DE2123966B2 - Verfahren zur Phosphatierung von Eisen- und Stahloberflächen - Google Patents
Verfahren zur Phosphatierung von Eisen- und StahloberflächenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufbringen von Phosphatschichten auf Oberflächen aus Eisen
und Stahl mit Hilfe von sauren Lösungen schichtbildender Phosphate, bei dem die Lösungen im Spritzverfahren
aufgebracht werden.
Verfahren zur Erzeugung von Phosphatschichten auf Eisen- und Stahloberflächen mittels saurer Lösungen
von Phosphaten mehrwertiger Metalle, die zur Beschleunigung der Überzugsbildung Oxydationsmittel
oder andere Beschleuniger enthalten können, sind seit langem bekannt. Nach der Art ihrer Anwendung
kann man bei diesen Verfahren Tauch- und Spritzverfahren unterscheiden. Insbesondere die letzteren
sind für die Behandlung von Metallgegenständen in automatischen Anlagen geeignet, in denen die
Reinigung, Phosphatierung und Nachbehandlung in einem kontinuierlichen Arbeitsablauf erfolgt. Spritzphosphat
ierungs verfahre η können darüber hinaus überall dort angewendet werden, wo eine Behandlung
in Tauch-, Band- oder automatischen Spritzanlagen nicht durchgeführt werden kann, wie beispielsweise
bei sperrigen Metallkonstruktionen oder bei kleinen Stückzahlen. In diesen Fällen werden die Behandlungslösungen
mit Hilfe von manuell geführten Spritzdüsen auf die Metalloberfläche aufgebracht.
Bei den bekannten Spritzphosphatierungsverfahren erfolgt der Auftrag der Behandlungslösungen mit
einem Spritzdruck von ungefähr 0,5-1,5 atü.
So ist es beispielsweise aus der DE-PS 755756 sowie der FR-PS 817993 bekannt, daß unter höherem
Druck auf Metalloberflächen auftreffende Zinkphosphatierungslösungen
reinigend wirken und infolgedessen die Schichtausbildung fördern. Bei diesem
Verfahren wird im allgemeinen jedoch nur mit Drükken im Bereich von 0,14 bis 1,4 atü gearbeitet. Die
Anwendung höherer Drücke wird durch die zitierten Patentschriften dem Fachmann nicht nahegelegt, zumal
in der FR-PS 817993 Drücke über 1,4 atü als unnötig hingestellt werden. Darüber hinaus sind gemäß
»Fachberichte für Oberflächentechnik«, März/ April 1966, S. 50-59, bei Drücken über 1 atü Störungen
bei der Schichtbildung an der Aufprallstelle des Spritzstrahls zu befürchten.
> In »Galvanotechnik«, 57 (1966), Nr. 8,S. 536-540,
wird zwar die Anwendung von Drücken bis 9 atü angegeben, jedoch nur in Verbindung mit einem
Dampfstrahl-Phosphatierungsverfahren unter Verwendung nichtschichtbildender Phosphatierungslö-
i<> sungen. Bei diesem Verfahren liegen jedoch - abgesehen
von den verschiedenartigen Phosphatierungslösungen-im Vergleich mit einem Spritzverfahren ohne
Verwendung von Dampf insofern unterschiedliche Bedingungen vor, als die Dampfkomponeme zu wei-
r> cheren Spritzstrahlen führt.
Den genannten Spritzphosphatierungsverfahren haftet jedoch ein gewichtiger Nachteil an. Eis^a- und
Stahloberflächen, die mit Lösungen schichtbildender Phosphate phosphatiert wurden, neigen nämlich stark
_>(] dazu, Flugrost anzusetzen. Dies gilt insbesondere
dann, wenn die Phosphatierung mit manueii geführten Sprühvorrichtungen durchgeführt wird. Die Metalloberflächen
müssen deshalb nach dem Phosphatierungsschritt mit Chromsäure oder Chromate enthal-
r> tenden Lösungen nachpassiviert werden, um die Bildung von Rugrost zu verhindern. Die Verwendung
von Chromsäure oder Chromaten bedingt jedoch umfangreiche arbeitsphysiologische Schutzmaßnahmen
und eine entsprechende Aufbereitung des Abwassers,
»ι die nur in aufwendigen Entgiftungsanlagen durchgeführt
werden kann. Durch diesen Umstand werden insbesondere die Anwendungsmöglichkeiten der
Spritzphosphatierungsverfahren, die mit manuell geführten Spritzdüsen durchgeführt werden, stark ein-
r> geschränkt.
Es wurde nun gefunden, daß man beim Aufbringen von Phosphatschichten auf Oberflächen aus Eisen und
Stahl mit Hilfe von Lösungen schichtbildender Phosphate im Spritzverfahren den zusätzlichen Aufwand
in einer Nachpassivierung mit chromsäure- oder chromathaltigen
Lösungen vermeiden kann, wenn man sich des nachstehend beschriebenen Verfahrens bedient.
Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß die Lösungen bei einem Spritzdruck von 10-100 atü
r, aufgebracht werden.
Nach dem neuen Verfahren werden befriedigende Phosphatschichtcn über den ganzen angegebenen
Druckbereich erhalten. Zu besonders günstigen Ergebnissen hinsichtlich der Beständigke'*, gegen Flug-
",Ii rost und Schichtstruktur gelangt man, wenn die sauren
Lösungen schichtbildender Phosphate bei einem Spritzdruck im Bereich von 30-50 atü auf die Metalloberflächen
aufgesprüht werden.
Die Anwendungstemperatur der Phosphatierungs-
M lösungen liegt zweckmäßigerweise im Bereich zwischen
40 und 75° C.
Das neue Verfahren wird mit den gleichen schichtbildenden Uberzugslösungen durchgeführt, die bei
der Spritzphosphatierung unier niederem Druck übli-
M) cherweise verwendet werden, Die sauren Lösungen
enthalten Phosphationen und Kationen mehrwertiger Metalle, wie beispielsweise Magnesium, Mangan,
Cadmium, Kobalt, Nickel und Blei einzeln oder im Gemisch. Wegen der besonders günstigen Eigen-
>,, schäften der damit erzeugten Phosphatschichten im
Hinblick auf Korrosionsbeständigkeit und verbesserte Lackhaftung werden bevorzugt solche Lösungen verwendet,
die Zink oder Calcium als schichtbildende
Kationen enthalten, wobei auch solche Lösungen in Frage kommen, die nebeneinander Zink- und Calciumionen
in wechselnden Atomgewichtsverhältnissen enthalten. Zur Beschleunigung der Überzugsbildung
werden den Phosphatierungslösungen übliche Beschleuniger zugesetzt. Als besonders zweckmäßig hat
sich dabei die Beschleunigung durch Oxydationsmittel wie Nitrite, Nitrate, Chlorate, Perborate und Wasserstoffperoxid
oder die Kombination Nitrit/Nitrat, Nitrit/Chlorat oder Nitrat/Perborat erwiesen.
Die bei dem neuen Verfahren verwendeten Phosphatierungslösungen enthalten Phosphationen, mehrwertige
Metallionen und Beschleunigungsmittel in den üblichen Konzentrationen. Auch das Verhältnis
von freier Säure zu gebundener Säure sowie der Arbeits-pH-Wert liegen in den bekannten Grenzen.
Sofern die zu behandelnden Werkstücke nicht überaus stark verschmutzt sind, können Reinigung
und Phosphatierung in einem Arbeitsgang vorgenommen werden. In diesem Fall werden den sauren Phosphatlösungen
nichtionogene Netzmittel, wie beispielsweise Reaktionsprodukte des Äthylenoxids mit
Fettalkoholen, Alkylphenolen, Fettaminen oder Polyoxypropylenglykolen,
zugesetzt. Die Konzentration der Netzmittel in den Phosphatierungslösungen liegt
innerhalb der üblichen Grenzen von 0,1—5 g/l.
Die Phosphatierung von Eisen- und Stahloberflächen nachdem neuen Verfahren kann sowohl in automatisch
arbeitenden Anlagen als auch mit Hilfe von Handspritzgeräten durchgeführt werden.
Die nach dem erfin&ungsgemäßen Verfahren phosphatierten
Eisen- und Stahlobsrfläcl· ',n sind gegen
Flugrost beständig, so daß sich r*ie Nachbehandlung mit Chromsäure- oder Chromatlösung c -übrigt. Die
erzeugten Phosphatschichten sind geschlossener und von feinerer Kristallstruktur als die nach bekannten
Verfahren mit den gleichen Phosphatierungslösungen, aber bei niedrigerem Spritzdruck erzeugten Überzüge;
in bezug auf Korrosionsschutz und Lackhaftung sind sie den letzteren mindestens gleichwertig.
Gegenüber den bekannten Spritzphosphatierungsverfahren
mit Lösungen schichtbildender Phosphate besitzt die erfindungsgemäße Arbeitsweise den Vorteil,
daß sie ohne zusätzliche Nachpassivierung der phosphatierten Metalloberflächen durchgeführt werden
kann. Mit der Chromsäure-Nachpassivierung entfallen auch die entsprechenden arbeitsphysiologischen
Schutzmaßnahmen und die Entgiftung des Abwassers. Dies wirkt sich dort besonders vorteilhaft aus,
wo Metalloberflächen im Handspritzverfahren phosphatiert werden sollen. Schichtbildende Phosphatierungsverfahren
können nunmehr auch dort durchgeführt werden, wo dies bisher - mit Rücksicht auf
Arbeitsphysiologie und Abwasserentgiftung - nicht möglich war, als auch an ortsfesten Metallkonstruktionen
wie Leitungsmasten, Brücken usw.
Autokarosserien aus Stahlblech wurden im Spritzverfahren mit einer Zinkphosphatlösung folgender
Zusammensetzung behandelt:
8 g/l Zn (H2PO4J2
2,1 g/l NaH2POj
0,7 g/I H3PO. (100%)
5,9 g/l NaNO3
0,4 g/l NaNp2
5 g/I nichtionogenes Netzmittel
(Monylphenol + 9 Mol Äthylenoxid)
Die Temperatur der Lösung betrug 60-63° C1 der
Spritzdruck 40 atu. Die Lösung wurde aus zwei !manuell
bedienten Spritzlsnzen mit einer Leistung von
ι» je 6-7 Liter/Minute aufgesprüht. Die Behandlungsdauer für eine Karosserie mit ungefähr 60 qm Oberfläche
betrug 12 min.
Anschließend wurden die Karosserien zuerst mit Leitungswasser, dann mit vollentsalztem Wasser ge-
r> spült und schließlich im Warmluftstrom getrocknet.
Nach dieser Behandlung wiesen die Stahlkarosserien eine gleichmäßig ausgebildete, dichte Zinkpbosphatschicht
auf. Die Oberflächen zeigten keinerlei Ansatz von Flugrost.
-'» Zum Vergleich wurden Autokarosserien aus Stahlblech
unter sonst gleichen Bedingungen, jedoch bei einem Spritzdruck von 4 atü phosphatiert. Nach der
Behandlung zeigten die Stahloberflächen ebenfalls eine gut ausgebildete Zinkphosphatschicht. Es hatte
-' "> sich jedoch soviel Flugrost gebildet, daß die Schichten als Grundlage für eine nachfolgende elektrophoretische
Lackierung nicht geeignet waren.
hi Eisenbleche wurden im Handspritzverfahren bei
Spritzdrucken von 1,5, 6 und 45 atü mit einer Zinkphosphatlösung behandelt, die folgende Zusammensetzung
besaß:
5,9 g/l Zn(H2POJ2
r. 1,5 g/l NaH2PO4
0,5 g/l H3PO4
0,4 g/l NaNO3
0,35 g/i NaNO2
r. 1,5 g/l NaH2PO4
0,5 g/l H3PO4
0,4 g/l NaNO3
0,35 g/i NaNO2
1,6 g/l nichtionogenes Netzmittel
κι (Nonylphenol + 9 Mol Äthylenoxid)
κι (Nonylphenol + 9 Mol Äthylenoxid)
Anschließend wurden die Bleche mit Leitungswasser, danach mit vollentsalztem Wasser gespült und im
Warmluftstrom getrocknet.
Die phosphatierten Eisenbleche wurden elektroi.
phoretisch lackiert und dem Salzsprühtest nach ASTM B 117-64 mit Kreuzschnitt unterworfen. Nach 350
Stunden ergaben sich folgende Werte:
1) Spritzdruck 1,5 atü
Blasengrad: DIN 53209: m 5/g 5
Blasengrad: DIN 53209: m 5/g 5
ASTM D 714-56: 2 D
Rost im Kreuzschnitt: 5-12 mm
Rost im Kreuzschnitt: 5-12 mm
2) Spritzdruck 6 atü
Blasengrad: DIN 53 209: m 4/g 5
Blasengrad: DIN 53 209: m 4/g 5
ASTM D 714-56: 2 MD
Rost im Kreuzschnitt: 4-10 mm
Rost im Kreuzschnitt: 4-10 mm
3) Spritzdruck 45 atü
Blasengrad: DlN 53 209: m 2/g 2
Blasengrad: DlN 53 209: m 2/g 2
ASTM D 714-56: 8 F
Rost im Kreuzschnitt: 2-3 mm.
Rost im Kreuzschnitt: 2-3 mm.
Claims (6)
1. Verfahren zum Aufbringen von Phosphatschichten auf Oberflächen aus Eisen und Stahl mit
Hilfe von sauren Lösungen schichtbildender Phosphate im Spritzverfahren, dadurch gekennzeichnet,
daß die Lösungen bei einem Spritzdnick von 10-100 atü aufgebracht werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Lösungen bei einem Spritzdruck
von 30—50 atü aufgebracht werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Lösungen mit einer Temperatur
von 40—75° C aufgebracht werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß Zink- und/oder Calciumphosphat
enthaltende Lösungen aufgebracht werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1-4, dadurch gekennzeichnet, daß Netzmittel enthaltende Lösungen
aufgebracht werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1-5, dadurch gekennzeichnet, daß zum Aufbringen der Lösung
manuell geführte Spritzdüsen verwendet werden.
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