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Trockenlöschpulver Trockenlöschpulver, die sowohl für Flüssigkeitsbrände
als auch für Festkörper- und Glutbrände Verwendung finden sollen, enthalten meist
einen mehr oder weniger großen Anteil an Phosphaten, die in der Lage sind, durch
pyrogene Abspaltung von Wasser und/oder Ammoniak in die sogenannte Metaphosphorsäure
bzw. in ihre Salze überzugehen. Die dabei entstehenden Produkte sind linear kondensierte
Polyphosphate mit Kondensationsgraden größer als 20. Es ist auch bekannt, diese
langkettigen Polyphosphate (z. B. das früher als »Natriumhexametaphosphat« bezeichnete
Grahamsche Salz) als Glutbrandpulver in reiner Form oder in Mischung mit anderen
Löschpulvern zu verwenden.
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Die besondere Löschwirkung dieser Phosphate für Glutbrände beruht
auf der Bildung von Schmelzen der Phosphatgläser, die in der Lage sind, tief in
den Glutbrandherd einzudringen und selbst noch an unzugänglichen Stellen die Glutnester
abzulöschen. Neben ihrer guten Löschwirkung haben aber die Ammoniumphosphate und
besonders das Natriumpolyphosphatglas die Neigung, Wasser anzuziehen und beim Lagern
zu verklumpen. Dieser Nachteil wird meist durch die Verwendung von mehr oder minder
großen Mengen an Hydrophobierungsmitteln behoben.
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Es wurde nun gefunden, daß besonders wirksame Trockenlöschpulver solche
sind, die wasserfreie, kristalline, kondensierte Phosphate mit einem Alkalioxyd-Phosphorpentoxyd-Verhältnis
vors etwa 1 : 1 enthalten. Solche Phosphate sind z. B. als Maddrelsches Salz und
als Kurrolsches Salz bekannt. Die beste Wirkung hat das ringförmig kondensierte
Natriumphosphat mit einem Na20: P205-Verhältnis von 1 : 1 und dem Kondensationsgrad
3.
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Der Schrnelzfluß dieser Phosphate ist sehr leicht beweglich und hat
die Eigenschaft, in dünner Schicht die Oberfläche von heißen Festkörpern, besonders
von heißen Metallen, schnell vollständig zu überziehen bzw. in die Poren der Oberfläche
einzudringen. Dadurch wird der Brandherd in kurzer Zeit abgelöscht. Diese Neigung
des Schmelzflusses der erfindungsgemäßen Phosphate ist so groß, daß sie neben ihrer
allgemeinen Verwendbarkeit als Löschpulver in besonderer Weise dazu geeignet sind,
Brände von Alkali-, Erdalkali-, Leichtmetallen und von Phosphor in kurzer Zeit abzulöschen.
Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Phosphate gegenüber den glasigen Polyphosphaten
bzw. den diese bildenden Salzen besteht darin, daß die wasserfreien, kristallinen,
kondensierten Alkaliphosphate mit dem Alkalioxyd P.,05-Verhältnis von etwa
1 :1 chemisch besonders inaktiv sind und daß daher besonders bei Erdalkali-und
Alkalibränden keine unerwünschten Sekundärreaktionen auftreten können. Durch die
Art ihrer Herstellung enthalten die erfindungsgemäßen Phosphate keine bzw. nur sehr
geringe Mengen von Konstitutionswasser; sie sind nicht hygroskopisch und neigen
daher nicht zum Verklumpen. Ebenso sind sie als Löschpulver unempfindlich gegen
lokale Überhitzungen, so daß keine der gefürchteten Umlagerungs- bzw. Rekristallationsreaktionen
stattfinden kann. Die Rieselfähigkeit des Löschpulvers ist dadurch selbst unter
extremen Bedingungen gewährleistet.
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Die erfindungsgemäß anzuwendenden wasserfreien, kristallinen, kondensierten
Phosphate, insbesondere das ringförmig kondensierte Natriumphosphat mit dem Na2O
: P205-Verhältnis von 1:1, können sowohl allein als auch in Mischung untereinander
das Trockenlöschmittel bilden. Einen besonders geringen Schmelzpunkt haben dabei
Mischungen aus Natriumphosphaten mit dem Kurrolschen Kaliumsalz. Weiterhin können
die erfindungsgemäßen Trockenlöschmittel auch andere übliche Bestandteile, wie Mono-
bzw. Diammoniumphosphat, Natrium- bzw. Kaliumbicarbonat oder Erdalkalicarbonate
usw., enthalten. Diese Mittel werden durch den Gehalt des Löschmittels an den erfindungsgemäß
zu verwendenden Phosphaten in ihren Lagerungs-, Riesel- und Versprüheigenschaften
und in ihrer Löschwirkung durch den Gehalt an erfindungsgemäßen Phosphaten wesentlich
verbessert. Die Löschmittel können in diesem Fall 30 bis 90 Gewichtsprozent, vorzugsweise
50 bis
70 Gewichtsprozent, an den erfindungsgemäß zu verwendenden
wasserfreien, kristallinen, kondensierten, insbesondere ringförmig kondensierten
Alkaliphosphaten enthalten.
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Beispiel 1 Es wurde versucht; mit einem Löschpulver, das aus 95 Teilen
eines feinteiligen, linear kondensierten Natriumpolyphosphatglases mit einem Na2Ö
: P,0,-Verhältnis von 1:1 ünd einem Kondensationsgrad von etwa 30 und 5 Teilen Magnesiumstearat
als Hydrophobierungsmittel, bestand und das in einen handelsüblichen Handfeuerlöscher
eingefüllt war, einen Phosphor-, einen Natrium- und einen Magnesiumbrand abzulöschen.
Dazu wurde je 1 kg der drei genannten Stoffe mit einer Gasflamme angezündet. Mit
dem Ablöschen wurde begonnen, als die Brände ihren größten Umfang angenommen hatten.
Es dauerte eine ganze Weile, bis die Brände abgelöscht werden konnten. Besonders
beim Alkalimetallbrand verursachte das Löschpulver am Anfang ein Anfachen des Brandes.
Erst nach einer gewissen Reaktionszeit ging zwar das Feuer aus, um aber später erneut
an einzelnen Stellen aufzuflackern. Das Natriumpolyphosphatglas war so vermahlen,
daß 370/, Korndurchmesser kleiner als 0,04 mm, 45 °/o Korndurchmesser zwischen
0,04 und 0,10 mm und 18 °/o Korndurchmesser zwischen 0,10 und 0,15 mm hatten.
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Wurden demgegenüber unter sonst gleichen Versuchsbedingungen Brände
von Phosphor, Natrium und Magnesium mit einem Löschpulver gelöscht, das aus einem
handelsüblichen, ringförmig kondensierten Natriumphosphat mit einem Na20 : PZOs-Verhältnis
von 1:1 und dem Kondensationsgrad 3, das ebenfalls in einen handelsüblichen Feuerlöscher
eingefüllt war, abgelöscht, so erloschen die Brände momentan. Ein Wiederaufflackern
des Feuers wurde in keinem Fall beobachtet. Das erfindungsgemäße Phosphat hatte
folgende Korngrößenverteilung: 290/, kleiner als 0,04 mm, 510/, zwischen
0,04 und 0,10 mm und 20 °/a zwischen 0,10 und 0,15 mm.
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Im Gegensatz zu der Verwendung des linear kondensierten Natriumpolyphosphatglases
war bei der Verwendung des ringförmig kondensierten Natriumphosphates der gesamte
Brandherd mit einer gleichmäßigen geschmolzenen und lückenlosen Phosphatschicht
bedeckt. Beispiel 2 Unter den gleichen Versuchsbedingungen wie im Beispiel 1 wurden
Brände von Phosphor, Natrium und Magnesium mit einem Löschpulver abgelöscht, das
aus handelsüblichem feinteiligem Maddrellschem Salz bestand und ebenfalls in - einen
handelsüblichen Handfeuerlöscher eingefüllt war. Dieses Salz bestand zu 560/, aus
Teilchen mit Korndurchmessern kleiner als 0,04 mm und zu 440/, mit Korndurchmessern
zwischen 0,04 und 0,10 mm. Wenn auch die Zeit bis zum Erlöschen der Brände etwas
länger dauerte als bei der Verwendung des ringförmig kondensierten Natriumphosphates
im Beispiel 1, so war die Zeit doch immer noch wesentlich kürzer als bei der Verwendung
des linear kondensierten Natriumpolyphosphatglases im Beispiel 1. Da auch
bei der Verwendung von Maddrellschem Salz als Löschpulver eine lückenlose dünne
Phosphatschmelze auf dem Brandherd entstand, wurde auch hier- ein Wiederaufflackern
des Brandes in keinem Fall beobachtet: Beispiel 3 Unter den gleichen Versuchsbedingungen
wie im Beispiell wurde mit einem Löschpulver, das äus handelsüblichem feinteiligem
Kurrolschem Kaliumsalz bestand, mit Hilfe eines Handfeuerlöschers ein Phosphor-,
ein Natrium- und ein Magnesiumbrand mit einem Pulverstrahl abgelöscht. Das Kurrolsche
Salz hatte folgende Korngrößenverteilung: 28 °/o kleiner als 0,04 mm, 69 °/o zwischen
0,04 und 0,10 mm und 3 °/a zwischen 0,10 und 0,15 mm. Die Löschwirkung des Pulvers
aus handelsüblichem Kurrolschem Kaliumsalz war etwa dem Löschpulver des Beispiels
2 vergleichbar. Beispiel 4 Unter den gleichen Versuchsbedingungen wie im Beispiell
wurde mit einem Löschpulver, das aus gleichen Anteilen von handelsüblichem, ringförmig
kondensiertem Natriumphosphat mit einem Na20 :P,0,-Verhältnis von 1:1 und dem Kondensationsgrad
3 und einem handelsüblichen Maddrellschen Salz und aus einem handelsüblichen Kurrolschen
Kaliumsalz mit den in den Beispielen 1 bis 3-mitgeteilten Komgrößenverteilungen
bestand, je ein Brand von Phosphor, -Natrium und Magnesium mit Hilfe eines Handfeuerlöschers
abgelöscht. Die Löschwirkung dieses Pulvergemisches war etwa vergleichbar der eines
Löschpulvers aus- reinem handelsüblichem, ringförmig kondensiertem Natriumphosphat
mit dem Kondensationsgrad 3, wie es im Beispiel 1 verwendet wurde. Beispiel s Mit
einem Löschpulver, bestehend aus 50 Teilen eines handelsüblichen, ringförmig kondensierten
Natriumphosphates mit dem Kondensationsgrad 3, aus 49 Teilen Natriumbicarbonat und
1 Teil Magnesiumstearat, wurde mit Hilfe eines Handfeuerlöschers mit einem Pulverstrahl
ein Leichtölbrand mit einer Brandfläche von etwa 1 m2 innerhalb weniger Sekunden
abgelöscht. Ein Nachzünden des Öls wurde nicht beobachtet. Die Mischung hatte folgende
Teilchengrößenverteilung : 35"/, kleiner als 0,04 mm, 560/,
zwischen 0,04
und 0,10 mm und 90/" zwischen 0,10 und 0,15 nuri. Beispiel 6 Mit einem Löschpulver,
bestehend aus 50 Teilen Maddrellschem Salz, 49 Teilen Monoammoniumphosphat und l
Teil Magnesiumstearat, wurde mit Hilfe eines Handfeuerlöschers mit einem Pulverstrahl
ein in den Zustand des Glutbrandes eingetretener Fichtenholzhaufen innerhalb weniger
Sekunden abgelöscht. Ein Wiederaufflammen des Brandes wurde nicht beobachtet. 43
°/o des Löschpulvers bestanden aus Teilchen mit Durchmessern kleiner als 0,04 mm
und 57°/o zwischen 0,04 und 0,10 mm. Beispiel? Mit einem Löschpulver, bestehend
aus 50 Teilen handelsüblichem Kurrolschem Kaliumsalz und.49 Teilen Diammoniumphosphat
und l Teil Magnesiumstearat, wurde mit Hilfe eines Handfeuerlöschers mit. einem
Pulverstrahl ein in den Zustand des Glutbrandes eingetretener. Fichtenholzhaufen
innerhalb weniger. Sekunden abgelöscht. Ein Wiederaufflammen des Brandes,-wurde
nicht beobachtet. Das Pulver
bestand zu 36 °/o aus Teilchen mit
Durchmessern kleiner als 0,04 mm, zu 62"/, zwischen 0,04 und 0,10 mm und zu 2
% zwischen 0,10 und 0,15 mm.
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Beispiel 8 Mit einem Löschpulver, dessen Teilchen zu 380/0
Korndurchmesser
kleiner als 0,04 mm, zu 580/0 Korndurchmesser zwischen 0,04 und 0,10 mm und zu 4°/o
Korndurchmesser zwischen 0,10 und 0,15 mm hatten und das aus 48 Teilen Natriumbicarbonat,
17 Teilen eines ringförmig kondensierten Natriumphosphates mit dem Kondensationsgrad
3, 17 Teilen Maddrellschem Salz, 17 Teilen Kurrolschem Kaliumsalz und 1 Teil Calciumstearat
bestand, wurde mit Hilfe eines Handfeuerlöschers mit einem Pulverstrahl ein Leichtölbrand
mit einer Brandfläche von etwa 1 m2 innerhalb weniger Sekunden abgelöscht. Ein Nachzünden
des Öls wurde nicht beobachtet.