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Ricinhaltiges pharmazeutisches Material mit Antikrebswirkung Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein pharmazeutisches Material, welches Antikrebswirkung
aufweist und Ricin als Wirkstoff enthält. Durch Verabreichung von Riein an, an Krebs
erkrankten Patienten, wird ein therapeutisches Verfahren der Krebsbehandlung bereitgestellt.
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Erfindungsgemäss wird ein pharmazeutisches Material bzw.
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Zubereitung mit Antikrebswirkung zur Verfügung gestellt, welche Ricin
und einen pharmazeutisch geeigneten Trägerstoff enthält.
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Es ist bekannt, das Ricin ein toxisches Protein darstellt, welches
in den Samen der Ricinusbohne Ricinus communis natürlich vorkommt. Die akute Toxizität
von Ricin, ausgedrückt als LD 50, beträgt 0.012 mg pro kg Körpergewicht (in Mäusen
intraperitoneal). Infolge seiner hohen toxischen Eigenschaften wurden bisher keine
Versuche unternommen, Ricin für medizinische Zwecke anzuwenden.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden, dass die Verabreichung
von Ricin in sehr viel geringeren Mengen, als seiner toxischen Menge entspricht,
zur Kontrolle des menschlichen Krebses wirksam ist. Insbesondere wurde gefunden,
dass Ricin zur Behandlung von Uteruskrebs bei weiblichen Patienten besonders geeignet
ist.
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Es können verschiedene pharmazeutische Zubereitungen, mit Vorteil
hergestellt werden, welche Ricin zusammen mit flüssigen, festen oder halbfesten
VerdUnnungsstoffen enthalten.
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Geeignete Zubereitungen schliessen inJizierbare, feste Zubereitungen
und halbfeste Zubereitungen ein. Die inSizierbare feste Zubereitung für die extemporane
Verdünnung, kann durch bekannte Verfahren hergestellt werden und weitere pharmazeutisch
aktive Stoffe, wie Lokalanäshetika und andere Antikrebsmittel etc. einschliessen.
Die inJizierbare feste Zubereitung kann intratumoral, intraperitoneal, retroperitoneal
oder intraarteriell unmittelbar nach Verdünnung der Zubereitung in geeigneter Konzentration
mit geeigneten Verdunnungsstoffen, wie normale Salzlösung bzw. Kochsalzlösung
verabreicht
werden. Die halbfeste Zubereitung, d.h.
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Salbe, kann unter Verwendung herkömmlicher Salbengrundlagen, wie z.B.
weisses Petrolatum, flüssiges Petrolatum, Lanolin, pflanzliche Öle, Wachse, Polyäthylenglycole
etc. oder deren Gemischen hergestellt und auf der Oberfläche des Tumors topisch
bzw. lokal zur Begünstigung der Diffusion des Ricins in das Gewebe aufgebracht werden,
wobei die vorstehend beschriebenen Zubereitungen zusätzlich eine geeignete Menge
an Hyaluronidase enthalten können.
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Die Ricindosis variiert in Abhängigkeit von den Verabreichungsverfahren
oder von der Art oder dem Stadium des Krebs ses. Die empfohlene Ricindosis beträgt
von 0.0005 mg bis etwa 0.005 mg täglich im Fall der intratumoralen Verabreichung,
während sie von etwa 0.05 mg bis etwa 0.25 mg täglich im Fall der intraperitonealen,
retroperitonealen oder intra-arteriellen Verabreichung beträgt. Im Fall der topischen
bzw. lokalen Verabreichung der Salbe ist eine viel grössere Menge,wie z.B. 0.25
bis 5 mg oder darüber an Ricin verwendbar.
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Beispielsweise ist eine Tagesdosis einer Ricinsalbe von etwa 1 bis
etwa 10 g auf die Oberfläche des Tumors oder Kraters verabreichbar, wobei jedes
Gramm etwa 0.0005 g bis 0.005 g Ricin, Je nach Art und Stadium der Carcinome, enthält.
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Die Antikrebswirkung des Ricins tritt im Fall der topischen Verabreichung
in Form einer Salbe langsam auf, während sie im Fall kontinuierlicher intra-arterieller
Infusion und bei intraperitonealer Verabreichung äusserst schnell und dramatisch
in Erscheinung tritt. Bei der Salbenbehandlung und bei der kontinuierlichen intra-arteriellen
Infusion werden keine Nebenwirkungen beobachtet, während einige Nebenwirkungen,
wie
Schwindligkeit, vorübergehendes Fieber und geringe Anzeichen einer Proteinurie in
einigen Fällen bei intraperitonealer und intratumoraler Verabreichung vorkommen
können.
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Es sind bereits verschiedene Verfahren zur Gewinnung von Ricin aus
Ricinus communis bekannt, wobei ein bevorzugtes Verfahren zur Gewinnung von hochreinem
Ricin durch J.Y.
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Lin et al t'The Journal of the Formosan Medical Association, 6i, 48-52
(1970) beschrieben ist. Die Details dieses Verfahrens sind: 400 g der Samen der
Ricinusbohne Ricinus communis werden in einem Liter 5 %iger kalter Essigsäure getränkt
und mit einem Waring-Mischer homogenisiert. Das Homogenisat wird in einer Ultrazentrifuge
Beckman Modell L mit 15,000 g während 20 Minuten zentrifugiert. Zu der überstehenden
Phase wird langsam festes Ammoniumsulfat bis zu 80 %iger Sättigung unter Rührung
hinzugefügt. Der resultierende Niederschlag, welcher den grössten Teil des toxischen
Proteins in dem Homogenisat enthält, wird durch Filtration gewonnen.
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Der Niederschlag wird in etwa 100 ml destilliertem Wasser aufgelöst
und die Lösung einer Hitzedenaturierung bei 600C während 20 Minuten unterworfen.
Sodann wird rasch auf Raumtemperatur durch fliessendes Leitungswasser abgekühlt.
Während dieses Verfahrensschrittes wird etwProtein denaturiert und aus der Lösung
ausgefällt, wobei jedoch der grösste Teil der Toxizität in der Lösung berlebt. Die
ausgefällten Proteine werden durch Zentrifugieren mit 25,000 g während 20 Minuten
abgetrennt. Die überstehende Phase wird gegen destilliertes Wasser bei 40C während
36 Stunden mit mehrfachem Wechsel des destillierten Wassers dialysiert. Der während
der Dialyse auftretende Niederschlag wird durch Zentrifugieren, wie vorstehend beschrieben,
entfernt.
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Die überstehende Phase wird mittels einer DEAE-Sephadex
A-50
(Verkauf durch Pharmacia A. B. Uppsala, Schweden) Säule (40 x 3 cm), die zuvor mit
einem 0.005 m Natriumacetatpuffer, pH 5.8 equilibriert wird, fraktioniert. Sodann
wird mit dem gleichen Puffer eluiert. Der Auslauf wird mittels des Gewichtes mit
einem Gilson Fraktionensammler gesammelt. Durch Scheiben-Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese
wird gezeigt, dass die resultierenden Fraktionen mit einem Protein Peak heterogen
sind.
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Die einen Protein Peak aufweisenden Fraktionen werden kombiniert und
es wird festes Ammoniumsulfat bis zu 50 %iger Sättigung der Lösung hinzugefUgt.
Der resultierende Niederschlag wird zentrifugiert und sodann einer Dialyse mit destilliertem
Wasser bei 40" während 36 Stunden unterworfen. Das Dialysat wird auf eine CM-Zellulosesäule
(2.5 x 32 cm) aufgebracht und sodann mit 0.01 m und 0.02 m Phosphatpuffer, pH 6.5,
eluiert. Die mit dem 0.02 m Phosphatpuffer eluierten Fraktonen werden vereinigt
und durch Zusatz von Ammoniumsulfat auf 90 %-ige Sättigung konzentriert Sodann wird
gegen 0.005 m Phosphatpuffer, pH 6.5, der 10 5 m Kupfersulfat enthält bei 40c ,
dialysiert. Nach 24-stündiger Dialyse werden 200 mg reines kristallines Ricin in
Form von Nadeln erhalten. Durch Scheibenpolyacrylamidgel-Elektrophorese und Gel-Filtration
mittels einer Sephadex G-75 Säule ergibt sich, dass das Produkt homogen ist. Es
weist keine Protease-Aktivität,jedoch eine erhebliche Hämaglutinierungsaktivität
auf.
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Die Erfindung ist in den nachstehenden Beispielen weiter erläutert,
die jedoch lediglich zur Veranschaulichung dienen.
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In diesen Beispielen wurde Ricin, das entsprechend dem vorstehenden
Verfahren erzeugt wurde, verwendet.
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Beispiel I Salbe Kristallines Ricin (50 mg) wird in 5 ml 0.1 m Acetatpuffer,
pH-4.3,
aufgelöst und sodann werden 1,000 Einheiten Hyaluronidase in 2 ml normaler Kochsalzlösung
hinzugefügt. Dieser Lösung werden 5 ml Polyäthylenglycol zugegeben. Dieses Gemisch
wird sodann homogen mit 75 g Tetramycinsalbe "Pfizer" (jedes Gramm enthält Oxytetracyclin
x HCl, welches 30 mg Oxytetracyclin entspricht, 10,000 Einheiten Polymyxin BSulfat,
weisses Petrolatum und flüssiges Petrolatum) (im Handel durch Chas Primer Corp.,
USA) vermischt.
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In Abhängigkeit von der Grösse des Tumors oder Kraters können etwa
0.5 bis 5 g oder mehr dieser Salbe auf die Oberfläche des Uterus tumors oder -kraters
aufgebracht werden.
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Beispiel II InSizierbare feste Zubereitung Es wird kristallines Ricin
(10 mg) in 10 ml 0.001 n kalter Essigsäure aufgelöst und durch einen Chamberland-Filter
filtriert. Jeweils 1 ml dieser Lösung werden in eine sterilisierte Ampulle eingefüllt
und sodann lyophilisiert.
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Jede Ampulle enthält 1 mg Ricin.
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Bei Verwendung wird der Inhalt der Ampulle in geeigneter Konzentration
mit geeigneten flüssigen Verdünnungsstoffen, wie z.B. normaler Salzlösung , verdünnt.
Sofern erforderlich, können der derart erhaltenen Lösung zusätzlich weitere pharmazeutisch
wirkende Substanzen und/oder Zusätze, wie z.B. Stabilisierungsmittel und Konservierungsagentien
etc. zugesetzt werden. Die Zubereitung könnte intratumoral, intraperitoneal, retroperitoneal
oder intra-arteriell verabreicht werden.
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Beispiel III Fall L. Y. S., Alter 75. Epidermoider Krebs der Uterus
Cervix mit tumoraler Einbeziehung und Kraterausbildung der oberen Hälfte der hinteren
Vaginalwand. Ernste Hämorrhagien waren sichtbar. Es wurden etwa 0.5 g Ricinsalbe,
die gemäss Beispiel I hergestellt wurden, täglich auf der Oberfläche des Krebsteiles
während einer Woche aufgebracht.
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Hiernach wurde eine bemerkenswerte Schrumpfung des Kraters und des
Tumors beobachtet. Atich der Allgemeinzustand des Patienten hatte sich verbessert.
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Beispiel IV Fall H. M., Alter 59. Wiederauftretende adenocarcinomatöse
Verletzungen mit einem grossen Krater an dem Vaginalstumpf.
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Ausgeprägte Neerosis. Der rechte Inguinalbereich zeigte einen Tumor
einer Hühnereigrösse übersteigenden Grösse, welcher, wie histopathologisch ermittelt
wurde, eine Metastase darstellte. In den Krater des Vaginalstumpfes wurden etwa
0.5 g Ricinsalbe täglich während 15 Tagen eingebracht, die gemäss Beispiel I erzeugt
worden war. In diesem Fall wurde ein weiteres Antikrebsmittel, das heisst, eine
Abrin-Zubereitung (die Zubereitung wurde entsprechend dem Verfahren hergestellt,
welches in der von der Anmelderin mit dieser Anmeldung gleichzeitig vorgelegten
auf Abrin als Anti-Krebsmittel gerichteten Patentanmeldung . ... ... beschrieben
ist) intratumoral in den Ileum- und Inguinaltumor in einer Dosis von 0.002 mg Abrin
täglich während 15 Tagen verabreicht. Die lokalen und Allgemeinbedingungen des Patienten
haben sich stark verbessert.