DE1935500A1 - Verwendung von Kohlenstoff aus polymeren Halogenkohlenwasserstoffen als stationaere Phase in der Chromatographie - Google Patents
Verwendung von Kohlenstoff aus polymeren Halogenkohlenwasserstoffen als stationaere Phase in der ChromatographieInfo
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Description
Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG
Unser Zeichen: O.Z.26 278 Vo/Wil
6700 Ludwigshafen, 10.7.1969
Verwendung von Kohlenstoff aus polymeren Halogenkohlenwasserstoffen als
stationäre Phase in der Chromatographie
Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung eines durch Abspaltung von
Halogenwasserstoff aus halogenhaltigen polymeren Kohlenwasserstoffen erhaltenen Kohlenstoffs als stationäre Phase zur chromatographischen Trennung
und Analyse von Stoffgemischen.
Es ist bereits seit längen? bekannt, bei der chromatographischen Trennung
von Stoffgemischen als stationäre Phase Aktivkohle anzuwenden. So ist
beispielsweise in "Analytical Chemistry", Band 30, Jahrgang 1958, Seite
1859 bis 1862, die chromatographische Trennung von Permanentgasen und
Cp - C^-Kohlenwasserstoffen in einer zweistufigen Anordnung mit einer Verteilungskolonne
für die Kohlenwasserstoffe und einer Adsorptions-Kolonne für die- Permanentgase beschrieben.
Die chromatographische Trennung von Gemischen stark polarer Verbindungen
bereitete jedoch bei allen bisher eingesetzten Aktivkohlen grössere Schwierigkeiten.
Diese bestehen darin, dass alle Arten "natürlicher" Aktivkohlen Spuren
von Mineralstoff enthalten, die in einer die natürlichen Aktivkohlen kennzeichnenden Porenstruktur als (polare) aktive AdsorptionsZentren
wirksam werden. Sie erzeugen damit ein in der Chromatographie besonders störendes sogenanntes Tailing. In Ausnahmefällen geht diese besondere
Adsorptionsaktivität bis zur irreversiblen Sorption polarer Stoffe. Dies verhindert die qualitative und quantitative Analyse.
Auf natürlichen Aktivkohlen lassen sich demnach polare Gase und Dämpfe
anorganischer oder organischer Stoffe nicht befriedigend und in einigen Fällen gar nicht Chromatograph!eren.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, dass auch stark polare Verbindungen
enthaltende Stoffgemische durch Chromatographie getrennt werden
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können, wenn man als stationäre Phase Kohlenstoff verwendet, der durch
Abspaltlang von Halogenwasserstoff aus polymeren Halogenkohlenwasserstoffverbindungen
erhalten worden ist:
Dieser Kohlenstoff, nachfolgend auch als C-Molekularsieb bezeichnet, trennt
die Stoffgemische aufgrund seiner mikroporösen Struktur; die dabei beobachteten Effekte sind anders als bei Verwendung der bisher eingesetzten
Aktivkohle. Die Herstellung von C-Molekularsieben ist in Mineral Industries,
Vol. 35, No. 4, Januar I966, beschrieben.
Die Abspaltung des Halogenwasserstoffs aus den polymeren Halogenkohlenwasserstoffverbindungen
geschieht vorzugsweise durch eine thermische Behandlung. Bei dieser thermischen Behandlung der polymeren Halogenkohlenwasserstoffe
wird unter Abspaltung von niedermolekularen Bestandteilen, d. i. im wesentlichen Halogenwasserstoff, aus dem Makromolekül Kohlenstoff
mit mikroporöser Struktur erhalten.
Als polymere Halogenkohlenwasserstoffe kommen in Betrachtί Polyvinylchlorid,
Polyvinylidenchlorid, Copolymere, wie z. B. die Sarantypen, die Vinylchlorid
bzw. Vinylidenchlorid oder beide als monomeren Baustein enthalten,
chlorierte Polyolefine, chloriertes Polyvinylchlorid sowie Mischungen von zwei oder mehr der hier genannten halogenhaltigen polymeren Kohlenwasserstoffe.
Alle hier genannten Verbindungen und deren Mischungen geben bei der
Halogenwasserstoffabspaltung poröse Kohlenstoffe, die für die Trennung von Stoffgemischen in der Chromatographie vorteilhafte Eigenschaften
besitzen.
Einen besonders geeigneten Kohlenstoff für die Verwendung als stationäre
Phase bei der ehromatographischen Trennung von Stoffgemischen erhält man
durch Abspaltung von Chlorwasserstoff aus Polyvinylidenchlorid.
Die thermische Behandlung der polymeren Halogenkohlenwasserstoffe wird
nachfolgend allgemein beschrieben und dann exemplarisch, für alle genannten
polymeren Halogenkohlenwasserstoffe und deren Mischungen, am Beispiel des
Polyvinylidenchlorids näher erläutert.
Vorzugsweise wird die thermische Behandlung der in Betracht kommenden
Ausgangsmaterialien in einem Gasstrom bei Atmosphärendruck oder geringem
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- 3 - O.Z. 26
Üherdruc \ d?|u"hge Γihrt.
Die zur Cp'ilung der Reaktlcnszone verwendeten Inertgase, wie Edelgase,
Stickst"Tf, V.'asnerrto^f oder Wasserdampf, sollen praktisch frei von Sauerstoff
nr-ir.. Di er Vf lautet nicht, dass geringe Mengen Sauerstoff, die
1 ekannfiioh die Abspaltung von Halogenv/asserstoff bei der thermischen Behandlung
von polymeren Halogenkohlenwasserstoffen katalysieren, ausgeschlossen
werden sollen.
Auch andere Stoffe, nie bei der thermischen Behandlung die Halogenwasserrtoffabspaltung·
katalysieren, kennen in der Reaktioriszone zugegen sein;
?.. B. Azoverbindungen oder Peroxide. Die Wirkungsweise dieser Stoffe entrpricht
im wesentlichen der von Sauerstoff.
!Mr thcrr.isohf1 F-ehai.d! ung kann auch r. <:ui ohgei'-Tr.rt v,-erden, dass aus den pcly-
:-(Μ···η li-il ?renk hl e:.v;assei%strfi'c-n I ta lc ^1H niclit aus.;: hliesslich in Form
\·.~>ν. frr!r-:n Halcfonv/aFserst -ff al i-ospalton wird; v.-enn Antimonverbindungen (z.
Γ-. ias Γχίαΐ in der Heaktirnfz-:ie ::j^e^en rind, kar.r. die Reaktion so
g-cf-ihrt werdon, dass Halogen in F^rm v~n StCl-. entwc-icht.
Der Tenreratui'bereioh, in dem die thc-rrr.ische Behandlung von polymeren
Halogenkchler.warserstoffen durchgefihrt v;iixi, ist sehr breit, da einerseits
die Abspaltung von Halcgenkohlenwasserstoff aus halogenhaltigen Polymeren
bei niedrigen Temperaturen beginnt und es andererseits zur Entfernung der
letzten Reste vor. Halogen sehr hoher Temperatures bedarf. Verzugsweise
wird die thermische Behandlung zv.-isc:.e:-. 100 und 1.0O0°C durchgeführt.
Beim Erhitzen von Polyvinylidenchlorid im Stickstcffstrom beginnt die
Abspaltung des Chlorwasserstoffes bereits bei etwa 1500C. Kohlenstoff rr.it
besonders guten Ei(?ensc5iaften erhält ran, wenn man die Temperatur im
Bereich von 15C bis etv:a 2500C nur sehr langsam erhöht, um eine allzu
rasche Halcgenwasserstoffafcspaltung zu verhindern. Bereits bei JOO0C ist
der grösste Teil des Halogenwasserstcffc-s abgespalten. Man steigert nun
die Temperatur auf 600 bis 70O0C, vcr^ugsweise auf £0C bis 9500C, und hält
diese Temperaturen längere Zeit, z. B. 5 bis 10 Stunden, ein. Auch
Temperaturen vrn 1.200 bis 2.000cC beeinträchtigen die Wirkungsweise des
gebildeten Kohlenstoffs nicht. r.
Es hat sich als vorteilhaft ery.-ieser., -e:: Resthalcgengehalt irr. K:hienstcff
auf unter 500 ppn-., vorteilhaft, unter-251 ppm und insbesondere unter 5C ppr,
T€78 ' [
SAD
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Ί935500
zu senken. Durch entsprechend lange thermische Behandlung kann man den
restlichen Halogengehalt des Kohlenstoffs sehr klein halten; dabei kann die Zeitdauer der thermischen Behandlung durch Anwendung höherer Temperaturen
verkürzt werden.
Einen Kohlenstoff mit sehr kleinem Resthalogengehalt von unter 20 ppm
erhält man leicht, wenn man eine thermische Nachbehandlung in Gegenwart von Wasserstoff und/oder Wasserdampf oder in Gegenwart von Dämpfen polarer
flüchtiger Stoffe, wie z. B. Methanol, durchführt.
Der so hergestellte Kohlenstoff findet erfindungsgemäss Verwendung als
k stationäre Phase in der Dünnschicht-Chromatographie, der Säulen-Chromatographie,
der Gas-Chromatographie und ihren Varianten, wobei die Einsatztemperatur
von den tiefsten bis zu den derzeit höchstmöglichen Apparatetemperaturen reichen kann.
Der durch thermische Behandlung von polymeren Halogenkohlenwasserstoffen
gewonnene Kohlenstoff kann erfindungsgemäss auch als Zusatz zu anderen stationären Phasen, d. h. gemischt mit anderen gebräuchlichen, festen,
stationären Phasen, oder als Träger für andere stationäre Phasen verwendet werden.
Durch die Verwendung des in Rede stehenden Kohlenstoffs als stationäre
Phase in der Chromatographie sind Trennungen anorganischer und organischer Stoffe und wegen der Inerteigenschaften des Kohlenstoffs auch Trennungen
korrosiver Stoffe möglich, die bislang unter erheblichem Mehraufwand (z. B. Mehrstufentrennung) und auch dann nur unbefriedigend gelöst werden konnten.
Die Überlegenheit des erfindungsgemäss verwendeten Kohlenstoffs als stationäre
Phase in der Chromatographie wird nachstehend anhand einiger exemplarischer ■Beispiele aus der Gas-Chromatographie erläutert. In allen Zeichnungen
(Fig. 1-4) zu den Beispielen sind die Zeit - ts - als Abszisse und der Schreiberausschlag als Ordinate angegeben.
In Beispiel 1, siehe Figur 1, ist die erfolgreiche temperaturprogrammierte
gas-chromatographisehe Trennung (TGC) von Inertgasen und Kohlenwasserstoffen
bei Verwendung von aus Polyvinylidenchlorid erhaltenem C-Molekularsieb
als stationärer Phase dargestellt. (Die Säulenlänge betrug 1 m, Durchmesser der Säule 2,5 ram. Trägergas He. ) Q QQ QtQ 5 / "J Q 7 g
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Die Trennung von Inertgasen und Kohlenwasserstoffen wurde bislang nur
zweistufig, unter Zuhilfenahme einer Verteilungssäule für die Kohlenwasserstoffe
und einer Adsorptionssäule aus Aktivkohle oder anderen
stationären Phasen für die Inerten, durchgeführt (Literatur I.e., Seite l)
und war daher aufwendig und zeitraubend.
In den Beispielen 2, 3 und 4, vgl.-Figur 2, 3 und 4, wird ein erfindungsgemäss
verwendetes C-Molekularsieb (b) aus Polyvinylidenchlorid als
stationärer Phase mit Aktivkohle (a) als stationärer Phase Jeweils unter gleichen gas-chromatographischen Bedingungen für die Trennung einiger
Stoffgemische verglichen (Temperatur 25O°C, gleicher Säulendurchmesser,
gleiche Säulenlängen, gleiches Gerät).
Die Beispiele 2, 3 und 4 zeigen die Überlegenheit des erfindungsgemäss
verwendeten C-Molekularsiebs als Stationärerphase gegenüber Aktivkohle
als stationärer Phase sowohl bei der Trennung von Gemischen polarer Substanzen,wie. z. B. Alkoholen (Fig. 2) oder Gemischen von Wasser, Formaldehyd
und Methanol (Fig. J>)> als auch bei der Trennung von Gemischen
von Kohlenwasserstoffen (Fig. 4).
Diese Überlegenheit des erfindungsgemäss verwendeten Kohlenstoffs bewirkt
neben erhöhter Aussagekraft bei rein qualitativen Trennungen auch eine präzisere quantitative Analyse, auch wegen des geringen "Tailing" der Peaks
durch die bessere Trennwirkung.
009811/1071
Claims (6)
- — 6 - O.ζ. 26 278Patentansprüche/ 1JVerwendung von Kohlenstoff, der durch Abspaltung von Halogenwasserstoff aus polymeren Halogenkohlenwasserstoffverbindungen erhalten worden ist, als stationäre Phase zur chromatographischen Trennung und Analyse von Stoffgemischen.
- 2. Verwendung von Kohlenstoff gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Kohlenstoff durch thermische Behandlung von polymeren Halogenkohlenwasserstoffen erhalten worden ist.
- 3. Verwendung von Kohlenstoff nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,dass der Kohlenstoff durch thermische Behandlung von Polyvinylidenchlorid und/oder Polyvinylchlorid oder Copolymeren, die zumindest Vinylidenchlorid oder Vinylchlorid oder beide gleichzeitig als monomere Bausteine enthalten, erhalten worden ist.
- 4. Verwendung von Kohlenstoff nach Ansprüchen 1 bis ~3, dadurch gekennzeichnet, dass der Kohlenstoff einen Resthalogengehalt von weniger als 500 ppm aufweist.
- 5. Verwendung von Kohlenstoff nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dase der Resthalogengehalt des Kohlenstoffs durch eine thermische Nachbehandlung mit Wasserstoff und/oder Wasserdampf oder mit Dämpfen polarer flüchtiger Stoffe auf Werte unter 20 ppm erniedrigt worden ist.
- 6. Verwendung von Kohlenstoff nach Ansprüchen 1 bis 5 als Zusatz zu anderen stationären Phasen oder als Träger für andere stationäre Phasen.Badische Anilin- 4 Soda-Fabrik AGZeichn.ooteisnoTiLe β rs eit
Priority Applications (5)
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NL7010263A NL7010263A (de) | 1969-07-12 | 1970-07-10 |
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19691935500 DE1935500C (de) | 1969-07-12 | Verwendung von Kohlenstoff als stationäre Phase in der Chromatographie |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
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DE1935500A1 true DE1935500A1 (de) | 1971-01-28 |
DE1935500B2 DE1935500B2 (de) | 1971-09-09 |
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Also Published As
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FR2055047A5 (de) | 1971-05-07 |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
E77 | Valid patent as to the heymanns-index 1977 | ||
8330 | Complete renunciation |