Die Erfindung betrifft eine Spindel für eine Ringspinn- oder
Ringzwirnmaschine mit einem Unterwindebereich, in welchem ein
Klemmelement angeordnet ist, das bei unterbrochenem Spinnvorgang
gegen den Unterwindebereich angedrückt ist und das vom Unter
windebereich bei Rotation der Spindel aufgrund von auf das
Klemmelement wirkenden Fliehkräften abgehoben ist.
Unterwindungen an Spindeln werden benötigt, damit der Spinnvor
gang nach einem Spulenwechsel ohne Fadenbruch fortgesetzt werden
kann. Die Unterwindungen werden dadurch erzeugt, daß bei Beendi
gung des Spinnvorgangs die Drehzahl reduziert und die Ringbank
auf einen Bereich unterhalb der Spulenhülse abgesenkt wird. In
einem Unterwindebereich der Spindel werden einige Fadenwindungen
abgelegt und durch Reibung oder sonstwie fixiert. Die Fixierung
der Unterwindefäden muß derart sicher sein, daß der zwischen der
Unterwindung und der Spule befindliche Faden beim Abheben der
Spule von der Spindel möglichst in der Nähe des Unterwinde
bereichs durchtrennt wird. Dabei ist der Unterwindefaden noch mit
dem vom Streckwerk kommenden Faden verbunden. Nach Aufstecken
einer neuen Spulenhülse kann der Spinnvorgang ohne Fadenbruch
wieder aufgenommen werden, indem die Ringbank bis in den Bereich
der Spulenhülse hochfährt und dann ihre changierende Bewegung
aufnimmt. Der Unterwindefaden muß bei vielen praktischen
Spindelausführungen nach Inbetriebnahme der Spindel vom
Unterwindebereich entfernt werden. Man spricht hier von der
sogenannten Wirtelreinigung.
Eine Spindel der eingangs genannten Art ist in der EP 358 032 A1
offenbart. Sie hat den Vorteil, daß auf jegliche Wirtelreinigung
verzichtet werden kann, da der Unterwindefaden im Unterwinde
bereich infolge seiner Klemmung die Spindel nicht mehr als 360°
umschlingen muß. Nach Aufhebung der Klemmung bei Anfahren der
Spindel wird der Unterwindefaden, der also nur eine sehr kurze
Länge aufweist, in den Bereich der Spulenhülse hochgezogen und
legt sich unterhalb der Bewicklung an den Rand der Spulenhülse.
Die bekannte Spindel hat allerdings den Nachteil, daß sie kon
struktiv sehr aufwendig ist und daß sie ausgerechnet in einem
Bereich, der durch Verschmutzung besonders anfällig ist, mit
einer Gleitlagerung versehen ist. Das Klemmelement ist nämlich
als Gleitring ausgebildet, der bei Beginn der Rotation der
Spindel in axialer Richtung von einer Anlageschulter hinweg
gleitet und dadurch den Unterwindefaden freigibt. Die Gleit
bewegung wird durch Fliehkräfte erzeugt, indem der Gleitring an
seiner der Anlageschulter abgewandten Seite federnde Zungen
aufweist, die sich infolge der Fliehkraft nach außen verformen
und gegen eine konische Führungsfläche anlegen. Die Führungs
fläche zwingt dann den Gleitring zu der genannten, von der
Anlageschulter hingweggerichteten Gleitbewegung. Die Rückstell
bewegung der Federzungen wird durch Federelemente unterstützt,
die bei Stillstand der Spindel den Gleitring wieder an die
Anlageschulter hinführen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, unter Beibehaltung des
Vorteils der eingangs genannten Spindel, nämlich auf jegliche
Wirtelreinigung verzichten zu können, eine konstruktiv wenig
aufwendige Spindel zu schaffen, die insbesondere auf jegliche
axiale Gleitbewegung im schmutzgefährdeten Bereich verzichtet.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß infolge der Fliehkräfte das
Klemmelement vom Unterwindebereich durch elastische Verformung in
im wesentlichen radialer Richtung abhebbar ist.
Bei stillstehender Spindel bewirkt das Klemmelement ohne Zuhil
fenahme zusätzlicher Federelemente mit einer Anlageschulter eine
ideale Klemmung des Fadens beim Doffen. Bei rotierender Spindel
wird die Klemmung aufgehoben, weil sich das Klemmelement im
Durchmesser infolge von Fliehkräften weitet, ohne daß irgend
welche Bauteile in axialer Richtung auf der Spindel gleiten. Das
Klemmelement löst sich somit in radialer Richtung vom Unterwinde
bereich. Der Unterwindefaden braucht die Spindel nicht mehr als
360° zu umschlingen, so daß bei Wiederaufnahme des Spinnvorgangs
der Unterwindefaden sich problemlos an den Rand der Spulenhülse
anlegen kann. Der Unterwindebereich ist danach frei von jeglichen
Unterwinderesten.
Das Klemmelement selbst kann unterschiedlich ausgestaltet sein.
Bei einer Ausführung ist das Klemmelement als sogenannte Korbfe
der ausgebildet, welche an eine Anlageschulter andrückbare und
von dieser unter der Wirkung von Fliehkräften abspreizbare
Federzungen aufweist. Der hülsenartige Bereich der Korbfeder ist
fest mit der Spindel verbunden und braucht daher keinerlei
Gleitbewegung auszuführen. Wenn die Federzungen sich in radialer
Richtung von der Anlageschulter abheben, ist der zuvor geklemmte
Unterwindefaden wieder freigegeben.
Bei einer anderen, besonders bevorzugten Ausführung ist das
Klemmelement als O-Ring ausgebildet. Das Klemmelement ist somit
nicht nur billig und einfach ausgestaltet, sondern auch leicht
austauschbar und funktionssicher. Durch Fliehkräfte weitet es
sich insgesamt im Durchmesser. Das Aufweitvermögen macht auch
seine Montage unproblematisch.
Gegebenenfalls können in axialer Richtung zwei O-Ringe hinter
einander angeordnet sein, die beispielsweise unterschiedliche
Durchmesser und/oder unterschiedliche Elastizität und/oder
unterschiedliche Vorspannung haben. Damit kann die Klemmwirkung
im Unterwindebereich insgesamt erhöht werden. Die unterschied
liche Ausgestaltung der zwei O-Ringe dient dem Zweck, daß sich
der an der Spindel untere O-Ring infolge der Fliehkräfte als
erster öffnet, so daß ein geordnetes Abwickeln des Unterwinde
fadens möglich wird.
Dem insbesondere als O-Ring ausgebildeten Klemmelement ist
vorteilhaft ein mitrotierender Stützring zugeordnet, gegen den
sich der verformte O-Ring bei rotierender Spindel mit seinem
Außendurchmesser anlegt und der bei stillstehender Spindel den
O-Ring mit radialem Abstand umgibt. Dadurch läßt sich der O-Ring
bei Betrieb der Spindel, wenn er sich von der Anlageschulter
abgehoben hat, sicher fixieren.
Zweckmäßig ist die Anlageschulter zum Klemmelement hin sich
konisch verjüngend ausgebildet. Dadurch wird ein besonders
leichtes öffnen des Klemmelements durch seine radiale Aufweitung
möglich, und der Unterwindefaden wird ausreichend schnell frei
gegeben.
Es ist günstig, wenn die Anlageschulter in eine dem Kreisquer
schnitt des O-Rings angepaßte Ringfläche übergeht. Dies ergibt
für den O-Ring bei Stillstand der Spindel eine gute Anlagefläche,
was zu einem räumlich exakt definierten Umwindebereich führt.
Das Klemmelement und/oder die Anlageschulter können einen hohen
Reibungskoeffizienten aufweisen, wodurch sich neben einer
Klemmung ein zusätzlicher Kraftschluß ergibt. Der Reibungs
koeffizient kann entweder durch ein besonderes Material oder
dessen Struktur erreicht werden.
Damit die Spindel noch funktionssicherer wird, ist oberhalb des
Klemmelementes ein mitrotierender Fixierring vorgesehen, der an
seinem Außenumfang mit zahnartigen Fadenfangkerben versehen ist.
Dadurch wird der Unterwindebereich deutlich vom Spulenbereich
getrennt, und es wird verhindert, daß sich der Unterwindefaden
lockert und in unkontrollierten Windungen um den unteren Bereich
der Spulenhülse herumlegt.
Wenn dem Fixierring ein Ringmesser zugeordnet ist, kann der
Unterwindefaden beim Doffen an definierter Stelle durchtrennt
werden. Zweckmäßig wird das Ringmesser unterhalb des Fixierringes
angebracht.
Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der
nachfolgenden Beschreibung einiger Ausführungsbeispiele.
Es zeigen:
Fig. 1 eine teilweise geschnittene Axialansicht auf eine ver
größert dargestellte Spindel, bei welcher der Unterwindefaden
durch das Klemmelement im Unterwindebereich gehalten ist,
Fig. 2 die gleiche Spindel nach Wiederanfahren nach einem
Spulenwechsel, wobei sich das Klemmelement von dem
Unterwindebereich gelöst hat,
Fig. 3 eine Ansicht ähnlich Fig. 1 bei einem anders ausgestal
teten Klemmelement.
Die Spindel 1 nach Fig. 1 zeigt den Zustand kurz vor einem
Spulenwechsel, wobei die Spindel 1 bereits stillgesetzt ist.
Die Spindel 1 enthält ein rotierendes Oberteil 2 und ein nicht
rotierendes Lagergehäuse 3, welches stationär an einer nicht
dargestellten Spindelbank befestigt ist. Der mit dem Oberteil 2
rotierende Schaft 4 der Spindel 1 ist in dem Lagergehäuse 3 in
nicht dargestellter Weise mit einem Halslager und einem Fußlager
gelagert.
Das Oberteil 2 nimmt mittels nicht dargestellter Kupplungs
elemente eine Spulenhülse 5 auf, auf welcher der ersponnene Faden
zu einer Spule 6 aufgewunden wird. Der Aufwindevorgang wird in
bekannter Weise mittels einer heb- und senkbaren Ringbank 7
durchgeführt, die sich über eine Vielzahl von nebeneinander
angeordneten Spinnstellen erstreckt. Jeder Spindel 1 ist ein
Spinnring 8 zugeordnet, auf dem in bekannter Weise ein Läufer 9
umläuft, der bei Betrieb den Faden zur Spule 6 leitet.
In der in Fig. 1 dargestellten Außerbetriebsposition ist die
Ringbank 7 in einen Bereich unterhalb der Spule 6 abgesenkt.
Zum Oberteil 2 der Spindel 1 gehört ein Antriebswirtel 10, gegen
den sich ein Antriebsriemen 11 anlegt, der in der Regel als
Tangentialriemen ausgebildet ist und eine Vielzahl von nebenein
ander angeordneten Spindeln 1 antreibt. Selbst bei gebremster
Spindel 1 bleibt der Antriebsriemen 11 normalerweise an den
Antriebswirtel 10 schleifend angelegt.
Bei erreichtem Füllungsgrad der Spule 6 erfolgt ein sogenannter
Doffvorgang, bei welchem sämtliche Spulen 6 wenigstens einer
Maschinenseite kollektiv von ihren Spindeln 1 nach oben abgezogen
und gegen leere Spulenhülsen 5 ersetzt werden. Zu diesem Zweck
wird die Ringbank 7 auf einen Bereich unterhalb der Spule 6
heruntergefahren, wobei diesem Bereich ein sogenannter
Unterwindebereich 13 der Spindel 1 zugeordnet ist. In diesem
Unterwindebereich 13 soll eine Unterwindung 12 gebildet werden,
die nach einem Spulenwechsel ein Wiederanfahren der Spindel 1
ohne Fadenbruch möglich macht. Während des Doffvorganges wird die
Unterwindung 12 vom Faden der Spule 6 abgetrennt, bleibt aber
mit dem vom Streckwerk kommenden Faden 23 verbunden. Die Unter
windung 12 beträgt höchstens 360°.
In vorliegenden Falle ist der Unterwindebereich 13 keilspaltartig
ausgebildet. Er enthält eine konisch sich nach unten verjüngende
Anlageschulter 14, gegen welche bei Stillstand der Spindel 1 ein
Klemmelement 15 elastisch anlegbar ist. Das Klemmelement 15 ist
bei dieser Ausführung als O-Ring 16 ausgebildet, der bei Rotation
der Spindel 1 infolge der Fliehkräfte im Durchmesser vergrößerbar
ist.
Zur sicheren Aufnahme des O-Rings 16 bei Stillstand der Spindel 1
geht die Anlageschulter 14 in eine dem Kreisquerschnitt des
O-Rings 16 angepaßte Ringfläche 17 über. Damit zwischen dem
O-Ring 16 und der Anlageschulter 14 ein möglichst guter Kraft
schluß für die Unterwindung 12 entsteht, weisen der O-Ring 16
und/oder die Anlageschulter 14 einen hohen Reibungskoeffizienten
auf.
Dem O-Ring 16 ist ein mitrotierender Stützring 18 zugeordnet, der
bei stillstehender Spindel 1 den O-Ring 16 mit radialem Abstand
umgibt und gegen den sich der verformte O-Ring 16 bei rotierender
Spindel 1 mit seinem Außendurchmesser anlegt (siehe hierzu auch
Fig. 2).
Oberhalb des O-Rings 16, jedoch unterhalb der Spulenhülse 5 ist
am Oberteil 2 der Spindel 1 ein sogenannter Fixierring 19 ange
bracht, der an seinem Außenumfang mit zahnartigen Fadenfangkerben
20 versehen ist. Dadurch bleibt der mit der Spule 6 noch ver
bundene Faden an vorbestimmter Stelle des Fixierrings 19, auch
wenn die Unterwindung 12 um den Unterwindebereich 13 herumge
wunden werden. Dicht unterhalb des Fixierringes 19 ist ein
Ringmesser 21 angebracht, welches die Unterwindung 12 vom Faden
der Spule 6 beim Spulenwechsel durchtrennt. Kurz vor dem Bilden
der Unterwindung 12 ist der mit der Spule 6 verbundene Faden in
einigen Fadenschlingen 22 zum Unterwindebereich 13 herunterge
führt worden. Mit dem vom Streckwerk kommenden Faden 23 jedoch
bleibt, wie bereits erwähnt, der Unterwindefaden weiterhin
verbunden. Bei der Darstellung nach Fig. 2 ist die Spule 6 gegen
eine Spulenhülse 5 ausgetauscht worden, und die Spindel 1 ist
wieder zu Rotationsbewegungen angefahren worden. Die in Changier
richtungen A und B bewegbare Ringbank 7 ist bis in den Bereich
der Spulenhülse 5 hochgefahren und hat auf der Spulenhülse 5
bereits einige Anfangswindungen 24 gebildet.
Infolge der wieder begonnenen Rotation der Spindel 1 hat sich das
als O-Ring 16 ausgebildete Klemmelement 15 radial aufgeweitet.
Dadurch hat sich der O-Ring 16 in radialer Richtung von der
Anlageschulter 14 abgehoben und die Unterwindung 12 freigegeben.
Das freigegebene, zuvor geklemmt gehaltene Fadenstück 25 hat sich
unterhalb der Anfangswindungen 24 um den Rand der Spulenhülse 5
herumgewickelt. Der Unterwindebereich 13 ist somit frei von
jeglichen Fadenresten, so daß auf eine Wirtelreinigung verzichtet
werden kann. Der O-Ring 16 hat sich mit seinem Außendurchmesser
an den mitrotierenden Stützring 18 angelegt und ist auch bei
Betrieb dadurch fixiert.
Im übrigen sind die Bezugszeichen in Fig. 2 die gleichen wie in
Fig. 1, so daß auf eine nochmalige Beschreibung verzichtet
werden kann.
Das Klemmelement 26 nach Fig. 3 ist in seiner Gestaltung etwas
aufwendiger als der O-Ring 16 nach Fig. 1, hat aber auf der
anderen Seite den Vorteil, daß auf einen zusätzlichen Stützring
verzichtet werden kann.
Das Klemmelement 26 nach Fig. 3 ist als sogenannte Korbfeder 27
ausgebildet, die mit einem unteren hülsenartigen Bereich mit dem
Oberteil 2 der Spindel 1 fest verbunden ist. Im Bereich der
Anlageschulter 14 hingegen ist das Klemmelement 26 mit einer
Vielzahl von Federzungen 28 versehen, die durch axial verlaufende
Schlitze voneinander getrennt sind. Diese Federzungen 28 können
sich bei der Einwirkung von Fliehkräften in radialer Richtung
verformen und dadurch von der zugehörigen Anlageschulter 14
abheben.
Die Federzungen 28 bilden mit der Anlageschulter 14 einen
Unterwindebereich 13 und machen es möglich, daß die Unterwindung
12 bei Stillstand der Spindel 1 geklemmt gehalten wird. Bei
Rotation der Spindel 1 jedoch heben sich die Federzungen 28 von
der zugeordneten Anlageschulter 14 ab und geben die Unterwindung
12 frei, so daß diese sich nach einem Spulenwechsel an den
unteren Rand der Spulenhülse 5 anlegen kann.
Im übrigen sind die Bezugszeichen in Fig. 3 die gleichen wie bei
der Ausführung nach Fig. 1 und 2, so daß eine nochmalige
Beschreibung der übrigen Bauteile überflüssig ist.