DE2360914C2 - Binde-, Desoxydations- und Aufkohlungs-Mittel für die Herstellung von Vorformen aus Metallpulvern - Google Patents
Binde-, Desoxydations- und Aufkohlungs-Mittel für die Herstellung von Vorformen aus MetallpulvernInfo
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Description
Zur Herstellung von Vorformen aus Eisen- oder Stahlpulvern ist es aus der US-PS 33 25 277 bekannt,
feinzerteilte Pulver in reduzierender Atmosphäre zu glühen, um die Pulver zu erweichen und ihre oxidierten
Oberflächen zu reduzieren. Diese Glühbehandlung führt jedoch zu Teilchenagglomerationen unter Ausbildung
eines Sinterkuchens, welcher für die Weiterverarbeitung der Fxäver durch Mahlen oder Brechen wieder auf
die angestrebte Teüchengrößenverteilung zerkleinert
werden muß. Die durch Zerkleinern des Sinterkuchens wiedergewonnenen feinzerteilten Pulver werden mit
einem Schmiermittel versetzt, worauf die Vorformen durch Anwendung von hohem Druck und durch Sintern
bei 10390C unter einer Schutzgasatmosphäre hergestellt werden.
Diese bekannte Herstellungsweise von Vorformen bzw. Vorformlingen aus einer Eisen- oder Stahlpulvercharge
ist äußerst umständlich und kostenintensiv.
Aus »Sint. 'eisen und Sinterstahl«. Seiten 33 bis 35
sowie 153 bis 159, Springerverlag Wien (1948) ist es
bereits bekannt. Metallpulver zur Verbesserung der Formstabilität der aus ihnen hergestellten Preßkörper
mit Bindemitteln und/oder Schmiermitteln zu vermischen, um mit Hilfe dieser Mittel die Dichte des späteren
Sinterkörpers, dessen Oberflächengüte, dessen Sauerstoffgehalt und dessen Kohlenstoffgehalt zu beeinflussen.
Aus »Powder Metallurgy«. Seilen 254 bis 257 (1949) ist die Verwendung nichtmetallischer Bindemittel für
Metallpulverchargen bekannt, wobei insbesondere Kampfer, Paraffin. Ammoniumchlorid. Mineralöl. Stärke,
Talk, Magnesiumkarbonat sowie thermoplastische Kunstharze genannt werden. Ferner werden in der
letztgenannten Literaturslelle nichtmetallische Schmiermittel für Metallpulverchargen genannt, nämlich
Graphit. Borsäure. Paraffin, Talk. Salicylsäure. Ammoniumchlorid.Speiseöle sowie Krdölabkömmlinge.
Die erwähnten Zusatzstoffe entwickeln jedoch beim Sintern häufig störende Reaktionsprodukte.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen solchen Zusatzstoff für Eisen- oder Stahlpulver
aufzufinden, der das direkte Herstellen der angestrebten Vorformen aus dem Pulver gestattet, ohne daß der im
Stand der Technik übliche Zwischenschritt des reduzierenden Glühens und nachfolgenden Zerkleinerns des bei
der Wärmebehandlung gebildeten Kuchens erforderlich ist.
Diese Aufgabe wird durch die erfindungsgemäße Verwendung von Rohrzucker als Zusatzstoff in einer
Menge von wenigstens l,5Gew.-% Rohrzucker gelöst.
Der mit Hilfe der erfindungsgemäßen Verwendung erziclbare technische Fortschritt ergibt sich in erster
Linie daraus, da3 sich die angestrebte erleichterte Hcrsiellung einer Vorform aus einer Eisen- oder
Stahlpulvcrchargc durch Zusatz von Rohrzucker (Sucrose) erzielen läßt. Der zugesetzte Rohrzucker
reduziert die oxidierten Pulveroberflächen, dient als
Kohlungsmittel, um den angestrebten Kohlenstoffgehalt der Vorform einzustellen und gewährleistet nach
Erwärmung auf eine niedrige Temperatur eine hinreichende Grünfestigkeit der Vorform für die Handhabung
und den Transport derselben zu weiteren Verarbeitungsstationen.
Insbesondere macht die Verwendung von Rohrzukker die im Stand der Technik bekannte reduzierende
Glühbehandlung überflüssig, womit auch die Notwendigkeit entfällt, den bei dieser reduzierenden Glühbehandlung
gebildeten Materialkuchen anschließend wieder zu zerkleinern.
Die Herstellung von Vorformen aus Metallpulver-
.5 Chargen unter erfindungsgemäßer Verwendung von Rohrzucker wird im folgenden anhand der Zeichnung
näher beschrieben. Deren einzige Figur zeigt schematisch zwei Herstellungswege für Vorformen unter
Verwendung von Rohrzucker.
Wie in der Zeichnung dargestellt, wird eine Mischung a«s Metallpulver und Rohrzucker durch Schütteln oder
• Rütteln innig miteinander vermischt und bis zur Formfüllung in eine keramische oder metallische Form
eingebracht. Sodann erfolgt unter einer Schutzgasatmo-Sphäre eine Erwärmung auf 649 bis 1316"C(I. Alternative).
Bei dieser Wärmebehandlung werden Glühung und Sinterung in eintai Schritt durchgeführt.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist die Bezeichnung »sintern« stets auf die Vereinigung von
Metallteilchen durch die Anwendung von Hitze in Abwesenheit merklicher äußerer Drücke gerichtet,
wobei unter merklichen äußeren Drücken Drücke von mehr als 15 N/mm2 zu verstehen sind. Bei diesem
Sintern des feinstzerteilten Pulvers bei Anwesenheit von Rohrzucker werden die durch Kohlenstoff reduzierbaren
Oxyde des Puivers reduziert und werden die Metallpulver in einer Weise erweicht, die als Analogon
zu dem Glühschritt bei dem herkömmlichen Verfahren anzusehen ist. Bei den durch Kohlenstoff reduzierbaren
Oxyden handelt es sich um verschiedene Formen von Eisenoxyden sowie um die Oxyde des Nickels. Kupfers.
Molybdäns usw. Da diese Sinterung zu Vorformen mit guter Grünfestigkeit führt, sind die Zerkleinerungs- und
Verdichtungsmaßnahmen des herkömmlichen Verfahrens gänzlich überflüssig.
Die niedrigere Dichte der lediglich gesinterten Vorformen gestattet einen besseren Metallfluß während
des Schmiedens, was zu einer beträchtlichen Verringerung der beim Schmieden benötigten Energie und zu
einem besseren Formfüllungsvermögen führt. Nach der II. Alternative des in der Figur angegebenen Verfahrens
wird die Mischung aus feinstzerteiltem Metallpulver und Rohrzucker in eine Form eingefüllt und bei einer
Temperatur von lediglich 177 —260 C erwärmt, wobei
diese Temperatur ausreicht, um den Rohrzucker zu erweichen und dadurch eine zusammenhaltende Vorform
zu erzielen. Die bei diesem Erwärmungsvorgang verwendeten relativ niedrigen Temperaturen gestatten
die Verwendung einer Vielzahl von preisgünstigen ausdehnbaren Formmaterialien, wie verschiedener
Kunststoffe und Gummis und sogar Papier. Die einzige an das Formmaterial zu stellende Forderung besteht
darin, daß dieses Material den relativ niedrigen Brenntemperaturen widersteht. Werden demzufolge
keramische oder metallische Formen verwendet, so ergeben sich die wirtschaftlichen Vorteile der Erfindung
in ihrer Gesamtheit erst bei der Anwendung derartiger preisgünstiger und ausdehnbarer Formen.
Keramische Formen stellen insoweit ein weiteres Problem dar, da es häufig schwierig ist, die Vorform
ohne Zuhilfenahme besonderer Maßnahmen zu entfernen. Nachdem die zu einem zusammenhängenden
Gebilde gebrannte Vorform aus der Form entnommen ist, kann sie auf zwei verschiedene Weisen weiterverarbeitet
werden, wobei die gewählte Verarbeitung in erster Linie von der zur Verfugung stehenden
Maschineneinrichtung und der Größe der Vorform abhängt. Nach der ersten dieser Arbeitsweisen wird die
Vorform unter einer Schutzgasatmosphäre erhitzt und in einer Weise geschmiedet, die dem herkömmlichen
Vorform- und Schmiedeverfahren gleicht. Nach der zweiten Arbeitsweise wird die gebrannte Vorform unter
Schutzgas gesintert wozu eine wenigstens lOminütige Erhitzung auf Temperaturen vorzugsweise von 982 bis
12040C erfolgt und dann sofort geschmiedet, wobei von
der fühlbaren Hitze des Sintervorganges Gebrauch gemacht wird. Andererseits kann auch erst eine
Abkühlung vorgenommen und anschließend zu einem späteren Zeitpunkt eine Wiedererhitzung für das
Schmieden vorgenommen werden.
Aus Tafel 1, in welcher die Ergebnisse von Ve<"-gleichsversuchen
zusammengestellt sind, ist zu ersehen, daß unabhängig von der Konzentration des Biiidemittels
und der Erwärmungstemperatur nur mit Sucrose (Rohrzucker) eine gebrannte, grüne Vorform erzielbar
war, v/eiche nicht an der Form klebte und eine hinreichende Grünfestigkeit besaß, um leicht aus der
Form entnommen und weiterbehandelt zu werden. 3C
Weitere Versuche wurden durchgeführt um festzu-
Tafel 1
stellen, ob sich eine gleichmäßige Beschichtung der Metallteilchen durch Verwendung von Lösungen von
Rohrzucker in Wasser erzielen lassen. Erstaunlicherweise wurde keine Verbesserung im Hinblick auf aie
Verteilung bzw. auf das Ergebnis erreicht Dagegen wurde festgestellt, daß jeder merkliche Feuchtigkeitsgehalt
schädlich war. Bei niedrigen Feuchtigkeitsgehalten von etwa 1—5% fließt die Metallpulver-Rohrzucker-Mischung
selbst bei Vibration nicht ausreichend, was zu einer unvollständigen Formfüllung führt Mit höheren
Wassergehalten war eine wirksame Füllung der Form erreichbar. Das machte jedoch einen zusätzlichen
Trocknungsvorgang erforderlich, was den Verfahrensablauf komplizierte und weitere Nachteile mit sich
brachte. So mußte der Trocknungsvorgang bei einer Temperatur von weniger als 1000C ausgeführt werden,
damit das verfestigte Pulvermaterial nicht durch das Verdampfen oder das Herauskochen des Wassers
beeinträchtigt wurde. Somit ist der Trocknungsvorgang ein zeitraubender Vorgang, wans in erster Linie eine
Folge der kieinen freien Oberfläche der Pulver in der Form ist Selbst nach Ausführung derfr >iger vorgeschalteter
Trocknungsvorgänge stellte sich hf raus, daß die
Vorformen nicht die gleiche hohe Dichtigkeit besaßen, wie diejenigen Vorformen, die mit Hilfe einer im
wesentlichen trockenen Mischung erzeugt worden waren. Demzufolge werden Metallpulver-Rohrzucker-Mischung
bevorzugt, die im wesentlichen trocken sind, was bedeutet daß sie weniger als 0,5% an Feuchtigkeit
enthalten.
Bindemittel
Bindemittel-Anteil
(Gew.-%)
Erwärmungstemperatur
(0C)
Behandlungsdauer
(min)
Ergebnisse
Dextrose | 2,5 | 204 | 60 | an der Form klebend, ohne Festig keit, nicht handhabbar |
5,0 | 204 | 60 | ||
2,5 5,0 |
OO OO OO OO (N (N |
60 60 |
||
5,0 | 204 | 90 | keine Bindewirkung, blieb pulver förmig |
|
5,0 | 288 | 90 | geringe Bindung, jedoch nicht handhabbar |
|
Lactose | 2,5 | 204 | 60 | keine Bindewirkung, blieb pulver förmig |
5,0 | 204 | 60 | geringe Bindung, jedoch nicht handhabbar |
|
2,5 | 204 | 90 | keine Bindewirkung, blieb pulver förmig |
|
5,0 | 204 | 90 | geringe Bindung, jedoch nicht hjndhabbar |
|
2,5 | 288 | 90 | keine Bindewirkung | |
5,0 | 288 | 90 | leichte Bindung, jedoch eiweicht nach Abkühlung, etwas an der Form klebend |
|
Maltose | 2,5 | 204 | 60 | seh/ geriüge Bindung, jedoch nicht |
5,0 | 204 | 60 | ||
2.5 | 204 | 90 | ||
Fortsetzung
Bindemittel-Anteil
F.rwärmungstemperatur
(0C)
Behandlungsdaucr
(min)
lirgchnissc
Maltose
Kartoffelstärke
Methyl-Cellulose
Methyl-Cellulose
Sucrose (Rohrzucker)
5,0
5,0
5,0
5,0
5,0
5,0
5,0
5,0
5,0
2,5
2,5
204
288
204
288
288
288
288
288
204
Der Zusatz von Rohrzucker ist zu Metallpulvern jeglicher Art möglich. Zum besseren Verständnis sollen
die Pulver in zwei Kategorien unterteilt werden:
a) relativ reine Metallpulver mit durch Kohlenstoff reduzierbaren Sauerstoffgehalten unter eiwa
200 ppm (d. h. unter Schutzgas zerstäubte oder alomisierte Pulver, elektrolytisch oder mit Hilfe
rotierender Elektroden gewonnene Pulver) und
b) Metallpulver mit durch Kohlenstoff reduzierbaren Sauerstoffgehalten von mehr als 200 ppm (d. h.
zerstäubte Pulver urcl Walzzunder).
Unter »durch Kohlenstoff reduzierbare Sauerstoffgehalte« sind solche Metalloxyde zu verstehen, die durch
Kohlenstoff bei Temperaturen unterhalb von 13I6°C reduzierbar sind. Wie bereits erwähnt, dient das
Vermischen der Metallpulver mit Rohrzucker zur Reduzierung der oxydierten Pulveroberfläche und dient
der Rohrzucker als Kohlungsmittel. Ferner dient der Rohrzucker auch als Bindemittel, wenn ein Brenen bei
niedrigen Temperaturen erfolgt (II. Alternative). Werden somit reine Metallpulver der Kategorie a)
verwendet und besteht nicht das Erfordernis zu ihrer Aufkohlung, so ist lediglich die zu gehärteten Vorformen
führende II. Alternative anwendbar. In diesem Fall wird der Kohlenstoff als Ergebnis eines Erhitzens in
einer kontrollierten oder eingestellten Atmosphäre während des Sinterns und/oder vor dem Ausschmieden
entfernt. Es gibt jedoch auch ähnlich gelagerte Fälle, bei denen es lediglich wünschenswert ist, den Kohlenstoffgehalt
um einen kleinen Betrag von etwa 0,04% zu steigern. Werden reine Pulver verwendet (ohne
Sauerstoffreduktion), so ist der in diesem Fall zugesetzte Rohrzuckeranteil zu gering, um als wirksames Bindemittel
bei der Herstellung der gebrannten Vorform zu dienen. Demzufolge kann nicht die Arbeitsweise gemäß
der zweiten Alternative benutzt werden, sondern lediglich diejenige gemäß der ersten Alternative, welche
zu gesinterten Vorformen führt. Zur Herstellung der meisten pulvermetallurgisch hergestellten Erzeugnisse
ist es jedoch im allgemeinen wünschenswert, beträchtlich größere Steigerungen des Kohlenstoffgehaltes der
pulverförmigen Ausgangsmaterialien zu erzielen, wobei Steigerungen von mehr als 0,2% die Regel sind- Das
heißt daß in vielen Fällen selbst bei Anwendung reiner 90
90
90
90
90
90
90
90
60
60
60
leichte Bindung, jedoch erweicht
nach Abkühlung, starkes Kleben an der Form
nach Abkühlung, starkes Kleben an der Form
Bindemittel floß zum Formboden, sehr starkes Haften an der Form
keine Bindewirkung
ausgezeichnete Bindewirkung, kein Kleben an der Form, ausreichende
Festigkeit für alle Handhabungen
Eisenpulver ein solcher Rohrzuckeranteil erforderlich
r, ist. der die Anwendung beider Alternativen gestattet.
Wenngleich sich der Rohrzuckeranteil auf reine Metallteilchen anwenden läßt, so sind die beiben
alternativen Arbeitweisen besonders vorteilhaft bei der Verwendung von Metallteilchen der Kategorie b), bei
denen es sich um solche mit durch Kohlenstoff reduzierbaren Sauerstoffgehalten von mehr als 200 ppm
handelt. Werden Teilchen vom letztgenannten Typ verwendet, so ist es wünschenswert, den Oxydgehalt
(d. h. den Wasserstoffverlust) der Teilchen zu kennen, da
j5 es zunächst erforderlich ist, daß der Rohrzucker die
Oxyde reduziert, bevor er sich wirksam mit dem Eisenpulver verbindet. Demzufolge hängt die Menge
des zugesetzten Rohrzuckers sowohl von dem Wasserstoffverlust der Teilchen als auch von dem angestrebten
Kohlenstoffgehalt in den Enderzeugnissen ab. Bei Kenntnis des Wasserstoffverlustes der Teilchen ist es
natürlich möglich, die stöchiometrische Menge an Rohrzucker zu berechnen, die zum Erreichen eines
angestrebten End-Kohlenstoffgehaltes erforderlich ist.
Es ist jedoch bevorzugt, den benötigten Gehalt auf empirische Weise zu bestimmen, da es sich herausgestellt
hat. daß die Wirksamkeit der Aufkohlung in einem großen Maß von den Charakteristika (d. h. Korngröße
und Gestalt) der verwendeten Pulver beeinflußt wird.
so Im Hinblick auf die Wideraufkohlung von Eisenpulvern
ist es bereits bekannt, daß die mechanischen Eigenschaften des Enderzeugnisses in große η Maße
abhängig von dem Reaktionsvermögen des Kohlungsmittels sind, selbst wenn hinreichende Mengen des
Kohlungsmittels verwendet werden. So besitzen Lampenruß. Kohlenruß und synthetische Graphite nur ein
geringes Reaktionsvermögen, so daß die genannten Stoffe im allgemeinen als ungeeignet für Kohiungsmittel
bei der Herstellung von pulvermetallurgisch hergestellten Gegenständen mit opitmalen mechanischen Eigenschaften
angesehen werden. Selbst die natürlichen Graphite zeigen beträchtliche Schwankungen in ihrem
Reaktionsvermögen. Überraschenderweise ist gefunden worden, daß Rohrzucker bei Verwendung in relativ
reinem Zustand mit vorgzugsweise weniger als 2% Ascheanteil ein außergewöhnlich hohes und gleichmäßiges
Reaktionsvermögen besitzt, welches sich dem der besseren natürlichen Graphite nähert.
Die eisenhaltige Metallpulver-Rohrzucker-Mischung
wird gui durchmisch!, um eine gleichmäßige Mischung
zu erzielen. Diese Mischung wird sodann in die Form gegeben, zur Steigerung der Dichte gerüttelt und dann
bei Temperaturen von mehr als 177 C gebrannt, um die
Teilchen sozusagen miteinander zu verkleben und um eine hinreichend große Grünfestigkeit für die weitere
Handhabung zu erzielen. Wenigstens l,5Gew.-% Rohrzucker werden zum Erzielen einer gehärteten
Vorform mit ausreichender Festigkeit benötigt. Typischerweise erfordern in Wasser zerstäubte oder
atomisierte Eisenpulver mit Gehalten an 'Jurch Kohlenstoff reduzierbaren Sauerstoff von 1000 bis 20 000 ppm
Zusatz von etwa 2 bis 10% Rohrzucker. Aus
Tafel 2
Zusammensetzung (%) des Stahlpulvers gemäß AISI 4600 (modifiziert)
wirtschaftlichen Erwägungen wird das Brennen normalerweise in Luft ausgeführt, wobei Temperaturen von
mehr als 26O0C wegen der zu starken Kohlenstoffoxydation
ungeeinget sind. Es versteht sich, daß eine derartige Einschränkung der Brenntemperaturen nicht
geboten ist. wenn das Brennen in einer nichtoxydierenden Atmosphäre erfolgt.
Der vorstehend erörterte Rohrzuckerzusatz wurde bei der Herstellung von Getriebezahnrädern und von
Probestäben aus einem feinz.erteilten Stahlpulver gemäß der AISI-Typenreihe 4600 verwendet, wobei der
Stahl eine gewisse Modifikation erfahren halte. Die Zusammensetzung des verwendeten Pulvers ist in
Tafel 2 zusammengestellt.
Mn
Si
Cu
Mo
Al
GesamtsauerstolT
0,08 0,43 0,034 0,026 0,021 0,03 0,45 0,03 0,29 0,021 0,002 1,0
Von dem etwa 1.0% betragenden Gesamtsauerstoff lagen etwa 0.87% in einer durch Kohlenstoff reduzierbaren
Form vor. Zum Einstellen des angestrebten End-Kohlenstoffgehjltes von 0.3% (bei einer Sinterdauer
von 0.5 Std.) wurde empirisch bestimmt, daß für das verwendete Pulver 3.2 Gew.-% Rohrzucker erforderlich
waren. Die Mischung aus pulverförmigem Metall und Rohrzucker wurde in eine Form eingebracht, zur
Erhöhung der Dichte gerüttelt und in Luft 40 Minuten lang bei 204" C gebrannt. Nach dem Abkühlen wurde die
gebrannte Vorform aus der Form entnommen und in einer Wasserstoffatmosphäre 30 Minuten lang bei
II2TC gesintert. Die gebrannte und gesinterte Vorform wurde abgekühlt und zwecks weiterer
Verarbeitung einem anderen Beiricbsbcrcich zugeführt
Diese Weiterverarbeitung umschloß ein induktives Erhitzen der Vorform (in einer Atmosphäre aus 5% H.>
und 95% Ni) auf verschiedene Temperaturen innerhalb
des Temperaturbereiches von 640— 927X". Die erhitzten Vorformcn wurden dann unmittelbar mit etwa
900 N/mm- geschmiedet und an Luft abgekühlt. Die mechanischen Eigenschaften der derart geschmiedeten
Probestäbe sind in Tafel 3 zusammengestellt. Bemerkenswert sind die relativ hohe Zähigkeit bzw. Duktilität
und die gute Kersbschlagzähigkeit der Proben, was insbesondere im Hinblick auf die beträchtlichen
Kostensenkungen von Interesse ist. die sich aus der Verwendung der erfindungsgemäßen Mischung ergeben.
Die Differential-Getrieberäder wurden dann dem sogenannten »drift-pin«-Tcst unterworfen. Bei diesem
Test wird ein gehärteter konischer Stahlstift in die Bohrung des Rades hineingepreßt, bis Bruch auftritt.
Falls das Getrieberad einer Belastung von 9 t ohne Bruch widersteht, so gilt dies als befriedigendes
Ergebnis, in Tafel 4 sind die Ergebnisse zusammengestellt,
welche unter verschiedenen Schmiedebedingungen ermittelt wurden. Selbst die bei relativ niedrigen
Temperaturen und Drücken geschmiedeten Getrieberä der bestanden den Test.
Tafel 3
Mechanische Eigenschaften bei Raumtemperaturen von vorgeformten und geschmiedeten Probestäben aus einem
modifizierten Stahl gemäß AISI 4600
Vorbehandlung 0,2% | Zug | Dehnung | 662 | 646 | ■ Teilchengröße | Quer- | Mittlere | 89 | Absor | Seitliche | Bruch |
Streck | festig | auf | 766 | 766 | 21 | schnitts- | Härte | 97 | bierte | Aus | bei (%) |
grenze | keit | 25,4 mm | Probestäbe geschmiedet aus Pulver einer | 12 | verminde- | mm | Energie*) | dehnung·) | Scherung | ||
(N/mm2) | (N/mm2) (%) | Geschmiedet1) 557 | Teilchengröße | rung | (Rockwell B) |
92 | (mkg) | (mm) | |||
Probestäbe geschmiedet aus Pulver einer | Wärmebehandelt2) 628 | 27 | unter 3,36 mm | 95 | |||||||
Geschmiedet1) 605 | 18 | 44 | 4,15 | 0,099 | 100 | ||||||
Wärmebehandelt2) 635 | 26 | 4,42 | 0,088 | 100 | |||||||
unter 0,177 | |||||||||||
52 | 4,15 | 0,081 | 100 | ||||||||
57 | 5,25 | 0,109 | 100 |
*) Ergebnisse ermittelt Charpy V-Kerbentest an Normproben.
') Probestäbe wurden vor dem Versuch eine Stunde Lang bei 538°C spannungsfrei gegiühL
2I Probestäbe wurden eine Stunde bei 871°C austenitisiert, in Öl abgeschreckt und dann eine Stunde bei 427°C getempert.
Tafel 4
Ergebnisse des »Drift-Pin«-Versuches an ausgeschmiedeten Zahnradern aus erfindungsgemäß hergestellten Vorlormen.
Werkstoff: modifizierter Stahl gemäß AISI 4600
Probenbezeichnung Schmiedetemperalur
(0C)
Max. Last in 453 kp Prüfstift-Vortrieb
(mm)
Bruch-Energie in 11,5 mkg
Vergrößerung der Bohrung
904
904
904
840
897
821
851
846
729
36,5 39,8 40,9 45,3 21,0 23,5 25,6 22,9 24,! 26.5
42,06 76,20 71,83 67,46 46,03 49,63 42,44 48,41 66,27
34,54
31,2 76,2 76,2 72,6 23,8 30,7 25.2 28,5 43,9 21,8
22 43 38 36 24 25 22 25 34 18
Bemerkung:
Alle Zahnräder mit Ausnahme des Rades j wurden ausgeschmiedet mit einer 4 : 1-Mischung aus Schmiermittel und Wasser:
bei Rad j wurde eine 8 : 1-Mischung benutzt. Die Zahnräder wurden vor dem Versuch eine Stunde bei 538°C spannungsfrei
geglüht.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (1)
- Patentanspruch:Verwendung von Rohrzucker als Binde-, Desoxydations- und Aufkohlungs-Mittel für die Herstellung von Verformen aus geschütteten oder rüttelverdichteten Eisen- oder Stahlpulvern mit der Maßgabe, daß den Pulvern mindestens 1,5 Gew.-% Rohrzukker zugesetzt sind.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
US00312461A US3811878A (en) | 1972-12-06 | 1972-12-06 | Production of powder metallurgical parts by preform and forge process utilizing sucrose as a binder |
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DE2360914C2 true DE2360914C2 (de) | 1983-11-03 |
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ID=23211559
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE2360914A Expired DE2360914C2 (de) | 1972-12-06 | 1973-12-06 | Binde-, Desoxydations- und Aufkohlungs-Mittel für die Herstellung von Vorformen aus Metallpulvern |
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