DE1446916C1 - Im Plastisol-Giessverfahren hergestellte POL-Treibsatz-Formkoerper - Google Patents
Im Plastisol-Giessverfahren hergestellte POL-Treibsatz-FormkoerperInfo
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Description
Bei der Herstellung von Raketenfeststofftreibsätzen kommt in steigendem Maße das Gießverfahren zur
Anwendung, da sich hiermit auch komplizierte Profile und Treibsatzformen herstellen lassen. So gelingt es z. B.
auch ohne weiteres, Treibsätze mit über die Treibsatzlänge sich ändernden Querschnitten zu gießen.
Als Festtreibstoffe kommen dafür, neben den Composite-Gießmassen, auch gießbare Mischungen auf
POL-Basis in Frage. Bei den ersteren wird im allgemeinen ein Reaktionsharz als Binder eingesetzt,
das nach der Reaktion oder Härtung die meist anorganischen Oxydatorteilchen umhüllt und festlegt.
Das Oxydatorkorn wird dabei nicht verändert, und die einzige Bedingung besteht in einer optimalen Haftung
des Binders an ihm.
Ein zweiter Typ der Raketenfesttreibstoffe, der mit großem Erfolg eingesetzt wird, ist auf der Grundlage
doppelbasiger Pulver aufgebaut. Diese als POL-Treibstoffe bezeichneten Typen mit den Hauptbestandteilen
Nitrocellulose und Nitroglycerin brennen rauchlos ab und können durch Veränderung der Zusammensetzung
den meisten vorkommenden Anforderungen angepaßt werden. Die Variationsbreite hinsichtlich Abbrandeigenschaften,
ballistischem Verhalten und Festigkeit ist außerordentlich groß, so daß POL-Raketentreibsätze in
hohem Maße Verwendung finden. Diese Treibstoffe werden aber bis jetzt noch im wesentlichen durch
Extrusion zu den gewünschten Treibladungen verformt.
Aus den obengenannten Gründen war auch hier eine Gießfertigung wünschenswert. Sie wird nach einem
bekannten Verfahren derart durchgeführt, daß aus Nitrocellulosekügelchen kleiner Abmessung und einem
Nitroglycerin-Weichmacher-Gemisch ein Gießschlamm angerührt und in Formen vergossen wird, ähnlich dem
Plastisol-Verfahren der Kunststoffverarbeitung. Diese vergossene und geformte Masse wird dann einer
Wärmebehandlung unterzogen, wobei der Weichmacheranteil in die Nitrocellulosekugeln diffundieren
und diese durchgelatinieren soll, so daß letzten Endes eine homogene Masse entsteht.
Der Ablauf dieses Vorganges, bei dem die Nitrocelluloseteilchen eine durchgreifende Veränderung erfahren,
ist nicht nur hinsichtlich der ballistischen Eigenschaften von Bedeutung. Die mechanische Festigkeit hängt
außerordentlich auch von einer gründlichen und gleichmäßigen Durchdringung durch das Weichmachergemisch
ab.
Bei der Herstellung und Trocknung der Nitrocellulosekügelchen läßt es sich aber nicht vermeiden, daß die
Oberflächen in gewissem Maße verhornen, was einer späteren Durchdringung mit Weichmachern hinderlich
ist. Andererseits können die Nitrocellulosekügelchen in ihrer Struktur und Konsistenz nicht so eingestellt
werden, daß sie bei dem Anrührprozeß des Gießverfahrens die Topfzeit zu sehr herabdrücken und bereits
während des Vergießens zu gelatinieren beginnen.
Es werden an die mechanischen Eigenschaften hohe Anforderungen gestellt, besonders hinsichtlich Zugfestigkeit
und Dehnung. Besondere Beachtung verdient die Dehnung bei tiefen Temperaturen. Eine Kaltsprödigkeit
muß möglichst vermieden bzw. auf niedrigste Temperatur gesenkt werden, da bei Belastungen in
diesen Bereichen die Bindungen an den Korngrenzen zuerst gelöst werden. Die Nitrocellulosekügelchen
selbst weisen eine verhältnismäßig hohe Festigkeit auf. Außerdem ist die Schockbeanspruchung ein Maß für die
Durchgelatinierung, da z. B. beim Schlagpendelversuch die Bindung ebenfalls an den Korngrenzen zuerst gelöst
wird. Schlecht gelatinierte Körper lassen sich schon optisch daran erkennen, daß die Proben nicht opak sind,
sondern die eingesetzte Nitrocellulose in ihrer Struktur noch deutlich zu erkennen ist.
Es wurde nun gefunden, daß die Gelatinierung und damit auch die Festigkeitseigenschaften wesentlich
verbessert werden können, wenn die Nitrocelluloseteilchen mit einer wäßrigen Lösung von Verbindungen
vorbehandelt werden, die eine organische Säureamidkonfiguration aufweisen und den Nitrocelluloseteilchen
eine organophile Oberfläche verleihen, wie z. B. substituierte Harnstoffe, substituierte Säureamide, substituierte
Urethane und Lactame. Zweckmäßigerweise wird die Vorbehandlung in den Herstellungsgang der
Nitrocellulosekügelchen eingefügt, so daß vor dem Trocknen ein Durchgang durch eine wäßrige Lösung
der erwähnten Substanzen erfolgt. Nach dem Trocknen bleibt dann auf der Oberfläche eine sehr dünne Schicht
zurück, die die spätere Diffusion des Weichmachers direkt vermittelt.
Überzugsmittel im Sinne der Erfindung sind z. B.
Tetramethylharnstoff, Tetraäthylharnstoff, Diäthylformamid,
Dimethylformamid, Caprolactam, Pyrrolidon undN-Methylcarbaminsäureglykolester.
Die Mengenverhältnisse richten sich nach der Größe der Nitrocellulosekügelchen und nach dem Nitrocellulosetyp
und liegen im Bereich von 0,05 bis 10% des NC-Gewichtes.
Die im allgemeinen geringe Menge der aufgebrachten Verbindungen verändert die Gießeigenschaften der
Gießmassen in keiner Weise, so daß die Topfzeit gegenüber nichtvorbehandelten Chargen gleichbleibt.
Eine Verbesserung kann auch bei schlechten bis mittelmäßigen Weichmachern erreicht werden, so daß
die Härtzeiten nicht über Gebühr ausgedehnt werden müssen und trotzdem eine vollständige Durchdringung
erfolgt.
In vielen Fällen wird eine Fließfähigkeit in günstigem Sinne beeinflußt, da diese Behandlung keine Aufweichung
der Nitrocellulosekügelchen mit sich bringt, sondern lediglich eine bessere Gleitfähigkeit in der
Gießmasse bewirkt
Beispiel 1
Eine Gießmischung aus
Eine Gießmischung aus
50% NC-Kugeln vom Durchmesser 0,05 mm
(NC mit 12,6% N, Einheitswolle),
35% Nitroglycerin,
35% Nitroglycerin,
10% Glycerintriacetat,
3% Diäthyldiphenylharnstoffund 2% Abbrandmoderatoren
3% Diäthyldiphenylharnstoffund 2% Abbrandmoderatoren
(Bleisalicylat und Bleioctoat)
ergab nach einer Aushärtung von 48 Stunden bei 55° C
eine Zugfestigkeit bei —20° C von 130,8 kp/cm2 bei
einer Dehnung von 1%.
Eine Mischung in derselben Zusammensetzung, bei der aber vorher auf die Nitrocellulose 0,2% Tetramethylharnstoff
durch Behandeln mit einer wäßrigen Lösung aufgebracht wurde, ergab bei derselben
Härtedauer von 48 Stunden bei 55° C eine Zugfestigkeit bei —20° C von 1973 kp/cm2 bei einer Dehnung von
9%.
Beispiel 2 Eine Gießpulvermischung aus
50% Nitrocellulosekugeln
(12,6% N, Mischwolle),
35% Nitroglycerin,
10% Sebazinsäuredinitril,
35% Nitroglycerin,
10% Sebazinsäuredinitril,
3% Diäthyldiphenylharnstoffund 2% Abbrandmoderatoren
ergab bei der Messung der Zugfestigkeit nach einer Härtungszeit von 48 Stunden bei 55° C eine Zugfestigkeit
bei — 20° C von 2003 kp/cm2 und eine Dehnung von
6%.
Eine Gießmischung gleicher Zusammensetzung, bei der die Nitrocellulose mit 0,1% Tetramethylharnstoff
vorbehandelt wurde, ergab nach denselben Härtebedingungen eine Zugfestigkeit von 137,5 kp/cm2 und eine
Dehnung von 23%.
ίο
Beispiel 3
Eine Gießpulvermischung aus
Eine Gießpulvermischung aus
50% Nitrocellulosekugeln
(12,2% N.Mischwolle),
35% Nitroglycerin,
10% Trimethyladipodinitril,
35% Nitroglycerin,
10% Trimethyladipodinitril,
3% Diäthyldiphenylharnstoffund
2% Abbrandmoderatoren
ergab nach einer Härtezeit von 48 Stunden bei 55° C eine Zugfestigkeit von 140 kp/cm2 bei einer Dehnung
von5%bei-20°C.
In einer Gießmischung derselben Zusammensetzung wurde die Nitrocellulose mit 0,1% Caprolactam
beaufschlagt. Nach der gleichen Härtezeit ergab die Zugfestigkeit bei —20°C 154 kp/cm2 bei einer Dehnung
von 14%.
Claims (1)
- Patentanspruch:Im Plastisol-Gießverfahren unter Verwendung von weichmacherhaltigem Nitroglycerin und kugelförmigen Nitrocelluloseteilchen hergestellte PoI-Tretbsatz-Formkörper, gekennzeichnetdurch die Verwendung von Nitrocellulosekügelchen, die vor der Verarbeitung im Gießverfahren, besonders im Zuge ihrer Herstellung, mit einer Schicht einer wasserlöslichen, organischen, eine Säureamidkonfiguration besitzender Verbindung, wie substituierte Harnstoffe oder Säureamide, Lactame oder substituierte Urethane, überzogen wurden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1965D0046268 DE1446916C1 (de) | 1965-01-16 | 1965-01-16 | Im Plastisol-Giessverfahren hergestellte POL-Treibsatz-Formkoerper |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1965D0046268 DE1446916C1 (de) | 1965-01-16 | 1965-01-16 | Im Plastisol-Giessverfahren hergestellte POL-Treibsatz-Formkoerper |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE1446916C1 true DE1446916C1 (de) | 1977-04-21 |
Family
ID=29224357
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1965D0046268 Expired DE1446916C1 (de) | 1965-01-16 | 1965-01-16 | Im Plastisol-Giessverfahren hergestellte POL-Treibsatz-Formkoerper |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE1446916C1 (de) |
-
1965
- 1965-01-16 DE DE1965D0046268 patent/DE1446916C1/de not_active Expired
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
None * |
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