DE1617804A1 - Sehhilfe - Google Patents
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Description
München, 28. April 1970
M/8486 '
M/8486 '
Sehhilfe
Sehhilfe, wie Kontaktlinsen, Ersatzlinsen* aur optischen
Korrektur des Auges aus Kunststoffen sind der Technik heute ■
bekannt. Ihren Vorteilen steht der Nachtexl gegenüber, daß j
ein organfremder Körper in innigen Kontakt mit dem Organis- j
mus, also dem Auge, gebracht wird und dort längere Zeit be- j
stimmungsgemäß verweilen muß. ;
Demgegenüber betrifft die neue Erfindung Körper mit den j
jeweils gewünschten Eigenschaften einer optischen Linse !
aus dem natürlichen Protein der Augenlinse von Warmblütern. |
Man weiß, daß das Auge des Warmblüters aus dem optisch }
dichteren Kern und der mehr wasserhaltigen Schale besteht. |
Neue Unterlagen (Art. 7 £t Abs.2 NM ^^
109882/1764
109882/1764
Man zerlegt die Linse des Auges in histologisch gebräuchlicher
Weise in Kern und Schale. Als Baustoff für die neue Sehhilfe kann sowohl der Kern als auch die Schale herangezogen
werden. Nimmt man den Kern als Ausgangsstoff, so wird dieser vorsichtig entwässert unter solchen Bedingungen,
daß das Feuchtigkeitspotential zwischen dem Gel des Kernes und der umgebenden Atmosphäre möglichst gering ge-"
halten wird. Man erhält so den für den Aufbau der Sehhilfe
erforderlichen Werkstoff, ohne irreversible Zustandsänderung des Proteins; dadurch wird der Strukturzerfall vermieden. Ist ein Wassergehalt des Kernes von 10 bis 30 % *
etwa erreicht, so kann der dergestalt entwässerte Proteinkörper geformt werden.
Die passende Form kann dem optischen Körper, der Sehhilfe,
durch spanabhebende und/oder spanloses Verformen gegeben werden. Bei spanloser Verformung durch Pressen sind der
Preßdruck, die Preßdauer und -zeit, sowie Temperatur und Wassergehalt, Größen, welche, wie Preßdauer, Temperatur und
Wassergehalt, voneinander abhängen und von Fall zu Fall vorher durch Vorversuche bestimmt werden müssen. Die so gewonnenen
glasklaren Formlinge haben die gewünschten Innen- und Außenkurven, das heißt die gewünschte Brechkraft der
optischen Linsen. Sie können nach Meßkurven und optischen Daten, gegebenenfalls in Sätzen, bevorratet werden.
Nimmt man als Ausgangsstoff die Substanz der Schale, so
wird diese mit wässerigen Lösungen der Säuren, wie Brenztrauben-.
Milch-, Wein- oder Zitronensäure, oder auch Alkalien, wie Lithium-, Natrium-, Kalium- oder Ammoniumhydroxyd oder
Harnstoff und seinen Derivaten, oder Salzen, wie Lithiumrhodanid, zu klaren, ziemlich konzentrierten Lösungen oder
Solen aufgelöst, die frei sind von abgebautem, denaturiertem
Eiweiß.
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Aus diesen Lösurigen lassen sich durch Eindiffundieren von
Gegenionen die Fadenmoleküle wie bei Polyelektrolyten zuerst ordnen und danach zu einem klaren Gel verfestigen.
Auch im elektrischen Feld lassen sich solche klaren Gele abscheiden oder durch einfache Änderung des pH-Wertes, wie
bei Symplexen. Die erhaltenen Gele bestehen, wie die nativen Augenlinsen aus geordneten Fadenmolekülen.
Die notwendige Form des Gels, damit es als Sehhilfe.benutzt
werden kann, wird dadurch erhalten, daß die Gelbildung unter Zwang der Form abläuft, etwa bei elektrodialytischer Herstellung
durch entsprechend geformte durchlässige Membranen aus
Celluloseestern, Alginaten und dergleichen oder bei Formgebung durch Ionen-Diffusion durch Einschließung des Sols in
entsprechend geformte ionendurchlässige Hüllen analog der
Kapsel der Augenlinse.
Die so gewonnenen und geformten Gele werden nunmehr erfindungsgemäß irreversibel vernetzt, begrenzt und abgestuft dehydratisiert.
Durch diesen der Gerbung ähnlichen Vorgang werden sie gegen wässerige Lösungen μηα Flüssigkeiten, sowie Atmosphärilien
beständig gemacht. Dies kann unter Umständen auch
dadurch geschehen, daß man bereits bei der Gelbildung maskierte Gerbstoffe, wie Hexamethylentetramin, benutzt und den
Vernetzungsvorgang nach erfolgter Formgebung in an sich bekannter Weise auslöst.
Technisch können die erfindungsgemäß hergestellten Formkörper
als optische Sehhilfen nach Entfernen der Augenlinsen durch
Operation und Cataract-Extrakt verwendet werden, indem man sie zum Beispiel aus einem zur Verfügung stehenden, nach optischen
Daten und Kurven geordneten Satz entnimmt und sofort
wieder implantiert. Hierzu werden die optischen Daten der zu
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entfernenden Linse vorher noch im Auge des Patienten gemessen.
Nach diesem Messen wird die neue, aus dem natürlichen
Protein von gesunden und geprüften Individuen geformte Linse lege artis anstelle der entfernten sofort implantiert.
Nach dem neuen Verfahren kann man auch Kontaktlinsen mit verschiedenen
optischen Werten herstellen, bevorraten und anpassen.
Aus 100 Augen frisch geschlachteter Rinder werden die Linsen
vorsichtig herausgeschnitten und die Kapseln entfernt. Die mehr flüssigen, peripheren Anteile der Linsen trennt man mechanisch
von den festen Kernen in 15 %-iger Harnstofflösung
unter fortlaufender Durchmischung mittels eines Rührers.
Haben die Kerne einen Durchmesser von 5 mm erreicht, werden
sie von der Lösung durch Dekantieren oder Filtrieren abgetrennt, oberflächlich mechanisch abgetrocknet und auf einer
nicht klebenden Unterlage, wie Polyäthylen, auf 80 % Festsubstanz eingetrocknet. Dieses Eintrocknen unter Vermeidung
von Rissen und Falten wird in einer Klimakammer bei 20 C
bei konstanter Feuchte von 85 % durchgeführt.
Die so vorbereiteten und getrockneten Kerne werden danach bei 70 C durch Pressen in die gewünschte- Form verformt. Der
Pressdruck liegt bei 50 kg/cm . Die Zeitdauer des Fressens
beträgt 10 Minuten. Wird ein glasklarer homogener Körper
als Kontaktschale mit der gewünschten optischen Brechkraft beim ersten Pressvorgang nicht erzielt, so wird das Pressen
wiederholt. Alle diese Maßnahmen geschehen unter tunlichst sterilen Kautelen.
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-— "5 v—
Danach werden jewel is 8 Linsen: gleich 1,2 g Substainz optisch
geprüft, im Bedarfsfälle nachgeformt und stabilisiert. Zum
Stabilisieren werden sie bei l8°C in einer Lösung aus 50 ml
l-n-Aluminiumnitrat und 10 ml 0,4 %-igem Formaldehyd unter
täglicher Erneuerung der Lösung' 4 Tage unter Bewegung durch einen Rührer belassen. „-
Die nach Beispiel A abgetrennten peripheren Anteile der Linsen werden durch Dialyse gegen Glycerin/Wasser 1:1 von
störenden Begleitstoffen befreit/ in Lösungen von Salzen insbesondere Lithiumrodanid, sowie Säuren insbesondere
Ameisensäure und Brenztraubensäure und Alkalien insbeson-?
dere 0,1 - 4n Lithiumhydroxid, Natriumhydroxid und Kaliumhydroxid sowie Lösungen von Harnstoff oder Harnstoffderivaten
mit über 10 % wie unter 1 gelöst und klar zentrifugiert.
wird durch Eindiffundieren von 0,1 normal 4
ein ionotropes Gel darstellt. Der gleiche Effekt wird erzielt bei Verwendung von/ois zu 4n Kupfersalzlösungen; in
gleicher Weise verhalten sieh lösJLiche Cadmium- oder Calziumsalze.
Die Form der gewünschten Sehhilfe wird durch entsprechende Wahl passend geformter, ionendurchlässiger Membranen
aus Celluloseestern gegebenr gleich verhalten sieh
Membranen aus Celluloseethern oder Mükopölysacehariden,
wie Alginaten und Pektinaten*
Trocknen und Stabilisiereh erfolgt wie unter 1 durch vernetzende
und gerbende Stoff e; im vorliegenden Falle wurde
Formaldehyd benutzt. In gleicher Weise verhält sich Aluminiümnitrat
oder Stoffe mit bifunktionelien Gruppen wie Di-*
aldehyde, Dihalogenide,
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Beispiel 3
Man löst das Protein von 20 entkapselten Rinderlinsen in
20 ml Salzlösung* Säurelösung* Alkali- oder Harnstofflösung
auf, homogenisiert und entfernt durch Dialyse die störenden
Begleitstoffe wie unter 1 und 2.
Nach Hinzufügen von 5 bis 30 % eines mehrwertigen Alkohols
wie Glykoi oder Glyzerin wird die klare viskose Lösung in die Mittelkammer eines Elektrodialysators eingefüllt. Bei
Gleichspannung zwischen 2 und 8 Volt werden die Elektrolyte und weitgehend das Wasser entfernt. Das Sol geht in ein
klares Gel über. Die gewünschte Form dieses Gels als Sehhilfe gibt man ihm durch entsprechend geformte Membranquerschnitte.
Die nach den Beispielen 1 bis 3 gewonnenen klaren Gele mit
passenden optischen Kurven werden nunmehr nachgeformt* getrocknet
und durch Quervernetzung mechanisch und chemisch stabilisiert. Diese erfindungsgemäß vorzunehmende Vernetzung
wird wie unter 1 und 2 dadurch erzielt* daß man die nach den Beispielen 1 bis 3 gewonnenen und geformten Gele mit schwachen
Gerbmitteln - als Gerbmittel haben sich bewahrt Formaldehyd«
Aluminiumnitrat oder Mukochlorsäure - 4 bis 6 Tage lang bei 20° unter gelinder Bewegung stabilisiert und den
Effekt in physiologischer Kochsalzlösung nachprüft.
Die nach den vorhergehenden Beispielen gewonnenen und geformten
klaren, doppelbrechenden Gele werden nunmehr durch Quervernetzung mechanisch und chemisch stabilisiert. Diese
erfindungsgemäß vorzunehmende Quervernetzung wird dadurch
erzielt, daß die nach den vorhergehenden Beispielen ge-
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wonnenen und geformten Gele mit schwachen Gerbmitteln, wie
Formaldehyd, behandelt werden. Man kann auch so vorgehen,
daß man bereits bei der Gelbildung maskierte, nicht ionische Gerbmittel, wie Hexamethylentetraainin, zugibt und nach erfolgter Formgebung in an sich bekannter Weise auslöst.
Gegenstand der Erfindung ist somit eine Sehhilfe, z.B.
Kontakt- oder Ersatzlinse, welche dadurch gekennzeichnet ist,
daß sie aus irreversibel verfestigten Gelen aus dem Protein
nativer Augenlinsen von Warmblütern besteht.
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Claims (7)
1. Sehhilfe, wie Kontaktlinsen und Ersatzlinsen zur optischen
Korrektur des Auges, bestehend aus optischen Anforderungen
gemäß geformten irreversibel verfestigten Gelen aus dem Protein natxver Augenlinsen von Warmblütern.
2. Verfahren zur Herstellung von Sehhilfen nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kerne natürlicher Linsen
von Augen von Warmblütern bis auf einen Wassergehalt zwischen 10 bis 30 %, unter Vermeidung der Bildung von
Randschichten geringeren Wassergehalts getrocknet, hierauf mechanisch in die entsprechende Form gebracht und
nachher verfestigt werden.
3. Ausbildung des Verfahrens nach Anspruch 2 zur Herstellung von Sehhilfen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Trocknung der Kerne natürlicher Linsen von Augen von Warmblütern in einer Atmosphäre erfolgt, deren Feuchtig
keitsgehalt abgestuft jeweils nur um geringe Beträge
unter dem Feuchtigkeitsgehalt des zu trocknenden Augenkerns liegt, durchgeführt wird.
4. Ausbildung des Verfahrens zur Herstellung von Sehhilfen
nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, daß die Verfestigung durch Quervernetzen und durch
partielles Dehydratisieren der Proteine vorgenommen wird.
5. Verfahren zur Herstellung von Sehhilfen nach Anspruch 1,
durch Lösen von Augenlinsen von Warmblütern mit Hilfe · von Säuren, wie Milch-, Wein-, oder Zitronensäure oder
Neue Unterlagen (ArtζgiAbs,2 Nr. 1
1G9882/1764 ^jn
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von alkalischen Lösungen, Harnstoff und seinen Derivaten,
oder Losungen von Salzen* wie Lithiumrhodanid, und Abscheidung der Gele aus diesen im elektrischen Feld oder durch
Eindiffundieren von Gegenionen» dadurch gekennzeichnet, daß
dieses Gel nach optischer Formgebung dehydratisiert und
quervernetzt wird. -
6. Ausbildung des Verfahrens zur Herstellung von Sehhilfen
nach den Ansprüchen 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet« daß die Dehydratisierung und Quervernetzung durch Eindiffundieren
von als Gerbmittel wirkenden Stoffen bzw. Stoffgemischen
bewerkstelligt wird*
7. Verfahren zur Herstellung von Sehnil fen nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß zwecks Dehydratisierung und
Quervernetzung ein maskiertes Gerbmittel, wie Hexamethylentetramin»
bei der Formgebung dem Sol beigegeben und nachher das gerbend wirkende Mittel in an sich bekannter Weise
. freigesetzt wird*
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