DE1959064B2 - Verfahren zur herstellung von durch deuterium oder tritium substituierten cardenoliden und cardenolidglykosiden - Google Patents
Verfahren zur herstellung von durch deuterium oder tritium substituierten cardenoliden und cardenolidglykosidenInfo
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Description
«5
In neuerer Zeit werden zur pharmakologischen und chemischen Prüfung von Arzneimitteln in zunehmendem
Maße radioaktiv markierte Verbindungen verwendet. Dies gilt besonders für Untersuchungen an bereits
bekannten wie auch neu entwickelten Herzglykosiden. Diese Glykoside entfalten ihre Wirkung schon bei so
geringer Dosierung, daß die Verfolgung ihres Schicksals im menschlichen und tierischen Organismus mit den
üblichen analytischen Methoden sehr unsicher oder völlig unmöglich ist. Für derartige Untersuchungen
werden heute fast ausschließlich mit Tritium markierte Herzglykoside verwendet.
Organische Stoffe und insbesondere die empfindlichen Herzglykoside können bisher durch folgende
Verfahren mit Tritium markiert werden:
1. Die Einwirkung von Tritiumgas auf scharf trockene Substanzen. Dieses Verfahren erfordert eine lang
dauernde Einwirkung von Tritiumgas und führt daher zu vielfältigen Neben- und Abbaureaktionen,
die eine Reindarstellung der erwünschten Produkte sehr erschweren;
2. Reduktion natürlicher Glykoside, die Carbonylgruppen enthalten, mit tritiumhaltigem Natriumborhydrid.
Diese Reaktion verändert die natürlichen Glykoside und führt so zu klinisch nicht
verwendeten Stoffen;
3. Reduktion von vorher auf halbsynthetischem Wege eingeführten CO-Gruppen durch tritiumhaltiges
Natriumborhydrid, die das Ausgangsglykosid tritiert zurückliefern kann. Dieses Verfahren erfordert
wegen der Umwandlung der natürlichen Glykoside in durch Natriumborhydrid reduzierbare
Substanzen erhebliche Vorarbeiten und ist auf solche Glykoside beschränkgt, die sekundäre
OH-Gruppen im Steroidteil des Moleküls enthalten.
Um genaue Aufschlüsse über das Verhalten und vor allem den Abbau und den Verbleib der entstehenden
Bruchstücke von Cardenolidglykosiden im Organismus zu erhalten, war es von Interesse, ein Verfahren zu
finden, das es ermöglicht, auf einfache Weise diese Verbindungen an bekannter Stelle im Aglykon zu
markieren.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von durch Deuterium oder Tritium substituierten
Cardenoliden und Cardenolidglykosiden ist dadurch gekennzeichnet, daß im ungesättigten Lactonring die
Wasserstoff atome an den Kohlenstoffatomen 21 und 22 mittels O-deuterierten oder O-tritierten Hydroxylverbindungen
unter dem katalytischen Einfluß von Basen in einem möglichst protonenfreien Lösungsmittel durch
Deuterium oder Tritium ersetzt werden.
Bei der praktischen Ausführung des Verfahrens wird der Isotopenaustausch in möglichst protonenfreien
organischen Lösungsmitteln, z. B. Pyridin oder Dimethylformamid, bei Temperaturen zwischen 20 und 100" C
durchgeführt. Als deuterierte oder tritierte Hydroxylverbindungen haben sich Wasser und niedere Alkohole
bewährt.
Für den Austausch von Wasserstoffatomen in Nachbarschaft zu einer Carbonylgruppe wird die
Enolisierung als geschwindigkeitsbestimmender Faktor angesehen. Enolisierung und Austausch können durch
Säuren und Basen katalysiert werden. Cardenolide und Cardenolidglykoside werden jedoch von Säuren und
Basen leicht angegriffen. Dabei können irreversible Veränderungen eintreten wie öffnung und Isomerisierung
der Lactongruppierung, hydrolytische Spaltung von Glykosidbindungen oder Eliminierung der Hydroxylgruppe
an C-14. Es war daher nicht vorauszusehen, ob ein definierter Isotopenaustausch ohne weitgehende
Zerstörung des Moleküls erzielt werden könnte.
Das erfindungsgemäße Verfahren verläuft jedoch unter den angegebenen Bedingungen überraschend
glatt und führt in einem Reaktionsschritt und mit guten Ausbeuten zu den substituierten Produkten.
Die neuen Verbindungen unterscheiden sich in ihrem chemischen Verhalten nicht von den Ausgangssubstanzen,
auch im Dünnschicht- und Papierchromatogramm sowie im UV-Spektrum sind sie mit diesen identisch.
Dagegen ist im IR-Spektrum der deuterierten Verbindungen die Aufspaltung der Carbonylbande des
Lactonringes (Vorbande bei ca. 1790 cm-1) verschwunden
und die Bande der C = C-Doppelbindung um ca. 20 cm-1 langwellig verschoben. Im Kernresonanz-Spektrum
sind die Signale für die drei Protonen an den Kohlenstoffatomen 21 und 22 verschwunden. Pharmakologisch
unterscheidet sich z. B. deuteriertes Digitoxin in der Hatcher Dosis (i. v. tödliche Dosis pro kg Katze)
nicht von natürlichem Digitoxin..
Auch bei den in entsprechender Weise hergestellten tritierten Verbindungen ist der Austausch auf die
Position 21 und 22 beschränkt, da das nach vorliegendem Verfahren hergestellte j3-Acetyldigoxin durch
saure Verseifung ein kristallisiertes Digoxigenin liefert, in dem noch 97% der Ausgangsaktivität gemessen
wurde.
Folgende Beispiele sollen das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutern:
21,21,22-Trideuterodigitoxigenin
186 mg (0,5mMol) Digitoxigenin und 112 mg
(1 mMol) Triäthylendiamin wurden in 2,5 ml Deuteroäthanol gelöst und in einem verschlossenen Gefäß 12
Stunden auf 80°C erhitzt. Nach Abkühlen wurde die Lösung mit verdünnter Essigsäure neutralisiert und
eingedampft. Der Rückstand, aus Alkohol/Wasser kristallisiert, ergab 172 mg farblose Kristalle, welche
sich im Schmelzpunkt, Dünnschicht- und Papierchromatogramm nicht vom Ausgangsmaterial unterschieden.
Charakteristische Unterschiede zwischen
Deutero-digitoxigenin und Digitoxigenin
Deutero-digitoxigenin und Digitoxigenin
im IR-Spektrum (KBr):
- C - O-Bande 1740 cm -' 1792 cm -' schwach
- C - O-Bande 1740 cm -' 1792 cm -' schwach
1738 cm- stark
-C-C-Bande 1611cm-1 1632cm-'
-C-C-Bande 1611cm-1 1632cm-'
im NMR-Spektrum
(δ- Werte in Dimethylsulfoxid-d6):
Protonen an
4,93 und 5,92 ppm
Analog wurde aus Digitoxin 21,21,22~Trideuterodigitoxin
erhalten.
Beispiel 2
21,21,22-Trideuterogitoxigenin '
21,21,22-Trideuterogitoxigenin '
195 mg (0,5 mMol) Gitoxigenin und 112 mg (1 mMol)
Triäthylendiamin wurden in 3 ml Dimethylformamid gelöst und mit 0,2 ml Deuteriumoxid versetzt. Die
Lösung wurde im geschlossenen Gefäß 6 Tage bei Raumtemperatur aufbewahrt. Danach wurde durch
Zusatz von Wasser gefällt und die erhaltene Substanz aus Alkohol/Wasser kristallisiert. Es wurden 155 mg
farblose Kristalle erhalten, welche sich im Schmelzpunkt, Dünnschicht- und Papierchromatogramm nicht
vom Ausgangsmaterial unterschieden.
Charakteristische Unterschiede zwischen
Deutero-gitoxigenin und
im IR-Spektrum (KBr):
-C = O-Bereich
1770 cm-1 stark
1735-1715Cm-1
(Schulter)
im IR-Spektrum (KBr):
-C = O-Bereich
1770 cm-1 stark
1735-1715Cm-1
(Schulter)
-C = C-Bande
1610cm-1
1610cm-1
Gitoxigenin
1815 cm-1 (schwach)
1790 cm-'(mittel)
1765 cm-1 (stark)
1720 cm-'(schwach)
1765 cm-1 (stark)
1720 cm-'(schwach)
1630 cm-1
im NMR-Spektrum -s5
(ό-Werte in Dimethylsulfoxid-d6):
Protonen an
C21 und C22 5,06 und 5,93 ppm
In entsprechender Weise, jedoch durch 15-stündiges
Erhitzen auf 70", wurde aus Oleandrin 21,21,22-Trideuterooleandrin
erhalten.
Beispiel 3
j3-Acetyldigoxin-3H
j3-Acetyldigoxin-3H
206 mg 0-Acetyldigoxin wurden in 4 ml Dimethylformamid gelöst, mit 0,2 ml tritiertem Wasser
und 0,3 ml Triäthylamin versetzt und im verschlossenen Gefäß 6 Stunden auf 700C erhitzt. Nach dem Erkalten
45 wurde mit Wasser gefällt, abgesaugt und gründlich mit Wasser gewaschen. Die Kristallisation aus 75%igem
Alkohol ergab 156 mg /?-Acetyldigoxin-3H, das sich im
Schmelzpunkt, UV-Spektrum sowie Dünnschicht- und Papierchromatogramm nicht vom Ausgangsmaterial
unterschied. !Es war also auch kein Stellungswechsel der Acetylgruppe erfolgt. Die spezifische Aktivität der
Verbindung betrug bei einem Einsatz von 1 mCi ca. 62 · 10 - 9 Ci/mg, bei einem Einsatz von 2 Ci ca. 125 · 10 -6
Ci/mg. Analog wurde aus Digitoxin Digitoxin-3H
erhalten.
In entsprechender Weise wurden die in der folgenden Tabelle aufgeführten Markierungsversuche an Digoxin
durchgeführt:
Es wurden jeweils 50 mg Digoxin in 2 ml Dimethylformamid gelöst und mit den angegebenen genau
gemessenen Radioaktivitäten von 19,0 bis 29,6 μο
Tritiumwasser und mit 20 μ 1 Amin versetzt. Das Gemisch wurde anschließend in einer Ampulle eingeschmolzen
und 6 Stunden auf 6O0C erwärmt. Nach Fällen mit Wasser und Reinigen durch 2maliges
Umkristallisieren wurde die Radioaktivität des Digoxins bestimmt.
Der Versuch mit NH3 wurde in gleicher Weise ausgeführt, indem die den Aminen äquivalente Menge
NH3 (trocken, in DMF) und 44,1 μα HTO eingesetzt
wurden.
Bei der NaOH-katalysierten Markierung wurden ebenso 50 mg Digoxin in 2 ml DMF-Lösung, die mit
festem, trockenem NaOH gesättigt war, mit 28,0 μο
HTO umgesetzt.
Das isolierte Digoxin unterschied sich jeweils im Schmelzpunkt, UV-Spektrum sowie Dünnschichtchromatogramm
nicht vom Ausgangsmaterial.
Eingesetzte Base
Eingesetzte Spez. Aktivität
HTO-Aktivität des isolierten
Digoxins
Digoxins
(μα/mg)
Butylamin | 23,5 |
Dibutylamin | 23,4 |
N-Methylpiperazin | 19,0 |
Benzylamin | 29,6 |
Anilin | 23,5 |
N-Methylanilin | 29,0 |
N,N-Dimethylanilin | 25,6 |
NH3 | 44,1 |
NaOH | 28,0 |
0,0102
0,0099
0,0079
0,0052
0,0072
0,0029
0,0060
0,0036
0,02
0,0099
0,0079
0,0052
0,0072
0,0029
0,0060
0,0036
0,02
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Herstellung von durch Deuterium oder Tritium substituierten Cardenoliden und Cardenolidglykosiden, dadurch gekennzeichnet, daß im ungesättigten Lactonring die Wasserstoffatome 21 und 22 mittels O-deuterierten oder O-tritierten Hydroxylverbindungen unter dem katalytischer! Einfluß von Basen in einem möglichst protonenfreien Lösungsmittel durch Deuterium oder Tritium ersetzt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19691959064 DE1959064C3 (de) | 1969-11-25 | Verfahren zur Herstellung von durch Deuterium oder Tritium substituierten Cardenoliden und Cardenolidglykosiden |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19691959064 DE1959064C3 (de) | 1969-11-25 | Verfahren zur Herstellung von durch Deuterium oder Tritium substituierten Cardenoliden und Cardenolidglykosiden |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE1959064A1 DE1959064A1 (de) | 1971-06-09 |
DE1959064B2 true DE1959064B2 (de) | 1977-07-07 |
DE1959064C3 DE1959064C3 (de) | 1978-02-16 |
Family
ID=
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE1959064A1 (de) | 1971-06-09 |
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