DE150473C

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Publication number: DE150473C
Application number: DENDAT150473D
Authority: DE

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Es ist bereits bekannt, Milch, mit oder ohne Zusatz von Zucker, sowie Lösungen reinen Kaseins in dünner Schicht mit oder ohne Anwendung des Vakuums bei Temperaturen einzudicken, die weit unter dem Siedepunkt der Milch, d. h. noch unter ioo° liegen. Alle diese Verfahren zeigen jedoch den Ubelstand, daß das Eindampfen auf diese Weise zu langsam vonstatten geht, was eine Zersetzung

ίο oder Beschaffenheitsveränderung der festen Milchbestandteile zur Folge hat, so daß die hierbei gewonnene kondensierte Milch einen unangenehmen Geruch und einen unnatürlichen Geschmack aufweist.

Die vorliegende Erfindung hat nun ein neues Verfahren zum Trocknen und Konservieren von Milch zum Gegenstande, bei dem die genannten Übelstände vermieden werden. Bei diesem Verfahren wird das in der Milch enthaltene Wasser dadurch schnell zum Verdampfen gebracht, daß man die Milch in einer besonderen Art und Weise einer Temperatur von über ioo° C. aussetzt, wodurch die festen Milchbestandteile schnell in einem sterilisierten, haltbaren, trocknen, aber sonst fast ganz unveränderten Zustande, frei von unnatürlichem Geruch und Geschmack in leichter poröser Form gewonnen werden.

Das Verfahren besteht darin, daß die Milch in beschränkter Menge auf einer höher als ioo° C. heißen Fläche erhitzt wird, so daß sie heftig kocht, worauf man das so erhaltene Produkt in einer dünnen Schicht oder einem dünnen Häutchen auf einer in ähnlicher Weise erhitzten Fläche erwärmt, bis nahezu alles darin enthaltene Wasser verdampft ist. Die festen Bestandteile werden schließlich, bevor sie miß farbig und verändert sind, in noch sichtbar feuchtem Zustande entfernt. Dieselben werden sofort nach ihrer Ablösung und Abkühlung trocken und zerfallen dann leicht zu Pulver.

Das Verfahren ist nicht auf die Benutzung eines besonderen Apparates beschränkt und kann leicht zu einem fortlaufenden Verfahren gestaltet werden, indem man es auf einer einfachen Trockenmaschine wie folgt ausführt.

In den Raum über und zwischen den Walzen einer Zwillingszylindertrockenmaschine, die zwei einander gegenüberstehende, genau eingestellte, eng aneinander gerückte und gegeneinander rotierende Trockenwalzen aufweist, wird die zu trocknende Milch in ununterbrochenem Strome etwa bis zu einer Tiefe von 7Y₂ bis 10 cm gefüllt. Die Walzen werden bis über den Siedepunkt der Milch, d. h. bis etwa 115⁰C, erhitzt, und die begrenzte Menge Milch durch heftiges Kochen in beständiger Bewegung gehalten und so teilweise kondensiert. Sie geht zwischen die eng aneinandergerückten Walzen, während diese langsam rotieren, und bleibt in dünner gleichmäßiger Schicht an den beiden Walzen hängen, wobei das Milchwasser schnell verdunstet. Das zurückbleibende Produkt wird, während es noch etwas feucht ist, durch ein an geeigneter Stelle befestigtes, mit der Walze in Berührung gehaltenes Messer entfernt und so in feuchten, fortlaufenden Blättern abge-

löst, die nach dem Kühlen vollständig trocken werden.

Es ist bereits vorgeschlagen worden, die Milch, mit oder ohne Zusatz von Zucker, einige Zeitlang zu kochen, um das in der Milch enthaltene Eiweiß zu koagulieren und dann im Vakuum einzudampfen. Bei dem vorliegenden Verfahren wird die Milch vor dem Trocknen ebenfalls aufgekocht; sie wird

ίο jedoch hierbei ohne einen Zusatz von Zucker bei einer Temperatur von über ioo° C. gehalten. Ferner wird sie hierauf nicht im Vakuum kondensiert, sondern an der freien Luft bei einer Temperatur von über ioo° C.

in dünner Schicht in ein beinahe trockenes Produkt übergeführt.

In der Patentschrift 122458 ist ferner ein Verfahren beschrieben, bei welchem eine verdünnte wäßrige Kaseinlösung dadurch bis zur Trockenheit eingedampft und in eine leichte poröse Masse übergeführt wird, daß sie in dünner Schicht auf einer erhitzten Fläche ausgebreitet wird. Von diesem Verfahren unterscheidet sich das vorliegende dadurch, daß die behandelte Substanz nicht einfach eine verdünnte Kaseinlösung ist, sondern eine Mischung verschiedener Körper, von denen einige sich bei höheren Temperaturen leicht zersetzen, weshalb die Masse bei der Überführung in den trockenen Zustand der Einwirkung der hohen Temperatur entzogen werden muß, während sie noch etwas Feuchtigkeit enthält.

Es ist deshalb bei dem vorliegenden Verfahren von großer Wichtigkeit, dem heißen Milchhäutchen so viel Wasser zu belassen, daß es, wie oben beschrieben, ein feuchtes Aussehen behält. Dieses Wasser ist bei der Abkühlung des Häutchens besonders deshalb notwendig, um eine Kristallisation des Milchzuckers zu ermöglichen, wodurch dieser schwer zu behandelnde Milchbestandteil unverändert erhalten wird.

Nach dem vorliegenden Verfahren können sowohl Vollmilch als auch Milch, aus der einige Bestandteile teilweise oder ganz entfernt worden sind (Molken oder Magermilch), getrocknet werden.

Die zu trocknende Milch kann man durch Zusatz von Salzen oder anderen Substanzen in ihrer Zusammensetzung beliebig verändern.

Die festen, trockenen Milchbestandteile sind von heller Farbe, angenehmem Geruch und Geschmack, sterilisiert, weich und porös und zum Genuß für Menschen und Tiere in hohem Grade geeignet.

Claims

Patent-Anspruch:

Verfahren zur Herstellung von Trockenmilch, dadurch gekennzeichnet, daß die durch starkes Kochen mäßig eingedickte Milch in dünner, gleichförmiger Schicht einer Temperatur von über ioo° C. ausgesetzt wird, bis sie in einen festen, aber noch feuchten Zustand übergeführt ist.