DE1771233B2 - Verfahren zum Verfestigen einer Schicht aus einem glasartigen oder vitrokristallinen Material - Google Patents
Verfahren zum Verfestigen einer Schicht aus einem glasartigen oder vitrokristallinen MaterialInfo
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Description
35
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verfestigen einer Schicht aus einem glasartigen oder vitrokristallinen Material, bei dem diese Schicht entweder
vollständig oder in Zonen, die sich symmetrisch zu einer Mittelebene seitlich gegenüberstehen, mit einem festen
Überzug oder mehreren festen Überzügen versehen wird, worin durch chemische Modifizierung mit einem
flüssigen Oxydationsmittel bei erhöhter Temperatur Druckspannungen erzeugt oder verstärkt werden.
Es ist bekannt, daß Glas Druckbelastungen viel besser standhält als Zugbeanspruchungen. Dies ist auf kleine
Mängel oder Fehler in der Oberfläche des Glases zurückzuführen, die als Quelle zur Erhöhung der
Spannung dienen. Die Zugfestigkeit kann mittels eines thermischen Vorspannverfahrens, welches die Wirkung
hat, in der Oberfläche des Glases Druckspannungen zu erzeugen oder derartige Spannungen zu erhöhen,
verbessert werden. Ein thermisches Vorspannen besteht darin, daß man das Glas auf eine Temperatur in der
Nähe seines Erweichungspunktes erhitzt und es anschließend in einem Luftstrom schnell abkühlt. Ein
solches Verfahren kann im allgemeinen nur auf Glas in Form von Plätten angewendet werden, wenn die
Glasplatten eine Dicke von mindestens 3 mm haben.
Es ist allgemein bekannt, daß Metallschichten durch chemische Modifizierung, beispielsweise durch Behandlung mit flüssiger Salpetersäure, mechanisch verfestigt
werden können (vgl. die deutsche Patentschrift 9 08 262). Aus der DDPS 52 198 ist es bekannt, daß
durch Aufbringung einer Metallschicht auf ein Glassubstrat dieses mechanisch gehärtet wird durch Eindiffun
dieren der Metallionen in das Glas.
Aus der deutschen Auslegeschrift 12 43 342 und der
britischen Patentschrift 9 17 388 ist es ferner bereits bekannt, Glassubstrate mechanisch durch Ionenaustausch zu härten, wodurch in den Oberflächenschichten
der Glassubstrate Druckspannungen erzeugt werden. Insbesondere aus der zuletzt genannten britischen
Patentschrift 9 17 388 ist es bekannt, eine Schicht aus einem glasartigen oder vitrokristallinen Material entweder vollständig oder in Zonen, die sich symmetrisch zu
einer Mittelebene seitlich gegenüberstehen, mechanisch zu härten durch Aufbringen eines oder mehrerer fester
Überzüge, worin durch chemische Modifizierung mit einem flüssigen Oxydationsmittel bei erhöhter Temperatur Druckspannungen erzeugt oder verstärkt werden.
Aufgabe der Erfindung war es nun, die Verfestigung von Glassubstraten dahingehend zu verbesse, n, daß sie
auch auf Schichten aus einem glasartigen oder vitrokristallinen Material angewendet werden kann, die
eine Dicke von weniger als 3 mm haben, d. h_ ein
Verfahren zum Verfestigen von spröden, brüchigen Materialien anzugeben, die nach den bisher bekannten
klassischen Verfahren der thermischen oder chemischen
Härtung nicht gehärtet werden können.
Es wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe bei einem
Verfahren zum Verfestigen einer Schicht aus einem glasartigen oder vitrokristallinen Material, bei dem
diese Schicht entweder vollständig oder in Zonen, die sich symmetrisch zu einer Mittelebene seitlich gegenüberstehen, mit einem festen Überzug oder mehreren
festen Überzügen versehen wird, worin durch chemische Modifizierung mit einem flüssigen Oxydationsmittel bei erhöhter Temperatur Druckspannungen erzeugt
oder verstärkt werden, dadurch gelöst werden kann, daß in dem Überzug oder in den Überzügen enthaltene
Metalle oder Metallverbindungen mit geschmolzenem Kaliumnitrat oxydiert werden und die überzogene
Schicht anschließend abgekühlt wird.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es erstmals möglich, Glasschichten mechanisch zu härten,
die nach den bisher bekannten klassischen Verfahren nicht mechanisch gehärtet werden konnten. Es hat
gegenüber den bekannten vergleichbaren Verfahren ferner den Vorteil, daß neben der mechanischen
Härtung gleichzeitig auch eine chemische Härtung durch Ionendiffusion durch die Überzugsschicht hindurch auftritt, wobei das beanspruchte Verfahren wegen
der dabei angewendeten hohen Temperatur (von beispielsweise 3000C gegenüber dem Arbeiten bei einer
Temperatur von höchstens 83°C gemäß dem Stand der Technik) schnell und vollständig abläuft und zu keinerlei
Entwicklung von giftigen Dämpfen führt im Gegensatz zu dem aus der deutschen Patentschrift 9 08 262
bekannten Verfahren. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es beispielsweise auch möglich, eine
Schicht aus einem glasartigen oder vitrokristallinen Material mit einer Dicke von 1 mm, die nur wenig oder
überhaupt keine Alkalimetalle enthält, die wegen ihrer geringen Dicke weder thermisch gehärtet noch wegen
ihres unzureichenden Alkalimetällgehaltes chemisch gehärtet werden kann, auf wirksame Weise mechanisch
zu härten.
Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung beträgt die Dicke der Schicht aus dem glasartigen
oder vitrokristallinen Material weniger als 3 mm. Die Dicke des Überzugs oder der Überzüge beträgt
vorzugsweise nicht mehr als 1 mm, besonders bevorzugt 1 bis Ι50μηι. Gemäß einer weiteren bevorzugten
Ausgestaltung der Erfindung hat das in dem Überzug enthaltene Metall außer der Wertigkeit O nur noch eine
einzige weitere Wertigkeit, was den Vorteil hat, daß eine homogene Schicht entsteht, bei der nicht die
Gefahr besteht, daß bei der Oxydation mehrere verschiedene Oxydationsstufen in ungleichmäßiger
Verteilung nebeneinander vorliegen.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung besteht der Überzug bzw. bestehen die
Überzüge aus einem einzigen Metall, vorzugsweise aus wenigstens einem der Metalle Zinn, Titan, Silizium,
Vanadin, Blei, Mangan, Aluminium, Zirkonium, Thorium, Wismut und Nickel.
Unter dem hier verwendeten Ausdruck »Mittelebene« ist eine gedachte Fläche oder Ebene zu verstehen,
welche die Schicht in der Mitte halbiert Die Mittelfläche einer flachen Platte ist daher eine gedachte
Fläche oder Ebene, die in der Mitte zwischen den beiden
Hauptoberflächer. der Platte liegt und parallel zu diesen
verläuft.
Nachfolgend wird bei der Erläuterung der Erfindung stets auf eine flache, plattenförmige Schicht aus einem
glasartigen oder vitrokristallinen Materia! Bezug genommen, es sei jedoch darauf hingewiesen, daß die
Erfindung keineswegs darauf beschränkt ist, sondern daß auch andere physikalische Formen erfindungsgemäß
behandelt werden können, z. B. eine rohrförmige Schicht oder die Innenwand eines hohlen Formkörpers.
Die Substratschicht braucht daher nicht flach zu sein, sondern kann jede beliebige Krümmung besitzen. Wie
aus dem Ausdruck »Schicht« hervorgeht, besitzt das überzogene Substrat Längen- und B ^itenabmessungen,
die ein Vielfaches seiner Dick« ausmachen. In den
meisten Fällen, beispielsweise dann, w«. in die Erfindung
auf Bänder aus gezogenem Glas oder auf Platten, zu denen solche Bänder zerschnitten werden, angewendet
wird, betragen die Längen- und Breitenabmessungen das lOOfache der Dicke, wobei jedoch Substrate mit
verhältnismäßig geringer Größe in bezug auf die Längen- und Breitenabmessungen, mit beispielsweise
dem lOfachen der Dicke, ebenfalls erfindungsgemäß behandelt werden können.
Es braucht nicht die gesamte Oberfläche des Substrats erfindungsgemäß behandelt zu werden,
sondern es genügt, wenn nur diejenigen Zonen des Substrats, die sich in bezug auf eine Mittelfläche seitlich
gegenüberstehen und gegen mechanische Zerstörung besonders empfindlich sind, erfindungsgemiiß behandelt
werden. So sind beispielsweise Glasplatten besonders anfällig gegenüber Zerbrechen, wenn ihre Ränder mit
einem harten Gegenstand, wie z. B. einem Nagel, in Berührung kommen. Ihre Anfälligkeit gegen Zerbrechen
kann durch das erfindungsgemäße Aufbringen von unter Druckspannung stehenden Überzügen auf die
Randfiächen der Platte symmetrisch zu der Mittelebene,
beispielsweise in einer Breite von etwa 1 bis etwa 5 mm, vermindert werden. Auch ein Wasserglas, das durch
einen leichten Schlag auf seinen Rand viel eher zerbricht als durch einen ähnlichen Schlag auf seine: Seite, kann
mit erfindungsgemäßen Überzügen auf dem Rand und/oder der Innen- und Außenfläche des Wasserglases
gegen Zerbrechen weniger anfällig gemacht werden.
Überzüge auf Oberflächen oder Oberflächenteilen, die sich in bezug auf eine Mittelfläche seitlich
gegenüberstehen, sollten normalerweise die gleiche Zusammensetzung haben und der gleichen chemischen
Modifizierung unterzogen werden. Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß ein Produkt mit Druckspannungen
verschiedener Größe auf den einander gegenüberliegenden Seiten der Mitlelebene des Substrats dadurch
hergestellt werden kann, daß man verschiedene Oberflächenüberzüge mit verschiedener Zusammensetzung
verwendet und/oder die Größe dieser Überzüge verschieden macht und/oder sie auf verschiedene Weise
modifiziert Auch sollten die Überzüge auf einander gegenüberliegenden Oberflächen des Substrats normalerweise
praktisch die gleiche Ausdehnung besitzen.
Die Erfindung eignet sich zum mechanischen Härten von beispielsweise Glasplatten einer Dicke von weniger
als 3 mm aber auch zum mechanischen Härten von dickeren Glasplatten. Das überzogene Substrat liegt
während der Durchführung des Verfahrens vorzugsweise im festen Zustand vor. Damit der Überzug oder die
Überzüge in seiner bzw. ihrer vollen Breite chemisch modifiziert werden kann bzw. können, ist es bevorzugt,
daß jeder Überzug eine Dicke von nicht mehr als 1 mm haL Ein Körper aus einem glasartigen oder vitrokristallinen
Material kann erfindungsgemäß erheblich mechanisch gehärtet bzw. verfestigt werden auch dann, wenn
der Überzug oder die Überzüge, die der chemischen Modifizierung unterzogen wird bzw. werden, sehr dünn
ist bzw. sind, wobei vorzugsweise die Dicke des Überzugs oder der Überzüge zwischen 1 und 150 μπι
liegt
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können in dem Überzug bzw. in den Überzügen Oberflächendruckspannungen
erzeugt werden, die bei einem unbeabsichtigten Zerbrechen der Platte bewirken, daß
sich diese in kleine, nicht schneidende Fragmente zerlegt. Um eine Aufteilung in wesentlich größere
Fragmente zu erzielen, ist es zweckmäßig, die Durckspannung im wesentlichen gleichförmig über die
Oberflächen des überzogenen Substrats zu verteilen.
Die Zusammensetzung des erfindungsgemäß aufgebrachten Überzugs bzw. der erfindungsgemäß aufgebrachten
Überzüge kann so gewählt werden, daß eine vorgegebene Farbe oder ein vorgegebener optischer
Effekt erzielt wird. Durch chemische Modifizierung kann die gewünschte Wirkung erzielt werden beispielsweise
durch Erhöhung der Dichte der Masse, welche die Schicht darstellt und/oder durch Verwendung eines
Materials, welches den Überzügen einen niedrigeren Wärmeausdehnungskoeffizienten verleiht.
Beispielsweise können Druckspannungen in dem erfindungsgemäß aufgebrachten festen Überzug oder
den festen Überzügen dadurch erzeugt werden, daß man ein Metall oder eine Metallverbindung in dem
Überzug oder in den Überzügen mit einer anderen Substanz reagieren läßt, die mit dem Überzug oder den
Überzügen in Kontakt gebracht wird. Enthält der Überzug oder enthalten die Überzüge ein reaktionsfähiges
Metall mit nur einer Oxidationsstufe, dann wird dadurch das Auftreten einer ungleichmäßigen Spannungsverteilung
als Folge der Bildung verschiedener Verbindungen mit einer unterschiedlichen Oxidationsstufe vermieden.
Erfindungsgemäß wird ein oxydierbarer Überzug auf das Substrat aufgebracht, wobei in dem Überzug in der
Weise Druckspannungen erzeugt werden, daß der Überzug einer Oxydationsbehandlung mit geschmolzenem
Kaliumnitrat unterworfen und anschließend abgekühlt wird. Der Überzug kann aus einem einzigen
Metall, beispielsweise aus Zinn, Titan, Silicium, Vanadin, Blei, Mangan, Aluminium, Zirkonium, Thorium, Wismut
oder Nickel, bestehen, er kann aber auch aus einer Mischung aus einem oder mehreren dieser Metalle
bestehen. Der Überzug kann auch eine Verbindung eines in vielen Wertigkeitsstufen vorkommenden
Metalls mit niedriger Wertigkeit enthalten, wie z. B. SiO, TiO, SnO oder PbO. Dünne Schichten aus solchen
Substanzen können unter Anwendung eines chemischen, physikalisch-chemischen oder physikalischen
Verfahrens aufgebracht werden. Vorzugsweise wird der Überzug oder werden die Überzüge durch Vakuumaufdampfen
autgebracht, da die auf diese Weise aufgebrachten Überzüge für die sich daran anschließende
Verarbeitung besonders gut geeignet sind.
Die Oxydation erfolgt erfindungsgemäß unter Verwendung von geschmoizenem Kaliumnitrat.
Die Erfindung wird durch das folgende Beispiel näher erläutert, ohne jedoch darauf beschränkt zu sein.
Ein SnO-FiIm einer Dicke von 100 μπι wurde unter
Verwendung einer alkalischen SnCb-Lösung, auf die inneren und äußeren Oberflächen eines Sodakalkglasbechers
aufgebracht. Der Becher wurde auf einn
Temperatur von 500°C erhitzt. Der heiße Becher wurde 3 Stunden lang mit geschmolzenem Kaliumnitrat in
Kontakt gebracht. Nach dem Abkühlen wurde festgestellt, daß der Becher eine Bruchfestigkeit bespß, die
doppelt so groß war wie diejenige eines identischen Bechers, der auf die gleiche Weise mit einem SnO-FiIm
überzogen worden war, der jedoch keiner Oxydationsbehandlung mit geschmolzenem Kaliumnitrat unter-
worfen worden war.
Claims (5)
1. Verfahren zum Verfestigen einer Schicht aus einem glasartigen oder vitrokristallinen Material, bei
dem diese Schicht entweder vollständig oder in Zonen, die sich symmetrisch zu einer Mittelebene
seitlich gegenüberstehen, mit einem festen Oberzug oder mehreren festen Oberzügen versehen wird,
worin durch chemische Modifizierung mit einem flüssigen Oxidationsmittel bei erhöhter Temperatur
Druckspannungen erzeugt oder verstärkt werden, dadurch gekennzeichnet, daß in dem
Überzug oder in den Oberzügen enthaltene Metalle oder Metallverbindungen mit geschmolzenem Kaliumnitrat oxidiert werden und die überzogene
Schicht anschließend abgekühlt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Schicht aus glasartigem oder
vitrokristalünem Material mit weniger als 3 mm Dicke verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Oberzüge zwischen 1 und
150 μπι Dicke oxidiert werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein einziges Metall für
den Überzug oder die Überzüge verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eines der
Metalle Zinn, Titan, Silizium, Vanadin, Blei, Mangan, Aluminium, Zirkonium, Thorium, Wismut und Nickel
für den Oberzug oder die Überzüge verwendet wird.
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