DE1667778C3 - Verfahren zum Abtrennen von Chlorcyan aus einem bei der Chlorcyansynthese aus Chlor und Blausäure anfallenden stark sauren Reaktionsgemisch - Google Patents
Verfahren zum Abtrennen von Chlorcyan aus einem bei der Chlorcyansynthese aus Chlor und Blausäure anfallenden stark sauren ReaktionsgemischInfo
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Description
Vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abtrennen von Chlorcyan und Chlor aus einem bei der
Chlorcyansynthese aus Chlor und Blausäure anfallenden, wäßrigen Reaktionsgemisch aus 15-20%iger
Salzsäure.
Chlorcyan ist ein wertvolles Zwischenprodukt für die Herstellung von Cyanurchlorid, das selbst als Zwischenprodukt
für die Herstellung zahlreicher Produkte wie Pharmazeutika, Herbizide, Farbstoffe, Aufheller, synthetische
Harze, Kunststoffe, Gummi, Sprengstoffe etc. Verwendung findet.
In der US-Patentschrift 31 97 273 wird ein Verfahren
zur Herstellung von Chlorcyan zwecks Umwandlung in Cyanurchlorid beschrieben. Bei diesem Verfahren
werden Chlor und Blausäure in den Reaktorteil einer Füllkörperkolonne geleitet, die aus einem Fraktionierteil,
einem Gaswascherteil, einem Reaktorteil und einem Gastrennteil besteht. Am oberen Ende des Gaswascherteils
wird Wasser eingeleitet, der Sumpf am unteren Ende des Gastrennteils wird mit Dampf geheizt. Durch
die Wahl der richtigen Belastung mit den verschiedenen Reaktionskomponenten kann die Temperatur in der
Kolonne so gesteuert werden, daß gasförmiges Chlorcyan in hoher Ausbeute am Kolonnenkopf
abgezogen werden kann.
Das; in der obengenannten Patentschrift beschriebene Verfahren ist zwar durchaus zufriedenstellend in bezug
auf Qualität und Menge des erwünschten Verfahrensproduktes, jedoch wird daneben als Sumpfprodukt eine
verdünnte, d.h. 2-3%ige wäßrige Salzsäure erhalten. Dieses Nebenprodukt kann relativ leicht beseitigt
werden, falls es nur in geringen Mengen anfällt; in der Praxis sind die davon anfallenden Mengen jedoch derart
erheblich, daß sie nicht ohne Verstoß gegen die
45
50
55
60
65 Gewässerschutzordnung einfach in die Abwässer
geleitet werden könnten. Andererseits wäre das Aufkonzentrieren der verdünnten Salzsäure, um sie
weiterverwenden oder verkaufen zu können, nicht wirtschaftlich durchführbar, da die Unkosten größer
wären als der Marktpreis für technisch reine konzentrierte Salzsäure,
Das Problem der Weiterverwendung oder des Verkaufs der als Nebenprodukt anfallenden Salzsäure
dadurch zu lösen, daß die Herstellung des Chlorcyans unter Bedingungen erfolgt, die direkt zu einer höher
konzentrierten Salzsäure führen, schien wiederum bis jetzt nicht durchführbar, und zwar wegen der
wirtschaftlich untragbaren Verluste an der als Ausgangsmaterial eingesetzten Blausäure durch Hydrolyse
bzw. in der Sümpfphase zusammen mit der dort anfallenden Salzsäure. Bei einem überlegenen technischen
Herstellungsverfahren für Chlorcyan müssen daher Hydrolysenverluste niedrig gehalten bzw. Verluste
an Blausäure praktisch ausgeschlossen werden. Die Hydrolysenverluste sind unter anderem auch abhängig
von der Art, in der die im Sumpfprodukt der Chlorcyan-Reaktorkolonne gelösten Gase Chlorcyan
und Chlor daraus abgetrennt werden. In der US-PS 31 97 273 erfolgt diese Abtrennung durch Erhitzen des
Reaktionsgemisches mit Dampf in einem Kolben. Während diese Methode bei jenem Verfahren mit
verdünnter Salzsäure möglich ist, führt dagegen die Trennmsthode durch Erhitzen bei einem Herstellungsverfahren
in Gegenwart von konzentrierter Salzsäure zu einer starken Zunahme der Hydrolyse.
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Lösung der gestellten Aufgabe der Abtrennung von
Chlorcyan und Chlor aus einem wäßrigen Reaktionsgemisch aus 15 - 2O°/oiger Salzsäure und besteht darin, daß
man zum Austreiben des Chlorcyans das Reaktionsgemisch auf eine erste Füllkörperschüttung aufgibt, durch
die im Gegenstrom gasförmiges Chlor von Raumtemperatur geleitet wird, und daß man das an Chlorcyan
verarmte Reaktionsgemisch sodann durch eine zweite Füllkörperschüttung im Gegenstrom zu dem nach
Durchlaufen der zweiten Füllkörperschüttung durch Erhitzen aus dem chlorcyanarmen Reaktionsgemisch
ausgetriebenen Chlor führt, wobei das ausgetriebene Chlor beim Durchströmen der zweiten Füllkörperschüttung
so weit gekühlt wird, daß es bei Erreichen der Chlorgaszuführung unterhalb der ersten Füllkörperschüttung
Raumtemperatur besitzt. Indem man die Temperatur, bei der das Chlorcyan aus dem Reaktionsgemisch
ausgetrieben wird, tief hält, lassen sich die Hydrolysenverluste niedrig halten, da das nachfolgende
Erhitzen des Reaktionsgemischrückstandes zum Freisetzen des darin gelösten Chlorgases keinen Einfluß
mehr auf die Hydrolysenverluste hat. Diese Abtrennmethode reduziert die Hydrolysenverluste auf nur ' /10 oder
weniger der bei der üblichen Trennmethode durch Erhitzen auftretenden Verluste.
Die Erfindung wird mit Bezug auf die Zeichnung beschrieben, wobei die Figur eine schematische Ansicht
einer Vorrichtung zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens darstellt.
Die Vorrichtung besteht aus einer Trennkolonne 10 mit einem oberen Kolonnenschuß mit Füllkörperschüttung
11 zur Gastrennung, der mit Füllkörpern in den üblichen Formen versehen ist. Am unteren Ende dieses
oberen Kolonnenschusses 11 befindet sich eine öffnung
zum Einleiten von Chlorgas 12, und am oberen Ende des oberen Kolonnenschusses 11, d.h. am KolonnenkoDf.
15
befindet sich ein (nach oben führender) Chlorgasablaß 13, Direkt unterhalb des Chlorgasablasses ist der
Kolonnenkopf mit einer Zulaufvorrichtung 14 zur Flüssigkeitsbeschickung versehen.
Die Kolonne 10 besitzt ebenfalls einen unteren Kolonnenschuß mit Füllkörperschüttung zur Gastrennung
15, der mit Füllkörpern in den üblichen Formen gepackt ist. Am unteren Ende dieses unteren Kolonnenschusses
befindet sich ein Kolben 16 mit eingebauter Dampfschlange 17. Der Boden des Kolbens 16 ist mit
einer Ableitung 18 zum Abziehen der Salzsäure versehen.
Während des Betriebes der Trennkolonne 10 wird der Chlorgasablaß 13 oberhalb des oberen Kolonnenschusses
11 durch eine Rohrleitung mit dem Sumpf einer Reaktorkolonne (nicht dargestellt) verbunden, in welcher
das Chlor mit Blausäure in wäßrigem Medium zu Chlorcyan umgesetzt wird. Der Flüssigkeitszulauf 14 ist
ebenfalls mit dem Sumpf einer Reaktorkolonne durch eine Leitung verbunden, wodurch die Trennkolonne 10
mit dem flüssigen Sumpfprodukt aus der Reaktorkolonne beschickt wird.
Während des Betriebes beschickt man die Kolonne oberhalb des oberen Füllkörperkolonnenschusses 11
mit einem wäßrigen Reaktionsgemisch aus 15 — 20%iger Salzsäure, das Chlorcyan bis zur Sättigung
sowie Chlor gelöst enthält, bei einer Temperatur zwischen 6O0C und Raumtemperatur, und läßt dieses
Gemisch über die Füllkörper rieseln. Chlorgas von Raumtemperatur wird durch den Einlaß 12 in die
Kolonne 10 gedrückt, so daß es aufwärts im Gegenstrom zum Reaktionsgemisch durch den oberen
Füllkörperkolonnenschuß 11 strömt. Auf diese Weise wird zweckmäßig das gelöste Chlorcyan aus dem
Reaktionsgemisch als Chlorcyangas ausgetrieben, ohne nennenswert mit dem Chlor zu reagieren oder zu
hydrolysieren. Durch den Wärmeaustausch in der Füllkörperschüttung läßt sich die Gasabtrennung
praktisch bei Raumtemperatur oder nur wenig darüber ausführen. Die Temperaturverhältnisse sind daher trotz
hoher Säurekonzentration im Reaktionsgemisch für eine Hydrolyse nicht günstig.
Das an Chlorcyan verarmte Reaktionsgemisch fließt weiter durch den unteren Füllkörperkolonnenschuß in
den durch die Dampfschlange 17 aufgeheizten Kolben 16. Das gelöste Chlorgas wird durch Erhitzen
ausgetrieben und erwärmt beim Aufsteigen die Füllkörperschüttung. Dieser Kolonnenschuß ist jedoch genügend
lang, um zwischen dem aufsteigenden Chlorgas und der herabfließenden wäßrigen Lösung einen
Wärmeaustausch zu ermöglichen, so daß der aufsteigende Chlorgasstrom auf der Höhe des Chlorgaseinlasses
12 auf Raumtemperatur abgekühlt ist.
Bei dieser Abtrennungsmethode von Chlorcyan aus wäßriger salzsaurer Lösung mittels Chlorgas von
Raumtemperatur in einer Füllkörperkolonne erfolgt keine nennenswerte Umwandlung von Chlorcyan in
andere Verbindungen wie z.B. NH4CI. Das zum
Austreiben des Chlorcyans verwendete Chlor kann anschließend in einer Reaktorkolonne mit Blausäure zu
Chlorcyan ohne erhebliche Hydrolysenverluste umgesetzt werden.
Die folgenden Beispiele dienen der Erläuterung des erfindungsgemäßen Trennverfahrens für Chlorcyan
mittels Chlorgas bei Raumtemperatur.
Beispiele 1—6
Die Beispiele I -6 der Tabelle wurden in einer Kolonne von 183 cm Länge und 2,5 cm Durchmesser,
gepackt mit 0,3 cm Raschigringen, ausgeführt. Diese Kolonne entsprach dem oberen Füllkörperkolonnenschuö
der Vorrichtung von der Figur. Das Chlorgas von Raumtemperatur wurde einem separaten Chlorvorrat
entnommen, die chlorcyanhaltigen wäßrigen Testgemische mit einem Salzsäuregehalt von 15 - 20% stammten
aus einer separaten Reaktorkolonne. In den Beispielen wurden die Testgemische bei einer Belastung von
10 ml/min einfach durch die Kolonne gegossen, während das Chlorgas mit 5 ml/min Belastung unten in
die Kolonne gedrückt wurde.
Die Überlegenheit des erfindungsgemäßen Verfahrens gegenüber dem Stand der Technik wird durch
Angabe von Hydrolysenverluste beim erfindungsgemäßen Verfahren im Vergleich zur vorbekannten Methode
in der Tabelle gezeigt. Dazu wurden die gleichen für die Beispiele 1-6 verwendeten Testgemische genommen
und das Chlorcyan — wie bekannt — durch Erhitzen ausgetrieben. Es wird gezeigt, daß die Hydrolysenverluste
bei der Aufarbeitung des bei der Chlorcyansynthese anfallenden salzsauren Reaktionsgemisches von einem
Wert von mehreren Prozenten auf nur einen geringen Teil eines Prozentes nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren reduziert werden können. Der Hydrolyseverlust wird durch Bestimmung des in der am Kolonnenfuß
austretenden Flüssigkeit vorhandenen Stickstoffes nach der Methode von K j e 1 d a h 1 ermittelt.
Der bei der Entfernung des Chlorcyans gemäß der Methode des Standes der Technik durch einfaches
Erhitzen eintretende Hydrolyseverlust wird bestimmt, indem man durch einen aliquoten Teil des jeweiligen
Testgemisches während 10 Minuten Wasserdampf hindurchleitet und anschließend das durch Hydrolyse
von Chlorcyan entstandene Ammoniumchlorid nach K j eldah 1 bestimmt.
Die oben beschriebene und in der Figur skizzierte Trennkolonne 10 kann an sich separat gemäß
vorliegender Erfindung verwendet werden; sie ist jedoch mit Leitungsanschlüssen zur Verbindung mit
einer Reaktorkolonne versehen und wird zweckmäßig mit dem Sumpf einer Reaktorkolonne verbunden.
Das zum Abtrennen verwendete Chlorgas kann anschließend als Reaktionskomponente zur Herstellung
von Chlorcyan benutzt werden, ohne daß dabei erhöhte Hydrolysenverluste auftreten. Das ausgetriebene Chlorcyan
wird von Chlor vor dessen Weiterverwendung zur Chlorcyansynthese in üblicher Weise abgetrennt.
Bei- x-mal
spiel durch die
Kolonne
spiel durch die
Kolonne
% HCI im
Gemisch
Gemisch
% Hydro-
lyscn-
verlust
% Hydrolyscnverlust durch
Erhitzen
Erhitzen
la | 3 | 2 | 16,0 | 0,13 | 0,95 |
b | 4 | 1 | 16,0 | 0,26 | 0,95 |
60 2a | 5 | 1 | 19,0 | 0,80 | 2,1 |
b | 6s 6 | 2 | 19,0 | 0,53 | 2,1 |
2 | 17,5 | 0,13 | 2,8 | ||
2 | 18,0 | 0,53 | 2,4 | ||
2 | 15,0 | 0,01 | 0,91 | ||
2 | 17,2 | 0,21 | 1,28 |
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (2)
1. Verfahren zum Abtrennen von Chlorcyan und Chlor aus einem bei der Chlorcyansynthese aus
Chlor und Blausäure anfallenden, wäßrigen Reaktionsgemisch aus 15-20%iger Salzsäure, dadurch
gekennzeichnet, daß man zum
Austreiben des Chlorcyans das Reaktionsgemisch auf eine erste Füllkörperschüttung aufgibt, durch die
im Gegenstrom gasförmiges Chlor von Raumtemperatur geleitet wird, und daß man das an Chlorcyan
verarmte Reaktionsgemisch sodann durch eine zweite Füllkörperschüttung im Gegenstrom zu dem
nach Durchlaufen der zweiten Füllkörperschüttung durch Erhitzen aus dem chlorcyanarmen Reaktionsgemisch ausgetriebenen Chlor führt, wobei das
ausgetriebene Chlor beim Durchströmen der zweiten Füllkörperschüttung soweit gekühlt wird, daß es
bei Erreichen der Chlorgaszuführung unterhalb der ersten Füllkörperschüttung Raumtemperatur besitzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Reaktionsgemisch mit einer
Temperatur von nicht höher als 6O0C auf die erste Füllkörperschüttung aufgibt.
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
US60807667 | 1967-01-09 | ||
DEA0057894 | 1968-01-08 |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE1667778C3 true DE1667778C3 (de) | 1977-07-07 |
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