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Die Erfindung betrifft ein pharmazeutisches Erzeugnis, beinhaltend zumindest ein Wachstumshormon und zumindest ein Schilddrüsenhormon, zur Verwendung in der Tumortherapie und insbesondere zur Erzeugung eines therapeutisch nutzbaren iatrogenen Zustands. Das pharmazeutische Erzeugnis ist für die Verabreichung an Tumorpatienten vorgesehen, um durch eine im Körper des Patienten durch die pharmazeutisch wirksamen Bestandteile hervorgerufene konträre Interaktion körpereigene Regulationsprozesse so zu beeinflussen, dass es zu einer Hemmung einer Tumorentwicklung und gegebenenfalls zu einer Korrektur einer durch einen Tumor ausgelösten Dysregulation kommt.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, in einen durch einen Tumor veränderten Stoffwechselzustand so einzugreifen, dass sich die Gesamtstoffwechsellage für den Patienten zum Positiven verändert.
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Die Aufgabe wird durch die Merkmale der Ansprüche 1, 8 und 9 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausführungsformen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Zur Lösung der Aufgabe macht sich die Erfindung eine iatrogene Erzeugung zweier sich widersprechender Zustände zunutze, nämlich eines jeweils durch Hormongabe erzeugten erhöhten Anabolismus und eines erhöhten Katabolismus.
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Die Erfindung umfasst deshalb ein pharmazeutisches Erzeugnis, das diese konträren Interaktionen, nämlich die Induktion eines Anabolismus neben einem Katabolismus oder vice versa, im Körper eines Tumorpatienten oder einer Person mit erhöhtem Tumorrisiko bewirkt. Es geht in diesem Fall nicht um die Behandlung zweier Krankheiten durch bekannte pharmazeutische Produkte, sondern um die iatrogene Reproduktion zweier Krankheiten. Das heißt, die iatrogene Reproduktion einer Akromegalie bzw. eines Hyperthyreoidismus entsprechen pharmazeutischen Erzeugnissen. Diese bewirken entgegengerichtete (antirrope) Änderungen bei den genomischen Informationsströmungen, die über eine Interferenz oder eine Scherwirkung zu einem AntiCancer-Effekt führen. Dies wird durch eine statische Analyse bestätigt.
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Das Therapiekonzept lässt sich wie folgt beschreiben:
- 1. Eine iatrogen induzierte Steigerung des Anabolismus durch Verabreichung von human growth hormone (hGH) (humanes Wachstumshormon).
- 1.2. Bei einem Wachstumshormonmangel ist die Ausschüttung dieses Hormons herabgesetzt als Folge einer Unterfunktion, die in im Hypophysenvorderlappen liegt. Die Behandlung erfolgt durch die Substitution mit einem Wachstumshormon. Bei einem Probanden ohne Mangel am Wachstumshormon würde das Verabreichen dieses Hormons zu einem erhöhten Anabolismus führen, entsprechend einer iatrogenen Akromegalie.
- 2. Eine iatrogen induzierte Steigerung des Katabolismus durch Verabreichung von Schilddrüsenhormonen, die zu einem Hyperthyreoidismus führen.
- 2.1. Die Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse) wird durch einen Mangel an den Schilddrüsenhormonen T3 und T4 verursacht. Die Behandlung erfolgt durch Hormonsubstitution (z.B. mit Levotyroxin), dabei kann es zu einer Hyperthyreose, die sog. Iatrogene Hyperthyreose kommen. Bei einem Probanden ohne Funktionsstörung der Schilddrüse kann es durch Verabreichen von Schilddrüsenhormonen zu einer Hyperthyreose kommen, die sog. Iatrogene Hyperthyreose.
- 3. Die Induktion von (1.) und (2.) bei einem Patienten mit dem Verdacht bzw. der Diagnose einer Krebserkrankung bewirkt eine iatrogene Induktion der o.a. Zustände, eine dynamische Situation, die der Doppelkrankheit (Akromegalie+Hyperthyreose) entspricht.
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Das erfindungsgemäße pharmazeutische Erzeugnis beinhaltet zumindest ein Wachstumshormon und zumindest ein Schilddrüsenhormon als Wirkstoffe. Dies schließt nicht aus, dass weitere Wirkstoffe in das Arzneimittel bzw. das pharmazeutische Erzeugnis mit einbezogen werden können.
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Die galenische Form oder Zubereitung des pharmazeutischen Erzeugnisses nach der Erfindung kann der Fachmann, hier ein Pharmazeut, aufgrund seiner Fachkenntnisse bereitstellen und beliebig ausgestalten. Auf die Angabe von Hilfs- oder Zusatzstoffen sowie die Darstellung galenischer Maßnahmen, wie das Auffinden geeigneter Formulierungen für einen gewünschten Verabreichungsweg, die Verwendung von Retard-Formulierungen und dergleichen, kann daher hier verzichtet werden.
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Bei dem Wachstumshormon handelt es sich vorzugsweise um Somatropin (humanes Wachstumshormon hGH), insbesondere um rekombinant hergestelltes Somatropin.
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Bei dem zumindest einen Schilddrüsenhormon handelt es sich vorzugsweise um Levothyroxin und/oder Liothyronin. Die Hormone liegen in dem Arzneimittel oder pharmazeutischen Erzeugnis vorzugsweise jeweils als pharmazeutisch verträgliche Salze vor.
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Wesentlich ist, dass dem Patienten beide Wirkstoffe bzw. Wirkstoffarten in einem zeitlichen und in der Dosis aufeinander bezogenen Zusammenhang gegeben werden. Dabei handelt es sich nicht um eine Therapie mit den diesen Wirkstoffen üblicherweise zugewiesenen Indikationen. Vielmehr wird, wie nachfolgend noch erläutert, ein besonderer interaktiver Zustand im Körper des Patienten bzw. der behandelten Person erzeugt.
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In einigen, für bestimmte therapeutische Aspekte bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung liegt das zumindest eine Schilddrüsenhormon und das zumindest eine Wachstumshormon in jeweils separat zu verabreichenden Komponenten vor. Hierdurch kann unter anderem gewährleistet werden, dass die jeweiligen Dosen an die Bedürfnisse des Patienten/der behandelten Person angepasst werden können, was bei einer festen Wirkstoffkombination innerhalb einer Kombinationsdosis nicht möglich wäre.
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Bei der Akromegalie geht es um einen erhöhten Anabolismus auf der Basis einer über der Norm liegenden Ausschüttung von Wachstumshormon, die zu einer Hormonkonzentration führt, die über dem Normalen liegt. Damit ist der Rahmen der Dosierung von Wachstumshormon, die zu der iatrogenen Reproduktion der Krankheit führen soll, von der Akromegalie selbst festgelegt: Anzustreben ist eine Dosis von hGH, die zu einer hGH-Konzentration führt, die höher sein muss als die des normalen Zustandes und die in der Lage ist, einen erhöhten Anabolismus zu erzeugen. Es wird vermutet, dass über die Norm erhöhte Wachstumshormonkonzentrationen den Schilddrüsenhormonspiegel ebenfalls im Sinne einer Hyperthyreose beeinflussen.
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In einigen, für bestimmte therapeutische Aspekte bevorzugten Ausführungsformen liegt das zumindest eine Schilddrüsenhormon in einer oral zu verabreichenden Darreichungsform und das zumindest eine Wachstumshormon in einer parenteral zu verabreichenden Darreichungsform vor, insbesondere liegt das Wachstumshormon vorzugsweise in einer Darreichungsform als gebrauchsfertige Lösung oder als Trockensubstanz zur Herstellung einer Injektionslösung vor.
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Das zumindest eine Schilddrüsenhormon kann vorzugsweise in einer Menge von 10 µg bis 250 µg pro Einzeldosis vorliegen und/oder das zumindest eine Wachstumshormon in einer Menge von 0,1 mg bis 20 mg. Die jeweiligen Dosierungen richten sich, wie immer, nach den körperlichen Voraussetzungen und Gegebenheiten der zu behandelnden oder zu therapierenden Personen bzw. der Patienten. Für verschiedene Patientengruppen sind jeweils unterschiedliche Dosiskombinationen in dem pharmazeutischen Erzeugnis nach der Erfindung vorzusehen. Außerdem können persönliche Abweichungen bezüglich eines anabolischen oder eines katabolischen Zustands des Behandelten bei der zugehörigen auszuwählenden Wirkstoffdosis berücksichtigt werden, was zu deutlichen Dosisänderungen des einen Wirkstoffs im Vergleich zum anderen Wirkstoff führen kann.
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Erfindungsgemäß ist insbesondere vorgesehen, dass das vorstehend im Einzelnen beschriebene pharmazeutische Erzeugnis für die Reduktion eines Tumorrisikos, die Reduktion eines Tumorwachstums und/oder die Reduktion eines Metastasierungsrisikos verwendet bzw. in diesem Zusammenhang im Rahmen einer Therapie eingesetzt wird.
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Wie oben schon erwähnt sind persönliche Abweichungen bezüglich eines anabolischen oder eines katabolischen Zustands des Behandelten bei der zugehörigen auszuwählenden Wirkstoffdosis zu berücksichtigen. Dies gilt insbesondere für die Personenkreise, bei denen einer der zu induzierenden Zustände - im Allgemeinen krankheitsbedingt - bereits besteht, bei denen also eine Akromegalie festzustellen ist oder ein Hyperthyreoidismus.
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Im Falle einer schon vorhandenen Akromegalie wird weniger bis zu keinem Wachstumshormon (Wachstumshormon-Dosis gleich null) zu geben sein. Das zugehörige pharmazeutische Erzeugnis beinhaltet in diesem Grenzfall und für diese spezielle Personengruppe lediglich wenigstens ein Schilddrüsenhormon. Der Verwendungszweck, für den das pharmazeutische Erzeugnis in diesem Fall kommerziell hergerichtet ist, bleibt der gleiche, nämlich die Reduzierung eines Tumorrisikos, eines Tumorwachstums und/oder eines Metastasenrisikos.
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In bevorzugten Ausführungsformen wird - speziell für diese Patientengruppe - Levothyroxin und/oder Liothyronin zur Verwendung für die Reduktion eines Tumorrisikos von Akromegalie-Patienten eingesetzt. Ein zugehöriges Arzneimittel beinhaltet in diesem Fall wenigstens einen dieser beiden Wirkstoffe bzw. wenigstens ein Schilddrüsenhormon in geeigneter galenischer Form.
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Im Falle einer Hyperthyreose oder eines Hyperthyreoidismus wird dem zu Behandelnden weniger bis zu keinem Schilddrüsenhormon (Dosis null) zu geben sein. Das zugehörige pharmazeutische Erzeugnis beinhaltet in diesem Grenzfall und für diese spezielle Personengruppe lediglich wenigstens ein Wachstumshormon, vorzugsweise Somatropin, wie oben im Zusammenhang mit den Kombipräparaten bereits im Einzelnen ausgeführt. Der Verwendungszweck, für den das pharmazeutische Erzeugnis in diesem Fall kommerziell hergerichtet ist, bleibt der gleiche, nämlich die Reduzierung eines Tumorrisikos, eines Tumorwachstums und/oder eines Metastasenrisikos.
In bevorzugten Ausführungsformen wird - speziell für diese Patientengruppe - Somatropin zur Verwendung für die Reduktion eines Tumorrisikos, eines Tumorwachstums und/oder eines Metastasierungsrisikos von Hyperthyreose-Patienten eingesetzt. Ein zugehöriges Arzneimittel beinhaltet in diesem Fall wenigstens Somatropin in geeigneter galenischer Form.
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Zum theoretischen Hintergrund:
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Dem Pathomechanismus der Krebskrankheít liegt eine fortschreitende morphofunktionelle Destruktion zugrunde. Haben die Zellen des ungeregelten autonomen Wachstums große Ähnlichkeit mit dem Gewebe, aus dem sie entstanden sind, werden sie von den ortsgebundenen Zellen nicht als ortsfremde eingestuft. Es kommt zu einer separaten Proliferation und zur Bildung eines benignen Tumors. Das Charakteristische bei benignen Tumoren ist unter anderem das langsame Wachstum. Im Gegensatz zu den Malignomen findet sich bei gutartigen Tumoren mikroskopisch eine scharfe Grenze zum normalen Gewebe, das Fehlen lympho-plasmazellulärer Infiltrate, die in bösartigen Neoplasien fast immer zu finden sind, wobei über einen Abbau der Skelettmuskultur und Gewichtsverlust nichts beschrieben worden ist.
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Haben die Zellen des ungeregelten autonomen Wachstums keine Ähnlichkeit mit dem Gewebe, aus dem sie entstanden sind, so werden diese von den ortsgebundenen Zellen als ortsfremde eingestuft. Es kommt zu einer Konfrontation und zur Offenbarung der malignen Eigenschaften bei den Tumorzellen, dabei entstehen Zelltrümmer, die eine Ernährungsbasis (feeder-layer) bilden und der Proliferation einen Vorschub leisten. „Die somatischen Zellen des Körpers sind üblicherweise ortsgebunden und nur in dem Organ oder Milieu lebens- und vermehrungsfähig, in das sie physiologischerweise gehören. Werden sie z.B. aus traumatischer Ursache in andere Regionen als die ihnen angestammten verschleppt, dann gehen sie zugrunde (Schmähl D. Die Metastasierung. In: Schmähl D., Eisenbrand G., Fiebig H. H., eds. Maligne Tumoren, Arzneimittel-Forschung. Aulendorf: Editio Cantor 1981; 364-393). Dies stellt eine Barriere der ortsgebundenen gegen die ortsfremden Zellen dar, wahrscheinlich auf der Basis der Individualität der verschiedenen Organe.
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Alle neoplastischen Gewebe enthalten weniger freie Aminosäuren als ihre Muttergewebe und zeigen, gleichgültig, aus welchem Gewebe sie entstanden sind, in vieler Hinsicht eine sehr ähnliche Zusammensetzung der freien Aminosäuren, während normale Gewebe jeweils eine charakteristische Verteilung besitzen (Dannenberg H. Die Biochemie der Tumoren. In: Flaschenträger B. Lehnartz E. eds. Physiologische Chemie, Bd. 2, Teil 2, Bandteil C. Berlin: Springer-Verlag 1959; 342-460).
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Daraus kann abgeleitet werden, dass das für jedes Organ charakteristische Verteilungsmuster der freien Aminosäuren eine funktionelle Verzahnung der Zellen eines Organs untereinander bewirkt und zur Bildung der Organspezifität führt. Diese bildet eine Barriere der ortsgebundenen gegen die ortsfremden Zellen einschließlich der Tumorzellen. Unter diesem Aspekt ist das Ziel, das die Tumorzellen verfolgen, die Destruktion des Verteilungsmusters der freien Aminosäuren, das für jedes Organ charakteristisch ist.
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Durchbrechen die Tumorzellen bei dieser Konfrontation die Barriere der ortsgebundenen Zellen, kommt es zur Bildung des Primärtumors. Die Invasion der Tumorzellen beginnt aus dem invasiven Kompartiment des Primärtumors und setzt sich durch den Expansionsdruck der eigenen, im Wachstum befindlichen Zellmasse fort. D.h. die Tumorzellen benutzen den Expansionsdruck der Proliferation als Instrument, um die normalen Zellen destruierend (destruierende Invasion), zu verdrängen.
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Der Zeitintervall von der Dissoziation der Tumorzellen aus dem Primärtumor bis zum Beginn der Metastasenbildung kann als Reduktionsphase und aus klinischer Sicht als Eklipse bezeichnet werden. In diesem Zeitabschnitt läuft die Metastasierungskaskade ab, die von einem zunehmenden Verlust der Tumorzellen begleitet wird und auf eine mechanische Beanspruchung zurückzuführen ist.
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Mit der Bildung von Metastasen beginnt die zweite Proliferationsphase. Während die Zellproliferation, die zur Bildung des Primärtumors führt, auf dem Muttergewebe stattfindet, erfolgt die Zellproliferation bei der Bildung von Metastasen auf ortsfremdem Gewebe. Mit der Bildung von Metastasen kommt es zu einer Herabsetzung des Differenzierungsgrades.
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Durch die von einem Tumor bewirkte Reprogrammierung der Genexpression kommt es zur Bildung von neoplastischen Zellen. Erst wenn diese Zellen von den normalen Zellen als ortsfremde eingestuft werden, kommt es zu einer Konfrontation. Damit beginnt der Krebs als Krankheit. Hieran orientiert sich eine Tumortherapie, bei der die erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung in einer für den körperlichen Zustand des betroffenen Patienten vorteilhaften Weise eingesetzt werden kann.
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Auf der Ebene der Reprogrammierung der Genexpression, die die Entstehung der neoplastischen Zellen initiiert, kann, wie vermutet wird, durch Änderung der genomischen Informationsströmungen eine „Umprogrammierung“ der Reprogrammierung der Genexpression erreicht werden. Ein erhöhter Anabolismus - entsprechend dem Nährstoffüberschuss - kann zu einer Änderung der genomischen Informationsströmung führen. Bei einem erhöhten Katabolismus kann es - entsprechend des Nährstoffmangels - ebenfalls zu einer Änderung der genomischen Informationsströmungen kommen. Treten diese beiden Zustände bei einem Patienten auf, ist zu erwarten, dass dies zu einer Interferenz führt, die einen entsprechenden Einfluss auf die Reprogrammierung der Genexpression nähme.
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Bei Therapiemethoden wie z.B. Chemo- bzw. Strahlentherapie kommt es zu einer Hemmung der Proliferation und in Abhängigkeit von der Dosis zu einer Zytolyse. Im Allgemeinen ist die Hemmung der Proliferation eine Hemmung gegen die Proliferationsdynamik. Unter diesem Aspekt könnte eine Hemmung bei gleichzeitiger Beschleunigung der Proliferation (konträre Interaktion) die Tumorzellen stärker belasten. (Verbildlicht Beschleunigung bei angezogener Handbremse). Zu erwarten wäre unter einer höheren Belastung ein Abreißen von Strukturen oder Funktionen (z.B. Scherwirkung), was zu einer Erhöhung von Apoptosen bzw. Nekrosen führen würde, zumal die Tumorzellen beeinträchtigte Strukturen aufweisen. Das ist mit den hohen Zellverlusten beim Metastasierungsvorgang unter mechanischer Einwirkung zu vergleichen. Die Entwicklung einer Resistenz gegen die konträren Aktionen würde als Zunahme der Differenzierung eintreten. Die Induktion der Apoptose wäre als Folge konträrer Aktionen anzusehen.
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Demzufolge müssten Patienten mit einem erhöhten Anabolismus, wie bei einer Akromegalie, sowie Patienten mit einem Katabolismus, wie bei einer Hyperthyreose, Änderungen bei der genomischen Informationsströmung aufweisen.
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Ein Patient mit (Akromegalie + Hyperthyreose) steht unter dem Einfluss zweier unterschiedlicher, hormoneller Überfunktionen. Es kommt zu einem erhöhten Anabolismus sowie zu einem erhöhten Katabolismus. Beide Prozesse haben entgegengerichtete Verlaufsrichtungen und würden entsprechende Änderungen bei genomischen Informationsströmungen von gegensätzlichen Zielrichtungen bewirken, wodurch eine konträre Aktion zu erwarten ist, die in Form einer Interferenz oder Scherwirkung auftreten kann. Dies würde zu einer Abnahme der Inzidenz der Neoplasien bei der doppelten Erkrankung führen.
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Das hGH hat eine anabole Wirkung, eine Übersekretion von hGH führt zu einer Akromegalie. Eine Hyperthyreose führt zu einem Katabolismus. Patienten mit einer Akromegalie haben einen erhöhten Anabolismus und weisen eine signifikant höhere Inzidenz an Malignomen auf (Popovic V, Damjanovic S, Micic D, Nesovic M, Djurovic M, Petakov M, Obradovic S, Zoric S, Simic M, Penezic Z, Marinkovic J.Increased incidence of neoplasia in patients with pituitary adenomas.The Pituitary Study Group. Clin Endocrinol (Oxf). 1998 Oct; 49(4):441-5. PubMed). Patienten mit einer Hyperthyreose korrelieren mit einem Katabolismus und mit einer höheren Anhäufung von Malignomen, denn „Hyperthyroidism promotes tumor growth in animals“ (Ultmann JE, Hyman GA, Calder B. The occurrence of lymphoma in patients with long-standing hyperthyroidism. Blood. 1963 Mar;21:282-97 PubMed).
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Daraus kann abgeleitet werden, dass sowohl bei Akromegalie als auch bei der Hyperthyreose, bezogen auf eine höhere Anhäufung von Malignomen, eine Optimierung der neoplastischen Dynamik zugrunde liegt, die durch die jeweilige Inzidenz wiedergegeben wird. In diesem Fall wäre eine höhere Inzidenz von Neoplasien/Malignomen als bei den einzelnen Krankheiten zu erwarten.
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Das erfindungsgemäße Konzept umfasst, wie oben beschrieben, die Erzeugung einer konträren Interaktionen auf der Basis der Induktion eines erhöhten Anabolismus und eines erhöhten Katabolismus bei einem Patienten.
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Wie aus den Tabellen 1, 2 und 3 zu entnehmen ist, ist die erhebliche Abnahme der Anhäufung an Malignomen auf das Zusammentreffen eines erhöhten Anabolismus und eines erhöhten Katabolismus zurückzuführen. Es kommt zu Veränderungen der genomischen Informationsströmungen, die antirrop verlaufen. Diese veränderten, entgegengerichteten genomischen Informationsströmungen schwächen sich - durch eine Interferenz - gegenseitig ab.
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Weil die genomischen Informationsströmungen Einfluss auf die Genexpression haben und die neoplastischen Zellen durch eine Reprogrammierung der Genexpression entstehen, ist nachvollziehbar, dass es durch die gegenseitige Abschwächung von genomischen Informationsströmungen zu einer Umkehrung der Reprogrammierung bei den neoplastischen Zellen kommt.
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Das Tumorwachstum wird demnach durch die erfindungsgemäße Therapie gehemmt, die Auswirkungen der Tumorerkrankung, die dadurch entstehen, dass es dem Tumor gelingt, seinen eigenen Bedürfnissen für Wachstum und Ernährung im Körper des Betroffenen Vorrang einzuräumen, werden abgemildert.
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Eine vom Tumor für seine eigene Ernährung innerhalb des Wirtskörpers verursachte Veränderung der körpereigenen Prozesse, auf die der Körper des Patienten aus eigener Kraft nicht reagieren kann, wird durch die medikamentöse Auslösung einerseits anaboler und andererseits zeitgleich oder zeitlich überlappend kataboler Prozesse gestört. Durch diesen Eingriff in den Hormonhaushalt wird der tumorgesteuerten Dysregulation entgegengewirkt, und schwere Auswirkungen von Tumorerkrankungen, wie beispielsweise Karexie, können abgemildert werden.
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Die Annahmen des Erfinders werden durch eine statistische Analyse wissenschaftlicher Veröffentlichungsdaten bestätigt.
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Die Grundlagen der statistischen Auswertung sind den beigefügten Tabellen zu entnehmen. Es zeigen:
- 1 (Tabelle 1): Eine Übersicht zur Prävalenz maligner Tumore in Patienten
mit Akromegalie, ermittelt aus veröffentlichten wissen schaftlichen Daten.
- 2 (Tabelle 2): Eine Übersicht zur Prävalenz maligner Tumore in Patienten mit Hyperthyreose, ermittelt aus veröffentlichten wissen schaftlichen Daten.
- 3 (Tabelle 3): Eine Übersicht zur Prävalenz maligner Tumore in Patienten mit sowohl Akromegalie als auch Hyperthyreose, ermittelt aus veröffentlichten wissenschaftlichen Daten.
- 4 (Tabelle 4): Angaben zur statistischen Basis: Zitate zu dem in den Tabellen 1 bis 3 dargestellten (ausgewerteten) statistischen Material.
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Von 4702 Patienten (Akromegalie-Gruppe), zusammengesetzt aus mehreren Publikationen (153-161) hatten 435 zusätzlich eine Neoplasie, was einer Prävalenz von 9,25 % entspricht (95 %-Konfidenzinterfall 8,44 % - 10,12 %). Von 1938 Patienten (Hyperthyreose-Gruppe), aus einigen Publikationen (162-164) hatten 163 zusätzlich eine Neoplasie, die Prävalenz liegt hiermit bei 8,41 % (95 %-Konfidenzintervall 7,21 % - 9,74 %). Von 91 Patienten (Akromegalie+Hyperthyreose)-Gruppe, die aus verschiedenen Publikationen (91 Patienten aus 34 Publikationen) ermittelt wurden, hatten nur 3 zusätzlich eine Neoplasie. Die Prävalenz liegt damit bei 3,30 % (95 %-Konfidenzintervall 0,69 %-9,33%).
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Die Chance, keine zusätzliche Neoplasie zu entwickeln, ist damit bei Vorliegen beider Grunderkrankungen (Akromegalie+Hyperthyreose) fast 3mal so groß wie bei Vorliegen nur der Akromegalie (Odds Ratio, OR=2,991; 95 %-KI = [0,996; 8,983]) und auch knapp 3mal so groß wie bei Vorliegen nur einer Hyperthyreose (Odds Ratio, OR=2,694; 95 %-KI = [0,882; 8,229]). Die Lokalisation und die Anzahl der Neoplasien pro Gruppe sind in der Tabelle 1-3 aufgeführt.
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Es ist bekannt, dass sowohl die Akromegalie als auch die Hyperthyreose mit einer höheren Anhäufung von Neoplasien assoziiert sind. Daraus ist zu entnehmen, dass beiden Krankheiten eine neoplastische Dynamik zugrunde liegt. Das führt zu der Überlegung, dass es bei Patienten mit (Akromegalie+Hyperthyreose) zu einer noch höheren Prävalenz von Neoplasien kommen würde. Das heißt, die Prävalenz würde höher liegen als die bei der Akromegalie allein mit 9,25 % und die bei der Hyperthyreose allein mit 8,44 %. Doch das Gegenteil tritt ein - wie die Chancenberechnung gezeigt hat. Dies kann auf der Basis konträrer Interaktionen zwischen gegenseitig verlaufenden, veränderten genomischen Informationsströmungen zurückzuführen sein, die in Form von Interferenz bzw. Scherwirkungen auftreten.
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Resumee:
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Die Erfindung bezieht sich auf ein pharmazeutisches Erzeugnis, das zumindest ein Wachstumshormon und zumindest ein Schilddrüsenhormon umfasst, und das bei Gabe an einen Tumorpatienten oder eine Person mit erhöhtem Tumorrisiko zu einem iatrogen erzeugten Zustand führt, innerhalb dessen sowohl ein erhöhter Anabolismus als auch ein erhöhter Katabolismus und damit zwei konträre Interaktionen induziert werden. Das pharmazeutische Erzeugnis ist zur Verwendung für die Reduktion eines Tumorrisikos, eines Tumorwachstums und/oder eines Metastasierungsrisikos bestimmt.
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Die Grundlagen der Erfindung können folgendermaßen zusammengefasst werden:
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Durch das erfindungsgemäße pharmazeutische Erzeugnis wird eine Antirropie veränderter genomischer Informationsströmungen mit Einflussnahme auf die Genexpression induziert. Dadurch laufen Anabolismus und Katabolismus in einer Zelle gleichzeitig und in entgegengesetzter Richtung ab.
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Bei einer erhöhten Nahrungsaufnahme (nutrient excess) oder bei einer Nahrungsrestriktion (nutrient deficiency) kommt es zu einer Änderung der genomischen Informationsströmung mit einer Einflussnahme auf die Genexpression.
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Diese beiden Zustände können bei einem Probanden nur nacheinander eintreten. Zu einer konträren Aktion in einem Probanden kann es kommen, wenn beide zustände parallel eintreten. Wenn ein erhöhter Anabolismus (entsprechend dem nutrient excess), bei Präsenz eines erhöhten Katabolismus (entsprechend dem nutrient deficiency), provoziert wird, kann es jeweils zu Änderungen genomischer Informationsströmungen kommen. Diese beiden Strömungen genetischer Informationen haben entgegengerichtete Zielrichtungen und können durch eine Antirropie eine von der Norm abweichende Genexpression normalisieren. Die Reprogrammierung der Genexpression, die den neoplastischen Zellen zugrunde liegt, könnte dadurch zu einer „Umprogrammierung“ umfunktioniert werden.
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Die Erfindung betrifft die Initiierung konträrer Aktionen, die in der Lage sind, in Prozesse des Pathomechanismus destruktiv einwirken können und damit eine nicht nur symptomatische Behandlung von Tumorzuständen.
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Der Initiierung konträrer Aktionen liegt eine Überaktivierung bzw. Überstimulierung physiologischer Funktionen zugrunde, die gegensätzliche Zielrichtungen haben, Änderungen in genomische Informationsströmungen hervorrufen und entgegengerichtete Verlaufsrichtungen haben. Aus den Ergebnissen müssen diese zu einer Interferenz bzw. einer Scherwirkung führen. Daraus ist Folgendes abzuleiten:
- 1. Eine Änderung bei der Strömung der genomischen Informationen, entsprechend der Situation bei erhöhter Nahrungsaufnahme (nutrient excess), ist bei einem erhöhten Anabolismus, wie bei der Akromegalie, zu erwarten.
- 1.1. Patienten mit einer Akromegalie haben eine relativ hohe Anhäufung von Neoplasien/Malignomen. Dies kann durch die Wirkung einer Optimierung der neoplastischen Dynamik erklärt werden.
- 2. Eine Änderung bei der Strömung der genomischen Informationen, entsprechend der Situation bei Nahrungsrestriktion (nutrient deficiency), ist bei einem erhöhten Katabolismus, wie bei der Hyperthyreose, zu erwarten.
- 2.1. Patienten mit einer Hyperthyreose haben ebenfalls eine relativ hohe Anhäufung von Neoplasie/Malignomen, was auf die Wirkung einer Optimierung der neoplastischen Dynamik zurückgeführt werden kann.
- 3. Ein Patient mit (Akromegalie + Hyperthyreose) steht unter dem Einfluss zweier unterschiedlicher, hormoneller Überfunktionen. Es kommt zu einem erhöhten Anabolismus sowie zu einem erhöhten Katabolismus. Beide Prozesse haben entgegengerichtete Verlaufsrichtungen und würden entsprechende Änderungen genomischer Informationsströmungen bei gegensätzlichen Zielrichtungen bewirken, wodurch eine konträre Aktion ausgelöst werden würde. Die Folge wäre eine Abnahme der Inzidenz.
- 3.1. Ein Patient mit (Akromegalie + Hyperthyreose) steht unter dem Einfluss der neoplastischen Optimierungsdynamik, sowohl aus der Akromegalie (1.1.) als auch aus der Hyperthyreose (2.1.). Es wäre eine höhere Anhäufung von Neoplasien/Malignomen als bei den einzelnen Erkrankungen zu erwarten.
- 4. Die erheblich niedrige Anhäufung von Neoplasien/Malignomen bei Patienten mit (Akromegalie + Hyperthyreose), mit einer Inzidenz von 3,29 % gegenüber einer Inzidenz bei Akromegalie von 9,25 % und einer Inzidenz bei Hyperthyreose von 8,41 % weist auf einen deutlichen Anticancer-Effekt hin. Dieser ist als Folge der gegenseitigen Hemmung der genomischen Informationsströmungen von Akromegalie und Hyperthyreose am Einwirkungsort zu interpretieren.
- 4.1. In diesem Fall bezieht sich der Anticancer-Effekt auf eine Reduktion bei der Entstehung von Neoplasien/Malignomen. Die Änderung der genomischen Informationsströmung, wie sie unter (1.) und (2.) beschrieben wurde, tritt in einem Organismus zusammen wie unter (3.) auf und führt zu dem Ergebnis wie unter (4.) beschrieben. Dass die Optimierung der neoplastischen Dynamik, wie unter (1.1.) und (2.1.) in diesem Fall nicht wirksam wird, zeigt, dass die Wirkung der konträren Aktionen z.B. als Interferenz, Scherwirkung, auf einer übergeordneten Ebene stattfindet.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- (Dannenberg H. Die Biochemie der Tumoren. In: Flaschenträger B. Lehnartz E. eds. Physiologische Chemie, Bd. 2, Teil 2, Bandteil C. Berlin: Springer-Verlag 1959; 342-460) [0023]
- (Popovic V, Damjanovic S, Micic D, Nesovic M, Djurovic M, Petakov M, Obradovic S, Zoric S, Simic M, Penezic Z, Marinkovic J.Increased incidence of neoplasia in patients with pituitary adenomas.The Pituitary Study Group. Clin Endocrinol (Oxf). 1998 Oct; 49(4):441-5. PubMed) [0033]
- (Ultmann JE, Hyman GA, Calder B. The occurrence of lymphoma in patients with long-standing hyperthyroidism. Blood. 1963 Mar;21:282-97 PubMed) [0033]