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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Arzneimittel, das eine Kombination
aus Phenylbutyrat und Aminobenzoesäure, vorzugsweise 4-Aminobenzoesäure,
enthält, die als Inhibitoren der Expression der Onkoproteine
c-myc, ck-ras, GFAP und VEGF sowie von Urokinase wirksam sind. Die
vorliegende Erfindung betrifft auch die Verwendung dieser Verbindungen
zur Tumortherapie.
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Es
hat sich gezeigt, dass eine Krebserkrankung bei Menschen und Tieren
unter anderem dadurch charakterisiert ist, dass maligne transformierte,
d. h. unsterbliche Zellen, die sich fortgesetzt teilen, ”auf
Wanderschaft gehen”. Solche Zellen lassen sich z. B. über
das in dem
deutschen Patent 42
28 389 beschriebene Apherese-Verfahren aus der Blutbahn
isolieren und z. B. hinsichtlich des Expressionsgrades von Onkoproteinen
auf molekularer Ebene charakterisieren. Dabei hat sich gezeigt,
dass insbesondere die Onkoproteine c-myc, ck-ras, VEGF und die zu
den Proteasen gehörende Urokinase als Mediatoren der Übertragung
maligner Signale von struktureller und funktioneller Bedeutung sind.
Die fehlerhafte Aktivierung von Onkoproteinen begünstigt
somit die Entstehung von Krebserkrankungen. Die Expression des Onkoproteins
c-myc korrespondiert mit einer Mutation der Zellteilungsbremse APC.
Durch die Mutation dieses Gens wird eine Signalkaskade ausgelöst,
die zur Aktivierung des bis dahin ruhenden c-myc-Onkogens führt.
Dies gibt der Zelle das Zeichen, sich ununterbrochen zu teilen – das
für Krebs charakteristische unkontrollierte Zellwachstum
beginnt. c-myc unterdrückt die Induktion wachstumsblockierender
Gene durch DNA-schädigende Agenzien (=Cytostatika). Daraus
resultiert, dass bei Vorhandensein von c-myc DNA-schädigende Cytostatika
wirkungslos sind. c-myc spielt auch eine Schlüsselrolle
bei der für das Tumorwachstum erforderlichen Neubildung
von Blutgefäßen. Somit versorgt c-myc den Tumor
mit neuen Blutgefäßen, induziert also die Neoangionese.
Jedenfalls gibt es bis heute keine Therapie-Strategie gegen c-myc,
sieht man von der Anwendung immunkompetenter dendritischer Zellen
ab. Das Vorhandensein des RAS-Onkoproteins ist charakteristisch
für eine maligne transformierte Signalverarbeitung in der
Zelle. Das Vorhandensein von RAS und eines weiteren Onkoproteins
sowie eine Beschädigung des Tumor-Suppressorgens p53 reichen
aus, um eine gesunde Zelle maligne zu transformieren. RAS ist ein
Energie verbrauchendes, die Phosphorylierung der Tyrosinkinase regulierendes
Onkogen-Produkt, dessen verstärktes Vorhandensein zu einer
ungeregelten Zellteilung führt, die charakteristisch für
die Entstehung von Krebs ist. Bei dem Onkoprotein p21ras zeigte
sich beispielsweise, dass dieses in etwa 10 bis 15% aller Krebserkrankungen
fehlerhaft aktiviert ist, in Pankreastumoren liegt die Zahl bei
95%.
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Somit
ist ein Ansatzpunkt bei der Entwicklung neuer (auch präventiver)
therapeutischer Konzepte die Hemmung der Aktivität bzw.
Expression von bestimmten Onkoproteinen. Leider stehen bisher kaum
Wirkstoffe zur Verfügung, mit denen sich eine spezifische
Hemmung von Onkoproteinen und somit eine gute Tumor-Prävention
(z. B. bei Risikogruppen) bzw. Therapie erzielen lässt
und die auch frei von schweren Nebenwirkungen sind.
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Somit
liegt der Erfindung im wesentlichen das technische Problem zugrunde,
Hemmstoffe der Aktivität bzw. Expression von Onkoproteinen
bereitzustellen, die zur Tumortherapie bzw. Tumorprophylaxe geeignet sind.
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Die
Lösung dieses technischen Problems wurde durch die Bereitstellung
der in den Schutzansprüchen erfassten Ausführungsfor men
erreicht. Es wurde überraschenderweise gefunden, dass bei
disseminierenden Tumorzellen durch Zusatz von Phenylbutyrat der
Expressionsgrad der Onkoproteine c-myc, ck-ras und VEGF signifikant
(und reversibel) gehemmt werden kann, wobei vor allem die Hemmung
der Expression von c-myc und VEGF von Interesse ist, da c-myc zusammen
mit VEGF für die Gefäßsprossung und Neoangiogenese
verantwortlich gemacht werden müssen. Es zeigte sich auch,
dass diese Hemmwirkung auch mit 4-Aminobenzoesäure erreicht
werden kann, wobei die besten (synergistischen) Effekte bei der
kombinierten Verabreichung beider Verbindungen erreicht werden.
Auch die Expression von Urokinase konnte mit beiden Verbindungen (einzeln
oder, noch besser, in Kombination) gehemmt werden.
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Somit
betrifft die vorliegende Erfindung ein Arzneimittel, das eine pharmakologisch
wirksame Menge von Phenylbutyrat und Aminobenzoesäure,
vorzugsweise 4-Aminobenzoesäure, zusammen mit einem pharmazeutisch
verträglichen Träger enthält. Geeignete
Träger und die Formulierung derartiger Arzneimittel sind dem
Fachmann bekannt. Zu geeigneten Trägern zählen
beispielsweise Phosphat-gepufferte Kochsalzlösungen, Wasser,
Emulsionen, beispielsweise Öl/Wasser-Emulsionen, Netzmittel,
sterile Lösungen, etc. Das erfindungsgemäße
Arzneimittel kann in Form einer Injektionslösung, Tablette,
Salbe, Suspension, Emulsion, eines Zäpfchens, etc. vorliegen.
Es kann auch in Form von Depots (Mikrokapseln, Zinksalze, Liposomen,
etc.) verabreicht werden. Die Art der Verabreichung des Arzneimittels
hängt unter anderem davon ab, in welcher Form der Wirkstoff
vorliegt, sie kann oral oder parenteral erfolgen. Zu den Verfahren
für die parenterale Verabreichung gehören die
topische, intraarterielle, intramuskuläre, intramedulläre,
intrathekale, intraventrikuläre, intravenöse,
intraperitoneale, transdermale oder transmukosale (nasal, vaginal,
rektal, sublingual) Verabreichung. Die Verabreichung kann auch durch
Mikroinjektion erfolgen. Die geeignete Dosierung wird von dem behandelnden
Arzt bestimmt und hängt von verschiedenen Faktoren ab,
beispielsweise von dem Alter, dem Geschlecht, dem Gewicht des Patienten,
der Art und dem Stadium des Tumors, der Art der Verabreichung, etc.
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Die
hier verwendeten Begriffe ”Phenylbutyrat” und ”Aminobenzoesäure” umfassen
auch alle pharmazeutisch verträglichen Salze dieser Verbindungen,
wobei bezüglich Phenylbutyrat Natrium-Phenylbutyrat (Na-PBA)
bevorzugt ist.
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Das
Verhältnis von Phenylbutyrat und Aminobenzoesäure
in dem erfindungsgemäßen Arzneimittel ist nicht
kritisch, liegt jedoch vorzugsweise im Bereich von 1:1.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch die Verwendung von Phenylbutyrat,
Aminobenzoesäure, vorzugsweise 4-Aminobenzoesäure,
oder der Kombination beider Verbindungen zur Behandlung einer Erkrankung,
die mit einer fehlerhaften Aktivierung der Onkoproteine c-myc, ck-ras,
GFAP und/oder VEGF und/oder von Urokinase in Zusammenhang steht,
d. h., bei der die Hemmung eines oder mehrerer dieser Proteine eine positive
therapeutische Wirkung hat.
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Vorzugsweise
wird Phenylbutyrat in einer Menge von 1 bis 1000 mg pro Dosis, vorzugsweise
in einer Menge von 100 bis 200 mg pro Dosis verabreicht. Die Tagesdosis
liegt vorzugsweise im Bereich von 200 bis 400 mg.
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Vorzugsweise
wird Aminobenzoesäure in einer Menge von 1 bis 1000 mg
pro Dosis, vorzugsweise in einer Menge von 100 bis 200 mg pro Dosis
verabreicht. Die Tagesdosis liegt vorzugsweise im Bereich von 200 bis
400 mg.
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Phenylbutyrat,
Aminobenzoesäure oder die Kombination aus Phenylbutyrat
und Aminobenzoesäure wird vorzugsweise zur Behandlung von
Tumoren verwendet, beispielsweise von Colon- Carcinomen, Mamma-Carcinomen,
Pankreas-Carcinomen, Glioblastomen, Meningiomen, etc.
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Das
nachstehende Beispiel erläutert die Erfindung.
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Beispiel
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Hemmung
der Expression von c-myc, ck-ras, VEGF, Urokinase und GFAP mittels
Natrium-Phenylbutyrat (Na-PBA), 4-Aminobenzoesäure (PABA)
oder Gemischen davon in Tumorzellen Es wurden Tumorzellen von Glioblastom-Patienten
durch Apherese aus der Blutbahn, wie in dem
deutschen Patent 42 28 389 , dem europäischen
Patent
EP-B1 0 584
715 und dem
US-Patent
5,529,903 beschrieben, isoliert und für 5 Tage
unter üblichen Bedingungen in ”X-VIVO 15”-Medium
(Bio Whittaker Europe, Verviers, Belgien) ohne weitere Zusätze kultiviert.
Das Onkoproteinmuster vor Verabreichung von Na-PBA und PABA wurde
mittels anti-c-myc-(Sigma, Taufkirchen, Deutschland), anti-ck-ras-(DPC
Biermann, Bad Nauheim, Deutschland), anti-Urokinase-(Biomol, Eching,
Deutschland), anti-VEGF-(Sigma) und anti-GFAP-Antikörpern
(Sigma) bestimmt (siehe Tabellen 1 bis 3). Die Zugabe von Na-PBA
und/oder PABA erfolgte am 1. und 2. Kultivierungstag. Die Tagesdosis
betrug 50 mg, 200 mg bzw. 500 mg (entsprechend 1 μg/ml,
4 μg/ml bzw. 10 μg/ml bei ca. 70 kg Körpergewicht
(70%)). Nach 5 Tagen wurden die Tumorzellen gewonnen und mittels
Sandwich-ELISA molekular charakterisiert, d. h., die Zahl der die
jeweiligen Onkoproteine exprimierenden Zellen wurde bestimmt und
mit der Kontrolle verglichen. Die Zahlen in den Tabellen 1 bis 3
geben die Zellen an, die das jeweilige Onkoprotein exprimiert. Die Kontrolle
gibt die Zahl der die jeweiligen Onkoproteine exprimierenden Zellen
ohne Wirkstoff-Zusatz an.
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Dabei
zeigte sich, dass durch Verabreichung von Na-PBA oder PABA eine
signifikante Reduktion dieser Proteine erzielt wer den konnte, wobei
dieser Effekt bei Verabreichung beider Verbindungen nochmals deutlich
gesteigert werden konnte (siehe Tabellen 1 bis 3). Tabelle 1 Verabreichung von Natrium-Phenylbutyrat
(Na-pBA)
Onkoprotein | ohne
Wirkstoff | 50
mg (1 μg/ml) | 200
mg (4 μg/ml) | 500
mg (10 μg/ml) |
c-myc | 197 | 124 | 119 | 105 |
ck-ras | 227 | 104 | 118 | 110 |
Urokinase | 249 | 146 | 138 | 149 |
VEGF | 181 | 107 | 92 | 88 |
GFAP | 189 | 121 | 118 | 98 |
Tabelle 2 Verabreichung von 4-Aminobenzoesäure
(PABA)
Onkoprotein | ohne
Wirkstoff | 50
mg (1 μg/ml) | 200
mg (4 μg/ml) | 500
mg (10 μg/ml) |
c-myc | 197 | 163 | 161 | 119 |
ck-ras | 227 | 146 | 134 | 111 |
Urokinase | 249 | 127 | 113 | 108 |
VEGF | 181 | 108 | 99 | 71 |
GFAP | 189 | 166 | 149 | 152 |
Tabelle 3 Verabreichung von Natrium-Phenylbutyrat
(Na-FBA) und 4-Aminobenzoesäure (PABA)
Onkoprotein | ohne
Wirkstoff | 50
mg (1 μg/ml) | 200
mg (4 μg/ml) | 500
mg (10 μg/ml) |
c-myc | 197 | 104 | 73 | 63 |
ck-ras | 227 | 94 | 68 | 65 |
Urokinase | 249 | 121 | 81 | 90 |
VEGF | 181 | 109 | 60 | 59 |
GFAP | 189 | 101 | 71 | 69 |
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 4228389 [0002, 0014]
- - EP 0584715 B1 [0014]
- - US 5529903 [0014]