DE221502C - - Google Patents

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DE221502C
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  • Agricultural Chemicals And Associated Chemicals (AREA)

Description

KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
- Ja 221502 -KLASSE 45/. GRUPPE
Dr. JOSEF HERTKORN in BERLIN.
Verfahren zur Vertilgung von Pflanzenschädlingen.
Patentiert im Deutschen Reiche vom 10. Mai 1908 ab.
Zur Vertilgung des Heu- und Sauerwurmes am Weinstock sind eine Anzahl flüssige und feste Mittel in Vorschlag gebracht und angewendet worden. Der Erfolg dieser Mittel war für den vorliegenden Zweck in fast allen Fällen ein negativer. Entweder war ihre Wirkung auf den Schädling zu schwach, oder die Mittel wirkten zerstörend auf die empfindlichen Pflanzenorgane, wie Blüten und Blätter. Die
ίο wässerigen Lösungen der wirksamen anorganischen und organischen Salze, oder die mit Seifenwasser emulgierten organischen Stoffe, wie Petroleum, Teeröle, geschwefeltes Lanolin u. dgl., wirken zerstörend und verklebend auf die Blüten und dringen nicht in die Gespinste der damit behafteten Gescheine bis zur Brut des Traubenwicklers ein, um Brut und Räupchen abzutöten, sondern werden von den nicht benetzbaren Organen abgestoßen.
Der allgemein dafür angewandte Schwefel oder die Schwefelnaphtalinkompositionen wirken in Pulverform auf den Heu- und Sauerwurm nicht energisch genug, um damit einen wirksamen Erfolg zu erzielen. Sie haften zudem schlecht auf den Pflanzenorganen und lassen sich nicht in den erforderlichen staubfeinen, dichten und schweren Zustand überführen, der ein leichtes und tiefes Eindringen in die Gespinste und Gescheine bedingt.
Die in dem vorliegenden neuen Verfahren beschriebenen und für den Zweck neuen Stoffe zeigen diese Übelstände nicht. Sie repräsentieren äußerst staubfeine, leicht verstäubbare und auf den Gescheinen festhaftende, neutrale, schwere und dichte Pulver von sehr hohem Erweichungs: und Schmelzpunkt; sie sind ferner in Wasser unlöslich und dringen tief in die Gespinste und Gescheine ein. Ihre fungicide und insekticide Wirkung ist um ein Vielfaches größer als bei den bekannten Mitteln; sie töten in konzentrierter und verdünnter Form angewendet die Pflanzenschädlinge und ihre Brut sofort oder in kürzester Zeit ab, ohne den Pflanzenorganen oder den Menschen beim Verstäuben zu schädigen. Zudem ist ihr Herstellungspreis ein vielfach geringerer als bei den bekannten Mitteln.
Als chemische Verbindungen des Schwefels mit den festen organischen Stoffen zeigen sie die spezifischen Wirkungen ihrer Komponente verstärkt. durch die chemische Thioverbindung, wie solche als bekannt z. B. im Ichthyol für Heilzwecke vorliegt.
Bisher sind die organischen Schwefelverbindungen in Pulverform zur Vernichtung von Pflanzenschädlingen noch nicht verwendet worden. Die als bekannt anzusprechenden Rhodan- und Xanthogenverbindungen sowie das geschwefelte Lanolin werden ausschließlich in wässeriger Lösung oder als wässerige Seifenemulsion gegen Pflanzenschädlinge angewendet oder in Vorschlag gebracht. Der Erfinder verwendet diese Stoffe sowie die Merkaptane, SuIf ο kohlensauren, Dithiocarbaminsäuren u.dgl. und ihre Derivate in wasserunlöslicher und trockener Form gemischt mit Streckmittel als Streupulver und in der Hauptsache die aliphatischen und aromatischen Thio- und ahn-
liehe Verbindungen, die durch Erhitzen mit Schwefel oder mit einem Schwefel abgebenden Stoff unter Austritt von Schwefelwasserstoff auf bekannte oder nicht bekannte Weise im festen Zustande erhalten werden. Die wirksamsten und billigsten Thioverbindungen liefern folgende Stoffe: Rohnaphtalin, Rohanthracen und Homologe, feste Phenole und Naphthole und Derivate, feste Destillationsrückstände der
ίο Mineralöl-, Steinkohlenteeröl-, Braunkohlenteeröl-, Holzkohlenteeröl-, Harzöl-, Pflanzenöl-, Torf- und Schieferöl- und Fettindustrie u. dgl., wie Holzkohlenteerpeche, Steinkohlenteerpech, Braunkohlenteerpech, Petroleumpech, Schieferölpech, Asphalte und Erdpeche, Stearin- und Fettpeche, Harzölpeche, Wassergasölpeche, Naphtol- und Naphtylaminpeche (chemische Kohle), Pflanzen- und Industrieharze (Säureharze, Aldehydharze), bituminöse Steinkohle, Braunkohle, Schiefer oder Torf u. dgl., Teerfarbstoffnebenprodukte und Teerfarbstoffzwischenprodukte, Abfälle, tierische und Pflanzenabfälle, wie Ledermehl, Sägespäne, WoIl- und Korkstaub u. dgl., ferner bituminöse Kalke und Erden oder flüssige Teere. Die mit Schwefel schwerer umsetzbaren Stoffe werden mit 5 bis 10 Prozent alkalischer Zuschläge vorbehandelt oder mit diesen Zuschlägen und Schwefel erhitzt. . Flüssige organische Stoffe erhitzt nian mit Schwefel unter Druck bis zu 10 Atmosphären und erhält dadurch feste Thioprodukte.
Zur Streckung und Verbilligung und gleichzeitiger Verfestigung der organischen Thioverbindungen oder zur Erhöhung der Wirkung trägt man in die fertige flüssig heiße Schmelze noch andere differente oder indifferente Stoffe, wie pulverförmige Mineralien, Erze oder Salze u. dgl., ein oder verschmilzt diese Stoffe gleichzeitig mit dem Schwefel und der organischen Substanz zur innigsten Mischung mit der Thioverbindung, oder die erkaltete und staubfein gemahlene Schmelze wird nachträglich mit . den pulverförmigen Streck- und Verstärkungsmitteln innig gemischt. Als Streck- und Verdünnungsmittel dienen Kreide, Kaolin, Gips, Ton, Mergel, Schwefelrückstände, Schlacken, industrielle Abfälle u. dgl.; als Verstärkungsmittel arsen- und antimonhaltige sulfidische oder oxydische Erze, oder andere chrom-, arsen-, antimon- und kupferhaltige Verbindungen und solche Stoffe enthaltende Teerfarbstoff- und andere Rückstände, die gleichzeitig der gelben bis braunroten Schmelze die gewünschte Grünfärbung erteilen und das spezifische Gewicht wesentlich erhöhen.
Die Umsetzungstemperatur zwischen dem Schwefel und den verschiedenartigen organischen Stoffen liegt verschieden hoch, auch in bezug auf die quantitative Schwefelaufnahme; sie beginnt bei etwa 150 ° G., bei Gegenwart von Polysulfiden oft schon beim Schmelzpunkt des Schwefels. Die mittlere Umsetzungstemperatur ist 160 bis 280 ° C.
Beispiel 1.
In eine mit überhitztem Dampf oder mit direkter Feuerung heizbare Destillierblase mit Rührwerk und Kondensationsvorrichtung bringt ■man 100 kg trockengepreßtes Rohanthracen oder Buchenholzteerpech oder chemische Kohle, oder irgendein mit Schwefel oder Polysulfiden umsetzbarer organischer Stoff oder Mischungen solcher Stoffe und 20 bis 500 kg Rohschwefel oder irgendeinen Schwefel abgebenden Stoff mit oder ohne Zusatz von Aufschließungsoder die Reaktion beschleunigenden Mitteln und erhitzt die Mischung langsam bis auf etwa 150 ° C, wobei das Rührwerk eingeschaltet und bei steigender Temperatur so lange erhitzt wird, bis der organische Stoff teilweise oder ganz an Schwefel gebunden oder damit gesättigt ist. Der in Strömen entweichende Schwefelwasserstoff und die flüchtigen Öle werden für sich aufgefangen und verwertet oder in die alkalische Schmelze nach Beispiel 2 eingeleitet. Nach 5 bis 24 stündigem Erhitzen bringt man in die heiße und flüssige Schmelze noch 50 bis 1000 kg wasserfreie Kreide, Mergel, Ton, Schlackenmehl oder andere Streck- und Verdünnungsmittel ein und noch so viel chrom-, arsen- oder kupferhaltige Anilinfarbstoffrückstände oder solche sulfidische oder oxydische Erze und Salze, bis die Mischung einen Metallsalzgehalt von 0,1 bis 5 Prozent zeigt neben der gewünschten Grünfärbung. Die fertige Schmelze wird abgezogen, nach dem Erkalten staubfein gemahlen und gesiebt. Die Streckungs- und Verstärkungsmittel können auch in Pulverform der eben- too falls für sich gemahlenen Schmelze nachträglich zugemischt werden.
Beispiel 2.
In den in Beispiel 1 beschriebenen Kessel bringt man 100 kg trockenen, gemahlenen Torf oder Sägemehl oder fette Steinkohle oder Braunkohle oder bituminösen Schiefer, fügt 5 bis 10 kg eines alkalischen Aufschließungsmittels, wie Ätzkalk oder Calciumpolysulfid, zu, erhitzt mit oder ohne Wasserzusatz unter Umrühren einige Stunden auf 100 bis 1500 C, fügt 20 bis 100 kg stark arsenhaltigen Rohschwefel oder industrielle Schwefelabfälle zu und erhitzt die Mischung unterhalb der Zer-Setzungstemperatur des organischen Stoffes so lange, als. noch Schwefelwasserstoffgas entweicht und flüchtiges Öl abdestilliert. Die Schmelze wird nach Beispiel 1 weiter behandelt. Die chemische Umsetzung des Schwe- iao fels mit den organischen Stoffen kann auch unter Druck bis 10 Atmosphären vor sich
gehen, besonders wenn flüssige oder halbfeste organische Stoffe mit Schwefel behandelt werden sollen. Dadurch werden feste und pulverisierbare und hochschmelzende Thioverbindungen erhalten. Zur Erhöhung des spezifischen Gewichtes fügt man der Schmelze oder dem staubfeinen Pulver daraus stark arsen- und antimonhaltige Schwefelerze oder Oxyde zu.
Die auf die eine oder andere Weise erhaltene
ίο staubfeine und gestreckte Thioverbindung, genannt »Thiolit«, wird mit den bekannten Schwefelstreuapparaten auf die mit dem Heu- und Sauerwurm befallenen betauten Gescheine des Rebstockes aufgeblasen. Das schwere' Pulver durchdringt dabei die Gespinste der Traubenmotte und hüllt die Räupchen ein, die in kürzester Zeit absterben, während die Gescheine intakt bleiben. Das Thiolitpulver wirkt auf alle 'Pflanzenschädlinge fungicider und insekticider Art gleich prompt, besonders wenn die damit befallenen Pflanzen vor der Thiolitbehandlung feucht oder betaut sind.
Der äußerst billige Herstellungspreis der Thioverbindungen und ihre vorzügliche Wirkung gegen Pflanzenschädlinge, im besonderen gegen den Heu- und Sauerwurm, sind für die Landwirtschaft und den Weinbau von größter Wichtigkeit.

Claims (1)

  1. Patent-Anspruch:
    Verfahren zur Vertilgung von Pflanzenschädlingen durch Behandlung der Pflanzen mit wasserunlöslichen, festen, geschwefelten organischen Verbindungen.
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