DE19543163C1 - Anordnung von Auslaßvorrichtungen - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine Anordnung von Auslaßvorrichtungen zur Freiset
zung kryogener, brennbarer Abdämpfe, gemaß dem Oberbegriff des Patentan
spruches 1.
Es besteht zunehmendes Interesse daran, Fahrzeuge verschiedenster Art mit
kryogenen Kraftstoffen, wie z. B. Flüssigwasserstoff (LH₂), flüssigem Erdgas
(LNG) oder Flüssigmethan, zu betreiben, insbesondere aus Gründen der Emis
sionsreduzierung. Nicht zuletzt darum besteht auch die Notwendigkeit, solche
Stoffe über größere Entfernungen in geeigneten Fahrzeugen zu transportieren,
so daß Fahrzeuge sowohl als Verbraucher als auch als Transportmittel oder in
beiden Funktionen zugleich auftreten. In all diesen Fällen werden wärmeisolier
te Tanks in bzw. an den Fahrzeugen mitgeführt, wobei sich ein gewisser, per
manenter Wärmeeintrag in den Tankinhalt praktisch nie vermeiden läßt. Er
hebliche, zusätzliche Wärmebelastungen können sich im Falle der Beschädi
gung bzw. Zerstörung der Tankisolation ergeben. Weiterhin sind in der Regel
funktionsmäßig erforderliche Wärmequellen, wie z. B. Pumpen oder Umwälz
vorrichtungen, im Tank vorhanden. Die durch den Wärmeeintrag bedingte
Druckzunahme muß spätestens bei Erreichen der Belastbarkeitsgrenzen der
Tankstruktur durch Dampfablaß kontrolliert werden. Dabei ist eine weitere
Nutzung des energiereichen Abdampfes zwar wünschenswert, aber oft nicht
realisierbar, so daß letztlich dann nur die Freisetzung in die Atmosphäre mög
lich ist.
Bei stationären Tankanlagen ist eine gefahrlose Freisetzung des Abdampfes
über entsprechend hohe Kamine zweckmäßig, wobei ein gezieltes Abfackeln
sinnvoll bzw. notwendig sein kann.
Bei schnelleren Fahrzeugen mit der Notwendigkeit der Beachtung aerodynami
scher Einflüsse sind derartige Ausführungen nicht angebracht.
Tankentlüftungen, wie sie von mit Kerosin betriebenen Fluggeräten bekannt
sind, sind auf Kryogenanwendungen deshalb nicht übertragbar, weil die
kyrogenen Treibstoffe infolge ihrer extrem tiefen Temperaturen
Materialschäden durch Versprödung sowie infolge ihrer meist hohen Zündwilligkeit
nach ungewollter Zündung Brandschäden mit z. T. katastrophalen Folgen her
vorrufen können.
Die bekannten Kerosintank-Entlüftungen tragen weder von der Anordnung
noch von der Ausführung her den kryogenspezifischen Sicherheitsanforderun
gen (Strukturschutz) ausreichend Rechnung.
In Berechnungen und praktischen Versuchen hat sich gezeigt, daß mit Ab
dampfstrahlen zu rechnen ist, deren Länge bis über 10 Meter bei einem Durch
messer von bis zu drei Meter betragen kann. Bei ungewollter Zündung entsteht
daraus eine Stichflamme in vergleichbarer Größenordnung mit einer Tempera
tur von über 2000°C.
Bei einem bereits mit LH₂ betriebenem Experimentalflugzeug TU-155 wird der
Treibstoffabdampf deswegen am oberen Ende des Seitenleitwerkes freigesetzt.
Je nach Einbauort der Tanks, z. B. an den Tragflächen, können sich dabei un
günstig lange schwere, sicherheitstechnisch bedenkliche Leitungskonfiguratio
nen zwischen dem Tank und der Auslaßvorrichtung ergeben.
Angesichts der geschilderten Problematik besteht die Aufgabe der Erfindung
darin, dem Fachmann Konstruktionsregeln für die Anordnung von Auslaßvor
richtungen zur Freisetzung kryogener, brennbarer Abdämpfe im oberflächen
nahen, umströmten Außenbereich von Luft, Land- und Wasserfahrzeugen in
die Atmosphäre anzugeben, bei deren Beachtung eine Tieftemperaturschä
digung der Fahrzeugstruktur sicher vermieden wird, eine ungewollte Zündung
der Abdämpfe weitgehend ausgeschlossen ist, selbst bei Zündung der Abdämp
fe nennenswerte Brandschäden ausbleiben, und die Auslaßvorrichtungen in
Tanknähe mit kurzen, einfachen, sicheren und leichtgewichtigen
Verbindungsleitungen installierbar sind.
Diese Aufgabe wird durch die im Hauptanspruch
angegebenen Merkmale gelöst.
Jede Auslaßvorrichtung ist auf der Oberseite eines Bauteiles am oberen Ende
eines strömungsgünstigen Pylons in der freien, ungestörten Luftströmung anzu
ordnen. Die "Oben-Anordnung" ist besonders wichtig bei kryogenen Wasser
stoffdämpfen mit der Eigenschaft, in der Umgebungsluft dichtebedingt sofort
nach oben zu steigen. Die Freisetzung in ungestörter Strömung sowie die strö
mungsgünstige Pylonausführung verhindern "Flammhaltereffekte", so daß die
Abdämpfe zügig und ohne störende Verwirbelung von den Auslaßvorrichtun
gen weggeleitet werden, was insbesondere bei ungewollter Zündung von gro
ßer Bedeutung ist.
Die Abdämpfe werden in gerichteten Strahlen mit der Hauptströmungskomponente
entgegen der Fahrt-/Flugrichtung freigesetzt, was ebenfalls zu einem raschen
Entfernen vom Fahrzeug führt. Dabei können seitliche bzw. nach oben gerich
tete Strömungskomponenten überlagert sein. Bei kryogenen Abdämpfen
schwerer als Luft und stehendem Fahrzeug ist so ein Absinken der Abdämpfe
im Fahrzeugbereich bzw. in gefährlicher Nähe zu diesem zu vermeiden. Die
Abdampfstrahlen sind von Lufteinlässen, heißen Abgasstrahlen und anderen
Zündquellen sowie von Bauteiloberflächen fernzuhalten im Hinblick auf
Brandgefahr, Tieftemperaturschäden und fahrzeuginterner Luftverunreinigung.
Die Unteransprüche 2 bis 4 geben bevorzugte Ausführungsbeispiele der An
ordnung nach dem Hauptanspruch an.
Die Erfindung wird anschließend anhand der Zeichnungen näher erläutert.
Dabei zeigen in vereinfachter Darstellung:
Fig. 1 ein Flugzeug mit zwei Rumpftanks und zwei zugeordneten Auslaß
vorrichtungen in Seitenansicht,
Fig. 2 ein Flugzeug mit vier oben auf dem Rumpf angeordneten, entspre
chend verkleideten Tanks in Draufsicht, mit einer Auslaßvorrichtung,
Fig. 3 ein Flugzeug mit zwei Außentanks und zwei daran angeordneten
Auslaßvorrichtungen, in Draufsicht.
Das Flugzeug 1 gemäß Fig. 1 besitzt ein konventionelles aerodynamisches
Konzept, d. h. einen Rumpf 16, Tragflächen 19 mit je einem Triebwerk 35 so
wie einem Heckleitwerk, bestehend aus Seitenleitwerk 22 und Höhenleitwerk
25. Je ein Tank 28, 29 für kryogenen Treibstoff ist im Rumpf 16 im Bereich
seines vorderen und hinteren Endes untergebracht. Die Tankabdampfleitungen
- nicht näher bezeichnet - führen nach oben durch strömungsgünstige Pylone 8
bzw. 9 zu Auslaßvorrichtungen 4 bzw. 5 - möglichst weit - vorne auf dem
Rumpf 16 bzw. oben auf dem Seitenleitwerk 22. Die zeitweise aus den Aus
laßvorrichtungen 4, 5 austretenden Abdampfstrahlen 12, 13 sind hier mit
"lanzenförmigen" Kernzonen und divergierenden Durchmischungszonen (mit
Außenluft) dargestellt.
In gleicher Weise sind übrigens auch die beiden Triebwerksabgasstrahlen 38
gezeichnet. Der Abstand von der Auslaßvorrichtung 4 zum Seitenleitwerk 22
muß deutlich größer sein als die maximale Länge des Bereiches, in welchem
Strukturbeschädigungen durch Kälte oder Hitze (bei Entzündung) zu erwarten
sind. Falls dies nicht möglich ist, empfiehlt es sich, den vorderen Abdampf
strahl, wie nach Fig. 2, in zwei seitlich am Leitwerk vorbeiführende Teilstrah
len aufzuspalten.
Das Flugzeug 2, wiederum in konventioneller Bauweise mit Rumpf 17, Trag
flächen 20, Triebwerken 36 und Leitwerk 23, 26 besitzt vier oben auf dem
Rumpf 17 angeordnete Tanks 30 bis 33, welche durch entsprechende Verklei
dungen mit dem Rumpf 17 zu einer strömungsgünstigen Einheit verbunden
sind. Die gemeinsame Tankabdampfleitung führt durch den Pylon 10 zur Aus
laßvorrichtung 6 im Vorderrumpfbereich, wobei die Abdampfmenge in zwei
mengengleiche, symmetrisch seitlich nach hinten - und ggf. nach oben - gerich
tete, am Leitwerk 23, 26 vorbeizielende Strahlen 14 aufgeteilt wird.
Das Flugzeug 3 nach Fig. 3, mit Rumpf 18, Tragflächen 21, Triebwerken 37
und Leitwerk 24, 27, weist als Besonderheit zwei Außentanks 34 für den kryo
genen Treibstoff auf, welche unter den Tragflächen 21 aufgehängt sind und so
mit den heißen Triebwerksabgasstrahlen 39 sehr nahe sind. Die Außentanks 34
sind mit Pylonen 11 und Auslaßvorrichtungen 7 versehen, welch letzte den Ab
dampf in seitlich nach außen vom Triebwerksabgas wegführenden Strahlen 15
ins Freie entlassen.
Der hier wiedergegebene Abgasstrahl 40 stellt, wie die Haupttrieb
werksstrahlen 39, eine mögliche Zündquelle dar, welche jedoch sicher umgan
gen wird.
Claims (4)
1. Anordnung von Auslaßvorrichtungen zur Freisetzung kryogener,
brennbarer Abdämpfe im oberflächennahen, umströmten Außenbereich von
Luft-, Land- und Wasserfahrzeugen, insbesondere von kryogene Treibstoffe
nutzenden Flugzeugen, in die Atmosphäre, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine Auslaßvorrichtung (4 bis 7) auf der Oberseite eines Bau teiles am oberen Ende eines strömungsgünstigen Pylons (8 bis 11) in der freien, ungestörten Luftströmung angeordnet ist, und
daß die Auslaßvorrichtung (4 bis 7) oder jede Auslaßvorrichtung so angeord net, beschaffen und orientiert ist, daß der Abdampf in mindestens einem gerich teten, bezüglich der Fahrt- oder Flugrichtung nach hinten oder nach hinten und oben orientierten Strahl (12 bis 15) mit oder ohne seitliche Richtungskompo nente freigesetzt und dabei von Lufteinlässen, heißen Abgasstrahlen (38 bis 40) und anderen Zündquellen sowie von Bauteiloberflächen ferngehalten wird.
daß mindestens eine Auslaßvorrichtung (4 bis 7) auf der Oberseite eines Bau teiles am oberen Ende eines strömungsgünstigen Pylons (8 bis 11) in der freien, ungestörten Luftströmung angeordnet ist, und
daß die Auslaßvorrichtung (4 bis 7) oder jede Auslaßvorrichtung so angeord net, beschaffen und orientiert ist, daß der Abdampf in mindestens einem gerich teten, bezüglich der Fahrt- oder Flugrichtung nach hinten oder nach hinten und oben orientierten Strahl (12 bis 15) mit oder ohne seitliche Richtungskompo nente freigesetzt und dabei von Lufteinlässen, heißen Abgasstrahlen (38 bis 40) und anderen Zündquellen sowie von Bauteiloberflächen ferngehalten wird.
2. Anordnung nach Anspruch 1 für Flugzeuge mit konventionellem aero
dynamischem Konzept, d. h. mit Rumpf, Tragflächen, Höhen- und Seitenleit
werk, dadurch gekennzeichnet, daß eine Auslaßvorrichtung (5) auf der Ober
seite des Seitenleitwerkes (22) angeordnet ist.
3. Anordnung nach Anspruch 1 oder 2 für Flugzeuge mit konventionellem
aerodynamischem Konzept, dadurch gekennzeichnet, daß eine Auslaßvor
richtung (4, 6) auf der Oberseite des vorderen Rumpfendes angeordnet und so
beschaffen ist, daß der dort freigesetzte Abdampf in zwei beiderseits am Sei
tenleitwerk (22, 23) vorbeizielende Strahlen (12, 14) aufgeteilt wird.
4. Anordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3 für Flug
zeuge mit konventionellem aerodynamischem Konzept und mit Außentanks
unter den Tragflächen seitlich außerhalb der dort angeordneten Triebwerke,
dadurch gekennzeichnet, daß am stromabwärtigen Ende jedes Außentanks
(34) auf dessen Oberseite eine Auslaßvorrichtung (7) angeordnet und so orien
tiert ist, daß der dort freigesetzte Abdampf sich in einem seitlich nach außen
zielenden Strahl (15) vom heißen Triebwerksabgasstrahl (39) entfernt.
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