DE19933098A1 - Mit Nanopartikeln modifizierte Bindemittel für Überzugsmittel und deren Verwendung - Google Patents
Mit Nanopartikeln modifizierte Bindemittel für Überzugsmittel und deren VerwendungInfo
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Abstract
Mit Nanopartikeln modifizierte Bindemittel, die erhältlich durch Umsetzung von in Gegenwart von mit einer reaktiven Funktionalität ausgestatteten Nanopartikeln hergestellten Bindemitteln mit zu der reaktiven Funktionalität der Nanopartikel komplementär reaktiver Funktionalität mit den Nanopartikeln, deren Herstellung, diese enthaltende Überzugsmittel und deren Verwendung.
Description
Die Erfindung betrifft mit Nanopartikeln modifizierte Bindemittel für Lacksysteme,
diese enthaltende Überzugsmittel und deren Anwendung.
Nanopartikel enthaltende Lacksysteme sind Stand der Technik. Die Nanopartikel
führen zu einem verbesserten Eigenschaftsbild der Lacksysteme beispielsweise
hinsichtlich Kratzfestigkeit, Lösemittel- und Chemikalienbeständigkeit. Beispielsweise
beschreibt die EP-A-0 832 947 kratzfeste Klarlacke auf Basis eines
Bindemittel/Vernetzersystems und reaktive Gruppen auf der Partikeloberfläche
aufweisenden Nanopartikeln. Desweiteren beschreibt die EP-A-0 872 500 kratzfeste
Überzugsmittel auf Basis einer Kombination von hydroxyfunktionellen Bindemitteln
mit blockierte Isocyanatgruppen auf der Partikeloberfläche aufweisenden
Nanopartikeln. Beim Härten der aus diesen Überzugsmitteln applizierten
Überzugsschichten werden die Nanopartikel in die Überzugsschicht chemisch
eingebunden.
In der noch nicht veröffentlichten deutschen Patentanmeldung 199 25 331.5 werden
mit Nanopartikeln modifizierte Bindemittel beschrieben, die durch Umsetzung von
carboxylfunktionellen Nanopartikeln mit epoxidfunktionellen Bindemitteln hergestellt
werden.
Es kann Verträglichkeitsprobleme bei der Einarbeitung von Nanopartikeln in
Lacksysteme geben. Beispielsweise ergibt sich bei Nanopartikel enthaltenden
Lacksystemen des Standes der Technik mitunter eine inhomogene Verteilung der
Nanopartikel in den aus diesen Überzugsmitteln applizierten Überzugsschichten oder
eine homogene Verteilung der Nanopartikel in den Überzugsmitteln als solchen ist
von Anfang an schwierig, wenn nicht gar unmöglich.
Es besteht die Aufgabe derartige Verträglichkeitsprobleme in Nanopartikel
enthaltenden Lacksystemen zu beseitigen oder weitgehend zu vermeiden.
Die Aufgabe kann gelöst werden durch Umsetzung von mit einer reaktiven
Funktionalität ausgestatteten Nanopartikeln mit Bindemitteln, die eine zu der reaktiven
Funktionalität der Nanopartikel komplementär reaktive Funktionalität aufweisen, zu
mit Nanopartikeln modifizierten Lackbindemitteln, wobei die Herstellung der
Bindemittel in Gegenwart der Nanopartikel erfolgt und wobei die Kombination von
Carboxylgruppen als reaktive Funktionalität der Nanopartikel und Epoxidgruppen als
komplementär reaktive Funktionalität der Bindemittel ausgeschlossen ist.
Ein Gegenstand der Erfindung sind daher mit Nanopartikeln modifizierte Bindemittel,
die hergestellt werden, indem man in Gegenwart von mit einer reaktiven
Funktionalität ausgestatteten Nanopartikeln Bindemittel mit zu der reaktiven
Funktionalität der Nanopartikel komplementär reaktiver Funktionalität herstellt und zu
mit Nanopartikeln modifizierten Lackbindemitteln umsetzt, wobei die Kombination
von Carboxylgruppen als reaktive Funktionalität der Nanopartikel und Epoxidgruppen
als komplementär reaktive Funktionalität der Bindemittel ausgeschlossen ist.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von mit
Nanopartikeln modifizierten Bindemitteln, wobei man in Gegenwart von mit einer
reaktiven Funktionalität ausgestatteten Nanopartikeln Bindemittel mit zu der reaktiven
Funktionalität der Nanopartikel komplementär reaktiver Funktionalität herstellt und zu
mit Nanopartikeln modifizierten Lackbindemitteln umsetzt, wobei die Kombination
von Carboxylgruppen als reaktive Funktionalität der Nanopartikel und Epoxidgruppen
als komplementär reaktive Funktionalität der Bindemittel ausgeschlossen ist.
Hier und im folgenden sollen die reaktive Funktionalität der Nanopartikel als
funktionelle Gruppen (A) und die zu der reaktiven Funktionalität der Nanopartikel
komplementär reaktive Funktionalität der Bindemittel als funktionelle Gruppen (B)
bezeichnet werden.
Die funktionellen Gruppen (A) und (B) weisen eine zueinander komplementäre
Reaktivität auf, d. h. sie können unter Ausbildung einer kovalenten Bindung
miteinander reagieren.
Bei den funktionellen Gruppen (A) und den funktionellen Gruppen (B) handelt es sich
um funktionelle Gruppen, die durch radikalische Polymerisation und/oder unter
Addition und/oder Kondensation miteinander reagieren können. Beispiele für
Additionsreaktionen zwischen (A)- und (B)-Gruppen sind die ringöffnende Addition
einer Epoxidgruppe an eine Carboxylgruppe unter Bildung einer Ester- und einer
Hydroxylgruppe, die Addition einer Hydroxyl- und/oder primären und/oder
sekundären Aminogruppe an eine Isocyanatgruppe unter Bildung einer Urethan-
und/oder Harnstoffgruppe, die Addition einer primären und/oder sekundären
Aminogruppe und/oder CH-aciden Gruppe an eine alpha,beta-ungesättigte
Carbonylgruppe, insbesondere (Meth)acryloylgruppe, die Addition einer primären
und/oder sekundären Aminogruppe an eine Epoxidgruppe. Beispiele für
Kondensationsreaktionen zwischen (A)- und (B)-Gruppen sind die Reaktion einer
Hydroxyl- und/oder primären und/oder sekundären Aminogruppe mit einer
blockierten Isocyanatgruppe unter Bildung einer Urethan- und/oder Harnstoffgruppe
und Abspaltung des Blockierungsmittels, die Reaktion einer Hydroxylgruppe mit einer
N-Methylolgruppe unter Wasserabspaltung, die Reaktion einer Hydroxylgruppe mit
einer N-Methylolethergruppe unter Abspaltung des Veretherungsalkohols, die
Umesterungsreaktion einer Hydroxylgruppe mit einer Estergruppe unter Abspaltung
des Veresterungsalkohols, die Umurethanisierungsreaktion einer Hydroxylgruppe mit
einer Carbamatgruppe unter Alkoholabspaltung, die Reaktion einer Carbamatgruppe
mit einer N-Methylolethergruppe unter Abspaltung des Veretherungsalkohols.
Beispiele für funktionelle Gruppen (A) und (B), die durch radikalische Polymerisation
miteinander reagieren können, sind olefinisch ungesättigte Gruppen, z. B.
Vinylgruppen, Allylgruppen, insbesondere (Meth)acryloylgruppen.
Bei den Nanopartikeln handelt es sich um übliche dem Fachmann bekannte Partikel
aus dem "Nanometer"-Größenbereich, beispielsweise mit einer mittleren
Teilchengröße von 5 bis 200 nm, bevorzugt 10 bis 100 nm, die funktionelle Gruppen
(A) insbesondere an der Partikeloberfläche enthalten. Die Nanopartikel können
einphasig aufgebaut sein oder einen Kern/Hülle-Aufbau besitzen. Einphasig
aufgebaute Nanopartikel enthalten funktionelle Gruppen (A), insbesondere an der
Partikeloberfläche. Im Falle von aus Kern und Hülle aufgebauten Nanopartikeln sind
die funktionellen Gruppen (A) Bestandteil der Hülle und gegebenenfalls zusätzlich des
Kerns. Das (A)-Äquivalentgewicht der Nanopartikel beträgt beispielsweise 250 bis
3000.
Die einphasig aufgebauten Nanopartikel sind anorganischer Natur und mit
funktionellen Gruppen (A) und gegebenenfalls weiteren organischen Resten
modifiziert. Beispielsweise handelt es sich um Element-Sauerstoff-Netzwerke mit
Elementen aus der Reihe Aluminium, Bor, Titan, Zirkon und/oder Silizium,
bevorzugt Silizium.
Bevorzugt handelt es sich bei den einphasig aufgebauten Nanopartikeln um
teilchenförmige aluminium-, bor-, titan-, zirkon- und/oder siliziumorganische,
besonders bevorzugt siliziumorganische Polymere (Ia) der Formel
(R3SiO1/2)w(R2SiO2/2)x(RSiO3/2)y(SiO4/2)z, wobei y = 10 bis 100 Mol-% und die Summe
aus w, x, y und z 100 Mol-% betragen soll. Bei den gleichen oder verschiedenen
Resten R kann es sich um funktionelle Gruppen (A) oder um in funktionelle Gruppen
(A) überführbare Gruppen an sich oder bevorzugt um Reste, die die funktionellen
Gruppen (A) oder die in funktionelle Gruppen (A) überführbaren Gruppen tragen,
handeln. Neben diesen Gruppen kann es sich auch um C1-C6-Alkylreste,
insbesondere Methylreste, Arylreste, wie z. B. Phenylreste handeln. Nicht als
Einschränkung zu verstehende Beispiele für funktionelle Gruppen (A), die bevorzugt
über einen Rest an Silizium gebunden sind, sind Epoxidgruppen, Carboxylgruppen,
Hydroxylgruppen, Aminogruppen, blockierte Isocyanatgruppen, olefinisch
ungesättigte Gruppen, Alkoxysilangruppen. Funktionelle Gruppen (A), beispielsweise
Carboxylgruppen, Hydroxylgruppen oder Aminogruppen können gegebenenfalls auch
in blockierter Form vorliegen. Beispiele für Reste, die funktionelle Gruppen (A) oder
in funktionelle Gruppen (A) überführbare Gruppen tragen, sind entsprechend
substituierte Kohlenwasserstoffreste, insbesondere substituierte Alkylreste, z. B.
Alkenylreste, wie z. B. der Vinyl- oder Allylrest, oder Mercaptoalkyl-, Cyanoalkyl-,
Aminoalkyl-, Acyloxyalkyl-, wie 3-(Meth)acryloyloxypropyl-, Glycidylreste und
Hydroxyalkylreste.
Die Herstellung siliziumorganischer Polymere (Ia) kann z. B. nach einem einstufigen
Emulsionspolymerisationsverfahren beispielsweise durch Zudosieren eines monomeren
Silans RSi(OR')3 oder eines Gemisches monomerer Silane vom Typ RaSi(OR')4-a,
wobei a = 0, 1, 2 oder 3 ist, zu einer bewegten Emulgator/Wasser-Mischung
erfolgen. Ebenfalls möglich ist eine zweistufige Verfahrensweise des
Emulsionspolymerisationsverfahrens, wobei die in der ersten Verfahrensstufe
umgesetzten Silane bevorzugt keine funktionellen Gruppen (A) besitzen und die
Umsetzung der funktionelle Gruppen (A) aufweisenden Silane erst in der 2.
Verfahrensstufe erfolgt. R hat die bereits benannte Bedeutung. R' steht für C1-C6-
Alkylreste, Arylreste oder substituierte Kohlenwasserstoffreste. Prinzip und
Einzelheiten der Durchführung solcher Emulsionspolymerisationsverfahren sind dem
Fachmann bekannt, beispielsweise aus der EP-A-0 492 376.
Die funktionellen Gruppen (A) werden in der Regel bei der Herstellung der
siliziumorganischen Polymeren (Ia) über entsprechende Reste R aufweisende Silane
eingeführt. Sie können beispielsweise auch durch geeignete, dem organischen
Chemiker bekannte Umsetzungen erzeugt werden. Dies sei an einem weder eine
Beschränkung noch eine Bevorzugung darstellenden Beispiel erläutert:
Carboxylgruppen als funktionelle Gruppen (A) können beispielsweise durch Verseifung von Cyanoalkylresten oder durch Oxidation geeigneter Reste erzeugt werden.
Carboxylgruppen als funktionelle Gruppen (A) können beispielsweise durch Verseifung von Cyanoalkylresten oder durch Oxidation geeigneter Reste erzeugt werden.
Bei den aus Kern und Hülle aufgebauten Nanopartikeln ist der Kern anorganischer
Natur und ist gegebenenfalls durch weitere organische Reste modifiziert.
Beispielsweise handelt es sich um Element-Sauerstoff-Netzwerke mit Elementen aus
der Reihe Aluminium, Bor, Titan, Zirkon und/oder Silizium, bevorzugt Silizium.
Es kann sich bei den Kernen auch um kolloidale Metalloxide handeln, bevorzugt ist
dem Fachmann bekanntes kolloidales Siliziumdioxid, beispielsweise als Pulver oder als
Dispersion in einem wäßrigen oder anderen organischen Lösemittel.
Bevorzugt handelt es sich bei den Kernen von aus Kern und Hülle aufgebauten
Nanopartikeln um aluminium-, bor-, titan-, zirkon- und/oder siliziumorganische,
besonders bevorzugt siliziumorganische Polymere (Ib) der Formel
(R"3SiO1/2)w(R"2SiO2/2)z(R"SiO3/2)y(SiO4/2)z, wobei y = 10 bis 100 Mol-% und die
Summe aus w, x, y und z 100 Mol-% betragen soll. Bei den gleichen oder
verschiedenen Resten R" kann es sich beispielsweise um C1-C6-Alkylreste,
insbesondere Methylreste, Arylreste, wie z. B. Phenylreste handeln. Neben oder
anstelle dieser kann es sich jedoch auch um funktionelle Gruppen (A) oder um in
funktionelle Gruppen (A) überführbare Gruppen an sich oder bevorzugt um Reste, die
funktionelle Gruppen (A) oder in funktionelle Gruppen (A) überführbare Gruppen
tragen, handeln. Die im Zusammenhang mit den Polymeren (Ia) gemachten
Ausführungen zu den Beispielen für die (A)-Gruppen bzw. die (A)-Gruppen tragenden
Reste gelten hier analog.
Die Herstellung solcher siliziumorganischer Polymere (Ib) kann z. B. nach dem
Emulsionspolymerisationsverfahren beispielsweise durch Zudosieren eines monomeren
Silans R"Si(OR')3 oder eines Gemisches monomerer Silane vom Typ R"aSi(OR')4-a,
wobei a = 0, 1, 2 oder 3 ist, zu einer bewegten Emulgator/Wasser-Mischung
erfolgen. R" hat die bereits benannte Bedeutung. R' steht für C1-C6-Alkylreste,
Arylreste oder substituierte Kohlenwasserstoffreste. Prinzip und Einzelheiten der
Durchführung solcher Emulsionspolymerisationsverfahren sind dem Fachmann
bekannt, beispielsweise aus der EP-A-0 492 376.
Bezüglich der Einführung der funktionellen Gruppen (A) in die siliziumorganischen
Polymeren (Ib) gilt das vorstehende im Zusammenhang mit der Einführung der
funktionellen Gruppen (A) in die siliziumorganischen Polymeren (Ia) gesagte.
Im Falle von aus Kern und Hülle aufgebauten Nanopartikeln sind die Kerne,
beispielsweise vom Typ (Ib) bevorzugt mit einem funktionelle Gruppen (A)
aufweisenden (Meth)acrylcopolymeren umhüllt. Zur Herstellung der aus Kern und
funktionelle Gruppen (A) aufweisenden (Meth)acrylcopolymerhülle aufgebauten
Nanopartikel werden (meth)acrylisch ungesättigte Monomere in Gegenwart der Kerne
radikalisch polymerisiert, beispielsweise emulsionspolymerisiert, beispielsweise im
Sinne einer Pfropfpolymerisation auf die Kerne. Zur Einführung der funktionellen
Gruppen (A) in die (Meth)acrylcopolymerhülle werden bei der Polymerisation
bevorzugt geeignete funktionelle Gruppen (A) aufweisende ungesättigte Monomere
eingesetzt oder mitverwendet. Beispiele für zur Einführung von Carboxylgruppen als
funktionelle Gruppen (A) geeignete olefinisch ungesättigte Monomere sind
(Meth)acryl-, Itacon-, Croton-, Isocroton-, Aconit-, Malein- und Fumarsäure,
Halbester der Malein- und Fumarsäure sowie Carboxyalkylester der (Meth)acrylsäure,
z. B. beta-Carboxyethylacrylat und Addukte von Hydroxyalkyl(meth)acrylaten mit
Carbonsäureanhydriden, wie z. B. der Phthalsäure-mono-2-
(meth)acryloyloxyethylester. Beispiele für zur Einführung von Hydroxylgruppen als
funktionelle Gruppen (A) geeignete olefinisch ungesättigte Monomere sind
insbesondere Hydroxyalkyl(meth)acrylate. Beispiele für zur Einführung von
Epoxidgruppen als funktionelle Gruppen (A) geeignete olefinisch ungesättigte
Monomere sind (Meth)allylglycidylether, 3,4-Epoxy-1-vinylcyclohexan,
Epoxycyclohexyl(meth)acrylat, Vinylglycidylether, insbesondere jedoch
Glycidyl(meth)acrylat. Die funktionelle Gruppen (A) aufweisenden Monomeren
werden dabei im allgemeinen gemeinsam mit davon unterschiedlichen radikalisch
copolymerisierbaren olefinisch ungesättigten Monomeren eingesetzt. Prinzip und
Einzelheiten der Durchführung radikalischer Polymerisationen, beispielsweise
Emulsionspolymerisationen sind dem Fachmann bekannt.
Erfindungsgemäß werden Bindemittel mit funktionellen Gruppen (B) in Gegenwart
von funktionelle Gruppen (A) aufweisenden Nanopartikeln hergestellt. Dabei werden
die funktionelle Gruppen (A) aufweisenden Nanopartikel mit den funktionelle
Gruppen (B) aufweisenden Bindemitteln umgesetzt. Die Umsetzung der (A)- mit den
(B)-Gruppen kann vor, beispielsweise mit den zur Herstellung der funktionelle
Gruppen (B) aufweisenden Bindemittel eingesetzten Edukten, und/oder während
und/oder nach der Synthese der funktionelle Gruppen (B) aufweisenden Bindemittel
erfolgen. Bei den zur Herstellung der funktionelle Gruppen (B) aufweisenden
Bindemittel verwendeten Edukten handelt es sich um Bindemittelbausteine, die neben
einer oder mehreren (B)- oder in (B)-Gruppen überführbaren Gruppen von (B)-
Gruppen verschiedene funktionelle Gruppen enthalten können. Die Synthese der
funktionelle Gruppen (B) aufweisenden Bindemittel aus den Edukten kann dabei unter
teilweisem Verbrauch der (B)- oder in (B)-Gruppen überführbaren Gruppen der
Edukte erfolgen.
Bei den zur Umsetzung mit funktionelle Gruppen (A) aufweisenden Nanopartikeln
geeigneten funktionelle Gruppen (B) tragenden Bindemitteln bestehen keine
Beschränkungen. Es kann sich beispielsweise um funktionelle Gruppen (B)
aufweisende Polyester, Polyurethane, (Meth)acrylcopolymere sowie um andere
Polymere handeln. Die funktionelle Gruppen (B) aufweisenden Polymeren besitzen
mindestens eine, bevorzugt mindestens zwei funktionelle Gruppen (B) im Molekül,
entsprechend einem berechneten (B)-Äquivalentgewicht von beispielsweise 150 bis
2000, bezogen auf Festharz. Die zahlenmittlere Molmasse (Mn) liegt bevorzugt bei
200 bis 10000.
Die Herstellung der funktionelle Gruppen (B) aufweisenden Bindemittel,
beispielsweise Polyester, Polyurethane, (Meth)acrylcopolymere ist dem Fachmann
hinreichend bekannt und bedarf keiner Erläuterung.
Nicht als Einschränkung zu verstehende Beispiele für funktionelle Gruppen (B) sind
Epoxidgruppen, Carboxylgruppen, Hydroxylgruppen, Aminogruppen,
Isocyanatgruppen, olefinisch ungesättigte Gruppen, Alkoxysilangruppen. Funktionelle
Gruppen (B), beispielsweise Carboxylgruppen, Hydroxylgruppen, Isocyanatgruppen
oder Aminogruppen können gegebenenfalls auch in blockierter Form vorliegen.
Die funktionelle Gruppen (A) aufweisenden Nanopartikel werden mit funktionelle
Gruppen (B) aufweisenden Bindemitteln beispielsweise im Gewichtsverhältnis 5 bis 30 Gew.-%
Nanopartikel zu 70 bis 95 Gew.-% Bindemittel oder zum Aufbau des
Bindemittels eingesetzten Bindemittelbausteinen zu den erfindungsgemäßen
Bindemitteln umgesetzt. Die Gew.-% beziehen sich dabei jeweils auf den Festkörper.
Die funktionellen Gruppen (A) der Nanopartikel können dabei beispielsweise in einem
Verhältnis zu den funktionellen Gruppen (B) der Bindemittel von 10 zu 1 bis 1 zu 100
vorliegen. Die Umsetzung kann dabei unter teilweisem oder vollständigem Verbrauch
der funktionellen Gruppen (A) der Nanopartikel und/oder der funktionellen Gruppen
(B) der Bindemittel erfolgen. Die Reaktion kann beispielsweise bei erhöhten
Temperaturen, beispielsweise 80 bis 160°C, gegebenenfalls unter Katalyse
durchgeführt werden. Die Bindemittel werden in Gegenwart der Nanopartikel
hergestellt, wobei die Umsetzung der funktionellen Gruppen (A) und (B) vor,
während und/oder nach der eigentlichen Bindemittelsynthese erfolgen kann. Dabei
kann die Umsetzung lösemittelfrei oder bevorzugt in Gegenwart von organischem
Lösemittel durchgeführt werden.
Die erfindungsgemäßen Bindemittel können neben den aus der Reaktion von (A) und
(B) hervorgegangenen, gegebenenfalls wiederum reaktiven Gruppen, wie
beispielsweise Estergruppen, Urethangruppen, Siloxangruppen, Harnstoffgruppen,
Hydroxylgruppen, eine oder mehrere weitere funktionelle Gruppen aufweisen. Diese
weiteren funktionellen Gruppen können beispielsweise im Überschuß vorhanden
gewesene und/oder nicht umgesetzte Gruppen (A) und/oder (B) sein und/oder es
handelt sich um andere funktionelle Gruppen. Die weiteren funktionellen Gruppen
können aus den Nanopartikeln und/oder aus den damit umgesetzten Bindemitteln
stammen oder sie können nach der Herstellung der erfindungsgemäßen Bindemittel
eingeführt werden. Beispiele für weitere funktionelle Gruppen der Bindemittel sind
Hydroxylgruppen, olefinisch ungesättigte Gruppen, z. B. (Meth)acryloylgruppen,
Epoxidgruppen, Carboxylgruppen, Aminogruppen, Alkoxysilangruppen.
Die erfindungsgemäßen mit Nanopartikeln modifizierten Bindemittel können als
solche, bevorzugt jedoch nach Vermischen mit weiteren Bestandteilen als
Überzugsmittel verwendet werden. Die Erfindung betrifft daher auch Überzugsmittel,
die die erfindungsgemäßen mit Nanopartikeln modifizierten Bindemittel enthalten.
Es kann sich um thermoplastische, bevorzugt jedoch um duroplastische, selbst- oder
fremdvernetzende Überzugsmittel handeln.
Thermoplastische Überzugsmittel enthalten keine Vernetzer und sie sind auch nicht
selbstvernetzbar. Es handelt sich dabei z. B. um physikalisch trocknende
Überzugsmittel.
Bevorzugt werden aus den erfindungsgemäßen Bindemitteln duroplastische
Überzugsmittel hergestellt. Dann handelt es sich bei den erfindungsgemäßen
Bindemitteln um solche, die eine oder mehrere reaktive Funktionalitäten aufweisen,
welche die Grundlage für eine chemische Vernetzbarkeit liefern. Es kann sich um
selbst- oder fremdvernetzende Bindemittel handeln. Im letzteren Fall enthalten die
Überzugsmittel neben den erfindungsgemäßen mit Nanopartikeln modifizierten
Lackbindemitteln Vernetzer.
Die Auswahl der Vernetzer richtet sich nach den in den mit Nanopartikeln
modifizierten Lackbindemitteln enthaltenen funktionellen Gruppen, d. h. die Vernetzer
werden so ausgewählt, daß sie eine zur Funktionalität der erfindungsgemäßen
Bindemittel komplementäre, reaktive Funktionalität aufweisen, wobei die
funktionellen Gruppen durch radikalische Polymerisation und/oder unter Addition
und/oder Kondensation miteinander reagieren können. Als Beispiele für Additions-
und Kondensationsreaktionen sind die gleichen zu nennen, wie sie vorstehend als
Beispiele für zwischen funktionellen Gruppen (A) und (B) mögliche Additions- und
Kondensationsreaktionen aufgezählt wurden. Sofern miteinander verträglich, können
auch mehrere komplementäre Funktionalitäten in einem durch Additions- und/oder
Kondensationsreaktionen härtbaren Überzugsmittel nebeneinander vorliegen, so daß
zwei oder mehrere unterschiedliche der vorstehend beispielhaft genannten
Reaktionstypen während der Härtung auftreten können.
Im Falle von durch radikalische Polymerisation fremdvernetzenden Überzugsmitteln
kann es sich um thermisch oder photochemisch induziert radikalisch
polymerisierbare Überzugsmittel handeln. Diese enthalten erfindungsgemäße, mit
Nanopartikeln modifizierte Bindemittel mit radikalisch polymerisierbaren, olefinisch
ungesättigten Gruppen sowie gegebenenfalls weitere radikalisch copolymerisierbare
Komponenten. Beispiele für solche Komponenten sind Prepolymere, wie Poly- oder
Oligomere, die radikalisch polymerisierbare, olefinische Doppelbindungen,
insbesondere (Meth)acryloylgruppen im Molekül aufweisen, beispielsweise
(meth)acrylfunktionelle (Meth)acrylcopolymere, Epoxidharz(meth)acrylate,
Polyester(meth)acrylate, Polyether(meth)acrylate, Polyurethan(meth)acrylate,
ungesättigte Polyester, ungesättigte Polyurethane oder Silikon(meth)acrylate,
beispielsweise mit zahlenmittleren Molekularmassen (Mn) bevorzugt im Bereich von
200 bis 10000, besonders bevorzugt von 500 bis 3000 und beispielsweise mit
durchschnittlich 2 bis 20, bevorzugt 3 bis 10 radikalisch polymerisierbaren,
olefinischen Doppelbindungen pro Molekül. Ebenso können Reaktivverdünner, d. h.
reaktive Monomere, wie z. B. (Meth)acrylsäure und deren Ester, Maleinsäure und
deren Halbester, Vinylacetat, Vinylether, substituierte Vinylharnstoffe, Ethylen- und
Propylenglykoldi(meth)acrylat, 1,3- und 1,4-Butandioldi(meth)acrylat,
Vinyl(meth)acrylat, Allyl(meth)acrylat, Glycerintri-, -di- und -mono(meth)acrylat,
Trimethylolpropantri-, -di- und -mono(meth)acrylat, Styrol, Vinyltoluol,
Divinylbenzol, Pentaerythrittri- und -tetra(meth)acrylat, Di- und
Tripropylenglykoldi(meth)acrylat, Hexandioldi(meth)acrylat enthalten sein. Die
radikalisch härtenden Systeme können Photoinitiatoren bzw. thermische
Radikalinitiatoren enthalten.
Bei den durch Additions- und/oder Kondensationsreaktionen härtbaren
Überzugsmitteln kann es sich um ein- oder mehrkomponentige Lacksysteme handeln.
Beispiele für bevorzugte ein- oder zweikomponentige Lacksysteme sind solche, die
hydroxyfunktionelle (Meth)acrylcopolymere, Polyesterharze und/oder
Polyurethanharze als mit Nanopartikeln modifizierte Bindemittel und mit den
Hydroxylgruppen der Bindemittel unter Ether- und/oder Estergruppenbildung
vernetzende Komponenten auf Triazinbasis, beispielsweise
Tris(alkoxycarbonylamino)triazin, Aminoplastharze, insbesondere Melaminharze
und/oder Umesterungsvernetzer und/oder freie oder blockierte Polyisocyanate als
Vernetzer enthalten. Weitere bevorzugte ein- oder zweikomponentige Lacksysteme
sind solche, die epoxidfunktionelle mit Nanopartikeln modifizierte Bindemittel,
insbesondere epoxidfunktionelle mit Nanopartikeln modifizierte
(Meth)acrylcopolymere in Kombination mit carboxylfunktionellen Vernetzern
enthalten. Die Vernetzer sind dem Fachmann bekannt und bedürfen keiner näheren
Erläuterung.
Die erfindungsgemäßen Überzugsmittel können neben den mit Nanopartikeln
modifizierten Bindemitteln weitere gegebenenfalls mit reaktiven Gruppen,
insbesondere mit den gleichen reaktiven Gruppen wie die mit Nanopartikeln
modifizierten Bindemittel ausgestattete lackübliche Bindemittel enthalten.
Beispielsweise liegen in den erfindungsgemäßen Überzugsmitteln sich zu 100 Gew.-%
ergänzende Festkörpergewichtsverhältnisse von 60 bis 100 Gew.-% mit
Nanopartikeln modifizierter Bindemittel zu 0 bis 40 Gew.-% Vernetzer zu 0 bis
40 Gew.-% weiterer Bindemittel vor.
Die erfindungsgemäßen Überzugsmittel können Pigmente und/oder Füllstoffe sowie
lackübliche Additive in lacküblichen Mengen enthalten.
Die erfindungsgemäßen Überzugsmittel können lösemittelfrei formuliert werden oder
sie enthalten lackübliche organische Lösemittel und/oder Wasser. Wäßrige
Überzugsmittel können beispielsweise als Emulsion vorliegen. Dabei kann der
emulgierte Zustand durch Zusatz externer Emulgatoren erreicht werden oder es
handelt sich um Systeme, die in Wasser selbstemulgierend wirkende Gruppen,
beispielsweise ionische Gruppen enthalten.
Die erfindungsgemäßen Überzugsmittel können zur Herstellung beliebiger
Überzugsschichten verwendet werden, beispielsweise zur Herstellung von
Grundierungs-, Basislack-, Füller-, Decklack-, Klarlackschichten. Sie können durch
übliche Applikationsmethoden auf beliebige Substrate z. B. aus Metall, Kunststoff,
Holz, Glas aufgebracht werden. Beispiele für Applikationsmethoden sind Streichen,
Rollen, Rakeln, Tauchen, insbesondere aber Spritzen. Nach der Applikation werden
die aus den erfindungsgemäßen Überzugsmitteln aufgebrachten Überzugsschichten
nach einer gegebenenfalls gewährten Ablüft- oder Aufschmelzphase getrocknet oder
gehärtet. Dies kann je nach Zusammensetzung der erfindungsgemäßen Überzugsmittel
bei Raumtemperatur oder forciert bei erhöhten Temperaturen, beispielsweise 40 bis
80°C oder durch Einbrennen bei höheren Temperaturen, beispielsweise 80 bis 220°C
erfolgen. Im Falle strahlenhärtbarer erfindungsgemäßer Überzugsmittel erfolgt die
Härtung durch Einwirkung energiereicher Strahlung, z. B. UV-Strahlung.
Die erfindungsgemäßen mit Nanopartikeln modifizierten Bindemittel zeigen weder bei
ihrer Herstellung, Lagerung, bei oder nach ihrer Einarbeitung in Überzugsmittel noch
bei oder nach Applikation der Überzugsmittel Verträglichkeitsprobleme zwischen
Nanopartikeln und weiteren Bindemittel-, respektive Überzugsmittelbestandteilen. Die
Bindemittel und Überzugsmittel sind lagerstabil. Die aus den erfindungsgemäßen
Überzugsmitteln aufgebrachten Überzugsschichten besitzen beispielsweise sehr gute
Oberflächeneigenschaften, insbesondere z. B. eine hohe Kratzfestigkeit und
Chemikalienbeständigkeit.
Claims (5)
1. Für Überzugsmittel geeignete, mit Nanopartikeln modifizierte Bindemittel,
erhältlich durch Umsetzung von in Gegenwart von mit einer reaktiven
Funktionalität ausgestatteten Nanopartikeln hergestellten Bindemitteln mit zu der
reaktiven Funktionalität der Nanopartikel komplementär reaktiver Funktionalität
mit den Nanopartikeln, wobei die Kombination von Carboxylgruppen als reaktive
Funktionalität der Nanopartikel und Epoxidgruppen als komplementär reaktive
Funktionalität der Bindemittel ausgeschlossen ist.
2. Bindemittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Nanopartikel eine
mittlere Teilchengröße von 5 bis 200 nm aufweisen.
3. Verfahren zur Herstellung von mit Nanopartikeln modifizierten Bindemitteln
nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man in Gegenwart von
mit einer reaktiven Funktionalität ausgestatteten Nanopartikeln Bindemittel mit
zu der reaktiven Funktionalität der Nanopartikel komplementär reaktiver
Funktionalität herstellt und zu mit Nanopartikeln modifizierten Lackbindemitteln
umsetzt.
4. Überzugsmittel, enthaltend ein oder mehrere Bindemittel gemäß einem der
Ansprüche 1 oder 2.
5. Verwendung der Bindemittel gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2 bei der
Herstellung von Beschichtungen.
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