der UV-Verlustleistung erhalten bleibt, ja sogar noch einige Grad
ansteigt, und der Packstoff damit ausreichend lang auf der zur Abtötung der Schimmelsporen nötigen Temperatur bleibt.
Eine in der Praxis erprobte UV-Bestrahlungsdosis ("Bestrahlung", vgl. DIN 50 31 Blatt 1, August 19 70, Ziff. 7) auf dem Packstoff
ist l,5Ws/cm , wobei die Messung sich nur auf die 253,7nm-Linie
bezieht. Unter Berücksichtigung technisch-industriell vernünftiger Vorschubgeschwindigkeiten des Packstoffes hat sich eine
Bestrahlungsstärke der 25 3,7nm-Linie auf dem Packstoff von
0,3W/cm , und eine Verweilzeit des Packstoffes in der UV-Strahlung
von 5 Sekunden als vorteilhaft erwiesen.
Damit neben der 2 5 3,7nm-Linie auch die 184,9nm- und 19 4,2nm-Linien
nach aussen treten können, sind bei den Entladungsröhren 4 an ihren Entladungsstrecken 5 Materialien vorgesehen, die die
genannten Linien nicht absorbieren. Ein solches Material ist ,zum Beispiel Quarz.von hoher Reinheit, z.B. synthetischer Quarz.
Damit wird nicht nur das für die Keimtötung wichtige Ultraviolett-Spektrum
zur Verfügung gestellt, sondern es wird aus dem Luftsauerstoff auch in beachtlichem Masse Ozon O3 gebildet,-
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welcher zusätzlich sterilisierend auf den Packstoff und die
Umgebung wirkt.
Es ist nun von grosser Bedeutung, dass die Packstoffbahn, in welcher Form sie auch vorliegt (Behälter, Flachband), gleichmassig
und homogen ausgeleuchtet wird. Dies zu erreichen war bisher ein grosses praktisches Problem. Doch schafft die Erfindung
auch hier erfolgreich Abhilfe.
Die Homogenität quer zur Bewegungsrichtung M der Packstoffbahn
1,2,3 wird dadurch gewährleistet, dass die geraden Schenkel der Entladungsröhren 4, also die Entladungsstrecken 5, sich über
die ganze Breite der Packstoffbahn erstrecken und hintereinander in einer Ebene E parallel zur Ebene der zu bestrahlenden
Packstoffbahn liegen. Die Anordnung der Entladungsstrecken 5
hintereinander quer zur Richtung M ergibt den'weiteren Vorteil,
dass sich eine allfällige ungleiche Alterung der Entladungsstrecken besser ausgleicht.
Die Homogenität längs der Bewegungsrichtung M über eine definierte
Strecke wird durch einen Reflektor erreicht. Dieser ist hochreflektierend für kurzwelliges Ultraviolett und besteht z.B.
aus hochglanzpoliertem und eloxiertem Aluminium. Sein Reflexionsvermögen ist besser als 0,75. Der Reflektor besteht aus einem
Oberteil 6 und zwei Seitenstücken 7,8. Diese erstrecken sich
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vom Oberteil 6 vorzugsweise senkrecht zur Packstoffbahn 1,2,3
hin. Seitenstück 7 liegt am Eintritt der Packstoffbahn 1,2,3 in den UV-Kanal, Seitenstück 8 an dessen Austritt.
Durch die geschilderte Ausbildung des Reflektors wird nicht nur eine definierte Bestrahlungsstrecke geschaffen, sondern
in nicht ohne weiteres vorhersehbarer Weise auf dem Packstoff auch eine hoch homogene und diffuse Strahlung erzeugt. Dieses
zunächst überraschende Ergebnis resultiert unter anderem aus der Tatsache, dass die mit den erfindungsgemässen Parametern
betriebene Hochstrom-Niederdruck-Quecksilber-Entladung optisch dünn ist, d.h. die Strahlung gleichmässig aus dem ganzen Entladungs-Volumen
kommt und keine Absorption auftritt. Bei der Konzeption des Reflektors können die optischen Regeln für
Punkt-, Linien- oder Flächenquellen daher nicht verwendet werden.
Die Entladungsstrecken 5 und der Reflektor 6,7,8 sind vorteilhafterweise
in einem Gehäuse angeordnet, welches nach aussen möglichst kleine Oeffnungen aufweist, und auch am Eintritt
und Austritt der Packstoffbahn 1,2,3 möglichst dicht abschliesst. Dieses Gehäuse dient der Abschirmung der UV-Strahlung
nach aussen und verhindert ferner die Verbreitung des mit der Bestrahlung gebildeten Ozons, insbesondere in Richtung
der Füllstation F. Es ist auch möglich, den Reflektor 6,7,8
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selbst als ein solches Gehäuse auszubilden, wie dies in Figuren 1 und 2 dargestellt ist.
Das Gehäuse oder der Reflektor können mit einer Absaugvorrichtung
9 für das gebildete Ozon ausgerüstet sein. Die Elektrodenräume der Entladungsröhren 4· sind zweckmässigerweise
ausserhalb des Gehäuses bzw. des Reflektors nebeneinander in
einem besonderen Lampengehäuse montiert.
Damit die auf den Packstoff auffallende UV-Strahlung nun
optimal homogen und diffus ist, muss der Reflektor in geeigneter Weise dimensioniert sein. Eine solche Dimensionierung
wird anhand der Fig. 4 beschrieben:
Damit die Strahlungsintensität I auf der Packstoffbahn um weniger als 10% schwankt, also Δ I/I —10%, muss bei Verwendung
eines Reflektors mit Reflexion R^" 0,75 erfüllt
sein: a/d^0,5» Dabei ist a der senkrechte Abstand der Achse
einer Entladungsstrecke 5 von der Packstoffbahn 1,2,3.
Der senkrechte Abstand c der Ebene E, in welcher die Entladungsstrecken
angeordnet sind, ist an sich von nachgeordnetem
Einfluss, jedoch sollte er so klein wie möglich sein, insbesondere kleiner als der Abstand d der Achsen zweier Entladungsstrecken. Dadurch können Randeffekte besser vermieden werden.
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Zur Mihimalisierung von Randeffekten ist ferner e so klein
und b so gross wie möglich zu wählen. Dabei ist e der kürzeste Abstand der Achse der äussersten Entladungsstrecke 51 von dem
benachbarten Seitenstück 7,8, und b die Länge eines Seitenstückes 7,8 von der Ebene E aus in Richtung der Packstoffbahn.
Wenn insbesondere e <ζ 1,5D (mit D = Durchmesser der .Entladungsstrecke 5), und a-b=fZ-10mm, so gilt2\I/I^'l0% über die ganze
Packstoffbahn 1,2,3 vom Eintritt-Seitenstück 7 bis zum Austritts-Seitenstück 8.
Bei einer wie vorstehend geschildert homogen-diffus erzeugten
Ultraviolett-Bestrahlung ergeben sich unter anderem folgende Vorteile:
Das Innere vorgeformter Behälter wird gleichmässig, insbesondere
ohne Schattenbildung ausgeleuchtet. Überraschenderweise wird das Innere von 3cm tiefen und 6cm
breiten Bechern an allen Stellen ebenso rasch entkeimt wie ein flaches Band (bei gleichen Entladungsröhren und
gleichem Reflektor).
Die Entladungsröhren 4 müssen nicht auf einen bestimmten
Vorschubtakt ausgerichtet werden. D.h. es ist ohne Bedeutung, an welcher Stelle des Strahlungsfeldes ein vorgeformter
Behälter zwischen zwei Vorschubtakten zum Halten
kommt.
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In Fig. 5 ist das Ergebnis von mikrobiologischen Entkeimungs-Versuchen
dargestellt. Dabei wurde eine Quecksilber-Nieder-
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druck-Hochstrom-Entladung mit 10 A/cm und 6 · 10 Torr an-
gewendet, mit einer Bestrahlungsstärke von 0,3W/cm der
2 5 3,7nm-Linie auf dem Versuchssubstrat.
Gereinigte Sporenkulturen der getesteten Bakterien und Schimmel-
3 8 pilze wurden in definierten Verdünnungen im Bereich 10 - 10 pro Ausstrich auf definierten Flächen ausgestrichen und angetrocknet.
Dann wurden die Kulturen bei unterschiedlichen Zeiten der Ultraviolett-Strahlung ausgesetzt und anschliessend
abgeschwemmt und bebrütet. Die Keimreduktion wurde dann mit Hilfe absoluter Sterilitätstests ermittelt.
Getestet wurden folgende Keime:
Bacillus subtilis (Sporen)
Bacillus stearοthermophilus (Sporen)
Escherichia coli
Mucor mucedo
Aspergillus Niger
Penicillium chrysogenum
Escherichia coli und Mucor mucedo wurden in 2 bis 3 Sekunden
8 · mit einer Abtötungsrate K von mehr als 10 reduziert. Die Er-
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gebnisse für die anderen getesteten Mikroorganismen sind aus
Fig. 5 ersichtlich.
Zusammengefasst ergibt sich:
2 Bei einer spektralen (25 3,7nm) Bestrahlungsstärke von 0,3W/cm
ist die Wirkung der gesamten kurzwelligen UV-Strahlung so, - dass alle sporenbildenden Bakterien mit einer Bestrahlungszeit von 5 Sekunden eine Reduktionsrate>10 ■ aufweisen
(Subtiliis und Stearothermophilus am resistentesten), dies
bei Ausgangskeimzahlen bis 10 . auf Flächen — lern ,
- dass mit 5 Sekunden Bestrahlungszeit alle nicht-sporenbildenden
Bakterien noch wesentlich höhere Reduktionsraten aufweisen, und
dass bei Schimmelsporen zur Erreichung von hohen Reduktionsraten (^10 ) Bes trahlungs zeiten bis zu 30 Sekunden notwendig
sind (Aspergillus Niger am resistentesten).
Um die ggf. nötigen langen Bestrahlungszeiten zur Vernichtung
der Schimmelsporen zu vermeiden, wird erfindungsgemäss, wie
schon oben gesagt, das kombinierte Infrarot-Ultraviolett-Verfahren
angewendet.
Der Vollständigkeit halber sei im übrigen nocht erwähnt, dass
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es durchaus zweckmässig sein kann, auch die Packstoffe 1 und
2 der Fig. 1 beidseitig, d.h. ausser auf der Nahrungsmitte1-auch
auf der Aussenseite, zu bestrahlen. Damit wird die Gefahr einer Infektion des Sterilraumes durch den Packstoff vermieden.
Das erfindungsgemässe Verfahren samt der Einrichtung zu seiner Ausführung wird mit besonderem Erfolg beim Abfüllen und Verpacken
von flüssigen oder pastösen Füllgütern in weichen oder halbstarren Verpackungen angewendet, insbesondere also beim
Abfüllen von uperisierter Milch in Schlauchbeutelpackungen, oder beim Abfüllen von Yoghurt, Speisequark, Kaffeerahm u.dgl.
in Portionenpackungen. Hier wird bisher hauptsächlich die eingangs geschilderte Entkeimung mit Wasserdampf (James-Dole)
oder Wasserstoffberoxyd H5O2 angewandt. Die Wasserdampf-Entkeimung
bringt jedoch grosse maschinentechnische Probleme, da
der Wasserdampf hochkorrosiv ist. Die H-CL-Entkeimung bringt
darüberhinaus das Problem, dass die Chemikalie mit hinreichender Sicherheit von dem Lebensmittel ferngehalten werden muss,
damit das Verfahren lebensmittelrechtlich überhaupt zugelassen werden kann.
Alle diese Probleme ergeben sich bei dem Verfahren und der Einrichtung nach der Erfindung nicht.
Da bei den Portionenpackungen die Deckelfolie lackiert und
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bedruckt ist und besonders leicht zum Verziehen neigt, ist die Anwendung der erfindungsgemässen UV-Entkeimung bei der
Deckelfolie von ganz besonderer Bedeutung. Es ist daher auch möglich, gegebenenfalls bei den weniger empfindlichen Behältnissen
ein klassisches Entkexmungsverfahren, z.B. die
H-O„-Entkeimung, anzuwenden, und nur das Deckelband mit UV
zu entkeimen.
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