DE19633507C1 - Genaue Massenbestimmung mit MALDI-Flugzeitmassenspektrometern - Google Patents
Genaue Massenbestimmung mit MALDI-FlugzeitmassenspektrometernInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die genaue Massenbestimmung von Analytionen in Flugzeitmassenspek
trometern, die mit einer Ionisiserung der Analytsubstanzen auf Probenträgern durch matrix
unterstützte Laserdesorption (MALDI) und einer Verbesserung der Massenauflösung durch
zeitlich verzögerten Einsatz der Beschleunigung im Feld zwischen Probenträger und einer Zwi
schenelektrode arbeiten. Im besonderen betrifft es Verfahren zum Konstanthalten einmal kali
brierter Massenskalen bei ungewollten Abstandsänderungen des Probenträgers von der nächst
liegenden Beschleunigungselektrode.
Ein Verfahren für die genaue Massenbestimmung mit den Maßnahmen
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 ist aus dem weiter unten
ausführlicher diskutierten Artikel von Brown und Lennon bekannt.
Die genaue Bestimmung der Ionenmassen wird auch für großemolekulare Ionen biogenen
Materials immer wichtiger. So gibt beispielsweise allein die Molekülmasse von Glykoproteinen,
Glykolipiden oder Oligosacchariden bereits Auskünfte auch über Strukturen, da die Genese der
Biomoleküle durch vorgegebene Bildungsmechanismen die an sich mögliche extrem große
Strukturvielfalt stark einschränkt. Die Massenbestimmung von Fragmentionen stützt und er
weitert diese Aussagen. Aber auch in vielen anderen Anwendungen biochemischer und medi
zinischer Art tritt die Massenbestimmung von Ionen biogenen Materials in den Vordergrund.
Unter den Verfahren zur Ionisierung von großmolekularen Substanzen auf Probenträgern hat
die matrixunterstützte Desorption durch einen Laserblitz (MALDI) weiteste Verbreitung ge
funden. Die Ionen haben nach Verlassen der Oberfläche in der Regel eine nicht vernachlässig
bare mittlere Geschwindigkeit, die weitgehend für Ionen aller Massen gleich ist, und eine star
ke Streuung um die mittlere Geschwindigkeit. Die mittlere Geschwindigkeit führt zu einer
nichtlinearen Beziehung zwischen Flugzeit und Wurzel aus der Masse, also der Massenskala
Die Streuung führt zu einer Unschärfe beim Messen der Signale der einzelnen Ionenmassen, es
gibt jedoch Verfahren, diese Unschärfe wieder zu kompensieren.
Für die Ionisierung durch matrixunterstützte Laserdesorption (MALDI) werden die großen
Probenmoleküle auf einem Probenträger in oder auf eine Schicht einer niedermolekularen Ma
trixsubstanz gelagert. Ein Lichtpuls von wenigen Nanosekunden Dauer aus einem Laser, der
auf die Probenoberfläche fokussiert wird, verdampft in einem quasi-explosiven Prozeß eine
geringe Menge der Matrixsubstanz, wobei auch die Probenmoleküle in die zunächst winzige
Dampfwolke überführt werden.
Die ins Vakuum expandierende Dampfwolke beschleunigt durch ihre adiabatische Ausdehnung
nicht nur die Moleküle und Ionen der Matrixsubstanz, sondern durch viskose Mitnahme auch
die Moleküle und Ionen der Probensubstanz, die dabei höhere kinetische Energien erhalten, als
sie dem thermischen Gleichgewicht entsprächen. Selbst ohne ein beschleunigendes Feld errei
chen die Ionen mittlere Geschwindigkeiten von etwa 500 bis 1000 Metern pro Sekunde, ab
hängig von der Energiedichte des Laserstrahls; die Geschwindigkeiten sind dabei weitgehend
unabhängig von der Masse der Ionen, haben aber eine große Geschwindigkeitsstreuung, die
von etwa 200 bis zu 2000 Metern pro Sekunde reicht. Es ist anzunehmen, daß auch die neutra
len Moleküle der Wolke diese Geschwindigkeiten besitzen.
Die Ionen werden in der Ionenquelle mit elektrischen Feldern auf Energien von rund 10 bis 30
keV beschleunigt, in die Flugstrecke des Massenspektrometers eingeschossen und am Ende der
Flugstrecke zeitaufgelöst detektiert. Aus ihrer Flugzeit kann ihr Masse-zu-Ladungsverhältnis
bestimmt werden. Da diese Art der Ionisierung praktisch nur einfach geladene Ionen liefert,
wird im Folgenden meist nur von der Massenbestimmung gesprochen, nicht von der Bestim
mung des Masse-zu-Ladungsverhältnisses. Die Umrechnung der Flugzeiten in Massen wird
über eine Kalibrierkurve vorgenommen, wobei die Aufnahme dieser Kalibrierkurve als "Kali
brierung der Massenskala" des Flugzeitspektrometers bezeichnet wird. Die Kalibrierkurve kann
als tabellarische Punktfolge im Speicher des Datenverarbeitungssystems abgelegt sein, aber
auch in Form der Speicherung von Parameterwerten für eine mathematisch als Gleichung ge
gebene Funktion der Masse in Abhängigkeit von der Flugzeit.
Bei der Bildung der Dampfwolke wird ein geringer Teil der Moleküle, und zwar sowohl der
Matrix- wie auch der Probenmoleküle, ionisiert. Aber auch während der Ausdehnung der
Dampfwolke findet durch weitere Ionen-Molekül-Reaktionen eine fortlaufende Ionisierung der
großen Moleküle auf Kosten der kleineren Matrixionen statt. Die große Streuung der Ge
schwindigkeiten und der zeitverschmierte Bildungsprozeß der Ionen beeinträchtigen und be
grenzen die Massenauflösung sowohl von linearen wie auch von energiefossierend reflektie
renden Flugzeitmassenspektrometern. Eine Streuung der Anfangsgeschwindigkeiten allein ließe
sich mit dem energiefokussierenden Reflektor ausfokussieren, die Zeitverschmierung der Ent
stehung der Ionen jedoch nicht.
Es ist seit langem ein Verfahren für eine Erhöhung des Massenauflösungsvermögens unter die
sen Bedingungen bekannt. Die Anwendung auf MALDI-Ionen ist von Robert S. Brown und
John J. Lennon in Anal. Chef 1995, 67, Seiten 1998-2003 beschrieben. Die Ionen der Wolke wer
den zunächst für eine kurze Zeit T in einem feldfreien Raum ohne jede elektrische Beschleuni
gung fliegen gelassen. Die schnelleren Ionen entfernen sich dabei weiter von der Probenträger
elektrode als die langsamen, aus der Geschwindigkeitsverteilung der Ionen ergibt sich dabei eine
Ortsverteilung. Erst dann wird die Beschleunigung der Ionen durch ein homogenes Beschleu
nigungsfeld, also mit einem linear abfallenden Beschleunigungspotential, eingeschaltet. Die
schnelleren Ionen befinden sich dann weiter von der Probenträger-Elektrode entfernt, somit auf
einem etwas geringeren Beschleunigungspotential, das ihnen eine etwas geringere Endge
schwindigkeit für die Driftstrecke des Flugzeitspektrometers vermittelt als den zu Beginn lang
sameren Ionen. Bei richtiger Wahl der Verzögerungszeit τ und des Potentialabfalls (also der
Stärke des Beschleunigungsfeldes) können die zu Beginn langsameren, aber nach Beschleuni
gung schnelleren Ionen die zu Beginn schnelleren, aber nach Beschleunigung langsameren Io
nen genau am Detektor wieder einholen. Es werden somit Ionen am Ort des Detektors in be
zug auf die Masse dispergiert, aber bei gleicher Masse in bezug auf die Flugzeit in erster Ord
nung fokussiert. Damit erreicht man eine hohe Massenauflösung in einem linearen Flugzeit
massenspektrometer. Es gibt ein ähnliches Verfahren für Flugzeitspektrometer mit Reflektoren,
bei denen sogar eine Fokussierung zweiter Ordnung erzielt wird.
Das verzögerte Einschalten der Beschleunigung muß nicht mit einem Schalten der gesamten
Beschleunigungsspannung U verbunden sein. Die Schaltung so hoher Spannungen in extrem
kurzen Zeiten von wenigen Nanosekunden ist auch heute noch fast unerreichbar und mit hohen
Kosten verbunden. Man kommt mit dem Schalten einer Teilbeschleunigungsspannung V aus,
wenn man in die Beschleunigungsstrecke eine Zwischenelektrode einbaut. Es braucht dann nur
der Raum zwischen Probenträgerelektrode und Zwischenelektrode, die einen relativ geringen
Abstand d voneinander haben, zunächst feldfrei sein und nach Zeitverzögerung in ein Beschleu
nigungsfeld der Stärke V/d umgeschaltet werden. Der Abstand d des Probenträgers zur Zwi
schenelektrode soll möglichst klein sein, um möglichst geringe Spannungen V schalten zu kön
nen. Es besteht eine Untergrenze für diesen Abstand bei etwa einem Millimeter, der aber für
praktische Konstruktionen von Ionenquellen kaum in Frage kommt. In der Praxis beträgt dieser
Abstand d etwa drei Millimeter.
Das Bestreben nach einer guten Massenauflösung hat ganz wesentlich seinen Sinn darin, zu
einer guten Massenbestimmung zu gelangen. Es hat sich aber seit der Einführung dieser Me
thode gezeigt, daß die prinzipiell gegebene Möglichkeit für eine gute Massenbestimmung nicht
immer auch zu einer richtigen Massenbestimmung führt. Die Funktion, die die Masse in Ab
hängigkeit von der Flugzeit beschreibt, also die einkalibrierte Massenskala, führt bei der Ioni
sierung durch MALDI häufig zu fehlerhaften Massenbestimmungen. Für ein Ion der Masse
5000 atomarer Masseneinheiten kann das Ergebnis der Massenberechnung von Spektrenauf
nahme zu Spektrenaufnahme im Extremfall um mehrere Masseneinheiten schwanken.
Es ist daher für genaue Massenbestimmungen üblich geworden, die Massen der zu bestimmen
den Analytionen durch gleichzeitige Aufnahme der Ionen beigemischter bekannter Substanzen
(sogenannter "interner Referenzsubstanzen") zu korrigieren. Als einfachste Methode wurde
dabei die Masse der Analytsubstanzen durch lineare Extrapolation auf einer als linear ange
nommenen Beziehung zwischen Flugzeit und der Wurzel aus der Masse korrigiert. Als Refe
renzmassen wurden die bekannten Ionen der Matrix, besonders deren dimeres Ion, genommen.
Diese Methode führt zu einer wesentlich verbesserten Genauigkeit der Massenbestimmung, die
in der Größenordnung von etwa 200 ppm liegt. Damit ergibt sich für das Ion der Masse 5000 µ
aber immer noch eine Unsicherheit von einer Masseneinheit.
Auch das Verfahren der Verbesserung der Massenauflösung durch verzögert einsetzende Be
schleunigung hat für genaue Massenbestimmungen einen entscheidenden Nachteil: es liefert das
optimale Massenauflösungsvermögen nur in einem schmalen Bereich der Massenskala. In den
anderen Massenbereichen ist das Auflösungsvermögen zwar immer noch deutlich verbessert,
doch nicht bis zum optimalen Grenzwert. Dieser Bereich optimaler Auflösung kann zwar durch
Änderungen der Verzögerungszeit τ, in geringerem Maße auch durch Änderungen der Teilbe
schleunigungsspannung V auf eine beliebige Stelle des Massenbereichs verschoben werden,
aber dabei geht die Kalibrierung der Massenskala verloren.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, eine elektrische Kompensation eines veränderten Abstandes
d zwischen Probenträger und Zwischenblende zu finden, die die einkalibrierte Massenskala
innerhalb enger Fehlertoleranzen gültig bleiben läßt.
Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1 gelöst.
Unter der Annahme, daß die Ionen keine Anfangsgeschwindigkeit haben, ist die Beziehung
zwischen der Flugzeit der Ionen t und der Wurzel aus ihrer Masse streng linear. Durch die
Existenz einer mittleren Anfangsgeschwindigkeit der Ionen ist diese Beziehung jedoch nicht
mehr linear, sondern besitzt ein schwaches quadratisches Glied, das nicht vernachlässigt wer
den kann. Das quadratische Glied wird auch durch die Verbesserung des Auflösungsvermögens
durch eine zeitverzögert einsetzende Beschleunigung der Ionen (häufig mit "delayed extracti
on" bezeichnet) nicht beseitigt.
Durch die mathematische Ableitung der theoretisch ableitbaren Beziehung nach verschiedenen
instrumentellen oder verfahrenstechnischen Parametern konnten wir die Kritizität dieser Para
meter prüfen. Dabei stellten wir fest, daß ein instrumentell nicht völlig konstant zu haltender
Parameter einen überragenden Einfluß hat: der Abstand d des Probenträgers von der ersten
Beschleunigungsblende, also der Zwischenelektrode. Von kleinerem Einfluß ist die mittlere
Geschwindigkeit v der Ionen beim Einsetzen der Beschleunigung. Alle übrigen Parameter sind
Spannungen oder andere geometrische Abmessungen, die sehr präzise konstant gehalten werden können.
Eine Änderung des Abstandes d um nur 100 Mikrometer verändert das Ergebnis einer Massen
bestimmung um etwa 500 ppm, ein Ion der Masse 10000 u wird also bereits um fünf atomare
Masseneinheiten falsch gemessen.
Führen wir für die Wurzel aus dem Masse-zu-Ladeverhältnis die Abkürzung
ein, so nimmt die Beziehung zwischen der Flugzeit t (gemessen ab Einsetzen der Beschleuni
gung, also um die Zeit τ später als die Ionenerzeugung durch den Laserblitz) und der Wurzel w
folgende sehr einfache Form an, wobei alle nichtkritischen Parameter in der reduzierten Flug
strecke l zusammengefaßt sind, und nur die Abhängigkeiten von den Beschleunigungsspannun
gen, vom Abstand d und der mittleren Geschwindigkeit v wiedergegeben werden:
wobei U die volle Beschleunigungsspannung, V die Teilbeschleunigungsspannung zwischen
Probenträger und Zwischenblende, und l eine reduzierte Flugstrecke ist, die nur von der Geo
metrie des Flugzeitspektrometers abhängt und in der alle übrigen geometrischen Abmessungen
enthalten sind. Die Teilbeschleunigungsspannung V wird um die Zeit τ verzögert eingeschaltet,
um die Massenauflösung zu verbessern. Wie bereits oben beschrieben, ist d der Abstand zwi
schen dem Probenträger und der Zwischenblende, und v ist die mittlere Geschwindigkeit der
Ionen beim Einschalten der Beschleunigung. Der Term mit w² ist zwar klein gegenüber dem in
w linearen Term, erlangt aber mit zunehmender Masse deutlichen Einfluß.
Unsere Untersuchungen zeigen, daß sich Verschiebungen der Massenskala gegenüber der Ka
libration nun teilweise bereits dadurch ergeben, daß die Probenaufträge verschieden dick aus
fallen. Nach der heute noch weitestverbreiteten Methode werden die Proben in Lösung, zu
sammen mit gelöster Matrixsubstanz, auf den Probenträger aufgebracht. Es ist dabei das Ziel,
kleine Kristalle der Matrix zu erzeugen, die Probenmoleküle aufnimmt. Das Wachstum dieser
Kristalle läßt sich dabei nicht steuern; es entstehen einmal große Kristalle, ein anderes Mal
kleine. Diese Methode wird allerdings gegenwärtig durch Methoden abgelöst, die eine gleich
mäßig dicke Schicht ergeben.
Aber auch technische Probleme führen dazu, daß der Abstand d nicht immer konstant ist und
dem bei der Kalibration der Massenskala gegebenen Wert entspricht Moderne Probenträger
sollen Tausende von Proben aufnehmen, daher sind sie großflächig auszubilden; Probenträger
von mehr als 100 Millimeter Länge werden angestrebt. Die Probenträger werden über Schleu
sen ins Vakuumsystem des Massenspektrometers eingeführt und werden dort von einer Halte
rung aufgenommen, die von einer Bewegungsvorrichtung bewegt wird. Die Aufnahme in
Gleitschienen der Halterung mit Positionierung durch Federdruck kann dabei wegen der Vaku
umbedingungen nicht immer so präzise erfolgen wie erforderlich. Enge Toleranzen der Gleit
schienen und Gleitmittel können im Vakuum nicht angewandt werden. Bei einer parallelen
Verschiebung dieser Probenträger über mehr als hundert Millimeter zur Spektrenaufnahme der
verschiedenen Proben kann deshalb leicht eine Änderung des Abstandes d zur Zwischenelek
trode in der Größenordnung von einigen Zehnteln Millimeter eintreten. Bei einer Änderung
dieses Abstandes d um nur 100 Mikrometer verändert sich aber die Flugzeit der Ionen bereits
so, daß das Signal eines Ions der Masse 5000 µ um mehr als zwei atomaren Masseneinheiten
auf der Massenskala verschoben erscheint.
Bisher ist es nicht gelungen, eine elektrische Kompensation für einen variierenden Abstand d
zu finden, um die einmal einkalibrierte Beziehung zwischen Flugzeit und Masse (also die Mas
senskala) durch eine rein elektrische Justierung für alle Massen genau wiederherzustellen. Aus
der Gleichung (2) ist die Existenz einer solchen elektrischen Kompensation guter Genauigkeit
nicht zu ersehen, da eine Veränderung des Abstands d im linearen Glied über im quadra
tischen dagegen über V kompensiert werden muß.
Im Falle verzögert einsetzender Beschleunigung gilt außerdem, daß eine Änderung von V, die
so vorgenommen wird, daß sich wieder ein bestes Massenauflösungsvermögen ergibt, nicht
auch gleichzeitig die Flugzeiten der Ionen restauriert. Diese Wiederherstellung des besten Auf
lösungsvermögens muß das Beschleunigungsfeld, also die Relation V/d, wieder auf seinen vor
bestimmten Wert bringen.
Überraschenderweise zeigt sich in Experimenten, daß eine elektrische Kompensation der Ände
rung des Abstands d entgegen dem durch Gleichung (2) gegebenen Augenschein doch möglich
ist. Eine experimentell herbeigeführte Abstandsänderung um 10% ließ sich in erster Näherung
bereits durch eine Veränderung allein der Teilbeschleunigungsspannung V zwischen Probenträ
ger und Zwischenelektrode (bei Konstanz der Gesamtbeschleunigungsspannung U) so kom
pensieren, daß die einkalibrierte Massenskala mit einem maximalen Fehler von etwa 30 ppm
der Masse über einen weiten Massenbereich von 500 u bis 2500 u wieder gültig wurde. Es
mußte dazu aber die Spannung V mehr als nur 10% verändert werden, es war eine Überkom
pensation von etwa 14% notwendig. Dabei tritt aber eine Verschlechterung des Auflösungs
vermögens, also der Schärfe der Massensignale, auf.
Die Verschlechterung des Auflösungsvermögens kann aber vermieden werden, wenn durch
eine Veränderung der Teilbeschleunigungsspannung V im wesentlichen nur die Feldstärke in
der ersten Beschleunigungsstrecke zwischen Probenträger und Zwischenelektrode wiederher
gestellt wird, und die weitere Kompensation der Abstandsveränderung durch die Gesamtbe
schleunigungsspannung U vorgenommen wird. Es wird also V proportional zur Veränderung
des Abstandes d verändert, und der Rest der Kompensation wird durch eine Veränderung der
Spannung U bewirkt. Überraschenderweise bleibt durch diese gekoppelte Veränderung beider
Beschleunigungsspannungen U und V die Massenskala über den ganzen, einkalibrierten Mas
senbereich mit guter Genauigkeit erhalten.
Dabei stellt sich wiederum überraschend heraus, daß auch die Beschleunigungsspannung U
linear zur Veränderung von d verändert werden muß, allerdings nicht voll proportional, son
dern nur mit einem kleinen Bruchteil linear proportional. Für ein Flugzeitmassenspektrometer
mit einem Abstand d = 3 Millimeter, einer zweiten Beschleunigungsstrecke von 30 Millimeter,
und einer Flugstrecke von 1,6 Meter beträgt dieser Bruchteil etwa 1/130. Wird also d um 10%
verändert, so muß auch V um 10% verändert werden, die Beschleunigungsspannung U dage
gen nur um 0,075%. Dann ist die Massenskala wieder gültig, und zwar mit einem maximalen
Fehler von 1 ppm der Flugzeit oder 2 ppm der Masse in einem sehr großen Massenbereich von
500 bis 10 000 atomaren Masseneinheiten. Diese Ergebnisse übersteigen die experimentell ge
gebene Meßgenauigkeit und wurden durch Computersimulationen gewonnen, konnten aber im
Rahmen der dort vorhandenen Meßgenauigkeit von etwa 10 ppm auch am Flugzeitspektrome
ter verifiziert werden.
Hat sich also der Abstand d um einen relativen Betrag Δd/d geändert, so muß auch die Be
schleunigungsspannung V um diesen Betrag V × Δd/d geändert werden, die Gesamtbeschleu
nigungsspannung dagegen um den Betrag c₁ × U × Δd/d, wobei für den oben beschriebenen
Typ von Flugzeitspektrometer der Bruchteil c₁ = 0,0075 gilt. Für geometrisch veränderte Ty
pen von Massenspektrometern konnten mit anderen Werten für die Konstante c₁ ähnliche Re
sultate erhalten werden.
Es ist also der Grundgedanke der Erfindung, eine unbekannte Veränderung des Ab
standes d dadurch zu kompensieren, daß beide Spannungen V und U nach oben gegebener Be
ziehung gekoppelt so weit verändert werden, bis die Flugzeit einer bekannten Referenzionen
masse wieder genau den Wert annimmt, der ihr durch die Kalibrierung der Massenskala zu
steht. Wird dabei V um den relativen Betrag ΔV/V verändert, so muß also U um den relativen
Betrag c₁ × U × ΔV/V geändert werden. Dabei muß insbesondere für einen Typ von Massen
spektrometer nur einmalig ermittelt werden, wie groß der Bruchteil c₁ der linearen Änderung
von U gegenüber der Änderung von V sein muß.
Führen wir den Index c für die bei Kalibration der Massenskala verwendeten Parameter ein,
und den Index s für die durch die Steuerung veränderten Parameterwerte, und benutzen wir die
Abkürzung
p = ΔV/V = (Vs - Vc)/Vc, (3)
so gilt
Vs = Vcx(1 + p) und (4)
Us = Uc × (1 + c₁ × ΔV/V) = Uc × (1 + c₁ × p) = Uc + Uc × c₁ × p. (5)
Daraus läßt sich eine Regelung konstruieren, die über die Messung der Flugzeit t einer Refe
renzionenmasse und einem Vergleich mit einem Sollwert für diese Flugzeit
auf den Parameter p so lange einwirkt, bis die gemessene
Flugzeit t den Sollwert annimmt. Wie bereits oben beschrieben, läßt sich durch Computersimu
lationen (und im Rahmen der Genauigkeit auch experimentell) zeigen, daß dann die Massenska
la über einen sehr großen Bereich, beispielsweise für den Bereich von 500 u bis 10000 u mit
einem maximalen Fehler unter 2 ppm der Masse in (1 ppm der Flugzeit t) gültig ist Selbst bei
der Masse 10000 u könnte die Masse noch auf 0,02 u genau ermittelt werden, wenn es die
Meßgenauigkeit zuließe. Gleichzeitig bleibt das eingestellte Auflösungsvermögen optimal er
halten.
Für diese Regelungen und Messungen muß die Flugzeit t für kleine Ionen auf etwa zwei hun
dertstel Nanosekunde genau bestimmt werden, was heute noch nicht ganz möglich ist. Für die
Messungen wird üblicherweise eine Schwerpunktsbildung des Linienprofils herangezogen. Das
Linienprofil wird nach heutiger Technik durch einen Transientenrekorder mit 1 oder 2 Giga
hertz abgetastet Transienterekorder mit 4 Gigahertz Abtastrate befinden sich in der Einfüh
rungsphase. In der Regel werden die Messungen aus mehreren Meßzyklen aufaddiert, bevor
die Schwerpunktsbildung vorgenommen wird.
Das Verfahren der Verbesserung der Massenauflösung durch verzögert einsetzende Beschleu
nigung liefert, wie oben bereits erwähnt, das optimale Massenauflösungsvermögen nur in ei
nem schmalen Bereich der Massenskala. In den anderen Massenbereichen ist das Auflösungs
vermögen zwar immer noch deutlich verbessert, doch nicht bis zum optimalen Grenzwert. Die
ser Bereich optimaler Auflösung kann insbesondere durch Änderungen von Verzögerungszeit τ
(aber auch durch die Beschleunigungsspannungen U und V) auf eine beliebige Stelle des Mas
senbereichs verschoben werden.
Ist die Masse der Referenzionen viel kleiner als die der Analytionen, wie es beispielsweise bei
der Benutzung der immer vorhandenen Matrixionen als Referenzionen der Fall ist, so kann ein
besonderes Verfahren zur Verbesserung der Massengenauigkeit angewandt werden: Man kann
den Bereich optimalen Auflösungsvermögens vorübergehend durch eine Änderung der Verzö
gerungszeit τ auf den Bereich der leichten Referenzionenmassen schieben, und dann die Ein
stellung des Abstandes d anhand der Flugzeit dieser leichten Referenzionen vornehmen. Für
leichte Ionen ergibt sich dabei eine extrem gute Fokussierung. Die Breite des Massensignals
beträgt für leichte Ionen von etwa 500 atomaren Masseneinheiten nur ein bis zwei Nanosekun
den, daher läßt sich hier eine Einstellung auf eine Sollflugzeit sehr genau vornehmen. Die Flug
zeit t der Matrixionen muß dabei auf einen Wert eingestellt werden, der einer anderen Kali
brierkurve für die Massenskala bei diesem verschobenen Schärfebereich entspricht. Nach
Rückverschieben des optimalen Schärfebereichs zu den Analytionen, deren Masse zu messen
ist, können dann die Massen dieser Analytionen richtig gemessen werden, da jetzt die Verände
rung des Abstands d durch die Änderungen der Beschleunigungsspannungen kompensiert ist.
Es ist dazu nicht einmal notwendig, die gesamte Massenskala für den Fall des verschobenen
Schärfebereichs kalibriert zu haben, es genügt, den Wert der Flugzeit t für die Matrixionen zu
kennen. Wenn immer wieder nur eine kleine Anzahl verschiedener Matrixionen benutzt wird,
kann deren Flugzeit t bei der Kalibrierung der Massenskala leicht mit gemessen und gespei
chert werden. Die Einstellung der Spannungen kann heutzutage so präzise erfolgen, daß Span
nungsungenauigkeiten keine Rolle spielen.
Wenn aber stets wechselnde, nicht immer vorhersehbare Referenzionen verwendet werden
sollen, so ist dieses Verfahren nicht anwendbar, da ja deren Flugzeiten bei der einmaligen Kali
brierung der Massenskala mit vermessen werden müssen. Es ist nun ein weiterer, überraschen
der Befund unserer Experimente, daß sich auch die Verschiebung des Bereichs optimalen Auf
lösungsvermögens so vornehmen läßt, daß die einkalibrierte Massenskala innerhalb sehr gerin
ger Fehler gültig bleibt. Damit läßt sich eine Verschiebung des optimalen Schärfebereiches auf
die leichten Referenzmassen so vornehmen, daß die Einstellung der Flugzeit t auf denjenigen
Sollwert vorgenommen werden kann, der durch die einkalibrierte Massenskala für diese Refe
renzionen vorgegeben ist.
Soll die Massenskala gültig bleiben, so kann der Bereich optimaler Schärfe nicht allein durch
eine Veränderung der Spannungen verschoben werden. Diese führt immer zu einem Kippen der
Massenskala und ist elektrisch nicht zu korrigieren. Es ist dazu notwendig, die Verschiebung
des Schärfebereichs durch die Verzögerungszeit τ vorzunehmen. Bei alleiniger Veränderung
von τ verschiebt sich zwar die Massenskala leicht, diese Verschiebung kann aber durch eine
leichte Mitsteuerung der Gesamtbeschleunigungsspannung U wieder ausgeglichen werden.
Dazu kann überraschenderweise die Beschleunigungsspannung wieder in einfacher Weise linear
mit τ verändert werden. Wird τ um den relativen Betrag Δτ/τ geändert, so muß die Beschleu
nigungsspannung U um den Faktor (1 + c₂ × Δτ/τ) geändert werden. Für das Beispiel des oben
angeführten Massenspektrometers ist c₂ = 0,00299.
Auch diese Konstante c₂ kann für einen Gerätetyp einmalig festgestellt und immer wieder be
nutzt werden. Wird jetzt analog zu oben die Abkürzung
q = Δτ/τ = (τs - τc)/τc (6)
eingeführt, so ist die Beschleunigungsspannung wie folgt zu steuern:
Us = Uc × (1 + c₂ × Δτ/τ) = Uc × (1 + c₂ × q) = Uc + Uc × c₂ × q (7)
Damit läßt sich eine Steuerung aufbauen, die den Bereich optimaler Schärfe an beliebige Stel
len des Massenbereiches legt, ohne die kalibrierte Massenskala ungültig werden zu lassen. Die
Beziehung zwischen τs (oder q) und der Masse, bei der die optimale Schärfe liegt, kann leicht
experimentell ermittelt und in einer Steuertabelle abgelegt werden. Es läßt sich wieder durch
Computersimulationen (und auch experimentell im Rahmen der dort vorhandenen Meßgenau
igkeit) zeigen, daß die Massenskala über einen sehr großen Bereich, beispielsweise für den
Bereich von 500 u bis 10000 u mit einem maximalen Fehler unter 2 ppm der Masse (1 ppm der
Flugzeit) gültig bleibt. Selbst bei der Masse 10000 u könnte die Masse noch auf 0,02 u genau
ermittelt werden, wenn es die Meßgenauigkeit zuließe.
Bei überlagerten Verschiebungen des Abstands und des Schärfebereichs tritt für ein optimales
Erhalten der Massenskala ein weiteres Glied p×q mit einer neuen Konstante c₃ hinzu:
Us = Uc + Uc × c₁ × p + Uc × c₂ × q + Uc × c₃ × p × q =
Uc + Uc × c₁ × (Vs-Vc)/Vc + Uc × c₂ × (τs-τc)/τc + Uc × c₃ × (Vs-Vc)/Vc × (τs-τc)/τc (8)
Uc + Uc × c₁ × (Vs-Vc)/Vc + Uc × c₂ × (τs-τc)/τc + Uc × c₃ × (Vs-Vc)/Vc × (τs-τc)/τc (8)
Für das oben beschriebene Flugzeitmassenspektrometer betragen c₁ = 0,0075, c₂ = 0,00299
und c₃ = 0,00015.
Die Massenskala bleibt bei einer Steuerung nach Gleichung (8) bis auf einen maximalen Fehler
der Flugzeiten von etwa 2 ppm, der Massenbestimmung von 4 ppm genau. Damit kann ein Ion
der Masse 10000 u bei einem falsch justierten Abstand von d = 3,300 Millimeter noch auf 0,04
atomare Masseneinheiten genau vermessen werden, obwohl beispielsweise die Kalibrierung der
Massenskala bei optimaler Schärfe auf der Masse 1000 u und bei einem Abstand von d = 3,000
Millimeter erfolgte. Gleichung (8) schließt die oben gegebenen Gleichungen (5) und (7) ein, ist
also eine umfassende Gleichung für die Mitsteuerung von Us nach dieser Erfindung.
Die Kompensation, die durch Gleichung (8) beschrieben wird, läßt sich durch Hinzunahme von
quadratischen Gliedern p² und q² (mit Konstanten c₄ und c₅) noch weiter verbessern, doch ist
diese Verbesserung im Rahmen der hier geforderten Aufgaben kaum notwendig. Die Präzision
der Flugzeitbestimmung aus dem Ionenstromsignal, die von der Anzahl der gemessenen Ionen
abhängt, reicht in der Regel schon nicht an die oben angegebenen Genauigkeiten der Massen
bestimmung heran und bildet daher eine stärkere Beschränkung als die restliche Ungenauigkeit
der Gleichung (8). Eine volle Ausnutzung der durch die Gleichung (8) gegebenen Genauigkeit
verlangt bereits eine Ansteuerung der Beschleunigungsspannung Us mit einem Digital-zu-
Analog-Wandler, der eine Steuergenauigkeit von 20 bit besitzt.
Im Falle leichter Referenzionen, beispielsweise bei Benutzung der dimeren oder trimeren Ma
trixionen, kann also die Schärfe durch den Parameter τs (oder q) zunächst zu diesen Ionen ver
lagert werden (unter Mitsteuerung von Us nach Gleichung (8)), ohne die Massenskala ungültig
werden zu lassen. Anhand dieser Ionen wird eine eventuelle Abstandsänderung elektrisch
durch den Steuerparameter Vs (oder p) kompensiert (unter Mitsteuerung von Us), bis die Flug
zeit der leichten Referenzionen auf dem Wert der Kalibrierung liegt. Dann wird der Bereich
optimaler Schärfe durch den Parameter τs (oder q) auf die Analytionen zurückverschoben
(unter Mitsteuerung von Us), wobei der Steuerparameter Vs (oder p) erhalten bleibt. Die Mas
sen der Analytionen können jetzt über eine Spektrenaufnahme sehr genau gemessen werden.
Für Probenträger mit kleiner Probenauftragsfläche ist in der Regel nur ein einziger Regelvor
gang erforderlich, da die Parallelität der Probenoberfläche zur Zwischenelektrode im allgemei
nen durch die Montage genügend gut gewährleistet ist.
Für MALDI-Probenaufträge verschiedener Dicke muß für jede Messung einer Probe auch eine
Kompensation des Abstandes erfolgen. Dazu ist es erforderlich, bei der Messung der Analytio
nen auch immer Ionen einer Referenzprobe mitmessen zu können. In vielen Fällen können dazu
Ionen der Matrix verwendet werden, beispielsweise die häufig auftretenden dimeren oder tri
meren Ionen der Matrixsubstanz. Dabei kann das oben geschilderte besondere Verfahren mit
einer Verschiebung des Schärfebereiches verwendet werden. In anderen Fällen muß der Ana
lytsubstanz eine geeignete Referenzsubstanz beigegeben werden.
Das Ziel der automatischen Messung von Tausenden von Proben macht immer größere Pro
benträger erforderlich. Diese können durchaus so plan hergestellt werden, so daß der Einfluß
der Abweichungen von der Planität auf den Abstand des Probenträgers vernachlässigt werden
kann. Die Proben können auch sehr gleichmäßig dünn aufgetragen werden, auch hierdurch
ergeben sich kaum Abweichungen. Aber die genaue Positionierung des Abstandes im Inneren
des Vakuumsystems ist schwierig, da im Vakuum weder Schmierfette noch sehr enge Gleitto
leranzen benutzt werden können. Bei der Einführung der Probenträger in die Halterung und bei
der Parallelbewegung des Probenträgers treten sehr leicht Abstandsänderungen zur Zwischene
lektrode auf, die nach dieser Erfindung elektrisch nachjustiert werden müssen.
Hier ergibt sich ein besonderer Vorteil aus dieser Erfindung, da die Veränderung der Teilbe
schleunigungsspannung V: direkt proportional zur Änderung des Abstands d ist. Ist also die
elektrische Kompensation durch Vs an einigen Stellen auf dem Probenträger bekannt, so kön
nen die optimalen Werte von Vs an den anderen Stellen des Probenträgers linear interpoliert
werden.
Dazu sind für diese großen Probenträger mindestens drei Referenzproben notwendig, die mög
lichst weit voneinander entfernt nahe am Rand des Probenträgers aufgebracht sein sollen. Sind
die Abstände d der großen Probenträgerplatte einmal an drei Stellen durch Bestimmung der
Steuerwerte Vs (oder p) kompensiert, so können die Proben aller übrigen Positionen automa
tisch vermessen werden, indem Vs (oder p) aus der Position in bekannter Weise interpoliert
wird.
Ist der Probenauftrag ungleichmäßig dick, oder wird eine wellige Matrixfolie auf den Proben
träger geklebt, so ist eine elektrische Kompensation für jede einzelne Probe notwendig. Dazu
ist wieder eine immer mitgemessene Referenz notwendig.
Es ist ein weiterer besonderer Vorteil der Erfindung, daß die elektrische Kompensation des
Abstandes d auch die Fokussierung zweiter Ordnung in einem Flugzeitspektrometer mit Re
flektor wiederherstellt.
Fig. 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Flugzeitmassenspektrometers mit der Probenträ
gerelektrode 1 auf dem Beschleunigungspotential U, der Zwischenelektrode 2 auf einem
schaltbaren Potential, der Grundelektrode 3 auf Erdpotential, einer ionenoptischen Ionenstrahl
einzellinse 4, und dem Ionendetektor 10. Ein Lichtblitz aus dem Laser 5 wird von der Linse 6
in einem konvergenten Lichtstrahl 7 auf die Probe 8 fokussiert, die sich auf dem Probenträger
1 befindet. Zu dieser Zeit befindet sich die Zwischenelektrode ebenfalls auf dem Beschleuni
gungspotential U. Der Lichtblitz erzeugt in einem MALDI-Prozeß Ionen der Analytsubstanz
mit einer Anfangsgeschwindigkeit v und großer Geschwindigkeitsstreuung. Nach einer Verzö
gerungszeit τ wird die Zwischenelektrode 2 vom Potential U auf das Potential U - V herabge
schaltet, und die Ionen werden beschleunigt. Sie bilden den Strahl 9 des Ionenstromes, der
nach Durchlaufen der Flugstrecke zwischen Grundelektrode 3 und Detektor 10 vom Detektor
10 zeitaufgelöst gemessen wird.
Die hier gezeigte Anordnung hat gitterlose Blenden als Zwischenelektrode und 2 und Grunde
lektrode 3 und braucht daher die Einzellinse 4. Bei Einführung von Gittern in Zwischenelek
trode 2 und Grundelektrode 3 kann die Einzellinse 4 entfallen.
Das hier vorgestellte Verfahren der präzisen Massenbestimmung nach dieser Erfindung stützt
sich auf ein lineares Flugzeitmassenspektrometer, das in Fig. 1 gezeigt wird. Das Verfahren
der Mitsteuerung von Us nach Gleichung (8) ist jedoch mit anderen Werten für die Konstanten
c₁, c₂ und c₃ auch für Flugzeitspektrometer mit energiefokussierenden Reflektoren anwendbar.
Bei Benutzung der oben bereits geschilderten verzögert einsetzenden Beschleunigung befindet
sich die Zwischenelektrode 2 zunächst auf dem Potential U des Probenträgers 1, und wird nach
der Verzögerungszeit τ von einigen zehn bis hundert Nanosekunden auf das Potential U - V
herabgeschaltet. Es ist auch ein Betrieb möglich, bei dem sich Probenträger und Zwischenblen
de beide zunächst auf dem Potential U - V befinden, wobei der Probenträger 1 nach der Ver
zögerungszeit τ auf das Potential U angehoben wird.
Mit dieser Anordnung eines Flugzeitmassenspektrometers können wie gewöhnlich Spektren
der Analytsubstanzen aufgenommen werden. Die Spektrenaufnahme beginnt mit der Ionisie
rung der Probensubstanzen 8 auf dem Probenträger 1, wobei hier das MALDI-Verfahren zur
Ionisierung beschrieben wird. Die Ionen werden durch einen Lichtblitz von etwa 3 bis 5 Nano
sekunden Dauer aus dem Laser 5 erzeugt. Gewöhnlich wird UV-Licht mit einer Wellenlänge
von 337 Nanometer aus einem preiswerten Stickstoff-Laser benutzt. Der Lichtblitz ist durch
die Linse 6 als konvergenter Lichtstrahl 7 auf die Probe 8 auf der Oberfläche des Probenträgers 1
fokussiert. Die in der Dampfwolke, die durch den Laserfokus erzeugt wird, gebildeten Ionen
werden nach der Verzögerungszeit τ zunächst im elektrischen Feld zwischen Probenträger 1
und Zwischenelektrode 2 beschleunigt, und dann im elektrischen Feld zwischen Zwischenelek
trode 2 und Grundelektrode 3. Die in der Elektrodenanordnung leicht defokussierte Ionen
strahl wird zu Beginn der Flugstrecke in der Einzellinse 4 auf den Detektor 10 fokussiert. Die
fliegenden Ionen bilden einen zeitlich stark variierenden Ionenstrom 9, der am Ende der Flug
strecke vom Ionendetektor 10 mit hoher zeitlicher Auflösung gemessen wird.
Der durch den Ionenstrahl gegebene zeitvariable Ionenstrom wird am Detektor gewöhnlich mit
einer Abtastrate von 1 oder 2 Gigahertz gemessen und digitalisiert. Transientenrekorder mit
noch höherer zeitlicher Auflösung werden in Kürze eingesetzt werden können. Üblicherweise
werden die zeitgleichen Meßwerte aus mehreren Spektrenaufnahmen addiert, bevor die Mas
senlinien in den gespeicherten Daten gesucht und über die Datenauswertung von der Zeitskala
über die Massenkalibrierkurve in die Massenwerte transformiert werden.
Die Polarität der verwendeten Hochspannung für die Ionenbeschleunigung muß gleich der Po
larität der untersuchten Ionen sein: Positive Ionen werden durch einen positiv geladenen Pro
benträger abgestoßen und beschleunigt, negative Ionen durch einen negativ geladenen Proben
träger.
Selbstverständlich kann man das Flugzeitmassenspektrometer auch so betreiben, daß sich die
Flugstrecke in einem′ (nicht in Fig. 1 gezeigten) Rohr befindet, das sich auf dem Beschleuni
gungspotential U befindet, während der Probenträger 1 auf Grundpotential liegt. In diesem
besonderen Fall liegt das Flugrohr auf positivem Potential, wenn negativ geladene Ionen unter
sucht werden sollen, und umgekehrt. Dieser Betrieb vereinfacht die Konstruktion der Ionen
quelle, da die Isolatoren für den Halter des auswechselbaren Probenträgers 1 entfallen können,
bringt jedoch an anderen Stellen Nachteile mit sich.
Die hier wiedergegebenen Überlegungen für lineare Massespektrometer gelten in gleicher Wei
se, wie jeder Fachmann nachvollziehen kann, auch für Flugzeitmassenspektrometer mit ener
giefokussierenden Reflektoren. Dabei sind die Reflektorspannungen in gleicher Weise wie die
Beschleunigungsspannungen U mitzusteuern. Für ein solches Massenspektrometer gelten dann
andere Apparatekonstanten c₁, c₂ und c₃.
Claims (6)
1. Verfahren für die genaue Massenbestimmung von Analytionen in einem Flugzeitmassen
spektrometer anhand einer einmalig kalibrierten Massenskala, mit Ionisierung der auf einen
Probenträger aufgebrachten Probe durch matrixunterstützte Laserdesorption (MALDI)
und mit Verbesserung der Massenauflösung durch eine zeitverzögert einsetzende Be
schleunigung in einer ersten Teilbeschleunigungsstrecke zwischen Probenträger und Zwi
schenblende, wobei die Massenskala mit der Teilbeschleunigungsspannung Vc zwischen
Probenträger und Zwischenblende und der Gesamtbeschleunigungsspannung Uc zwischen
Probenträger und Flugstrecke kalibriert wurde,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Einfluß eines veränderten Abstandes zwischen dem Probenträger, der auch eine
Referenzsubstanz trägt, und der Zwischenblende auf die Kalibrierung durch eine kombi
nierte Steuerung der Teilbeschleunigungsspannung Vs und der Gesamtbeschleunigungs
spannung Us durch einen gemeinsamen Steuerparametern und eine Apparatekonstante c₁
nach den Gleichungen Vs = Vc × (1 + p) und Us = Uc × (1 + c₁ × p) so kompensiert wird,
daß für die Referenzsubstanz die richtige Masse erhalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer zusätzlichen Verände
rung der Verzögerungszeit τs = τc × (1 + q) zur Verschiebung des Bereichs optimaler Mas
senauflösung die Gesamtbeschleunigungsspannung Us nach der Gleichung
Us = Uc × (1 + c₁ × p + c₂ × q + c₃ × p × q) verändert wird, wobei τc die bei der Kalibrie
rung verwendete Verzögerungszeit, und c₂ und c₃ zwei weitere Apparatekonstanten sind.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Appara
tekonstanten in den Bereichen 0,04 c₁ 0 , 0,004 c₂ 0, und 0,001 c₃ 0 liegen.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Konstanten c₁, c₂ und c₃
durch eine einmalige Eichung eines Massenspektrometers gleichen Typs bestimmt werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
monomeren, dimeren oder oligomeren Ionen der MALDI-Matrixsubstanz als Referenzio
nen verwendet werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche unter Benutzung eines großflächi
gen Probenträgers, dadurch gekennzeichnet,
daß sich auf dem Probenträger an mindestens drei weitauseinanderliegenden Orten Proben
einer Referenzsubstanz befinden,
daß die Referenzproben zu einer Ermittlung der Werte für den Steuerparameter p an den
Orten der Referenzproben verwendet werden,
und daß für die übrigen Proben auf dem Probenträger lineare Interpolationen des Steuerpa
rameters p nach den Ortskoordinaten der Probe verwendet werden.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996133507 DE19633507C1 (de) | 1996-08-20 | 1996-08-20 | Genaue Massenbestimmung mit MALDI-Flugzeitmassenspektrometern |
GB9717646A GB2316532B (en) | 1996-08-20 | 1997-08-20 | Mass determination with MALDI time-of-flight mass spectrometers |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1996133507 DE19633507C1 (de) | 1996-08-20 | 1996-08-20 | Genaue Massenbestimmung mit MALDI-Flugzeitmassenspektrometern |
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Publication Number | Publication Date |
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DE19633507C1 true DE19633507C1 (de) | 1998-01-29 |
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ID=7803104
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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Country | Link |
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DE (1) | DE19633507C1 (de) |
GB (1) | GB2316532B (de) |
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DE102022123559B3 (de) | 2022-09-15 | 2023-10-19 | Bruker Daltonics GmbH & Co. KG | Verfahren und Vorrichtung zur Performanzüberwachung und -regelung einer Ionenquelle |
DE102023110079B3 (de) | 2023-04-20 | 2024-06-20 | Bruker Daltonics GmbH & Co. KG | Vorrichtung und Verfahren zum spektrometrischen Analysieren von Probenmaterial |
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GB9717646D0 (en) | 1997-10-22 |
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