Verfahren zum Starten von Flugkörpern Flugkörper, die vcm Boden aus
gestartet werden, benötigen für den Fall, daß sie keinen großen Beschleunigungskräften
ausgesetzt werden dürfen, Starteinrichtungen mit u.U. sehr langer Führung des Flugkörpers,
beispielsweise in einem Rohr oder auf einer Schiene, um die für eine stabile Fluglage
notwendige Anfangsgeschwindigkeit zu erreichen. Solche aufwendige Starteinrichtungen
lassen sich häufig jedoch nicht verwirklichen, insbesondere dann, wenn die Forderung
besteht, daß die Starteinrichtung leicht transportabel sein soll. Wird zusätzlich
noch gefordert, daß der Flugkörper sehr schnell eine bestimmte Flughöhe hat und/oder
die Flugbahn unmittelbar anschließend einen vorbestimmten Verlauf haben soll, so
sind diese Forderungen bislang nur mit einem gelenkten und besondere Stabilisiereinrichtungen
aufweisenden, damit aber aufwendigen Flugkörper zu erfüllen. Zur Vermeidung der
bekannten Nachteile und zwecks Vereinfachung beschreitet die Erfindung einen neuen
Weg und schlägt vor, den Flugkörper mit einem Antrieb, insbesondere Raketentriebwerk,
und den Antrieb mittels einer Fessel vorgegebener Länge mit einer stationären oder
transportablen Halterung zu verbinden, sowie den Flugkörper und den Antrieb bei
gestreckter Fessel senkrecht zu dieser miteinander abzuschießen. Sofern sich beim
Start des Flugkörpers die Halterung und die Starteinrichtung auf der gleichen Höhe
befinden, erfolgt der Start senkrecht zur Erdoberfläche, in allen anderen Fällen
unter einer mehr oder weniger großen Neigung zu dieser. Der gestreckte Zustand der
Fessel beim Abschuß verhindert, daß diese durch den angetriebenen Flugkörper plötzlich
ruckartig belastet
wird, was ein Reißen der Fessel, die beispielsweise
als eine Kette oder ein Seil, insbesondere ein elastisches Seil, ausgebildet sein
kann, zur Folge haben könnte. Beim Start beschreibt der Flugkörper mit Antrieb in
einem der Länge der Fessel entsprechenden Abstand von der Halterung um diese eine
kreisförmige Flugbahn. Durch eine entsprechende Art der Befestigung der Fessel am
Flugkörper bzw. dem Antrieb und gegebenenfalls Ausbildung der Fessel als zwei oder
mehrere Ketten, Seile od.dgl. wird dabei eine stabile Fluglage des Flugkörpers erreicht
und werden Pendelbewegungen des Flugkörpers vermieden. Zweckmäßig erfolgt das Starten
von einem hierfür vorgesehenen Startgestell aus. Da dieses praktisch nur- die Aufgabe
hat, den Flugkörper vor dem Start bzw. bis zum Abgang in der gewünschten Lage zu
halten, kann es sehr einfach ausgeführt sein, selbst wenn der abzuschießende Flugkörper
unförmig gestaltet,beispielsweise mit rechteckigem Querschnitt ausgebildet sein
sollte. Anstatt den Flugkörper auf einer exakt kreisförmigen Bahn fliegen zu lassen,
kann auch vorgesehen werden, daß beim Start ein Teil der Fessel noch auf einer Trommel
od.dgl. aufgewickelt ist, dieser Teil der Fessel sich während des Fluges aber in
vorbestimmter Weise, etwa durch eine an der Trommel vorgesehene Bremse gesteuert,
von der Trommel abgewickelt, wodurch sich zwar eine zwangsläufig gekrümmte, jedoch'von
der Kreisbahn abweichende Flugbahn ergibt. Sofern der Flugkörper während seines
ganzen Fluges gefesselt . bleibt, schlägt er an einem solchen Punkt auf der Erde
auf, der zur Halterung einen Abstand aufweist, welcher der Länge der Fessel im Endstadium
des Fluges entspricht. Um aber auch jede andere Flugbahn verwirklichen zu können,
sieht die Erfindung in vorteilhafter weiterer Ausbildung der Erfindung vor, die
Verbindung zwischen Flugkörper und Antrieb und/oder zwischen Antrieb
und
Halterung trennbar auszubilden. Dies schließt selbstverständlich auch eine solche
Anordnung ein, bei der nicht der Antrieb, sondern der Flugkörper mittels der Fessel
mit der Halterung verbunden ist. Auf diese Weise, bei der also eine Trennung sowohl
zwischen Flugkörper und weiterhin gefesseltem Antrieb als auch eine Trennung zwischen
Flugkörper samt Antrieb und Halterung, als auch eine Trennung zwischen Antrieb und
weiterhin gefesseltem Flugkörper erfolgen kann., läßt sich praktisch jeder gewünschter
Flugbahnverlauf realisieren. Beispielsweise kann der Flugkörper im Gipfelpunkt der
Flugbahn vom Antrieb bzw. der Düse getrennt werden, so daß er für sich allein auf
einer zur Erdoberfläche parallelen Bahn weiterfliegt, wobei der weitere Flugbahnverlauf
sowohl von der Form und dem Gewicht des Flugkörpers als auch von einem möglichen
weiteren Antrieb abhängt. Statt dessen kann der Flugkörper selbstverständlich auch
bereits im aufsteigenden oder erst im abfallenden Teil der Flugbahn vom Antrieb
bzw. der Fessel getrennt werden , wonach er vom Punkt der Trennung aus mit oder
ohne Antrieb zunächst in tangentialer Richtung weiterfliegt. In allen Fällen der
Trennung ist es selbstverständlich unerheblich, ob sie halterungsseitig oder flugkörper-
bzw. antriebsseitig erfolgt. Die Erfindung ist in der Zeichnung in Anwendungsbeispielen
gezeigt und wird anhand dieser im folgenden noch erläutert. Es zeigen Fig. 1 in
schematischer Darstellung den Start eines mit einer stationären Halterung verbundenen
Flugkörpers,
Fig. 2 ein Beispiel. mit an einem Panzer angeordneter
transportabler Verankerung und Fig. 3 ein Beispiel für den Start eines Flugkörpers
von.einem aufgetauchten Unterseeboot aus. Bei der stationären Anlage der Figur 1,
wie sie beispielsweise auf Flugplätzen Verwendung finden könnte, um durch Aussprühen
von Chemikalien Nebel zu beseitigen, ist die Verankerung 1 mittels der Verbindungselemente
2 'an dem in das Erdreich eingelassenen Betonfundament 3 befestigt. An der Verankerung
1 ist das mit seinen Enden 5 und 6 am Raketentriebwerk 7 befestigte Seil 4 angebracht.
Am Raketentriebwerk 7 ist mittels der beiden Verbindungselemente 8 der Nutzlastbehälter
9, beispielsweise ein mit Chemikalien gefüllter leichter Behälter, befestigt. Zwischen
Triebwerk und Nutzlastbehälter 9 ist der Fallschirm 10 vorgesehen. An der von der
Düse 11 abgewandten Seite ist am Triebwerk der Stoßdämpfer 12 angebracht. Das Triebwerk
7 ist auf dem Abschußgestell 13 angeordnet, wobei sich der Nutzlastbehälter 9 zusätzlich
auf dem Tisch 15 abstützt, der etwas vertieft in der zur Ablenkung des Abgasstrahls
des Triebwerks 7 vorgesehenen Grube 14 aufgebaut ist. Wie durch die gestrichelte
Linie angedeutet ist, beschreibt das Triebwerk 7 mitsamt dem Nutzlastbehälter 9
nach dem Abschuß aus der Position A die*Kreisbahn 14, deren Radius dem Abstand des
Triebwerks 7 von der Verankerung 1 und damit der Länge der Fessel 4 entspricht.
In Position B haben das Triebwerk 7 und der Nutzlastbehälter 9 den Gipfelpunkt der
Bahn erreicht. Das Triebwerk 7 ist zweckmäßig so ausgelegt, daß es bei Erreichen
des Gipfelpunktes ausgebrannt ist. Durch eine nicht gezeigte, mit dem Seil 4 gekopgelte
und
beispielsweise mechanisch-elektrisch funktionierende Verriegelung wird über das
nun senkrecht stehende Seil 4 ein Signal übertragen, das die Trennung zwischen Triebwerk
7 und Nutzlastbehälter 9, etwa durch Absprengen der als Sprengbolzen ausgebildeten
Verbindungselemente 8, bewirkt. Gemäß Position C bewegt sich das weiterhin gefesselte
Triebwerk 7 auf seiner Kreisbahn wieder dem Erdboden zu. Um den Aufprall abzubremsen,
ist der Fallschirm 10 geöffnet worden, beispielsweise beider Trennung von Triebwerk
7 und Behälter 9 mittels der Reißleine 19. Weiterhin ist zur Abbremsung bzw. Dämpfung
des Aufpralls am Ende der Kreisbahn die mit einer stoßdämpfenden Füllung 21, beispielsweise
Schaumstoffschnitzeln,gefüllte Grube 20 vorgesehen. In Verbindung mit dem Stoßdämpfer
12 wird der Aufprall so weit abgeschwächt, daß das äusgebrannte Triebwerk nach Einsetzen
einer neuen Treibladung wieder verwendet werden kann. Während des Weiterfluges des
Triebwerks 7 auf der Kreisbahn fliegt der Behälter 9 auf der gestrichelt angedeuteten,
anfangs im wesentlichen waagerecht verlaufenden ballistischen Bahn 18 weiter, wobei
er in der vorgesehenen Weise seine Füllung aussprüht, oder aber, wenn ein solches
Aussprühen einer flüssigen Füllung nicht vorgesehen sein sollte, eine sonstige Nutzlast
auf der ballistischen Bahn zum festgelegten Ziel trägt. Nach Figur 2 ist die Verankerung
auf dem Panzer 23 und ist das Startgestell 24 auf dem weiteren Panzer 25 angebracht.
Das Seil 26 ist mit dem Flugkörper, d.h. der Rakete 27, derart verbunden, daß es
von der Verankerung 22 über die Rolle 28 zurück zu einer in der Verankerung 22 angeordneten
nicht gezeigten Rolle geführt und auf dieser in mehr oder weniger großen Länge aufgewickelt
ist. Die Rolle 28 ist durch die Streben 29 mit der an ihrem Kopf die Spitze
30 mit- Widerhaken aufweisenden Rakete verbunden.
Bei einem Vorgehen
entsprechend Figur 1 würde sich die Rakete auf einer Kreisbahn_bewegen, beispielsweise
auf der Kreisbahn 31, und auf dieser zu Punkt 32 fliegen. Es sei aber angenommen,daB
diese Flugweite nicht ausreicht. Durch Abspulen des auf die in der Verankerung angebrachten
gebremsten Rolle aufgewickelten Teiles des Seils 26 beim Angang der Rakete 27 erhält
die Flugbahn 34 im aufsteigendem Teil 33 den gezeigten gestreckten Verlauf. Das
Seilabspulen kann beispielsweise so lange erfolgen, bis sich die Rakete etwa senkrecht
über dem Panzer 23 befindet. Wird nun das Seil 26 festgehalten, so fliegt die Rakete
27 weiterhin auf der kreisförmigen Flugbahn 35 bis zum Aufschlagsort 36 weiter,
wo sie sich mit ihrer Stahlspitze 30 in den Boden bohrt und somit'eine Halterung
für die Rolle 28 bildet. An dem über die Rolle 28 laufenden doppelten Seil kann
nun beispielsweise ein Sprengteppich über das Minenfeld gezogen werden, indem dieser
mit dem von der Verankerung 22 gelösten Seilende verbunden und das Seil mit seinem
anderen Ende auf die in der Verankerung 22 vorgesehene Rolle aufgewickelt wird.
Bei dem in Figur 3 gezeigten Einsatz eines gefesselten Startes vom aufgetauchten
Unterseeboot 37 aus hat der aus dem Raketentriebwerk 39 und dem Behälter 40 bestehende
Flugkörper 38 den Bahngipfelpunkt über dem U-Boot 37 überschritten und die abgetrennte
Fessel 41 fällt herab. Aus dem Nutzlastbehälter 40 kann beispielsweise ein Ölnebel
42 ausgesprüht werden, um damit unmittelbar um das U-Boot herum den Wellengang zu
beruhigen.