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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wiedernutzbarmachung von brandgeschädigtem Papier und
Sicherung der auf diesem Papier befindlichen Informationen gemäß der im
Oberbegriff des Anspruches 1 angegebenen Art.
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Für Restauratoren
stellt sich das Problem, brandgeschädigtes Papier, in der Regel
Papierblätter von
Büchern,
aber auch insbesondere Notenblätter, die
im Randbereich durch chemische Prozesse, eben durch Feuer, so beschädigt sind,
dass zumindest die Blattstärke
des Papiers dort bereichsweise geringer ist – Schwächung – oder sogar Teile des Randbereichs
nicht mehr vorhanden sind – Verlust. Bei
diesen Brandschäden
handelt es sich um sehr komplexe Schadensbilder. Innerhalb der betroffenen Papierblätter grenzen
nämlich
voll funktionsfähige Bereiche
an vollkommen mineralisierte Partien. Das brandgeschädigte Papier
ist während
des Verbrennens in Kohlenstoff übergegangen.
Es liegen somit gegensätzliche
Materialsituationen auf dem Papierblatt vor. Erschwert wird die
ohnehin komplizierte Situation noch, wenn Bereiche, die verbrannt
sind, Informationen tragen beispielsweise Autographen, Musikhandschriften,
Randnotizen, Kommentare oder ähnliches.
Diese außen
liegenden, äußerst fragilen Bereiche
sind durch jegliches Handling des beschädigten Papiers gefährdet, da
diese abbrechen und mitsamt den Informationen verloren gehen können. Ein
derartiges brandgeschädigtes
Papier ist daher nicht mehr nutzbar und die auf den geschädigten Bereiche
verlustgefährdet.
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Bisher
ist es bekannt, derartig beschädigtes Papier
auf ein Trägerblatt
aufzubringen und mit einer transparenten Folie zu bedecken. Die
transparente Folie, das beschädigte
brandgeschädigte
Papier sowie die Trägerfolie
werden dabei miteinander verklebt und somit die verlustgefährdete Information
gesichert. Das Papier ist dann mit Einschränkungen wieder nutzbar.
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Nachteilig
bei diesem bekannten Verfahren zur Wiedernutzbarmachung von brandgeschädigtem Papier
und Sicherung der auf diesem Papier befindlichen Informationen ist
jedoch, dass zum einen die ursprüngliche
Blattstärke
durch die zusätzlichen
Folien erheblich vergrößert wird
und im beschädigten
Randbereich, wo eine verminderte Blattstärke aufgrund der Schädigung vorliegt,
diese Verminderung auch nach der beschriebenen Behandlung und Bearbeitung
erhalten bleibt. Die unregelmäßige Blattstärke bleibt
somit erhalten.
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Des
Weiteren wird durch die zusätzlichen Folien
die Flexibilität
gegenüber
dem ursprünglichen Papierblatt
erheblich verändert.
Die physikalischen Eigenschaften des ursprünglichen Papiers werden durch
das bekannte Verfahren erheblich beeinträchtigt, wenngleich die Information
gesichert wird. Hinzu kommt aber auch noch, dass das Erscheinungsbild des
Papiers als auch der auf dem Papier befindlichen Informationen durch
das bekann te Verfahren verändert
wird. Dies wiederspricht restauratorischen Anforderungen nach Erhaltung
der ursprünglichen
Darstellung und Eigenschaften.
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Aufgabe
der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Wiedernutzbarmachung
von brandgeschädigtem
Papier und Sicherung der auf diesem Papier befindlichen Informationen
gemäß der im
Oberbegriff des Anspruches 1 angegebenen Art derart weiter zu bilden,
dass unter Vermeidung der genannten Nachteile die ursprünglichen
Papiereigenschaften und Papierdimensionen im Wesentlichen wiederhergestellt
werden und zugleich die auf dem Papier befindlichen Informationen
gesichert werden.
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Diese
Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruches 1
in Verbindung mit seinen Oberbegriffsmerkmalen gelöst.
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Vorteilhafte
Ausführungsformen
der Erfindung bilden die Gegenstände
der Unteransprüche.
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Der
Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass durch Einbringen eines
an den Verlauf der Blattstärke
aufgrund der Schwächung
angepassten Ergänzungsfaservlieses
die ursprünglichen
Eigenschaften des brandgeschädigten
Papiers mit einfachen Mitteln wieder hergestellt werden können.
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Nach
der Erfindung wird das Papier zunächst in zwei Lagen gespalten,
dann ein Ergänzungsfaservlies
zwischen die beiden Lagen eingebracht und mit diesen fest verbunden,
wobei das Ergänzungsfaservlies
zuvor an die Schwächung
angepasst wurde, so dass zumindest die ursprüngliche Stärke des Papiers auch im Bereich
der Schwächung
im Wesentlichen wieder hergestellt wird. Hierdurch wird erreicht, dass
mit einfachen Mitteln die ursprüngliche
Stärke des
Papiers wiederhergestellt werden kann. Zudem ergeben sich weitere
Möglichkeiten
zur Aufbereitung und Stabilisierung des Papiers, wie im Folgenden noch
ausgeführt
wird.
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Zur
Stabilisierung des nichtbeschädigten
Bereichs des Papiers kann das Ergänzungsfaservlies auch zwischen
die nichtbeschädigten
Teile des Papiers eingebracht werden. Hiermit kann in einem Verfahrensschritt
nicht nur der Schaden bearbeitet sondern auch das übrige Papier
aufbereitet werden.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung besteht das Ergänzungsfaservlies
aus einem Kernbereich, einem an die Stärke angepassten Ausgleichsbereich
und einem Ersatzbereich, wobei der Kernbereich zwischen den nichtgeschädigten Bereich
des Papiers, der Ausgleichsbereich in den die Schwächung aufweisenden
Bereich des Papiers eingebracht und der Ersatzbereich in den Bereich
des Verlustes des ursprünglichen
Papiers angeordnet wird. Hierdurch können verschiedene Ziele erreicht werden:
Das Papier erhält
eine durchgehend gleichmäßige Stärke und
das nicht geschädigte
Papier wird stabilisiert und erhält
bessere physikalische Eigenschaften. Zudem wird die Information
auf dem Papier auf einfache Weise gesichert.
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Statt
eines Ergänzungsfaservlieses
können auch
mehrere Ergänzungsfaservliese
für den
Ausgleich der Schwächung
verwendet werden.
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Vorzugsweise
wird der Kernbereich des Ergänzungsfaservlieses
in Abhängigkeit
des Zustandes des Papiers mit einer Stärke versehen, die kleiner als
10% der Stärke
des brandgeschädigten
Papiers in seinem nicht geschädigten
Bereich ist. Hierbei wird jedoch auch das Ergänzungsfaservlies im Bereich
der Schädigung
um die Stärke
des Ergänzungsfaservlieses
im nichtgeschädigten
Bereich stärker
ausgebildet, um nach Abschluss der Aufbereitung des Papiers durchgehend
eine gleiche Stärke zu
erreichen. Dadurch wird zum einen gewährleistet, dass das restaurierte
Papier im Wesentlichen seine Blattstärke erhält, und zum anderen, dass die
physikalischen Eigenschaften des Papiers verbessert werden.
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Um
die Stärke
des Ergänzungsfaservlieses zu
optimieren wird dieses desto geringer in seiner Stärke ausgebildet,
je reiner und langfaseriger das Ergänzungsfaservlies ist.
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Gemäß einer
Ausführungsform
des Verfahrens nach der Erfindung wird der Verlauf der Schwächung des
brandgeschädigten
Papiers zunächst
erfasst. Insbesondere wird dann das Ergänzungsfaservlies dem Verlauf
der Schwächung
des Papiers angepasst, so dass die Stärke des restaurierten Papiers
dann überall
nahezu gleich ist. Dafür
wird das Ergänzungsfaservlies
bereichsweise keilförmig
ausgebildet.
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Um
ein einfaches Verbinden des Ergänzungsfaservlieses
mit dem Papier zu ermöglichen, können diese
miteinander verklebt werden.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung wird ein Ergänzungsfaservlies
aus Fasermaterial verwendet, das insbesondere aus einem dem Papier
entsprechenden Material besteht, welches identische oder ähnliche
physikalische Eigenschaften aufweist. Hierdurch wird gewährleistet,
dass das restaurierte Papier identische oder ähnliche Eigenschaften wie das
ursprüngliche
Papier erhält.
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Um
eine über
den Schädigungsrand
hinaus gehende seitliche Erstreckung ohne starke Unterschiede in
der Stärke
des Papiers auf einfache Weise wieder herzustellen, wird vor dem
Spalten des Papiers an den Randbereich ein Ergänzungsbereich angefasert. Der
Randbereich ist dabei so dimensioniert, dass mindestens die ursprünglich seitliche
Erstreckung des Papiers wieder hergestellt wird.
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Nach
dem Einbringen des Ergänzungsfaservlieses
kann die Einheit aus Papier und Ergänzungsfaservlies – restauriertes
Papier – auf
eine vorbestimmte Größe zugeschnitten
werden, insbesondere auf die ursprüngliche seitliche Erstreckung
des Papiers.
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Das
Ergänzungsfaservlies
kann entsprechend dem bekannten Verfahren zur Herstellung von Fasermaterialien,
beispielsweise Papier oder Pappe, hergestellt werden.
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Weitere
Vorteile, Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden
Erfindung eines Verfahrens zum Aufbereiten von Papier ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung in Verbindung mit dem in der
Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel.
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Die
Erfindung wird im Folgenden anhand des in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispiels näher beschrieben.
In der Beschreibung, in den Patentansprüchen, der Zusammenfassung und
in der Zeichnung werden die in der hinten angeführten Liste der Bezugszeichen
verwendeten Begriffe und zugeordneten Bezugszeichen verwendet. In
der Zeichnung bedeutet:
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1 eine
schematische Darstellung eines Papierblattes nach einem Brandschaden;
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2 eine
schematische Darstellung des ersten Verfahrensschrittes eines Ausführungsbeispiels
der Erfindung;
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3 eine
schematische Darstellung des zweiten Verfahrensschrittes eines Ausführungsbeispiels
der Erfindung, und
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4 eine
schematische Darstellung des fertig restaurierten Papierblattes.
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In 1 ist
eine schematische Darstellung eines Papierblattes 10 nach
einem Brandschaden dargestellt, wobei das Papierblatt 10 drei
Bereiche 12, 14 und 16 aufweist. Der
Bereich 12 ist in seinem ursprünglichen Zustand und zeigt
die durch den Pfeil 18 dargestellte Blattstärke. Der
Bereich 14 entspricht einem typischen Schadensverlauf bei
einer Verbrennung, bei dem die Blattstärke ausgehend von dem unbeschädigten Teil
bis zum freien Ende abnimmt. Der Bereich 16 ist der Be reich,
der von der ursprünglichen
seitlichen Erstreckung des Papierblattes verloren ging.
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Die
einzelnen Bereiche 12 bis 16 sind durch vertikale
Linien markiert.
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In
einem ersten Schritt zur Wiedernutzbarmachung von brandgeschädigtem Papier
und Sicherung der auf diesem Papier befindlichen Informationen wird
zur Formatbildung und zum Schutz des ursprünglichen Papierblattes 10 der
Bereich 16 durch Anfasern ergänzt. Dieses Verfahren des Anfaserns ist
seit langem im Zusammenhang mit der Aufbereitung von Papierblättern bekannt
und braucht hier im Einzelnen nicht mehr erläutert werden.
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In
einem nächsten
Schritt wird zunächst
das um den angefaserten Bereich 16 ergänzte Papierblatt 10 in
bekannter Weise gespalten. Hierbei wird das zur Spaltung vorbereitete
Papierblatt 10 von beiden Seiten mit einem Trägermaterial
beschichtet. Das Trägermaterial
ist entsprechend dem Zustand des Papierblattes 10 mit Bindemittel
angemessener Viskosität
gleichmäßig beschichtet.
Der sich anschließende
Pressvorgang hängt
von der Viskosität des
Bindemittels und der Beschaffenheit des zu spaltenden Papierblattes 10 ab.
Nach dem Abbinden des Bindemittels folgt der Spaltprozess. An einer
Ecke des Papierblattes 10 beginnend werden die Trägerpapiere
mit je einer Hälfte
des Papierblattes 10 zügig aufgerissen.
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Zuvor
wurde der Verlauf der Schwächung und
des Verlustes des Papiers 10 erfasst und ein entsprechend
diesen Informationen angepasstes Ergänzungsfaservlies 20 angefertigt.
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Anschließend wird
das Ergänzungsfaservlies 20 in
das gespaltene Papierblatt 10 eingebracht und mit dem Papierblatt
verklebt. Das Ergänzungsfaservlies 20 ist
dabei mit einer unterschiedlichen Stärke versehen. Das in den Bereich 12 einzubringende Ergänzungsfaservlies 20 weist
eine konstante Stärke auf,
die kleiner als 10% der Blattstärke
ist. In dem Bereich 14 ist das Ergänzungsfaservlies an den Verlauf des
Schadens angepasst, so dass die durch den Schaden erfolgte Schwächung des
Papierblattes 10 ausgeglichen wird. Hierfür ist das
Ergänzungsfaservlies 20 bereichsweise
keilförmig
ausgebildet, und zwar nahezu spiegelbildlich zum Schadensverlauf, wie
dies in 1 dargestellt ist.
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Das
Ergänzungsfaservlies 20 weist
hierbei dem Papierblatt 10 nahezu entsprechende physikalische
Eigenschaften auf und ist aus einem identischen oder ähnlichen
Papier herstellt.
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Nach
dem Einbringen des Ergänzungsfaservlieses 20 werden
die beiden Hälften
des Papierblattes mit dem Ergänzungsfaservlies
verklebt, so dass sich der in 4 dargestellt
Zustand ergibt.
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Anschließend wird
das Papierblatt 10 auf seine im Wesentlichen ursprüngliche
seitliche Erstreckung zugeschnitten.
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Das
Papierblatt 10 ist nunmehr lediglich um die Stärke des
Ergänzungsfaservlieses 20 stärker ausgebildet.
Vor allem weist das Papierblatt 10 auch eine im Wesentlichen
gleichmäßige Stärke im Schadensbereich
auf, was einen erheblichen Fortschritt darstellt. Das brandgeschädigte Papier 10 ist
nun wieder nutzbar, die Informationen, insbesondere im geschädigten Randbereich
gesichert, im wesentlichen die Dimension des ursprünglichen
Papiers wieder hergestellt.
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Die
Erfindung zeichnet sich somit dadurch aus, dass nunmehr durch Brandschäden beschädigte Papierblätter 10 auf
einfache Weise so aufbereitet werden können, dass sie im Wesentlichen
ihre ursprüngliche
Form und Stärke
sowie ihre ursprünglichen
physikalischen Eigenschaften wieder erhalten.
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- 10
- Papierblatt
- 12
- Bereich,
der nicht beschädigt
ist
- 14
- Bereich,
der verbrannt ist
- 16
- Bereich,
der verloren ging, gefaserter Bereich
- 18
- Pfeil,
der die Blattstärke
zeigt
- 20
- Ergänzungsfaservlies