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Sitzmöbel bestehen regelmäßig aus einem Sitzteil, einer Rückenlehne,
einer Beinstütze und einem Rahmengestell zum Tragen dieser Teile und sind in verschiedenen
Ausführungsformen bekannt. Insbesondere sind solche bekannt, bei welchen die Beinstütze
aus ihrer Ruhestellung, in der sie sich unter dem Sitzteil befindet, in die Gebrauchsstellung,
in der sie sich unmittelbar an die Vorderkante des Sitzteils anschließt, in Gleitführungen
des Rahmengestells von Hand herausziehbar angeordnet und durch Lenker od. dgl. in
die Gebrauchslage verstellbar ist. Bei einer dieser bekannten Ausführungsformen
(vgl. die französische Patentschrift 323 675) ist jeweils ein zusätzliches vorderes
Beinpaar vorgesehen, welches mittels einer Gleitschiene ausziehbar an einer am Rahmengestell
angeordneten Leiste geführt ist. In ausgezogener Stellung ist das fußseitige Teil
der Beinstütze abklappbar und mittels Lenkern mit der rahmenseitigen Beinstütze
derart verbunden, daß diese sich unmittelbar an die Vorderkante des Sitzteils durch
Verschwenken anschließt. Auch bei anderen bekannten Sitzmöbeln (vgl. österreichische
Patentschrift 92 828) ist ein derartiges schubkastenartiges Ausfahren der in der
Ruhestellung unter dem eigentlichen Sitzteil angeordneten Beinstütze durchführbar.
Dabei sind die unterschiedlichsten Hebelgestänge, z. B. scherenartig arbeitende
Hebelgestänge und Feststellvorrichtungen, verwirklicht. Bei einer weiteren bekannten
Ausführungsform (vgl. französische Patentschrift 856 489) ist sogar eine kastenartige
und bis zum Boden reichende Verkleidung für die ausschiebbare Beinstütze vorgesehen.
Diese bekannten Sitzmöbel sind nicht frei von Nachteilen, da die weiter unter dem
Sitzteil angeordneten Beinstützen die Bodenfreiheit unter dem Möbelstück wesentlich
beeinträchtigen, so daß eine Reinigung unter demselben nur mit Schwierigkeiten oder
bei der letztbeschriebenen Ausführungsform überhaupt ohne Verrücken des Sitzmöbels
nicht durchführbar ist. Darüber hinaus stört bei den meisten bekannten Ausführungsformen
die Anordnung von zusätzlichen verfahrbaren Beinen, wobei zugleich der ästhetische
Eindruck des Sitzmöbels wesentlich beeinträchtigt wird.
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Grundsätzlich ist es ferner bekannt, bei Liegestühlen od. dgl. die
an dieselben einhakbare Beinstütze nach oben durchzubiegen oder mit einem Knick
zu versehen, der eine erhöhte Lage, zumindest der Kniegelenke gegenüber der Sitzfläche
gewährleistet (vgl. deutsches Gebrauchsmuster 1756 425, schweizerische Patentschrift
282 996, französische Patentschrift 1259 626). Diese Ausführungsformen weisen die
oben angegebenen Nachteile ebenfalls auf.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Sitzmöbel mit einem
Sitzteil, einer Rückenlehne, einer Beinstütze und einem Rahmengestell zum Tragen
dieser Teile in einfachster Weise so zu gestalten, daß die Beinstütze vollkommen
unsichtbar und insbesondere ohne Beeinträchtigung der Bodenfreiheit des Sitzmöbels
untergebracht ist.
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Die Erfindung betrifft ein Sitzmöbel des eingangs beschriebenen Aufbaus
und besteht darin, daß das Sitzteil als nach unten offenes glockenförmiges Bauteil
ausgebildet ist, daß ferner die Beinstütze in ihrer Ruhestellung in der Höhlung
dieses Bauteils Platz findet und daß das Sitzteil um eine im Bereich seiner Hinterkante
liegende, waagerechte Achse nach oben schwenkbar ist, derart, daß es in seiner oberen
Schwenklage das Verbringen der Beinstütze aus ihrer Ruhe- in die Gebrauchsstellung
und umgekehrt nicht behindert.
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Die Erfindung läßt sich in verschiedener Weise verwirklichen. Nach
einer besonderen Ausführungsform ist die Beinstütze in an sich bekannter Weise zweiteilig
ausgeführt und sind die beiden Beinstützen an einem mittels Teleskopführungen verstellbaren
Rahmen angeschlossen, der mindestens zwei durch Winkelhebel und Verbindungslenker
verbundene Parallelwellen trägt, mit denen die-beiden Beinstützen und über mindestens
zwei zum Teil an Rahmenfußstützen angeschlossene Gelenkhebel verbunden sind. In
einfachster Weise läßt sich im übrigen dabei erreichen, daß die Beinstützen eine
höhere Lage als das Sitzteil einnehmen. Eine derartige Ausführungsform ist dadurch
gekennzeichnet, daß die Gelenkhebel der Beinstützen derart unterschiedliche Längen
aufweisen, daß die kürzere in der Gebrauchslage an das Sitzteil angrenzende Beinstütze
in einer aufwärts vom Sitzteil wegweisende Schräglage schwenkbar ausgeführt und
in der Normalstellung unter die größere Beinstütze einschwenkbar ist. Eine praktisch
automatische Verriegelung läßt sich ferner dadurch herbeiführen, daß bei Verwendung
von zwei Gelenkhebeln für die an das Sitzteil angrenzende Beinstütze zumindest ein
Hebel unter Zwischenschaltung einer Feder mit dem Rahmen so verbunden ist, daß beim
Ausschwenken der Beinstützen die an das Sitzteil angrenzende Beinstütze sich federnd
zwischen Sitzteil und die waagerechte Beinstütze eindrückt und alle ausgeschwenkten
Teile einschließlich der Rahmenfußstütze sichern. Ferner können bei Verwendung von
zwei den Rahmen mit der waagerechten Beinstütze verbindenden Gelenkhebeln diese
unter Zwischenschaltung von Federn an den Rahmen aasgelenkt sein.
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Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind vor allem darin zu
sehen, daß durch die besondere Ausbildung des Sitzteiles und .dessen Lagerung unter
Wahrung der vollen Bodenfreiheit die Beinstützen vollkommen unsichtbar unterzubringen
sind. Darüber hinaus ist in der Ruhestellung gleichzeitig eine zusätzliche Unterstützung
des Sitzteils gewährleistet. Zusätzliche sichtbare und mittels Rollen ausfahrbare
Beine erübrigen sich bei der erfindungsgemäßen Ausführungsform vollkommen. Darüber
hinaus unterscheidet sich das erfindungsgemäße Sitzmöbel in ästhetischer Hinsicht
von keinem der bekannten, nicht mit Beinstützen versehenen Sitzmöbel.
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Im folgenden wird die Erfindung an Hand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel
darstellenden Zeichnung näher erläutert; es zeigt F i g. 1 einen Längsschnitt durch
ein Sitzmöbel mit Beinstützen in der Gebrauchsstellung, F i g. 2 das gleiche Sitzmöbel
mit Beinstützen in der Ruhestellung, und F i g. 3 die Beinstützen nach F i g. 1
in vergrößertem Maßstab.
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Das in den Figuren dargestellte Sitzmöbel besteht aus einem vierfüßigen
Rahmengestell 1 und darin angeordnetem Sitzteil 3, welches um seine Hinterkante
2 verschwenkbar ist. Ferner ist noch eine Rückenlehne 4 vorgesehen. Das Sitzteil
3 ist als nach unten offenes glockenförmiges Bauteil ausgebildet und so weit verschwenkbar,
daß ein Rahmen 5 an unterhalb des Sitzteiles 3 angeordneten Teleskopführungen 6,
7 über die verbreiterte Vorderkante 3 a des Sitzteils 3 verschiebbar ist.
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Im Rahmen 5 sind parallel zwei Wellen 5 a und
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b drehbar gelagert, die durch parallele Verbindungslenker 5 c mittels
an den Wellen 5 a, 5 b befestigter Winkelhebel 5 d so verbunden sind,
daß jede Bewegung der einen Welle 5 a bzw. 5 b auf die andere übertragen
wird. An der Welle 5 a sind ein Gelenkhebel 8 a und über eine Schubstange
11 und den Winkelhebel 5 d ein Gelenkhebel 8 b drehbar angeschlossen. Die
Gelenkhebel 8 a, 8 b sind mit einer Beinstütze 8 verbunden. Der mit der Welle
5 a verbundene Winkelhebel 5 d ist zu einer Rahmenfußstütze 9 verlängert.
Mit der Welle 5 b steht eine Beinstütze 10 über einen an die Beinstütze 10 angelenkten
Gelenkhebel 10 a in Verbindung. Teil dieses Gelenkhebels 10 a ist der zweite Winkelhebel
5 d. Außerdem ist an die Beinstütze 10 ein zweiter Gelenkhebel
10 b gelenkig angeschlossen, dessen freies Ende 13 mit einem Langloch 10
c versehen und über eine Feder 12 beweglich an einen festen Bolzen 5 e angeschlossen
ist. Die Gelenkhebel 10 a, 10 b sind kürzer als die Gelenkhebel
8 a, 8 b.
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In der F i g. 1 ist das erfindungsgemäße Sitzmöbel in Gebrauchsstellung,
in der F i g. 2 in Ruhestellung dargestellt.
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Bezugnehmend auf die F i g. 3 wird im folgenden die Funktionsweise
des erfindungsgemäßen Sitzmöbels beim übergang von der Ruhestellung in die Gebrauchsstellung
erläutert. Zunächst muß das Sitzteil 3 um seine Hinterkante 2 so weit verschwenkt
werden, daß unterhalb der Vorderkante 3 a des Sitzteils 3 so viel freier Raum entsteht,
daß der Rahmen 5 an den Teleskopführungen 6, 7 über die Vorderkante 3 a des Sitzteils
3 hinausgezogen werden kann. Danach bedarf es lediglich eines Anhebens der Beinstütze
B. Beim Anheben der Beinstütze 8 erfolgt über den Gelenkhebel 8 b und die Schubstange
11 eine Schwenkbewegung des Winkelhebels 5 d und der damit verbundenen Rahmenfußstütze
9 entgegen dem Uhrzeigersinn. Gleichzeitig erfolgt über den Verbindungslenker 5
c eine Verschwenkung des Winkelhebels 5 d und des damit verbundenen Gelenkhebels
10 a, ebenfalls entgegen dem Uhrzeigersinn. über die Beinstütze 10 erfolgt auch
eine Verschwenkung des Gelenkhebels 10 b. Der durch das bewegliche Ende der
Feder 12 gegebene zweite Gelenkpunkt des Gelenkhebels 10 b befindet sich zunächst
an dem Ende des Langlochs 10 c, das dem freien Ende 13 des Gelenkhebels 10 b entgegengesetzt
liegt. Diese Stellung entspricht einer ersten stabilen Lage. Durch die Schwenkbewegung
entgegen dem Uhrzeigersinn wird die Feder 12 gespannt, bis sie in eine zweite stabile
Lage, nämlich in das andere Ende des Langloches 10c, mit ihrem freien Ende
bzw. mit dem daran befindlichen Gelenkbolzen kippt. Solange die erste stabile Lage
eingehalten wird, ist die Beinstütze waagerecht ausgerichtet, nach dem Kippen in
die zweite stabile Lage richtet sich die Beinstütze 10 schräg zwischen dem Sitzteil
3 und der Beinstütze 8 aus. Durch das Einschwenken der Beinstütze 10 in den freien
Raum zwischen dem Sitzteil 3 und der Beinstütze 8 wird gleichzeitig die Beinsütze
8 und damit die Rahmenfußstütze 9 verriegelt. Zur Rückführung des erfindungsgemäßen
Sitzmöbels von der Gebrauchsstellung in die Ruhestellung ist es erforderlich, entgegen
der Kraft der Feder 12 zunächst die Beinstütze 10 so weit zu verstellen, daß die
Feder 12 wieder in die erste stabile Lage kippt. Danach kann der Bewegungsablauf
in umgekehrter Reihenfolge wie zunächst beschrieben erfolgen.
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Damit in der Ruhestellung sich die Gelenkhebel 8 a und 8 b nicht gegenseitig
behindern, ist der Gelenkhebel 8 a mit einer Kröpfung 8 c ausgeführt.