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FELD DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft Blasinstrumente mit zumindest einem mit einer Klappe selektiv verschließbaren Loch, insbesondere Klarinetten und verwandte Blasinstrumente.
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HINTERGRUND
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Holzblasinstrumente wie z.B. die Quer- und Blockflöte, Klarinette, Saxophon oder Oboe sind so gebaut, dass die Daumen unterhalb des Instruments liegen. Die restlichen vier Finger beider Hände werden oberhalb des Instruments auf eine Tonlochreihe aufgelegt und verschließen die Tonlöcher während des Spiels selektiv, um Töne unterschiedlicher Noten zu erzeugen. In der Regel sind die Tonlöcher in einer geraden Reihe angeordnet, was insbesondere bei geraden Blasinstrumenten dazu führt, dass die Ringfinger und die kleinen Finger, die ohnehin kürzer sind als die Zeige- und Mittelfinger, einen weiteren Bewegungsweg zurücklegen müssen, um die ihnen zugeordneten Tonlöcher zu verschließen.
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Die bestehende Situation soll im Folgenden am Beispiel einer Klarinette genauer beschrieben werden. Die Klarinette wird aus fünf Teilen zusammengesteckt, dem Mundstück 1, der Birne 2, dem Oberstück 3, dem Unterstück 4 und dem Becher 5. Die Aufteilung der Teile ist in 1 angedeutet.
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Die in 2 dargestellte natürliche Haltung der Finger auf einem Holzrohling ohne Tonlöcher zeigt, dass sich die Zeige- und Mittelfinger auf einer Linie bewegen, während Ringfinger und kleiner Finger abgewinkelt aufliegen. Dabei greift die linke Hand den Instrumentenkorpus oberhalb der rechten Hand.
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An Klarinetten hat man aus baulichen Gründen bisher nur für den linken Ringfinger am Oberstück eine Versetzung vorgenommen. Diese Versetzung ist in 3 gezeigt. Hier ist klar erkennbar, dass die Tonlöcher bis auf dasjenige für den linken Ringfinger, in der Figur durch den Pfeil A bezeichnet, auf einer geraden Linie liegen. Der kleine Finger der linken Hand verschließt weitere Tonlöcher indirekt über mittels Hebeln betätigte Klappen. In der Figur sind die von dem kleinen Finger betätigten Hebel mit B bezeichnet.
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Eine Versetzung macht aus anatomischen Gründen Sinn, da bewegungstechnisch der Ringfinger mit dem wesentlich kürzeren und schwächeren kleinen Finger zusammenhängt. Das macht sich beim schnellen Spielen, z. B. von Läufen und Trillern, besonders bemerkbar.
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Was für die linke Hand am Oberstück selbstverständlich ist, wurde im Klarinettenbau, für die rechte Hand am Unterstück aus technischen Gründen bis Dato nicht gleichbehandelt, u.a. deshalb, weil der Verlauf der Koppel- und Scharnierstangen der mittels Hebeln betätigen Klappen eine Versetzung eines oder mehrerer der Tonlöcher für die rechte Hand nicht zulassen. So finden sich weder an historischen Instrumenten, die ursprünglich noch ohne Klappenmechanik auskommen, noch an modernen Instrumenten, an denen einen Klappenmechanik vorhanden ist, versetzte Tonlöcher für den rechten Ringfinger. 4 zeigt eine schematische Darstellung eines Details von in bekannter Weise linear angeordneten Tonlöchern einer aus dem Stand der Technik bekannten Klarinette mit zugehöriger Klappenmechanik aus zwei unterschiedlichen Betrachtungswinkeln. In der Figur ist leicht erkennbar, dass eine Versetzung des Tonloches für den Ringfinger, wiederum mit A bezeichnet, wegen der parallel zu der Längsachse des Instruments angeordneten Koppel- bzw. Scharnierstange der Klappenmechanik nicht möglich ist.
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Die lineare Anordnung der Tonlöcher für die rechte Hand hat zur Folge, dass die Finger der rechten Hand in einer Linie und entgegen ihrer natürlichen Position auf der Klarinette aufliegen müssen. Durch die daraus resultierende «Fehlhaltung des Ringfingers», wird auch der kleine Finger der rechten Hand in seiner Beweglichkeit eingeschränkt und die Spielhaltung ist suboptimal.
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BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Klappenmechanik vorzuschlagen, welche eine Anpassung der Anordnung der Tonlöcher eines Blasinstruments und die Anatomie des Spielenden ermöglicht, insbesondere eines zweihändig zu spielenden Blasinstruments, bspw. einer Klarinette. Insbesondere soll die Klappenmechanik eine Anpassung der Anordnung der Tonlöcher eines zweihändig zu spielenden Blasinstruments ermöglichen, welche zumindest die Spielhaltung der rechten Hand gegenüber bestehenden Instrumenten verbessert.
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Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen angegebene Klappenmechanik gelöst, welche eine Versetzung mindestens eines der Tonlöcher des Instruments erlaubt, so dass eine verbesserte Spielhaltung erzielt wird. Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein zweihändig zu spielendes Blasinstrument mit einer solchen Klappenmechanik, bspw. einer Klarinette.
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Ein zweihändig zu spielendes Blasinstrument, für welches die Klappenmechanik gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung vorgesehen ist, weist einen sich koaxial zu einer Längsachse erstreckenden, ein- oder mehrteiligen Korpusabschnitt auf, an welchem den Fingern einer jeden Hand des Spielenden zugeordnete erste und zweite Tonlöcher angeordnet sind. Dabei ist mindestens ein erstes Tonloch über eine zwischen der Fingerkuppe eines zugeordneten Fingers und dem Tonloch angeordnete, mit einer beweglichen Achse verbundenen Ringklappe und mit dieser zusammenwirkenden Fingerkuppe selektiv verschließbar bzw. zu öffnen. Mindestens ein zweites Tonloch ist über eine mit einer beweglichen Achse verbundene Plateauklappe selektiv verschließbar bzw. zu öffnen, welche von einem zugeordneten Finger mittels eines Klappenhebels betätigbar ist. Die Ringklappe hat dabei zugleich die Funktion eines Klappenhebels, d.h., beim Betätigen der Ringklappe werden eine oder mehrere Klappen über einem oder mehreren anderen Tonlöchern mitbewegt. Gemäß einer ersten Ausführung der erfindungsgemäßen Klappenmechanik ist eine erste bewegliche Achse, mit welcher eine oder mehrere Ringklappen und/oder eine oder mehrere Plateauklappen verbunden sind, die benachbarten Fingern einer Hand des Spielenden zugeordnet sind, schräg zu der Längsachse des Korpusabschnitts angeordnet. Dadurch ist es möglich, eines der mit derselben ersten Achse verbundenen Klappen zugeordneten und von diesen verschließbaren oder zu öffnenden Tonlöcher, die in der Regel benachbart zueinander liegen, aus einer von den anderen Tonlöchern gebildeten geraden Linie heraus zu verlagern, ohne dass die die Klappen mit der ersten Achse verbindenden Stege erheblich voneinander abweichende Längen aufweisen, was deren Funktion und die Spielbarkeit des Blasinstruments verschlechtern würde. Schräg zu der Längsachse angeordnet bedeutet in diesem Kontext, dass die Achse jede mögliche Ebene, welche die Längsachse enthält, diagonal schneidet. Gemäß einer alternativen Ausführung der der erfindungsgemäßen Klappenmechanik sind die benachbarten Finger einer Hand des Spielenden zugeordneten eine oder mehreren Ringklappen und/oder eine oder mehreren Plateauklappen mit jeweils einer zweier beweglicher zweiten Achsen verbunden, welche parallel zueinander angeordnet sind. Die beiden zweiten Achsen können dabei parallel zu einer die Längsachse enthaltenden Ebene liegen.
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Bei einer oder mehreren Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Klappenmechanik sind die mit der schräg zu der Längsachse des Korpusabschnitts angeordneten Achse oder mit den parallel zueinander angeordneten Achsen verbundenen Ringklappen und/oder Plateauklappen den mit dem Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger einer Hand selektiv verschließbaren bzw. zu öffnenden Tonlöchern zugeordnet, vorzugsweise der rechten Hand.
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Ein zweihändig zu spielendes Blasinstrument gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung weist einen sich koaxial zu einer Längsachse erstreckenden, ein- oder mehrteiligen Korpusabschnitt auf, an welchem den Fingern einer jeden Hand des Spielenden zugeordnete erste, und zweite Tonlöcher angeordnet sind. Dabei ist mindestens ein erstes Tonloch über eine zwischen der Fingerkuppe eines zugeordneten Fingers und dem Tonloch angeordnete, mit einer beweglichen Achse verbundenen Ringklappe und mit dieser zusammenwirkenden Fingerkuppe selektiv verschließbar bzw. zu öffnen. Mindestens ein zweites Tonloch ist über eine mit einer beweglichen Achse verbundene Plateauklappe selektiv verschließbar bzw. zu öffnen, welche von einem zugeordneten Finger mittels eines Klappenhebels betätigbar ist. Erfindungsgemäß weist das Blasinstrument eine Klappenmechanik gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung auf.
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Bei einer oder mehreren Ausgestaltungen des Blasinstruments ist jeweils mindestens ein erstes von den Fingern einer Hand selektiv verschließbares oder zu öffnendes Tonloch einer jeden Hand des Spielenden außerhalb einer geraden, parallel zu der Längsachse des Korpus verlaufenden Line am Korpus angeordnet.
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Bei einer oder mehreren Ausgestaltungen des Blasinstruments ist ein dem Ringfinger der rechten Hand eines Spielenden zugeordnetes erstes Tonloch außerhalb einer geraden, parallel zu der Längsachse des Korpus verlaufenden Line am Korpus angeordnet.
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Bei einer oder mehreren Ausgestaltungen des Blasinstruments beträgt der Versatz des außerhalb der geraden, parallel zu der Längsachse des Korpus verlaufenden Line angeordneten ersten oder zweiten Tonlochs bis zu 20 Grad gegenüber den übrigen Tonlöchern, radial zu der Längsachse des Blasinstruments. Versuche haben gezeigt, dass bereits ein radialer Versatz um etwa 8 Grad eine deutliche Verbesserung der Spielbarkeit bewirken.
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Bei einer oder mehreren Ausgestaltungen des Blasinstruments handelt es sich um eine Klarinette. Die Klappenmechanik gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung und/oder das außerhalb einer geraden, parallel zu der Längsachse des Korpus verlaufenden Line am Korpus angeordnete Tonloch ist an einem Unterstück der Klarinette angeordnet.
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5 zeigt eine schematische Darstellung einer ersten Ausführung der erfindungsgemäßen Klappenmechanik aus zwei unterschiedlichen Betrachtungswinkeln. In der Figur ist deutlich erkennbar, dass das in der Figur rechts liegende Tonloch nicht in einer geraden Linie zu den übrigen Tonlöchern angeordnet ist. Dies wird dadurch ermöglicht, dass die Achse mit welcher die den Tonlöchern zugeordneten Klappen verbunden sind, diagonal zu der Längsachse des Instruments verläuft.
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6 zeigt eine schematische Darstellung einer zweiten Ausführung der erfindungsgemäßen Klappenmechanik aus zwei unterschiedlichen Betrachtungswinkeln. In der Figur ist wieder deutlich erkennbar, dass das in der Figur rechts liegende Tonloch nicht in einer geraden Linie zu den übrigen Tonlöchern angeordnet ist. Dies wird dadurch ermöglicht, dass die den Tonlöchern zugeordneten Klappen jeweils mit einer zweier parallel angeordneten beweglichen zweiten Achse verbunden sind, wobei der Versatz durch den Abstand der beiden Achsen hergestellt wird. Die Länge der Verbindungen zwischen den Klappen und den Achsen weicht dabei nicht oder nur unwesentlich voneinander ab, so dass die erforderlichen Betätigungswege weitgehend identisch sind, was der Spielbarkeit des Instruments dienlich ist.
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7 zeigt ein Detail eines Unterstücks einer Klarinette mit einer Klappenmechanik gemäß der ersten Ausführung des ersten Aspekts aus einer ersten Perspektive.
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8 zeigt ein Detail eines Unterstücks einer Klarinette mit einer Klappenmechanik gemäß der ersten Ausführung des ersten Aspekts aus einer zweiten Perspektive
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Mit beiden Ausführungen der Klappenmechanik ist es möglich, ein Tonloch, bspw. das Tonloch für den rechten Ringfinger am Unterstück einer Klarinette, zu versetzen (in diesem Beispiel um 15°), um den anatomischen Merkmalen der Hand Rechnung zu tragen. Das Versetzen des Tonlochs hat zudem den Vorteil, dass der F0-Klappenhebel, der mit dem kleinen Finger der anderen Hand bewegt wird, nun eine bessere Hebelübersetzung aufweist. Das wiederum bedingt einen geringeren Bewegungsradius der Klappe, was von dem Spielenden als bequem empfunden wird und das Spielgefühl deutlich positiv beeinflusst.