DE10147144C1 - Verfahren zum Bergen einer Stufe eines mehrstufigen Raumtransportsystems - Google Patents
Verfahren zum Bergen einer Stufe eines mehrstufigen RaumtransportsystemsInfo
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Abstract
Eine wiederverwendbare aufwerfbare Stufe (11) eines Raumtransportsystems wird zum Zwecke des Bergens in einen Gleitflug versetzt und von einem Schlepper-Flugzeug (16) im Flug eingefangen, um anschließend im Schleppflug an den vorgesehenen Landeplatz verbracht zu werden. Die wiederverwendbare Stufe (11) benötigt keinen zusätzlichen Treibstoff für den Rückflug und sie kann von dem Flugzeug über beliebige Entfernungen transportiert werden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bergen einer Stufe
eines mehrstufigen Raumtransportsystems.
Raumtransportsysteme haben in der Regel mindestens eine Träger
stufe mit einer Trägerrakete, die die nächstfolgende Stufe auf
eine größere Geschwindigkeit und Höhe bringt. Ein Problem be
steht darin, eine benutzte Stufe wiederzugewinnen bzw. an einen
Zielpunkt auf der Erde zu verbringen. Bei orbit-nahen ei
nstufigen Systemen wird die Stufe auf eine ballistische Bahn
gebracht, von wo sie anschließend im aerodynamischen Gleitflug
nach einmaliger Umrundung der Erde (once-around-earth) zum
Startort zurückkehrt. Es ist auch möglich, eine Ladung außer
halb des Startorts durchzuführen. Eine andere Methode sieht
vor, dass die Stufe mit einem eigenen Antrieb ausgestattet wird
und im angetriebenen Flug an einer vorgesehenen Stelle landen
kann.
Die bekannten Verfahren zum Bergen einer wiederverwendbaren
Stufe eines Raumtransportsystems haben verschiedene Nachteile.
Sofern eine Umrundung der Erde erforderlich ist, werden extrem
hohe technische Anforderungen an diese Stufe gestellt. Bei
einer Landung außerhalb des Startplatzes ist zu berücksich
tigen, dass die Startplätze für Raumtransportsysteme aus
Sicherheitsgründen so gelegen sind, dass sich in Startrichtung
über große Entfernungen nahezu unbewohnte Bereiche der Erde
(meist Ozeane) befinden. Daher ist die Auswahl an geeigneten
Landeplätzen in der Nähe des Startplatzes extrem gering. Liegt
der vorgesehene Landeplatz auf einer Insel, so erfordert sein
Anflug in der Regel Beeinflussungen der Flugbahn, was zur Folge
hat, dass die Nutzlast verringert werden muss, um eine sichere
Landung der wiederverwendbaren Stufe zu gewährleisten. Der not
wendige Rücktransport der wiederverwendbaren Stufe zum Startort
ist kosten- und zeitaufwendig.
Wird die abgeworfene Stufe in einem angetriebenen Flug zum
Startplatz zurückgeführt, wird neben einem eigenen Antriebs
system auch zusätzlicher Treibstoff benötigt, der beim Aufstieg
beschleunigt werden muss und als Inertmasse die erzielbare
Nutzlast negativ beeinflusst. Das zusätzliche Antriebssystem
erhöht ebenfalls die Masse der Stufe und deren Komplexität und
Kosten.
Bei niedriger Separationsgeschwindigkeit der Stufe besteht ge
nerell die Möglichkeit, die Stufe im freien Gleitflug zum
Startplatz zurückzuführen. Hier besteht jedoch der Nachteil,
dass nur ein geringer Beitrag zum gesamten Geschwindigkeitsbe
darf des Erde-Orbit-Transfers geleistet wird, so dass diese
Methode für ein kostengünstiges wiederverwendbares Raumtrans
portsystem nicht interessant ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
Bergen einer Stufe eines mehrstufigen Raumtransportsystems an
zugeben, das wirtschaftlich und mit geringem technischen Auf
wand ausführbar ist und es ermöglicht, die Stufe sicher an den
Startort zurückzuführen.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß mit den im
Patentanspruch 1 angegebenen Merkmalen. Hiernach hat das erfin
dungsgemäße Verfahren die folgenden Schritte:
- - Abwerfen der Stufe nach deren Benutzung,
- - nach Eintritt der Stufe in dichtere Schichten der Atmosphäre: Übergehenlassen der Stufe in einen aero dynamischen freien Gleitflug,
- - Bereithalten eines Flugzeugs in demjenigen Höhenbe reich, in dem der Gleitflug erfolgen soll,
- - Verbinden des Flugzeugs mit der Stufe durch mindestens ein Schleppseil,
- - Schleppen der aerodynamisch gleitenden Stufe zu einem Landeplatz.
Die Erfindung sieht vor, dass eine wiederverwendbare gleitflug
fähige Stufe eines Raumtransportsystems in der Luft durch ein
Flugzeug und anschließenden Schleppflug bis zum Landeplatz ge
zogen wird. Die Erfindung sieht das direkte Einfangen der Stufe
und das sofortige Rückschleppen ohne eigenen Antrieb mit einem
Schlepper-Flugzeug vor. Dabei wird die Stufe nach Art eines
Segelflugzeugs im schleppenden Gleitflug transportiert, wobei
große Entfernungen überbrückt werden können. Daher besteht be
züglich der Wahl des Landeplatzes eine große Freiheit. Die
Stufe benötigt keinen eigenen Antrieb und keinen Treibstoff, so
dass das Raumtransportsystem eine hohe Nutzlast haben kann. Als
Schleppflugzeug eignen sich übliche Transportflugzeuge oder
Reiseflugzeuge, wie sie serienmäßig hergestellt werden.
Spezielle Sonderkonstruktionen sind nicht erforderlich. Das
Flugzeug muss lediglich mit einer Vorrichtung zur Herstellung
einer Seilverbindung zwischen Flugzeug und Stufe ausgerüstet
sein.
Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung erfolgt das
Verbinden von Flugzeug und Stufe dadurch, dass von dem Flugzeug
ein mit einem Pilotseil verbundenes Geschoss an einen Ver
ankerungspunkt der Stufe geschossen wird und mit dem Pilotseil
ein Schleppseil aus der Stufe herausgezogen wird, das an dem
Flugzeug befestigt wird. Das Pilotseil hat eine geringe Masse,
so dass es das Geschoss nicht wesentlich bremst und auch die
Schussgenauigkeit nicht beeinträchtigt. Das Geschoss wird nach
Art einer Harpune an die Stufe angeschossen. Der Verankerungs
punkt der Stufe kann eine größere Flächenausdehnung haben und
beispielsweise aus einer Seilschleife bestehen, deren inneres
von dem Geschoss getroffen werden muss, um die Verbindung der
Seilschleife, und damit des Schleppseils, mit dem Pilotseil
herzustellen.
Vorzugsweise wird vor Erreichen des Landeplatzes das Schlepp
seil von der Stufe oder dem Flugzeug abgelöst und die Stufe
landet im freien Gleitflug. Dadurch können Kollisionen und Be
hinderungen zwischen Flugzeug und Stufe beim Landen vermieden
werden.
Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung unter
Bezugnahme auf die Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 eine Darstellung eines Raumtransportsystems beim Ab
werfen der Stufe,
Fig. 2 das Anschießen der im freien Gleitflug gleitenden Stufe
vom Flugzeug aus,
Fig. 3 das Einholen eines Schleppseils der Stufe zum Flugzeug,
Fig. 4 den Schleppflug,
Fig. 5 das Ausklinken der Stufe für den Landeanflug,
Fig. 6 ein anderes Ausführungsbeispiel eines Raumtransport
systems,
Fig. 7 das Ankoppeln eines in einem Flugzeug befindlichen
Schleppseils an die Stufe mit Hilfe eines Lenkflugkör
pers,
Fig. 8 ein anderes Ausführungsbeispiel mit einem lenkbaren
Suchkopf zum Andocken an die Stufe, und
Fig. 9 eine schematische Darstellung des Suchkopfes mit den
verschiedenen Seilen bzw. Kabeln.
Das in Fig. 1 dargestellte Raumtransportsystem 10 besteht aus
einer Stufe 11 in Form einer wiederverwendbaren Trägerrakete,
einer Orbital-Stufe 12 und einer Nutzlastkapsel 13, die bei
spielsweise einen Satelliten enthält. Fig. 1 zeigt den Zustand
des Abtrennens der Stufe 11 von der Orbital-Stufe 12 nach dem
Brennschluss der Stufe 11. Die Stufe 11 ist am Heck mit Ra
ketentriebwerken 14 und an der Seite mit Flügeln 15 versehen,
die in dichterer Atmosphäre einen Gleitflug ermöglichen.
Nach dem Ausbrennen der wiederverwendbaren Stufe 11 und deren
Separation bewegt sich die Stufe 11 antriebslos zunächst auf
einer ballistischen Bahn. Innerhalb kurzer Zeit sinkt die Stufe
in die dichteren Schichten der Atmosphäre, wo sie durch den
Luftwiderstand verzögert wird und infolge der Flügel 15 in
einen sinkenden freien Gleitflug übergeht. Dieser Sinkflug ist
in Fig. 2 dargestellt. In dem Höhenbereich von 11000 bis 5000
m, in dem der Gleitflug der Stufe 11 erfolgt, hält sich zu
diesem Zeitpunkt ein Flugzeug 16 auf. Das Flugzeug 16 ist mit
einer Abschussvorrichtung ausgestattet, die ein Geschoss 17,
welches mit einem Pilotseil 18 verbunden ist, auf die Front
seite der Stufe 11 schießt. Das Geschoss 17 bildet zusammen mit
dem Pilotseil 18 eine Harpune. Das Geschoss 17 ist so ausge
stattet, dass es sich beim Treffen der Stufe 11 mit einem darin
befindlichen Schleppseil verbindet. Während des Kopplungs
manövers befindet sich das Flugzeug ebenfalls in einem Sink
flug, dessen Gleitwinkel demjenigen der Stufe entspricht. Beide
fliegen mit annähernd gleichen Geschwindigkeiten.
Fig. 3 zeigt das Einziehen des Pilotseils 18 in das Flugzeug 16
und das Herausziehen des Schleppseiles 19 aus der Stufe 11. Da
nach wird das Ende des Schleppseils 19 am Flugzeug 16 be
festigt, so dass das Flugzeug 16 die Stufe 11 wie ein Segel
flugzeug hinter sich herzieht. Die Stufe 11 befindet sich dabei
im geschleppten Gleitflug. Das für das Ankoppeln der Stufe 11
an das Flugzeug 16 verfügbare Zeitfenster beträgt in der Regel
etwa 2 bis 3 Minuten.
Fig. 5 zeigt das Ausklinken der Stufe 11 von dem Schleppseil 19
in geringer Höhe über dem Landeplatz 20. Die Stufe 11 landet
anschließend im freien Gleitflug auf dem Landeplatz 20. An
stelle eines einzigen Schleppseils kann eine Anordnung aus meh
reren Bugsier-Seilen verwendet werden, die vorzugsweise
elastisch sind.
Die Forderungen an das Schlepper-Flugzeug sind von den aero
dynamischen Eigenschaften und der Masse der geflügelten wieder
verwendbaren Stufe 11 abhängig. Es sei angenommen, dass die
Stufe 11 im Subsonik-Bereich eine Gleitzahl G = 4 hat und dass
die Rückkehrmasse der Stufe 11 m ≈ 40-60 t beträgt. Damit er
gibt sich der für den Schleppflug notwendige zusätzliche Schub
des Flugzeugs ΔF zu
ΔF = m.g/G = 100. . .150 kN,
wobei g die Erdbeschleunigung ist. Die als Schlepper einsetz
baren Flugzeugtypen sind somit mittlere bis größere Transport
flugzeuge oder zivile Reiseflugzeuge.
Bei dem Ausführungsbeispiel von Fig. 6 ist die wiederverwend
bare Stufe 11 eine Trägerrakete, an der seitlich Raumfahrzeuge
20 befestigt sind. Nach Brennschluss der Stufe 11 lösen sich
die Raumfahrzeuge 20 von der Stufe 11 und die Stufe 11 kehrt im
Sinkflug zur Erde zurück.
Fig. 7 zeigt ein Flugzeug 16, von dem mit einem Lenkflugkörper
22 ein Pilotseil 18 zu der Stufe 11 befördert wird. Der Lenk
flugkörper 22 besteht aus einer kleinen Rakete mit einer Rolle
23, um die das Pilotseil 18 läuft. Im Flugzeug 16 ist das eine
Ende des Pilotseils 18 an einem Schleppseil 19 befestigt und
das andere Ende ist an einer Wickelrolle 24 befestigt. Das
Schleppseil 19 wird auf eine Wickelrolle 25 aufgewickelt. Beide
Wickelrollen 24, 25 im Flugzeug 16 sind reversibel angetrieben,
so dass das jeweilige Seil auf ihnen kontrolliert aufgewickelt
und abgewickelt werden kann.
Der Lenkflugkörper 22 startet vom Flugzeug 16 aus und nimmt da
bei die beiden Trume 18a, 18b des Pilotseils 18 mit. Der Lenk
flugkörper 22 trifft die Stufe 11 an ihrer Vorderseite und wird
dort von einer (nicht dargestellten) Fangvorrichtung gefangen
und festgehalten. Der Lenkflugkörper 22 ist entweder ziel
suchend oder er wird vom Flugzeug 16 aus gelenkt, so dass er
die dafür vorgesehene Stelle der Stufe 11 genau trifft. Während
des Fluges des Lenkflugkörpers 22 wird das Pilotseil 18 von den
Wickeltrommeln 24, 25 abgespult. Nachdem der Lenkflugkörper 22
von der Stufe 11 gefangen wurde, wird die Trommel 24 in Auf
wickelrichtung angetrieben und die Trommel 25 in Abwickel
richtung. Dadurch wird das Pilotseil 18 auf die Trommel 24 auf
gewickelt und das Schleppseil 19 wird zu der Stufe 11 bewegt,
wo es von einer Fangvorrichtung gefangen und festgehalten wer
den kann.
Ein anderes Ankoppelprinzip ist in den Fig. 8 und 9 darge
stellt. Hier ist an dem Ende eines Schleppseils 19 ein
aerodynamischer lenkbarer Suchkopf 28 befestigt, der ver
schiedene Leitwerke 29 aufweist, die einzeln gesteuert werden
können, um den Suchkopf 20, der von dem Schleppseil 19 ge
schleppt wird, zu manövrieren, d. h. sowohl in der Höhe als auch
seitlich zu bewegen. Die Steuerung der Leitwerke 29 erfolgt
über ein Steuerkabel 30 vom Flugzeug 16 aus. Der Suchkopf 28
weist hier einen Haken 31 auf, der beispielsweise in eine Öse
32 oder eine andere Fangvorrichtung der Stufe 11 eingehakt
wird. Auf diese Weise kann das Schleppseil 19 ohne ein Pilot
seil direkt mit der Stufe 11 verbunden werden. Alternativ be
steht die Möglichkeit einen Suchkopf 28 mit einem Schleppseil
zu verbinden, ähnlich wie in Fig. 7.
Claims (7)
1. Verfahren zum Bergen einer Stufe (11) eines Raumtransport
systems (10) mit folgenden Schritten:
- - Abwerfen der Stufe (11) nach deren Benutzung,
- - nach Eintritt der Stufe (11) in dichtere Schichten der Atmosphäre: Übergehenlassen der Stufe (11) in einen aerodynamischen freien Gleitflug,
- - Bereithalten eines Flugzeugs (16) in demjenigen Höhen bereich, in dem der Gleitflug erfolgen soll,
- - Verbinden des Flugzeugs (16) mit der Stufe (11) durch mindestens ein Schleppseil (19),
- - Schleppen der aerodynamisch gleitenden Stufe (11) zu einem Landeplatz.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Verbinden dadurch er
folgt, dass von dem Flugzeug (16) ein mit einem Pilotseil
(18) verbundenes Geschoss (17) an einen Verankerungspunkt
der Stufe (11) geschossen wird und mit dem Pilotseil (18)
ein Schleppseil (19) aus der Stufe herausgezogen wird, das
an dem Flugzeug (16) befestigt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei als Schleppseil
mindestens ein elastisches Seil benutzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, wobei vor Erreichen
des Landeplatzes (20) das Schleppseil (19) von der Stufe
(11) oder dem Flugzeug (16) abgelöst wird und die Stufe
(11) im freien Gleitflug landet.
5. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Verbinden dadurch er
folgt, dass von dem Flugzeug (16) ein mit einem Pilotseil
(18) verbundener Lenkflugkörper (22) an einen Verankerungs
punkt der Stufe (11) gesteuert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei der Lenkflugkörper (22)
eine Umlenkvorrichtung (23) für das Pilotseil (18) aufweist
und das eine Ende des Pilotseils (18) mit einem Schleppseil
(19) verbunden ist, welches aus dem Flugzeug (16) herausge
zogen werden kann.
7. Verfahren nach Anspruch 1, wobei ein Schleppseil (19) oder
ein Pilotseil (18) mit einem aerodynamisch steuerbaren
Suchkopf (28) verbunden ist, welcher durch Steuerung von
Leitwerken (29) an die Stufe (11) heranmanövriert werden
kann.
Priority Applications (1)
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DE10147144A DE10147144C1 (de) | 2001-09-25 | 2001-09-25 | Verfahren zum Bergen einer Stufe eines mehrstufigen Raumtransportsystems |
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