DE1446915C1 - Polymere Hybridbrennstoffe und Verfahren zur Herstellung der Brennstoffe - Google Patents
Polymere Hybridbrennstoffe und Verfahren zur Herstellung der BrennstoffeInfo
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- C06D5/00—Generation of pressure gas, e.g. for blasting cartridges, starting cartridges, rockets
- C06D5/10—Generation of pressure gas, e.g. for blasting cartridges, starting cartridges, rockets by reaction of solids with liquids
Description
Für Raketenantriebe werden bekanntlich nicht nur Feststoffsysteme oder Flüssigkeitssysteme verwendet,
sondern auch festflüssige Systeme. Diese tragen die Bezeichnung Hybride und haben als flüssige Oxydationsmittel
z. B. Salpetersäure, Distickstofftetroxyd, Tetranitromethan, deren Gemische, oder Wasserstoffperoxyd.
Als Brennstoffe kommen theoretisch fast alle energiereichen organischen Verbindungen in Frage,
jedoch sind durch die Anforderungen an die Verarbeitbarkeit, an die mechanischen Eigenschaften sowie die
Anbrand- und Abbrandcharakteristika der praktischen Verwendungsmöglichkeit enge Grenzen gesteckt Man
hat sich deshalb hauptsächlich auf Kunststoffe beschränkt, und die bisher bekanntgewordenen Systeme
bestehen meistens aus polymeren Kohlenwasserstoffen, Polymethacrylaten, Polyestern, Epoxydpolymerisaten
oder dergleichen.
Neben den mechanischen Eigenschaften und der Möglichkeit der guten Verformbarkeit kommt es
wesentlich auf den Energiegehalt des Systems an. Hierbei würden Polymerkohlenwasserstoffe, wie Polyäthylen,
Polypropylen, Polybutylen, Polybutadien, und
ähnlich aufgebaute Verbindungen eine Vorrangstellung einnehmen, wenn diese Verbindungen sich nicht relativ
schwer mit den Oxydationsmitteln umsetzen würden. Eine weitere sehr wichtige Voraussetzung ist also die
Reaktionsfähigkeit der Komponenten — des Oxydationsmittels und des Kunststoffbrennstoffs — miteinander.
Hier sind aber die Polymerkohlenwasserstoffe die reaktionsträgsten Verbindungen, so daß eine Verwendung
ohne besondere Vorkehrungen auf große Schwierigkeiten stößt Sowohl Anbrand- wie Regressionsgeschwindigkeit
sind sehr gering; außerdem bedarf es einer sehr starken Vorerwärmung des Oxydationsmittels,
um einen sicheren und reproduzierbaren An- bzw. Abbrand zu erhalten.
Verwendet man Wasserstoffperoxyd als Oxydationsmittel, so läßt sich durch katalytische Spaltung des
Peroxyds eine ausreichend hohe Temperatur des entstehenden Wasserdampf-Sauerstoffgemisches erhalten,
um die Reaktion in Gang zu setzen und in Gang zu halten. Schlechter sind jedoch die Voraussetzungen bei
der Verwendung von hochkonzentrierter Salpetersäure, Distickstofftetraoxyd und Tetranitromethan. Diese
Verbindungen zerfallen zu wenig exotherm, auch ist der Zerfall nicht in gleicher Weise regelbar wie beim
Wasserstoffperoxyd. Wünscht man daher einen gleichmäßigen und sicheren An- und Abbrand, so muß man
ίο eine Vorverbrennung wählen, z. B. durch Einspritzung
eines mit Salpetersäure bzw. den übrigen Oxydationsmitteln und Salpetersäure hypergol (durch Berührung
augenblicklich entflammend) reagierenden Materials, oder man muß heiße Verbrennungsgase, gegebenenfalls
is einer gleichzeitig abbrennenden Festtreibstoffladung,
einschleusen.
Ein einfacherer Weg wäre die Inkorporierung von solchen Stoffen in den festen Brennstoff, die gegenüber
den Oxydationsmitteln die Umsatzgeschwindigkeit fördern und gegebenenfalls hypergol reagieren, und
sozusagen das reaktionsträge Material für die Oxydation aufschließen.
Solche Stoffe wurden nun gefunden im Hexamethylentetramin, besonders jedoch in dessen Nitrosierungsprodukten,
dem Dinitrosopentamethylentetramin und dem Trinitrosotrimethylentriamin. Durch Verwendung
dieser Substanzen in einer Menge von etwa 5 bis etwa 50%, bezogen auf die Gesamtmasse des Brennstoffes,
für sich allein oder im Gemisch lassen sich die Umsatzgeschwindigkeiten mit dem Oxydator in weiten
Grenzen variieren.
Diese Verbindungen sind nur zum Teil soweit temperaturbeständig, daß sie den üblichen Verformungsprozeß
der thermoplastischen Polymerkohlen-Wasserstoffe ohne Zersetzung überstehen. Man muß
dann die Verarbeitungstemperatur durch Weichmacher herabsetzen, erhält jedoch dann Ladungen mit nur
geringer Wärmestandfestigkeit (s. Beispiel 1).
Es wurde daher außerdem nach Wegen gesucht, mit niederen Verarbeitungstemperaturen ausreichende mechanische
Eigenschaften, besonders Wärmestandfestigkeit, zu erreichen und eine hohe Reaktionsfähigkeit der
Brennstoffe gegenüber hochkonzentrierter Salpetersäure und ihren Gemischen mit anderen Oxydationsmitteln
zu erzielen. Dabei wurde gefunden, daß die günstigsten Ergebnisse nach dem nachstehend beschriebenen
Verfahren erhalten werden können.
Verwendet werden gemäß der Erfindung Präpolymere mit einem Molekulargewicht von etwa 3000 bis etwa
5000, wie an sich bekannte, endständige Carboxylgruppen enthaltende Polybutadiene (vgl. US-Patentschrift
31 08 994) oder Mischpolymerisate des Butadiens mit Acryl- oder Methacrylsäure mit etwa 1 bis etwa 3%
Carboxylgruppen, welche mehr oder weniger viskose Flüssigkeiten darstellen. In diese Präpolymeren kann
man die Abbrandkatalysatoren gemäß der Erfindung in der gewünschten Menge ohne Zersetzung einarbeiten.
Die Auswahl der Menge der Zusatzstoffe wird bestimmt durch die Gieß- bzw. Verformbarkeit, das gewünschte
mechanische Verhalten und die Abbrandeigenschaftea Die Präpolymeren können für sich oder unter Zugabe
von flüssigen Kohlenwasserstoffen, z.B. Paraffinen, ungesättigten langkettigen Kohlenwasserstoffen oder
präpolymeren Polybutadienen, verwendet werdea
Die Aushärtung der Präpolymeren geschieht in an sich bekannter Weise mit Hilfe von trifunktionellen
Vernetzern, wie z.B. entsprechenden Epoxyden oder Alkylenimine!!.
Diesen Mischungen können auch erhebliche Mengen von festen Polymerkohlenwasserstoffen, wie z.B.
Polyäthylen, Polypropylen, Polybutylen, Polybutadien oder dergleichen, in Form feiner oder körniger
Partikeln, zugesetzt werden, wodurch der Energiegehalt heraufgesetzt wird, und andererseits bei geringen
Mengen an Umsatzbeschleunigern deren Sedimentation vermieden wird.
Die Brennstoffe gemäß der Erfindung eignen sich besonders gegenüber hochkonzentrierter Salpetersäure
und salpetersäurehaltigen flüssigen Oxydationsmitteln. Die Verbrennungswärmen dieser Systeme liegen etwa
zwischen 7500 cal und 10 000 cal/kg.
Gegenstand des Patentes sind daher polymere, im wesentlichen nur aus C und H bestehende Brennstoffe
für hybride Raketentreibstoffe, welche dadurch gekennzeichnet sind, daß dem polymeren Brennstoff 5—50%
Hexamethylentetramin und/oder dessen Nitrosierungsprodukte als Reaktionsbeschleuniger und gegebenenfalls
als Hypergolisierungsmittel beigemischt sind.
Ferner ist Gegenstand des Patentens ein Verfahren zur Herstellung von Brennstoffen der genannten Art,
welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man die Reaktionsbeschleuniger und/oder Hypergolisierungsmittel
mit flüssigen endständige Carboxylgruppen enthaltenden Polybutadienen oder etwa 1 bis etwa 3%
Carboxylgruppen enthaltenden Mischpolymerisaten des Butadiens mit Acryl- oder Methacrylsäure, gegebenenfalls
unter Zusatz von anderen flüssigen Kohlenwasserstoffen, wie Paraffinen, ungesättigten langkettigen
Kohlenwasserstoffen oder vorpolymerisierten Polybutadienen, vermischt, und die Mischung, gegebenenfalls
nach Zuschlag von festen Polymerkohlenwasserstoffen, in an sich bekannter Weise unter Formgebung mit
trifunktionellen Vernetzern aushärtet.
Polyisobutylen wird mit solchen Mengen flüssiger langkettiger Kohlenwasserstoffe, z.B. präpolymerer
flüssiger Polybutene, versetzt, daß eine Bearbeitung unterhalb 1000C möglich wird. Man setzt im Kneter,
bezogen auf diese Mischung, 20% Trinitrosotrimethylentriamin ein, homogenisiert und verarbeitet bei
80—900C in an sich bekannter Weise und verformt
anschließend auf der Schnecke zu einem innenprofilierten Strang. Die Kältefestigkeit dieses Materials ist gut,
die Wärmestandfestigkeit jedoch schlechter als bei den in den Beispielen 2 und 3 beschriebenen Körpern. Die
Verbrennungswärme liegt bei ca. 9500 cal/kg, die Reaktionsfähigkeit des Brennstoffes im Vergleich zu
einer Mischung ohne Zersetzungsbeschleuniger ist um ein Vielfaches gesteigert.
500 g eines flüssigen präpolymeren Butadiens mit endständigen Carboxylgruppen vom Molgewicht 4500
werden mit 500 g Hexamethylentetramin innig vermischt Anschließend gibt man 25 g Phosphorsäuretripropylenimid
hinzu, mischt weitere 10 Minuten und vergießt in die gewünschte Form. Nach 24 Stunden
Härtung bei 1100C läßt man erkalten. Man erhält einen
Körper von ausreichenden mechanischen Eigenschaften mit guter Wärme- und sehr guter Kältefestigkeit Die
Verbrennungswärme wurde zu 7800 cal/kg bestimmt Der Körper reagiert bereits unter Normaldruck
momentan mit hochkonzentrierter Salpetersäure unter starkem Aufschäumen der Oberfläche.
500 g eines flüssigen Mischpolymerisats von Butadien und Methacrylsäure mit 2% Carboxylgruppen und
einem Molgewicht von ca. 3500 werden in einem Mischer innig mit 200 g körnigem Polyäthylen vermischt
Anschließend werden 80 g Dinitrosopentamethyltetramin und als Härter 40 g Phosphorsäuretriäthylenimid
zugegeben. Man vergießt dann in eine der gewünschten Gestalt entsprechende Form. Die Härtung
erfolgt 40 Stunden bei 8O0C. Die Verbrennungswärme
wurde zu 9500 cal/kg bestimmt Bei dem Auftreffen von
hochkonzentrierter Salpetersäure finden bereits unter Normaldruck spontane Zündung und starkes Aufschäumen
an der Oberfläche statt
Claims (2)
1. Polymere, im wesentlichen nur aus C und H bestehende Brennstoffe für hybride Raketentreibstoffe,
dadurch gekennzeichnet, daß dem polymeren Brennstoff 5—50% Hexamethylentetramin
und/oder dessen Nitrosierungsprodukte als Reaktionsbeschleuniger und gegebenenfalls als
Hypergolisierungsmittel beigemischt sind.
2. Verfahren zur Herstellung von Brennstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Reaktionsbeschleuniger und/oder Hypergolisierungsmittel mit flüssigen endständige Carboxylgruppen
enthaltenden Polybutadienen oder etwa 1 bis etwa 3% Carboxylgruppen enthaltenden Mischpolymerisaten
des Butadiens mit Acryl- oder Methacrylsäure, gegebenenfalls unter Zusatz von anderen
flüssigen Kohlenwasserstoffen, wie Paraffinen, ungesättigten langkettigen Kohlenwasserstoffen oder
vorpolymerisierten Polybutadienen, vermischt werden, und die Mischung, gegebenenfalls nach
Zuschlag von festen Polymerkohlenwasserstoffen, in an sich bekannter Weise unter Formgebung mit
trifunktionellen Vernetzern ausgehärtet wird.
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