DE19930735A1 - Mittel und Verfahren zur Herstellung von Lederhalbfabrikaten - Google Patents
Mittel und Verfahren zur Herstellung von LederhalbfabrikatenInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft die Zusammensetzung einer Mischung zur Stabilisierung von Hautblößen, ein Verfahren zum Stabilisieren sowie das nach dem vorliegenden Verfahren erhaltene Halbfabrikat. Es wurde gefunden, daß ein Kombinationsprodukt, bestehend aus einer Verbindung, die kolloiden Schwefel- und/oder Polythionsäuren abspaltet, und einer Alkali-spendenden Verbindung, ein Mittel zur Stabilisierung der Blößen darstellt, das eine anschließende nicht mineralische, insbesondere chromsalz- und aldehydfreie Behandlung zur Herstellung von Wet-White-Ledermaterial ermöglicht. Gleichzeitig können mit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung gute Resultate hinsichtlich der Vorbehandlung erzielt werden, wobei bei der Herstellung von Leder diese Vorbehandlung von entkälkten, gebeizten und gepickelten Blößen zu Substraten führt, die problemlos entwässert und gefalzt beziehungsweise gespalten und gefalzt werden können.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft die Zusammensetzung einer Mischung zur Stabilisie
rung von Hautblößen, ein Verfahren zum Stabilisieren sowie das nach dem vorliegen
den Verfahren erhaltene Halbfabrikat. Es wurde gefunden, daß ein Kombinationspro
dukt, bestehend aus einer Verbindung, die kolloiden Schwefel- und/oder Polythionsäu
ren abspaltet, und einer Alkali-spendenden Verbindung, ein Mittel zur Stabilisierung der
Blößen darstellt, das eine anschliessende nicht-mineralische, insbesondere chrom
salz- und aldehydfreie Behandlung zur Herstellung von Wet-White-Ledermaterial ermöglicht.
Gleichzeitig können mit der erfindungsgemässen Zusammensetzung gute Resultate
hinsichtlich der Vorbehandlung erzielt werden, wobei bei der Herstellung von Leder die
se Vorbehandlung von entkälkten, gebeizten und gepickelten Blößen zu Substraten
führt, die problemlos entwässert und gefalzt beziehungsweise gespalten und gefalzt
werden können.
Unter Wet-White-Verfahren verstehen wir hier Vorbehandlungen mit konditionierenden
Produkten, die es gestatten, ein so behandeltes Hautmaterial abzuwelken, ggf. zu
spalten und zu falzen. An die Vorbehandlung können sich natürlich nicht nur eine
Chromgerbung, sondern auch andere z. B. eine synthetisch-vegetabile Gerbung an
schließen.
Voraussetzung: das hergestellte Wet-White-Material soll die späteren Ledereigen
schaften in keiner Weise negativ beeinflussen, jedes gewünschte Leder soll daraus
herstellbar sein.
In den letzten Jahren sind wiederholt Anstrengungen zu einer verbesserten Herstellung
Wet-White gegerbter Leder unternommen worden. Hierbei haben alle vorgeschlagenen
Systeme gemeinsam, daß sie versuchen, ein farbneutrales, möglichst weißes, haltba
res, gut maschinell bearbeitbares und formstabiles Substrat zur Verfügung zu stellen.
Es sollte gestatten, in weiteren gerberischen Schritten ausreichend diversifizierbare,
gebrauchsfertige Leder mit konstant reproduzierbarer Qualität und ledertechnischen
Eigenschaften herzustellen und zu vermarkten.
Prinzipiell können Wet-White-Verfahren mit folgenden Produktklassen durchgeführt
werden:
- - Alternative Mineralgerbstoffe,
- - Vegetabilgerbstoffe,
- - Reaktive organische Verbindungen.
Als Ersatz für Chromgerbstoffe sind in der Gruppe "Alternative Mineralgerbstoffe"
grundsätzlich Aluminium-, Zirkon-, Titan und evtl. Eisen(III)-Salze geeignet. Alle mit
Hilfe der aufgeführten Mineralsalze hergestellten Leder sind auch unter Verwendung
von wirksamen, teuren organischen Maskierungsmitteln (z. B. Citrat, Tartrat, Sulpho
phtalat usw.) in Weichheit und Fülle dem Chromleder deutlich unterlegen. Das unter
Kosten- und Verfügbarkeitsgesichtspunkten am besten als Ersatz geeignete Aluminium
besitzt unter bestimmten Bedingungen eine höhere Fischtoxizität als Chrom und eine
pflanzenwachstumshemmende Wirkung, die bei Chromverbindungen nicht auftritt.
Die Herstellung von Wet-White auf Basis von vegetabiler Vorgerbung ist prinzipiell sehr
begrenzt. Dies wird vor allem durch zwei Faktoren bestimmt:
- a) Die nötige Gerbstoff-Menge für das Erreichen ausreichender thermischer Bestän digkeit (Schrumpfungstemperatur) liegt mit Einsatz v. 10-15% bez. auf Blößenge wicht relativ hoch und stellt, in Form gegerbter Falzspäne einen erheblichen Kapital verlust dar. Dies resultiert auch im Abwasser durch eine im allgemeinen erhebliche Mehrbelastung (gegenüber Chromverfahren) mit schlecht bioabbaubarem CSB so wie einer Verfärbung, die Kläranlagen oft beanstanden. Vegetabilgerbstoffe behin dern mindestens so stark wie auch andere Chemieprodukte, Gerbstoffe etc. drama tisch Keimung und Wachstum sowie den gesamten Stoffwechsel von Pflanzen. Ihr Abbau geht gar nicht zügig von statten.
- b) Durch sehr großes Gerbstoff-Angebot entsteht ein Halbfabrikat mit stark ausge prägten Eigenschaften insbesondere bezüglich Farbe, Griff, physikalischen Eigen schaften usw., was den Voraussetzungen der Wet-White widerspricht.
Geeignete Verbindungen in der Gruppe "Reaktive organische Verbindungen" sind Alde
hyde, wie z. B. Formaldehyd oder Glutardialdehyd bzw. deren Derivate und Isocyanate,
Epoxide oder Polymere. Allerdings scheiden sie meistens als zukunftsträchtige ökologi
sche Alternative zu Chromverbindungen aus, wenn man unter arbeitshygienischen Ge
sichtspunkten notwendige Verordnungen vieler Länder berücksichtigt.
Da die zukunftsträchtigen ökologischen Alternativen zu Chromverbindungen mehrfach
in der Literatur beschrieben worden sind [Kochta, J. et.al.: Das Leder 41 (1990) 169;
Zauns, R. et. al.: Leder (1994) 34; Reich, G.: Das Leder (1990) 46; Sagala, J.: Das Leder
43 (1992) 283; DE-PS 38 11 267], werden hier die einzelnen Verfahren nicht diskutiert.
Auffallend allerdings ist, daß anderswoher bekannte Verfahren für Blößen-Kon
ditionierung vor der Vegetabil- oder Chromgerbung, und zwar eine Behandlung mit
Thio-Verbindungen, die unter bestimmten Bedingungen in Form von kolloidalem
Schwefel und Polythionsäuren als Stabilisatoren für Hautgewebe umgesetzt werden,
bisher nicht als Wet-White Alternative berücksichtigt worden sind.
Die Schwefelgerbung, für deren theoretische Deutung zuerst ein Ladungsausgleich
zwischen negativ geladenem kolloidem Schwefel und positiv geladener Haut angeführt
wurde, hat für sich allein bisher keine nennenswerte praktische Anwendung bei der Le
derherstellung gefunden und auch in Kombinationen mit anderen Gerbverfahren wird
nicht so sehr die "Gerb"wirkung des Schwefels als vielmehr seine das Leder füllende
und weichmachende Wirkung praktisch ausgenutzt, die unabhängig von einer proble
matischen Gerbwirkung auf der Wirkung des zwischen die Hautfasern in feiner Vertei
lung eingelagerten Schwefels beruht [Herfeld, H.: Coll. 798 (1936) 610]. Allerdings wurde
gefunden, daß beträchtliche Schwefelanteile irreversibel von der Haut zurückgehalten
werden [Abassi, A.: Coll. 794 (1936) 355].
Obgleich der größte Teil des Schwefels sich aus dem gegerbten Leder mit Schwefel
kohlenstoff extrahieren läßt, scheint die Verbindung zwischen Kollagen und dem
Schwefel nicht nur von einer Koagulierung der kolloiden Schwefellösung herzuführen
als vielmehr eine Verbindung des Kollagen-Kations mit dem Anion der an Schwefel ge
bundenen Polythionsäuren darzustellen. Sowohl der Verlauf der Kurve für die Adsorpti
on des Schwefels als Funktion der insgesamt dargebotenen Schwefelmenge, die der
Adsorptionskurve anderer gerbenden Substanzen durch die Haut sehr ähnelt, wie auch
die Eigenschaften der schwefelimprägnierten Haut, insbesondere ihre Beständigkeit
gegen Wasser, lassen die mit Schwefel behandelte Haut als ein echtes Leder anspre
chen [Abbasi, A.: Coll. 794 (1936) 356]. Diese Ansicht findet eine Bekräftigung in der
Tatsache, daß mit abnehmender Azidität der kolloiden Lösung die Schwefelaufnahme
des Hautpulvers abnimmt [Thomas, A. W.: Ind. Eng. Chem. 18 (1926) 259; Ref. Coll. 699
(1928) 373]. Manche Autoren sogar bezeichnen die Schwefelgerbung als der pflanzli
chen Gerbung unterlegen, aber überlegen der Alaungerbung [Chambard, P.; Abassi,
A.: Coll. 799 (1936) 678].
Der Schwefel wird nur unter den Bedingungen von der Haut aufgenommen, unter de
nen ein Sol entsteht. Ist die Teilchenvergrößerung des sich bildenden Schwefels zu weit
fortgeschritten, so daß sich Schwefel abscheidet, so ist eine Aufnahme durch die Haut
nicht mehr möglich.
Die Schwefelgerbung erfolgt hierbei in der Praxis durch Umsetzung von Thiosulfat mit
Säure (meist Salz- oder Schwefelsäure), wobei die Haut entweder zuerst mit Thiosulfat
und dann mit Säure behandelt wird, oder zuerst die Säurebehandlung und dann die
Thiosulfatbehandlung erfolgt.
Das erste Verfahren ist das gebräuchlichere (aber auch gefährlicher wegen potentieller
Schwefeldioxyd-Emission!), doch soll das zweite schneller zum Ziel führen und sparsa
mer arbeiten.
Anschließend an die Schwefelgerbung erfolgt dann eine normale Chrom- oder Vegeta
bilgerbung. Es soll durch diese Kombination ein geschmeidiges und doch sehr zähes,
volles, zügiges, reißfestes und gegenüber äußeren Einflüssen widerstandsfähiges Le
der erhalten werden [Herfeld, H. ibid].
Im allgemeinen sollen sich die durch anteilige Schwefelgerbung hergestellten Leder
durch große Zähigkeit und Reißfestigkeit auszeichnen und daher besonders für techni
sche Leder wie Näh-, Binde- und Schlagriemen hervorragend geeignet sein.
Die Schwefelgerbung gestattet eine leichte Fettung, auch bei chromgegerbtem Leder.
Wegen dieser Eigenschaft wird sie häufig bei Waterproof-Leder angewandt; die Erhö
hung der Festigkeit wird für Schlagriemenleder ausgenutzt [Deforge, A. Coll. 841 (1940)
222].
Man glaubt, daß der Einsatz adstringenter Vorgerbstoffe vom Typ Aluminium, Glutar
dialdehyd usw. in Zukunft immer mehr begrenzt wird.
Durch eine teilweise/vollkommene Substition der Aldehyd-Vorgerbung kann vielleicht
mit kolloiden Schwefel und Schwefelderivat-Behandlung ein relativ gut ökologisch ver
tretbares Verfahren entwickeln werden, bei dem sowohl eingesetzte Chemikalien als
auch anfallende Nebenprodukte (Falzspäne, Abschneidstücke) ökologisch nicht be
denklich sein werden. Die schwach antibakterielle Wirkung von Schwefel könnte unter
Umständen eine gewisse Stabilität bei der Lagerung des Halbfabrikates gewährleisten.
Da das konventionelle Verfahren (Schwefel[vor]gerbung) relativ große Mengen von
15-20% Na-Thiosulfat für die Blößenbehandlung voraussetzt [Faber, K.: Bibliothek des Le
ders, Umschau Verlag, F/M, Band 3, S. 189], teuer und ökologisch problematisch ist, lag
der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Rationalisierung des Arbeitsprozesses und
eine Entlastung des Abwassers ohne Beeinträchtigung oder möglichst sogar unter Ver
besserung der Lederqualität zu erzielen.
Die Lösung obiger Aufgabe wurde gefunden in einem Verfahren zur Herstellung von
Lederhalbfabrikaten durch Stabilisieren des Blößenmaterials mit einer Formulierung, die
durch Mischen von einem Molteil des Na-Thiosulfates (oder Salzen von Polythionsäu
ren) mit einem Alkali-Spender in Mengen von 0,1 bis 4,0 Eqv. erhalten worden ist, und
Ausgerben mit einem üblichen (mineralischen, vegetabilischen, oder synthetischen)
Gerbstoff.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird das durch betriebsübliches Weichen und
Äschern erhaltene Blößen material in der üblichen Weise entkälkt, gebeizt und mit orga
nischen und/oder anorganischen Säuren auf pH-Werten von 1,0 bis 4,8 vorzugsweise
2,3 bis 3,2 eingestellt (gepickelt).
Die Behandlung erfolgt anschließend mit 2 bis 8, vorzugsweise 3 bis 6 Gew.-% der
obengenannten Produkte (bezogen auf Blößengewicht).
Durchgeführte Messungen der Schrumpfungstemperatur über den gesamten Quer
schnitt des Halbfabrikats zeigen eine interessante, aufschlußreiche Verteilung (s.
Abb. 1).
Überraschenderweise steigen die Schrumpfungstemperaturen in der Hautmitte um über
10 deg. Da der Anstieg nur mit einer, mindestens quasi-kovalenten Vernetzung erklärt
werden kann, ist vor allem mit einer semi-Gerbung über Polythionsäure-Beteiligung zu
rechnen. Durch, unter milderen Bedingungen im Innern der Hautgewebe, entstehenden
kolloiden Schwefel (mit mittlerer Partikelgröße um 200 nm) werden die Kollagenfasern
durch oberflächliche Ablagerungen günstig isoliert, ergo auch ein gewisser Stabilisie
rungs-Effekt entwickelt. Es ist bekannt, daß die Schrumpfung primär von der Stabilität
der interkollagenen Wasserstoffbrücken abhängt. Die Kollagenstruktur besteht aus dis
kreten makromolekularen Blöcken ("cooperativ units"), deren Länge, Strukturstabilität
und Steifheit durch die Art und die Anzahl gerbstoffbewirkter Quervernetzungen beein
flußt wird: Je höher der Anteil dieser Einheiten und je stabiler, desto niedriger die
Schrumpfungsgeschwindigkeit, desto höher die Schrumpfungstemperatur [Covington,
A. D. et. al.: JALCA 93 (1998) 107; Ref. Leder und Häute Markt 2 (1998) 27]. Die Wir
kung der zuvor genannten Verbindungen dürfte also physikalisch auf Wechselwirkun
gen (insbesondere: Wasserstoffbrückenbindungen über Polythionsäuren) mit den Kol
lagenketten einerseits als auch auf eine Neigung zur Filmbildung (kolloide S8) an der
Kollagenfaseroberfläche andererseits zurückzuführen sein.
Durch Behandlung mit den erfindungsgemäß verwendeten Produkten werden
Schrumpfungstemperaturen von mehr als 65°C erreicht. Gleichzeitig bewirken sie eine
außerordentlich starke Entwässerung des Hautmaterials auf der Abwelkmaschine und
ermöglichen ein problemloses maschinelles Falzen ohne Verleimungserscheinungen.
Als besonders vorteilhaft erweist sich hierbei, daß die Emission von Schwefeldioxid bei
Behandlung mit den erfindungsgemäß verwendeten Produkten im Gegensatz zum kon
ventionellen Verfahren eliminiert wird.
Als weiterer Vorteil ist eine relativ gute Lagerfähigkeit so gewonnener Halbfabrikaten zu
erwähnen. Die durchgeführten Versuche beweisen, daß die nach dem erfindungsge
mäßen Verfahren erhaltenen Halbfabrikate keinen Schimmelbefall (ohne Zusatz von
Fungiziden) innerhalb von 5 Monaten zeigen. Da mit Na-Thiosulfat-Behandlung keiner
lei bleibende Fremdsubstanzen hineingebracht werden (es wird bei der Weiterverar
beitung ausgewaschen), dürften wahrscheinlich die Abfälle (z. B. Falzspäne) sogar bei
der Herstellung von Nahrungsmitteln verwendet werden.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen Fertigleder weisen im Ver
gleich zu konventionell hergestellten Chrom- oder Vegetabilledern positive Unterschiede
im allgemeinen Eigenschaftsbild auf. Sie haben um 30 bis 50% (rel.) bessere Reiß- und
Zugkraft, bessere Licht- und Wärmevergilbungs-Beständigkeit. Die Leder eignen
sich besonders zur Herstellung hochwertiger Anilinleder für die Verarbeitung zu Möbel-,
Schuhober- und Bekleidungsledern.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen Spaltabfälle und Falzspäne
sind Chrom-, Aluminium- und Aldehyd-frei und bieten vielfältige Möglichkeiten für eine
Verwertung.
Die Prozentangaben der nachfolgenden Beispiele beziehen sich, soweit nichts anders
angegeben, auf das Blößen- bzw. Falzgewicht.
Die Konzentrationen der zu verdünnenden Säuren entsprechen der praxisüblichen
Art: Ameisensäure 85%ig, Schwefelsäure 96%ig.
85 kg Na-Thiosulfat (wasserfrei) wird mit 15 kg Natriumcarbonat (Soda) in einem geeig
neten Mischer innerhalb einer Stunde durchgemischt. Das Produkt wird in wasserdichte
Säcke/Behälter verpackt.
Zur Herstellung von Möbelleder werden in der üblichen Weise geäscherte Rindsblößen
(Gew.-Klasse 35 kg, ungespalten,) im Gerbfaß zunächst mit 150% Wasser von 38°C
(bez. auf Blößengewicht, wie alle folgenden %-Angaben) zweimal 15 Minuten gewa
schen. Die Flotte wird abgelassen und anschließend wird ohne Flotte mit 2% Ammon
sulfat (oder ammonfreiem Entkälkungsmittel) und mit 0,3% Natriumbisulfit 60 Minuten
entkälkt, 100% Wasser von 35°C zugesetzt und mit 0,4% eines handelsüblichen Beiz
mittels (mit 1500 LVE) 45 Minuten gebeizt (pH-Wert der Flotte um 7,5). Der Querschnitt
der Blößen gibt mit Phenolphthalein keine Rotfärbung mehr.
Danach wird zweimal mit 150% Wasser von 20°C gewaschen und bis auf eine Rest
flotte von ca. 30% abgelassen. 10 Minuten nach Zusatz von 6% Kochsalz werden 0,5%
Ameisensäure (1 : 5 mit Wasser verdünnt) und nach weiteren 30 Minuten 0,9% Schwe
felsäure (1 : 10 mit Wasser verdünnt) zugegeben und über Nacht (10 bis 14 Stunden)
gepickelt (Pickel pH-Wert 2,9).
In die Pickelflotte werden nun 4% des erfindungsgemäß zu verwendenden Produktes
zugesetzt und 10 Stunden weitergewalkt. Der End-pH-Wert liegt bei 3,5 und die End
temperatur bei 30°C.
Nach dem Ablassen der Restflotte werden die Wet-Whites ausgeladen, abgewelkt und
auf 1,8-2,0 mm gespalten. Direkt nach dem Spalten oder auch nach unbegrenzter La
gerung werden die Wet-Whites auf 1 mm Stärke gefalzt. Man erhält pro 100 kg einge
setzter Blöße ca. 8 kg Aldehyd-, Synthan- und metallfreier Falzspäne.
Gefalzte Wet-Whites werden in 150% Wasser von 35°C (bezogen auf Falzgewicht, wie
alle folgenden %-Angaben) mit 1% eines handelsüblichen Fettlickers und 1% eines
handelsüblichen Polymetaphosphats versetzt und 20 Minuten gewalkt. Anschließend
werden 7% eines handelsüblichen Cr(III)-sulfats mit 26% Chrom(III)-oxid und 33% Ba
sizität (nach Schorlemmer) zugegeben. Nach 60 Minuten Laufzeit werden 100% Was
ser von 40°C zugesetzt und 1,2% Natriumbicarbonat (1 : 20 mit Wasser verdünnt) in 3
Raten von je 20 Minuten zugegeben und 60 Minuten laufen gelassen (pH um 4). An
schließend wird in der üblichen Weise neutralisiert, nachgegerbt, gefettet und über Zwi
schentrocknung fertiggestellt.
Gefalzte Wet-Whites werden in 150% Wasser von 35°C (bezogen auf Falzgewicht, wie
alle folgenden %-Angaben) mit 1% eines handelsüblichen Fettes, 0,5% eines handels
üblichen Polymetaphosphats und 4% Kochsalz versetzt und 20 Minuten gewalkt. An
schließend werden 8% Synthane zugegeben, 20 Minuten gewalkt, weiter folgt innerhalb
der nächsten 60 Minuten eine erste vegetabile Gerbung mit 5% Mimosa und 5% Tara,
dann wird während 20 Minuten mit 3% handelsüblichem an ionischen Fettungsmittel
gefettet. Anschließend wird die zweite vegetabile Ausgerbung mit 10% Mimosa und
3% Hilfssynthanen innerhalb 90 Minuten durchgeführt. Eine Hauptfettung mit 4% o.g.
Fettungsmittel, Absäuern mit 2% Ameisensäure (1 : 5 mit Wasser verdünnt) und Nach
fettung mit 5% o.g. Fettungsmittels schließt das Verfahren ab.
Zur Herstellung von Schuhoberleder werden in üblicher Weise geäscherte Rindblößen
(gespalten auf 2,8-3,0 mm) im Gerbfaß zunächst mit 150% Wasser von 38°C (bezogen
auf Blößengewicht, wie alle folgenden %-Angaben) 10 Minuten mit Zusatz von 0,1%
Salzsäure (1 : 5 mit Wasser verdünnt) gewaschen. Die Flotte wird abgelassen und an
schließend wird mit 30% Restflotte und 2% Ammonsulfat (oder ammonfreiem Entkäl
kungsmittel), und 0,2% Natriumbisulfit 45 Minuten entkälkt und mit 0,4% eines handels
üblichen Beizmittels (mit 1500 LVE) gebeizt (pH-Wert der Flotte um 8). Der Querschnitt
der Blößen gibt mit Phenolphthalein keine Rotfärbung mehr. Danach wird zweimal mit
150% Wasser von 20°C gewaschen und die Flotte bis auf eine Restflotte von ca. 30%
abgelassen. 10 Minuten nach Zugabe von 6% Kochsalz werden 0,5% Ameisensäure
(1 : 5 mit Wasser verdünnt) und nach 20 Minuten 0,7% Schwefelsäure (1 : 10 mit Wasser
verdünnt) zugegeben und 90 Min. gewalkt (Pickel End-pH-Wert um 3).
In die Pickelflotte werden nun 4% des erfindungsgemäß zu verwendenden Produktes
zugegeben und 4 Stunden gewalkt.
Der End-pH-Wert liegt bei 3,6 und die Endtemperatur bei 26°C. Nach dem Ablassen der
Restflotte werden die Wet-Whites ausgeladen, abgewelkt, sortiert (um das Sortieren zu
erleichtern, könnte am Ende der Behandlung ein kontrastierender Farbstoff z. B.
Erythrosin R zugesetzt werden), und direkt oder nach einer Zwischenlagerung auf
1,8-2,0 mm Stärke gefalzt.
Gefalzte Wet-Whites werden in 130% Wasser von 35°C (bezogen auf Falzgewicht, wie
alle folgenden %-Angaben) mit 0,5% eines handelsüblichen Polyphosphat und 8% ei
nes handelsüblichen Chromsulfats mit 26% Chrom(III)-oxid und 33% Basizität (nach
Schlorlemmer), versetzt. Nach 60 Minuten werden 100% Wasser von 50°C und 1,5%
Natriumbicarbonat (1 : 20 mit Wasser verdünnt, in 3 Raten jeweils 20 Minuten) zugege
ben und weitere 60 Minuten gewalkt. Anschließend wird mit 4% Chrom-Synthan nach
gegerbt, und mit 2% eines handelsüblichen Neutralisationsgerbstoffes und 0,5% Natri
umbicarbonat auf pH um 5 neutralisiert. Die neutralisierten Chromleder werden in der
üblichen Weise nachgegerbt, gefärbt und gefettet.
Ein besonderer Fall für die Stabilisierung von Blößenmaterial ist die Naßentfettung von
gepickelten Schafsblößen. Die Entfettung mit Emulgatoren in wäßriger Phase ohne Zu
satz von organischen Lösungsmitteln erweist sich als ziemlich aufwendig, wenn der
Fettgehalt hoch ist. Mehrfaches Waschen mit jeweils mehrfachem Spülen in langer
Flotte erfordert viele Stunden Zeit bei genau kontrollierter Temperatur. Für den Entfet
tungseffekt wichtig ist das Einhalten der optimalen, in diesem Falle möglichst hohen
Temperatur, um auch höher schmelzende Fettstoffe (40-60°C) emulgieren zu können.
Um dies zu erreichen, müssen die Schafblößen eine bessere thermische Beständigkeit
aufweisen, ergo muß das Kollagennetz stabilisiert werden. Zur Bestimmung der jeweili
gen Stabilisierungseffekte wurden gemäß den nachfolgenden Angaben
Schaf-Pickelblößen längs der Rückenlinie geteilt. Die rechte und die linke Hälfte wurden als
zueinander zugehörig gekennzeichnet und dann in getrennten Verfahren die eine Hälfte
unter Einsatz der erfindungsgemäßen quasi gerbenden Mittel und die andere Hälfte
unter Einsatz des vorbekannten Na-Thiosulfat verarbeitet. Dabei wurde im einzelnen
wie folgt vorgegangen:
Ausgangsmaterial: Afrikanische Schafpickelblößen,
%-Angabe bezogen auf: Pickelgewicht,
Anfangs pH-Wert: ca. 1,9.
Ausgangsmaterial: Afrikanische Schafpickelblößen,
%-Angabe bezogen auf: Pickelgewicht,
Anfangs pH-Wert: ca. 1,9.
Zur Herstellung von Schafbekleidungsleder werden in üblicher Weise gepickelte Schaf
blößen im Gerbfaß zunächst mit 150% Wasser von 35°C, 10% Kochsalz und 0,5%
Standard-Emulgator innerhalb 15 Minuten aufgewalkt. Danach wird die Flotte bis auf
eine Restflotte von ca. 30% abgelassen und mit 5% des erfindungsgemäßen Mittels
bzw. 4,5% Na-Thiosulfat 30 Minuten behandelt. Die Entfettung wird durch Zusatz von
2% nichtionogenem Emulgator und Zugabe von 150% Wasser von 45-50°C (Ar
beitstemperatur: 38-43°C) nach 20 Minuten durchgeführt. Anschließend wird mit, 0,5%
einer handelsüblichen Polymetaphosphat-Zugabe kalt gewaschen, gepickelt, ausge
gerbt und fertiggestellt.
An der DIN-Entnahmestelle wurde Material für die Fett-, Zug- und Reiß
kraft-Bestimmung ausgestanzt. Die dabei erhaltenen Arbeitsergebnisse aus jeweils mehre
ren Versuchen sind in der nachfolgenden Tabelle 1 zusammengestellt; der Naturfettge
halt der eingesetzten Blößen (d. h. vor Beginn der Entfettung) betrug dabei ca. 28
Gew.-%.
Claims (8)
1. Verfahren zur Herstellung von stabilisierten Blößen, dadurch gekennzeichnet,
daß das in üblicher Weise entkälkte, gebeizte und gepickelte Hautmaterial mit
einer quasi gerbend wirkenden Formulierung vorbehandelt und nach
mechanischer Entwässerung gefalzt, beziehungsweise (bei ungespaltenem
Blößenmaterial) gespalten und gefalzt und anschließend mit beliebigem Gerbstoff
(Chrom-III-Salze, vegetabil oder synthetisch) ausgegerbt und wie üblich
nach behandelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als quasi gerbend
wirkende Formulierung eine kolloiden Schwefel abspaltende und/oder
Polythionsäuren bildende anorganische/organische Verbindung und zusätzlicher
Alkali-Spender eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als anorganische,
kolloide Schwefel abspaltende und/oder Polythionsäure bildende Komponente
Thioverbindungen eingesetzt werden.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als
Alkali-Spender basisch wirkende anorganische und/oder organische Verbindungen
eingesetzt werden.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die als quasi
gerbend wirkende Formulierung durch Mischen von einem Mol des Na-Thio
sulfates (oder Salze von Polythionsäuren) mit einen Alkali-Spender in
Mengen von 0,05 bis 4,0 Eqv. hergestellt wird.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Pickelbad
und Hautmaterial vor Zugabe der erfindungsgemäß quasi gerbend wirkenden
Formulierungen einen pH-Wert kleiner 4,5, bevorzugt 2,2-3,2 besitzt.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
Blößenmaterial mit 2-12 Gew.-% bezogen auf Blößenmaterial der
erfindungsgemäß quasi gerbend wirkenden Formulierung, behandelt wird.
8. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß diese mit
anderen, für die Blößenstabilisierung geeigneten Methoden kombinierbar ist.
Priority Applications (3)
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---|---|---|---|
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