DE102008030485A1 - Verfahren und Anordnung zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz - Google Patents

Verfahren und Anordnung zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz Download PDF

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Abstract

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz (1), bei dem die Papiersubstanz (1) entsprechend einer Art ihrer Beschädigung in einer Nassbehandlung bearbeitet wird, wobei die Papiersubstanz (1) zwischen mehreren Schichten (3 bis 6) zur Fixierung separiert wird und mit diesen eine Lage (L) bildet, wobei mehrere Lagen (L) während der Nassbehandlung in einer Kompressionskassette (2) angeordnet werden. Erfindungsgemäß werden zur Bildung einer einzelnen Lage (L) die Papiersubstanz (1) zwischen zwei aus einem Polyestervlies gebildeten Schichten (3 und 4) und diese aus dem Polyestervlies gebildeten Schichten (3 und 4) zwischen zwei aus einem Kompressionsmaterial gebildeten Schichten (5 und 6) angeordnet und fixiert. Die Erfindung betrifft weiterhin eine Vorrichtung zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz (1).

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Die Erfindung betrifft weiterhin eine Anordnung zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 9.
  • Im Stand der Technik sind verschiedene Verfahren und Vorrichtungen bekannt, mittels welchen eine Restaurierung von Schriftgut bzw. Papiersubstanz, welche aus verschiedensten Gründen, beispielsweise aus Altersgründen oder infolge von Bränden beschädigt sind, durchgeführt wird. Dabei weist die Papiersubstanz häufig eine hohe Instabilität auf, so dass mechanische Einwirkungen auf die Papiersubstanz zu vermeiden sind. Insbesondere brandgeschädigte Papiersubstanz kann bei einer Berührung zerfallen, so dass diese mit größter Sorgfalt und damit verbundenem großem Aufwand einer Nassbehandlung zur Restaurierung zugeführt werden muss.
  • Ein derartiges Verfahren zur Nassbehandlung bei der Restaurierung von wertvollen Papierdokumenten ist aus der DD 283 051 A7 bekannt, wobei Papierfasern der Papierdokumente beispielsweise durch Schimmelbefall, Tintenfraß oder Holzschliffzerfall zerstört sind. Bei diesem Verfahren werden in einer dreiseitig verschweißten Hülle, welche vorzugsweise aus einem Polyesterdrahtgewebe gebildet ist und eine Stabilisierungsschiene umfasst, zerfallsbedrohte Papierdokumente für eine Nassbehandlung fixiert. Weiterhin werden die in den Hüllen angeordneten Papierdokumente in einer Nassbehandlungskassette, im Weiteren auch als Kompressionskassette bezeichnet, angeordnet, mittels welcher diese einer gleichmäßigen Wässerung, Durchströmung und Sogwirkung ausgesetzt werden. Eine Trocknung der Papierdokumente in den Hüllen wird nach der erfolgten Nassbehandlung durch Auseinanderziehen der Hüllen erzielt.
  • Nachteilig ist jedoch, dass eine Positionierung, Verarbeitung und Herausnahme der fragilen Papierdokumente aus der Nassbehandlungskassette mit einem hohen manuellen Arbeitsaufwand verbunden ist und zu Schädigungen der Papiersubstanz führen kann. Weiterhin ist die beschriebene Nassbehandlungskassette für darauf folgende Papieranfaserungen bzw. für ein enzymatisches Ablösen einer Gelatine-Beschichtung und zur Massenbehandlung in einem passfähigen Gesamtsystem der Massenrestaurierung ungeeignet. Weiterhin ist eine Reproduzierbarkeit und gleich bleibende Qualität der erzielten Ergebnisse nicht sichergestellt.
  • Zur Überwindung dieser Nachteile sind aus der DE 196 12 368 B4 ein Verfahren zur Massenrestaurierung von geschädigter Papiersubstanz und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens bekannt, wobei die Papiersubstanz entsprechend einer Art der Beschädigung nassbehandelt, gereinigt, getrocknet, zwischenzeitlich beschichtet, gespalten und mit Kernklebstoff versehen wird. Dabei wird jedes Blatt der zu behandelnden Papiersubstanz in einem Polyestervlies eingehüllt, mit diesem zusammen in einem Siebbeutel aufgenommen und gemeinsam mit einer Vielzahl anderer Siebbeutel, welche ebenfalls in Polyestervlies eingehüllte Blätter enthalten, in einer allseitig wasserdurchlässigen Nassbehandlungskassette zu einer Nassbehandlung einem Tauchbad zugeführt. Weiterhin werden die Blätter der nassbehandelten Papiersubstanz jeweils aus der Nassbehandlungskassette, dem Siebbeutel und dem Polyestervlies entnommen, getrocknet, mit Gelatine beschichtet und mit Kernklebstoff versehen.
  • Nachteilig ist jedoch, dass die verwendeten Siebbeutel aufgrund einer Materialschrumpfung, Destabilisierung und Deformierung eine Gefahrenquelle bilden und zu einer zusätzlichen Beschädigung der Papiersubstanz während der Nassbehandlung führen können. Auch besteht die Gefahr, dass Teile der Papiersubstanz oder die gesamte Papiersubstanz vor und/oder während der Nassbehandlung in dem Siebbeutel verrutschen oder in der Nassbehandlung aus diesem ausgespült werden.
  • Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein gegenüber dem Stand der Technik verbessertes Verfahren und eine verbesserte Anordnung zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz anzugeben, mit welchem eine optimale Fixierung der Papiersubstanz bei gleichzeitiger Minimierung eines Risikos einer Beschädigung dieser erreicht wird.
  • Hinsichtlich des Verfahrens wird die Aufgabe erfindungsgemäß durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst. Hinsichtlich der Anordnung wird die Aufgabe erfindungsgemäß durch die im Anspruch 9 angegebenen Merkmale gelöst.
  • Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
  • Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz wird diese entsprechend einer Art ihrer Beschädigung in einer Nassbehandlung bearbeitet. Dabei wird die Papiersubstanz zwischen mehreren Schichten zur Fixierung separiert und bildet mit diesen eine Lage, wobei mehrere Lagen während der Nassbehandlung in einer Kompressionskassette angeordnet werden. Erfindungsgemäß werden zur Bildung einer einzelnen Lage die Papiersubstanz zwischen zwei aus einem Polyestervlies gebildeten Schichten und diese aus dem Polyestervlies gebildeten Schichten zwischen zwei aus einem Kompressionsmaterial gebildeten Schichten angeordnet und fixiert. Da sich das Polyestervlies und das Kompressionsmaterial bei einer Berührung mit einer Flüssigkeit ausdehnen, wird eine gleichmäßige Kompression bzw. Verpressung der Papiersubstanz zwischen den Schichten erzielt, so dass in besonders Gewinn bringender Weise ein Verrutschen und ein Ausspülen der Papiersubstanz vermieden werden. Es ist weiterhin sehr vorteilhaft, dass keine zusätzliche mechanische Befestigung der Papiersubstanz erforderlich ist, so dass eine Beschädigung der Papiersubstanz während der Nassbehandlung vermieden wird.
  • In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird die Papiersubstanz gemäß einer originalen Bogenfalzung zwischen den Schichten angeordnet. Daraus resultiert der Vorteil, dass die Papiersubstanz in der Anordnung restauriert wird, in welcher sie beispielsweise in einem Buch angeordnet ist. Somit eignen sich das Verfahren und die Vorrichtung zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz vorzugsweise auch zu einer Massenrestaurierung von beschädigtem Schriftgut. Auch ist die Restaurierung eines Buchblockes unter Berücksichtigung einer ursprünglichen Anordnung möglich.
  • Zusätzlich wird das Kompressionsmaterial in Abhängigkeit von der Art der Beschädigung der Papiersubstanz gewählt, wobei das Kompressionsmaterial ein Laminat-Polyesterfilz, ein gewebtes Polyestersieb und/oder Zwischenlagegitter aus Polypropylen ist. Somit wird stets eine auf die Art der Beschädigung der Papiersubstanz angepasste Behandlung und Restaurierung der Papiersubstanz erreicht.
  • Vor der Durchführung der Nassbehandlung werden mehrere der Lagen in einem trockenen Zustand in einem Presswinkel-Einsatz angeordnet. Durch diese Anordnung wird eine genaue Ausrichtung der Papiersubstanz erzielt, wobei der Presswinkel-Einsatz Befestigungselemente zu einer Befestigung der Lagen umfasst. Zusätzlich weisen die Schichten der Lagen zu den Befestigungselementen des Presswinkel-Einsatzes korrespondierende Durchführungen auf, so dass eine genaue und einfache Befestigung dieser in dem Presswinkel-Einsatz möglich ist. Eine anschließende Übertragung der ausgerichteten Lagen als eine Einheit aus dem Presswinkel-Einsatz in die Kompressionskassette stellt sicher, dass nur geringe oder keine mechanischen Kräfte auf die Papiersubstanz wirken und deren Ausrichtung nicht verändert wird.
  • Gemäß einer Gewinn bringenden Ausgestaltung der Erfindung werden die Kompressionskassette und die in dieser angeordneten Lagen während der Nassbehandlung zumindest einem oder mehreren Tauchbädern zugeführt. Auch wird die Papiersubstanz nach der Nassbehandlung vorzugsweise in der Kompressionskassette weiter verarbeitet. Durch die Anordnung der Papiersubstanz in der Kompressionskassette und die Fixierung wird während der Nassbehandlung und Weiterverarbeitung eine Veränderung der Ausrichtung der Papiersubstanz vermieden und somit ein verbessertes Ergebnis der Restaurierung erreicht. Weiterhin ist die Kompressionskassette während des gesamten Verfahrenablaufes leicht händelbar. Auch ist eine berührungsfreie Nassbehandlung, Anfaserung und Trocknung der Papiersubstanz sichergestellt.
  • Ferner wird die Papiersubstanz während der Nassbehandlung gereinigt, dekontaminiert, entsäuert, faserstabilisiert, angefasert, gesamtstabilisiert, entwässert und/oder gegautscht. Unter Dekontamination wird dabei insbesondere eine Entfernung von Verunreinigungen aus der Papiersubstanz verstanden, wobei die Verunreinigungen papier- und/oder gesundheitsschädlich sein können. Diese Verunreinigungen umfassen z. B. Brand- und/oder Rußpartikel, biozide und/oder chemische Schadstoffe, Verunreinigungen aufgrund eines Schimmelpilzbefalls und/oder weitere denkbare Verunreinigungen.
  • In einem möglichen Verfahrensablauf wird die Papiersubstanz in einem ersten Schritt mechanisch gesichert und vorbereitend dekontaminiert, in einem zweiten Schritt dekontaminiert und gereinigt, in einem dritten Schritt teilstabilisiert, in einem vierten Schritt gesamtstabilisiert, in einem fünften Schritt konfektioniert und konserviert und in einem sechsten Schritt einer Qualitätskontrolle unterzogen und freigegeben.
  • Bei der erfindungsgemäßen Anordnung zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz, mittels welcher die Papiersubstanz entsprechend einer Art ihrer Beschädigung in einer Nassbehandlung bearbeitbar ist, ist die Papiersubstanz zwischen mehreren Schichten zur Fixierung separiert angeordnet und bildet mit diesen Schichten eine Lage, wobei mehrere Lagen während der Nassbehandlung in einer Kompressionskassette angeordnet sind. Erfindungsgemäß ist eine einzelne Lage derart ausgebildet, dass die Papiersubstanz zwischen zwei aus einem Polyestervlies gebildeten Schichten und diese aus dem Polyestervlies gebildeten Schichten zwischen zwei aus einem Kompressionsmaterial gebildeten Schichten angeordnet und fixiert sind. Diese Anordnung ermöglicht die Anwendung einer standardisierten Restaurierungstechnologie unter Minderung eines Restaurierungsrisikos, so dass ein Restaurierungsaufwand minimierbar ist.
  • Zu einer Fixierung der Lagen umfasst die Kompressionskassette neben einem Grundkörper, Verschlusselementen und einer abnehmbaren und/oder schwenkbaren Deckplatte Befestigungselemente zur Befestigung der Lagen.
  • Dabei entsprechen die Befestigungselemente der Kompressionskassette vorzugsweise den Befestigungselementen des Presswinkel-Einsatzes, so dass die Übertragung der Lagen in die Kompressionskassette unter Beibehaltung der Anordnung und Ausrichtung der Schichten und der zwischen diesen angeordneten Papiersubstanzen 1 ausführbar ist.
  • Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert.
  • Darin zeigen:
  • 1 schematisch einen Ablaufplan einer möglichen Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
  • 2 schematisch eine perspektivische Ansicht einer geöffneten Kompressionskassette,
  • 3 schematisch eine perspektivische Ansicht einer geschlossenen Kompressionskassette gemäß 2,
  • 4 schematisch einen Ausschnitt einer geschlossenen Kompressionskassette gemäß 3 mit mehreren Lagen zu restaurierender Papiersubstanz,
  • 5 schematisch einen Presswinkel-Einsatz mit mehreren Lagen zu restaurierender Papiersubstanz,
  • 6 schematisch eine erste Variante einer aus mehreren Schichten und der Papiersubstanz gebildeten Lage,
  • 7 schematisch eine zweite Variante einer aus mehreren Schichten und der Papiersubstanz gebildeten Lage und
  • 8 schematisch eine dritte Variante einer aus mehreren Schichten und der Papiersubstanz gebildeten Lage.
  • Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
  • 1 zeigt einen Ablaufplan eines möglichen Ausführungsbeispieles des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz 1, welche in 5 näher dargestellt ist. Bei der geschädigten Papiersubstanz 1 kann es beispielsweise um zerfallsbedrohte Papierdokumente handeln, welche z. B. aus Altersgründen oder infolge von Branden beschädigt sind.
  • Zur Restaurierung der Papiersubstanz 1 wird diese in einem ersten Schritt S01 des Verfahrens gesichert und vorbereitend dekontaminiert. Die Sicherung umfasst dabei insbesondere eine Eingangs- und Ausgangsdokumentation sowie eine Magazinierung der zu restaurierenden Papiersubstanz 1.
  • Weiterhin umfasst die Sicherung eine Schadendokumentation, ein Separieren zusammenklebender und/oder verbrannter Buchblöcke, die Sicherung geschrumpfter und deformierter Papiersubstanz 1 und eine partielle Sicherung der Papiersubstanz 1 nach original gefalzten Blattinformationen.
  • Während der vorbereitenden Dekontaminierung wird eine Desinfektion der Papiersubstanz 1 zur Senkung keimfähiger Pilze und Sporen durchgeführt. Zusätzlich wird eine Oberflächenreinigung der Papiersubstanz 1 von Ruß- und/oder Ascheschlamm-Ablagerungen ausgeführt und die Papiersubstanz 1 wird zu einer Nassbehandlung in einer Kompressionskassete 2, welche in 2 näher dargestellt ist, vorbereitet und fixiert.
  • In einem zweiten Schritt S02 wird die Papiersubstanz 1 dekontaminiert und gereinigt, wobei diese Dekontamination und Reinigung anhand einer Nassbehandlung in einem oder mehreren nicht näher dargestellten Tauch- bzw. Spülbädern durchgeführt wird.
  • Bei der Dekontaminierung und Reinigung in den Spülbädern werden bei unterschiedlichen Temperaturen und einer Sauerstoffanreicherung und spezieller Wasserbelebung insbesondere gesundheitsschädigende und papierzersetzende chemische, mikrobielle bzw. biozide Einlagerungen aus der Papiersubstanz 1 entfernt. Weiterhin werden bei brandgeschädigter Papiersubstanz 1 Rauchgas-, Löschwasser und/oder Aschekonzentrationen eliminiert. Abschließend wird die gereinigte und dekontaminierte Papiersubstanz 1 auf eine Teilstabilisierung und Gesamtstabilisierung ohne Zwischentrocknung, welche in den folgenden Schritten S03 bis S04 ausgeführt werden, vorbereitet. Zusätzlich ist nach der Dekontaminierung und Reinigung eine Faserverfestigung und Neuverfilzung der geschädigten Papiersubstanz 1 zu verzeichnen.
  • Im dritten Schritt S03 des Verfahrens wird die Papiersubstanz 1 teilstabilisiert. Während der Teilstabilisierung der Papiersubstanz 1 durch eine Papieranfaserung stehen multifunktionelle Komponenten zur Verfügung. Dabei können bei der Teilstabilisierung extrem brandgeschädigte und/oder stark geschrumpfte Papiersubstanzen 1 berührungsfrei, beispielsweise durch Unterdruck, geglättet, gereinigt und/oder angefasert werden.
  • Während der Teilstabilisierung wird die Papieranfaserung verwendet, um Fehlstellen in der Papiersubstanz 1 zu ergänzen. Dabei werden anhand aufbereiteter Faserstoff-Suspensionen, wie z. B. Baumwoll-Linters, Ramie-, Eukalyptus-, Bambus- und/oder Hanffasern, die Fehlstellen ergänzt und anschließend mittels bio-polymerer Stabilisatoren gefestigt.
  • Die Teilstabilisierung umfasst weiterhin ein Übervliesen der Papiersubstanz 1, welches mittels eines dünnen und verfilzten Faservlieses realisiert wird.
  • Im vierten Schritt S04 wird die Papiersubstanz 1 gesamtstabilisiert. Während einer implantierten Gesamtstabilisierung, welche insbesondere bei sehr stark beschädigter Papiersubstanz 1 mit Handschriften in einem Ruß- oder Aschebereich ausgeführt wird, wird eine Papierspaltung als invasiver Eingriff in die Papiersubstanz 1 durchgeführt, wodurch eine hohe Qualität der restaurierten Papiersubstanz 1 erzielt wird.
  • Bei der Gesamtstabilisierung werden pulverisierte und brandgeschädigte Papierfasern mittels bio-polymerer Stabilisatoren zusammen mit einer dünnen Schicht des verfilzten Faservlieses in das Innere der Papiersubstanz 1 implantiert. Weiterhin wird die Papiersubstanz 1 zum Schutz und zu einer verbesserten Haltbarkeit mit einer Gelatine-Schicht überzogen.
  • Nach einer Trocknung der Papiersubtanz 1 wird die allseitig umhüllende Gelatine-Schicht wieder von der restaurierten Papiersubstanz 1 entfernt, wobei verbleibende, nicht sichtbare Gelatinereste den Papierfasern eine erhöhte Langzeitstabilität verleihen.
  • In einem fünften Schritt S05 des Verfahrens wird die Papiersubstanz 1 insbesondere in einer Trockenbehandlung konfektioniert und konserviert. Dabei werden ein Zuschnitt von Verbrauchsmaterialien, eine Blattrandbearbeitung, z. B. ein Zuschnitt der restaurierten Papiersubstanz 1 und eine Zusammenstellung zu einer ursprünglichen Lagenformation, beispielsweise eines Buches, durchgeführt. Zusätzlich wird eine Buchblockbearbeitung ausgeführt und/oder ein Konservierungseinband erstellt.
  • In einem letzten, d. h. dem sechsten Schritt S06 des Verfahrens werden die restaurierte Papiersubstanz 1 und/oder die aus diesen gebildeten Konservierungseinbände einer Qualitätskontrolle unterzogen und freigegeben.
  • Die restaurierte Papiersubstanz 1 besitzt in vorteilhafter Weise eine uneingeschränkte Benutzungsfähigkeit und steht beispielsweise durch eine vorzugsweise nach der der Restaurierung durchgeführten Mikroverfilmung und Digitalisierung einer vielseitigen und beständigen Benutzung zur Verfügung.
  • Die 2 und 3 zeigen eine geöffnete bzw. eine geschlossene Kompressionskassette 2, welche zur Aufnahme der zu restaurierenden Papiersubstanz 1 während der Restauration vorgesehen ist.
  • Die Kompressionskassette 2 umfasst einen Grundkörper 2.1, Befestigungselemente 2.2, Verschlusselemente 2.3 und eine abnehmbare und/oder schwenkbare Deckplatte 2.4. Die Verschlusselemente 2.3 sind im dargestellten Ausführungsbeispiel als Rändelschrauben ausgebildet, welche einen sicheren und einfach lösbaren Verschluss ermöglichen. Die Deckplatte 2.4 ist zu der schwenkbaren Ausführung, beispielsweise mittels Scharnieren 2.5, an dem Grundkörper 2.1 befestigt.
  • Die Kompressionskassette 2 ist weiterhin allseitig wasserdurchlässig ausgebildet, so dass die Papiersubstanz 2 während der Nassbehandlung mit den in den Tauchbädern vorhandenen Flüssigkeiten in Kontakt gebracht wird.
  • Da die Tauchbäder zur Durchführung der Nassbehandlung aus verschiedenen chemischen Verbindungen, beispielsweise auch Säuren, gebildet sein können, welche einige Metalle beschädigen oder zerstören können, ist die Kompressionskassette vorzugsweise aus einem rost- und säurebeständigen Stahl oder Edelstahl gebildet.
  • 4 zeigt die Kompressionskassette mit darin in mehreren Lagen L angeordneten Papiersubstanzen 1.
  • Zur Bildung einer einzelnen Lage wird die Papiersubstanz 1 erfindungsgemäß zwischen zwei aus einem Polyestervlies gebildeten Schichten 3 und 4 und diese aus dem Polyestervlies gebildeten Schichten 3 und 4 zwischen zwei aus einem Kompressionsmaterial gebildeten Schichten 5 und 6 in separierter Weise angeordnet.
  • Gemäß 5 werden die Lagen L vor der Anordnung in der Kompressionskassette 2 in einem trockenen Zustand in einem Presswinkel-Einsatz 7 angeordnet.
  • Dabei werden die Papiersubstanzen 1, insbesondere gemäß einer originalen Bogenfalzung, beispielsweise in einem Buch, zwischen den zwei aus dem Polyestervlies gebildeten Schichten 3 und 4 und diese aus dem Polyestervlies gebildeten Schichten 3 und 4 zwischen den zwei aus dem Kompressionsmaterial gebildeten Schichten 4 und 5 in separierter Weise angeordnet.
  • Zu einer Befestigung der Lagen L umfasst der Presswinkel-Einsatz 7 mehrere Befestigungselemente 7.1, wobei die Schichten 3 bis 6 zu den Befestigungselementen 7.1 korrespondierende Durchführen D aufweisen.
  • Bei der Anordnung werden die Papiersubstanzen 1 in einer gewünschten Weise ausgerichtet, wobei diese Anordnung in dem ersten Schritt S01 des Verfahrens ausgeführt wird. Vor der Nassbehandlung werden die Lagen L als eine Einheit in die Kompressionskassette 2 übertragen, wobei die Befestigungselemente 2.2 der Kompressionskassette 2 und die Befestigungselemente 7.1 des Presswinkel-Einsatzes 7 zueinander korrespondieren bzw. die Befestigungselemente 2.2 der Kompressionskassette 2 den Befestigungselementen 7.1 des Presswinkel-Einsatzes 7 entsprechen. Dadurch ist es in vorteilhafter Weise möglich, dass die Anordnung der Papiersubstanz 1 in der Kompressionskassette 2 unter Vermeidung einer Berührung und unter Beibehaltung der Ausrichtung stattfindet.
  • Nach einem Verschließen der Kompressionskassette 2 wird diese mit denen in ihr angeordneten Lagen L zumindest einem oder mehreren Tauchbädern und den weiteren bereits beschriebenen Schritten S01 bis S06 zugeführt, um die Papiersubstanz 1 zu restaurieren. Bei einem in Kontakt-Treten der Schichten 3 bis 6 mit denen in den Tauchbädern vorhandenen Flüssigkeiten quellen diese auf, so dass eine Fixierung der Papiersubstanz 1 zwischen den Schichten 3 bis 6 in der Kompressions kassette 2 sichergestellt ist. Auch ein Ausschwemmen von Teilen der Papiersubstanz 1 oder der gesamten Papiersubstanz 1 wird somit verhindert.
  • Besonders vorteilhaft ist auch, dass die Trocknung, die Konservierung und die Konfektionierung in der Kompressionskassette 2 durchgeführt werden können, so dass eine minimale Berührung der Papiersubstanz 1 während aller Schritte S01 bis S06 sichergestellt ist.
  • Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird das Kompressionsmaterial der Schichten 5 und 6 in Abhängigkeit von einer Beschädigung der Papiersubstanz 1 gewählt, so dass je nach Art der Beschädigung eine optimale Restaurierung der der Papiersubstanz 1 ermöglicht wird.
  • In den 6 bis 8 sind verschiedene Varianten der aus den mehreren Schichten 3 bis 6 und der Papiersubstanz 1 gebildeten Lage L dargestellt, wobei verschiedene Kompressionsmaterialien als Schicht 5 und 6 gewählt sind.
  • Alle 6 bis 8 zeigen die Lage L, wobei die Papiersubstanz 1 zwischen den zwei aus Polyestervlies gebildeten Schichten 3 und 4 angeordnet ist. Gemäß 6 sind die Schichten 5 und 6 sind aus einem Laminat-Polyesterfilz, gemäß 7 aus einem gewebten Polyestersieb und gemäß 8 aus einem Zwischenlagegitter aus Polypropylen gebildet, wobei die verschiedenen Kompressionsmaterialien unterschiedliche Ausdehnungen und Durchlässigkeiten für Flüssigkeiten aufweisen, so dass eine Anpassung an die Art der Beschädigung der Papiersubstanz 1 möglich ist.
  • Zusammenfassend ist es mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen Anordnung zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz 1 möglich, dass diese in mehreren Schritten S01 bis S06 gereinigt, dekontaminiert, entsäuert, faserstabilisiert, angefasert, gesamtstabilisiert, entwässert, gegautscht und ohne zusätzlichen Eingriff getrocknet werden kann. Dadurch besteht die Möglichkeit, standardisierte Arbeitsabläufe mit einem großen Mengendurchsatz zu schaffen und gleich das Risiko einer weiteren Beschädigung oder vollständigen Zerstörung der Papiersubstanz 1 während der Restaurierung zu minimieren.
  • 1
    Papiersubstanz
    2
    Kompressionskassette
    2.1
    Grundkörper
    2.2
    Befestigungselement
    2.3
    Verschlusselement
    2.4
    Deckplatte
    2.5
    Scharnier
    3
    Schicht
    4
    Schicht
    5
    Schicht
    6
    Schicht
    7
    Presswinkeleinsatz
    7.1
    Befestigungselement
    D
    Durchführung
    L
    Lage
    S01 bis S06
    Schritt
  • ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
  • Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
  • Zitierte Patentliteratur
    • - DD 283051 A7 [0003]
    • - DE 19612368 B4 [0005]

Claims (15)

  1. Verfahren zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz (1), bei dem die Papiersubstanz (1) entsprechend einer Art ihrer Beschädigung in einer Nassbehandlung bearbeitet wird, wobei die Papiersubstanz (1) zwischen mehreren Schichten (3 bis 6) zur Fixierung separiert wird und mit diesen eine Lage (L) bildet, wobei mehrere Lagen (L) während der Nassbehandlung in einer Kompressionskassette (2) angeordnet werden, dadurch gekennzeichnet, dass zur Bildung einer einzelnen Lage (L) die Papiersubstanz (1) zwischen zwei aus einem Polyestervlies gebildeten Schichten (3 und 4) und diese aus dem Polyestervlies gebildeten Schichten (3 und 4) zwischen zwei aus einem Kompressionsmaterial gebildeten Schichten (5 und 6) angeordnet und fixiert werden.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Papiersubstanz (1) gemäß einer originalen Bogenfalzung zwischen den Schichten (3 bis 6) angeordnet wird.
  3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Kompressionsmaterial in Abhängigkeit von der Art der Beschädigung der Papiersubstanz (1) gewählt wird.
  4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere der Lagen (1) in einem trockenen Zustand in einem Presswinkel-Einsatz (7) angeordnet und als eine Einheit in die Kompressionskassette (2) übertragen werden.
  5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Kompressionskassette (2) und die in dieser angeordneten Lagen (1) während der Nassbehandlung zumindest einem Tauchbad zugeführt werden.
  6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Papiersubstanz (1) nach der Nassbehandlung in der Kompressionskassette (2) getrocknet wird.
  7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Papiersubstanz (1) während der Nassbehandlung gereinigt, dekontaminiert, entsäuert, faserstabilisiert, angefasert, gesamtstabilisiert, entwässert, und oder gegautscht wird.
  8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Papiersubstanz (1) – in einem ersten Schritt (S01) gesichert und vorbereitend dekontaminiert, – in einem zweiten Schritt (S02) dekontaminiert und gereinigt, – in einem dritten Schritt (S03) teilstabilisiert, – in einem vierten Schritt (S04) gesamtstabilisiert, – in einem fünften Schritt (S05) konfektioniert und konserviert und, – in einem sechsten Schritt (S06) einer Qualitätskontrolle unterzogen und freigegeben wird.
  9. Anordnung zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz (1), mittels welcher die Papiersubstanz (1) entsprechend einer Art ihrer Beschädigung in einer Nassbehandlung bearbeitbar ist, wobei die Papiersubstanz (1) zwischen mehreren Schichten (3 bis 6) zur Fixierung separiert angeordnet ist und mit diesen eine Lage (L) bildet, wobei mehrere Lagen (L) während der Nassbehandlung in einer Kompressionskassette (2) angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, dass eine einzelne Lage (L) derart ausgebildet ist, dass die Papiersubstanz (1) zwischen zwei aus einem Polyestervlies gebildeten Schichten (3 und 4) und diese aus dem Polyestervlies gebildeten Schichten (3 und 4) zwischen zwei aus einem Kompressionsmaterial gebildeten Schichten (5 und 6) angeordnet und fixiert sind.
  10. Anordnung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Kompressionsmaterial in Abhängigkeit von der Art der Beschädigung der Papiersubstanz (1) ein Laminat-Polyesterfilz, ein gewebtes Polyestersieb und/oder Zwischenlagegitter aus Polypropylen ist.
  11. Anordnung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass ein Presswinkel-Einsatz (7) zur Anordnung mehrerer der Lagen (L) in einem trockenen Zustand und zu einer Übertragung der Lagen (L) als eine Einheit in die Kompressionskassette (2) vorgesehen ist.
  12. Anordnung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Presswinkel-Einsatz (7) Befestigungselemente (7.1) zu einer Befestigung der Lagen (L) umfasst.
  13. Anordnung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Schichten (3 bis 6) der Lagen (L) zu den Befestigungselementen (7.1) des Presswinkel-Einsatzes (7) korrespondierende Durchführungen (D) aufweisen.
  14. Anordnung nach einem der Ansprüche 3 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Kompressionskassette (2) einen Grundkörper (2.1), Befestigungselemente (2.2) zur Befestigung der Lagen (L) Verschlusselemente (2.3) und eine abnehmbare und/oder schwenkbare Deckplatte (2.4) umfasst.
  15. Anordnung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Befestigungselemente (2.2) der Kompressionskassette den Befestigungselementen (7.1) des Presswinkel-Einsatzes (7) entsprechen.
DE102008030485A 2008-05-07 2008-06-26 Verfahren und Anordnung zur Restaurierung von geschädigter Papiersubstanz Expired - Fee Related DE102008030485B4 (de)

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