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Die Erfindung betrifft ein Fenster oder eine Tür nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Es wurden bereits verschiedene Ausführungen von Fenstern und Türen offenbart. Bekannt ist aus der
DE 19610428 A1 ein zwangsbelüftetes Fenster mit Blendrahmen, Flügelrahmen und einer den Spalt zwischen dem Blendrahmen und dem Flügelrahmen abdichtenden Dichtung. Die Dichtung weist eine erste Dichtlippe auf, deren oberes Ende bei geschlossenem Fenster an einer Anlagefläche des Blendrahmens oder Flügelrahmens anliegt. In dieser ersten Dichtlippe befinden sich Luftdurchtrittsöffnungen. Die Dichtung weist weiterhin eine weitere Dichtlippe auf, die elastisch, bei geschlossenem Fenster frei beweglich und so im spitzen Winkel zu der ersten Dichtlippe angeordnet ist, dass bei Überschreiten eines bestimmten Differenzdruckes zwischen der Außenseite des Fensters gegenüber der Innenseite des Fensters die Luftdurchtrittsöffnungen wenigstens teilweise verschlossen werden. Dadurch soll eine gezielte Belüftung des Gebäudeinneren erreicht werden.
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Nachteilig ist, dass neben der Montage des Dichtungsprofils weitere Dichtungen entsprechend bearbeitet werden müssen, denn Flügel und Rahmen sind neben der durch das Dichtungsprofil gebildeten Abdichtung durch weitere umlaufende Dichtungen gegeneinander abgedichtet. Diese Abdichtung muss zur Sicherstellung eines Luftstroms teilweise entfernt werden.
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Aus der
DE 19902382 C1 ist ein Fenster oder eine Tür mit Blend- und Flügelrahmen bekannt, wobei zwischen Blend- und Flügelrahmen eine umlaufende Dichtkammer gebildet ist, die durch zumindest eine Dichtung abgedichtet wird und wobei der Blendrahmen und der Flügelrahmen über einen Riegel und Riegeleingriffe aufweisenden Treibstangenbeschlag wahlweise verriegelbar oder entriegelbar sind. Es ist hier vorgesehen, dass der Treibstangenbeschlag mit einer Einrichtung zum Bewegen der Dichtung aus seiner ersten Lage, in der die Dichtung am Blendrahmen und Flügelrahmen anliegt, in eine zweite Lage, in der die Dichtung vom Blendrahmen oder Flügelrahmen abgehoben wird, zusammenwirkt, wobei die Riegel in der zweiten Lage in Eingriff mit den Riegeleingriffen verbleiben.
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Auch bei dieser Ausgestaltung sind zusätzliche Maßnahmen notwendig, um die Schaffung eines Lüftungskanals und eine Verriegelung erreichen zu können.
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Aus der
EP 0945582 A2 ist ein Fenster oder eine Tür bekannt geworden, bei dem im Rahmen beweglich gelagerte Riegeldichtleisten aus einer Falznut des Rahmens zum Eingriff in eine Flügelfalznut gebracht werden können. Die Riegeldichtleisten bewirken eine Abdichtung und eine Verriegelung. Die Steuerung der Riegeldichtleisten erfolgt derart, dass diese auch zeitversetzt zueinander in Öffnungsstellung gelangen können, wenn sich andere Riegeldichtleisten noch in Schließstellung befinden. Es entsteht dadurch ein Lüftungskanal zwischen Flügel und Rahmen bei verriegeltem Fenster. Gleichwohl setzt dies die Montage verschiedener Bauteile voraus, die jeweils passend für die Fenstergröße angepasst werden müssen.
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Ähnliche Ausgestaltungen ergeben sich auch aus der
EP 0945579 B1 ,
EP 0945580 B1 und
EP 0945581 A2 . Die vier zuletzt genannten Ausgestaltungen verzichten auf spezielle Riegeleingriffselemente und bilden an dem dem Verschlusselement gegenüberliegenden Profilholm eine Riegelkante oder Nut aus, in welche das Verschlusselement eingreift.
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Die
DE 102010001127 A1 und die
DE 102013219363 A1 offenbaren Verschlussvorrichtungen für Treibstangenbeschläge, welche ein schwenkbares Riegelelement umfassen. Die Riegelelemente hintergreifen Riegelkanten von Riegeleingriffselementen. Die Gestaltung der Verschlussbewegung und die Lagerung des Riegelelementes ist aufwändig. Die
DE 102011076775 A1 und
DE 102011078221 A1 basieren auf dem Konzept der beiden zuletzt genannten Verschlussvorrichtungen und verzichten auf Riegeleingriffselemente.
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Aus der
DE 10134249 A1 ist ein Fenster bekannt, bei dem das Riegelglied mit einem Riegelwiderlager zusammenwirkt, welches unmittelbar von Rahmen gebildet wird und daher die Montage eines Bauteils überflüssig macht. In eine ähnliche Richtung gehen die
DE 102004054981 A1 und die
DE 102004054979 B4 .
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Aus der
WO 2009/047008 ist es bereits bekannt, eine mittels Extrusion hergestellte Anordnung mit einem Faserbund zu versehen, um ein Scharnier in der Anordnung bereitzustellen. Diese Technik zeigt auch die
EP 1046488 A2 .
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Die Erfindung sucht nach einer Möglichkeit, die Verriegelung von Fenstern und Türen dahingehend weiter zu entwickeln, dass die Montage von Riegelelementen weitgehend vermieden wird und dennoch eine zuverlässige und weniger störende Verriegelung erreicht werden kann.
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Dies wird dadurch erreicht, dass die Merkmale des Hauptanspruchs realisiert werden.
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Dadurch, dass der Steg mit einteilig aus den Längswänden gebildeten Gelenken an einer starren Struktur des Profilstabs abgebunden ist wird erreicht, dass der Profilstab an sich die beweglichen Riegelglieder bilden und lagern kann. Es entfallen auch Maßnahmen zur Schmierung. Das System ist unempfindlich gegen Verunreinigungen und die Kinematik ist verdecktliegend. Die Anordnung sieht auch vor, dass in einer ersten Stellung der Steg zur Anlage an den Flügel oder Rahmen gelangt und ihn in einer zweiten Stellung davon beabstandet. Es entsteht eine einfach zu handhabende Struktur, die augenscheinlich weniger Nachbearbeitung bedarf und den Flügel gegenüber dem Rahmen verriegelt.
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Um die Verriegelung zu erreichen, ist vorgesehen, dass der Steg eine Riegelkante des Flügels oder des Rahmens in der Riegelstellung in Öffnungsrichtung hintergreift.
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Die Kinematik der so ausgestatteten Verriegelung wird dadurch verbessert, dass der Steg als Schwinge ein versteifter Abschnitt einer Mehrgelenkkette ist, und mit einem Kniehebel, der in Strecklage zu einem Anliegen des Stegs an der Riegelkante, führt.
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Um den Steg sicher zu führen und hohe Kräfte aufnehmen zu können ist vorgesehen, dass der Steg Teil einer Viergelenkkette ist.
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Die Kraftaufnahme und die Strecklage wird dadurch optimiert, dass an dem Kniehebel ein Anschlag angebracht ist, der sich an einem Anschluss des Profilstabes in der Strecklage abstützt.
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Zur Stabilität trägt bei, dass der Steg sich in seiner Riegelstellung über einen Fuß an dem Anschlag abstützt.
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Um die Stabilität des Fensters zu verbessern ist es vorteilhaft, dass der Steg im Rahmen angeordnet ist. Die kleinere und fragilere Ausgestaltung des Flügelprofils wird nicht durch die beweglichen Strukturen geschwächt.
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Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Zeichnungen. Es zeigt:
- 1 einen Querschnitt eines Flügel- und Rahmenprofils eines Fensters in einer unverriegelten Stellung und
- 2 einen Querschnitt eines Flügel- und Rahmenprofils eines Fensters in einer verriegelten Stellung.
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Ein Fenster besteht im Ausführungsbeispiel aus vier Flügelholmen 1 und vier Rahmenholmen 2. Flügel- und Rahmenholme 1, 2 sind zu zwei rechteckigen Rahmen verbunden und maßlich so abgestimmt, dass der Flügel 3 im Abstand 4 in den Rahmen eintauchen kann. Der Abstand 4 wird beispielsweise durch Scharniere sichergestellt, welche den Flügel 3 schwenkbar lagern. Ein Flügelüberschlag 5 und ein Rahmenaufschlag 6 begrenzen die Schließbewegung entgegen der Öffnungsrichtung 7. In der unverriegelten Geschlossenstellung des Flügels 3 liegen die Dichtungen 8, 9 an dem Flügel 3 und dem Rahmen 10 an.
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Im Falz 11 des Rahmens 10 ist eine winkelförmige Nut 12 angebracht. Im Grunde des lotrechten Schenkels 13 der Nut 12 ist eine Kurbel 14 mit einem Gelenk 15 angebunden. Über ein zweites Gelenk 16 ist die Kurbel 14 mit einer Schwinge 17 verbunden. Die Schwinge 17 ist L-förmig und besitzt einen blockförmigen Ansatz 18. Die Kurbel 14 und die Schwinge 17 bilden eine Kurbelschwinge. Die Schwinge 17 ist an ihrem Ende über ein Gelenk 19 mit der fingerartigen Koppel 20 verbunden. Zusammen mit der Kurbel 14 und der Schwinge 17 bildet die Koppel eine erste Mehrgelenkkette. Die Koppel 20 ist auch Teil einer Viergelenkkette aus den Gliedern 21, 22, die mit Gelenken 23, 24 an der Koppel 20 angelenkt sind und mittels der Gelenke 25, 26 an dem starren Rahmen 10 schwenkbar verbunden sind. Die Koppel 20 besitzt einen fingerartigen Steg 27.
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Die starre Struktur des Rahmens 10 ist mit Isolierstegen in Kammern aufgeteilt, um die Isolierwirkung zu steigern. Gleichzeitig bildet die starre Struktur das Lagergestell der Viergelenkkette und der Kurbelschwinge.
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Aus der 2 wird deutlich, dass die Kurbelschwinge und die Viergelenkkette innerhalb des Rahmens 10 beweglich sind. Der Steg 27 ist Teil einer Schwinge, die als ein versteifter Abschnitt einer Mehrgelenkkette über die Kurbel 14 und die Schwinge 17, die gemeinsam als Kniehebel wirksam sind und die Koppel 20 antreiben.
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Gelangt die Kurbelschwinge in die Strecklage, wie in 2 dargestellt, dann liegt die Kurbel 14 und die Schwinge 17 in einer Linie. Der Ansatz 18 der Schwinge 17 stützt sich auf die Stufe 28 auf. Gleichzeitig schwenkt der Steg 27 hinter die Riegelkante 29 des Flügels 3 und der Fuß 30 der Koppel 20 legt sich auf den Ansatz 18. Ein elastischer Lenker 31 bindet die Koppel 20 an die Seitenwand 32 der Nut 12 und dichtet den Schenkel 13 ab. Zudem bildet der Schenkel 13 dadurch eine geschlossene Kammer.
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Wird nun der Flügel 3 durch Wind belastet, dann überträgt die Riegelkante 29 die Kräfte auf den Steg 27, der sich an dem nahezu parallel zur Öffnungsrichtung 7 ausgerichteten Glied 21 abstützt. Der Steg 27 kann auch nicht ohne weiteres verschwenken, da die Kurbel 14 in der Strecklage ein Ausweichen verhindert und eine Schwenkbewegung der Koppel 20 und des Stegs 21 um das Gelenk 23 aufgrund des Glieds 22 nicht möglich ist.
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Die Gestaltung der Gelenke und Bewegungsglieder erlauben es, dass der Steg 27 mit einteilig aus den Längswänden gebildeten Gelenken 15, 25, 26 verbunden ist. Die starre Struktur des Profilstabs dient der Anbindung der beweglichen Funktionsglieder und bewirkt die erforderliche Steifigkeit.
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Es ist ersichtlich, dass die Anordnung es ermöglicht, dass der Steg 27 in einer ersten Stellung nach 2 zur Anlage an den Flügel 3 gelangt und ihn in einer zweiten Stellung nach 1 davon beabstandet.
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Das Betätigungselement ist nicht dargestellt und besteht im einfachsten Falle aus einer manuell betätigbaren Anordnung, welche in den Schenkel 13 eingeschoben wird und die Kurbel 13 oder das Gelenk 16 bewegt.
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Die Gelenke 15, 16, 19, 23, 24, 25, 26 können durch Materialeinschnürung oder unterschiedliche extrudierte Werkstoffe unterschiedlicher Steifigkeit realisiert werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Flügelholm
- 2
- Rahmenholm
- 3
- Flügel
- 4
- Abstand
- 5
- Flügelüberschlag
- 6
- Rahmenaufschlag
- 7
- Öffnungsrichtung
- 8
- Dichtung
- 9
- Dichtung
- 10
- Rahmen
- 11
- Falz
- 12
- Nut
- 13
- Schenkel
- 14
- Kurbel
- 15
- Gelenk
- 16
- Gelenk
- 17
- Schwinge
- 18
- Ansatz
- 19
- Gelenk
- 20
- Koppel
- 21
- Glied
- 22
- Glied
- 23
- Gelenk
- 24
- Gelenk
- 25
- Gelenk
- 26
- Gelenk
- 27
- Steg
- 28
- Stufe
- 29
- Riegelkante
- 30
- Fuß
- 31
- Lenker
- 32
- Seitenwand
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 19610428 A1 [0002]
- DE 19902382 C1 [0004]
- EP 0945582 A2 [0006]
- EP 0945579 B1 [0007]
- EP 0945580 B1 [0007]
- EP 0945581 A2 [0007]
- DE 102010001127 A1 [0008]
- DE 102013219363 A1 [0008]
- DE 102011076775 A1 [0008]
- DE 102011078221 A1 [0008]
- DE 10134249 A1 [0009]
- DE 102004054981 A1 [0009]
- DE 102004054979 B4 [0009]
- WO 2009/047008 [0010]
- EP 1046488 A2 [0010]