DE19612368B4 - Verfahren und Vorrichtung zur Massenrestaurierung von Archiv- und Bibliotheksbeständen - Google Patents

Verfahren und Vorrichtung zur Massenrestaurierung von Archiv- und Bibliotheksbeständen Download PDF

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Abstract

Verfahren zur Massenrestaurierung von Archiv- und Bibliotheksbeständen zur Behandlung von insbesondere durch Alterung geschädigter Papiersubstanz, bei dem die Papiersubstanz entsprechend der Art ihrer Schädigung naßbehandelt, gereinigt, getrocknet, zwischenzeitlich beschichtet, gespalten und mit Kernklebstoff versehen wird, dadurch gekennzeichnet, daß in einem Durchlaufsystem, welches die Behandlung von geschädigten Papiersubstanzen in ein und demselben Behandlungsdurchlauf ermöglicht, ungeachtet der Schädigungsart der Papiersubstanz
– jedes Blatt der zu behandelnden Papiersubstanz zum Schutz in Polyestervlies eingehüllt, mit diesem zusammen in einem Siebbeutel aufgenommen und gemeinsam mit einer Vielzahl anderer Siebbeutel, die ebenfalls in Polyestervlies eingehüllte Blätter enthalten, in einer allseitig wasserdurchlässigen Naßbehandlungskassette zum Zweck einer Reinigung und Konservierung einem Tauchbad mit faserverstärkender Wirkung unter gleichmäßiger Wässerung, Durchströmung und Sogwirkung ausgesetzt wird, wobei jedes Blatt durch seine Aufbewahrung in einem separaten Siebbeutel jederzeit für eine individuelle und der jeweiligen Schädigung entsprechende Reinigungs- und Konservierungsdauer einzeln zur Trocknung aus der Naßbehandlungskassette entnommen wird sowie
– die...

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Massenrestaurierung von Archiv- und Bibliotheksbeständen für die Behandlung von insbesondere durch Alterung, beispielsweise mikrobiell, mechanisch, chemisch, thermisch und/oder Tintenfraß, geschädigter Papiersubstanz.
  • Bekannt ist ein Verfahren zur Naßbehandlung bei der Restaurierung von wertvollen Papierdokumenten gemäß der DD 283 051 A7 . Dort wird eine Naßbehandlungskassette beschrieben, mit der Papierdokumente im Massenverfahren naßbehandelt werden können. Mit diesem Verfahren gelingt es zwar einen wesentlichen Aspekt der Papierrestauration zu rationalisieren. Eine flexible und für den jeweils vorliegenden Schadensfall erforderliche Behandlung des Schriftguts, welches in der vorgenannten Art sehr unterschiedlich geschädigt sein kann, ist jedoch nicht möglich. Insgesamt ist festzustellen, daß der Erfolg dieser Papierrestauration in hohem Maß von den jeweils gegebenen Prozessbedingungen und subjektiv vom Geschick und von den Erfahrungen des Restaurators abhängt. Dieser Umstand ist einer objektiven schadensfallabhängigen Massenrestaurierung hinderlich.
  • Für zerfallsbedrohte Papierdokumente in größeren Stückzahlen stellt die bisher übliche Naßbehandlung und Papierspalttechnologie einen risikobehafteten und zeitaufwendigen Prozess dar. Dem bekannten Naßbehandlungs-Kassetten-System ( DD 283 051 A7 ) sind bei der Massenrestaurierung durch Papierspaltung bzw. Papieranfaserung technologische und geometrische Grenzen gesetzt. Die Positionierung, Verarbeitung und Entnahme der fragilen Papierdokumente aus dem Kassetten-System, verbunden mit einem hohen manuellen Arbeitsaufwand, war nur im getrockneten Materialzustand möglich. Eine Reproduzierbarkeit und gleichbleibende Qualität der erreichbaren Ergebnisse konnte nicht gewährleistet werden.
  • In Bezug auf darauffolgende Papieranfaserungen bzw. auf das enzymatische Ablösen der Gelatine-Beschichtung ist dieses Naßbehandlungs-Kassetten-System zur Massenbehandlung in einem passfähigen Restaurierungs-Gesamtsystem nicht geeignet.
  • Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein universelles und für die Massenanwendung geeignetes Verfahren sowie eine Vorrichtung zu dessen Durchführung zu schaffen, welches eine Restaurierung von zerfallsbedrohtem Schriftgut unterschiedlichster Schädigungsart jeweils in hoher und reproduzierbarer Qualität ermöglicht.
  • Erfindungsgemäß wird ein Durchlaufsystem geschaffen, in welchem jedes Blatt der zu behandelnden Papiersubstanz ungeachtet der Schädigungsart der Papiersubstanz zum Schutz in Polyestervlies eingehüllt, mit diesem zusammen in einem Siebbeutel aufgenommen und gemeinsam mit einer Vielzahl anderer Siebbeutel, die ebenfalls in Polyestervlies eingehüllte Blätter enthalten, in einer allseitig wasserdurchlässigen Naßbehandlungskassette zum Zweck einer Reinigung und Konservierung einem Tauchbad mit faserverstärkender Wirkung unter gleichmäßiger Wässerung, Durchströmung und Sogwirkung ausgesetzt wird. Durch diese Aufbewahrung in einem separaten Siebbeutel ist jedes Blatt der zu restaurierenden und naßbehandelten Papiersubstanz trotz der besagten Massenanwendung jederzeit für eine individuelle und der jeweiligen Schädigung entsprechende Reinigungs- und Konservierungsdauer einzeln zur Trocknung aus der Naßbehandlungskassette separierbar und kann aus dem Siebbeutel und dem Polyestervlies entnommen, getrocknet, mit Gelatine beschichtet, gespalten und mit Kernklebstoff versehen werden. Auf diese Weise wird einerseits eine automatisierbare und für die Massenrestaurierung von geschädigtem Schriftgut geeignete Behandlung für alle Papierformate in ein und demselben Behandlungsdurchlauf ermöglicht. Andererseits kann jedoch eine der Art und dem Umfang des Schadenfalls entsprechende individuelle Behandlung der Papiersubstanz erfolgen.
  • Zur Durchführung des Verfahrens ist eine Naßbehandlungskassette vorgesehen, welche rundum in einem Raster angeordnete Öffnungen aufweist und zur Aufnahme der Siebbeutel mit dem jeweils in Polyestervlies eingehüllten zerfallsbedrohten Schriftgut dient. Zum Zweck einer gleichmäßigen Wässerung, Durchströmung und Sogwirkung entspricht die durch die vorgenannten Öffnungen allseitig wasserdurchlässige Naßbehandlungskassette in ihrem Größenformat den aufzunehmenden Siebbeuteln. Somit wird eine laminare Durchströmung der Kassette während der Naßbehandlung ohne störende Verwirbelungen erreicht. Die Siebbeutel sind an Trägerachsen auf diesen verschiebbar angeordnet. Über Trocknungsstäbe als verlängerbare Trägerelemente, auf denen die Siebbeutel zu ihrer Trocknung ebenfalls verschiebbar und damit noch weiter vereinzelbar sind, können die Trägerachsen während des Trocknungsprozesses in einem Rahmen aufgenommen werden.
  • Die erfindungsgemäßen Merkmale ermöglichen einen für alle Bearbeitungsfälle der Restaurierung automatisierbaren einheitlichen Behandlungsdurchlauf frei von menschlicher oder sonstiger unmittelbarer mechanischer Berührung des zu restaurierenden Schriftgutes mit den besagten Vorteilen einer individuellen und schadensspezifischen Behandlungsart und -dauer.
  • Überraschend hat sich gezeigt, daß auf diese Weise sowohl ein großer Durchsatz an geschädigter Papiersubstanz als auch eine hohe und reproduzierbare Qualität bei der Behandlung erzielt werden können. Erstmals gelingt es damit, zerfallsbedrohtes Schriftgut mit großen Stückzahlen in einer betriebswirtschaftlich effizient arbeitenden Anlage bestandsfest zu restaurieren, was insbesondere für Bibliotheken und Archive höchst interessant ist.
  • Die Erfindung soll nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Restaurierungssystems für die Massenbehandlung von zerfallsbedrohtem Schriftgut als Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
  • Es zeigen:
  • 1: Ablaufplan zur Behandlung des Schriftgutes (Teil 1)
  • 2: Ablaufplan zur Behandlung des Schriftgutes (Teil 2)
  • 3: Gesamtansicht der Behandlungsanlage
  • 4: Systemeinheit zur Feststellung des Schadens und der Dekontamination
  • 5: Systemeinheit 'Beladestation'
  • 6: Systemeinheit 'Naßbehandlungsstation'
  • 7: Systemeinheit 'Entnahmestation'
  • 8: Systemeinheit 'Preßstation'
  • 9: Systemeinheit zur Werkstoffaufbereitung und zum Anfasern
  • 10: Systemeinheit zum Beschichten, Spalten und zur inneren Gesamtstabilisierung
  • 11: Systemeinheit zur Trocknung
  • 12: Systemeinheit zur Buchblock- und Einbandrestaurierung
  • 13: Aufbau der speziellen Naßbehandlungskassette mit den Siebbeuteln
  • 14: Einlegen eines in einem Polyestervlies aufgenommenen zerfallsbedrohten Papierdokuments in einen Siebbeutel
  • 15: Beschicken der Naßbehandlungskassette durch den Stapel der Siebbeutel mit den jeweils im Polyestervlies aufgenommenen Papierdokumenten
  • 16: schematischer Ablauf zur Naßbehandlung mehrerer gemäß 15 beschickter Naßbehandlungskassetten
  • 17: Leerung einer gemäß 16 behandelten Naßbehandlungskassette, Entnahme des Stapels mit den Siebbeuteln und Anschrauben von zwei Trocknungsstäben an die beiden Trägerachsen des Stapels
  • 18: Aufnahme der durch die Trocknungsstäbe verlängerten Trägerachsen des Siebbeutelstapels in einem Trocknungsregal und Auseinanderziehung des Siebbeutelstapels zum Zweck der Lufttrocknung der vereinzelten Siebbeutel
  • Der in 1 und 2 dargestellte Verfahrensablauf zur Prozeßabfolge der Restaurierung beschädigten Schriftgutes für unterschiedlichste Schadensarten wird in einer einheitlichen und gemeinsamen Behandlungsanlage als flexibles System zur Behandlung der unterschiedlichsten Schadensfälle durchgeführt.
  • Die Behandlungsanlage ist in ihrer räumlichen Aufstellung der einzelnen Systemeinheiten (Behandlungsstationen) in 3 gezeigt, wobei die Systemeinheiten zur Prozeßabfolge über ein ebenfalls in 3 angedeutetes Deckenlift-Schienensystem in Verbindung stehen. Herzstück des erfindungsgemäßen Verfahrens und der Behandlungsanlage ist das Naßbehandlungssystem in Verbindung mit der Preßstation.
  • Die nachfolgend beschriebenen Systemeinheiten sind für die Durchführung der einzelnen Arbeitsprozesse jeweils selbständig arbeitende Teilbereiche (Arbeitsräume) der Behandlungsanlage als Gesamtsystem.
  • 4 zeigt die Systemeinheit zur Schadensfeststellung und Dekontamination. In dieser Systemeinheit erfolgen die Annahme der geschädigten Archiv- und Bibliotheksbestände, die Schadensfeststellung, die Bestandssicherung (Dokumentation, Einschweißen, Schutzverpackung, Sicherheitskopie), die Paginierung, das Zerlegen des Einbandes, das Auflösen des Buchblockes, die Trockenreinigung unter Reinraumbedingungen sowie das Einlegen der zerfallsbedrohten und zu restaurierenden Papierdokumente in Siebbeutel von Naßbehandlungskassetten (vgl. insbesondere 13 bis 15). Ein Strang des Deckenlift-Schienensystem endet bzw. beginnt in diesem Arbeitsraum, der durch eine Schleusentür von den anderen Systemeinheiten getrennt ist.
  • Das Naßbehandlungssystem betrifft die vorgenannten Naßbehandlungskassetten sowie die Systemeinheiten 'Beladestation' (vgl. 5), 'Naßbehandlungsstation' (vgl. 6) und 'Entnahmestation' (vgl. 7).
  • An der Beladestation werden die mit den zerfallsbedrohten Papierdokumenten beschickten Naßbehandlungskassetten jeweils an den Kassettentransportrahmen der Deckenliftanlage (Deckenlift-Schienensystem) angebracht. In 5 sind jeweils drei Naßbehandlungskassetten zur Aufnahme an einem Kassettentransportrahmen vorgesehen, die anschließend von der Deckenliftanlage in der als Pfeildarstellung symbolisierten Laufrichtung zur Naßbehandlungsstation (6) weitertransportiert werden. Diese befindet sich in einem besonderen Naßraumkomplex, in welchem mehrere elektrisch beheizbare Tauchbehälter nach dem Baukastenprinzip mit physikalischen und chemischen Bädern für die jeweiligen Anforderungen angeordnet sind. Nach dem Eintauchen der jeweils drei im Kassettentransportrahmen aufgenommenen Naßbehandlungskassetten werden selbige nach einer für die Schadensbehandlung festgelegten Naßbehandlungszeit und -art aus dem jeweiligen Tauchbehälter entnommen, und verweilen danach entsprechende Zeit über einem Abtropfbehälter (vgl. 6). Im Anschluss daran werden die Naßbehandlungskassetten von der Deckenliftanlage zur Entnahmestation (vgl. 7) transportiert. Dort werden die jeweils drei Naßbehandlungskassetten von dem Transportrahmen getrennt und zur Weiterbearbeitung/Trocknung bereitgestellt. Der entleerte Transportrahmen wird von der Deckenliftanlage über den kleinen Schienenkreis (vgl. 3) zur Beladestation zurückgefahren und dort neu beschickt.
  • 8 zeigt die Systemeinheit 'Preßstation'. Diese wird für die Teilprozesse Anfasern, Beschichten, innere Gesamtstabilisierung und Naßbehandlung jeweils in gleicher Weise genutzt. Die Preßstation mit drei dargestellten hydraulischen Pressen befindet sich im Zentrum der Anlage und ist von mehreren Seiten bedienbar, wodurch die Transportwege auf ein Minimum reduziert werden. In der hydraulischen Presse werden die aus den Siebbeuteln entnommenen und nach wie vor jeweils in Polyestervlies eingehüllten Papierdokumente im Stapel einer Presskraft F unterzogen.
  • 9 zeigt die Systemeinheit zur Werkstoffaufbereitung und zum Anfasern, in welcher sowohl die Kernklebstoffherstellung für das Papierspalten als auch die Faseraufbereitung für den Anfaserungsprozeß erfolgt. Dazu wird ein an sich bekanntes Dispergiergerät eingesetzt. Anfasergeräte und Absaugtische bilden die Systemeinheit Anfasern zur Fehlstellenausbesserung.
  • 10 zeigt die Systemeinheit zum Beschichten, Spalten und zur inneren Gesamtstabilisierung. Hier stehen Anschmiermaschinen, elektrisch beheizbare Behälter mit Gelatine, Behälter mit Kernklebstoff, ein Spalttisch und fahrbare Stapel mit Preßbüchern bereit. Mit der Deckenliftanlage werden die Behälter mit Gelatine und Kernklebstoff transportiert.
  • 11 zeigt die Systemeinheit zur Trocknung. Nach jeder Naßbehandlung (vgl. 6) der Kassetten mit den enthaltenen Papierdokumenten, die in derselben jeweils in Polyestervlies eingehüllt und in Siebbeuteln aufgenommen sind, ist eine Trocknung erforderlich. Für diese ist ein klimatisierter Raum mit spezieller Be- und Entlüftung vorgesehen. In diesem Raum, der unmittelbar der Entladestation benachbart ist, sind stationäre Trocknungsregale und Stapeltrockner zur Einzelblatttrocknung sowie fahrbare Vorrichtungen (Rahmensysteme) zur Trocknung der Siebbeutel untergebracht (vgl. auch 18).
  • 12 zeigt die Systemeinheit zur Buchblock- und Einbandrestaurierung. Diese befindet sich in einem von der vorbeschriebenen Bearbeitungsanlage abgetrennten Raum (vgl. 3). Hier erfolgen die Buchblock- und Einbandrestaurierung, die Anwendung spezieller und nicht näher ausgeführter Bindetechniken sowie eine Endkontrolle.
  • Erfindungsgemäß wird jedes zu behandelnde geschädigte Papierdokument zum Schutz in Polyestervlies eingehüllt, mit diesem zusammen in einem Siebbeutel aufgenommen und gemeinsam mit einer Vielzahl anderer Siebbeutel, die ebenfalls in Polyestervlies eingehüllte Blätter enthalten, in einer allseitig wasserdurchlässigen Naßbehandlungskassette zum Zweck einer Reinigung und Konservierung einem Tauchbad mit faserverstärkender Wirkung unter gleichmäßiger Wässerung, Durchströmung und Sogwirkung ausgesetzt. Durch diese Art der Aufbewahrung in einem separaten Siebbeutel kann jedes Einzelblatt jederzeit für eine individuelle und der jeweiligen Schädigung entsprechende Reinigungs- und Konservierungsdauer separat zur Trocknung und anschließenden Weiterbehandlung, insbesondere Gelatinebeschichtung, Papierspalten, Einbringung von Kernklebstoff, Anfasern aus der Naßbehandlungskassette entnommen werden.
  • In 13 ist eine spezielle Naßbehandlungskassette 1 abgebildet, die rundum aus einem gitter- bzw. netzartigen Drahtgeflecht besteht und somit an jeder Seite rasterförmige Öffnungen für ein Durchströmen der Flüssigkeit bei der Naßbehandlung aufweist. Die Naßbehandlungskassette 1 entspricht in ihrem Größenformat den Abmessungen der aufzunehmenden Siebbeutel 6. Durch diese Formatanpassung sowie durch die besagten allseitigen rasterförmigen Öffnungen ist die Naßbehandlungskassette 1 im Prozeß der Naßbehandlung (vgl. 6 und 16) einer laminaren Durchströmung ausgesetzt, die eine Flüssigkeitseinwirkung mit gleichmäßiger Wässerung, Durchströmung und Sogwirkung auf jedes der in der Naßbehandlungskassette 1 aufgenommenen Papierdokumente 10, insbesondere ohne störende Verwirbellungen, gewährleistet, so daß nicht nur qualitativ sehr gute, sondern auch reproduzierbare Behandlungsergebnisse erzielt werden.
  • Zur Beschickung der Naßbehandlungskassette 1 (vgl. 13 bis 15) wird das zu restaurierende, zerfallsbedrohte Papierdokument 1Q in ein Polyestervlies 9 eingehüllt und in diesem (durch Pfeildarstellung angedeutet) jeweils in einen Siebbeutel 6 eingeschoben. Eine in 13 abgebildete Naßbehandlungskassette 1 nimmt insgesamt 75 Stück Siebbeutel 6 auf, welche durch zwei Trägerachsen 2 mit Rändelschrauben 3 an ihrem Innenrand (dargestellter linker Rand in 14) zusammengehalten werden. Damit werden die Siebbeutel 6 als wie ein Buch umblätterbares Siebbeutelbündel mit jeweils nach außen gerichteten Öffnungen fixiert.
  • Nachdem die Siebbeutel 6 jeweils mit einem durch Polyestervlies umgebenen Papierdokument 10 bestückt sind, wird die Naßbehandlungskassette 1 über das Siebbeutelbündel übergeschoben (durch Pfeildarstellung in 15 symbolisiert) und der Naßbehandlung (vgl. 6 und 16) unterzogen.
  • Während der Naßbehandlung ist gewährleistet, daß die Zwischenräume der Siebbeutel 6 durch Stabilisierungsschienen 5 aufrecht erhalten bleiben.
  • Nach dieser Behandlung wird die Naßbehandlungskassette 1 von dem darin befindlichen Siebbeutelbündel separiert, und die im Polyestervlies 9 geschützten Papierdokumente 10 können sowohl im nassen als auch im getrockneten Zustand jeweils aus den Siebbeuteln 6 entnommen werden (in 17 durch Pfeildarstellungen angedeutet). Dazu wird das Siebbeutelbündel wiederum wie ein Buch um den mit den Trägerachsen 2 und die Rändelschrauben 3 zusammengehaltenen Innenrand umgeblättert. Aus den Öffnungen der Siebbeutel 6 werden jeweils die im Polyestervlies 9 eingehüllten Papierdokumente 10 entnommen und zur Weiterverarbeitung bereitgestellt.
  • Erfolgt die Entnahme der im Polyestervlies 9 eingehüllten Papierdokumente 10 bereits im nassen Zustand, so ist vor der Weiterbehandlung deren Trocknung in der besagten und der Entladestation benachbarten Systemeinheit (vgl. 3 und 11) vorgesehen.
  • Hingegen kann auch eine Trocknung der Papierdokumente 10 noch im beschickten Zustand der Siebbeutel 6 erfolgen. Dazu sind die Siebbeutel 6 auf den Trägerachsen 2 verschiebbar und können auf diese Weise zur besseren Lufttrocknung separiert werden. Der Vereinzelungseffekt kann noch durch Trocknungsstäbe 4 unterstützt werden, welche jeweils anstelle der Rändelschrauben 3 als Verlängerungen der Trägerachsen 2 an dieselben angeschraubt werden (vgl. 13 und 17) und auf denen die einzelnen Siebbeutel 6 insgesamt auf eine Länge von ca. 150 cm zu ihrer Lufttrocknung auseinandergeschoben werden können. 18 zeigt ein fahrbares Trocknungsregal, auf welches das Siebbeutelbündel mit den angeschraubten Trocknungsstäben 4 aufgelegt wird, wobei Kreuzgriffmuttern 8 am äußeren Ende der Trocknungsstäbe 4 (vgl. 13) eine Arretierung und Lagestabilisierung bewirken. Die Pfeildarstellung und der untere Teil des Trocknungsregals symbolisieren die Vereinzelung der Siebbeutel 6 auf den Trocknungsstäben 4. Nach Entnahme der restlichen getrockneten Papierdokumente 10 können die Siebbeutelbündel und die Naßbehandlungskassette 1 ohne zusätzliche Wartung und Nachbehandlung zur Neubeschickung weiterbenutzt werden.

Claims (2)

  1. Verfahren zur Massenrestaurierung von Archiv- und Bibliotheksbeständen zur Behandlung von insbesondere durch Alterung geschädigter Papiersubstanz, bei dem die Papiersubstanz entsprechend der Art ihrer Schädigung naßbehandelt, gereinigt, getrocknet, zwischenzeitlich beschichtet, gespalten und mit Kernklebstoff versehen wird, dadurch gekennzeichnet, daß in einem Durchlaufsystem, welches die Behandlung von geschädigten Papiersubstanzen in ein und demselben Behandlungsdurchlauf ermöglicht, ungeachtet der Schädigungsart der Papiersubstanz – jedes Blatt der zu behandelnden Papiersubstanz zum Schutz in Polyestervlies eingehüllt, mit diesem zusammen in einem Siebbeutel aufgenommen und gemeinsam mit einer Vielzahl anderer Siebbeutel, die ebenfalls in Polyestervlies eingehüllte Blätter enthalten, in einer allseitig wasserdurchlässigen Naßbehandlungskassette zum Zweck einer Reinigung und Konservierung einem Tauchbad mit faserverstärkender Wirkung unter gleichmäßiger Wässerung, Durchströmung und Sogwirkung ausgesetzt wird, wobei jedes Blatt durch seine Aufbewahrung in einem separaten Siebbeutel jederzeit für eine individuelle und der jeweiligen Schädigung entsprechende Reinigungs- und Konservierungsdauer einzeln zur Trocknung aus der Naßbehandlungskassette entnommen wird sowie – die Blätter der naßbehandelten Papiersubstanz jeweils aus dem Siebbeutel und dem Polyestervlies entnommen, getrocknet, mit Gelatine beschichtet, gespalten und mit Kernklebstoff versehen werden.
  2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Naßbehandlungskassette (1), die rundum rasterförmige Öffnungen aufweist, zur Aufnahme von Siebbeuteln (6) mit jeweils in Polyestervlies (9) eingehülltem zerfallsbedrohtem Schriftgut (10) vorgesehen ist, wobei die Naßbehandlungskassette (1) zum Zweck einer gleichmäßigen Wässerung, Durchströmung und Sogwirkung im Größenformat den aufzunehmenden Siebbeuteln (6) entspricht, daß die Siebbeutel an Trägerachsen (2) auf diesen verschiebbar angeordnet sind und daß die Trägerachsen (2) über Trocknungsstäbe (4) als verlängerbare Trägerelemente, auf denen die Siebbeutel (6) zu ihrer Trocknung ebenfalls verschiebbar sind, an einem Rahmen befestigt werden können.
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